Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920212019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892021201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892021201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-12
- Monat1892-02
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
u.»»» <r. 0. 0. a. v- rv», »Ne». l»»«:i>. HKbL ti. » 0. Z. 1. 1IA.I0 L 1 r»,. 87 r. lO.r >«» u»il »ik'MU. Abo«»emerrtspreis K da Hallptqpkdittlm oder den im Stadt« bezirk »ad de» Vororte» errichtete» AoS- gadestrlleo abgeholt: vterteljährltch^L^tt, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Laus 5.80. Durch die Post bezogen für Deutjchlaad und Oesterreich: viertel,adrlich -I 6.—. Direct» täglich« kreozbandjeaduug tut Aoslaab: monatlich ^S 9—. Di« Mocgen-AnSgab« erscheint täglich'/,7 Uhr, di« «beud-Autgabe Wochentogl 8 Uhr. Lr-action und Lrpe-itiou: L»t«t«»»>aße 8. Dtt Lrveditio» ist Wochentag» uaanterbroche» »ätztet »o» früh 8 bt» «beub« 7 Uhr. Filiale«: ctt« »le««'o Sarti«. («lfrev Hatzar» Morgen-Ausgabe WM.TllgMalt Anzeiger. Jnsertionspreis Die 6 gespaltene Petitzcile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedaetionSstrich (»ge spalten) 80-4, vor den Familiennachrtchtea (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis« verzeichaiß. Tabellarischer und Ziffrroja- nach höherem Tarif. Srtra-Beilage» (gesalzt), nur mit der Morgen«Ausgabe. ohne Pvstbesördernng 60.—, mit Postbesörderung >l 70.—. Ännahmelchluß fir Inserate: Abend-AuSgabe: vormittag« 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bet den Filialen und Aunakmestellen je eins halb« Stunde früher. Inserate sind stet» an dt« Trpevtttoa zu richten. Loni» Lösche, flach«rineustr. 14, patt, »»d KSnipSplatz 7.' Organ für Politik, Localgeschichte, Andels- «nd Geschäftsverkehr. Druck und Verlag von E. Polz tn Leipzig SreitaH den 12. Februar 1892. 8«. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachuns. ikin au» einer Stiftung von Heinrich Wiederkehr«', sonst Nrsdit genannt, vom Jahre 1511 herrührende» Stipendium für Lludirende auf hiesiger Universität im Betrage von 91 ^ll 79 ff-rlich soll von Ostern dsS. I«. an auf zwei Jahre vergeben werden. Hierbei sind nacheinander zu berücksichtigen: 1) Wiederkehrer'sch« verwandte au» Willandtsheim, Jphoscn oder Ochsenfurt, 2) dergleichen au» dem BiSthum Würzburg, 3) Studirende au» den Ländern, deren Angehörige die ehe« malige Bayerische oder Meißnische Ration auf hiesiger Uni versität bildeten. Wir fordern diejenigen Herren Studirende», welche sich in einer der gedachten Eigenschaften um diese» Stipendium bewerben wollen, aas, ihre Gesuche sammt den erforderliche» Bescheinigungen bi» zum 31. März d. I. schriftlich bei uns einzureichen. Später eingehend« Gesuche müssen für diesmal unberücksichtigt bleiben. Leipzig, den 8. Februar 1892. Der Math »er Stadt Letpriz. vr. Trdndlin.Wagner. Lekamitmachung. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchlgaseo betrug in der Zeit vom ,. bi» 7. diese» Monats im Arganddrenner bei 150 Litern stündlichem Eonsum da» 18,8 fache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von SO Millimeter Flammcnhöhe. Ta» spccifische Gewicht stellt sich i»r Mittel auf 0,443. Leipzig, ain 11. Februar 1892. TcS Math» Deputation zu de» GaSanstalton. Lekamllmachung. Die znr Zeit von Herrn Carl Friedrich Dittrich, hier, Süd« striche Nr. 28, gehaltenen Huft'fchcn Apparate") dürfen vorbehäit« lich jederzeitigen Widerruf» von jetzt ab zu der nach 8- 8 de» Regulativs, die Einrichtung und Reinhaltung der pneumatischen Nierdruckapparate betreffend, vom 14. Juni 1881, vorgeschriebcne» lampfreinigungeu der Bierrohrleitungen im hiesigen Stadtbezirk verwendet werden. Such sind genannter Herr Dittrich, sowie der Maschinenbauer Herr Earl Anton Dittrich zur Vornahme giftiger Einträge in die nach angezogener Bestimmung von den Inhabern solcher Bierdruck apparate zu führende» Revisionsbücher ermächtigt und in Pflicht genommen worden. Leipzig, den 8. Februar 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. VIII. 883. Vr. Tröndlin. Dietrich. "> In gestriger Nummer fälschlich Hupe'schen Apparat« gedruckt. vermielhung. In den nachgenannten, der Stadtgemcinde gehörigen Grund. Wen sind folgende Miethräume gegen viertel« bez. halbjährige Kündigung anderweit zu vermiethen. I) Markt Nr 1 — Nathhaus — BcrkausSgewölbe Nr. L5, 2» Markt Nr. 1 — RathhauS — Berkaus-racwölbe Nr. 30, 3) Nafchmarkt Nr. 4 — Alte« Bürsengebüuo» — Verkaufs« gcwölbe Nr. 2, mit NiederlagSraum, 4) Galzgäftchrn Nr. 2 die 1. Etage, b) Nktchsstrahe Nr. 1 ein Hausstand, 6) ReichSstraßc Nr. 1 eine geräumig« Wohnung in der 3. Etage. 7) Wtndmuhtenstrnkr Nr. 7 da- erste nach der Brüderstraße zu gelegene Bcrkaufsgewölbe, 8) MarschaNttratze Nr. S in Leipztg-Nendntt; — Keuer wehrdcpat — di« tn der 4. Etage nach dein Hofe zu ge legene Wohnung, 5) Zwctuanndorfer Straf,« Nr. 1 in Leipzig-Anger- Erattendarf — »»rmaltges Nathtzau» — ein« tn der 2. Etage gelegen« Wohnung, 10) Lchulstrasre Nr. 1t tn Leipzig-Thonberg — Alte Schul« — eine im Parterre gelegene, besonder» für «inen Tischler oder Glaser passende Werkstatt mit Lagerplatz, II) Ehemaliges Armenhaus in Lcipzig-L-tznig ein» kleine Wohnung in der 1. Etage link», ir) Hauptstraße Nr. 6« tn Lctpzig-Slctnzschochcr — Alte Schule — ein« klein« Wohnung in der 1. Eloge, 13) Kurze Strafte Nr. 12 in Lcipzig-Plagmttz — ehe maitgeS NathhattS — eine in der 3. Etage gelegene, au- 1 Salon, 4 zwelsenstrigen und 3 einsenstrigen Stuben und 1 Küche bestehende Wohnung nebst Zubehör. 14) «rmeindramtSsttatze Nr. v in Leipztg-Lindcnan eine Wohnung im Parterre links zu NiebrrtagSzweckc». Die Mieihraume unter 1, 2, 3, 8 und «1 sind voin 1. April diese« Jadre», der Laden unter 7 vom 1. Octobcr diese» Jahre» an und alle übrigen Miethobjecte sofort zu vermiethen. Miethgesuche werden auf dem Ralhhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, enlgegengenommen. Leipzig, oen 9. Februar 1892. Ser Ngth der Stadt Leipzig vr. Tröndlin. Krumblegel Lreriilhoh-Auction. Mittwoch, den 24. Februar d. I., sollen im Aorstrepiere lkeinicwitz von Vormittag» 9 Uhr an auf dem Mittelwaldjchiagc i» Abtheilung 17» ca. 42 rw Eichen- 1 « 13 « Rüstern-r vrennschette» sowie und « 4 « Ellern- 1 « 80 starke Harke Abranmbanfe» und « 44 - « Langhaufen Kür» den öffentlich anShängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Knsämmenknnkt: auf dem Holzschlage im Streilholz« an der an»» Linie hinter der Stadtwasserkunst bei Sonnewitz Leipzig, am 9. Februar 1892. Le» Rath« Forftdepntation. L-. Iluhholzversteigerung. Sonnabend, den 27. Februar er., von vormittag« 1» Uhr °b werden im Gas.hof ..Tanne" in LonderShanfe« die in den siüesilichen Forsten Vrbra, kberspier, H-lzrngel, Hachelbtch, sech« und Staikhause« geernteten Nutzholzstämme: Roihbnche 860,20 cdm 1. El. und 193,73 cdm U. El. Eich« 209P4 cdw, Hainbuche 18,10 cdm, Ahorn 10,99 cdm Esche 10,07 cdw. Lind« 7,23 cdm, ElSbeer« 4,48 cdm, Ulme 1Z9 cdw, ferner 27' , rw Eichen-Nutzscheite. 12'/, rn> Hoiabnchen-Nutzscheite und Reiiel und 8,16 cdm birkene kletanutzhölzer iffentlich meistbietend verkauft. Nach erfolgtem Zuschläge ist der viert« Theil de» Steigerpreises «»zuzahlen Di« weitertu BersteigeruugSbedtngungen werden vor mainn der Licttation bekannt gemacht. Nummer-verzeichntff« werde» ans verlangen gratis »eitrfert. Di« Besichtigung der Hölzer kann noch vorantgeganaener An zeia, bei den betreffenden Revier«rwaltungeu im Beisein eine» mnerkündigen Manne» erfolgen. »«uderShause», den V. Februar 18S2. Fkrstt. Schwar»». Forstaml. von verschiedenen Seiten ist neuerdings, nainentlich tn Rücksicht auf den im koinineiiden Sommer zu erwartenden vermcbrlcn Frenidc»- vcrkehr die Errichtung einer Droschken- und Luiuibuü-Anstatt in hiesiger Sladt in Anregung gekommen. Etwaige Unternehmer werden ersucht, sich dieserhalb mit uns in Verbindung zu setzen. Loburg, den 9. Februar 1692. Magistrat Herzog!. Nestdenzstadt. M uthcr. V 61 ZLMInIuNS <?68 Ärnllilrlteii IZoxillisvereins I>1vi»»,t»tzk. «lern LA. Kedrumr e» 4i»euck8 6 Odr, im binulv ckor ernten vilrxerneliule. Daz-esorcknunzz äen xcelirteo älilglivüeru bereit» deüuunt xvxebeu. vr vipp». vr Ilenrioi» Die Eröffnung des englischen Parlaments. Die englischen Thronreden pflegen sich durch politische Farblosigkeit und GeschäftSmäßigkeit auözuzcichneu, auch die neueste Thronrede macht davon keine Ausnahme, aber sic zewährt doch einen Einblick in das, was der Negierung de anders ain Herzen liegt. In der auswärtigen Politik ist cS Egypten, was die Aufmerksamkeit der Regierung aur meisten beschäftigt, in der inneren Politik die Zukunft Irlands. Daö Ministerium Salisbury ist entschlossen, weder Egypten zu räumen, noch Irland Sonderrechte zuzugcslehcn, welche die Eiubcit Großbritanniens stören würden. Deshalb rühmt die Thronrede die Verdienste dcS loyalen Bundes genossen Tewsik, dessen Verlust sie cheklagt, und spricht die Hoffnung aus, baß sein Nachfolger dieselbe finge Politik besten werde. England kann sich mit Recht ans seine Erfolge in Egypten berufen, denn der Wobl- stand dcS Lande« erscheint heute wieder fest begründet, die schweren Zeiten, welche die sinaiirielle Mißwirlhschaft Ismail Paschas über das Land gebracht hatten, sind Dank der Fruchtbarkeit dcS Bodens und der geschickten englischen Leitung der Finanren überwunden, aber baS Lob, welches die Thronrede der Klugheit Tcwfik'S spendet, ist nur durch die Unterwerfung dcS verstorbenen Khetivc unter den Willen seiner englischen Vormünder bcrvorgcrusen. Daß der Nachfolger Abbas einen weniger gefügigen Ebarakter hat, ais sein Vater, hat sich sogleich bei seinem Regierungsantritt gezeigt, er bat offenbar die Absicht nicht bios dem Namen, londern auch der Tbat nach als Staatsoberhaupt Egypten» zu wallen. Er will den Wohlstand dcS Landes erhalten und fördern, aber er will diesen Zweck nicht am cnglisckcn Gangel- bande, sondern dnrch eigene Kraft erreichen. Lord SaiiS- bury hat da- längst erkannt und hat deshalb die Gelegenheit benutzt, welche ihm die Berathung der Adresse auf die Thron rede im Oberbanse darbot, um zu erklären, daß die Regierung Egypicn nie der Herrschaft einer andern Macht oder der Anarckie überliefern werde. Frankreich kann nicht im Zweifel darüber sein, daß Lord Salisbury diese Macht als Nebenbuhler Großbritanniens in Egypten betrachtet, und andererseits wird der Khebive Abbaü nicht besonders davon erbaut sein, daß Lord Salisbury die Anarchie in Egypten als die unvermeidliche Folge dcS Rück> rugeö der englischen Truppen a»S diesem Lande bezeichnet TaS sind Worte, deren Tragweite nicht überschätzt werden darf, denn AbbaS hat sich im richtigen Verständnis! der Lage mit seinem Obcrhcrrn in Konstantinopel in möglichst gute und feste Beziehungen gesetzt, und cs ist zu erwarten, daß auS dieser klar zu erkennen gegebenen Solidarität der Interessen de- SultanS und seines Vasallen in Kairo sich auch Früchte ergeben werden. AbbaS bat die Ergebnisse der beinahe zehnjährigen englischen Besetzung Egyptens vor sich, eS ist ihm bewußt, daß sein Vater ein willenloses Werkzeug in den Händen Englands war, seine Natur ist aber ganz anders geartet, als die seines schwachen DaterS. in seinen Adern schürft da« Blut Mebcmcd Ali'S zn fließen, der allerdings da« Ziel der Unabhängigkeit EgyptcnS von der Türkei verfolgte und auch erreicht bat. Da aber die beutigen Verhältnisse aus ein Zusammcngcben des Oberhcrrn mit dem Vasallen in Kairo Hinweisen, so hat sich AbbaS der veränderten Sachlage anbequemk, und er will lieber ein mächtiger Vasall »nd Bundesgenosse Abdul Hamid'« als ein ohnmächtiger Würdenträger Englands sein ES ist eigenthümlich, daß niemals von der Schutzberrschaft Englands über Egypten die Rede gewesen ist, eine solche ist formell auS staatsrechtlichen Gründen unmöglich, den» daS Verbältniß zwischen Suzerän und Vasall schließt die Schutz- Herrschaft einer dritten Macht aus. England hat deshalb das Auskunftsmittel der zeitweise» Besetzung des Landes ge wäblt, welche- ihm die willkürliche Ausdehnung dieses Ver bältniffcö auf unbegrenzte Zeit gestattet. AbbaS hat durch die Art und Weise seines Regierungsantritts den staats rechtlichen Eharakler seiner Stellung England und der Welt gegenüber dargethan, er hat dadurch auSgrdrückt, daß er nicht ein Herrscher von Englands Gnaden, sondern der Vasall de« türkischen Sultan« ist, und da- ist für England sehr unbequem. England ist eS von Indien her gewöbnt seine Schutzbefohlenen in fremden Erdlheilen durch Aeußerlickv leiten über den Verlust an Macht z» trösten, diese Praxis scheint sich aber in Egypten nicht zu bewähren, dort ist ihm in dem noch nicht 18jährigen AbbaS ein Gegner erstanden, der ihm voraussichtlich viel zu schassen machen wird. Die Proteste des Sultans gegen die Fortdauer der englischen Besetzung EgyptcnS erkalten ein ganz andere« Gewicht, wenn in Kairo ein Mann die Zügel der Regierung führt, und eS wird den englischen Officieren in der egyptischen Armee gewiß zum Bewußtsein kommen, daß ihre Stellung eine ganz andere werden wird, wenn der Khrdive die Truppen als seine Unterthanen in Anspruch nimmt. Tie englische Spitze hat nur so lange Bedeutung und Werth, al« Niemand da ist, der ibr die Geltendmachung ibreS Einflusses 'ireilig macht. Wenn AbbaS so sortfährt, wie er angefangen hat, dann wird England sein Verbleiben in Egypten külislig nur durch rücksichtslose Gewalt durchsetzen können, denn AbbaS wird kein Mittel unversucht lassen, um sich der unbequemen Mitberrschaft Englands in Egypten zu entledigen. England hat i»i Jabre 1882 bewiesen, daß es vor keiner Gewaltthat !ftrückschreckr, um seine Zwecke gegen Schwächere zu erreichen, aber wenn diese i» ungeahnter Weise erstarken, so kann auch eine Wendung cintrctcn. Darüber ist man sich in London klar, sonst würde die Thronrede nicht die egyptische Frage zur Cardinalsrage erbobcn baben. lieber zwei Angelegenheiten von Wichtigkeit für England chwcigt die Thronrede: über die Ereignisse in Ebina und in Persien. In Ehina sckicint sieb jetzt die Regierung des Kaisers wieder zu befestigen, die Mandarine, welche im Ein- vcrsländniß mit den Aufständischen waren, sind entfernt worden und die von den geschädigten Europäern verlangten Entschädigungen sind gezaust oder, wo das noch nicht ge- chehcn, ist die Bereitwilligkeit zur Zahlung erklärt. DaS mag die Sachlage vereinfachen, die Bedeutung der Bewegung in Ebina wird aber dadurch nicht vermindert. ES ist sest- gcstcllt, daß eS in China eine einflußreiche und mächtige Partei aiebt, welche den Fremden feindlich gcgenübersteht und die Absicht bat, sie um jeden Preis aus dem Lande zu entfernen. Die Angelegenbeit ist heikler Natur, und die Engländer baben für derartige Dinge ei» genaues Verständiß. Wenn die Thron rede also die egyptische Frage an die große Glocke schlägt, über die Vorgänge der neueste» Zeit in China aber schweigt, o bat die Regierung dafür ihre bestimmten Gründe. Die chinesische Frage ist für die Zukunft von großer Tragweite, »nd daran ist nicht nur England, sondern ganz Europa bc- theiligt, aber die Sacke eignet sich nicht für die öffentliche Erörlcrung nach de» Uebcriiefcrungcn der englischen Politik. In Persien herrscht gegenwärtig gegen die Engländer große Aufregung wegen dcS Tabakmonopols, welches sie er worben habe». Das hat eine Gegenbcwegnng im Volke ver anlaßt, an deren Spitze die Geistlichkeit steht. Diese bat ein Rauchverbot erlassen, um das Monopol gegenstandslos zu machen. Die Negierung, welche ein Interesse daran hat, daß die Finanzniahregel auch die erwarteten Früchte dringt, bat alle ihr zu Gebote siebenden Mittel angewcndet, um Len Widerstand der Geistlichkeit zu brechen, vergeblich, da« Volk Wendel sich gegen die Engländer und gegen die sonstigen Europäer im Lande, auch gegen die Armenier, um die natio nalen Interessen gegen europäische und anderweitc Aus beutung zu vcrtbcidigcn. Die Bewegung ist iu ihren Ursachen noch nicht hinreichend erkannt, die öffentliche Meinung ist geneigt, sie ans russische Einflüsse zurückzuführcn; daö mag nicht unrichtig sein, aber in der Hauptsache scheinen in Persien dieselden Beweggründe vorhanden rii sein , welche gegen die Ausdehnung europäischer Macht aus Asten wirken wie in Indien und Ehina, zum Theil auch in Japan, Arabien und Armenien. Es bereiten sich dort Kämpfe und Schwierig keiten vor, deren Ausdehnung noch nicht zu ermessen ist, aber so viel ist schon jetzt klar, daß eS nicht bloS der Widerstreit der russischen und englischen Interessen ist, welcher in Asien zur Entscheidung drangt, sondern daß die Losung der großen asiatischen Völkerschaften lautet: „Hinaus mit den Fremden I" — * Leipzig, 12. Februar. ' Das Befinden der Kaiserin ist nach einer leidlich ver brachten Nacht wesentlich besser. * Ter BundeSrath bat in seiner gestrigen Plenar sitzung dem Gesetzentwurf, betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung, in der von den Ausschüssen vorgeschlagenen Fassung die Zustimmung «rtheilt. * Auch die „Post", daS Organ der freiconscrvativen Partei, wendet sich scharf gegen das Urtheil, den Grafen Limburg-Stirn m betreffend, indem sie Folgendes sagt: Wir haben vorgestern das Urtheil deS DiScipftnaryofS gegen de» Grase» Limburg-Stirum »litgcthcilt; eS lautet auf Diciistentlasstlug. Wie verlautet, beabsichtigt Gras Limburg Berufung einzulegen. DaS Urtheil hat allgemein bcfteurdet; Dienstentlassung ist die schwerste Strafe, aus die der DiSciplinarhof erkennen kann; i»r vorliegenden Falle erscheint ihre Anwendung »»verständlich und von übertriebener Härte. Tag der Entschluß, überhaupt ei» TiZcipliuarversahrc» ei», zuleilen, ein sehr bedauerlicher, politisch verfehlter war — darüber sind wir in politisch urlheilSsähigen Kreisen nur einer Anschauung begegnet. * Während dcö Wahlkampfes in Ungarn hat der Ackcrbauministcr Gras Bcthlen die Erklärung abgegeben er werde die Schaffung einer kleinen und mittleren Pachter classe auf den Staatsgütern versuchen. E« solle» nach Ab lauf des Pachte- der große» Staatsgüter, die sich jetzt in den Händen einzelner Äroßpächter befinden, diese Güter in kleine Besitze zu 200, 500 bis lOOO, 2000 Joch getheilt und vom Staate an die Mittelklasse verpachtet werden, welche diesen Pacht von Generation zu Generation behalten könnte. Es solle» vor Allem in Schulen herangebildrte Landwirthe die Pachtung bekommen, die keine Stellung zu erlangen ver mochte», aber dock einiges Capital besitze», oder auch zn Grunde gegangene Besitzer, denen es noch gelang, «in kleines Capital z» retten. Bei der Vergebung der Pachtungen würde aus daS moralische Verhalten, die Fähigkeiten und die Ver dienstc der Bewerber Rücksicht genommen werden. * In Paris macht eine Predigt, welche der Domi nikanermönch Ma umuSam Sonntag in der Kirche Saint Sulpice gehalten bat, berechtigtes Aufsehen. Pater MaumuS sprach über die „heutige Lage", und da es keinem Zweifel mehr unterliegt, daß die Kanzelredner vom Orden des heiligen TominicuS einer vom Vatikan au-gehenden Parole gehorchen, so gewinnen ihre Worte außergewöhnliche Bedeutung. Dir Rede des genannten Priesters läßt sich wie folgt zu sammensassen: Da- Land scheint entschieden zur jetzigen RegierungSsori», der Republik, hinzuiieigeu. Man nehme sie an! Was that die Kirche, al» das römisch« Reich im Zusammensturz« begriffen war? Nur von ihrer göttlichen Sendung erfüllt, eine politische Rolle ver schmähend, öffnet« sie de» Barbaren ihr« Arme. Buch heute bricht sich ein neue» Element «ahn. Wie ehedem di« Barbaren da» Reich überzogen, so erhebt sich heute diese« neue Element und fordert seinen Platz an der Lonne. Von ihm, von der Demokratie hängt Lebe» oder Tod der Livilisation ab. Papst Leo XIII hat die« begriffen und in einer herrlichen Encyklica sich der Demokratie an genommen. Zu der Kirche, zu den Bischöfen, zu den Priestern hat er gesprochen: Gehet hin zn den neuen Barbaren und grün det mit ihnen den Tempel der Zukunft. Die Kirche wird demokratisch werden und hierin den Lehren ihres Meisters, ihrer Gründer und des Apostels Paulus treu bleiben. Die Demokratie hat eine Form, und diese Form ist die Republik . . . Wir sichen zwei Meinungen gegenüber, wenn eS sich um die Haftung der Kirche zu der Leuiokratischen Form unseres Lande» handelt. Nach der einen muß die Kirche die neu« Barbarei aus ihrem Schooßc auS- stoßen und mit der Monarchie gemeinsame Sache machen. Ändere aber — und hier ist meine Stimme nur daS Echo derjenigen de» Heilige» Vaters — behaupten, die Kirche ei nicht dazu da, um hinter der Demokratie zu stehen. Ihr Platz st voran, sie muß die neuen Barbaren, die Gott nicht kennen, mit ihm vertraut machen. Nach den Worte» des Heiligen Vater«, nach der Erklärung der Cardinäle darf nicht gezaudert werden. Die Kirche muß sich aufrichtig, offen, ohne Hintergedanken der Regier nn g »sorm anschlicßen, weiche die Demokratie sich gegeben hat. Tie Politik ist für die Kirche, welche alle Staatssormrn hin- nimiift, eine untergeordnete Frage. Warum sollten die Katholiken nicht Republikaner sein? Die Republik ist die vollständigste, die ausgedehnteste Verwirklichung der Lehren großer Theologen, wie des heiligen Thomas von Aquino, Bellarmi» und Suarez. Der heiligt Thomas von Aquino hat gesagt: „äck ivpuluin portmet cloetio priueipuni", der ValkSwtlle ist also der iöchste Gebieter. Nichts verhindert danach die Katholiken, sich der Republik anzuschlicßeii. Die» zu thun, ist »olhwendig, den» man muß den Gegnern eine- ihrer Argumente entwinden, da» da lautet, wir seien die systematische» Feinde der Republik, und nicht gegen >i« Religion, sondern gegen die Feind« der bestehenden RcgierungS- orm seien gewiss« Gesetze geschaffen. * Zur Eröffnung de« englischen Parlament« wird auS London vom 9. Februar geschrieben: Nachdem einem alten Brauche gemäß sämmllichc unterirdische Räume deS ParlamentS-Gebäudeö heute Morgen wieder gründlich untersucht worden waren, um etwaigen Guy Fawkes-Gelüsten aus die Spur »u kommen, wurde die sechste Session deS gegenwärtigen Parlament» heute Nachmittag in aller Form eröffnet. Kein Guy-FawkcS ist gesunden. Auch keine mit Pulver ungefüllten Fässer wurden gesehen, die ein solcher an- zuzünden die Absicht hätte haben können. Seit dem denk würdigen 8. November 1608, wo König Jakob I. und das ganze Parlament so nahe daran waren, i» die Lust gesprengt zu werden, bat Niemand den Versuch zum zweiten Male gemacht. Von den alten Kellcrgewölben, von den Thüren und Schließ- Vorrichtungen jener Zeit ist auch nur noch der Schlüssel Vorhände,!, der erst ganz vor Kurzem wieder «eufgefunden worden und im ParlamentShauS sorgrältigst verwahrt wird. Aber andere Zeiten, andere — Schlüssellöcher. Nicht einmal der Schlüssel auS jenen Tagen kann beute noch verwandt werden. Indessen, wie sich auch die Umstande und die Räumlichkeiten im Lause der Zeit verändert haben mögen, die gründliche Untersuchung der Grundfesten des Palastes von Wcftminster ist beibehalten und wird — ungeachtet aller Gefahren — von dem Lord Chamberlain in Begleitung einer stark bewaffneten Mannschaft womöglich persönlich vorgenommen. * AuS Biarritz kommt a»S zuverlässiger Quelle die Meldung, daß die von einer Erkrankung an Influenza wieder bergcslelltc, aber noch sehr scholiungSbcdürstiae Mutter des Königs von Serbien den festen Entschluß geäußert habe, der ihr von mehreren ihrer Belgrader Anhänger zugekommene» Aufforderung zur Rückkehr nach Serbien nicht blos in diesen» Augenblicke keine Folge zu geben, sondern überhaupt daS Land bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes, falls das gegenwärtige serbische Regime anhält, nicht zu betreten. * AuS Petersburg wird gemeldet: Der ReichSrath bat den allgemeinen Grundzügen der neuen Städtcord- nuna mit geringen Abänderungen zugcstimmt. — Zur Be- käilipftlng des NothstandcS hat der ReichSrath abermals 60 Millionen Rubel bewilligt. — Der Senator Gcneral- licutenant Fürst Galitzin begiebt sich in Begleitung mehrerer Beamten nach dein Gouvernement TobolSk, in welchem der Notbstand einen bedenklichen Cbaraktcr angenommen bat. Fürst Galitzin ist mit der Leitung und Controle der Ver pflegung der liothlcidcnden Bevölkerung beauftragt und er mächtigt, im Bcdürsnißfalle auch Officiere auö dem west sibirischen Militairbczirk heranzuziehen. — Den „MoS- kowSlija Wedomosti" ist wegen Abdrucks einer angeb lichen Zuschrift deS Grasen Leo Tolstoi an den „Daily Tele graph" über den russischen Bcamtenstand von der Obcr- prcßvcrwaltung ein Verweis erthcilt worden. * Es ist ausgefallen, daß Herr Blaiue in dem bereit« veröffentlichte» Schreiben, in welchem er den» Vorsitzende» deS republikanischen NationalcomitöS inittheilt, daß er kein Candidat für die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten von Amerika sei, nicht auch seines kränkiichen ZustandcS erwähnt, welcher ihn zum Verzicht aus eine Can didatur bewogen bat. Man will daraus den Schluß ziehen, daß dieser Verzicht ein wahltaltischcr, kein linwiderrustichcr sei. Im Jahre 1888 hat bekanntlich Herr Blaine. als er sich zur Herstellung seiner Gesundheit a»f einer Reise in Europa befand, von Schottland aus in ähnlicher Weise unk ebenso plötzlich, wie ^etzt, dagegen Verwahrung eingelegt, daß sein Name auf die Candidatenliste gesetzt werde. Trotz seine« kränklichen Zustandes hat er nicht verhindert, daß ein großer Theil der republikanischen Partei sich seit Monaten mit dem Plane beschäftigt, ihn als republikanischen Präsidentschaft« candidaten auszustellen. Ohne Zweifel herrscht über die Persönlichkeit deS zu nominirende» Candidaten in der Partei Zwiespalt und es ist nicht unmöglich, daß in Folge dessen, ebenso wie 1881, der demokratische Candidat gewählt wird. Vorläufig nimmt inan jedoch an, daß Herr Blaine in der Tbat nicht candidircn will, sei eS, weil er wirklich krank ist, und sei es, weil er eine Spaltung der republikanischen Partei zu verhindern wünscht. Eine andere Frage ist freilich, ob Herr Harrison nun freie Bahn Halen wird. Wie Herr Blaute in seinem Schreiben richtig bemerkt, wird in der nächsten Wahl über die „industrielle und finanzielle Politik der Regierung" entschieden werden. Die auswärtige Politik der Vereinigten Staaten, welche Herr Blaine seit drei Jahren geleitet hat, ist nicht geeignet, als besonderes Schaustück de» Wählern vvrgcfübrt zu werden, denn eS ist dem StaatS- secretair »nd dem Prafidenten gelungen, dir mittel- und süd- amerikanischen „Schwester-Republiken" gründlich zu ver stimmen. Mit dem „PanamericailiSmu«" de« Herrn Blainr
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite