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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920203019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892020301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892020301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-03
- Monat1892-02
- Jahr1892
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A-omlementspreis t, her Haupterpeditiou oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Au«, qabestellen abgeholt: vierteljährlich^l4.üv, t>ei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haus » 5.50. Durch die Post bezogen sür Leuljchlaad und Oesterreich: vierleliüdrUch L —. Directe tägliche Kreuzbandsendung tu« Austaod: monatlich 9.—. Die Morgen-Autgabe erscheint täglich'/,? Uhr, die Abend-Au-gad« Wochentag« d Uhr. Lr-artioa und Expedition: Johan»e««affe 8. Lie Ervedition ist Wochentag« ununterbrochen »ou srüh 8 btt Abend« 7 Uhr. Filialen: Ott« Kle««'» kartim. («tjre» Hahn). Universitätrstrahe 1, Laut» Lösche, Katharine» str. 1«, part. u»d KS»ig«platz 7. Morgen-Ausgabe. UcipttgclTügkblalt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. JnsertionspreiS Tie 6 gespaltene Pelitzeile 20 Pfg. RecIsmen unter dem Redaction-strich (4 ge spalten) bO^j. vor de» Aamillennachrichleu (6 gespalten) 40/^. Größere Schristen laut unserem Preis- verzcichaiß. Tabellarischer und Zisserujatz nach höherem Tarif. Trtra-Vrilagrn (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörüerung ^ 80.—, mit Postbesörderuug 70.—. Ännahmkschluß für Inserate: Abead-BuSgabe: vormittag« 10 Uhr. 31!orgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stund« früher. Inserate stad stet« an die Expedition zu richtm. Druck und Verlag von L Pol» tn Leipzig Mittwoch den 3. Februar 1892. 8«. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Aus Anlaß der Ankunft Seiner Königlichen Hoheit VeS Prinzen Friedrich August und Höchsttcssen Ge mahlin Prinzessin Louise, Kaiserlicher und König licher Hoheit, am Abend des 3. Februar d. I. werden diejenigen Straßen, durch welche die prinzlichen Herrschaften vom Bayerischen Bahnhof aus ihren Weg nehmen, und zwar Windmühlenstraße, östliche Seite deS Königsplatzcs, PeterS- siraße, westliche und östliche Seite des Marktes, Grimmaische Straße, Fahrstraße über den AugustuSplatz und Bahnhofstraße bis zum Hotel „Kaiserhos" von 8 Uhr Abends an bis zum Vorbeipassiren deS prinzlichen und der denselben begleitenden Wagen für allen Fährverkehr gesperrt. Die während dieser Zeit nach und von dem Bayerischen Bahnhof verkehrenden Wagen haben ihren Weg durch eine der der Windmühlenstraße benachbarten Straßen zu wäblen, doch bleibt diesen Wagen das Kreuzen des Bayerischen Platzes gestattet» soweit dasselbe unumgänglich noth wendig wird. Eine gleiche Sperrung für allen Fährverkehr tritt am gleichen Abend von '/.9 Uhr an bezüglich derjenigen Straßen der inneren Stadt ein, welche von den seitens der Studentenschaft nnd seitens der Militairvereine veranstalteten Fackel- bez. Lampionzügen berührt werden. Der Fackelzug wird seinen Weg nehmen vom Roßplatz durch die PeterS skraße, Grimmaische Straße, AugustuSplatz, Bahnhofstraße, Goethestraße, Grimmaische Straße, Hainstraße nach dem Fleischerplatz, der Lampionzug dagegen vom Fleischcrplatz durch den Brühl, die Goethestraße, Grimmaische Straße, PeterSstraße, um die Promenade nach der Eenlralhalle. Die Sperrung der einzelnen Straßentheile bleibt bis zum Vor beipassiren der Züge aufrecht erhalten. Der Pferdebahn betrieb wird in den gesperrten Straßen nur so lange unter brochen weiden, als dies zur Aufrechterhaltung der Ordnung unumgänglich nothwendig ist. Der Theil der Goethestraße von der Theaterpassage bi- zum Eingang des Brühls bleibt von 8 Uk>r Abends an bis zum erfolgten Vorbeimarsch der Fackel- und Lampionzüge auch sür den Fußverkehr gesperrt. Das Aufstellen des PublicumS auf dem östlichen Trottoir diese- StraßentheilS mit Ausnahme der dem könig lichen PalaiS gegenüberliegenden Strecke bleibt nach näherer Anordnung der Auffichtöbeamten gestattet. DaS Publicum wird dringend ersucht, in allen vor gedachten Straßen beim Gehen die rechte Seite ein- zubalten, während deS BorüberfabrenS der hohen Herr schäften, sowie während deS Vorbeimarsches der Züge aber auf den Trottoirs stehen zu bleiben und das Mitziehen zu unterlassen. Leipzig, am 1. Februar 1892. Der Rath »nd das Polizeiamt der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Bretschneider. v. L. 420. Größe! Bekanntmachung. Während der Tauer der internationalen Ausstellung im > KruüaUpalasl vom 4. bis n»l 12. dsS. MtS. Lars L,e Wintergarten- sttaße in dcr Zeit von Vormittag« 9 Nyr bis Abends 10 Uhr nur! i» der Richtung von der Vahnbofstras;c nach Ser Tauchaer j Straße ;n befahren Werve», insbeioudcre hat auch das Vor- fahre» am Idrystallpalast nur in dieser Richtung zu erfolgen. Auf den Pierdedahnverkehr findet vorstehende Bestimmung keine! Anwendung. Leipzig, am 1. Februar 1892. Der Rath nnv das Polizriamt Ver Stadt Leipzig. 0. K. 400. vr. Georgi. Bretschneider. Gesucht wirb dcr am 29. März 1845 in Braunschweig geborene Lohnkellner Varl Wilhelm Vages, welcher zur Fürsorge sür seine» i» Waijeupslege befindlichen Sohn aiizuhallcn ist. Leipzig, den 22. Januar 1892. Der Rcitb der Stadt Leipzig. Armen-Amt. Abtheilung IV». 1b. IVa, 196 92. Hentschel. Hr. Bekanntmachung. Tie auf Mittwoch, den 10. Februar d. I., auberaumte Brciinbolj-Anrtton im Forstreviere Connewitz wird ringetrclkiier Hindernisse wegen hiermit aufgehoben und auf Montag, de» 8. Februar d. I. verlegt. Leipzig, am 30. Januar 1892. De» Ruths Forstdeputatia». BrennliüHaurtion. Montag, den 8. Februar ll. IS.. sollen im Forstreviere vonnrwltz vo» vormittags 9 Uhr an aus dem Mittelwaldjchlagc in Abth. 17» ca 100 starke barte Abraumhausen, - 80 starke Langhansrn und - 70 Grbund Dornen unler den öffentlich auShängende» Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: im Streitholze an der neuen Linie hinter brr Stadtwasserkunst bei Connewitz. Leipzig, am 1. Februar 1892. Le» Rath» Forstdeputatton. Leipzig, den 28. Januar 1892. vr. AFekgr»m. Ualhyketter-Berpachlung. Räthrkellenckkdthschast soll bo« 1. April 1892 ab Die hiesige anderweit verpachtet werden Tie Pachlbcdingungen liegen in unserer Kanzlei zur Einsicht auS und werden gegen eine Gebühr von 1 abschriftlich zuaestellt. Diejenigen, welche sich um die Pachtung bewerben wollen, werden ersucht, spätestens bis zum 15. Februar 1892 ihre Gebote schriftlich bei uns einzureichen und sich über ihre Person sowie ZadlungS- und Leistungsfähigkeit auSzuweisen. Großenhain, am 23. Januar 1892. Der Stadtrath. Herrrnaan, Bürgermeister. Bekanntmachung. Zum Neubau brr Bürgerschule sollen folgend« Arbeiten in öffentlicher Ausschreibung vergebe» werden: ». die Vllajer-Arbeiten in fünf Loosen und b. die Anfertigung von 20 Stück schmiedeetsernen Keller» fenftergtttern. Die Anbietungen sind verschlossen und mit entsprechender Ausschrist »ersehen bis spätestens Mittwoch, den 10. Februar 1892, Vormittags 11 Uhr, im Ltadt-Bauamt (Rathhaus, Zimmer Skr. 7) »inzureichen. Die Bedingungen und LcistnngSverzcichnisjr können iin Schulbanbnrrau (Grietgasse 8), Erdgeschoß, eingejehen, bezüglich zu ». gegen Zahlung von l (auch in Briefmarke» zuzüglich 20 ^ Porto) vo» auswärts bezogen werden. Ein ErössiiungStermtn findet nicht statt; auch bleib» Bekanntmachung. AuS Anlaß der Anwesenheit Sr. Majestät deS Königs wird Mittwoch, den 3. Februar d. I. Nachmittags 3 Uhr eine Paradeaufstellnng der hiesigen Garnison auf dem Augnstuöplatzc staltsindcn. Mit Rücksicht hierauf werden sowohl die in schräger Richtung über den AugustuSplatz führenden Fußwege wie die quer über die Mitte des Platzes biaüberführendc Straße am gedachten Tage von >/,3 Uhr an bi- zur Beendigung der Paradeaufstellnng, etwa auf die Dauer einer Stunde, für sammtlichen Fuß- und Fähr verkehr, mit Ausnahme des PferdebahnverkehrS, welcher keine Unterbrechung erleidet, gesperrt. Die den AugustuSplatz passirenden Geschirre haben während dieser Zeit die Fahrstraße vor de» Museum zu wählen, während für den Fußverkehr sowohl diese Fahrstraße mit den angrenzenden Trottoirs wie auch der Uebergang vor dem Neuen Theater frei bleibt. DaS Publicum wird ersucht, den Anordnungen der zur Ausrechterhaltung der Ordnung aufgestellten Militair- und Schutzmannsposten allenthalben nachzukommen. Leipzig, den 2. Februar 1892. Der Rath «nd da» Polizeiamt der Stadt Leipzig, vr. Georgi. Bretschurider. ^Städtische Höhere Schule für Mädchen. Die Aufnahmrprüsung der für Elaste 9 — 2 onaemeldelen Schülerinnen findet Donnerstag, den 4. Februar, vormittag« 9 Uhr statt. Da» letzt» Schulzeugniß, Papier und Feder sind mit- zxbriagen, Anmeldungen zur kfteraufuahmr werden bi« zum Schluß de- SchuftahreS täglich zwischen 11 und 12 Uhr angenommen. Städtische Fortbildungsschule für Mädchen. Anmeldungen neuer Schülerin»»» nimmt der Unterzeichnete Tonner-taa den 4. uud Freitag den ü. Februar vo» 10—12 und von 2—4 Uhr in der l. Höheren Bürgerichule sür Knaben entgegen. Bet d« «»Meldung ist dl« letzt« Eensur »orzulegev, Leipzig, den 8l. Januar 189S. Dir. O. Lotmor. rS ausdrückltch Vorbehalten, sömmtliche Anbietungen ab,«» lehnen. Jena, am 31. Januar 1892. Der Schulvorstand. Bürgermeister Singer. Oie Bewegung gegen das Bolksschulgeseh. Es geht eine tiefe Bewegung durch daS protestantische Deutschland, die ohne jede äußere Anregung von innen heran« cnlstanden ist nnd an welcher alle Parteien, mit AuSnabmc des EcnlrumS und der Socialdemokrate», bctheiligt sind. In allen Provinzen werde» Städtetagc einberufen, Partei Versammlungen finden statt, ja sogar BolkSversammlungen, welche Widerspruch erheben gegen das neue Gesetz, als gegen eine schwere Gefahr sür die gesammte Volksbildung. In BreSlan wurde eine Resolution angenommen, welche er klärt, daß dcr Entwurf die Stellung dcr Lehrer erniedrigen, die geistige Freiheit deS deutschen Volke- schädigen würde. Auch in München ist dir Frier des 60. Geburtstage- deS liberalen BankdirectorS v. Schauß zu einer Kundgebung der liberalen Partei sür festen Zusammenschluß aller liberalen Vollöelcmentc benutzt worden gegenüber den Bestrebungen, die geistige Entwickelung des deutschen Volkes in Fesseln zu schlagen. Das ist eine Bewegung, deren Bedeutung von keiner Seite verkannt werden kann, denn sie wächst von Tag zu Tage an Kraft und Ausdehnung und liefert den Beweis, daß die Partei - Verhältnisse im preußischen Abgeordnetenhause sich mit der Bolksmcinung in Deutschland keineswegs decken Die Organisation der preußischen Volksschule ist keine preu sondern eine deutsche Frage. Der Geist, welcher das Kolks schulwescn des größten deutschen Staate- durchdringt, wirkt aus daS übrige Deutschland zurück, man empfindet den geistigen Druck, der auf eine Bevölkerung von fast 30 Millionen ge übt werden soll, im ganzen protestantischen Deutschland, der Anschlag auf die deutsche Volksbildung, welcher von Berlin au-gebt, wird in Banern und Württemberg, in Sachsen und Baden, in Thüringen und Hessen gleich stark empfunden, wenn auch dort nach andcrcn Grundsätzen verfahren wird. Man erkennt daran-, daß da- geistige Leben in Deutschland trotz mannigfacher Verschiedenheiten in der Schulorganisation ein »ntbeildareS Ganze- ist. und daß in erster Linie da< Verhältniß der Schule zur Kirche in Betracht kommt. Schule und Kirche müssen nebeneinander einträchtig wirken, aber die Scknle darf nicht in den Dienst der Kircke treten. Die religiösen Anschauungen, welche sie vertritt, müssen daS Er- cbiilß innerer Ueberzeugung, nicht äußeren Zwanges sei», ^in christlicher Lehrer, welcher den Religionsunterricht in der Volksschule dazu niißbrauchc» würde, um atheistische Lebrcn verbreiten, wäre zur Absetzung reis, und diese würde nirgends Widerspruch ersabrcn. aber seine Fädigkeit zum Religionsunterricht ist. abgesehen von seiner Eignung zum Lebrderuse, eine Folge seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religionsgemeinschaft. Seine positiven Kenntnisse dcr Grnndlebren dcr Religion mögen dcr Prüfung durch den Geistlichen nnterliegcn, aber dieser kann niemals die entscheidende Stimme über die Fädigkeit des Prüflings sür den Lehrberuf abgcben, schlimmsten Falls kann letzterem die Erlaubniß zur Erlheilung deS Religionsunterrichts versagt werden. In dcr deutschen Literaturgeschichte nimmt Luther eine hervorragende Stellung ein, er dal durch seine Bibelübersetzung einen wesentlichen Einfluß auf die Entwickelung der deutschen Sprache geübt, seine geistlichen Lieder, besonders daS Lied „Ein' feste Burg ist unser Gott", beben seine dichterische Begabung über jede» Zweifel, durch seine polemischen Schriften bat er such in politischer Beziehung ans das deutsche Volk eine große und bestimmende Wirkung auSgeübt, und sein KaleckiS inuö hat den sittlichen Werth deS deutschen Volkes ans eine ideale Stuse geboben, die durch kein Dogma ersetzt oder erreicht werden kann. Auf dem Geiste Lutdcr'S beruht die deutsche Volksschule, und dieser Geist strablt auck auf die Anhänger der katholischen Lebre zurück. Aus den Schultern Lulbcr'S stehen Lcssing, Schiller, Goethe, die Geistesdctdcn, welche das deutsche Volk auf seine geistige Höbe er hoben haben, sie alle sind durchdrungen von den Grund anschauungcn deS Protestantismus, und es ist unmöglich, daß ein Teuljcker sich von dem großen Einfluß frcidaltcn könnte, weicher von diesen Männern auSgcbr. Man ersieht daran«, daß sich der Unterricht nicht in consessionelle Schranken zwingen läßt, die Volksschule bleibt unter allen Umständen dcntsch, »nd weit sie deutsch bleibt, muß sie vom protcstan tischen Geiste durchdrungen sein, daran ändert ein abweichen des Bekenntniß nichts, und man lbul deshalb wohl, dir Frage deS Bekenntnisses nicht in den Vordergrund zu stellen. AlS Friedrich der Große das geflügelte Wort sprach: „In meinem Staate kann ein Jeder nach seurcr Fatzvn selig werden", war die große Bewegung dcr Geister i» Deutschland erst in den Anfängen ihrer Entwickelung begriffen, Schiller wurde 1759, Goetbe 1749 geboren, und Friedrich dcr Große bat bekanntlich die Bedeutung dieser beiden großen Männer nicht ihrem Wende entsprechend gewürdigt, idm galt Voltaire als der größte Dichter seiner Zeit, aber dcr lutherische Geist war eS, welcher in den preußischen und in den nord- »nd mitteldeutschen Schulen auch schon zu Friedrich'« des Großen Zeit der herrschende war, und er muß cS bleiben zum Heile Deutschlands, gleichviel ob seine Söhne evangelisch oder katholisch sind. Dcr bisherige Zustand war der, daß die liefe Kluft, welche Protestanten und Katholiken in ihren religiösen Grundanschauungen trennt, nicht zum Bewußtsein dcr Mehr zahl gekommen war, daß die Bildung das Bindemittel gewährte, welche« die Bekenner beider Eonjessionen geistig vereinigte. DaS soll nun anders werden, nach dem neuen Gesetzentwurf über die Volksschulen soll die Eonscssion daS trennende Wesen werden, welches überall den Unterschied dcr Gruntanschauung in den Lehren dcr katholischen und protestantischen Religio» zur Geltung bringt, nicht bloS aus dogniaiischcm Gebiete, sondern auch in der Geschichte. Die Volksschule ist ja nicht dazu da, um künftigen Prosessoren der Geschichte die erste An leitung zu geben, aber nach dem Wunsche des Kaisers soll die vaterländische Geschichte eine ganz besonder« sorgfältige Be Handlung in der Schule erfahren. Wir haben unö mit Be geisterung sofort für diesen Wunsch erklärt, sobald er bekannt geworden war, aber wie wird dieser Geschichtsunterricht anS- sehen, wenn der Zedlitz'sche Entwurf Gesetz geworden ist'? Dcr dreißigjährige Krieg kann doch nicht einfach todtgcschwicgen werden, man muß doch zugestchen, daß dieser Krieg zwischen Protestanten und Katholiken geführt worden ist. Und die Kurfürsten von Brandenburg waren stets die Verbreiter und Förderer deS protestantischen Glauben« und standen dem Papstthum seintlich gegenüber. Es ist überhaupt uninöglich, die politische Natur des PapstthumS beim Gcscknchls unterricht vollständig außer Acht zu-klaffen, und daS ist ein Punct, welcher bei schroffer Hervorrehrung der Eonsesston sehr viel böses Blut machen muß. Die Bewegung gegen das Volksschulgesetz entbehrt beute noch der vollen Klarheit der Ziele, sic ist noch m dem Stadium dcr instinctiven Abwehr gegen ein großes Uebel begriffen, aber allmälig werden die wahren Beweggründe zu Tage treten, cS wird zu Auseinandersetzungen kommen, die sür den konfessionellen Frieden gefährlich und für die gesammte innere Entwickelung Deutschlands vcryängnißvoll werden können. Die consessionelle Volksschule soll nach dem Wunsche ihrer Urheber als Kamps mittel gegen die Sociatdemokratie dienen, um aber einen wirksamen Kampf zu führen gegen einen gemeinsamen Feind bedarf cS der Einigkeit im eigenen Lager. Durch nicht« kann die Zwietracht sicherer zum AuSdruch kommen und zum dauernden Zustande gemacht werden, als durch die Or ganisation dcr Volksschule, wie sie der Zedlitz'sche Entwurf zeigt. Eonfessioncllcr Friede kann in Deutschland nur herr schen, wenn Kircke »nd Schule so weit getrennt bleiben, daß die Religion aus die Familie beschränkt wird und in der Schule nur eine sür sich abgeschlossene Stellung einnimmt. Religion ist Herzenssache, Bildung in erster Linie Sache deS Verstandes. Wie beide Seiten des geistigen und Gesichts leben« des Volke« sich mit einander abfinden, muß jedem Einzelnen überlassen bleiben. * um und an» zu noch reiten sruckttbarcr Harmonie Leipzig, 3. Februar. * Da« „Eons. Wochenblatt" der Helldorff ! Mantrusfel'schcn Richtung bebarrt dabei. Len Schul gesetz-Eniwurs rrbebli» ander« zu brurtbeilen a>« die Herren ! von Buch und Genossen. Dasselbe sagt ». A.: Wir haben in vielen Dingen, die für die Wohlfahrt von Reich und Staat von wesentlicher Bedeutung sink, seit Jahren eine gute Mitarbeit von den Mittelparteien erfahren; wir verkennen nickt die Diffcrenzpuncte, die bestehen bleiben, »nd denken ! nicht daran, sie z» verwischen; aber die Zeit ist zu ernst, zu herauSgequältcn Partcifehden zu satteln »nd da, wo in leidlicher und praktisch gelebt werten kann, die Sturmsadne heraus zu hängen. Selbst auf dem Gebiete dcr LolkSscknI ffksctzgeduiig, wo wir wirklich in Fundamentalpuncten mit dem Ecntrui» einig sind und unsere Gctankengcuicinschast mit den Nationallibcralcn brüchig ist, bleibt doch für große Theile der Gefolgschaft der conservalivcn Partei auS einem Bilde, welches nnS in enger BundeSgenvsscnsckaft mit dem Eentrum und in scharfer Gegnerschaft gegen die Mittelparteien answeist, ei» unbehaglicher Nest übrizz. Tenn der conservative evangelische Wähler weiß, daß dcr streit sich auch hier nicki bloS um religiöse Dinge, um die Frage, welche Stellung dem Ehristenthuin in unserem Volksleben znaewicseu werden soll, sondern in wesentlichem Maße um HerrschaftSfragen bandelt, in denen er, nicht anders als die Mittelparteien, auf der Seite deS Staates steht. Er weiß, daß daS Eentrum keine Regelung anf diesem Gebiete gulbeißen wird, die ibm »ach rgend einer Seile den Weg zu seinen weilerliegenden Zielen verschüttet und der katholischen Kirche nicht schon unmittelbar guten Spielraum sür ein kraftvolles Auf treten gegenüber dem tLlaal nnd sür ihre propagandistische Tbäligleit eröffnet; und so muß eine Eonstcllation im Parla ment, die dem Eindruck Nahrung girdt, daß nicht jede Vor sicht beobachtet ist, um diese Tendenzen fest im Zügel zu behalten, auch in de» Kreisen der staatstreuen con- servativcn evangelischen Bevölkerung eine ge wisse Unruhe Hervorrufen. ... Es ist schon tbeilS angetcutet, tbeilS offen ausgesprochen, daß in der Thal auch nach unserer Ueberzeugung an einigen Stellen dcr neuen Vorlage der feste Sckrlstzug, mit dem das Hcrrenrccht 'des Staates auf die Front der Volksschule geschrieben wird, etwas verwischt ersckcint. * In den „Hamb. Nachr." wird die „innere Lage" einer Betrachtung unterzogen, worin es beißt: „Die Vorgänge dcr letzten Woche», dcr EntrüsliingSsttirm in der liberalen Presse, das EntlassungSgeftick, Miqnel's, dcr Warnungörnf Bcnnigsen'S haben in den regierende» Kreisen bis zur höchsten Stelle hinaus eine starke Wirkung hervorgebracht, und dcr disbcr unverwüstliche Optimismus, der für die neue Acra so charakteristisch ist, bat einen derben Stoß erlitten. Man batte sich gedacht, daß die Nativnalliberalcn zur Mitwirkung entschlossen seien, daß sic mit den Eonservatwcn im Verein den Entwurf in einer Weise amendiren würden, welche das Eentrum zwar nicht zu befriedigen, aber doch bei guter Laune zn crbalien geeignet wäre; schlimmsten Falls würde durch daS Wldcrspict der Parteien gar nicht« zu Stande gekommen sein, während doch die Regierung dem Eentrum gegenüber Diligcn; prästtrt hätte. Durch die schroffe OppositionsftcUung, wclcke die Nalivnallibcralcn sofort gegen die wesentlichsten Grund lagen des Zetlitz'schcn EmwursS cinnabmcn. wurde diese Reck- nuiig über den Hausen geworfen, und so sab man sich plötzlich einer Lage gegenüber, die schließlich mit Notbwcndigkeil geradezu zur Unterwcrsung der Regierung durch das ultramontane Ee» trum sichren müßte. Daher die widerspruchsvollen Gerüchte, welche in den letzten Tagen im Umlauf waren. Es ist kein weifcl darüber, daß man an maßgebendster Stelle eine Mitwirkung der Nationaltiberalen wünscht. Aber wie soll dieselbe erreicht werden'? Der Zedlitz'sche Entwurf, wie er liegt, kann von den Nalionattiberaten als Vcr- handlungsbasis überhaupt nicht acceplirt werden; sie würden die Ausscheidung wcsentlicksler Bcftandtheile desselben zur Vorbedingung machen müssen, daraus aber würden die Eonservaliven, nachdem sic eben erst die wesentlichen Bestand tbcilc mit Freuten begrüßt baben, selbst beim stärlstc» Drucke von oben nickt eingcbcn können. Es bliebe also nur der Ausweg, daß man mit Zuhilfenahme aller parlamentariscken Künste da« ganze Werk scheitern ließe. Dazu würde die Regierung die Eonservativcn in genügender Zahl wahrscheinlich veranlassen können; aber sie wurde damit zugleich das Ecntrum auf da« Schwerste verletze». Tic Frage stellt sich also dabin: will man sich von dcr Rücksicht aus da« Ecntrum loSinacbe», oder will man sich in immer kicscre AbbLngigkcit vcn demselben begeben? Im nächsten Winter soll im Reiche die angcliindigtc Militairresorm nitteriiomiiien werten; das Getingen derselben im Reichstage bängt vom Eentrum ab. DaS Eentrum ist nach dcr Fassung der Resolutionen, welche Windlhorst im Sommer 1890 dem Gesetze über die FricdcnSpräsciiz angehängt bat, in dcr Lage, sich sowohl ablehnend wie annchniend zn verhalten; eS kommt also auf den Preis an, den man ibm zahlt. Dieser Preis liegt jetzt genau forinnlirt vor. Wollte die Regierung, ent gegen ihrer ursprünglichen Bereitwilligkeit, ihn dem Ecntrum niininebr vorcnthalten, so würde sie sich auf die schärfste Opposition von dieser Seite gefaßt machen und tcmgcinäß mit der Auflösung de« Reichstags rechnen müssen. Wird sie sich zu diesem Slandpuncle entschließen lönncn'? Man wird cS bezweifeln diirscn. Welchen Ganz aber auck die Tinge nehmen mögen, selbst im günstigsten Falle wird dieser VolkSschulgcsetzcnIwurf sür die Aera Eaprivi ver häng» ißvoll bleiben." * Ein so gemäßigt liberales Blatt wie der „Schwäb. Merkur" schreibt Folgendes: Nun soll aus einmal nach der Sonnabend - Verhandlung ini prensftschen Abgrordneicnhanse, die einige entgegenkommende Worte tLaprivt'S darbot, Alles wieder in einem anderen Meise sein, Iva« zwischen den höchsten Gewalten in Preuße» und gewichtigen Parteien in letzter Zeit jo arg verjähren wart Mit Nachdruck wird die Sach lage von halbamtlicher Seile so dargcslellt, und rS wäre ja srbr zn wünschen, daß diese günstige Veröndrrnug wirklich eingctreicn wäre. Vorerst erkennt man nur den Wunsch der prcußiickk» Regierung, die bisher ausschlaggebenden gemäßigten Parteien wieder zn gewinnen. Und immerhin ist dieser Wunsch ein crsreulicheS Zeichen. Vielleicht kräftigt sich in nächster Zeit auf Seilen dcr Regierung auch die Einsicht, daß inan sich in eine schroffe und hailtoje Aussaffnng hinein gesteigert batte, die zu nicht« Gutem sichren konnte und kann. Lavrivi'S ganze Veweie- sührung gegen die Nalionolliberaten süßte aus zwei ietbftgejchaffenen Vorstellungen; einmal hotte er sich die Meinung gebildet: wer nicht dt« jetzige Schulvorlage will, will die Schule ohne Religion und ist ein Aldeist. Zur Widerlegung dieser Meinung ist hin reichende« im preußischen Abgeordnetenhaus« gesagt worden; man braucht kein Wort weiter beizusttgen. Dir Vorstellung ist auch so seltsam, daß man sich nur wundern kann, wie ein Mann von dein Weitblick Eaprivi « darauf verfallen konnte. Die andere unhaltbare Meinung ist die: die Rotionalltberalen hatten sich in ihre« Herieu« unergründlicher Bosheit vorgenommeu, „qroß« liberal« Partei" zu
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