MEINE SAMMLUNG I m Spätsommer werden es 36 Jahre, daß ich meine gebrauchsgraphische Sammlung begann. In der langen Zeit, die seitdem verstrichen ist, bin ich oftmals gefragt worden, wie ich eigentlich auf den Gedanken gekommen sei, gerade solche Dinge zu sammeln, an denen früher fast alle achtlos vorübergingen. Anfangs hatte eine solche Frage meist einen spöttischen oder geringschätzigen Unterton, später wurde sie nicht selten aus wirklichem Interesse gestellt. Während aber diese Frage meist von Außenstehenden kam, interessierten sich Vereins genossen und Sammlerkollegen hauptsächlich dafür, was meine Sammlung im einzelnen enthielte und wie ich alle meine papiernen Schätze zusammengebracht hätte. Eine solche Unterredung endete nicht selten mit der Bitte, darüber doch einmal in unserer Zeitschrift ausführlicher zu berichten. Ich habe dieser Ver lockung stets widerstanden; war ich mir doch klar, daß der Interessentenkreis hierfür naturgemäß nur ein kleiner sein konnte; auch wollte ich mich nicht dem Vorwurfe aussetzen, auf Vereinskosten dem Affen meiner sammlerischen Eitelkeit Zucker gegeben zu haben. Da ich aber in diesem Jahre, in dem unser Verein seinen 40. Geburtstag feiert, meinem 60. entgegengehe und vor 25 Jahren zum ersten Male zum Vorsitzenden gewählt worden bin, scheint mir der Zeitpunkt gekommen, wenigstens vor dem zu unserem Feste versammelten intimeren Kreise kurz Rechenschaft abzulegen über das, was ich sammlerisch auf unserem Gebiete gewollt und erreicht habe. Die Festschrift, die wir der oft bewährten Güte der Firmen Otto von Holten und Meißner & Buch verdanken, gibt mir dazu erwünschte Gelegenheit. Vor einem muß ich freilich warnen, um Ent täuschungen vorzubeugen: Erlebnisse, die ein Sammlerherz höher schlagen lassen, habe ich leider nie zu verzeichnen gehabt. Niemals habe ich bei einem Straßen händler eine Inkunabel für 50 Pf. oder bei irgendeinem Winkelantiquar einen