vom Ausgange des 15. Jahrhunderts über Holbein und die Holzschneider der Renaissancezeit, über die französischen Feinstecher des 18. Jahrhunderts, über Chodowiecki undMeil bis zu Menzel und Hosemann gibt und damit eine beinahe unmittelbaren Anschluß an die Arbeiten der buchgewerblichen Bewegung seit der 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts vermittelt. Z um Bibliophilen im modernen Sinne, der das Buch nicht nur wegen seines Inhalts, sondern auch als Kunstwerk schätzt, bin ich 1897 durch die von Lechter dekorierte Gedichtsammlung Stephan Georges „Das Jahr der Seele“ ge worden. Ich sah es in einem Buchladen der Potsdamer Straße in der Nähe der Lützowstraße, wo ich manchmal verramschte Bücher zu billigen Preisen erstand, und wollte es wegen des Umschlags erwerben, erschrak aber, als mir die Verkäuferin den Preis von 6 Mark nannte. Für einen modernen Umschlag war mir das natürlich zu teuer. Aber das Fräulein machte mich darauf aufmerksam, daß das Buch auf sehr schönem Papier gedruckt sei und nur etwa 100 Exemplare in den Handel kommen sollten. „Die paar Stücke, die wir haben, werden uns direkt aus den Händen ge rissen“, sagte sie. Ich habe also das vielbegehrte Buch gekauft und an ihm bei näherer Betrachtung gelernt, daß ein Buch auch ohne Buchschmuck und ohne Illustrationen hohen künstlerischen Reiz ausüben kann, allein durch die Schönheit von Schrift und Satz, von Druck und Papier, wozu hier noch der reizvolle Wechsel der blauen und roten Versalien trat. Das klingt heute, wo wir eine hoch entwickelte Buch kunst haben, höchst simpel, aber damals gab es in Deutschland so gut wie nichts, an dem man ähnliche Erfahrungen machen konnte. Nebenbei bemerkt, hatte dieser Erwerb für mich auch noch eine andere Bedeutung. Ich las die Gedichte, und nachdem ich den ersten Ärger über das Fehlen von großen Anfangsbuchstaben und Interpunktionszeichen überwunden hatte, wurde ich lebhaft gepackt durch die Formvollendung und die Klangschönheit dieser Verse wie durch die sprach- bildende Kunst des Dichters und den hohen Ernst seiner Gesinnung. Ich habe mir daher die späteren Erstausgaben der Georgeschen Dichtungen mit Lechters Dekorationen nicht nur als buchkünstlerische Schöpfungen, sondern auch wegen