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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920217028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892021702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892021702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-17
- Monat1892-02
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Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierieljährlich ^4 6.—, Directe tägliche Ikreuzbondsendung in« Autland: monatlich v —. rit Morgen-Au-gab« erscheint täglich '/,7 Ubr. b» «dend-Au-gabe Wochentage 5 Uhr. Xedaction und Expedition: Aatzemne»,«»« 8. Dnippedition ist Wochentag« ununterbrochen Mnet von früh 8 bi« Lbeud« 7 Uhr. Filiale«: vttt Rlt««'« Larti«. (Alfred Universitätsstraßr 1, Laui« Lisch«. Muinenftr. 14, »art. und KS»tg«platz 7. Abend-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchlchte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Jnfertion-prel- Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter dem Redactionsstrich <4 ge spalten) 50-H, vor den Familieaaachrtchb» (Sgespatieu) 40 Z. Gröstere Schriften laut unserem Prris- verzeichniß Tabellorifcher und Zifferasatz nach höherem Tarif. t7rtra»vetlagrn (gesülzt», nur mit der Morgen-Auegabe. ohne Postbesürderuug 60—, mit Pvslbtsordrruug ^l 70.—. ^nnahmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morg« n-Au«gabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn- und Festtag« früh S Uhr, Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halb« Stund» früher. Inserate sind stei« an dir Ertzetzttt«« zu richte». Druck und Verlag von <k. Pol« in Leipzig Z87. Mittwoch) den 17. Februar 1892. 86. Jahrgang Leipzig, 17. Februar. * Dem Aeltestencollegium der Berliner Kauf mannschaft ist auf eine Glückwunschadresse an den Kaiser zum KeburlStag desselben folgende Antwort zugegangen: „Das Aeltestencollegium der Kaufmannschaft von Berlin hat zum Liegenieste auch in diesein Jahre freundlichst Meiner gedacht und Mich durch treue Glückwünsche in der künstlerisch ausgeführlen Adresse vom 27, v, M, herzlich erfreut. Ich unterlasse nicht, für diese Gedunsiagswünsche Meinen Dank auszusprechen, sowie da« Ber- ttviieu, dag die Berliner Kaufmannschaft auch ihrerseits nach Kräften dazu Mitwirken wird, fernerhin solche Schäden, wie sie liebihin aus dem Gebiete des Bans» und Handelst,«» lehr« bervorgetreten sind, für die Zukunft abzu- tvliden," * Finanzminister Miquel hat zahlreiche Abgeordnete auf Freitag Abend zum Glase Bier eingeladen, wozu auch der Kaiser sein Erscheinen zugcsagt hat, * Mit tem i, März d. I, scheidet der Ober-StaatSanwalt beim preußischen Kammergericht, Gebeimer Ober Justizratk v. kuck, aus seiner jetzigen Stellung, um in den wobl- rerdienten Rubestand zu treten. Wie wir vernebmen, ist für denselben der Ober-StaatSanwalt Wächter in Posen in Aussntn genommen; er soll bereits zum Oberstaatsanwalt beim Kammergericht ernannt sein. * Zn einer gestern Abend in Berlin stattgehabten all gemeinen Wahlmannerversammlung wurde nach Verkündigung bc« Wahlergebnisses der Reichstagsabgeordnete vr. Alexan der Meyer nahezu mit Stimmeneinbelligkeit als Landtags candikat ausgestellt. Gewählt wurden :i6o dcutschfreisinnige, S conservalive und 6 nationalliberale Wahlmänner. * Bor einigen Tagen ging ziemlich unbemerkt eine Mel dung durch die Blätter, wonach ein hannoverscher Provinzial- beamler zur Anknüpfung von Verhandlungen mit dem Herzog von Climberland nach Gmunden entsandt worden sei. Man batte daran die Bermnthung geknüpft, daß es sich bei dieser Sendung um den wegen des Wetseufonds zu er zielenden Ausgleich handele. Diese Annahme dürfte sich be- stalizeni darüber hinaus aber sollen die Berbandlungen, nach einem mir größter Bestimmtheit austretendcn (Gerücht, einen weiteren Uinsaiig annehmen. Möglicherweise würde eS, nach der „Magdeb, Ztg", erneut dem Herzog von Cumberland uihegelegl werden, die Thronfolge im Hcrzogthum Braua- schweig anzulretcn, selbstverständlich gegen die von ihm bisber vergeblich geforderte formelle Vcrzichtleistung aus Hannover Jedenfalls ist dies Gerücht Gegenstand lebhafter Erörterungen in den zunächst betbeiligten Kreisen, * Ein überraschendes Ende bat die Untersuchung der .Ilumberger Wahlschlacht", deren gerichtliche Er dedunzen sich nun gerade zwei Jahre binaezogen haben, er fahren Den sämmtlichcn Blumbergern, welche wegen schweren üandfriedensbruchs und gemeinschaftlicher Körperverletzung, begangen am Tage der Reichstagswabl vor 2 Jahren an Berliner Soctaldemokraleu, unter Anklage gestanden, ist rom königlichen Landgericht 2, Strafkammer l, die Mit- theilung zugegangen, daß sie auf Antrag der königlichen Staatsanwaltschaft außer Berfolgung gesetzt sind und das Hanptvcrfahren nicht eröffnet wird. Die Kosten lrs Berfakrens fallen der StaalScasse zur Last. Bei acht der Angeklagten hat die Voruntersuckiung keinen Beweis t-sür ergebe», daß sie sich am LandeSsriedenSbruch bctheiligt ober Andere mißhandelt haben. Für die übrigen vier Angeklagten ergab die Untersuchung, daß sie in berechtigter Notbwehr gegen den Angriff dcr Socialdemokratcn sich befunden baden, es konnte nicht bewiesen werden, daß sie über die bloße Abwehr des Angriffs binauSgegangcn sind. Auch die übrige» Blumberger — so beißt es in der Mittheilung deS königlicken Landgerichtes — bandelten in der Rotkwehr, da sie durch den Ruf: „Die Sccialdemokratcn scklagen den Giese zu schänden", zweifellos in den Glauben versetzt worden seien, den unberechtigten Angriff der Gegner gegen ihre Mitbürger abwebren helfen zu müssen, zumal, da Hornsignale durch das Dorf erklangen. * Auf mehrfache an die Eenlrallcitung der national liberalen Partei nach Berlin gerichtete Anfragen sei bemerkt, daß die Festseier am 28. Februar, als dem 25. Jahrcs- gedenktag der Begründung der nationalliberalen Fraktion des norddeutschen Reichstags, lediglich für die gegenwärtigen und früheren Mitglieder der Fraktionen des RcickStageS und deS Abgeordnetenhauses veranstaltet wird Die Einladung an die früheren FraclionSmitglieder ergebt, soweit dieselben in Verbindung mit der Eentrallcitung geblieben sind. DaS Centralbureau der Partei (>V. Kothenerstraße l6) ersucht diejenigen früheren Abgeordneten, welche Einladungskarten nicht erhalten, jedoch an dem Feste tbeilnehme» wollen, um schriftliche Angabe der gegenwärtigen Adresse, wodin die Ein ladung zu richten ist, Zu dem allgemeinen Parteifest im Frühjahr wird öffentlick eingcladen werde». Weiter ersucht uns das Centralbureau, in Bcanlwortung mehrfacher An frage», darauf hinzuweiscn, daß in dem bei Brockhaus in Leipzig erschienenen Werke „vr, Eduard Stephani" (von vr. F. Boettcher, M, d R.) eine werthvolle geschichtliche Darstellung der ersten fünfzehn Jahre der nationalliberalc» Partei enthalten ist, die sich für die Ausarbeitung von Vor trägen bei den localen und landschaftlichen Festveranstaltungen als Quelle vorzüglich benutzen läßt, * ES geht nichts über die Schlauheit deS CentrnmS. Nachdem mit Hilfe dieser Partei in der Frage der Reform deS Militai rstrafrech ls in der Budgetcommission eine völlig matte und nichtssagende Resolution durchgcdrungen, welche mit ihrer Forderung „größerer Oeffentlickkeit" deS Verfahrens tkatsächlich Alles beim Alten läßt und erheblich hinter den bestehenden bayerischen Einrichtungen znrückbleibt, haben die bayrischen Centrumsmitglieder nunmehr zn dieser Resolution die Hinzusügung des Satze» beantragt: „unbeschadet der in Bayern bereits bestehenden Regelung". In Nordkeutschland soll also mit Zustimmung des CentrnmS ein wirksamer Druck auf Abstellung deS bestehenden Mangel haften Zustandes nicht geübt werden, damit ja die Regierung und Militairverwaltung nicht etwa verstimmt werde», in Bayern aber sollen die bewährten Einrichtungen, deren Aus debnung aus das Reich von liberaler Seite gefordert wird, sorgsani gehütet werden. Was das Centrum im Reich für gut genug hält, wehrt cs energisch von Bayern ab! * Der Berliner Anarchisten - Proceß bat seinen Ursprung in Aachen, Die dortige Polizei hatte nämlich längere Zeit einen Anarchisten beobacktet, dessen agitatorische Thätigkeit ihr ausgefallen war. Nachdem sie sich davon über zeugt, daß der Beobachtete in Briefwechsel mit London stand und Packcte mit anarchistischen Schriften von dort empfing, die er »ach anderen deutschen Plätzen expcdirte, schritt sic zur Haussuchung und Verhaftung, ES siel ihr dabei eine ganze Liste von Adressen in die Hände. Das Resultat dieser Reckercke wurde nach Berlin mitgetheilt. Hier wurden dann in Folge dieser Notizen sowie auf Grund anderweitiger Ermittelungen die vor einige» Wochen stattgefundencn Haus suchungen und Verhaftungen vollzogen. * Gegenüber der Frage, ob die Rete, die der Freiherr von Stum m-Halberg am Freitag im Reickstage gebasten, in der Tbat, wie die Socialdcmokratcn bekaupteten, „bestellte Arbeit" gewesen, schreibt die „Post": „Wir brauchen auf diese lächerliche VeiMlitbung nicht cinzugehen. Unsere»^ Lesern ist bekannt, daß Herr von Stumm stets denselben Standpuncl vertreten und auch seiner Zeit im Staatsratbe aus seiner sich mil de» damals an Allerhöchster Stelle herrschenden In tentionen nicht deckenden Meinung kein Hebt gemacht Hai, * Zur Petition der Berliner Universität gegen de» Bolkssckulgeseyeiitwnrs wird uns aus Berlin ge schrieben: Die Petition der Berliner Universität gegen den Volkssckulaesctzcnlwurf bildet bente das Gespräch des Tages; über 83 Procent der ordenllickc» Professoren baden dieses Aktenstück u»lerzcichnel. Die theologische Facultät zäblt 8 ordentliche Professoren, davon baden »»Icrzcichnet «>, nämlich die Herren Freiherr von der Goltz, Dillmann, Harnack, Kasta», Kleinert, Pflcidcrer: nickt »nterzcichnct baden Steinmayer und Weiß, letzterer ist Qbcrconsistorialratb und Vortragender Ralb im EuttuSiiiinisterium. Die juristische Facultät hat N ordentliche Professoren, nickt unlerzcicklict bade» Dernburg, HinschiuS (ist wobt zweifellos nicht i» Berlin), Pernice, Gicrckc, Köhler. Die mcdicinische Facultät zähst 15 ordentliche Professoren; cS schien unter der Petition die Name» der Edirurgen Bardc- leben und Bergmann, ferner Rubner lcrst seit Kurzem Mitglied der Facultät) Die philosop bische Facnltät zählt 50 ordentliche Professoren, Professor Vi Kronecker ist gestorben; es bleiben also l!), von denen 15 unterzeichnet bade»; nicht unterzeichnet bade» Kummer, A, Wagner, Toller und von der Gabclentz, Alle Name» von Klang wie Gneist, Hestiikolp, Curtius, Schmollcr, Moinmsen, Kiepert, A, Weber, der berühmte SanSkritforscher, Förster, der jetzige Rector, Zeller, ber unvergleichbare Philosoph, du Bois Rcnmond, Grüner, Keknlö, