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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920213011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892021301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892021301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-13
- Monat1892-02
- Jahr1892
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Abomremeirtspreis b, h« hauptrxpeditton ob« de» im Stadt- Kink »nd de» Bororten errichteten AuS- cMlellen ubgeholt: vierteljährlich-^l«LO. k, zweimaliger täglicher Zustellung in« Paul >4 5chO. Durch di« Post bezogen sür Tcuischland und Oesterreich: vierteljährlich » S.—. Direct» tägliche Kreazbandseaduvg «1 »u«la»d: monatltch S.—. Die Ror-eu-Ausgabe erscheiut täglichV,7 Uhr, die Ibend-Lutgab« Wochentag« 5 Uhr. Rrdortton und Lr-editiou: AohauneSgaffe 8. NelkveLitton ist Wochentag« ununterbroche» geMet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filiale«: ktt« «lr»m « Larti«. (Alfred Hat«)» Universität-strah« O Laut« Lösche, sk-tharinenstr. 14, Part, nud Löntglplatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. Jnsertionspreis Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter demRedactiontstrich ^ge spalten) 50-iZ, vor den Familiennachrichiea (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichaiß. 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A. von Vormittag« 10 Uhr an sollen folgende aus dem Mittelwaldschlag am Hasersack in Abtheilung 15 auibereitete Nutzhölzer, als: 90 Stück eichene Klötzer v. 13—22 cm Stärke, 2—6 w Länge, 59 - - - - 23—50 - - 2—6 - - 33 - - - - 51—91 - - 2—8 - - 20 - birkene - - 16—21 - - 3,5—6 - - lO - - » - 23—28 - - 3,5—6 » - 2 - erlene » » 20u.22 - - 3 - - 1 weißbuchener Klotz - 18 - » 3,5 - - 122 Stück eichene Stangenklötzer von 8—12 cm Stärke, 4 m Länge, 2 rm eichene Nutzscheite (Zusammenkunft auf dem Schlage in Abtheilung 15 zwischen dem Brandiser Weg und der AlbrechtShainer Allee; Zahlstelle im Mhskeller zu Naunhof), sowie im Nat-Skeller zu Raunhof Donnerstag, den 25. Februar d. I., ebenfalls von Vormittags 10 Uhr an folgende auf dem Schlage an den Kreuzwegen, Abtheilung 46, von Räumungen am Brandiser Weg, Abthenung 22 und am Klingaer Keg Abth. 45, sowie von Durchforstungen im Hasenbruch, Abtd. öl und 52 aufbereitete dergleichen, alS: 30 Stück eichene Klötzer v. 13—22 cm Stärke, 3—4 m Länge, l6 » » » » 23—61 » » 2,5—6 » » 6 » sichtene « - 19—28 » - 4 » » 189 » kieferne - -- 20—29 » » 4 - - 170 - » » « LO—34 - - 6 - - 510 - fichtene Derbstangen von 8—9 cm Stärke, 70 - - - - 10—11 - 8200 - » Reirstcmgen - 2—3 » - 7150 » » » - 4—6 - » 905 » - » » 7 » » meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Be- gii-n der Aucnon bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Auskunft ertheilt die Unterzeichnete Revierverwaltuna. ilöntglichk Forstrevierverwaltung Raun Hof und Königliches Korftrriitawt Wurzen, am 6. Februar 1892. Neuhof. Geißler. Die Anarchisten in Spanien. Teil einiger Heit treffen beunruhigende Nachrichten aus verschiedenen Theilen Spaniens ein, welche auf eine organi- sirle Bewegung der Anarchisten schließen lassen. Im Januar fand in kereS eine Meuterei statt, welche zu einem kriegs gerichtlichen Verfahren gegen eine größere Anzahl Anarchisten führte. Ter Militair-Auditeur beantragte gegen acht An geklagte die Todesstrafe, von denen vier zum Tode vcrurtheist und auch bingerichtet worden sind. Professor Gonzales MarciaS wurde zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe ver- urtbeilt, die er in Sevilla verbüßen wird. Die socialistischen Arbeiter-Bereinigungen in Madrid hatten an die Königin Regent!» ein Begnadigungsgesuch gerichtet, welches, wie die Hinrichtung bcwieß, vergeblich war, ebenso lchnte der Minister Eanovas den Empfang einer Abordnung von Maurern ab, welche ihn um Befürwortung des Begnadigungsgesuchs bitten wollte. In Barcelona verlangte ein Trupp Anarchisten die Schließung der Läden zum Zeichen der Trauer für ihre in ZkereS verurtheilten Genossen. Diese Kundgebung hatte Vcrbaftungen zur Folge und Ausschreitungen, wobei Personen durch Petarden thcilS getödtet, tbeils verwundet wurden. Am folgenden Tage kam eS zu einem Handgemenge zwischen den Anarchisten und Truppen, die sich beide der Feuerwaffen bedienten. Drei Officicre und siebzehn Soldaten, sowie lahlreicke Arbeiter wurden verwundet, viele Anarchisten ver baslet, Waffen und Aufrufe revolutionairen Inhalts in Be schlag genommen, in welchen die Worte Vorkommen: „Blut schreit nach Blut". Die Hauptstraßen wurden abgesperrt und die Vorstädte von Eavallerie-Patrouillen in Schach ge ballen, wo die Ausrührer sich in drohender Haltung zu sammenrotteten. Gleichzeitig baden die OmnibuS-Kutscher und Eenductcure, sowie die Sckubmachergesellen einen AuSstand begonnen. Endlich haben in Reu« in der Provinz Tarragona Berbaftungen stattgrfunden. Tie Bewegung ist demgemäß in Süd- und Ost-Spanien gleichwie in der Hauptstadt de« Landes, wenn auch in dieser nur durch friedliche Kundgebungen hervoraetreten, und die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß die Ausschreitungen in lcres nur das Zeichen zur allgemeinen Erhebung der An archisten in ganz Spanien geben sollten. Die vier zum Tote verurtheilten Anarchisten in tcreS baden vor ibrer Einrichtung ein Geständniß abgelegt, welches hoffentlich den Schlüssel zu der Anarchisten-Brrschwörung enthält. Daß Spanien von een Anarchisten zu einem Hauptsammelpunct gewählt ist, geht au« einer ganzen Reihe von Kundgebungen de« ver gangenen Iabre« hervor, welche auch vorzugsweise ini Lüden und Osten Spanien« erfolgten. Barcelona hat dabei auch stet« eine Rolle gespielt, während dir Schwarz« Bande besonder« im Süden ihr Unwesen trieb. Di« Negierung hat über diese Borgänge nur sehr lückenhafte Mittheilungen gemacht und ist bemüht gewesen, die Unruhen ebne viel Lärm zu unterdrücken. Das ist sehr erklärlich, weil in Spanien viel Zündstoff angcbäuft ist, der nur eines Funkens bedarf, um zu einem gefährlichen Brande emporzulodcrn. Wenn auch die Anarchisten ihre besonderen Ziele verfolgen, welche mit denen der Socialistcn nur theilweise übereinstimmen, so besteht doch zwischen ibnen eine unleugbare Verwandtschaft, wie sie bei de» neuesten Borgängen in XereS beobachtet worden ist. Außerdem giebt es eine republikanische Partei, deren Führer Zorilla und Salmeron ihre Pläne nur ver tagt, aber nicht aufgegeben baden, und endlich sind es die Earlisten, welche von einer Umwälzung Nutzen für ihre Interessen erwarten. Diesen Bestrebungen gegenüber hatte Sagasta einen chweren Stand, weil er dir Absicht hatte, Spanien im liberalen Fahrwasser vorwärts zu bringen und durch die Ver leihung des Allgemeinen Stimmrechts an die Mäkler die Republikaner mit den Anhängern der Monarchie zu versöhnen. Da er aber gleichzeitig gegen die politisirenden Neigungen in der Armee austrat und die Generalität in ihre Schranken zu weisen suchte, so trieb er die Vertreter der Armee in das ?ager der Opposition und nötbigle die Königin-Rcgenlin bei den Conservaliven Schutz zu suchen. Der Streit über die Frage, ob es den Generalen in Spanien erlaubt ist, Politik zu treiben, ist nicht entschieden, sondern nur von der Tages ordnung abgesetzt, die einflußreichsten Spitzen der Armee betrachten die Einmischung in politische Angelegenheiten noch heute als ihr gutes Recht, wenn auch die Negierung unter Sagasta diese Auffassung energisch zurückgcwiese» hat. Solche Borurtheile und überlieferte Mißstände lassen sich nicht plötzlich beseitigen, dazu bedarf cS längerer Zeit und vor allen Dingen der Macht, um dein Verbote Geltung zu verschaffen. Die Königin-Reaentin hat es unter Berückstchligung der bestehenden Verhältnisse als ge boten erachtet, gegen die republikanischen, socialistischen und anarchistischen Einflüsse durch die Uebcrtragung der Regicrungs- gewalt an die conservative Partei ein Gegengewicht zu schaffen, aber sie hat damit den politischen Einfluß der Armee in Kauf genommen. Die spanische Monarchie ist durch die Hilfe eines solchen politischen Marsckalls, Lerrano'S, wieder aufgerichtet worden, und Quesada hat gleichfalls sich in den Dienst der Monarchie gestellt, während er doch gleich den anderen die Wahl hatte, mit den Carlisten gemeinschaftliche Sache zu machen. DaS sind Dinge, über die sich nicht so leicht hinweg kommen läßt und welche ihre geschichtliche Bedeutung auch auf die zukünftigen Verhältnisse zur Geltung bringen. Ein Land, welches Jahrzehnte hindurch den Schrecknissen deS Bürgerkrieges ausgcsetzt war, kann nur allmälig in regel mäßige Verhältnisse übergeleitct werden. So wenig auch über die Lage der Dinge in Spanien seit längerer Zeit in die Oeffenllichkeit gedrungen ist, so ist doch aus Allem, was von dort ker berichtet wird, zu ent nehmen, daß Spanien fortwährend in Gefahr ist, die Beute der Republikaner, der Socialistcn oder der Carlisten zu werde», und daß cs der größten Sorgfalt und Aufmerksam keit der Regierung bedarf, um eine solche Wendung zu ver hüten. Der junge König AlfonS XHI., welcher ani t7. Mai sein sechstes Lebensjahr vollendet, wird von den Feinden der Monarchie in Spanien stets als Todescandidat behandelt, noch in den letzten Tagen waren wieder beunruhigende Nach richten über sein Befinden verbreitet. Leider sind diese Be fürchtungen nicht ganz unbegründet, wie die schwere Er kranknng deS Königskindes vor etwa zwei Jahren gezeigt hat Auf den Tod de« Königs warten alle Feinde der gegen wärtigcn Zustände in Spanien als auf daS Zeichen zum Kampfe gegen die Monarchie. Nach den Erfahrungen, die Spanien mit der Königin Jsabella gemacht hat, will eS seine Zukunft nicht aufS Neue aus eine unaemefsene Zahl von Jahren Frauenbänden anvertrauen. Diese Wünsche sind nicht ohne Berechtigung, aber, ob Spanien durch Aufrichtung ker Republik oder durch Erhebung von Don Carlos auf den Thron seine Lage verbessern würde, da« erscheint doch mindestens sehr zweifelhaft. Die Königin-Regentin Maria Christine bat durch ihr ganzes Verhalten nach dem Tode ihres königlichen Gemahls ihrer neuen Hcimath nur Bortbeil und Ehre gebracht und Spanien bat alle Ursache, zu wünschen, daß die Regierung der Königin-Regentin bis zur Großjährigkeit ihres Sohnes dauern, >a daß ibr Einfluß auch über riese Zeit hinaus wirken möge, weil sie nach achtzehnjähriger Leitung der Geschicke Spaniens gewiß in der Lage sein wird, ihrem Sohne solche Ratbscbläge zu erlbeilcn, welche dem Wöhle deS Landes zuträglich sind. Maria Christine entschließt sich schwer zur Bestätigung von TodeSurtheilen, sic hat in dieser Beziehung schon schwere Kämpfe mit dem Ministerium Sagasta durchgcmacht, aber in diesem Falle bat sic keinen Einspruch erhoben wie bei der Militairrevolte alsbald »ach ihrem Regierungsantritt. Damals hat sie ihrem Willen Achtung verschafft, beute ist über eine etwaige Weigerung von ihrer Seite nichts verlautet, ein Zeichen, daß die Verhältnisse sehr ernster Natur sein müssen. Spanien hat Europa schon manches Räthscl aufgegeben, hoffen wir, daß die gegenwärtige Krisis glücklich vorübergcht. Daß die Sache nicht unbedenklich ist. crgiebt sich auS vielen Anzeichen, aber vorläufig hat die Regierung noch das Heft in Händen. * Leipzig, 13. Februar. * Staatsminister v. Bo etlicher bat gelegentlich der Be ratbungen der Handelsverträge im Reichstage die Erklärung abgegeben, daß die ReichSrcgierung mit dem Entwurf eines neuen Weingesetzes, welches die Frage der Versetzung des NaturwcinS mit anderen Ingrcdieiizien regeln soll, bc schäftigt sei Wenn nun auch dieser Entwurf in der lau senden Session dem Reichstag nicht mebr vorgelcgt werden dürste, so bat doch die Rcicbsregicrung den Enlwurs bereits einigen Regierungen solcher Bundesstaaten, in denen Weinbau in größerem Maße getrieben wird, zur Begutachtung vor- geleat, und eS steht zu erwarten, daß der Entwurf im nächsten Herbst dem Reichstage zugeht. * Die „Kreuz-Zeitung" schreibt: „Angesichts der Ver baftung von Socialdemokraten erscheint die Annabmc berechtigt, daß die Polizei einem anarchistische» Complo auf die Spur gekommen ist und dasselbe vereitelt bat. Man wird in der Mutbmaßung nicht sehlgeben, daß der zweimalige Versuch, das KönigSberger Schloß in Brand zu stecken (am 30. Januar und 7. Februar d. I.) mit dem Complot in Zu- ammenhang steht." * In der letzten Stadtverordncten-Sitzung zu Berlin wurde mit 95 gegen l4 Stimmen der vom Magistrate vor gelegten Petition gegen das VolkSschulgesetz beigelreten. I l Socialistcn und 3 von der Bürgerpartei stimmten dagegen. Die Svcialisten führten aus, ihnen wäre an der Religion >ar nichts gelegen. — Der Breslauer Magistrat bat die Linberufung deö schlesischen Städtelages zur Stellungnahme gegen das VolkSschulgesetz beschlossen. * Im österreichischen Abgeorduetenhause waren bei der Debatte Uber die Subventionirung der Donau- DampsschifffahrtSgesellschaft zu einer heftigen Aus einandersetzung zwischen dem antisemitischen Abgeordneten Dr. Lueger und dem Handelsminister Marquis Bacquehem gekommen. Ersterer batte die bisherige Mißwirthschafl der Gesellschaft und die ThätiAkeit einzelner leitender Beamten auf daS Heftigste angegriffen. Ter Handelsminister batte darauf scharf entgegnet und bemerkt, daß die Mittbeilungen des Abgeordnete», die von entlassenen Beamten berrübrtcn, durch Nichts erwiesen seien, worauf er mit den Worten schloß: „Ter Herr Abgeordnete hat eS für erlaubt und i»i hohen Hause ür möglich gehalten, meinem persönlichen Rcchiiichkeitsgcfühle nahe-- zutrcten, indem er meinte: dort, wo andere Leute sofort ein Ver brechen erkennen, sieht der Haiidelsniinisier in seiner Bonhoniie nur Fehler und Unterlassungen Hohes Haus! Meine Boiihonne gehl nicht jo weit, um mir über Das, was vom Standpunkte des sirengtte» RichlerstuhleS als rechtlich oder nicht rechtlich zu erkenne» ist, vom Abgeordneten des fünften Wiener Bezirkes Belehrungen ertheilen zu lasse». (Stürmischer, langanhaltender Beisall und Händeklatschen links.) Meine Bvnhomie geht nicht einmal so weit, die mir jeincr- cits gemachte Zumuthung mit einer gewissen Leichtfertigkeit seiner Rede entschuldigen z» wollen. Meine Bonhomie gehr nicht so weit, um die Aeußening mit Ruhe auszunehmen und sie nicht mit vollster Entrüstung zurückzuweisen. (Erneuter, lebhafter Beifall links.) Darauf hatte Dr. Lueger unter anderen Ausfällen ent gcgnel: „Der Handelsminister hat Schlagworte gebraucht und ich habe Tbalsache» erzählt. Der Haudelsminister hat gar nichts gethan, als daß er in jenen Ton verfallen ist, der in gewissen Wiener Blattern icgen mich angestimmt wird. (Sehr richtig! bei de» Antisemiten.) Der Minister möge mir nun verzeihen, wenn ich ihm sage, daß ich auf diesen Ton in seinem Munde vo» nun an eben so wenig Werth legen werde, als auf die Beschimpfungen, die mir in den Juden blättern in Wien widerfahre» (Beifall bei den Antisemiten), und nachdem der Handelsministcr den Ton angenommen hat, der in diesen Blättern gegen mich angeschlagen wird, so verzeihe der Minister, wenn ich auch das persönliche RechttichkeitSgefühl von ihm aus eine Stufe setze mit dem Rechtlichkeitsgefühl dieser Blätter. (Beifall bei den Antisemiten und Juiigczechc». Lebhafte Ruse der Entrüstung links. Anhaltende Bewegung im ganzen Hause.)" vr. Lueger war sür diesen Angriff von, Präsidenten zur Ordnung gerufen worden, doch bat die Angelegenheit ein weiteres Nachspiel gehabt, über das der „Voss. Ztg." folgende Meldung zugeht: Prag, 11. Februar. Das hiesige Jnngezechenblatt, die „Narodni Listy", verzeichnet das Gerücht, der Haudelsminister Marquis Bacquehem, welchen der antisemitijchc Abgeordnete I)r. Lueger vor. gestern bei der Debatte über die Subventionirung der Donaudampf- schifisahrtsgesellschaft auss Heftigste angriss, Hütte Genugthuung verlangt. 1)r. Lueger habe eine Ehrenerklärung abgegeben, wonach er dein Rechtlichkeilsgefühl des Handetsministers nicht nahe treten wollte. * Während die belgischen klerikalen Abgeordneten ursprünglich die vom König Leopold II. gewünschte Einfügung des Referendum in die geplante Verfassungsrevi)ion bekämpften, ist in einer Versammlung der Rechten nunmehr be schlossen worden, in einem besonderen Gesetze die Bedingungen festzustellen, unter denen dem Könige das Recht des Referendum gewährt werden soll. Dieses würde bekanntlich darin bc stehen, daß der König vor der Unterbreitung wichtiger Vor lagen im Parlamente die Aeußerung der Ansichten der Bevölkerung anzurufcn befugt sein soll, gerade wie er bc rechtigt wäre, bereits von den Kammern gcnekmigte Gesetz entwürfe der Zustimmung der Bevölkerung zu unterbreiten Die Klerikalen beabsichtigen also, einmal gegen die verfassungs mäßige Festsetzung de« Referendum Front zu machen, sowie dann die Fälle genau zu bestimme», in denen die neue Ein richtung wirksam werden würde. Im liberalen Feldlager sind cö zunächst mir die Radicalen, die sür das Project gewonnen sind, so daß bas Referendum in der Form, in ver cS in der jüngst der Rcpräsentantenkammcr unterbreiteten „Erklärung" vvrgcschlagen worben ist, kaum zur Annabmc gelangen wird. Die gemäßigten Liberalen vom Schlage Frbre-Orban'S sind »ach wie vor gewillt, das Referendum zu bekämpfen, obgleich Emile de Lavclaye kurze Zeit vor seinem jüngst erfolgten Tode sich dafür ausgesprochen bat. Die „JndSpentancc Beige" äußert sich ebenfalls im abfälligen Sinne und betont, daß die Begründung, ein demokratisches Regime bedürfe in dem Referendum eine Art Gegengewicht, um fo weniger zutreffend sei, als das allgemeine Stimmrecht, die Grundlage eines demo kratische» Regimes, gar nicht gewäbrt werde. Selbst wenn aber das allgemeine Stimmrecht eingesührt würde, erachtet daS belgische Blatt das Referendum keineswegs für daö geeignete Mittel, ein solche« Gegengewicht zu schaffen. * Seit einiger Zeit verbreiten, so wird der „Nat.-Ztg. aus Paris geschrieben, französische Blätter Nachrichten auS Egypten, nach denen man glauben sollte, daß sich der neue Kbedive AbbaS Pascha in vollstem Aufruhr gegen die Eng länder befinde. Bald soll er die englischen Officicre uiid Beamten wegwerfend behandelt und sich ihnen gegenüber als „Herr" gezeigt baden — was dem armen Kbedive nicht eben leicht fallen würde —, bald soll er die Franzosen in einer solchen Weise auSzeichnen, daß man daraus den Schluß zieht, es werde nun wohl bald mit der englischen Herrschaft in Egypten vorbei sein. Die letzte der artige Meldung besagt, daß, als neulich der en lische und der französische diplomatische Vertreter gleich zeitig nach dem Palast kamen, der Khedive diesen empfing, den Engländer aber mit dem Bemerken abweisen ließ, Laß e^ um diese Stunde nur sür „Freunde" zu sprechen sei. Man wird nicht schlgehen, wenn man diese und ähnliche Nach richten aus den sehr rübrigen Vertreter Frankreichs in Egypten, Marqui« de Reserve»»?, zurücksührt, der allem Anschein nach dadurch für sich selbst Stimniung zu machen lucht und auch bald genug in den Augen der durch seine Berichte geblendeten französischen Leser für einen ganz hervor ragenden Diplomaten gelten dürfte. Damit wird denn wobl auch der Zweck der Uebung erreicht sein, denn daß man die Engländer mit solche» Mittclchcn aus Cgypten berauSdrängen wird, daran dürfte doch unter verständigen Leuten nicht zu denken sein. * Ucber die Präsidentenwahlen im norwegischen Storthiug hat der Telegraph eine etwas unklare Auskunft (egcbcn. Dieselben sollen „eine Kundgebung zu Gunsten der lnionspolitik" gewesen sein. Der Satz wäre richtig, wenn die Worte „der jetzigen Regierung" binzugefügt würde». Die „UnionSpolitik" des radicalen Ministeriums Steen aber gebt bekanntlich officiell auf die reine Personalunion mil Schweden aus, während vorgeschrittene Anhänger der jetzigen Storthingsinchrhcit noch etwas weitergehcnde Pläne lin Schilde führen. Der cigeulliche Wahlkampf im Stortbing am 8. d. M. fand bei der Besetzung de« Viccpräsidiums statt: zum Präsidenten wurde mil 107 von NO Stimmen, also ohne Wahlkampf, Herr Nielsen gewählt; unter großer Spannung alSbann mil 60 gegen 42 oppositionelle und 6 zersplitterte Stimmen zum Vicepräsidenten der radikale Ullmaiin. Tamil war der Ausschluß der Rechten wie der „Moderaten" vom Präsidium gegeben. Für die Parteistärke in diesem Storthiug dürfte jene Stimmabgabe einen dauern den Fingerzeig enthalten haben. Herr Ullmann gehört zu den vorgeschrittenen Radicalen der sogenannten „europäischen" Richtung: mit zwei anderen Storthuigsmitglieder» hat er im vorigen Herbste an dem interparlamentarischen Congrcß zu Rom theilgcnommen. Der Präsidentenwahl folgte im Stör tbing seine herkömmliche Tbcilung in Lagthing und LdelS' thing, das elftere wird in der S-tärke von 28 Mitgliedern von ihr aus dem Storthiug erwählt: eine Art von erster Kammer oder vielleicht noch eher NevisionSauSschuß; die übrige» 86 Abgeordneten bilden dann daS OdelSthing. Landtag. Zweite Lämmer. f Dresden, 12. Februar In der heutigen (45.) öffentlichen Sitzung, welcher di« Herren Staaisimmster von THümmel und von Metzsch, Regierungscommissare Geh. Rälde Böttcher und I>r. Dill er, sowie Oberregierungsrath Aprlt beiwohnten, nahm die Kammer das lönigl. Teeret Nr. 39, das Umlageversahre» bei der land-und sorstwirthschastlichen Beruf-genossen- chast für das Königreich Sachsen betreffend, in allgemeine Borberalhung. Mittelst genannten Tecrets wird den Ständen durch den Vor stand der land- und sorstwirthschastlichen Berufsgenossenschaft Bericht über die Wirkung de« Gesetzes vom 22. März 1888 hinsichtlich des Umtageversahrens unterbreitet. Im Allgemeinen darf auf Grund der in den 3 Jahren 1889, 1890 und 1891 gemachte» Er fahrungen ausgesprochen werden, daß sich da« Umtageverfahrci, als einfach »nd zweckinähig bewährt hat. Zwar stöbt die dem Betriebsunternedmer auserlegte Pflicht zur Anzcigeerstattung von Betriebsveränderungen zuweilen aus größere Schwierigkeiten in sach gemäßer und rechtzeitiger Erledigung; aber gerade dies, wie auch die Erfahrung bet Beranlagung der landwirthschaftlichen Ncben- betriebe und der Gärtnereibetrtebe nach Maßgabe der Löhne hat bestätigt, daß ein Umlageversahre» unter allgemeiner Zugrunde- tegung der gezahlten Löhne noch weit größere Schwierigkeiten und jedenfalls auch sehr unzutreffende Ergebnisse zur Folge gehabt haben und immerfort zeitigen würde. Hierzu kommt, daß bei Zugrunde- legung der in den Betrieben gezahlten Löhne für die Veranlagung, da die Lohnlisten nur innerhalb Jahresfristen zu fordern fei» würden, die Arbeit bei der Gefchäslsstelle sich aus eine sehr kurze Zeit im Jahre zusammendrängen und somit die Gründlichkeit in Prüfung der Angaben leiden würde. Bei der Veranlagung unter Zugrunde legung der Grundsteuer - Einheiten ist den mit der Einhebung der Beiträge betrauten Gemeindebehörden Benrtheilling der Angaben und dadurch deren Mitwirkung in willkommener Weife möglich, während bei Beranlagung lcindwirihschastlicher Betriebe nach Maß gabe der in denselben gezahlten Löhne man auf irgend welche zu verlässige Controle zu verzichte» haben würde. Vor Allem aber würde, jedenfalls ohne Ersparnis» an Arbeit bei der Geschäftsstelle, eine ganz bedeutende Mehrbelastung der Bciriebsunternehmcr sich ergeben haben. Das Urtheil deS Vorstandes ist daher zunächst im Allgemeinen dahin abzugebcn, daß eine gesetzliche Abänderung des Princips des Umlageverfahrens, nachdem Vertrauens männer und Gemeindebehörden mit dessen Handhabung sich vertrant gemacht haben und nachdem dasselbe im Allgemeinen auch die Billigung der Mitglieder der Berufsgenoffcnschaft gesunden hat, sicher nicht angezeiat erscheint. Nbg. Horst begrüßt cs anerkennend, daß sich die getroffenen Einrichtungen durchaus bewährt und die Hoffnungen, die sich an den Erlaß des Gesetzes vom 22. März 1888 knüpften, erfüllt haben. Ein wesentliches Verdienst an de» günstigen Erbcbnisjcn falle auch den leitenden Organen zu, denen Redner den Tank der Kaminei ausspricht. Abg. Uhlemann-Görlitz spricht seinen Tank auS dafür, daß die Stände im Jahre 1888 seinem Anträge, die vorliegenden Nachweise zu erstatten, nachgekommen sei. AuS der Vor lage geht hervor, daß er nichl Unrecht hatte, wenn er seiner zeit eine ungleichmäßige Bertheilung der Beitrags - Einheiten, welche das Uinlägeversahren mit sich bringe» werde, bcsiirchlet habe. ES sei aber kein Grund, ei» anderes Verfahren eiiizuschlagen. Aber um Eines bitte er, daß möglichst bald auch bei der landwirlhschastlichen Unsall-Versichernng Ucberwachungsvorschristeii eingesührt werden möchten. Weiter wirst Redner die Frage aus, ob c§ der Regierung nicht gelinge» könnte, zur Ver einfachung der Negulirung der einzelnen Schäden a» Stelle der oft wechselnden SelbstverwaltungSLinter sogenannte Unfalläinter etnzu- sühren, abgesehen von der Belästigung, welche den Gemeinde verwaltungen ausgebürdct wird. Im klebrigen schließt sich Redner dem Abg. Horst an und beantragt, die Angelegenheit in Cchluß- bcrathuiig zu nehmen. Abg. v. Trebra-Lindenau hält es ebenfall» sür wüiischenswertb. wenn die Verwaltung vereinfacht werden könnte, aber nicht aus so radicalem Wege, wie der Vorredner cs wünscht. Große Beschwerde» entständen dadurch, daß alle im Jahre durch Pacht oder Verkauf cingetretenen Veränderungen angczeigt werden müssen. Es würde sich empfehlen, das Gesetz dahin abzuändern, daß die Beiträge des vergangenen Jahres Derjenige trägt, der am 1. Januar im Pacht oder Besitz des Grundstückes gewesen ist. Redner beantragt: „das Teeret a» die Finanzdeputatton X zur Berichterstattung zu überweisen." Abg. von Oehlschliigel: Die Wünsche de« Abg Ublemann gehe» über das Landesgciev hinan- und bedingten eine reich-gesetz liche Aenderiing: eine iolche hält er aber nicht im Jntereste der Londwirthschafr. Auch den Wünschen des Abg. von Trebra könne er nicht bein«ik!>. Eine Finanzfrage liege übrigen« hier nicht vor,
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