Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920201029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892020102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892020102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-01
- Monat1892-02
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abonnementspreis tz, da Haopt«rp«dition oder den im Stadt- ^ckrk u«d den Vororte» errichteten Aus. ^bestellen abgeholt: vierteljLhrlich.AI4L0, sii zweimaliger täglicher Zustellung ins h,,» bLO. Durch die Post bezogen für Itulschland und Oesterreich: vierteliädrlich > S—. Direct» tägliche Ureuzbandsendung tn< Ausland: monatlich äck S —. xieMorgen-Ausgabe erscheint täglich V,7 llbr, die Bbend-Aurgabe Wochentag« ü Uhr. Uedartion vn- LrpeLition: 2oha»nkS,<ifie 8. rieTivedition ist Wochentags ununterbrochen ,«öffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: vtt« »le«m'« e-rttm. (Alfred Hahn). Universitätsstrah, 1, Lsnt» Lösche. palharinenstr. 1«, part. und KSnigsplatz 7. ALend-AusgaVe. ^-57. Wp)lgtr.Tagcblalt Anzeiger. Drgan fiir Politik, Localgeschichte, Haudels- und Geschäftsverkehr. Montag den 1. Februar 1892. JnsertionsPreiS Die «gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich l< ge spalten) üO-H, vor de» flamiliennachrichtea (Ü gespalten) 40^. VlrSstere Schriften laut unserem Preis- ucrzeichnitz. Tabellarischer und Zisstrnjatz nach höherem Tarif. Aytra-Vellage» (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe , ohne Posldesörderung ./t M.—, mit Postbesürderung 70.—. 2(nnahmeschluß für Inserate: Vldend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen - Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 0 Uhr. Be! den Filialen und Aunabiueslellen je eine halbe Stunde früher. Jnsrrate stnd stets an die Er-edition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig 8«. Jahrgang Bestellungen für die Monate Februar und März auf das Leipziger Tageblatt zum Preise von 3 Mk. 75 Pf. — sür beide Monate zusammen — bei freier Zustellung in s Hans nehmen entgegen sä mmtl ichc Zeit» ngsspedi teure, sowie die Hanptexpedition: Johannesgasse 8, die Filialen: Katharinensträtze 14, Könrgsplatz 7 und Universitätsstratze 1. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt — zum Preise von 3 Mk. für die Monate Februar und März zusammen — abgeholt werden: Arndtstrabe 35 Herr K. 0. Kittel, Colonialwaarenhandlung. Pcterskirchhof 5 Herr Zlnx XlertN, Buchbinderei. Beethovenstraße 1 Herr DI»eod. I'eter, tLolonialwaarcuhandlunq. Pfaffe,»dorfer Straße 1 Herr Krlt/- N'eder, Colonialwaarenbandlung. Brühl 8V Me Goethestraszc) Herr Norm. Ke88ke, llvlonialwaarenhandlung. NanftscheS lväßchcn N Herr Ki'lodr. Kl^Ner, Cotonlallvaarenhaildlung. Frankfurter Straße 1t Herr Kraut Llrv«, Colonialwaarenhandlung. Nanstädter Steinweg 1 Herr tt. Kurreliuann, Colonialwaarenhandlung. Löhrstraße 15 Herr Kduurd Uetxer, Colonialwaarcnhandlung. Skhnhenstraße 5 Herr .lut. 8eIUlinicNen, Colonialwaarenhandlung. Marfchnerstraße S Herr I'uul 8oNrett)er, Drogengeschäft. ' Westplatz 3Ä Herr U. INttrlel». lligarwenhandlung. Nürnberger Straße 45 Herr Zl. K. ^IbreeNt, Coloniallvaarcnhandtung. Horkstragc 3Ä (Ccke Berliner Straße) Herr K. danl^v, Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Straße 35 Herr V. Küster, lLigarrenhandlung. in Anger-Crottendorf Herr Ködert 6reiner, Zweinaundorfer Strafe 18. iii Neustadt Herr K. Heber, Eiseubalinstraße 5. - Connewitz Frau K!8eüer. Hermannstraße 23, 1. Etage. - Plagwitz Herr A. türütunnnn, Zschochersche Straße 7 a. - Gohlis Herr DI). Krit/sekv. Mittclstraße 5. , Reudnitz Herr IV. Kuxinauu, Marschallstraße 1. - Lindenau Herr Kd. K. Llüller, Wettiner Straße 51. - - Herr Vvrnk. >Veber, Mützengeschäft, Leipziger Straße 6. in Thonberg Herr L. NiintseU, 9ieitzcnhainer Straße 58. Leipzig, 1. Februar. * Wenn die Sache nicht gar zu ernst wäre, könnte man sagen, die große VolkSschuldebattc des preußischen Abgeordnetenhauses sei zu Ende gegangen wie eine Komödie der Irrungen. Die Aufklärung von Mißverständ nissen, welche schon in den letzten Sitzungen einen großen Thcil der Zeit in Anspruch nahm, ist zu einer wahrhaft überraschenden Blüthc gediehen. Wenn die Cvnservativcn sich eine große gcsanimtliberale Konspiration zurcchtconstruirt batten, so war das ein sehr durchsichtiges Manöver der Parteitaktik, sie bedurften derselben, um sich die Trennung von den Nationalliberalen und das Zusammengehen mit dem Centrum nach außen zu erleichtern. Nicht minder selbstverständlich war, daß der CultuSminiftcr diese Legende im Sinne seines Werke- begierig ausgriff. Aber wenn auch Graf von Caprivi von der Krieg-rrklärung sprach, welche mit der angeblichen Proclamirung der großlibcralen Partei durch Herrn v. Ben nigsen begangen sein sollte, so konnte daö nur als wohl erzogener Bruch der Negierung mit den Nalionallibcralcn aus- gefaßt werden. Unter diese» Eindrücken schloß die vorletzte Sitzung, lieber Nacht indcß hatte sich der Ton des Minister präsidenten vollständig geändert. Gras Eaprivi ergriff in der letzten Sitzung die erste beste Gelegenheit, den verletzenden Vorwürfen der Förderung des Atheismus die Spitze abzu brechen, und er zeigte sich sehr bereit, sich über seine mißver ständliche Vorstellung von der großlibcralen Verschwörung eines Besseren belehren zu lassen. Diese Belehrung wurde ihm denn alsbald seitens der Herren Friedberg und Rickcrt zu Theil und so hatte er die Freude, die Seifenblase der groß liberalen Partei in seinen Händen zerrissen zu sehe». Gau; dieselbe Freude hätte Herr von Caprivi schon vor genau acht Tagen haben können, wenn er dem damaligen ErklärungS- auStaiisch zwischen den Herrn von Bennigsen, Bainbcrgcr und Richter im Reichstage einige Beachtung geschenkt käiie. Es ist in Wabrbcil von nichts Anderem die Rede gewesen, als daß die zwischen den Liberalen vorkantencn und zweifel los auch in Zukunft fortbestebenken Gegensätze würden zurück- tretcn müssen, wenn seitens der Regierung eine Politik Un geschlagen würde, die den entschlossene» Widerstand aller Liberalen obne Unterschied berauSsordern müsse. Die Weise, wie Gras Zedlitz, von dem stürmischen Beifall der Evn- servativen und des EentrumS getragen, seinen Entwurf vertreten bat, war nur zu geeignet, die Befürchtung, daß eine derartige Politik verwirklicht werden solle, zu bestärken. Und der Ministerpräsident drückte, indem er sich gewiffcrmaßen auf den Boden der Weltanschauung des Crntrum-rrduerS Porsck stellte. Allen«, was in dieser Richtung geschehen war, das Siegel auf. Bezeichnenderweise ist nun zuletzt diese Saite kaum noch angefchlagc» worden, Graf Eaprivi corrigirtc sich, schränkte sich ein — eine Thatsache, die durch seine ausdrückliche Warnung, man möge sciucii ver änderten Ton nicht als eine Veränderung seiner Stellung zur Sacke aufsassen, eher unterstrichen als abgcschwächt wird. Graf Zedlitz machte sich eifrig Notizen, beobachtete aber ein für den so kampflustigen Debatter doppelt auffallendes Schweigen; auck das Ecntrum ließ die Waffen rubc». Einzig und allein Herr Stöcker predigte mit voller Energie die klerikal - rcactionaire Perspective ; aber aus seiner wiederholten Ermahnung, den Augenblick nicht ungenutzt verstreichen zn lassen, klang vernehmlich die Besorgnis; des schlicßlichen Scheiternö der kühnen Pläne heraus. Um init dem ehemaligen socialdemokratischcn ReichstagSabgeordnetcn Sabor zu reden: cS geht etwas vor, man weiß nur nicht wa« Offenbar streiten an maßgebender Stelle gegensätzliche Einflüsse mit einander und zwar mit so schwankendem Erfolge, daß cs einstweilen schier unmöglich ist, au» den umlaufenden Gerüchten einen be stimmten greifbaren Kern beraiiSzusichtcn. Was den concreten Gesetzentwurf anlangt, so wird man nun den voraussichtlich recht langwierigen Gang der EommissionSverbandlungeii ab- warten müsse». Es erscheint aber kaum möglich, daß die schwere Erschütterung, welche die aesanimtc politische Situation durch die Debatte» dieser Woche erlitten bat, mit den letzte» Erklärungen so wirksam beschwichtigt sei, um sich demnächst nicht auch ans anderen Gebieten bemerkbar zu macken. * Nach dem am Sonnabend erfolgten Schluß der General debatte über da« VolkSschnlgesetz ergiebt sich, so wird der „Allgemeinen Zeitung" ans Berlin telegraphisch gemeldet, daß das Schicksal der Vorlage noch nicht entschieden ist. Ganz ausgeschlossen ist die Bildung einer große» liberalen Partei ; die heutigen Verbandlnngen machten erficht lick, daß eine sachliche Verständigung zwischen der Regierung und der jetzigen Opposition möglich «st Doch liegt cs in den Händen der Eonscrvativen, durch Eingehen ans die Wünsche des EentrumS und Bckarren bei der Fassung der Vorlage den geschlossenen Widerspruch der andere» Parteien zn erzwingen. Dann bleibt noch die Einwirkung des Hcrrc»- bauseS, daö die Vorlage a» das Abgeordnetenhaus zurück geben lassen kann, wofür aber sickere Haiidbabe» bis jetzt selbstverständlich nicht vorliegcn. Die voraussichtlich scbr cin- gebende und langsame Behandlung der Vorlage in der Eom- mission und die daraus folgenden Lesungen schieben die Ent scheidung wobt auf Monate hinaus Bis dabin ist auch die Entscheidung ausgcschobcn, ob eine Ministerkrisiö stattfindet, spceicll ob der Finanzininislcr in seiner Stellung verblekbt. Die Mißstimmung gebt hauptsächlich aus bas vom Ministertisch auSgegangenc Echlagwort vom Kampf zwischen AtkeiSiiiuö und Ebristen tbuni zurück. Die Schwierigkeit wegen der 9-Millionen-Posilion wird fick beseitigen lassen. * Die scharse» Worte, welche der Minister Präsident von Caprivi in der Frcilagsitzung gegen die national liberale Partei schleuderte, baden in der daraus folgenden Sitzung doch eine bedeutende Abschwächling erfahre». Wie verlautet, so meldet die „Berliner Börsen Ztg ", hätten die Worte an höchster Stelle peinlich berührt unk der Minister präsident bade daraufki» die Gelegenheit wabrgciiommen, die Worte am Freitag auf rin Maß von weniger verletzender Sckärfezurückzuf!>bren. Ilcbcrbaupt fcueint man im Ministerium den Bogen doch etwas zu straff gespannt zu haben und man erwartet in partamcntarischcn Kreisen, ob mir Reckt oder Unrecht, müssen die nächste» Tage zeigen, daß in der Angelegenheit dcö VolkSsckul- gcfctz - Entwurfes mehr Neigung zu einer den liberalen Elemente» entgegenkommenden Amcndirung sich zeigen wird. Sollte diese Richtung in der Regierung kic Oberhand de ballen, so wäre das bereits ein bochcrfrcnlichcr Erfolg tcS Kampfes der nalionallibcralcn Partei. Daraus kann fick das Ministerium Eaprivi verlasse», daß dieser Kampf von national- liberaler Seile stets sachlich und objcctiv geführt werden wird, mit einer Mäßigung, welche eine Versöhnung der Gegensätze und die Gewinnung eines gemeinsamen Bope„a des Friedens durchaus ermöglicht. Sojcbc Worte, wie sic vom Ministcrtische gefallen sink, sind allerdings nicht geeignet, der Aussöbiinng der Gegensätze vorzuarbcilcn; aber trotz dieser Worte hat die nationalliberalc Partei de» Kampfplatz der 21 Fenrllets»». Die schöne Polyrena von Freiberg. Historische Novelle von Adolf Li pp old. Nachdruck verboteii. (Fortsetzung.) Die blauen Augensterne waren, wie bereits erwähnt, fest, aber mit seltsamer Weichheit auf das PsörtnerhauS ge richtet und unter dem den ganzen Körper vcrbüllcnden Rad- mantel hielt er die rechte Hand wie krampfhaft auf die Brust gepreßt, gleichsam als ob er daS unter dem SainmctwammS wild pochende Herz gewaltsam zur Ruhe zwingen wollte. Der junge Mann war erst gegen das Ende der der schönen Polyxena dargedrachtcn Huldigung quer über den Domplatz gekommen und — als er die Jungfrau erblickte, wie gebannt stehen geblieben. Wie ein Bliystrabl hatte das Anschaucn des jungen Mädchens in dem bis dahin unentweihtcn Herze» dcS jungen ReitersmanncS daS Feuer heißester Liebe ent zündet. Er hörte nicht die Worte des sprechenden Altgesellen, er srug nicht darnach, was dies Alles zu bedeute» habe, er fühlte nur, daß ibn all' sein Sehnen, jede Faser seines Herzen« zu jenem Mädchen binzog. welches da drüben im einfachen Linnengewande den Gesellen den Ehrentrunk credenzte unv keinen Blick herübersandtc in die Ecke, wo der junge Mann stand. Ein leichter Schlag ans die Schulter schreckte den Jüngling aus seinem Sinnen ans, er drehte sich seitwärts und ge wahrte den alten Günther, der ihm fröhlich die Hand reichte. „Endlich seid Ihr da, Junker Georg", rief der Alle er freut. „Euer Vater glaubte schon, Sr. Gnaden, der Herzog, habe Euch den gewünschten Urlaub versagt, er wird sich um so mehr darüber freuen, daß Ibr dock noch gekommen seid, koch — wo habt Ihr Euer Roß und seid Ihr ganz allein gekommen?" Der junge Mann erröthcte leicht, dann aber schüttelte er dem alten vertrauten Diener herstich die Hand und ant wortete: „Mein Brauner steht im Stall der „Rose", wo ich auch meinen Knecht HanS gelassen habe, wußte ick doch nicht wo Ihr Ausentbalt genommen battet, da in der „Rose" alles besetzt ist. Ich ging deshalb auf gut Glück ans, sab hier den Aufzug mit an und freue mich Euch so schnell gefunden zu haven. Hoffentlich habt Ihr auch noch Onanier für mich und HanS und unsere Rosse, denn nur aus alter Bekannt schaft nahm sie der Wirth der „Rose" auf einige Stunden in seinen Stall. Die ganze Stadt scheint ja mit Fremden überfüllt." »Gv ist e», Junker Georg, wir hatten un« nicht rer» mutbet, so viele Menschen hier in Freibcrg zn sinken und deshalb in der „Rose", wo wir sonst stets wohne», kein Ouartier vorher bestellt, knapp, daß wir noch im „Adler" Unterschlupf fanden, doch kommt Junker, Euer Herr Vater erwartet Euch schon lange und der alte Herr ist gar leicht erzürnt." Noch einen letzten beißen Blick warf der Junker hinüber nach dem kleinen Häuschen, ein leichter Seufzer schwellte seine Brust, dann folgte er Günther »ach der Burggassc. wo ihnen aus einem Fenster des ersten Stockwerkes »» „Adler" ein älterer Herr schon von der Ferne auS grüßend zuwinlte. ES war dies der damalige Burgbauptmann und herzogliche Oberhüttcnmcistcr Herr Balduin von Lauenstein, der aber seinen Wolmsitz im Flecken Brand, etwa eine Wegstunde von Freibcrg, batte und welcher nur in Erwartung seines SobncS Georg, der als Lfsicier im Fähnlein der herzoglichen Leib garde zu Dresden stand, hier in Freibcrg erwartete. Herr Balduin war nebst seinem Sohne vom Braucr-Lbcr- mcislcr Böhme zu dessen Hockzeitsfeier cingcladcn worden und da er ein Freund von Vergnügungen war, dem angesehenen Bürger, welcher ohnehin mit im Ralbe der Stadt saß, auch die Ein ladung nicht abschlagen konnte, so hatte er dieselbe freundlich angenommen, obwohl Junker Georg davon noch nichts wußte. Da nun aber von Seiten der Braut sowohl wie von Seiten deS Bräutigams keine männlichen Verwandten existirte», so batte Herr Böhme den Bcrghauplinann gebeten, bei der Feierlichkeit daS Amt eines Brautführers zu übernehmen; hierzu aber batte Herr v. Lanenstein protcstirend mit dem Kopse geschüttelt, als aber der Brauherr wiederholt in ihn gedrungen war, seine Bitte zu crjülle», brachte er schließ lich seinen Sobn Georg, als scbr Wohl dazu geeigneten Ersatz mann, in Vorschlag und Herr Andreas Böhme, welcher Georg von dessen Jugend an kannte, willigte hocherfreut i» dieses Arrangement ein. Alles dies setzte Herr von Laucustcin seinem Sokuie neck an demselben Abend auseinander, und hierbei erfuhr derselbe auch, daß die Braut keine Andere sei, als jenes wunderholde Mädchen, welches er beute zum ersten Male gesehen und an die er, wie er zu seinem liefen Schmerze bemerkte, sein Herz unwiderruflich verloren batte ES war gut, daß der dreiarmige zinnerne Leuchter mittelst der aus demselben steckenden Talgkerzen nur ein geringes Licht in dem ziemlich großen Zimmer verbreitete, als Herr von Lanenstein in bester Laune seinem Sohne von seinem Abkommen mit Bölmie Mittbeilung machte, sonst hätte er Wohl bemerke» müsse», wie auf dem Angesicht de- Jünglings Bläffe »ud Rötbe wechselten, als er die Rede seines Vaters mit anhörte. Es war dem jungen Mann, als ob ein peinigender tiefer Schmer; sein Herz zerriß, aber die Kofsniiiig, daS sür ibn unrettdbar verlorene, heißgeliebte Mädchen wenigsten- ein einzige- Mal in unmittelbarer Nähe zu sehen, cs an seinem Arme führen zu dürfen, wirkte so überwältigend ans ihn, daß er gar nicht daran dachte, irgend welche Einwendungen zu erbeben, er war wie be täubt. Tiefer Schmerz und beiße Sehnsucht kämpfte» mit einander und als er endlich zu »och früher Stunde sein Lager aufsuchte, fand er erst »ach Stunden die gewünschte Rübe, aber auch in seinen Träumen verfolgte ibn daS Bild der Heißgeliebten, bald hielt er sie glückselig in seinen Armen, bald kämpfte er niit tödtlichcn Waffen mit Herrn Vöbmc und sah, wie derselbe, während er sterbend am Boden lag, hohnlachend die widerstrebende Braut mit sich davon riß, und cS war fast Morgen, che ihn die wilden Traumbilder ver ließen und ein traumloser Schlaf seine Glieder stärkte und erquickte. «- * * * . Der Hochzeitstag der schönen Polyxcna mit Herrn An- drcas Böhme war angebrochen. In strablendem Glanze stieg die Sonne am Horizonte empor und die zahlreichen Tkeil- nehmcr der Feier rüsteten sich durch Aulegniig ihrer Fest- gewäntcr zu derselbe». Im Häuschen des Douipförtners war die Frau und die Schwägerin desselben beschäftigt, die in Sckonbcit strablcude Braut zn schinückcn. Aus dem jung fräuliche» Bett Polyzciia'S lag die prachtvolle schneeweiße Robe aus schwerstem Atlas, welche Herr Bödme nebst a» Verein reichen bräutlichen Sckmuck ani Tage vorher geschickt batte, zur Anlegung bereit und die grauen kountcn sich nickt satt sehen an all de» Herrlichkeiten. Vor dem hohen Spiegel auö veiictianischcm GlaS, ehciifallS ein Geschenk des Bräutigams, saß, die Schultern von einem einfachen weißen Tuche vcrbüllt, die Braut, und Frau Ursula, die Pförtnerin, war eiusig beschäftigt, die kaum zu bändigende» reichgelocktcu Haare derselben in Zöpfe zu zwänge» »nv gül dene Bänder in dieselben zu flechte». DaS wunderbar schone Angesicht Polipcna's war ruhig, ernst und etwas bleich und die Spuren vergossener Tbräncn waren an ihren Augen- rändcrn bemerkbar. War cS doch auch wabrlich kein Wunder, daß sic sich seltsam, fast schmerzlich bewegt fühlte. Sie kannte Herrn Andreas Böhme seit ihrer Kindheit, war doch derselbe ein Freund ihres geliebten Vater- gewesen, der dem einsame» Gelehrten, wo er cs nur verniocktc, seine Freundschaft und hohe Achtung brthätigt batte. TcSkalb war auch ibr im Lause der Zeit der Brauberr ein wahrer »ud lieber Freund ge worden, der auch nach deni Tode ibres Vaters die Hinter lassenschaft desselben geregelt und sogar für sie die Unterstützung seitens des Herzogs Friedrich auögcwirkt batte. Alles aber, waö er für sie that, geschah in so zartsüblender Weise, daß er ihr um so wcrtbcr wurde, und als er ibr schließlich, nickt obne sic zu bitten, ibr Her, zuvor reiflich zu prüfen und in dem er selbst den AlterSunterfckied zwischen ihnen ausdrücklich hervorhob, seine Hand znm ehelichen Gelöbniß antrug, war ihr dasselbe wobl übcrraschcnr, aber keineswegs abstoßend erschiene». Herr Böbinc war, abgesehen von seiner allerdings etwas zu großen Lcibesstärkc, ci» sehr stattlicher Mann, dem man seine wohlaczäbllcu Jahre nicht ansab; er war aber nicht blos ein stattlicher, sondern wie allgemein bekannt ein scbr guter und ebrcnbastcr Mann, und da das Herz der Jungfrau von der Liebe disber »och nickt berührt Worte» war, Herr Andreas aber ihre volle Hochachtung und dankbare Verehrung genoß, ab gesehen davon, daß ibrc Umgebung nickt »lüde wurde, ibr den HeiratbSantrag desselben als das größte Glück zu schiltern, welches ein so armes Mädchen treffen könnte, so währte ibrc Ucberlegung auch nicht allzu lange; vertrauensvoll legte sie ibrc Hank in die des brave» und ob ihres Eutscbtusses hocherfreuten Brau bcrrn und überließ cs ihm gern, ibrc invglickisl baldige Vcr bindung bcrbeizufübrcn. Sie müßte kein Mädchen gewesen sei», um sich nickt über die eben so reichen Gescheute wie zarten Auf'iiicrlsainiciteil ibres Bräutigams während ihres lurzen Brautslaudcs wirklich berzlich zu erfreuen, und wen» sie auck beute, am Morgen dcö sür jede- ebrenbaste Mädchen so wichtigen Tages, Tbräncn vergossen hatte, so waren dies Thräncn darüber gewesen, daß ibr aller Vater nickt inekr »nter den Lebende» weilte und auch jene seltsamen Gefüble ibr Herz bewegten, welche wohl jede« Mädchen an diesem sür sie nie wickertebreiiten Tage ciiipsindcl. „cLvI" sagte Frau Ursula mit einem Seufzer der Be friedigung, indem sie Polypen» die schwere» Zöpfe diadcm artig um den Hinlcrkops und dis vor nach der Mitte des Kopfe- wand und befestigte, „das wäre fertig und nun seid so gut, Euch zu erheben, Polypen«, damit ich Euch daö Braut kleid anzieben kann." Polypen« stand aus und einige Augenblicke darauf floß der prachtvolle Seidenstoff wie in silbernen Wellen bcrab von ihrem Körper und endete, oben züchtig am Halse ge schlossen, nack, unten in eine lange Schleppe. Goldene Rosen raffle» den Rock und tleine zierliche Guirlantcn von Rosen knospen zogen sich von einer Rose zur andern, ein breiter Gürtel, dessen Schloß im Glanze zahlreicher Edelsteine er strablte, zeigte, ebenfalls aus reinstem Gold bestehend, Pracht volle E'iklcruiig. Das edle Haupt bedeckte ein cinfachcr blübendcr Myrtenkranz, von dessen Krone der wunderbar schön gestickte bräutliche Schleier, die ganze königliche Gestalt des entzückenden Mädchens in weiten fpalten umfließend, auf die Schleppe berabsiel. Als Gegensatz zu dem reiche» Schmuck des Kleides umgab ein schmales Band von schwarzem Sammet, a» welchem ein kleines goldenes Kreuzlcin von geringem Wcrthr befestigt war, den schlanken Hals. ES war dies Krcuzlein da« einzige Andenken an ihre ibr selbst unbekannt gebliebene verstorbene Mutter und auch von dieser als Brautickmuck getragen worden. Polnpcna betrachtete daher dasselbe al« da« wertbrollste und »heuerst« Stück ihre«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite