Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920212021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892021202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892021202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-12
- Monat1892-02
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
v<II»1»»ie - LS O- k«r «LU, -r lbd 31 - lerecd»« reiLilh j»«t i« , ><« >» -ib.M< Ir 130 t, i« t-»u« Novo«» 3-1^ < 1rrte»i ^>-rea- Ur»eui>^ I«-l- » roieam 00 I.il«r. Lo. wi: >ur»6»r 3I.L0 x. Ilcrw-In I« 98 M 102.- VS,- 103,7L 04 50 102.- 102.— S7.7S IM>- ioo.ro l! 103,— ! 09,- b I23.b0 >! io-,— 108L0 4V — «0.L0 11<- ss.2r 112.7S 7S.L7 190,- 9 146, - - 131.S0 1S1.— 209,— 48- 103,— IL1.L0 L6.— V2 2S 63,— 204.ra 120.— 243,— 147^- 189,— 14S- 32. ro 33. — 38.- 48 — 210,— SI.2L i-> 124 — 124.30 SS.2S V7.S0 80.70 172.40 171.80 I»g. 40 I»7»0 199,90 80'r 224>« IIb>, 11,30 281,, 180.— 133.S0 180.16 133.S0 133.— 104.40 131.33 lo^so 462 — 261.— 211 — 118,3b 9.4^ 87,97 ».er - ?»okett L«r Lv) »1 - kait- «t» wir »ul« uw it»»r I» <I«r»ti»u' lau»' von ». 3S v»cb -7»u»-r l>»' u»rd .V1»1»4- Abonnementspreis t> -er Hauptexpedilioa oder den im Stabt- e»d de» Vorort»» errichtet« Au»- elen abgeholt: viertrtj-hrtich 4(4.50, jmimaiiger täglicher Zustellung ins ut 4 ü.50. Durch dt» Post bezogen für jentjchlsnd und Oesterreich: vierteliädrlich 2t «.—. Direct» täglich« Krruzbandieaduag ins Lull and: mouaUich 2t 8.—. ltnRorgen-Au-gab« erscheint täglich'/,? Uhr, du Abend-Lulgab« Woch«tag» b Uhr. Rr-action «a- Lrpk-ition: Johannesgasse 8. Aegrpeditioa ist Wochentags ununterbrochen Maet von früh 8 bis Abend- 7 Uhr. Filialen: ktt» Ar««'» eorttm. (Alfred Hat«). Uoiversiläirstrah» 1, Lont» «tsche, lkchmnnistr. 14. Part. und Künig-platz 7. Abend-Ausgabe. eipMr.TllgMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschüftsverkehr. JnsertionsprM Tie 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Rectamen unter dem SiedactionSstrich zLge- spalten) 50-^, vor de» Aainilieuuachrichtra (6 gespalten) 40 Gröbere Echrillca laut unserem Preis- verzcichniß. Tabellarischer und Zllfernsotz nach höhrrrm Tarif. Sztra-Beilagru (gesalzt), nur ml» der Morgen - Aueaade, ohne PosidefSrderuag 41 80.—, Mit Postbejörderuog 7E—. Ännalfmeschluß für Inserate: Abend-Au-qabe: Vormittags 10 Uhr. Marge n-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 0 Uhr. Bei den Filialen und Annadintstellen je eine halbe Stunde früher. Inserate find stets an di« (trpedttta» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig ä°78. (KreitaH den 12. Februar 1892. 8V. Jahrgang Leipzig, 12. Februar. * Aus Merseburg wird uns vom l l. Februar ge schrieben: In Angelegenheit de- neuen VolkSschulgesey- eatvirrseS fand gestern Abend im „Tivoli" eine vom hiesigen Zweigverein deS Evangelischen Bundes einberufenc, sehr gut besuchte Versammlung statt, in welcher sich Männer aller politischen Parteien befanden. Nachdem Herr DrakonuS Vitdorn den neuen VolkSschulgesetzcntwurf des Näheren be- leuiftit und mit ihm noch die Herren Landeödirector (Äraf von Wintzingerode, Eonsistorialrath v.Leuschner (Groß- Vaapeben), Superintendent Professor II. MartiuS, Land- lagkabgeordneter Generalbirector Barth sich gegen denselben gewandt, wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: I:.?