01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.02.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920206015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892020601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892020601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-06
- Monat1892-02
- Jahr1892
-
-
-
826
-
827
-
828
-
829
-
830
-
831
-
832
-
833
-
834
-
835
-
836
-
837
-
838
-
839
-
840
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abonnementspreis ti, der Hmiptexpeditioa oder den im Stadt- d„irk und den «orotten erricbtelen Au»- gabestellen abgeholt: vtertrliLdr«ch^l4.üO> bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haus üchO. Dur» die Post bezogen sür Trulschlaad und Oesterreich: viertel,ährlich 6.—. Directe täglich« »reuzbandiendung in« «»«land: monatlich 9.—. T ie Morgen-Aus»,!! de erscheint täglich '/,7Uhr, dir Adend-Ällsgabe Wochentag« o Uhr. Morgen-Ausgabe Lr-artion und Lrprdition: Joh«nne»,affr 8. DieErvedition ist Wochentag« ununterbrochen gMnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Lite Klrmm's Sorttm. (Alfred Hahn), Universität-stratze 1, Louis Lösche. Aathorinenstt. 14, Part. und KSnigSplatz 7. Z° «0. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Eipedition ist morgen Lormtag, den Februar, Bormittags nur bis 9 Uhr cMnet. Expedition des I^eiprixer Ia^ei>I.»ttes. nmiaerTageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, HandclsUcschästsverkehr. Jnsertionspreis Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter dem RedactiouSsirich <4ge- spalten) 50^, vor den gamtltennachrichlen (6 gespalten) 40-^. Größere Schriften laut unserem Prei«- vkrzelchniß. Tabellarischer und Zifferusay nach höherem Tarif. Srtra-Vrilaarn (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe. ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmeschluß für Znserate: Abend-Ausgabe: Bormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Soun- und Festtag« früh 9 Uhr. Bei deu Filialen »ad Annadmestelleu je eia» halb« Stunde früher. Inserate sind stet« an dt« Expedition zu richten. Druck und Berlag von L. Polz in Leipzig Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Tie Universität«-Bibliothek bleibt am Sonnabend den K Februar geschlossen. Bekanntmachung. Mit Rücksicht auf die geringe Breite, sowie die Abschüssigkeit de« Plagwider Wege« in Leipzig-Lindknau und zur Vermeidung hieraus Glückender Perlehrsstörungen verfügen wir unter Hinweis auf dir Äestimmungen in 8. 43 unseres Straßenpolizei-Regulativs vom II. November 1885 hierdurch, daß dir Vtndcnauer Ltratze zu Leipztg-Plagwttz und brr Plagwitzrr Weg z» Lrtpzig-Lindena« (Fortsetzung der ersteren) ron jetzt ab für Lastwagen allrr Art gänzlich gesperrt werde» und von leichtem Fuhrwerk nur in der Richtung von Lei-,ig-Plagwitz nach Lcipzig-Lilldeuau befahren werden dürfen. Zuwiderhandelnde werden mit Geldstrafe bis zu 60 oder ent brechender Hast belegt werden. Leipzig, am 30. Januar 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. H 612. Vr. Georgt. Stahl. Sonnabend dm 6. Februar 1892. ^e. Königliche Hoheit Prinz Friedrich August haben (nichtigsten Gemahlin mich bei Ihrem Scheiden von Leipzig veanstragt, der OUli > ,v^mgnd Kenntnin zu geben, das; Höchüdieselben durch die bei Ihrem Ginzuge rn nniere<L lebhafter Ihres Aufenthaltes hier Ihnen dargebrachten Beweise der Ergebenheit und -r i Freude und herzlichem Tanke erfüllt worden sind. — Leipzig, dm 5. Februar I8S2. eb«bü°»°N«r.^ IjK-,>7° werten. der Nihilismus erhebl überall trum cs herrscht i>» ganze» Lande eine " ^'""Iinüeudc System, schlimmsten Befürchtungen iss ^ . aricchisck orthodozc unlcr den kaiserlichen 2v.llcn, .un^^ten^^.n'MH 8V. Jahrgang Ztockholzauttion. Mittwoch, den 17. Februar d. I. sollen von Bormittags S Uhr an auf dem dieSjShrtgrn Schlage im Rofrnthale ca. 200 Haufen Stockholz (Wurzelhau,eu- unter den bei der Auction öffentlich aushängcnden Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung an Ort und Stell« meistbietend ver- kaust werden. Zusammenkunft: aus dem Schlage zwischen dem Fahr- und dem Tammweg nach Gohlis. Leipzig, am 3. Februar 1892. Tes Raths Korftdeputation. Waisenkinder. Drei hintcrlassene Kinder einer Wittwe, gesunde Knaben im Alter von 5. 3 und 2 Jahre», sind ans öffentliche Kosten zu er- ziehen, da die Angehörigen derselben hierzu unvermögend sind. Sollten kinderlose Ehepaare geneigt sein, eines oder das andere dieser Kinder an Kindesslelle zu erziehen, so bitten um Miltheilung Möckern, am 3. Februar 1892. H. Lorenz, Pfarrer. Schubert, Gemeindcrorstand. Holzverkäufe. I. 18. Frbrnar im „JadnShaus" zu Frcyburg a. II. (Bahn station). Der Berka», beginnt 9' , Uhr mit 500 Weißbuche» 200 sm, bis 10 in I., 46 am st. in 27 nach Qualität und Tnrchmesserslärke» gesonderten Loosen zn 4 bis 30 SiLmmen von 2 km, meist 3 tin und 10 im a»S den Tisir. 2!«, 33 (Revier Pödelist bei Naumburg, Förster Körnig^, 53,54,58,59.62—67 (Revier Schleberoda bei Freyburg a. U., Förster Hartung), 85, 90 lRevier Eckartsberga (Bahnstation), Rcviersörslcr Lehmann). II Uhr Verkauf von 120 ASprn ---- rot. 5,0 tm aus den Revieren Pödelist, Eckarlsberga und Bibra (100 Stück---- 45 Im bis 15 m I., 32 om st. Reviersörster Lehmann, Forslaufsehcr Schulz-Steinbach). I'/. Uhr Revier Wilsdorf. Distr. 27 : 20 stärkere Eichen bis 10 m I., 50 cm st., Distr. 20 : 50 gute Rothbuchen bis 12 m l., 46 cm st., 2400 .Hasclstücke. H. 25. Frbrunr zur „Guten Quelle" In Schönburg (Forst- ausseher Klahr) zwischen Naumburg und Wcißcnfels. 10 Uhr Nutzholz: 200 Eichen — 90 5» bis 64 cm st. Sammtliche Reviere haben gute Chaussee- und Bahnverbindung. Besichtigung der Schläge, FubrwcrksnachweiS vermitteln die ge nannten Fvrslbeamiru. Districtskundige Führer in Frcyburg a.U.: K. Warlich, Schweigrnberastraße 26, B Helbig, Oberstraß« 43. Genauere Angaben und Aufmaaßregtster erfolgen auf Wunsch. Schloß Freybnrg «. w, den 3. Frdrvar 1892 Tcr Königliche Oberförster. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zufolge ist das am 6. Juni 1889 Hieramts ciisgcstkllte Dienstbuch der am 18. Mai 1870 in Untcrkatz geborenen Anna Eliiabcth Lutz verloren gegangen. Im Auffindungssalle bitten wir dasselbe anher abzuliefern. Leipzig, am 2. Februar 1892. Tas Polizeiamt der Stadt Leipzig. III. 429. Bretfchnrider. Ihle. Gesucht wird die Dieastmaad vrnestinc Bertha Hammer, geboren am 9. April 1859 zu Geringswalde, welche zur Fürsorge sür Ibr in Waiscnpslege befindliches Kind anzuhalten ist. Leipzig, den S. Februar 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. Armcn-Ämt, Abtheilung Iva. X.'k. IVa, 3723/91.Hentschel.Hr. Bekanntmachung. Ter Unterzeichnete Verein empfing in den Monaten Tecember v. I. und Januar d. I. >4 5 — Sühue i. S. M. K. /. F. B. - 5 — do. » H. W. V- A- k. . 4.— do. » H. M. O. F. tz?.», e . 3.— - 1.— do. « Geschenk von . —.20 do. « O. F. E. B. - —.50 do. » E. E. A. R. - 1 — do. » F- R. - 1.— do. « «. Sch. . 1.50 do. - A. S. . 1 — do. » I- H 10— Sühne s. S. M. E. '/. W. E. . 5.— do. . I. A. K. /. E. Z. - 5.— do. « E. S. '/. E. D. Bon Herrn Friedensrichter Seidemann 10.— Sühne i. S. W. R. '/. A. A. . 3.— do. - R. R /. R. B. Von Herrn K. Fiedler zr.: > 5 — Sachverständicien-Gebühren t. S. O. H.'/- M. K .Ai 6I äk«, worüber hierdurch dankend quittirt wird. Leipzig, 3. Februar 1892. Ter Vorstand drS Lamariter-BcrcinS. Schnoo r, Schatzmeister. Bekanntmachung. Tie Genossenschaft sür Berichtigung der Parthe zwischen Leipzig »nd Schonefrld bot in der Sitzung vom 22 Juli vorigen (ladre- die «nflöfmig der Genassrnschast und die Uedergabc »er von ihr dergcftrUtr» Anlage» an die Ltadtgemetndc Leipzig gegen »ine von ihr zu zahlende Entschädigung von 7000 -4t, >owie die Ausschreibung eine« Beitrage» der Genoslenschastsmiigliedcr nach Höhe von 1 ^ 30 für die Einheit zur Deckung der bisher durch die Unterhaltung der Anlageu entstehenden Kosten, sowie zur Ausbringung der au die Stadlgemeind« zu zablenden Entschädigung von 7000 iät beschlossen. Nachdem Lies« Beschlüsse nunmehr die erforderliche Genehmig»»,, erhalten, auch die Stadigcineinde dem betreffenden Abkommen bcigctretcn ist, werden die Mitglieder der «lenoflenschaft ersucht, die hiernach von ihnen zu zahlenden Beitrags- lummen, deren Höhe jedem Mitglied« noch unter Zustellung specicUer Serechining besonder« milgetheilt werden wird, baldigst und spätestens Is» zum 25. Februar diese« Jabrr« an den Lossirer der Genossen- schaff, Herrn Banquier Schlick tn Leipzig (Firma Schirmer ö, Schlick, Brühl 69), zu entrichte«. Lelpzig-Schönrsekd, den 26. Januar 1892. Per Ansschuh Ser Genossenschaft sür Berichtig«!,, »er Garthe »wisch«« Lettn», nn» Echönesrl». . vr. A. v. Fr »ge. Zur internalioualen Lage. Teit langer Zeit hat eine so durchweg friedliche Lage nicht icskanden als gegenwärtig, auck nicht die kleinste Wolke ist am politischen Himmel zu entdecken, cS sind nur Fragen von untergeordneter Bedeutung, welche zwischen den Mächte» chwcbrn, die großen Fragen, wie die Baltanfrage, sind auf ml'estimmte Zeit vertagt.. Zwei lsriindc sind es stäupt- sächlich, welche aus die Lage sriedenstringrnd einwirken: der Abschluß der Handelsverträge und der Nolhstand in Rußland. Tic bandelSpolitischc Bewegung hat sich mit einer Gleich mäßigkeit und Schnelligkeit in einem großen Theile Europas vollzogen, wie eS kaum erwartet werden konnte, und in dieser Beziestnna dal die energische Führung des Deutschen Reiche« unzweifelhaft einen wesentlichen Einfluß geübt. Seit der Ad- tuiimung des deutschen Reichstages vom t8. Tecember baden die parlanicnlarischcn Körperschaften Oesterrcich-UngarnS und Italiens ihre Arbeiten beschleunigt, und die de» Handels verträgen günstig gestimmten Parteien in der Schweiz und in Belgien baden gleichfalls ihr Gewicht geltend gcmachk, so daß der mitteleuropäische Zollbund mehr und mestr an Ausdehnung und Bedeutung gewinnt. Auch das ist als Erfolg anzuscben, daß wir zu einem vorläufigen Abkommen mit Spanien gelangt sind, jo daß keine Unterbrechung in unseren Handelsbeziehungen zu Spanien bis zum I. Juli cinlritt, und bis dahin ist hinreichende Zeit, um zu dauernden Verhältnissen zu kommen. Die friedliche Wirkung dieser Verträge ist unverkennbar, auch Frankreich hat sich ibr nicht entziehen können. der Minimaltaris hat das Mittel gewährt, den Handelsbeziehungen Frankreichs zu den meistbegünstigten Staaten eine feste Gestalt zu gebe», nur zn Italien und zn Spanien hat sich die Brücke be friedigender Beziehungen nicht schlagen lasse», »nd auch der Schweiz gegenüber bestehen Schwierigkeiten, die noch der Beseitigung harren. Aber im Ganzen und Großen sind die Handelsbeziehungen der europäischen Staaten besser geregelt, als cS noch vor einigen Monaten den Anschein batte, ein Zollkrieg besteht nicht, nur folgen Rußland und Frankreich einem System der Abschließung, dessen Folgen sich noch nicht vollständig übersehen lassen, die aber allem Anschein nach sür beide Mächte keine Besserung der wirthscbaftlichcn Lage nach sich ziehen werden. Es kommt jetzt zunächst daraus au, ob das Vcrtragsgcbiet für die Ausfuhr der bctbeiliglcn Staaten hinreichenden Absatz gewähren wird, um für die durch Schutzzölle von der natürlichen Bewegung des Handels und Verkehrs auSacschlosscnen Gebiete entsprechenden Ersatz zu bringen. Rußland befindet sich in einem Zustande, welcher zn den schwersten Besorgnissen für die Zukunft Anlaß giebt. Tcr Nothstand in einer Reibe von Regierungsbezirken hat einen Grad von sittlicher Verkommenheit i» allen Kreisen der Be völkerung ausgedeckt, den man nicht sür möglich gehalten hätte. Die Bauern zeigen der Roth gegenüber vollständige Untbätigkcit, sie mutben der Regierung zu, daß sie nicht etwa der hungernden Landbevölkerung Arbeitsgelegenheit gewähren, sondern daß sie für die Ernährung bis z»m Frübjabr ohn» jede Gegenleistung Sorge trage» soll. Tic Lieferanten von Korn und Mebl für die vom Nothstande betroffenen Bc> zirke zeigen nicht die geringste Regung von Menschlichkeit sondern sind bemüht, a»S tcr Notb ihrer Mitmenschen den größten Nutzen sür sich selbst bcrauSzuschlagen. Statt Korn liefern sie Abfälle, statt Mehl Sand, und die Käufer, welche im Aufträge der Regierung oder tcr Gemeinden handeln, zahlen leichtsinnig den geförderten Preis, ohne sich vorher von der Probemäßigkeit der gelieferten Maaren zu über zeugen. Natürlich nimmt tcr Nothstand in Folge testen in un geahnter Weise an Ausdehnung zu. der Hungertyphus gesellt sich zu den bestehenden liebeln, der Geist des Aufruhrs durch- drmgt die Masten, Mordanschläze auf den Kaiser und die Geistli-L üwcht'sich dl: höchste ""luv-rlässiift-.. und völliger Mangel an sittlicher Kraft bemerkbar, - Um», ist läuslich. die Bevölkerung auf Gewnu ledach und im Ucb'rigcu gleichgiltig gegen Alles, was d'- 'r B« .mg ,u ,b»n beliebt, die c.nz.ge Macht, welche "S ^ ' von sammcnbä». .st die Armee, und auch j > nibilisiischen Bcstandtbeilcu durchsetzt. Diese» >.>crha lui, c» ciiisvricl'l die Lage, welche nvä> »icmalS so unsicher ">u ^ Wirrung hat in Rußland a» den maßgebenden stellen Herrschaft angclrctc». der Ruf nach Bcthelliguiig un c Entscheidung über die Geschicke der Bevölkerung dringt immer lauter in die L^cssenllichkeit. „ Trvtzdcm zeigt fick', daß die auswärtige Mil'k mußlandö keineAcuderung auftvcist. Aus derBalkanbalhiiiset ist d" ruftts Einfluß nach wie vor lhäl.g, ..... Bulgarien ru bereiten Da» Verfahren der serbischen Regierung m Aachen der bulgarischen Flüchlling-srag- ',t so ^'.bar W". die Interessen de« Nachbarstaats gerichtet, baß eS deS Ein spruchs der Mächte mit Ausnahme Rußland« und Frank- rci»S bedurfte, um Serbien über seine internationalen Milchten zu belehren Ter Mann, welcher von der öffentlichen Me- imng Bulgariens als der Mörder Beltschcw S bezeichnet wird, erfreut sich in Serbien einer Sicherheit, die kaum etwas zu wünschen übrig läßt. , . . Die cgvptische Frage ruht gegenwärtig, weil die Inter cffcnten der Ausrcchtcrdaltung der türkischen Suzeraintal ihre Sackw durch die Jnsccnirung des Regierungswechsels vor- läufig gewahrt erachten. Der junge Khedive Abba« ist gegen wärtig eine vielumworbcne Persönlichkeit, die Engländer machen ibm den Hot. um ibn ihren Zwecken dienstbar werbe" zu lassen, und die Franzosen warten ab, wie sich der Einfluß deS neuen Herrn entwickeln wird. Hier sind die Keime einer politischen Verwickelung gegeben, aber ihre Entfaltung bat Zeit »ötbig. So tbcilnahmloö sich Rußland in Egypten verhält, um o schärfer gebt eS in Persien ins Zeug, wo das Mißtrauen gegen England den höchsten Grad erreicht bat. Tabak- mvnopvl, Pferdebahn, Banken, die durch englisches Geld gc- chasscn wurden, sind den Persern ein Greuel, weil sic fürchten, dadurch in Abhängigkeit von England zu geratben, abgesehen von den materiellen Nachtheilcn und llnhcguciiilichkeitcn, welche die Bevölkerung davon erwartet. Und dahinter steckt offenbar der russische Eiusiuß, der ja überhaupt in Asien eine so große und entscheidende Rolle spielt. Der Streit zwischen den europäischen Mächten und Ebina wegen der Angriffe auf französische »nd englische Missivnö- Geicllsckasten, die Bewegung der Mongolen gegen die in Ehina herrschende Dynastie, welche die Gefahr eines Krieges nahe rückle, scheinen im Sande zu verlaufen. Tie Regierung -bat sich zu einer Krastanstrcngung emporgerasst, welche die Auffassung zn rechtfertigen scheint, daß der Kaiser von Ebina noch Herr in seinem Reiche ist. Das ist eine sekr erfreuliche Tbatsache, weil sie Rußland und England den Vorwand cnt- zicbt, in Ebina im Trüben z» fische». Füge» wir »och binzu, daß in Marokko noch nicht wieder regelmäßige Zustände ker- gcstclll sind, so wird die Skizze der inlernativualcn Lage n der Hauptsache vollständig sein. * Leipzig 6. Februar. * Wie verlautet, hat sich der Kaiser in der Unter haltung mit Herr» von Bennigsen am Mittwoch Abend in sehr gemäßigtem und versöhnlichem Sinne aus gesprochen, so daft von einer Krisis in acute», Sinne kaum noch die Rede sein kann, wenigstens nicht insofern, als der Rücktritt des Ministers Miauet »nd de« Oberpräsidenlc» von Bennigsen unmittelbar bevorstände. Die Krisis an und für sich besteht ja allerdings noch weiter und wird so lange bestehen, bis der Vvlksschulgcsetzcntwurs an c. ne oder die andere Weise in seiner jetzigen Gestalt beseitigt wore cn m 4.er Kaiser bat Herrn von Bennigsen gegenüber die Hoffnung ausgesprochen, daß eS in der Eommisfion ge lingen werde, eine Fassung für den Gesetzentwurf zu finden, welche auch den Mittelparteicn genebm sein würde; Herr von Bennigsen bat dagegen seine wohlbegründetcii Zweifel nicht zuriickgchaltcn, ob dieses sich als möglich Herausstellen bie Krisis durch da« Eingreifen d-S Monarchen an Scharse verloren, wenn auck, die Gefahr noch ickll,!üllck?'^n s"' ^ reactionairen Elemente dennoch IGlictzlick, den S.eg davonlragen werden. Würde diese« der ,iall sein, io träte die Krisis in ihrer ganren Schärfe d, e letzten Eon,equenzen an« dieser Sachlage ziehen Mit dieser Ansicht hat Herr v. Benniascv grycnüber nicht zurückgebaUe» tern "daK Nck. k°>'''sRk Lage etwa fo schft s ziemlich gleiche Kräfte gegenübersteken du 7effen''L">" °ine baß man -rsenn-n kann"'»., fick, / ü ""stk" wird. Anzeichen machen sch allerdings dahin geltend, daß di, gemäßigten Anschgu ringen den Sieg davontrapc» werden, wenigstens insofern, als man das ominöse VolkSschulacsetz wie die früheren Entwürfe nur als schätzbares Material betrachtet, die Erledigung der Angelegenheit aber auf eine spätere Zeit verschiebt. Daß dann der Graf Zedlitz daö Gc bick seine« Vorgängers, des Herrn von Goßler, tbcilt, dürste »ick't unwabrschemlich sein. Man darf die innere Lage aber nicht allein nach dem VolkSschuIgesetz be urikeilen. Es sieben auck »och andere Fragen zur Er lcdigung aus, welche sich nicht nur auf die preußische Moiiarchie beziehen, sondern das ganze Reich betreffen. Wir erinnern »ur an den RcichSma rine-Eta t, tcr dem Kaiser sehr am Herzen zu liegen scheint, der aber schwerlick, turchzubringcn sc>» dürste, wenn man die gemäßigten Parteien durch die Durchsübrung eine« rcaclionair-orthodoxen Volks- ick'ulgcsotzeS i» Preußen vor den Kops stößt Wir wollen damit nickt sage», daß man die Vorlagen der Regierung nickt acdlick bcurlheilen wird, aber cS ist nur zu menschlich und auch parlamentarisch taktisch richtig, wenn man einer Regie rung, der man kein Vertrauen cnlgcgenbringen kann, sich weniger entgegenkommend erweist. Ucker das Mittwochs Diner bei dem Reichs kanzler berichtet die „Krcuzztg." noch: Nack, Tisch zeichnete der Kaiser, nachdem er mit dem Ober- Präsidenten Ur. von Bennigsen eine Besprechung gepflogen, den dentsch-conservative» Abgeordneten Grafen von Mirbach durch eine längere Unterredung aus. Die Unterhaltung erstreckte sich über iiiaunigsacbe Gebiete. - - Ans eine Bemerkung des Abgeordneten Ilr. Bamnbach, daß die Socialdrinokralie im Einschlummern sei, erklärte Te. Majestät mit Nachdruck diese Annahme als eine verkehrte. Wenn die Socialdenwkralie sich erst im Besitze der noth- wendigen Machtmittel wisse, werde sic keine» Augenblick mit eine», energilchen Vorstoß gegen die bestehende Gesellschattsordnung zögern. Der Kailer widersprach auch entschieden her Auffassung, daß mit Hnmanität und allgemeiner Menschlichkeit gegen die Uinslurzbewcguug etwas ausgerichtet werden könne: nur eine auf ein entschiedene» Bekenntnis) gestützte Religiosität könne heutzutage hier wirksam und helfend einareffen. Die „Post" berichtet: Im Gespräche mit Herrn Mrumbt sollen Se. Majestät den Ausdruck „sächsische Treue" gebraucht babe», in welchem Zn» aniincnhaiige, bas war nicht ersichtlich. Wir haben daher Erkundi- ungcn eingezogen: danach war der Hergang so: Im Lause seine« bespräche- mit Herrn Grumbt gedachte der Kaiser auch de- Buche» „Drei Monate Fabrikarbeiter" von Paul G VH re, dessen Mutb Se. Majestät besonders anerkannte. Herr Grumbt bemerkte, daß die Chemnitzer Arbeiter zwar nicht durchweg die besten Brüder eien, aber doch treue Arbeiter, wenn ihnen das würde, was sie mit Recht beanspruche» konnte». Dies gelte auch für die übrige» Arbeiter dort, wie Flösser, Holzarbeiter, Schiffer, nainenttich für olche, welche beim Mililair gestanden »nd Disciplin im Leibe hätten. Darin gab Se. Majestät dem Herrn Abgeordneten voll kommen Recht. " Wie die „Krcuzzcitung" hört, findet am 6. d. M. die Verhandlung gegen den Grafen Limburg-Stirum vor dem DiSciplinar-Gerichtöhof statt. * Wie der „ReicbSanzcigcr" meldet, verlieb der Kaiser dem italienischen Ministerpräsidenten di Rudini den Schwarzen Adlcrorden. * Die liberal gesinnte Bürgerschaft Wiens bereitet eine großartige Ovation sür Plcncr vor, um dem ge eierten Parteiführer den Dank für seine selbstlose Haltung ruSzudrückcn. Ein Fackelzug, an welchem sämmtlichc Wiener 'reigcsiniilcn Vereine tbeilnebmen sollen, wird Herrn v. Plener dargebrackt werden. Mehrere Provinzstädtc kündigten bereits an, daß sic sich an diesem Fackclzug durch Abordnungen be- theiligcn werden. * Obgleich der BundeSauwalt und der Chef de« Justiz drpartemcnIS nach Durchsicht der UntcrsuchungSaclen über die Mönchensteiner Eisenbahn-Katastrophe keine» AnbaltSpunct für Stellung eines Strafantrags gefunden haben, dürste dennoch der schweizerische BundeSrath die Sache den Gerichten von Basel-Land zur Weiterbehand lung überweisen, um der öffentlichen Meinung, welche ein gerichtliches Verfahren verlangt, auch in dieser Beziehung zu entspreche». * Au« Sofia meldet die „Agcnce Balcanique": Be hufs probewciser Eonccntrirung der Truppen wurde gestern Nachmittag die Garnison alarmirt. Die Eoncentrirnng sämmtlicher Waffengattungen wurde befriedigend durch geführt. Der Prinz mspicirlc die Truppen und ließ dieselben Revue passiven. * Man schreibt der „Pol. Eorr." auS Konstantinopel, l. Februar: In der letzten Zeit sind in der europäische» Presse wiederholt Nachrichten ausgctaucbt, welche besagte», daß in der türkischen Hauptstadt neuerdings daran gedacht werde, die egyptische Frage auszuwerfen. Man hat namentlich den Thronwechsel m Kairo als ein günstiges Moment für die Wiederbelebung der Verhandlungen zwischen der Türkei und England über die endliche Zurückziehung der englischen Truppen auS Egypten bezeichnet. Es ist a» dieser stelle schon wiederholt auSgesübrt worden, daß eö de» lebhafte Wunsch deS Sultans wäre, mit England zu einem dauernde» Ucdereinkommcn über Egypten zu gelangen »nd daß dieser Wunsch des Sultan« von allen Jenen, welche die englische Occupatio» in Egypten mit scheelen Augen ansehen, immer rege gehalten wird. Aber unrichtig ist eS, daß in diesem Augenblicke von irgend einer Seite cm Schritt gemacht wurde, um die egyptische Frage wieder aufs Tapet zu bringe». Er herrscht in hiesigen diplomatischen Kreisen vielmehr die Ansicht, daß man überall zunächst abwarten will, wie sich der neue Khedive zu dieser Lrage stellen wird, bevor man eine neue Action einleitet. ES gilt al« möglich, ja als wahr scheinlich, daß späterhin in London von Seiten des Sultan« neuerdings eine Anregung zur Wiederaufnahme der gc wünschten Verhandlungen gegeben werden wird. Tio Antwort dcö englische» EabinetS läßt sich im Hinblick aus die inneren politischen Verhältnisse in England schon jetzt mit ziemlicher Sicherheit vorauSsehrn. Sir dürste dahin lauten, daß die englische Regierung gern bereit sei, betreff« Egyptens mit der Türkei abermals in Unterhandlungen cinzulretcn, daß eS aber, angesichts der bevorstehenden Neu wahlen, deren Ausfall für den weiteren Gang der englischen Politik und für da« Schicksal des Eabinet« entscheidend sein werde, geboten erscheine, Erörterungen so wichtigen EharakterS bi- nach dem Ablauf diese« Ereignisses zu verschieben. Au« den Aeußerungen der französischen und russischen Preff« ist
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht