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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911102020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891110202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891110202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-11
- Tag1891-11-02
- Monat1891-11
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JnsertionSpretH Morgeu-AuSgab«: die kgrspaltr»« Pckkt» »eile 20 Reclameu unter dem Redaktion»« strich Abend-AitSgabe: die Ngespaltene Petitzeile 10 R «clamen unter dem Redacnonsstrich ilgetvoltenj I ^l, Familieniiachrichten und Anzeigen verlorener Gegenstände (Ogejpalten) 20 ^ Größere Echrislen laut unserem Preis- vcrzcichniß. Tabellarischer und Ztffrrusah nach höherem Tarij. Exlrn-Vrilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung ^l 60.—, mit Poslbesördrrung ^ 70.—. Anaahmrschluß für Inserate: Abend«Au»gabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-BuSgabe: Nachmittag» 1 Uhr. Sonn- und Festtag» früh 9 Uhr. Bei den Filialen „nd Annahmeslelleu je rin« halbe Stunde früher. Inserate find stet» nn die Grprtzttt«» zu richten. ll gespalten) üO^, vor den Familien« Nachrichten (6 gespalten) 10/L. ^ 358. Montag den 2. November 1891. 85. Jahrgang. Leipzig, 2. November. * Aus Berlin wird der schrieben: Seildem wird der „Allgemeinen Zeitung" ge» cS bekannt geworden, daß der Kaiser den durch den Proccß Heinzc an» Tageslicht gezogenen Auswüchsen des ZuhältertbumS seine besondere Aiismcrlsam- keit zugewendel bat, ist die Phantasie einzelner Reporter in weitschwcifeiidcr Tbätigkcit. Das Eingreifen des -Kaisers in die Angelegenheit beschränkt sich, so viel nian weis;, bisher aus eine früher gemeldete telegraphische Anweisung, die er von seinem damaligen Iagdaufenthalt au- an den Zustiziiiinisler gerichtet bat, und ans den dieser Tage im „StaalS-Anzeiger" veröffentlichten Erlaß. Ein Ministerralh, von dem berichtet wurde, hat tharsächlich auS Anlaß der ersten Acußerung nicht slattgefunde». Der Hergang innerhalb des Staat-Ministeriums hat sich vielmehr, wie Ihren Lesern bereits bekannt, darauf beschränkt, daß der Iustizininister den vom Kaiser gegebenen Auftrag zu einer cingebenden Untersuchung der Angelegenheit, als zunächst nicht zu seiner Competenz gehörig, an den Minister des Innern, als den Polizeiiniilistcr, weiter gegeben und dadurch die bekannten Berathungen im Ministerium de- Innern, zu denen auch der Polizeipräsident von Berlin zugezogen wurde, veranlaßt hat. Ebenso dürfte die Nackricht eine- hiesiges Blattes, daß über die Unterdrückung des ZuhältcrthumS bereits vor Ver öffentlichung des Erlasses zwischen dem Kaiser und dem Prinz-Regenten von Bayern ein Meinungsaustausch statt- gesunden und daß der Kaiser in ähnlicher Weise sich auch an andere deutsche Bundesstaaten gewendet, ja sogar die Negierungen von Oesterreich-Ungarn und England um Mit- thcilung der Mittel und Wege gebeten habe, die in ihren Ländern zur Einschränkung und Zügelung der Prostitution in Anwendung gebracht werden — lediglich Phantasieerzeug- niß. Schritte in der hier angedeutelen Rieytung werden sicherlich erst in einem weiteren Stadium der Behandlung der nunmehr in Fluß gekommenen Frage erfolgen, denn allerdings ist eS wahrscheinlich, daß die zu ergreifenden Maßregeln nicht nur für Preußen, sondern für daS ganze Reich Giltigkeit erhalten werden. Zu diesem Zwecke werden alSdann Verhandlungen mit den übrigen Bundesstaaten er forderlich werden, namentlich auch wenn es sich um eine Ab änderung ober Ergänzung der Strafgesetzgebung bandeln sollte. Daß der Kaiser ei» Borgehen gegen das Unwesen in letzterer Richtung als angezeigt erachtet, geht sowohl aus dem Inhalt seines Erlasses, als auch daraus hervor, daß seine-erste Acußerung an den Iustizminister gerichtet war. Einen geradezu komischen Eindruck macht übrigen- in der vorstehend gekennzeichneten Meldung die Angabe, daß der Kaiser auch von England Kenntniß der dort angeordneten Mittel zur Einschränkung und Zügelung der Prostitution erbeten habe, denn gerade in England herrscht in dieser Be ziehung die größte Freiheit und Zügellosigkeit. Namentlich in London steht die Prostitution in höchster Blüthc, und die Verführung der weiblichen Jugend wird ganz offen, syste matisch und polizeilich ungehindert betrieben. * Für die Betheiligung de« Deutschen Reichs an der Weltausstellung zu Chicago im Jahre 1893 ist, (wie man hört, ein ziemlich hoher Betrag in den Etat ein gestellt. Obschon die Ausstellung am 1. Mai 1893 eröffnet werden soll, also erst nach dem nächsten EtatSjahre, so wird Loch ein sehr beträchtlicher Theil der Gesammlkosten in dem EtatSjabre 1892/93 zur Verwendung kommen müssen. In Betracht kommen dabei namentlich die Kosten für die Be schaffung von Dekorationsstücken, für den Transport und die Versicherung dieser, sowie aller sonstigen im Interesse de- Reichs »ach der Ausstellung übcrzusührenden Gegenstände, ferner die Ausgaben für die zur Instandsetzung der deutschen Abteilung notbwendlgen Arbeiten in Chicago, endlich ein beträchtlicher Theil der Kosten für daö Bureau und für die dem Rcichöcommissar beizugebcnden Hilfskräfte. Es mußten dcSbalb schon sür daS Jahr 1892/93 die erforderlichen Mittel auSgcworsen werden. Die geforderten Summen in dem nächst jährigen Etat sind übertragbar und können, soweit sie nicht vorder aufgebraucht sind, für daS folgende EtatSjahr zur Verfügung gestellt werden. * Der Wiederbeginn der Reichstagsarbeiten hängt dein Vernehmen nach von dem Stande der HandelS- vcrtragSverbandlungen ab. Die Feststellung der nächsten Sitzung des RkickStagS wird nunmehr in einigen Tagen erfolgen. Die Meldungen, welche bereit- einen bestimmten Tag anzugebcn wissen, sind zur Zeit unbegründet. Es gilt als nicht ausgeschlossen, daß dem Reichstage sofort bei seinem Wickerzusaiilmcntritt der Etat bezw. rin wesentlicher Theil desselben wird zugebeu können. * Dieselben Berichterstatter, die im Monat Juli unserer Meldung, daß beträchtliche militairische Mehrfor- derungen im nächsten ReichSbauSbaltSplane ^u erwarten seien, enlgegcngetrelen waren, verbreiten jetzt ersichtlich über triebene Angaben bezüglich der Höhe der nunmehr auch von ihnen zugcgebenen Mcbrfvrderungcn für militairische Zwecke. Wenn Einer gar von 180 Millionen Mark spricht, so sind dabei mindestens 10 Millionen aufgeschlagen. Es bleibt außerdem zu berücksichtigen, daß der BundeSrath auch diesmal voraussichtlich, wie in früberen Jahren, erbeb licke Abstriche an kein Mililairetat vornehmen und der Reichs tag alsdann diesem guten Beispiele auch seinerseits folgen dürste. Aber cS wird gleichwohl eine sebr beträchtliche Summe übrig bleiben, die den neuen RcichSbauSbalt stark belasten und zu culcr bedcnlenden Erhöhung der Matrikularbeiträge fübren wirk. Mit diesem »ichlS weniger als erfreulichen Gedanken wird man sich bei Zeiten vertraut machen und sich zugleich mit der Erwägung trösten müssen, daß alle derartige» Aus gaben der Erkaltung des Frieden- dienen. Selbst ein schließlich glücklicher Krieg würde -jedem Einzelnen noch ganz andere Opfer auferlegen al« diese freilich recht schwere und kostspielige KriedcnSrüstung. * Bezüglich des Major« v. Wissmann steht fest, daß er die Anwerbung der Sudanesen in Egypten zum Abschluß bringen und die Angeworbenen darauf »ach Baaamayo führen wird. Wohl erst danach wird der weitere Vcrlau sich absebcn lassen. — WaS Ein in anbelangt, so wird in kiesigen ReaierungSkreise» die Auffassung keineswegs getbeilt, als bade Emin sich offenkundiger Unbotmäßigkeit schuleig gemacht. ES steht nicht fest, ob di« Ernennung zum Comniissar ihm überhaupt zu Händen kam, eine Annabmc seinerseits ist nicht bekannt geworden, ebensowenig wurde ihm ein direkter Befebl, sofort umzukehren, erlheitt. * Der Bund der Berliner Grundbesitzervereint bat infolge des Erlasses de- Kaisers vom 22- Octobrr d- I über das ProstitulionS-Unwesen sämmtlichc Hausbesitzer Berlins zu einer Versammlung in der zweiten November- woche eingeladcn, um dem Kaiser ihre Wünsche in dieser Sache, dem Krebsschaden Berlins, zu unterbreiten. Der Vorstand dcS Bundes erklärt, daß seine jahrelangen Be mühungen zur Bekämpfung dieses Schandfleckes und seiner großen Gefahren sür die Hausbesitzer lcivcr erfolglos ge blieben sind. Von dem Eingreifen dcS Kaiser- erhoffe er Abhilfe. *Dic sociakdemokratischen ReichStagSabgeordneten Singer und Stadthagcn scheiden auS der Berliner Stadtverordnclen- Versaminlung, der sic auch augedören, jetzt auS und eS müssen in ihren Wahlbezirke» Hausbesitzer gewählt werden. Um nun wieder gewählt werde» zu können, haben beide je >/,« Anlbeil an dem Besitz eines HanscS erworben. Unter Len anderen von der Socialtemokratie ausgestellten Candidatc» befinden ich der Bruder des früheren socialdemokratischen Reichstags- abgcordiiclcn Sabor, Kaufmann Sabor. * Zu dem von der „Kreuzzcitung" anläßlich dcS Wahl ergebnisses in Slolp-Lauenburg gebrachten Artikel Ernste Mahnungen an die conservativc Partei" sage» die Hamburger Nachrichten": »Wir glauben, daß das AlterS- und Invalidcngcsetz in der Gestalt, die eS schließlich erhalten bat, auch anderswo als im Osten Preußens Unzufriedenheit und daS Gefühl übermäßiger Belästigung erregt hat. Ma die Herrfurth'schc Landgcmcindcordnuna betrifft, so sind wir der Ansicht, daß deren nachlheilige Wirkung noch größere Dimensionen aiinebmcn wird, wenn die gegenwärtigen Zu stände auf dem platten Lande sortbrstchen und die Social- demokratic Dank der neuen ländlichen Gemeindeverfassung auf den Dörfern zu Einfluß gelangt." * Zu dem Ergebniß der Stolper ReichStagS- Nachwahl bemerkt die »National-Zcitung": »Für die Be- urtheiluiig de- Wahlergebnisses und dessen Ursachen ist di« Hervorhebung der Thalsache nickt unwichtig, daß die Stadt bevölkerung zwar überwiegend liberal gestimmt hat, aber (in Lauenburg wenigsten-) durchaus nicht mit einem höheren Proccnlsahe als bei der vorigen Wahl; vielmehr liegt di« eigentliche Ursache der konservativen Niederlage einzig und allein in dem bemerkenSwerthen Umschwünge der Stimmung auf dem Lande. Die ländlichen Tagelöhner, die früher fast ausnahmslos der von ihren Gut-Herren auSgegrbenrn Wahl parole willig oder unwillig folgten, haben fick diesmal in Folg« der in Wort und Schrift so heftig betriebenen Agitation der Deutsch-Freisinnigen von ihren Arbeitgebern abgcwandt, in der Hoffnung, dadurch billigeres Brod unv »billigeren SchnapS" zu erhalten. Beachtet man schließlich noch, daß der von der konservativen Partei