« aller Anerkennung der Bemühungen dev Staate-, dem Solle die christliche Volksschule iu erhalten und die confessioncllen Kerhältniffe möglichst zu berücksichtigen, kann doch die übertriebene Betonung deö confessioncllen Standpunktes, welche in Z. ll, l5 und 17 deS Entwurfes zum Ausdruck kommt, nicht gutgebeißen werden, weil sie eine gedeihliche Entfaltung de- BolkSschulwesenS an vielen Orten hemmen und die Ein tracht unter einer religiös gemischten Bevölkerung gefährden wird. — 2) Die Freigcbung des Privatunterrichts in dem von dem Entwurf in Aussicht genommenen Umfange birgt die Gefahr in sich, daß Mächte auf die Volksbildung Einfluß gewinnen, welche auf die vaterländische wie auf die sittlich religiöse Gesinnung verderblich einwirken. — 3) Eine Mit- berrschaft der Kirche über die Schule, wie sie durch Be stimmungen der tztz. 18 und N2 deS Entwurfs gewährt werden soll, widersprickt nicht nur dem Interesse der Schule, sondern auch dem Interesse der evangelischen Kirche." * DieZurückziehung des IesuitcnantragS seitens de« Ccntrums, wie man Wohl das Gesuch dieser Partei nennen kann, von der vom Präsidenten vorgcschlagenen Tage-ordnung die Beralhung dieses Antrags abzusetzen, ist ein höchst bezeichnender Vorgang. Die Erklärung deS Ecnlrum- sührer- wurde weniger mit der augenblicklichen praktischen Au-sichl-losigkcit bei der bekannten ablehnenden Aeußerung de- Ministerpräsidenten im Abgeordnetenhause begründet, alt mit der „hochgradigen im Lande herrschenden Erregung" und der Bcsorgniß, die jetzt wachgerufenen Gegensätze Wörden durch die Verhandlung deS Iesuitenantraa« noch mehr verschärft werden. Da« würde ohne Zweifel aller dings der Fall sein. Bezeichnend und lehrreich aber, be sonder- gegenüber dem Benehmen der „Krruzzeitung" und Genoffen, welche in der herrschenden Bewegung höchsten- ein künstlich angefachtcS Strohseuer erblicken wollen, ist die Anerkennung der Tiefe der Erregung seitens deS Eentrums. Ü- wird damit seitens der Partei, die sich zur parlamrn tauschen Vertreterin der besonderen katbolischpirchlichcnIInlcr- effen aufwirft, offen zugrstanden, daß das deutsche Volk in seiner großen Mehrheit jetzt der Zugeständnisse an den Ultra monlaiiiSmuS bis in die Knochen müde ist und daß eS selbst vom ultramontanen Standpunct gefährlich erscheint, das dis an den Rand gefüllte Gesäß des Unwillens und der Auf regung zum Uebrrlaufen zu bringen. Selbst von comvetentester ultramontancr Seite wird damit ausgesprochen: ES ist jetzt wirklich genug! * Eben ist die Ucbersicbt ersckienen über die am 1. December 1890 im Deutschen Reich anwesende Be völkerung; dieselbe betrug 49 128 470 Personen, darunter 433 271 Ausländer und 519 984 Militairpersonen. * Der „Vossischen Zeitung" zufolge ist der Seniorcn- convent des Rcickisrages bei Besprechung des Arbeits planes dakin schlüssig geworden, die endlos scheinende Session zu Enke zu bringen und mit der zweiten Aprilwochc zu schließen. * Nach der „Nationallibcralen Eorrespondenz" wird die in Aussicht stehende Nov-Ue zum UnterstützungSwohnsitz- gesetz in der gegenwärtigen Session schwerlich »och cin- gebracht werden. Dagegen scheint die Regierung Werth aus da- Zustandekommen deS dem Reichstage übrigens noch nicht vorliegenden EHeckgesetzes zu legen. * Zur Krankencassengesetz-Novclle hat die be treffende Commission die Resolution cingebracht, die verbün deten Regierungen zu ersuchen, die geeigneten Maßregeln zu ergreifen, daß in sämmtlichc» Bundesstaaten die Feststellung der ortsüblichen Tagelöbne tbunlichst nach gleichen Grundsätzen und den thatsächlichcn Tagelolmsätzen gewöhn licher Tagearbciter entsprechend erfolge. Tie RcichStagSab- gcordneten Rocsicke und 3l Genosse» aus allen Parteien lvr. Hartmann (Plauen), v. d. Schulcnburg-Boipeiitorf, Wichmann von den Conscrvatioen, Mcrbach von der Reichs partei, Gröber, Hitze, Spahn, Tinder vom Centrum, Adt, Vr. Böttcher, Büsing, I)r. Buhl, Hastedt, Möller, Leäiel Häuser, Psählcr, 11r. Picschel, Siegle, Tröltsch, Weiß ^Eßlingen) von den Nalivnalliberaleii, Ebcrtv, Gotdsch»iidt, l»r Gniflcisch, I»r. Hirsch, Scheint, Schräder, Ublendorff, Vollrath, Wöllnier von den Freisinnige», BruhnS, Molkenbuhr von den Social demokraten) beantragen den neuen Zusatz, daß mit dem In krafttrelen dieses auch eine anderweilc Festsetzung dieser ortS üblichen Tagclöhne in Kraft tritt, sowie den Reichskanzler zu ersuchen, periodische Veröffentlichungen der festgesetzte» ortsüblichen Tagelöbne von Reichs wegen berbeizusnhrcii. * Zum Fall Fuöangcl-Baare schreibt die „Köln.Ztg.": Tie FuSangel'schc „Wesnälische VolkSzcitung" bringt zeigende Angabe in nachstehender Form: „Der Königliche Erste Staats anwalt beim Landgerichte in Essen hat den» Chefredakteur der „Westfälischen VolkSrcitung"-in einem längeren Schreiben mitgttheilt, dir Herrn Gene-akdirector Baare belastenden Zeugenaussagen bezog;» sich ans bereits verjährte Straf thaten; eS sei daher nicht angängig, denselben in Anklage zustand zu versetzen." Ein ganz anderes Gesicht aber gewinnt die Behauptung in einer Mittheilung der „Westfälischen Pest", die Folgendes erfahren hat: „Herr FuSangel hat persönlich beim Ersten Staatsanwalt in Essen Aufklärung verlangt, weshalb gegen Gedeimrath Baare das Strafverfahren nicht eröffnet sei. Daraus hat er zur Antwort erhalten, daß die Fälle, die nach den FuSangcl'schcn Denuncialionen Herrn Gedeimrath Baare belaste» sollen, so alt sind, daß wegen derselben bereits Verjährung cliigetrclcn ist, folglich eine gerichl lichc Verfolgung nicht ftatlsindet." * Von der Errichtung eines Amtsgerichts auf der Insel Helgoland, welche Maßregel bald nach dem Er werbe gedachter Insel ernstlich erwogen wurde, ist man zu ständigen OrtS bei näherer Prüfung der Verhältnisse wieder znrückgekommen, weil, bei aller Anerkennung deS Anspruchs der dortigen Bevölkerung auf begueuic, unverzögerte Rechts pflege, doch die Insel bei Weitem zu klein ist, um ein Amts gericht ständig mit Beschäftigung versehen zu können. Im Wesentlichen sind die einschlägigen Verhältnisse Helgolands von den analogen Zuständen auf der Mehrzahl unserer deutschen Nordseeinseln keineswegs verschieden, sodaß nicht einzuscbcn ist, warum den Anforderungen der bürgerlichen Rechtspflege aus Helgoland nicht in derselben Weise sollte genügt werden können, als z. B. aus dem ungleich größeren »nt volkreicheren Norderney. Dort, mit einer BevölkcrungS zabl von 2812 Seelen, wird jährlich dreimal, auf der Insel Juist mit 177 Einwohnern wird jährlich einmal Gerichtstag gcballe», dessen Tauer sich je nach dem Uuisangc des an- gesamnielien Materials ans drei Tage und mehr erstreckt. Auf den Inseln Borkum mit 898, Spiekeroog mit 243, Langeoog mit >99 und Baltrum mit 158 Einwokncrn werten nicht einnial Gerichtstage abgehalten, und es haben sich U» z»träg>ichkeilen ans diesem Zustande nicht ergeben. Solche Gerichtstage finden auch von Zeit zu Zeit aus Helgoland statt, und da sie sich für das Bedürfnis der dortigen Rechts pflege als völlig ausreichend erwiesen haben, ist, von der Er richtung eines besonderen Amtsgerichts auf der Insel Helgo land cndgiltig Abstand genommen. * In Gnben sprach sich eine VolkSversamniluug von über tausend Personen gegen den preußischen Volksschul- ^esetzcntwurf aus. Der Reichstagsabgeordnete Prinz Lchönaich-Carolath war anwesend; er betonte als Herrcn- hauSinitglicd die Unannehi» barkcit der Vorlage. — In der Sitzung der Stadtverordnete» Versaininlung zu Thor» wurde cinsliiliinig beschlossen, den Magistrat z» ersuchen, ge- incilischastlich mit den Stadtverordneten beim Landtage gegen die Annahme deS VolkSschuIgesetzcS zn pclitioniren. — Die Consercnz rhe inischer Oberbürgermeister beschloß eine Eingabe gegen den VolkSschulgesetzentwurf. * Gestern wurde in Berlin, wie kurz mitgetheilt, eine Sitzung deS geschäsissükrente» Ausschusses des Central- comilSS zur Errichtung eines Nationaldenkmal« für den Fürsten Bismarck in der Reichshauptstadt abgckaltcn. Wie wir hören, mußte von weiteren Schritten zizr AnSführnng des Denkmals, insbesondere auch von einem ConciirranzauSschieibcu einst wessen Abstand genommen werden, bis die Frage enbgiltig erledigt ist, auf welchen Platz der ReichShauptstadt das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. zu stehen koninien soll. Der vorgelegle Casscnbericht ergab, daß die eingezangencn Gelder bis zum 3. Februar 1892 i»S- gesanimr 995 l5l -X betrugen bczw. Mit Hinzurechnung von 19 287 .4? verauslagter Unkosten >«»14 438 .6 Auö dem Bcitragövcrzcichiiiß beben wir folgende Angaben dcrvor: Von den regierenden BllndeSfürsteil bctkeiligtcn sich mit Beiträgen: Ter Prinzregcnt von Bayer», der König von wachsen, König Karl von Württemberg, Prinz Albrecht, Regent von Braunschwcig, mit je I«NX» die Großberzöge von Weimar und Mecklenburg-Schwerin, die Herzögc von Altenbnrg, Coburg-Gotha, Meiningen und An halt mit je 509 die Fürsten von Schwarzburg-SonderS Hansen, Walteck, Neuß j. L., Lippe-Dctmold, Schaumburg Lippe, Hohcnzollern mit je 300 die Senate von Ham burg, 'Bremen, Lübeck mit 1000, 500, 300 ^ Auf di einzelnen BnudeSstaalen entfallen: 488 706 .4 auf Preußer (darunter 169 900 .4 auf Berlin, >08 700.4 aus die Rhein Provinz), aus Bauern 28 200.4, aus Sachsen 74 800 »4, aus Württemberg 14 300 .4, auf Baden 30 000 -4, aus Hessen 23 400 .4, auf Hamburg 78 500 .4 n s. w. Au« Groß brikannien gingen ein: 33 600 .4^ an- Rußland N 660 .4 Auch fast alle außereuropäischen Länder sind mit Beiträgen vertreten; merkwürdiger Weise fehlen nur die Vereinigten Staaten von Nordamerika gänzlich. * Ter CcntrumSsührer ,^>err von Schalscha wird von seiner parleigcnössischcn „Kölnischen VolkSzcitung" wie folgt reclisicirt: Herr?Ibg. von Schalscha hat »ciicrdingS In den parlamentarischen Körperschaiten mehrere Aussprüche gethan, welche nicht ohne Widerspruch bleiben könne». Im Abgeordnete»Hause sagte er z. B. bei Beralhung des BergetatS, die Erhöhung der Löhne komme nur der Socialdcinokralie zu Gute. Wir müsse» eS ledhasi bedauern, daß ein Mitglied der Eenlrumssraclion des deutschen Reichstages und des preußischen Abgeordnetenhauses derartige verschrobene, mit den Anschauungen des Ccntrums unverciiibare und den Gegnern eine bequeme Handhabe zu Verdächtigungen bietende Lätze au-ipricht. Die Verbesserung der materiellen Lage der Arbeiterklasse ist ein durchaus berechtigtes und leider auch vielfach sehr nothwendigeS Bestrebe»; so lange dasselbe mit >ejetzlichcn, verständigen und sonst vorwurs-sreien Mitteln ver ölst wird, ist nicht das Mindeste dagegen einznwenden. Jedes Versiändniß fehlt uns dasür, in wie sein eine Erhöhung der Löhne mir der Soclaldemokratie zu Gute koniinen soll: ganz iin Gegenldeil gedöre» schlecht, Lotnivcrhältnissc zu den wirksaii»!eii Handhaben der iocialdeniokratischeil Agitation. Man wird übrigens bemerkt haben, daß Herr von Schalicha bei mehr als einer Gelegenheit eine von der gesaininien oder nahezu der gesaniinle» Fraclion abweichende Haltung eingenommen und wiederholt in recht extremen WeiiLungen begründet hat. Wir finde» das wenig rücksichlsvoll gegenüber der Fraktion uns begreifen vollständig, Laß man in den Wahlkreisen de« Herrn Abgeordneten von dessen Auftreten mehrfach wenig erbaut gewesen ist. * Wie der ^Tempö" meldet, würde das französische Levante-Geschwader von Port-Said nach dem PiränS gehen und dort mit der gegenwärtig vor Alexandrien ankern den russischen Levante-Division zusammentressen. * Die am 9. d.M eröffnet« cnglischeParlainentStagnng bat bis jetzt des Neuen herzlich wenig geboten. Beide Par teien, RegicrungS inbänger und Gladstoneaner, habe» es schon viel mehr mit der Zukunft, d b. mit dem kommenden Appell an die Wählerschaft oeS Landes, zu tb»n, als mit der Gegen wart und ihrem Stoff an legislatorischen Vorlagen, welche letztere nur insoweit Berücksichtigung und Interesse finden, als sic sich für die Wablzweckc der einen oder anderen Partei taktisch verwenden lasse». Für nicht englische Politiker bieten die Details der parlamentarischen Lage erst recht keinen Gegenstand tieferer Tbeilnahiiie, weil man aus dem Coiitiiici.l de» britischen Intcrnis im Allgemeinen z» fern steht, um jeden Zug und Gegenzug aus dem par lamcntarischen Schachbrel nach seiner Anlage und seinen Co»scq»c»zeii hinlänglich übersehe» und würdigen zn können. Nur für die Hauptfrage zeigt sich Vcrständinß, aber dafür auch nii, so regeres, als von Lei» Ausfall der nächsten allgemeinen Wahlen nicht nur daS Schicksal der Parteien und des künftigen CbarakterS der englischen Staalsrrgierung, F«r»iHetsn. Me soll der Junge heißen? Bon Robert Tann. »!«Sd»»t »erboten. „Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen", beißt e- im Sprichwort. Ost aber fangen die Sorgen schon an, wo die Kinder noch gar nicht klein sind. Wie oft be ginnen die zärtlichen Eltern schon geraume Zeit vorher, ehe der junge Erdenbürger da« Licht der Welt erblickt, sich quälend zu fragen: „Wie soll der Junge heißen?" Geht doch das Gerücht, daß durck die Geschmacksverschiedenheit über diesen Punct schon gar oft da« junge Glück des Ebehinimels auf Augenblicke getrübt worden sein soll. Der Name soll wohl klingend sein, vielleicht an einen Heroen der Geschichte erinnern, womöglich glückverheißend lauten, und hat man sich endlich nach reiflicher Ueberlegung mit Hilfe aller Tanten und Base» geeinigt, so ist eS an, Ende doch — nur — ein Mädchen. Aber in diese« Dilemma geräth nicht nur der gebildete Deutsche und Europäer, auch jenen Söhnen der Natur, die noch nicht von Europas Tünche überwrißt sind, gebt eö gerade ebenso, wie dir Auswege beweisen, die man eingeschlagen hat, um sich der unangenehmen Entscheidung zu entziehen. Am entschlossensten verfahren dabei die Siouxindianer, sie geben ihren Sproßlingen überhaupt keinen Namen und überlassen eS diesen selbst, sich später durch hervorstechende körperliche Eigenschaften oder geistige Vorzüge eine Etiqucttirung ibrer werlden Person zu erwerben. Ganz so radikal sind die Lstjaken nicht, die zwar die Söhne benamsen, aber sich für die Märchen nicht der Qual einer NamenSwahl unterziehen. El kann daher der liebende ostjakiscke Ehegatte später seine ibeure Gemahlin in einer süßen «chäfcrstunde nicht mit einem Kosenamen anreden, sondern er muß sich resignirt begnügen, sie Imi, Weib, zu nennen. Kommt Zeit, kommt Rath, denken dir Neger an der Loaugoküste. Auch sie geben ihrer Nachkommenschaft einst weilen keinen Namen, sondern reden, bis ihnen die richtige Erleuchtung kommt, in geschmackvoller Weise ihren Knaben Nsav, Elephantchen. und ihre Mädcken Mguta, Perlhübncken, an. Einer ähnlichen Sitte huldigen die Papua, die ihre Kinder, so lange sie nickt gehen können, nur schlankweg Kicki, Kle ne, nennen Erst wenn die Kleinen dem Gängelbande entwachsen sind, wird ihnen ein Name zugelegt. Eine äußerst empfehlen-werthe Einrichtung haben die Tamoaaer getroffen. Bei ihnen erhält daS Kind schon vor der Geburt sein schmückende« Beiwort, und sie können das selbe deshalb so unbedenklich ebne Rücksicht auf da- Geschleckt verleibe» weil dir Namen für Knaben und Mädchen gleich laute». ' Nicht weniger sinnreich ist die Methode der Tumaleneger Weibliche Namen: 1. Auguste 2. Emilie 3. Friederike 4. Ernestine in Centralafrika. Sie verfüge» über ein vollständiges, fest stehendes Regulativ, nach dem jedem Kind der Reibe »ach stet- ein bestimmter Name znertheilt wird. DaS Schema ist folgendes: Männliche Namen: Weibliche Namen: 1. Dgillia 1. Dgama 2. Dgodi 2. Dgani 3. Dgalo 3. Dgudgi 4. Dgome 4. Dgibai. Ist also der erste Nachkomme ein Knabe, so heißt er Dgillia, wird dann ein Mädchen geboren, so wird eS Dgani genannt, folgt wieder ein Junge, so rufi man ihn Dgalo und sollte sich daran eine kleine Evatochter schließen, so wird sie Dgibai getauft. Vielleicht ließe sich die epockemachendc Erfindung für kinder- gesegncte Ehepaare auch auf unsere Verhältnisse etwa in der Weise übertragen: Männliche Namen: 1. August 2. Emil 3. Friedrich 4. Ernst u. s. w. Nur ein praktischer Versuch im vollen Menschenleben kann hier die Zweckmäßigkeit dartkun, deshalb sei hiermit der Vor schlag allen Eltern und denen, die cs werden wollen, dringend an» Herz gelegt. Wir Kinder der alten Welt dünken unö allcsainmt tliurm- hoch über unsere andersfarbige Brütern ohne Gymnasial- bildung und Abituricnlcncxamen erhaben uno doch könnten wir noch so Manches von ihnen lernen. Wer hätte da z. B. den TajakS jene- so äußerst einfacke AuSkunft-mittel zugc- traut? Der Dajak »imml nämlick nur eine Feder und kitzelt damit daS süße Kleine an der Nase. Niest es, so ist dies ein gutes Zeicken und daS artige Wesen behält zur Be lohnung einen Namen, bleibt aber der Reiz auö, so wird eS auck nicht, weil eS sich so wenig reizend gezeigt bat, mit einer Pcrsonalbczeichnung belohnt und man wartet hartnäckig auf bessere Zeiten, wo eS sich folgsamer beträgt. Die KolfS belegen acht Tage nach der Geburt den erst geborenen Knaben gewöhnlich mit dem Namen deS Groß vater-. Doch wird darüber erst noch vorsichtiger Weise cm kleine» Orakel befragt. Zu diesem Zweck schüttet man eine kandvoll schwarzer Erbsen in einen Topf mit Wasser. Schwimmen die Erbsen obenauf, so gilt der Name, gehen sie aber unter, so sieht man huldvollst von ibm ab. Bei den Koriaken ist der Act der Namensnennung zu einer Art Gesellschaftsspiel auSgebildct. Die Fanze Bekannt und Verwandtschaft versammelt sich vollzählig um den jungen SlammrSgenoffen. Die weise Frau mit der großen ! Tascke hängt dann an einem Faden eine Glasperle an einem Holzgcstell auf und sagt dann langsam eine Anzahl j Namen verstorbener a»gesrhencr Männer yer. Der Name, bei dem sich die Perle zn bewegen anfängt, wird dann dem Kinde zugelegk. Bei den ^.schercmisscn ist statt der Hebamme der Ober- Priester, der Kadt, der NamenSvcrleihcr. Er nimmt Feuer stein und Schwamm und ruft eine Neide Namen auS, währenddessen er mit dem Stein Feuer schläft. Der Name, der in dem Augenblick erschallt, wo der Sckwamm Feuer fängt, ist der vom Schicksal beschictene. Man übt auck »och eine andere Mctbodc, die den Nachthcil bat, nickt immer von dem gewünschten Erfolg begleitet zu sein. Der Ober priester nimmt nämlick daS schreiende Kind auf de» Arm und wiegt eS — wahrscheinlich so geschickt als möglich — hin und her. Auck hierbei sagt er verschiedene Namen auf. teilt die liebe Ilnschulv bei irgend einem Namen sein Weinen rin, so hat eS sich damit selbst sein Nufwort er wählt. Auch bei den Tschcrcmissenkiiidern soll leider die Be endigung deS lauten GejühlSauöbruchcs zuweile» etwas lange auf sich warten lassen. Bequem machen eS sich die SemangS und die Eingeborenen von Victoria, sie geben einfach dein Kinde de» Namen »ach dem Geburtsorte. Wird bei Erstcrcn der Nachkomme unter einem KokuSbaum geboren, so wird ibm diese Bezeichnung zugelegt, tritt er bei Letzteren unter einem Wurackblatt in s Lebe», so beißt er 2)ab-Wurack, Wurackblatt. Die Kalmücken biiigrgcn nennen ihr Töbnlein »ach demjenigen Thier, das ihm beim ersten HcranSlragen aus der Kibitka begegnet, gleich viel, ob eS ein Hund ist oder ein Schaf oder ein — Kameel. Tie Inguschen i'.u Kaukasus leiten die Namen ibrer Kinder gleichfalls von Thieren ab, eS finden sich bei ihnen nicht nur ein Herr Ochs, sondern anctz Herr Hund und auch ein Herr Schwei». Auch bei dem schönen Geschlecht sind sie nicht rück sichtsvoller, denn eS giebl Fraueniiamen, wie Ossiali-wachara--- die eine Hündin reuet, und Assir-wachara --- die ein Kalb reitet. Derselben Gewohnheit huldigen bekanntlich auch die Indianer; kennen wir doch auS den Cooper'schcn Romanen die gefürchtete» Häuptlinge, wie den weißen Falten, den grauen Bär und dir große -schlänge. Den Sioux ist daS ganze Thier noch zuviel, sie begnügen sich mit einem Theil, so daß man unter ihnen auf Rvthbäute trifft, die sich des stolzen Namens „Ochscnschwanz" rühmen, während es unter den Damen auch Fräulein Bisamraitenklauen aiebt. Unter den Betschuancn bestimmen körperliche Eigenschaften die Benennung. Ein dicker Knabe heißt Mahura, Fett, ein solcher mit einer langen Nase ist Ursache ru einem Betschnancn- wiy, man ruft ibn Kuturu, Nashorn. Die schon angeführten Australier aus Victoria legen ihren Sprößlingen ebenfalls nach einer hervorragenden körperlichen Eigentbümlichkeil später noch einen zweiten Namen bei, so daß ein Knabe mit langen Gehwerkzeugen Dittmaranawy, Langbein, angcredrt wird. ES sei hier die Bemerkung eingeflockten, daß ein Tbeil unserer Personennamen einer ähnlichen Sitte seinen Ursprung verdankt, wir die vielen Klein, Groß, Schwarz. Weiß bezeugen. Die Neger an der Guincaküste wählen als Namen den deö Tages, an dem der Stamnihaltcr zur Well kommt, ebenso machen eS zuweilen die KoblS, bei denen man jungen Herren begegnet, die Sunera, Montag, oder Bolja, Sonntag, heiße». sin Siam und Tontin ertbeilt man den Kindern absicht lich häßliche Namen, um die Dämonen fern zu halte», die der kindlichen Gesundheit schaden könnten. Von recht unschön benannten Wesen, so calculirt man, werden es die finsteren Mächte unter ihrer Würde halte», Besitz zn ergreifen. Man vermeidet daher gern in ersterem Lande schöne Namen, wie „Der Vollkommenheit Ucbersluß" und „Strahlende« Gold", und benutzt lieber Bezeichnungen, wie Hund, Schwein und — Bengel. In Tonst» weiß man sich später pfiffig zu Helsen. Sind nämlick die Kinder berangewachsen und stark genug, um den vermeintlichen Dämonen wivcrstcncn zu könne», so giebk man slugs die häßlichen Naincn aus und ersinnt daher desto glänzendere Beiworte. Ein NanienSwrcksel findet ferner in KraiikbcitSsällcii auch bei den DajakS statt, die dadurch die Dämonen zu täuschen glaube», so daß sie schleunigst das Kind verlassen, daS ja nun gar nicht mehr dasjenige ist, bei den« ne sich batten cinnistcn wollen. Acluiliche Beweggründe Kerr schen bei den Kanitsckadalen vor, bei denen Namen wie Kckna, Feind, oder gar Bnirgatsch, Aussatz, beliebt sind. Manchen Völlerstäminen ist unverständlicher Weise die eine RainenSwablqual noch »ickt genug, sondern sic verwenden ihre Mußestunden dazu, um sick den Kvpf zu zerbrechen und noch andere Nomenclatnrcn auszugrübeln. „Die Indianer am oberen PuruS", berichtet der Missionair Respck, „haben eine Eigenthümlichkeit. Jeder hat nämlich mehrere'Namen, zwei bi« drei, einen für den gewöhnlichen Brauch und die anderen für specielle Gelegenheiten. Ta beißt der eine Knabe von dreizehn Jahren Irima Puynaapu Ischiriru, der andere Maniwa und Kamarüuri, die beite» Mädchen von elf und sechs Jahren Kamarienru Hanyaja, respective Kimbari Amankija llshitru, so daß Jemand, der sein Leben lang unter diesen Indianern zngebrachl hat und in dessen Gegenwart über ihm wohlbekannte Leute gesprochen wird, nicht weiß, von wem die Rede ist." Der NamcnSwechscl ist überhaupt zieiiilich weit verbreitet. Der Konjave aus Nadja! verbindet da« Angenehme mit dem Nützlichen Hat er unter den Töchtern de« Landes seine Wahl getroffen, so läßt er an seinen zukünftigen Schwiegervater eine freundliche Einladung ergeben und »inimt mit ikin zusammen ein Dampfbad. Von diesen! dcnlwürdigcn Moment an führt er den Namen seines SckwiegerpapaS. Seihst in dem bock- cultivirten Japan ist eine Namcnsäntcrni'g allgemein üblich. Die Knaben erhalten dort am 31 Tage »ach der Geburt im Tempel ihre Namen durch daS LooS. Im siebenten Jahre wird der Name gewechselt und im fünfzehnten Jahre be kommen sie einen dritten Namen Außerdem tritt eine Namensänderung ein, wenn der Beamte in eine» höheren Rang einrückt oder sein Vorgesetzter den gleichen Namen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite