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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920217019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892021701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892021701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-17
- Monat1892-02
- Jahr1892
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Abomi emeiitspreis in der Hauptexpedition oder den im Stadt» bezirk und den Vororten errichteten Aus ladestellen abgrholt: vierteljährlich.^ 4.50, ln zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus ^ 5.50 Durch die Post bezogen für Teutjchland und Lesterreich: vierteljährlich all 6 — Directe tägliche Kreuzbandsendung ins Ausland: monatlich .4l 9—. lik Morgen-Ausgabe erscheint täglich '/»7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags b Ühr. Ukdaltiin und Expedition: Johannes,affe 8. Dielkrpeditioa ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend» 7 Uhr. Filialen: ktt» Slrmin'S Lortiiu. (Nlfred Hahn), Universitätsstraß« 1, Louis Lösche, »atharinenstr. 14, patt, und KünigLplatz 7. Morgen-Ausgabe. riWM. Tageblatt Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- and Gcschiistsverkehr. Jnsertionspreis Tie 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter dem Redactionsstrich (4 ge spalten) 50-H. vor den Famitiennachttchten (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften taut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Vellage» (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmeschlub für Inserate: Abend-AnSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr Bei den Filialen und Annahineslellea je eine . halbe Stunde früher. Inserate sind stets an dir iSrhehitio» zu richten. Truck und Verlag von E. Polz in Leipzig ^-8«. Mittwoch den 17. Februar 1892. 8«. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lkkanntmllchuirg. linier Bezugnahme ans unsere Bekanntmachung vom 17. Juli lB9 bringen wir hiermit zur allgemeine» Kcnntniß. das; in diesem 3-hre die Grundstücksbesitzer in der Leipziger-, tztemelndr-, Leite»-, NathhauS-, Heinrich-, kohlgartrnstraffe in Leipzig- ticurnit;, sowie in der Zwri»a»»dorser Straffe in Leipzig- Ülugcr-i> rotten darf die Fußwege vor ihren daselbst gelegenen Grundstücken, soweit dieses noch nicht geschehe», in AuSsühriing von z. LI deS Regulativs, die neuen städtischen Anbaue vom 15. No vember 1867 betreffend, nach den in jedem einzelnen Falle hierüber von miS cinzuholcnden Borjchristen mit Olraitttplattcn und bezw. Lchwellr» und Mosaikpslasler zu befestigen haben. Denjenigen Grundstücksbesitzern in den vorstehend ausgerusene» -näßen, welche bis Ende dieses JabreS die Fußwege vor ihren bez. Grundstücken vorschristsgemäb Herstellen, werden wir, soweit nicht gcgentkcitige vertrage mit der Smdtgcincindc Leipzig vorlicgc», zu tcn »osten der Fußwegherstellung einen Beitrag von 5 ^ sllr jeden Quadratmeter Granitplalten und Granitjchwellen gewahren unter der Bcdmgung, daü dagegen die Fußweganlagen an die Stadt- gemeinde ausdrücklich abgetreten und letzterer etwa aus den Fuß- wegen bereits gelegte Pflastersteine oder Platten eigenthümlich über- lösten werden. DeS AnipruchS aus obigen Beitrag geben diejenigen Grundstücks- bescher verlustig, welche bis zum Schluste dieses Jahres die Fußwege Mt in der vorgeschriebene» Weise gut und tüchtig hergestellt haben. Außerdem behalten wir uns ausdrücklich vor, »ach Ablauf dieses Wahres mit Zwangsmaßregcln gegen die Säumigen vorzugehen. Leipzig, den 12. Januar 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. Ic. 99. vr. Tröndlin. Cichorius. örtMllioh-Äuction. Mittwoch, den 24. Februar d. I-, sollen im Forstreviere iiolincwiy von Vormittags 9 Uhr o» auf dem Mittelwatdschloge in Abteilung 17» ca, 42 rw Eichen- ) - 13 » Rüstern-s Brennschcite, sowie und - 4 - Ellern- f - 30 starke Harle Abranuihause» und - 44 - - Langhanfc» unter den öffentlich aushimgenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verlaust werden. z» lammen kn» st: auf dem Holzschlogc i»i Streilholze an der neuen Linie Himer der Stadtwasserkunst bei Connewitz. Leipzig, am 9. Februar 1892. Tes NathS Forstdeputatiou. Vermiethung. In den nachgenannten, der Stadtgemeinde gehörigen Grund stücken sind folgende Micthräume gegen viertel- bez. halbjährige Kündigung anderweit zu veriniothen. 1) Markt Nr 1 — NathhauS — Verkauisgewölbe Nr. 25, 2) Markt dir. 1 — NathhauS — Bcrkaussaewötbe Nr. ,'üj. 3) Naschmarkt Nr. 4 — Alles Börscngcbäude — Verkaufs« acwötbe Sir. 2, mit Niederlagscaum, 4) Saljgäffchru Nr. 2 die 1. Etage, 5) NeichSstraffc Nr. 1 ein Hausstand, 6) NtichSstraste Nr. 1 eine geräumige Wohnung in der 3. Etage, 7) Windmühlcitstratzc Nr. 7 das erste nach der Brüdcrstrab« zu gelegene Verkaufsgcwölbe, 8) Marschallktratze Nr. 3 in Leipzig-Reudnitz — Keuer- wchrdrpot — die in der 4. Etage nach dem Hofe zn ge legene Wohnung, 9) Zwrinantidorscr Strafte Nr. 1 in Leipzig-An,er- Erottknvorf — vormaliges Rathhau» — eine in der 2. Etage gelegene Wohnung, 10) Schntftrafte Nr. 1i in Leipzig-Thonberg — Alte Schule — eine im Parterre gelegene, besonders für einen Tischler oder Glaser paffende Werkstatt mit Lagerplatz, 11) Ehemaliges Armenhaus in Lctpzig-Löstnig eine kleine Wohnung in der I. Etage links, IL) hauptstraszc Nr. Stt in Leipzig-Kleinzschocher — Alte Schule — eine kleine Wohnung in der I. Etage, 13) Kurze Strotze Nr. 12 in Leipzig-Plagwitz — che maligeS NathhauS — eine in der 3. Etage gelegene, aus 1 Talon, 4 zweifenstrigen und 3 einfenstrigcn Stuben und 1 Küche bestehende Wohnung nebst Zubehör. 14) Gemrinveamtsstratze Nr. « in Leipzig-Lindenan eine Wohnung im Parterre links zu Riederlagszwccken, Tie Micthräume unter l, 2. 3, 5 und 6 sind vom 1. April dieics JabreS, der Lade» unter 7 vom 1. Lctober dieses Jahre- an und alle übrigen Micthobjccte sofort zu veriuiethe». Miethgesuchc werden ans dein Rathhause, 1. Etage, Zimmer Ar. 8, entgegeiigenommcn. Leipzig, Len 9. Februar 1892. Ter Rath drr Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Krumbiegel Lekalliltmachuilg. Unterm 5. d. M. sind uns durch Herrn Friedensrichter MttNdt dier überwiesen worden: 10 Südne in Sachen M. C. V. R. O. 5 - - - - H. Th. V- A. H. o - - - - H. Td. V. Pt. K. 10 - - - A. G. H. Sch. 2t) - - - - E. V E. Si. 3 - - - « A. K. C Fl. 53 ./t Sa., worüber hierdurch dankend qnittirt wird. Leipzig, den 16. Februar 1892. Taü Armenamt. Hentschel. Schicker Thomasschule. Die Anknahmeprbsung für Sexta findet Sonnabend, den N, Februar, Vormittags 8 Uhr statt. Leipzig, am 16. Februar 1892. vr. 4nugm»oa. Lekanillmachung. Am 30. vorigen Monats ist in dem durch hiesige Stadt führen- den Tdeite des EhemnitzflnffeS bei dem sogenannten Pfortensteg em weiblicher, zum größten Thril zerstörter und dal>«r unkenntlicher Leichnam angeschwommen und polizeilich aufgehoben worden, wo mit dem Bemerken hierdurch bekannt gemacht wird, daß zum Zwecke der Recognition de» Leichnams einige Stücke von den noch vor tzsnden gewesenen stleiderreftea desselben hier aufbewahrt werden Shemnitz, gm 10. Februar 1892. Ta« Pvlizeiamt. Ltebdrat. Lekaimtinachunz. Tic Leuchikrast des städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 8, bis 14, dis. Monats im Argandbrcnner bei 150 Litern stündlichem Eonsnm das 18,7fache der Leuchikrast der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flanimenhöhe. DaS ipecifische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,442, Leipzig, am 15. Februar 1892. Tcs Raths Teputatio» zu vrn tztasanstalte«. Vas Heer und der Reichstag. Ter Reichskanzler bat in seiner Rete vom Montag über die Soiralcn-Mißhanelungen und ihre Bestrafung dcnGrund- atz ausgestellt, daß der Werth der Armee von dem Bertrauen der Mannschaften auf ibre Borgesetztcn abhänge, eine Armee, in welcher Mißtrauen herrsche, sei nicht „so viel" Werth. Friedrich der Große habe seine Siege nicht dem Stock, cndcrii der Liebe seiner Soldaten verdankt, auch die Er- olge der letzten Kriege seien durch daS Bcrtranen der Mann- «haften zu ihren Ossicieren gewonnen worden. DaS wird jeder unbefangene Beurtbciler der Worte deö Reichskanzlers olme Ei»lchrä»k»ng unterschreiben. Tie Geschichte ent hält zahlreiche Beweise der Nichtigkeit dieser Auffassung. Weder Alexander, noch Easar, weder Wallenstcin, »och Napoleon I. Kälten leisten können, waö sic geleistet haben, wenn die Soldaten kein Bertrauen und keine Liebe zn ihnen gehabt hätten. Aber das scheint uns doch zu weit zu gehen, daß der Reichskanzler von einer Erleichterung des Beschwerde weges und von der Einführung eine« ordentlichen Gerichts verfahrens in Militair Strafsachen die Lockerung der Disciplin befürchtet. Unzweifelhaft ist ein politifirenbcr Soldat minker- werthig, und cS ist durchaus zweckmäßig, daß die unter der Fahne befindlichen Soldaten nicht wählen dürfen, aber cs kann der Disciplin keinen Schaden bringen, wenn die Mililair- pslichtigcn die Uebcrzeugung habe», daß ihnen gegen Mißhand lungen übereifriger oder uichl-würdiger Uiitcrofsicicrc aus reichender Schutz gewährt wird. Prinz Georg bat cs in seinem Erlaß vom 8. Juni 189l als zweckdienlich bezeichnet, die gegen Unlerofsicicre und Ofsiciere wegen Mißhandlung von Unter gebenen verhängten Strafe» vffcnllicn bekannt zu machen unb erwartet davon sicherlich keine Sclmdignng der Disciplin, cS sind auch keinerlei Wahrnehmungen beobachtet worden, auS welchen bervorgeht, daß die Leffenllichkeit und Mündlich keit deS Militairstrasverfahrens in Bayern Nachtbeile für die Disciplin gehabt hätten, ebensowenig wie die Organisation der dortigen Militairgerichtc. ES muß auch dagegen Ver wahrung eingelegt werden, daß durch die Erörterung dieser wichtigen Sache in der Presse das Bertrauen der Mann schaften zn den Ossicieren untergraben werde, im Deutschen Reiche ist sich die Presse mit geringen AnSnabmcii der Solidarität des Heeres und deS Volkes bewußt, die Ebrc und das Ansehen des deutschen Hccreö gelten ihr als unan tastbar, aber darum braucht die Presse noch nicht die Pflicht anzuerkcnnen, über Mängel und der Verbesserung bedürftige Einrichtungen des HecrcS Schweigen zu beobachten. Daß ein Heer ohne Disciplin ein LnrnS ist, den man so schnell wie möglich beseitigen muß, erkennt jeder halbwegs verständige Mensch an, er möge einer Partei anaehören, welcher er will, aber über die zweckmäßigen Mittel zur Berhinderung von Soldaten Mißhandlungen kann man sehr wohl verschiedener Meinung sein, »nd cö ist eine bereckstigtc Forderung, daß kiese Frage öffentlich erörtert wird »nd nicht ausschließlich der Bestimmung der militairischcn Befehlshaber überlassen bleibt. Unerläßlich ist bei Benrtkcilung der vorliegenden Frage die Berücksichtigung der bestehenden Verhältnisse. In den Ländern, in welchen die Allgemeine Wehrpflicht einge- führl ist. und welche eine Verfassung haben, sind Er oberungskriege, welche allein von; Willen deS Staatsober hauptes abhangen, nicht mehr möglich. Schon dadurch er halten die militairischcn Verhältnisse der Gegenwart einen ab weichenden Eharakter von denen der Vergangenheit, der eigent liche Zweck der Kriegsbereitschaft der VerfassungSstaaten ist die Vcrtkeidigung gegen einen Angriff und die Anfrecht- baltnng des bestehenden Zustandes. Wir haben keine» besonderen Soldatenstand in dem Sinne, wie er noch zur Zeit Friedrich',» dcSGroßen vorhanden war, in Deutschland und in einer Reihe anderer Staaten ist jeder Staatsbürger, der den körperlichen Ansordernngen genügt, auch wehrpflichtig, das inililairiscke StandeSbewiißtsci» bat nur in dem LsstcicrcorpS und dem UiiterossiciercorpS des stehenden HeercS seinen Sitz, aber auch die Beziehungen der Bürgerschaft zu diesen beiden BcrufS- lrcisen sind weit enger und lebendiger, als sie zur Zeit des Bestehens der Berufsheere waren. Darum acht eS auch nicht an, daß Fragen, welche das Gebiet tes Rechtes berühren, auch wenn sie militairischer Natur sind, lediglich aus das Heer beschränkt bleiben, die Presse bat vielmehr das Recht und die Pflicht, sich darüber zu äußern und ihre Meinung rückhaltlos auszudrücken. DaS Ucbel bat gar nicht da seinen Sitz, wo ihn der Reichskanzler annimmt. Die Mißhandlung der Mann schäften durch ihre Vorgesetzten ist nicht eine spccifisch militairische Frage, sondern eine Frage von allgemeinem Inter esse, welche das Volk in alle» seinen Schichten sehr nabe und direct angeht. Es besteht in Deutschland kein Gegensatz zwischen den bürgerlichen und militairischcn Kreisen, cs liegt aber dir Gesabr vor, daß sich ein solcher Gegensatz^ heraus bildet, wen» den berechtigten Anforderungen a» die «Licherheit von Leben und Gesundheit der wehrpflichtigen Söhne des Volles nicht Genüge geleistet wird. Es darf kein besonderes Verfahren bei dieser Kategorie von Strafsachen bestehen, wer die Grenzen der Menschlichkeit verletzt, muß nach allgemein geltenden Gesetzen und unter Beobachtung der gleiche» Be stimmungen des Verfahrens gerichtet werden, gleichviel ob er unter der Fahne steht, oder sich in bürgerlichen Verhält niffen befindet. Oberst v. Scblieben hat auf einen Hauptübelstand hin» gewiesen, und dieser besteht darin, daß es sehr schwer halte, die nölhigeu Unterosficierc zu gewinnen und daß man sich deshalb tbeilweise mit minderwertbigem Material begnüge» müsse. Hier ist also der Hebel anzusetzen, die Stellung der Unterosficierc muß verbessert werden, uni den besseren Elementen drr Mann schaften die für die Unterofficiere gewährten Vergünstigungen als begrbrenSwertb erscheinen zu lassen. Wenn man geeignetes Material für den Ersatz der Unterofficiere zur Verfügung hat, dann werden die Mißhandlungen auf das äußerste Maß eingeschränkt werden, aber daS Verfahren gegen svstcmatiscbc O.uäleö der Recrntcn hak keine» Einfluß ans das Verhält»!;; zwischen Ofsiciere» und Mannschaften, die Ofsiciere und Unter- osficicrc, welche das Vertrauen ihrer Untergebenen verdienen, werden cS genießen, ob das gegenwärtige Verfahren beibchalren oder nach den allgemein erhobenen Forderungen geändert wird. Der Reichskanzler bat noch auf den Ucbelstanv ausmerksam gemacht, der durch die Erleichterung deS BesckstverdewegcS veranlaßt werten könne, daß also der gemeine Soldat, be sonders der Rccrnt, in feinen Anforderungen aus anständige Behandlung z» weit getrieben werden töiine. Diese Gefahr kann als verbanden cingeränint werden, aber hier enthalt die militairische Praxis selbst das Mittel zur Abwehr. Tie Ab weisung unbegründeter Beschwerden muß »olhwcndiger Weise zu einer strengeren Behandlung des Beschwerdeführers treiben» und damit wird das gestörte Gleichgewicht bei Handhabung der Disciplin, falls davon überhaupt die Rede sein kann, schnell und leicht wieder hergcstellt. Der Reichskanzler bat auch kiesen Anlaß wieder benutzt, um die Parteilaktik der liberalen Partei einer abfälligen Be- urkbeilung zu unterwerfen. Er sinket die Form, in welcher die Partei die in militairischer Beziehung hcrvortrctcndcn Ucbelstänte beuribeilt, äußerst schroff und bcgt die Besorgnis), daß. wenn in dieser Weise weiter gegangen werde, die Partei andern Leuten in die Hände arbeite, die vielleicht nach ihr kommen würden. Diese Worte des Reichskanzlers haben mit Recht große Bewegung bei de» Betheiligten hervorgerufen, denen sicherlich nichts ferner gelegen hat, als durch die Untcr- joichnung tcs Antrages Buhl-Richter die Geschäfte der Socialdcmokraten zu führen. Es ist überhaupt ein sehr bedenkliches Verfahren, alle Schritte, welche eine staatS- erhaltendc Partei thut, um die Uebelständc, die sie al» olche erkannt hat, zn beseitigen oder neue Maßregel», die kr schädlich erscheinen, zn verhindern, als der Socialtemokratie iördcrlich zu erkläre» Auf diesem Wege läßt sich jeder Widerstand gegen Regierungsvorlagen und gegen bestehende Einrichtungen mundtodt machen. So sehr wir jeder Zeit die P lickst der OrdnungSparteicn anerkannt und danach gebandelt haben, die Regierung, wenn irgend möglich, zu unterstützen, so entschieden müssen wir für Wahnnig deS Rechtes der Volksvertretung wie der Presse einkretcn, DaS zu tadeln, waS ihnen tadelnSwerth erscheint. Die nationatlibcralc Partei hgt die Ehre des Heeres stets als die eigene betrachtet und wird das auch ferner thun. 1!eipziiz, 17. Februar. * Die „Nat.-Ztg." theilt einen Ausruf mit, den ei» „OrganisationScomitö" in Aachen erläßt; in dem Aufruse wird eine Wiederherstellung der weltlichen Macht deS Papstes gefordert. Ter Aufruf ist von zwölf in Aachen wohnenden Mitgliedern deS EvmitöS unterzeichnet, die von dem Gewährsmann der „Rat.-Zig." als „Leute zweiten Ranges" und als „Avantgarde" bezeichnet werden. Im Ganzen geboren dcni Eoniito 120 Herren an. Es ist sicher lich nicht sehr klug, das; preußische Ultrainontanc gerade in diesem Augenblicke, wo die Nachgiebigkeit der Regierung gcacn »ltramontanc Forderungen aus dein Gebiete der inneren Po litik weite Kreise des Volke- mit schwerer Sorge erfüllt, kundtbnn, daß auch die ganze Richtung unserer äußeren Politik eine andere werden müsste, wollte man sie zusricten- stcllen. * Ueber die Besuche deS Fürsten Bismarck in Hamburg wird von dort geschrieben: Tie lebhaften Empfangs- und AbschickSbezcigungen, die dein Fürsten Bismarck bei seinen jetzt häufigen Besuchen in Hamburg zu Tbeil ru werden pflegen, sind als Zeichen der Zeit keineswegs außer Acht zn lasse». Hamburg vertritt in dieser persönlichen Beziehung zn seinem berühmten Nachbarn und Mitbürger sozusagen die deutsche Nation in ihren besten Elementen, wenigstens würden dem Altkanzler beute in jeder andere» größeren Stadt deS Reiches ohne Frage ähnliche Ehre» er wiesen werden wie hier. Die Demoiistrativnen der Vcr ehrung, Hingebung und Dankbarkeit, deren Schauplatz die wenig anmnlbigc Berliner Bahnhofshalle zn sein pflegt, haben sich in ihrem Ausdruck desto mehr gesteigert, je weiter der „neue Eurö" die alte Bah» verlassen hat. Je besorgter die öffentliche Meinung des gebildete» BürgcrthumS der Zn knifft entgegenblickt, um so lauter macht sich die mit tiefer Wckmnrb gemischte Sehnsucht nach dem Manne gellend, aus kessen schöpferischem Geiste die Idee d:S Reichs in ihrer co»- crcten Gestalt entsprungen ist und der bis vor zwei Jahren, wie einst König Karl, am Steuer saß und mit fester Hand das Schiff durch Wind und Wogen leitete. Solche Ge tanken und Gefühle sind es, die auch gestern (ll. Februar) Abend in der Bahnhofshalle zum Ausbruch kamen, und zwar in so stürmischer Weise, wie kaum je zuvor. Jung und Alt, Männer und Frauen, waren unter den Zuschauern vertreten und brachten dem Fürsten, der bechaufgcrichtet am Wagenfenster seines Salvnwagenö stand, bis zur Abfahrt eine ununterbrochene Ovation dar Tic Herren schwenkten unter endlosen Hockrusen die Hüte, die Dame» winkten mit den Tüchern, soweit sie es im Ge tümmel vermockten; der Andrang, den verabschiedeten Hort und Schirmer Deutschlands auch auf einen Augenblick von Angesicht zu seben, war ein gewaltiger. Was aber dieser patriotischen Erregung den eigentlichen Stempel austrückt, ist, daß ihr nichts Gemachtes und keine Verabredung zu Grunde liegt, und noch obendrein sind cS die sonst so maßvolle» und kükl rechnenden Börsenkreise, namentlich die jüngere Kauf mannschaft, von denen diese Bewegung auSgeht und ge tragen wird. * Die den beiten Häusern des preußischen Landtags über mittelte Eingabe von Lehrern der Berliner Uni versität hat folgenden Wortlaut: Verlin, 15. Februar 1892 An das hohe Abgeordnetenhaus (bezw. an das hohe Herrenhaus' richten die Unterzeichneten ordentlichen Professoren der königlichen Friedrich-Wilheins-Universitüt in Berlin die Bitte, zu der he sich — im Hinblick auf den inneren Zulammenhana unseres gesaiiimicn Unterricht-Wesens und die unvermeidlich« Rückwirkung aller für einen seiner Theile getroffenen Maßregeln auf die andern — nicht blos als Staatsbürger, sondern noch besonders als Universitäts lehrer ausgefordert finden: Hochdasselbe wolle bei der Berathung deS ihm vorgelegten Volk-5- schulgcsetzes unter Festhaltung der im 8. 1 ausgesprochenen Ziele der Volksschule keiner Bestimmung seine Zustimmung crtheiten, von der zu besürchte» ist, das; durch ihre geietzliche Scinctivniruna die gegenwärtig bestehende Besugniß des Staates zur Leitung des öffent liche» Umerrichls beschränkt, der Einfluß aiißerstaallicher Mächte aus die Schute, insbesondere i» Folge der Befreiung des Privatschul- Wesens von den jetzt geltende» Schranke», verstärkt. Las Schutwejc» der städtischen Gemeinden geschädigt, die Stellung der Botksschul- tehrer bccintrcichtigl und in Folge davon ein Tbeil dieses verdienten Standes dein Staat entsremdet und die Zahl der Unzufriedenen durch denselben vermehrt werden würde. Das hohe Haus »löge vielmehr mit allem Nachdruck dafür ein- lrelc», daß die altbewährten Griindsätzr, aus welchen die Blüthe uiiscies BvIksjchulwkjcnS beruht, und welche auch der Bedeutung der Religion für die Bvlkserziehuiig wie Lei» berechtigte» Einslus; der ktrchcngeincinschasle» aus dieselbe volle Rechnung getragen haben, auch ferner in Krast bleibe», »nd daß »»seren, Volke durch eine »ach de» gleichen Gesichtspunkten geleiietc und aus die gleichen Ziele gerichtete Bildung der Jugend die Ge»lei»ja»ikk>t seines geistige» Lebens, die Fruchl einer Jahrhiiuderie langen Cultm- arbeil »nd die sicherste Bürgschaft seine» nationalen Zusammenhalts, ungejchmälcrt erhallen werde. A. F. Berner. E. Beyrich. von Bezotd. H. Brunner. Eurtius. W. Domes. H. DiclS. Dillina»». W. Dilthe». E. du Bois- Reymond. Eck. A. Engter. W. Förster. Fuchs. E. Gerhardt, v. Gneist. Gotdjchiuidt. Frhr. von der Goltz. H. Grimm. A. Giisserow. Harnack. Helmert, von Helmholtz. O.Hcrlwig. A. Hirsch. Hirschsetd. A. W. von Hoffman». Hübler. Hübner. Jvlly. Kasta». ttetuIS. Kiepert, kirchhoss. Mein. Uleinert. »öhler. tkundt. H. Landolt. Lenz. E. Leyden. L. Liebreich. K. MöbiuS. Ty. Mommje». R. LtShausen. Pjlciderer. Rammclsbera. Frhr. von Richthose». I. Roth. Sachau. Schesser-Bvichorst. Erich Schmidt. Joh. Schmidt. G. Schuwller. E Schräder. F. E. Schulze. Schwctggcr. S. Schweudeuer. F. Tietjc». H. von Trcitschke. I. Bahlen. R. Rirchow Watdeyer. W. Wattcnbach. A. Weber. Weierstraß. K. Weinhold. E. Zeller. I. Zupitza. * Gegen die Herbeiführung eines EonflictcS durch die Turckdrücknng deS neuen Pvlkssckulgcsctzcntwurfeö pricht sich daS Mitglied des Herrenhauses Graf von Hvhenthal ans Hohenprießnitz energisch in Zeitungsartikeln ans. Er vergleicht i» einem in der „Höllischen Zeitung" mit NamcnSunterschrift veröffentlichten Artikel die jetzige Lage mit dem Evnsiict von 1862 und kommt zu dein Schluß, das; " ein neuer Eonflict gar nicht nöthig sei, weil kein Bedürfnis; nach solchem Gesetzentwurf, wie Gras Zedlitz itm geschaffen, vvrliegc. Bieber sei Frieden im Lande gewesen, obgleich kein Bolksschulgesetz bestand DaS sollte ietzl anders werden, leider spiele dabei der Zufall eine große Rolle. In einem ander» Arlitcl desselben HerrciibaiiSmilgliedeS, den wir im Eilenburger Nachrichlsblall" siiiLen, werden die Eviiscrvativcn ans ihre gewaltige Veranworllichkcil hingewiescn. Diesem Eiitwnrs gegenüber sei Vorsicht geboten. Vielleicht entspringe auö dcuisctbe» »euer Zwist. Es sei auch in Betracht zu ziehen, wie sich die große couservalivc Wählerschaft nachher zu der Frage stellen werde. Vielleicht haben die Eonservativen lür solche Erwägungen mehr Bcrstäiidniß, als sic bisher in dieser Frage bewiesen habe». * Wie ans Karlsruhe gemeldet wird, hat die Zweite Kammer in ihrer gestrigen Sitzung die Wahl des »ltra- moiitanc» Abgeordneten Kiefer im Wahlkreise EberSbach- Bnchen für giltig erklärt. -i> * AnS den Berichten der spanischen Blätter über die jüngsten anarchistische n Ausschreitungen und die Hinrichtung der vier Anarchisten in XercS geht hervor, daß die Bc> wcgung zwar zunächst unterdrückt ist, die Besorgnisse in Hin sicht aus neue Ruhestörungen jedoch tcineSwegs anfgekört hohen. Die spanische Regierung kann sich der Wahrnehmung nicht verschließen, daß in Andalusien, Ealalonicn und den baSkischcn Provinzen, wie cnlscrnl auch diese GcbielSlheile von einander liegen, ei» inniger Zusammenhang der auf den Umsturz der staatlichen Ordnung abzielenten Umsturz hestrebungcn hcsteht. Großes Aussehen erregt dagegen die hinlerlasscnc Erklärung deö einen der vier in Xercö bin gerichtete» Anarchisten, von der im Hinblick ans die leicht entzündliche Phantasie der Andalusicr angenommen wird, daß sie ini anarchistischen Feldlager selbst ihre Wirkung nicht ver fehlen wird. Tic spanischen Blätter veröffentlichen diese» „Widerruf in extromw" und knüpfen daran allerlei moralische Betrachtungen, Der Widerruf lautet im Wesentlichen wie svlgt: „Zu meinem Unglück habe ich mich zu de» Lehre» der Anarchie bekannt, nachdem ich durch die anarchistische Presse betröge» worden bi», die, indem sie den Mangel der Arbeiter an Unlerrtcht aus- bkutet, ihnen Ideen einprägt, die der Gerechtigkeit »nd der Vernunft zuwiderlausen. Ich wünsche, daß mein Soh» und meine Kameraden erfahre», daß die anarchistischen Journale »»S in elender Weise betrügen, indem sic die leichtgläubigen Personen in die traurige Lage bringe», in der ich mich befinde. Ich bin überzeugt, daß viele Personen, die uns zuvor ihre Idee» predigten, heule bei »nserm Unglück gleichgiltlg bleibe». Deshalb ertheile ich allen nnser» Kameraden den Ralh, jene Anpreisungen zurückzuweise», die weder gereckt noch vcrnünslig sein würden." Ob die anarchistische Bewegung in Andalusien, sowie in Eatalonicn und den baSkischcn Provinzen durch diesen Widerruf eines Anarchisten in der Thal znrückgcdämint werden wird, bleibt abzuwarte». * In Betreff deS NothstandeS in Rußland schreibt inan aus Petersburg, 12. Februar: Es scheint, daß die durch die Mißernte geschaffene kritische Situativ» noch längere Zeit aiidauer» wirk; denn, wenn cs auch der Regierung gelungen ist, die iiclhlkikcnden Provinze» ganz vtcr tbeilweise mit RahrungSinittcl» zn versehen, so wird doch die Frühjahrs Aussaat große Schwierigkeiten bereite», abgesehen daron, das; die große Kälte dieses Winter- in cinrcincn Gegenden die Wintersaat vernichtet haben dürste. Es ist eine traurige Thatsache, daß in viele» Ortschaften die FrübjabrSsaak nicht etwa aus Mangel an Saatgetreitc, sondern aus Mangel an Pferden nicht bestellt werden kann. Die Zugtbicre wnrdcn von den Bauern meist geschlachtet oder z» elenden Preisen verkauft, da sie dieselben nickt ernähren konnten, und gegenwärtig sind nur noch die reichsten Lanbleute in den notblcidenden Provinzen im Besitze von Pserdcn. Die vor bankene Anzabl dürste jedoch zur vollständigen Bestellung der Felder nicht genügen, und daS Land ist in Folge dessen von einer furchtbaren Misöre bedroht, wenn es der Ver Wallung nicht gelingt, durch außerordentlich« und energische Maßregel» Pferde in die von der HungerSnoth betroffenen
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