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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.10.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911030029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891103002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891103002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-30
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Abend-Ausgabe: die «gespaltene Petttzeil« 40 ^ Reklamen unter dem RedacttvnSstrich >4 gespalten) 1 Familiennachrichteii und Anzeigen verlorener Gegenstände («gespalten) 20^j Größere Schriften laut nnierrin Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zisjernjatz nach höherem Toris. Sftrlra-Vollagrn (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe. ohne Postbesörderung ^ 60.—, mit Postdesördernug 7V.—. Annahmklchlub für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Mo rg, u-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh S Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Inserate sind siet- an die Srpedttt«« zu richten. Freitag den 30. October 1891. 85. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpcdition ist morgen Sonnabend, den 31. Oktober, Vormittags nur bis v Uhr gcvfjnet. I.xi)?<Ilti<m <1<>8 'I'rlLoliluttSn. Leipzig, 30. Oktober. * ES wäre nachgerade Zeit, daß über den Termin der Wiedereröffnung des Reichstags die definitiven Ent- schlieyunqen gefaßt bezw. zuverlässig bekannt gemacht würden. Die RelchStagsabgeorknetcn haben einen begründeten An spruch darauf, möglichst frühzeitig zu erfabren, zu welchem Zeitpunkte sie ikre parlamentarischen Pflichten wieder aufzunehmen babcn, damit sie sich in ihren persön lichen und geschäftlichen Angelegenheiten daraus einrickten können. Bei dem Beginn förmlicher Sessionen, deren An beraumung der Negierung anbeimslebt, ist früher oft über die lange Verzögerung der Bekanntmachung des Termins geklagt und darin eine Rücksichtslosigkeit gegen die Abgeord neten erkannt worden. Jetzt, bei einer Vertagung, steht die Wiedereröffnung der parlamentarischen Arbeiten dem Präsidenten zu. ES ist aber hinsichtlich der frühzeitigen Bekanntmachung des ErösfnmigslcrminS noch eine Verschlechterung gegen früher eingclreten. Da, auch wenn der Etat noch einige Tage länger ans sich warten läßt, Arbeitsfluss genug vorhanden ist, so ist nicht cinznseben, warum man überhaupt den Wieder beginn der Session erheblich über den ursprünglich dafür in Aussicht genommenen 10. November hinauSschicbt und damit die kurze Zeit bis zu den Wciknacktsferien aus das Aeußcrstc cinschränkt. Jedenfalls aber ist kein Grund ersichtlich, warum man nicht endlich den Tag des Wiederbeginns bekannt macht. * Wir haben gestern schon mitgethcilt, daß Major von Wissmann tvatsächlich und zwar aus Gesundheits rücksichten aus dem Neichskienste scheiden wolle. Daß rS aber nicht nur Gesundheitsrücksichten sind, scheint nicht unwahr scheinlich, wenn nicht gewiß. Dennoch giebt ein Brief einer Wissmann nahestehenden Persönlichkeit auS Kairo, den die „Schlesische Zeitung" mittbeilt, keine Aufklärung. ES heißt darin, daß Herr von Wissmann zu dieser Zeit noch damit beschäftigt war, Sudanesen auzuwcrben. I» diesem Briese ist mir keinem Worte erwähnt, daß der Rcichscommissar die Absicht hätte, sein Entlassungsgesuch einzureichcn; eine solche Ab sicht hat bis zu dem erwähnten Datum (19. Oktober) also jeden falls nicht bestanden, da sie sonst zweifellos in dem Briefe Erwäh nung gefunden haben würde. Ebensowenig ist in dem Briefe ein rein persönlicher Conflict zwischen Herrn v. Wissmann und dem Gouverneur von Ostafrika. Freiherrn v. Soden, an gedeutet; von einem solchen Conflict konnte zur Zeit der Ab fassung dcö Brieses, welcher nur sieben Tage vor dem Auf- tauchc» der Entlassungsgerüchte geschrieben ist, auch schon deshalb nicht die Rede sein, weil die beiden Beamten räumlich weit von einander getrennt waren. In dem Briefe wird auch bemerkt, daß seitens der egyptischen Regierung der Anwerbung von Sudanesen Schwierigkeiten bereitet würden, indem beispielsweise Fahrten den Nil aufwärts nicht gestattet wären. — Auch eine Unterredung, welche ein Berichterstatter des in Alexandrien erscheinenden „Telegraph" mit Wissmann batte, bringt kein Licht, wobl aber soll v. Wissmann dem Berichterstatter gegenüber sich sehr ungünstig über die Aus sichten der deutschen Cclonialpolitik ausgesprochen haben. Die in Ostafrika Ibätigen Enaländer seien den Deutschen zu weit vorauSgckommen; sie Kälten mehr Geld und Bewegungs freiheit. lieber die näheren Gründe seiner Rückkehr gab v. Wissmann dem Blatte auch keine Auskunft. * Uebcr dcnWablsieg der Freisinnigen im Reichs tag SwablkreiS Stolp-Laucnbnrg schreibt die „Ncmon.illibcrale Correspondenz", daß sich dieser Siez als ein unerwartet glänzender hcrausstcllt. „Die genauen Etimmenzaklen liegen noch nicht vor; doch steht fest, daß der freisinnige Kandidat, Hofbesitzer Dan, mit bedeutender Mehr heit gesiegt bat. Es ist bereits darauf hiuzcwicscn worden, daß dieser säst ganz ländliche Wahlkreis zu den anscheinend festesten der konservativen Partei gehörte und für ernstlich kaum angreifbar galt, ja daß er die Domäne gerade des äußersten reckten Flügels, der KrcuzzcitungSrichtung, war. In diesen pommerschen Wahlkreisen sind zwar ähnliche Ucber- raschuugc» schon wiederholt dagewesen : sie pflegten nach einer Innen fortschrittlichen Probe dann rasch wieder zu den Con- servaliven übcrzugckcn. Immerhin aber ist die parteipoli tische Bedeutung der neuesten Wahl nicht zu unterschätzen. Eie zeigt wieder, aus wie unsicherem Boden die par lamentarische Stellung der Conservativen ruht. Binnen wenigen Monaten ist dies nun der dritte Verlust, den die Conservativen erleiden: Tilsit, Cassel und Stolp. Und dabei kann man in der „Kreuzzcitung" fortwäh rend hocbniülhige und anmaßende Reden von der „Ab- wirtksckastung" anderer Parteien lesen. Vielleicht urtbeilt daS genannte Blatt in Zukunft auch etwa- günstiger über den Werth, de» daS „Cartel" für die Conservativen gehabt bat, wenn es die wachsende Unfähigkeit seiner Partei be merkt, die Mandate aus eigener Kraft zu behaupten. Wo har denn diese politische Richtung noch einen festen Boden, wenn sie sich in Pommern und Ostpreußen nickt mehr zu behaupten vermag? Einstweilen isttie „Krzztg." noch soverblüsit, daß sie nicht ein einziges Wort gefunden bat." — Wir sind nickt ganz der Meinung der Partei-Corrcspondcnz. In dem Wahlkreise sind, wie anderswo, auch rci» gescllsckastlicke Ein- slüsie geltend und der liberale «er bat sick »och nicht der frei sinnigen Partei augcschlosscn) Hofbesitzer Dau >s« den Bauern stcensalls sympathischer als der aristokratische v. Osten. ES gehl hier wieder einmal klar hervor, daß die Wählerschaft I ber einen der Ihrigen aus den Schild erhebt, als einen idr social ferner Siebenden. Tie Beurtbtilung der sormalpolitischcn Stellung kommt wahrscheinlich erst in zweiter Linie in Be tracht. Die sreievaservatwe „Post" ist indessen nicht unserer Meinung, sie schreibt: „ES ist augenscheinlich gelungen, einen Keil zwischen den Großgrundbesitz und die Bauernschaften zu treiben. Der Wablvorgang mahnt aus- Dringendste, den Zu- ämmenschluß von Groß- und Kleingrundbesitz, auf wextiem die Stärke ber conservativen Parteien zu einem guten Tbeile berubt, auf daS Sorgsamste zu pflegen und auf daS Pein lichste Alles zu vermeiden, was nicht den gemeinsamen Inter essen des gesammlen ländlichen Grundbesitze- dient." * ES soll im Plane der Marineverwalrung liegen, eine südamerikanische Flotten station zu errichten. Für das nächste Jahr dürfte rin Kreuzer dabin entsendet werden. * Die „Berliner Politischen Nachrichten" tbcilen mit, daß in Preußen Erwägungen schweben, ob aus dem Gebiete der Wohnung-Polizei eine Anstellung besonderer staatlicher Wohnungsinspectoren in der Art geboten sei, daß diese der allgemeinen Polizei auf dem Gebiete der WobnungSpolizci ebenso in dir Hand arbeiten, wie die- von Seilen der Fabrik- iiispcctoren in gewissen Zweigen der Gewerbepolizei schon geschieht. * Gegenüber den sich vielfach widersprechenden Mit tbeilungen über die Behandlung de- in Deutschland ein- tresfendcn amerikanischen Schweinefleisches durch die deutschen Zollbehörden wird Folgende- mitgethcilt: Ein Zweifel über die Form und den Inhalt der von der deut schen Regierung geforderten Inspektion-- Certificate der Bundesregierung von Nord-Amerika besteht bei keinem deut schen Zollamt. Diese Schau Certificate werden in Doppel- Exemplaren auSgcserligt. Das eine gebt mit den Frachtbriefe», daS andere ist in so viel Exemplaren, als die Sendung Stücke umfaßt, auf jede- Frachtstück oben ausgenagelt. Diese Certificate werden von den deutschen Zoll behörden respectirt, die Sendungen unbeanstandet zu gelassen. Eine amerikanische Firma, die North Packing Co. in Boston, bat jedoch zwei mit unzulänglichen Bescheinigungen versehene Sendungen nach Deutschland expedirt. Die eine ging über Holland nach Emmerich und wurde dort zugelassen, weil die Zollbehörde in Emmerich die nur auf die Echtheit der Unterschrift de- Absenders bezügliche Beglaubigung des deutschen ConsulS irrtbümlich für eine Bescheinigung statt- gehabter vorschriftsmäßiger Untersuchung hielt. Die andere Sendung kam nach Haniburg — 400 Kisten und 400 Fässer im Gesammlgcwicht von ea. 3500 Centnern — und wurde dort mit Recht beanstandet. Bei der Größe der Sendung und der Schwierigkeit de- Rücktransport- wurde der Fall dem Reichskanzler von Caprivi unterbreitet, welcher verfügte, daß mit Rücksicht auf die in der Union anscheinend noch be stehenden llnklarbeiten über die Forderungen des Fleischschau- gesctzes, resp. der deutschen Regierung, diejenigen Sendungen, welche von Amerika vor dem 30. September ohne zuläng liche Certificate abgegangen sind, in Deutschland zugclasscn werden dürfen, vorausgesetzt, daß sie hier einer eingehenden Untersuchung unterzogen werden. In Verfolg dieser An ordnung sind vic 3500 Centner der Nortb Packing Co im Frcihafengcbiet Hamburgs gelöscht worden und werden dort in sebr eingehender Weise, jedes Stück besonders geprüft. Da alle vor dem 30. September abgegangcneu Sendungen nunmehr in Deutschland cingetrofsen sein dürsten, hat die AllSnakmcbcwilligung der Zulassung damit wohl ihr Ende erreicht. * Ueber „Criminalfälle in der Presse" schreibt die „Kölnische Zeitung" zutreffend: Die Art, wie der neueste abscheuliche Mord in Berlin vielsach beschrieben worden ist. giebt zu ernsten Bedenken Anlaß. Natürlich sollen »nd müssen Verbrechen, welche mit Recht die Ausnierklamkeit der weiteste» Kreise auf sich ziehen, der Presse mitge'heilt werden, und die Verbreitung, welche hierdurch die Nachricht von den Uebel- tbaten findet, Hot schon o't dazu beigciragen und ist nicht seilen gar daS einzige Milte! gewesen, den Thäter zu entdecken. Indessen muß die ausführliche Schilderung der Einzelheiten ihre Grenzen haben, eine Grenze, die allerdings nicht sowohl durch das Gesetz als durch den guten Tact und das Anslandsaefühl gezogen werden kann. Es ist keineswegs die Aufgabe der Presse, die Verübung eines Verbrechens bis m die kleinsten Umstände zu erzählen. I» einem juristischen oder medicinischen Fachblalt, daS nur in die Hände von Fachleuten kommt, kann dies geschehen, in einer Tages zeitung aber, die von Personen verschiedenen Alters und verschie- denen Geichlechts gelesen wird, sollte man von jener Kleinmalerei abseben, welche der jüngste Naturalismus mit besonderer Liebhaberei betreibt. Manche Berichte haben den Eindruck gemacht, als ob die Verfasser ein besonderes Vergnügen daran gesunden hätten, die ekelhaftesten und anstößigsten Einzelheiten des Vorfälle« mit einer epischen Breite zu erzählen. In einem Roman aus der Feder Emil Zola'S ist man an solche Ausführlichkeit gewöhnt, aber in der deutschen TageSpresse hat sie bisher noch keinen festen Fuß gesoßt, und es scheint uns sehr wünjchenswcrth, daß auS der Mitte der Presse gegen jeden Versuch, dieser Unsitte Eingang zu verschaffen, entschiedene Verwahrung eingelegt wird. Ein anständiges Blatt sollte sich nicht dazu hergeüen, da» SeniationSbedürniiß des Lese- pöbets aller Rangclaiien befriedigen, vielmehr e» für seine Auf- gäbe halten, auch in der Berichterstattung über Unthaten mit größter Sorgfalt Alles zn vermeiden, was dazu dienen kann, den in so vielen Menschen schlummernden Trieb zum Verbrechen anzuiachen. Welche Nachtheile durch derartige Berichte hervorgeruien werden, ist den Lnuunalisten zur Genüge bekannt, und wir glauben keinen zu scharfen Ausdruck zu gebrauchen, wenn wir bebauptcn, daß sie dazu beitragen, die Verrohung in weiten Kreisen zu steigern. Es ist uns eine erfreuliche Beobachtung, Laß Zeitungen, mit denen wir in politischen Fragen nicht oft Hand in Hand zu gehen Ge- legenheit haben, hierüber ebenso denken wie wir und gegen diese Unsitte, welche auf die nach Aufregung trachtenden Leserkreise jpeculirt, entschieden zu Felde ziehen. Bor Allem sind eS einige in der Hauptstadt erscheinende Blätter, die sich dem Bonvurs einer höchst tadelnswertbcn und abscheulichen Art der Berichterstattung aussetzen. Wir rufen nicht nach Polizei und Staatsanwalt, sondern wenden uns an da« Tact- und Bnstandsgeiühl, daS hoffentlich noch genugsam entwickelt ist, um derartige höchst nachtheilig« Verüfsent- lichnngen in Zukunft zu verhindern. * Von der Bcchumer Strafkammer wurde der Chef redakteur der „Westfälischen VolkSzeitung", Johannes Fus- angel, wegen Beleidigung de- Landlagsabqeorbneten Herrn Bergralb vr. Schultz zu einer dreiwöchigen Haftstrafe verurtkeilt. Die „Westfälische VolkSzeitung" brachte im Früh jahr d. I. bekanntlich eine neue Serie ihrer Steucrartikel. Durch einen dieser Artikel sühlle sich Herr Schultz beleidigt. In der UrtheilSverkündung hob der Vorsitzende hervor, daß deswegen eine Haftstrafe erachtet wurde, weil eS sich hier um eine Beleidigung eines politischen Gegner-, also um eine politische Beleidigung handle, im anderen Falle wäre auf Gesängnißstraf« erkannt Word«». * In der Provinz Sachsen ist eine Bewegung im Gange, welche eine Umwandlung der landwirtbschafilichen Centralvereine oder ihrer Vorstände in LandwirthschastS- kammern mit dem Rechte begrenzter Besteuerung der Land- wirthe ihres Bezirke-, nach Analogie der Handelskammern, verlangt. * Zur Besprechung der Förderung der Viehzucht hat unter dem Vorsitz des UnterstaatssecretairS vr. v. Marcard eine Sachverständigen - Commission getagt, die zu folgendem Ergebniß gelangt ist: Es empfiehlt sich, die Verwendung staatlicher Mittel, jedock selbstredend unter Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse und Bedürfnisse in den einzelnen LandeStheilen und vorbehaltlich einzelner be sonderer Verwendungszwecke, auf folgende Puncte zu concen- triren: l) zu Präiimrungen, 2) zum Ankauf von Zuchtvieh, 3) zur Unterstützung zieldewußter Züchtung einheitlicher Rassen durch Beihilfe» zum Ankauf und zur Unterhaltung von SlationSbullen, durch Unterstützung der Zuchtve» bände, durch Beihilfen zur Abballnng von Zuchtmäikten »»d Zuchlverband- sckauen, 4> zur Unterstützung der landwirtbschaftlicken Vereine bebufs Tragung der .Kosten der Ausstellung von Collectionen guten ZuchiviebS aus größeren, nicht im VereinSgebicte lie genden Ausstellungen, 5») zur Prämiirung verbesserter Siall- einrichlungen und zur Gewährung von Prämien für ralionelle Aufzucht und Pflege deS Viehs, «ft zur Errichtung von Bullen- stalioncn, 7) zur Bildung von Stanimheerden, 8) zur Anlage von Heerdendüchern und 9) zur Unterstützung des Molkerei- Wesens. * AuS Hof wird uns geschrieben, daß die gelegentlich der Kabellegung lei Ullitz vorgekommenen Schlägereien zwischen den bäuerischen und den von der Firma Eieiuens L HalSkc beschäftigten polnischen Arbeitern nur ein so eial- demokratischerStreick waren, beweise» die Verhandlungen, die jetzt vor dem Baprentber Landgericht in dieser Angelegen heit sich abspielen. Der H .uptbetzer Ebcrt zicbt nur scheinbar als Handelsmann umher; i» Wirklichkeit ist er ein social demokratischer Wanderaufwiegler. Seine hiesigen Partei genossen haben z. B. am 6. April in einer geheime» Ver sammlung beschlossen, eine Gcldsammlnng einzuleilen, um für Eberl einen Verlbcidiger zu stellen. DaS Unheil, welches das Bayreuiber Landgericht gefällt bat, gebt dahin, daß von den 4 l Angeklagten wegen LandsriedenSbruchS 7 srcigesprocken, die Uebrigen zu 3 Monaten Gesängniß bis l Jahr 9 Monaten Zuchthaus verurtheilt wurden. Ebert erhielt 7 Monate Zucht- MiüS. — Au Stelle d«S verstorbenen RcichStagöabgeordneten Feustel, der den Wahlkreis Bayrrutk-Wunsiedel immer vertreten bat. wollen die Nationalliberalcn Herrn Rechtsanwalt lOr. Casselmann in Bayreuth aufstellen. Die Teuischfreistnnigen schlagen Herrn Landgerichlsralh St oll-Bayreuth vor. «- * Für die Annahme des in der niederländischen Kammer eingcbrachten provisorischen Gesetzentwurfs über de» Dienst in der Miliz dürste die parlamentarische Ncubilvung jedenfalls von Bedeutung sein. * Der von dem französischen Iustizministcr vorbereitete Gesetzentwurf gegen daö Zubälterwescn enthält auch Bestimmungen zur Unterdrückung pornographischer Publi kationen. * In der französischen Deputirtenkammer inter- pellirte am Donnerstag Tumay Wege» der Maßregelung von Eisenbalmbeamten und wegen der lüngsten Eisenbabnunsällc, welche er der Ueberbürdung der Beamten zusckreibt. Ter ArbeitSminister AvcS Guyol erwiderte, eS bestehe kein Zu sammenhang zwischen diesen Unfällen und dem jüngsten Streik der Elsenbahnbcdiensteten. Dumay brachte darauf eine Tagesordnung ein, in welcher die Verwaltungsorgane der Eiscnbahugesellschaften für die Unfälle verantwortlich erklärt werden. Die Kammer nahm dagegen die einfache, von dem Minister nccevtirte Tagesordnung mit 2«7 gegen 205 Stimmen an. Hieraus wurde da» Budget der öffent lichen Arbeiten und der StaatSeisenbahnen genehmigt. — Der Abgeordnete DreyfuS brachte unter dem Beifall der äußersten Linken einen Antrag, betreffend die Trennung der Kirche vom Staat, ein und beantragte die Dringlichkeit. Nach einer leb haften Erörterung zog der Deputirte seinen Antrag zurück. * Die Engländer stellen sich ganz außer sich, daß Emin Pascha, wahrscheinlich notbgedrunqen, seinen Weg durch englisches Gebiet genommen hat. Die etwas sehr bramarbasirende „Morning-Post" schreibt nämlich, daß es nickt genüge, daß die deutsche Regierung jede Verbindung mit Emin's Unternehmen deSavouirt, die Aktion Emin'S bilde eine Verletzung deS feierlichen Vertrage- mit Großbritannien und erbcische Aufklärung, die von Salisbury sicherlich ge fordert werken wird, wenn sie nickt bereits freiwillig gegeben worden ist. Die britische Regierung sei auch befugt, zu fragen, welche Schritte die deutsche Regierung z» ergreifen beabsichtige, um Großbritannien für die etwaigen Folgen der Action EiiiinS zu entschädigen. Allzu tragisch darf man diese Auslastung nicht nehmen. Salisbury wird sich hüten, wegen eines Marsche- in der Wildniß durch nur auf der Karte begrenztes Gebiet sich mit seinem Freunde Deutschland zu zanken. * Wie aus Cork gemeldet wird, war dort am Mittwoch Abend trotz starker Polizeibedeckung Di l lon abermals Gegen stand der Ausschreitungen einer wütkenden Volksmenge. iLein Wagen wurde angebalien, mit Steinen beworfen und Dillen selbst schwer mißhandelt. Beim AuSsteigen erhielt derselbe einen Knittelhieb über die Beine, welcher ihm daS Gehen unmöglich machte. Der Wagen wurde vollständig ruinirt, die Menge verfolgte denselben schreienv und Steine werfend bis nach Maysield. Die Polizei zog. trotzten« sic schon um fassende Sicherheit-Maßregeln getroffen hatte, Militairver- stärkungen herbei. * Dir zwischen Frankreich und Spanien cingetretenr Spannung hat eine weitere Verschärfung erfahren. Tie bisher am Hofe de» Sultans Mule» Hassan bestehende spanische Militaircommission, Hauptmann Canizards und Lieutenant Delarde, ist von Mequinez nach Tanger zurück- gekehrt, was aus Jntriguen der französischen L-ssiricre in Mequinez zurückgesührt wird. Die spanischen Ofsicicre wurden von Eingeborenen angegriffen und machten zu ihrer Vertbci- diguog von ihren Waffen Gebrauch, worüber die Bevötkerung aufsAeußersteerbittert wurde. DieSpanierbehaupten, der ganze Vorfall sei von den französischen Ossicieren vorbereitet worden, um die Spanier am Hofe des Sultans unmöglich zu machen. In Betreff der spanischen Finanzkrisis soll das Zu standekommen der JnterimS-Anleibe durch Vermittelung de- Pariser Hause- Rothschild große Schwierigkeiten bereiten, ob gleich die RegierunzSorgaiie in Madrid die Krisis als über wunden bezeichnen. Die Verbandlungen mit Paris werden bisher noch völlig gebeim gehalten, und die französische Re gierung bietet offenbar ihren ganzen Einfluß ans, um die Beilegung der Krisis zu verzögern. Sie glaubt, aus diese Weise am bequemsten die Autmerksamkeil deS spanischen Volke- von der marokkanischen Frage und den Erschwerungen der Weineinfuhr nach Frankreich ablcnkcn zu können. * AuS Brüssel giebt ,.H. T. B " eine Meldung, welche, wenn sie sich bestätigt, allerdings dem Charaktergemälde Boulanger'S noch den Zug deS ganz gewöhnlichen Schwindler- und Betrügers hiuzufüzen würde. Es bestätigt sich, daß die Erbschaft der Frau Bonueinaiu mit Schulden überlastet ist, und daß Boulanzer nach deren Tode eine falsche ErbschastSdcclaralion gemacht bat, um die Gläubiger der Bonneniain zu hinlergeben. Boulanger griff zum Revolver und erschoß sich, um seinem vollständigen Ruin und einer Anklage wegen Betrugs zn entgehen. Die Gläubiger hatten bereits einen formellen Antrag au» Beschlagnahme der ganzen Bonncmain'schcn Erbschaft eingcbrackt. * Tic „Agence de Constanlinople" melket: Betreff- de- Verbotes der Einwanderung von Juden in daS türkische Gebiet erklärte der Großvczir. das Verbot sei ausschließlich durch die Ansammlung einer großen Zahl ciiigcwauoerler Juden bcrvorgerufcn. Der ärmliche Zustand der Einwanderer habe die augenblicklich ohnehin heiklen GcsundheilSvcrbältiiisse von Konstantinopel bedroht. DaS Verbot sei lediglich aus bygieinischen Rücksichten erflvsscn und habe mit der Religion und Nationalität niwlS zu schaffen. * Die ablehnende Antwort der chilenischen Regierung in der Angelcgenbeit deS Angriffs auf die Matrosen des amerikanischen Schiffes „Baltimore" in Valparaiso bat die größte Aufregung in Washington h'rvo»gerufen. Man spricht davon, daß da- Cabinel beschlossen bade, »n C b i l e den Kri eg zu erkläre». Jedenfalls gedcnlt die Rczieruiig sehr ernste Maßnahmen zu treffen. Ter StaalS- sccrctair Blainc sagte zu einem Reporter, die Entscheidung der Regierung sei von höchster Wichtigkeit und werte noch am Abend veröffentlicht werde». Alle Schiffswerften sind beordert, jedes brauchbare Schiff fertig zu macken. Den Seeofsiciercn wurde die Erlanbniß zum Verlasse» ibrcr Schiffe beschränkt. * Der „New Aork Hcrald" bat von seinem Corresvon- bcntcn in Shangbai daö nachstehende Telegramm erkalten: „Die antieuropäische Agitation bauert m der Provinz Hunan, im Innern des süblichcu China, südlich vom ödere» Janglsckjailg gelegen, fort. Zu de» Rcbellcnführecu zäblen viele Beamte und Generäle. Die Negierung vermag an scheinend ber AuSbrciiung der Empörung und der Pro paganda gegen die Europäer nicht Einhalt z» gebieten. Nachstehend ein Auszug a»S einem an allen Mauern an geschlagenen Placat: „Aus, Bürger, die Ihr die Bergewaltigung unteres Landes zu verhindern wünscht, aus, nnd bereuet einen Pertheidigniigsploil vor. damit jeder einzelne T. Irict geröstet sei und seine Atrciiiiiacht zusammenziehen möge. Jeder große Tistriet sollte 20 000 Mann stellen, jeder weniger große Tistriet 15 000 nnd jeder kleine Tistriet 10 000. Vertreibe» wir die vom Teufel beiesjenen europäischen Schweine auS der Provinz. Warum nicht den Feind vernichten, da uns doch Pulver, Geld und tapfere Mannschafleii zur Vcrsügung stehen? ES ist weit besser, ihre Häuser, Kirchen und Mission«, anstalien zu verbrennen, als sie zur Bereicherung des kaiserlichen Schatzes zu confisciren. Laßt uns den Iesusculcus auSrotien, die getauften Ehinejen bestrafen und die Familien der aus amerikanischen Schiffen befindliche» Flüchtlinge verbanne». Deutschland stiegt zu uuscr-r Hilft herbei." Der letzte Satz deS angeblichen Placatö erinnert allerdings an die jüngst erwähnten deutschscindlichcu Ausstreuungen mit Bezug aus die chinesischen Verhältnisse, welche rbenfaUS auf amenkanische Oucllen zurückzusühren waren. Unsinnig genug allerdings ist er, uni möglicherweise auch der Phantasie chine sischer Wühler entstammen zu können. MlilairMes. * Eassel, 28. Lctober. Anläßlich des 25jährige» Jubi läums des Insanterie-Negiments von Wittich (3. Hessi sches Nr. 83) fand Abends in dcm glänzend erleuchteten und brco- rirten Exercirbause die Auttüdrung eines Festspiels statt, in welchem die Ruhmeslhaten des deutichen pecreS und des Regiments darge stellt wurden. Tie Ausführung schloß mit einer Huldigung für Se. Majestät den Kaiser. Ter Ehes des Regiments Fürst Georg zu Waldeck wohnte mit seiner Gemahlin und der Prinzeistn Elisabell, dem Festspiele bei, ebenso der Prinz uns die Prinzessin Friedrich von tzvhenzollern. * Köln, 29. October. Die ..Kölnische Zeitung" meldet, daß von der Lustschifserabtheilung des Eisenbahnregunenls ein besonderes Detachement in Köln-Teutz stationirt werden soll. Die regelmäßigen Ucbungeu mit dem Fesselballon beginnen im Deceniber. * Rom, 29. October. Vom 1. November an werden bei sechs Jnsanterieregimcntern Versuche mit zwei verschiedenen Typen klein- caliberiger 6/,-Millimeter-Gewehre angeslellr werden. Lolomalpolitisches. * Gegenüber den vielsach aufgetretenen Stimmen gegen die Politik d«S Gouverneurs von Soden in Ostafrita nimmt die in colonialpolitischcn Dingen gut unterrichtete „Kreuz-Zeitung" für Letzteren Partei, indem sie schreibt: Di« Bewegung gegen den Gouverneur und seine Livilbeamten geht aus und wird getrogen von den älteren Okficieren der Lchutztruvve, welche die Kämpfe unter Wissinami'S Führung mitgemacht und die Zeit der reinnlilitairiichrn Verwaltung in Er innerung haben. Den Wünschen dieser Kreise hat am fchärsiten der Berichterstatter des ,.Berliner Tageblatts" E. Wolfs in seinen nach Berlin gerichteten Telegrammen Ausdruck gegeben. Wieder »nd wieder wurde ausgesührl, daß die jetzige Verwaltung an allem Mißaelchick Schuld sn, Abhilft könne nur Major v. Wissinann schaffen, ihn müßte man in seine frühere Stellung rinsetzen. Solch« Tarlrgungea fanden nater den genamttcu Elementen der
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