ausgestellte Eandidat sich keiner beson deren Beliebtheit auf dem Lande erfreut, daß er zu den eifrigsten Schutzzöllnern gehört, die der so »schwer darnieder- liegenden Landwirthschasl" womöglich durch noch höhere Schutzzölle aufhelfen möchten, so kann man sich über den AuS fall der letzten Wahl nicht wundern." * AuS Bochum wird geschrieben: Die Gcneralversamm lung deS Bochumer Vereins hat Ebren-FuSangel eine furchtbare Enttäuschung gebracht. In seinem Größe» Wahn und seiner Haßverblendung gegen Herrn Geh. Com merzienrath Baare batte er ohne Zweifel erwartet, daß die Verhandlungen zu einem heißen Kampf zahlreicher Actionaire deS Bochumer Vereins gegen eine verschwindende Minorität von Anhängern desselben fuhren, daß der Name FuSangel in diesem Kampf daS Losungswort bilden und daß schließlich Herrn Baare von der Majorität ein unzweideutiges Miß trauensvotum ertheilt werden würde. WaS sind aber mensch liche Hoffnungen und Entwürfe und besonder- die eines FuSangel, der Alles, WaS den Bochumer Verein betrifft, durch die Brille seine« jeder ruhigen Ueberlegung unzu gänglichen Hasse- sieht. Von vier Actionairen mit 32 Stim men unter 133 Anwesenden mit 3890 Stimmen wurden schüchterne Versuche gemacht, Einzelnheitcn in dem Bericht dcS Herrn Generaldirektor- zum Gegenstände ihrer Kritik zu machen, und daS waren Herren, die zum Theil schon seit längerer Zeit den CourS der Aktien deS Bochumer Vereins zu drücken bemüht gewesen sind. All: übrigen Actionaire haben dem Vorschlag zweier sowohl geschäftlich, als auch in sonstigen Beziehungen vom Bochumer Verein durchaus unab hängigen Herren freudig zugestimmt, dem Herrn Baare ein glänzende- Vertrauensvotum auszusprechen. Eine nieder schmetterndere Niederlage für Herrn FuSangel ist in der Tbat kaum denkbar. Und dazu kam noch, daß kein Mitglied der Generalversammlung es der Mübr wrrlh gefunden bat, FuS angel'S Namen in den Mund zu nehmen und auf seine Am schuldigungen gegen Herrn Baare irgendwie naher einzm gehen. * AuS Alten bürg wird unS geschrieben: Wie jetzt ver> lautet, dürfte der diesseitige Landtag in diese», Jahre nicht einberuscn werden; dagegen sollen diejenigen Abgeordneten, welche zu der Commission für Erbauung eine- Ministcrial- oder Negieriing-gebäudeS erwählt worden sind, bereit- in dieser Woche zu einer Sitzung zusammen kommen, um über den jetzigen Stand der Bauardeiten Informationen zu er kalten und über den Ban weitere Beratbungen zu pflegen. Tie übrigen BerathungSgegenstände, welche vor die Land schaft kommen, sollen nicht so dringlicher Natur sein, daß sic nickt »och Aufschub bi« zur nächstjährigen Session erleiden könnten. * Für die ReichStag-nachwahl in Bayreuth war wie schon gemeldet, seiten« der Freisinnigen der LandgericktS rath Stoll in Bayreuth als Candidat aufgestellt, derselbe bat aber abgelehnt, und nunmehr wird RegicrungSrath v>. Papellier, der früher bereits Hof im Reichstage ver treten hat, gegen den nationalliberalen Candikatcn. Herrn Rechtsanwalt vr. Casselmann, auftrelcn. Der Wahlkreis Bayreuth war bisher immer nationalliberal (durch den ver storbenen Bankier Feustrl) vertrete». * Uebrr Ankunft und Abreise der Zarenfamili berichtet die „Danziger Zeitung" auS Danzig vom 31. Oktober: Nachdem gestern Vormittag die Nachricht gekommen war, daß der Zar seinen Rückweg nicht über Ncusahrwasser nehmen würde, waren sofort säinintlicke Flaggenstangen «nlfernl und mit dem Weg- raumen der Kiesschüttung begönne» worden. AlS nun gestern Abend die »nerwarlcte Eontremdre eintraf, musste die ganze Arbeit von Neuem begonnen »nd die Nacht hindurch gearbeitet werden, um mit der Wiederherstellung der Volnchlnnge» rechtreilig fertig zu werden. Der gestern Vormittag nach Stettin dirlgirte Hoizug war kurz nach 7 Ukr Abends dort eingetrvjsen und trat, nachdem die ansängUche Ordre, die Fahrt über Rostvck-Wariicmündc sorznsetzcn, widerrufen war, ni» 8 Udc 10 Minute» Abends die Rncksab.rt nach Danzig an. Er traf heute srub kurz nach 7 Uhr aherimtt» i» Neuiah» Wasser ein. Um Uhr Morgen» war von Rixbvil tetegraphüch ge- meldet morde», daß die Hvsuacht ..Polarstern" dort vorbei passue. Um 7° , Uhr Morgen» kam der „Polarstern" bei Ncusahrwasser in Sicht, woraus ihm der Lootienkutier riilgegcnsuhr, von welchem sich der Loolien-EvinuianLenr Herr Schmidt »nd der Oberlvolse Grund- manu an Bord begäbe», um das Schiff in de» Hase» zu bringe». Bald »ach 8 »dr legte der „Polarstern", der ani dem Großmaste die Kaiserstandarte, am Heck die russische Admiralitälsslagge führte, in Neufahrwasier dein Bollwerk gegenüber an. Aus den» vorderste» Gleise am Hasencanal stand der erste Zug, der sür die Aus nahme der Tienerjchail und da- Gepäck bestimmt war. E» wurde nun sofort mit Lei» Uinladcn de» Gepäckes begönne». Er war jedoch so umsangreich, daß die Umladung »ich! rrchl- zeitig ferliggeslellt werde» konnte und der Zug »iit Verspätung von ca. 1 Stunde absuhr. Hierdurch wurde auch die Abfahrt des eigentliche» Hoszuges clivas länger al» beabsichtigt war, verzägert. Hur Ueberwachung der getroffenen militatttschen und polizeilichen Sicherbcitsinaßregeln waren der Platzmajor Herr Major Schmidt v. d. Osten und Herr Polizeidirector v. Reiswitz anweicnb. Al» Vertreter de« Rkgieniiigsprästdknte» war Herr Oberregierungsralh Nalhlcv, sowie die Herren Regierungsralh Schaliaurr und Bau- inipcclor Wilhelms anweiend. Von der LisenbahnbehvrLe befanden sich die Herren Lberregiernngsrath Reuter aus Brviubeia, Tirectvr der hiesige» Bekricdsänstatt, Regierungsrath Ncitzke, Regierung», baurat!, Sprenger, Maichineninspector Stephan »nd Batiinspecivr Multhaiipt beim Zuge. Ferner waren der russische General- consul Freiherr v. Wränget, der dänische Eoniut Herr Mutter, der Viceconsut Weiß mtt ihren Dame», der rnssiiche Botichailer am deutschen Hose, Graf Schuwatow, die BvischastSrätye Gras Kutusow und Baron v. Budberg, sowie mehrere Hosbeamte zugegen. Bon den fürstlichen Passagieren des „Polarstern" war etwa eine Stunde lang nach dessen Ankunft Niemand sichtbar, erst dann erschien Kaiser Alexander und ging auf dem Hinlerdeck aus und nieder. Bald kamen auch die Damen und der König von Dänemark an Deck. Auch die jüngste Tochter de» Zaren, die neuniäkrige Großfürstin Olga, spielte »iit dem Wolf-Hund ihre» Vaters aus dem Verdeck des Schiffes umher »nd begab sich dann an Land, wo sie jedoch nicht lange verweilte. An Bord Le» „Polarsterns" sikgab sich zunächst Graf Echuwaloff, der mit dem Zaren eine längere Unterredung hatte. Dann gingen auch die Eonluln Müller und Weih an Bord und begrüßten das dänische Königs, paar. Nachdem da» Umiaden des Reisegepäckes beendet war, wurde die FalireepSIrepve mit Läufer» bekleidet, das Geländer mit Purpur- rothem Luche ausgejchlagen und die Mannschaft de» „Polarsterns" an Deck gepfiffen, wo sie Aufstellung nahm. Der Zar verabschiedete sich von seinen Matrosen, die ihm einen Gruß zuriesen. Nunmehr begaben sich die allerhöchsten und höchsten Herrschaften, an ihrer Spitze die Kaiserin von Rußland, a» Land, wo die Ge inahlinnen der russischen »nd dänischen Consutn bereit standen und den hohen Damen die sür sie bestimmten Biumenspendcn überreichte». Der Großfürst. Tdronsolgcr und der König von Dänemark trugen graue Mttttairmäntel, der Zar die Jnterimsunisorm seiner Marine. Letzterer begrüßte die erschienenen ' erre» sehr freundlich, unterhielt sich längere Zeit mit de», Herrn olizeidirector und den Damen und nahm sodan» im Zuge Platz, der kurze Zeit nachher unter dem Hurrayrusen der Matrosen de» „Polarsterns" gegen 1t Uhr Vormittag absuhr. Inzwischen war ein Imbiß, welcher in der im Zuge befindliche» Küche zubereitct war, jervirt worden, zu dessen Einnahme sich die fürstlichen Per- sonen, nachdem sich der Zug in Bewegung gesetzt halte, in den Speisesaat begaben. Die Sicherheit-Maßregeln waren heute umfassender al» vor zwei Jahren. ES waren nicht nur eine große Anzahl von Polizei- beamten unter Führung ihrer Reviercommisiare auigeboten worden, sondern auch viele mtt scharfen Patronen versehene Soldaten aus- gestellt, welche die Bahn bi« zum Brösener Wäldchen bewachle». Die hiesigen Bahnhöfe wurde» durch Schutzleute bewacht, nach den Hailptübergängen und den Bahnhöfen Dirschau, Maricnburg und Elbing sind Militaircominandos unter Führung von Lssiciercn ge- schickt worden. Auch auf dem weiteren Wege nach Wirballcn werden die größeren Bahnhöfe, an denen Aufenthalt slattsindet, durch Militai» und Polizeimannschasten abgesperrt werden. Der Hode- thordahnhos wurde ll Uhr lO Min. passirt. Auch hier wurde» der Ein- und Ausgang zum Tunnel durch Mililair und Polizei bewacht. Wie der CommanLant des „Polarstern" erzatstte, hat gestern ein starker Sturm in Kopenhagen geherrscht, daß eine Abfahrt in der nächsten Zeit nicht anganglich erschien Es wurde deshalb da» gesammte Gepäck wieder au»geladen und auch die Passagiere hatten, mit Aus- nähme des Zaren, das Schiss bereits verlassen, als bessere« Weiter einlrat und nunmehr der Seeweg als der bequemere doch wieder vorgezogcn wurde. Bon einigen Herren, die LaS Schiff »ach der Abreise de» Zaren besuchlcn, wurde ei» Exemplar des Pariser „Figaro", welche» unter Kreuzband an die persäntiche Adresse der Kaiserin von Rußland abgeschickt war, vorgesunden. Der „Polar- stern" hat während seiner ganzen Reise gute» Weiter und ruhige See gehabt. Gegen Mittag traf auch »och die Pacht „Zarewna" ein. Beide Schisse werden, nachdem sie Kohlen cingenoinmc» hoben, heute Abend den Hasen wieder verlassen — Aus dem Bahnhof Danzig-Hohethor befand sich während der Durch fahrt des Zuges der engliiche Generatconiut Mr. Hunt mit seiner Familie, welche vo» der geänderten Reisedisposition wohl erst beute Kenntniß erhallen hatte »nd nun dort ein Bouquet sür die Prinzeisin von Wales abgab, das rin Eisenbahiibeanttcr in Empsang nahm. Ter kaiserliche Ziig fährt übrigen» nur mit der Geichwindigkeit eines GüterzugeS. Er ist zwar mit der Wejiing Honse-Bremse ausgerüstet, doch darf diese nur von einein russische» Beamten bedient werden; die preußsschen Bremser gebrauchen nur die Handbremsen. Der kaiserlich russische Gcneralconsul »nd die danilchen Eonluln begleiteten die hohen Reisende» bis Tirlcha» Jedem der Hasenorbetter, welche bei der lleberladung des Gepäckes beschäftigt waren, wurde ein goldenes Jünsrubelstück als Geschenk des Zaren übermittelt. s> «> » * „HlaS Naroda" bestätigt die Meldung von der heahsichtiglen Ma » d a »Sn iedcrlegu ng der a ltczechischc» Abgeordneten. Dieselbe» würden in einer demnächst abzuhaltenren Versammlung darüber verhandeln. * Tie französische Regierung hat den Mächten, welche die Acte der Brüsseler Confcrrnz unterzeichnet haben. Mit tbeilung davon gemacht, daß der Präsident Car not ver schickene PrctcctvratSverträgc mit dem Häuptlinge der Gr diele der Elsenbeinküste, Lclahu, und dem deS CarvcllinsinsscS an der Westküste von Afrika ratisicirt habe. * Im Bureau des Pariser GemeinderatkS wurde die Frage erörtert, ob man die russischen Seeleute nach Paris einladen solle. Es machte sich die Meinung geltend, daß die Initiative ;» einer Einladung von der Regierung aiiSacbcn müsse. Ter „Intraiisigeanl" sagt, der Depulirte iir Paris, Lcsenne, bade die Absicht gehabt, gestern in der Kammer den Vorschlag zur Bewilligung eines außerordent lichen Credit-von 500 o«)o FreS. für Bewirtbnng der russischen Seeleute einzubringen, dock müsse die Negierung wegen der Bewilligung vorder ungefragt werden. Lesennc baoe der Reibe nach die Minister Ribot, ConstanS, Freycinct auf- gesncht. Der Conseilprasidcnl bade geantwortck: „Sind Sie »och nicht bald mit Ikren Manisestationen fertig? Ich habe genug davon und werte Ibrem Antrag entgegen sein." Die Mäkler deS 17. Arrondissement- versainmcltcn sich gestern Abend, körten Lcsenne an und protcstirlcn gegen die Stcllung- nabme der Regierung. Der „Intransigcant" kündigt andere Prolcstvcrsammliingcn an. * Meldungen a»S San Francisco zufolge sollen sich die Franzose» der Südsce Inseln Lucan, Vaiina, . Lara, Bnbabtika und Tngra bcmächtigl haben, um dort Stationen anzulegen. * Nach einerMilthcilunz der „Köln. Ztg." auS Brüssel wäre, trotz aller Ablcngnungcli, die Ausnahme einer großen Anleihe unverincidlich geworden. Sic wird nicht ur Vermebrulig dcö Heeres, die unter der gegenwärtigen lerikalen Regierung aliSgeschlossen ist, sondern zur Voll endung der Maas befestig» »ge» und Bedeckung anderer Ausgaben, wie die Anschaffung »euer Gewehre, verwandt werten, lieber die Höbe des Betrage- ist »och nichts be- chlosscn, auch wird die Anleihe erst nach den allgemeinen Wahle» abgeschlossen, da die Regierung deren Ausfall nicht gefährden will. * Herr CriSpi hat an einen Mitarbeiter de-„BrcSlauer Gcncral-AnzcigerS" einen interessanten Brief gerichtet, in welche», er fick über Herrn Bonghi und den FrickciiScongreß in folgender Weise ausspricht: Beim FriedenScongreß, der in Rom nbgehatte» werden soll, müsse» die Lisciissioncn auf der Grundlage des sich aus den Ver trägen ergebenden Ktalun guo geführt werden. Sollte ma» eine andere Bans aiiiiehinen oder svltte» die Sprecher die Natlvnallläteii- Frage ausrollen wolle», so würde die» schließlich zum Üonsiicre siibreii. Der ebrenwcrthe Herr Bvnghi treibt „VrrstandeS-Gym- nastik" („1a uinnnsin'Iie iniilloctunli"), ich hoffe, ohne daß er selbst vo» Dein überzeugt ist, was er zu Tage fördert. Ta» Gleiche war der Fall Vvr lechzchn Jahren, als er Minister de» öffentlichen Unterrichts war und seine Eollegen sich über ihn beklagien. Tie Revision der Nalionalitülen-Frage ist eine ernste Frage sür Europa, und c» kann dem allgemeinen Frieden nur nütze», wenn eine Lösung derselben nicht versucht wird. Vo» den großen Staaten der alten Welt kann außer Italien keiner sage», daß er nicht irgend ein Stück Land zliiiickzltersiatten I.ätte. wenn die Nationen aus ihrer natürlichen Basis wieder hergeslelll werde» sollte». Frankreich, Eng land, Rußland, Oesterreich, die Türkei sind nicht frei von dieser Sünde (nun »oiio immuni >ii rot<o>le> pooi-ntt,,. Was würde Frank reich jage», wenn man leli» Congresse zu Rom d.e R chleirage der Rückgabe Nizza» und Eorsieas disctliireii würde? Doch genug, es wird nicht einmal der Verjuch gemacht werden, dieses Thema zu berühren, und der ehrenwerthe Herr Bonghi hätte besser daran gc- lhau, wen» er geschwiegen hätte. Ihr sehr ergebener F. Crispi. * DaS Programm der interparlamentarischen Conferenz in Rom ist, wie folgt, festgesetzt worden: Am 3. d. findet die Eröffnung der Conferenz auf dem Capitol statt; am Abend ist Galavorstellung im Dbcatcr; am 1. d. und 7. d. ist Empsang der Theist,chmcr an der Conferenz in der Dcpulirtenkammer: am d. veranstaltet der Fürst OdcScalchi, am 0. d. der Bürgermeister eine Soiröe zu Ehren der Conferenz; am 8. d. werten die Wahlen vorgenoinmen und findet Empfang auf dem Capitol statt. An jedem Tage tritt die Conscrenz zu einer Sitzung zusammen. Außer den angeführte» Festlichkeiten ist die Bclenchtung dcS Forums und ein Ausflug nach Neapel und Pompeji in Aussicht genommen. * Der „Moniteur de Rome" schreibt bezüglich des nächsten ConclavcS, cs sei Wohl wabr, daß dasselbe ein Spiegelbild der intcriialionalcn Lage sein werde. Dir Regierungen täuschten sich jedoch gründlich bezüglich deS bcrkönimlichcn BelorccklS, da das Conclave sich von demselben nicht beirren lasse», sondern einzig und allein die Wohlfakrt der Kirche als Richtschnur nehmen würde. * AuS London wird geschrieben: Ein Vertreter der. Presse kalte beute eine Unterredung mit dem türkischen Botschafter Rustei» Pascha betreffs einer beute in der „Times" veröffentlichten Pariser Tcvcscke. Dieselbe besagt: „DaS diplo matische Corps i» Paris befinde sich i» Erregung über Ribot'S Erklärung, die Ncutralisirung Egypten« gleich nach dessen Räumung in Betracht ziehen zu wollen. Es wird jedoch in einige» Kreisen bcbaiiptct, daß Ribot sich erst dann in gleicher Weise ausgelassen bade, nachdem ihm bekannt gegeben war, daß die Pforte nickt nur keinerlei Schwierigkeiten in der Frage erbeben würde, sondern daß diese« auch dem Wunsche des Sultan-entspreche." Rustcm Pascha versicherte, er habe nickt die geringste osfieiclle Nach richt darüber erkalte», daß Frankreich sich der Pforte gegen über betreffs EgvptcnS i» dieser Weise ausgesprochen babr. Er bczcicknete das Gerückt als ein böckst »nwabrscheinliches, daS vcriniithlick »ur die Ansicht eines Correspoiitciitcn wieder- gcbe Aiick bade er nichts davon gekört, daß das Gerücht betreffs Ribot S Bereitwilligkeit, die Räumung EgvptcnS be schleunigen zu wollen, dem Sultan liiiangenebm gewesen sei. * Wie auS St. Petersburg gemeldet wird, bat sich der zwischen dem Comniandanlcn deS MilitairbczirkS von Kiew, General Dragomirow, und dem General Gouver neur dieser Provinz, Grafe» Alexis Ignaticw, seit Längerem schwebende Conflict in der jüngsten Zeit derart verschärft, daß eS fick als unauSweichlim erweisen dürfte, eine» der ge nannten Functionairc ans eine ankere Stellung zu versetzen. DcS Weiteren wird unS auS der russischen Hauptstadt be richtet, daß der an die evangelische» Pfarrämter in den Ostsecprovinzen kürzlich ergangenen Vcrsiiziina, die Matrikclblicher fortan in russischer Sprache z» fübren, insofern rückwirkende Kraft verliehen worden ist, als die genannten Aemtcr nunmehr angewiesen wurden, Matrikclanszüge au» der Zeit, wo dieselben noch ausschließlich in deutscher Sprache geführt wurden, in Hinkunft nur mehr im Geleite einer russischen Uebersetzung auSzusolgcn.
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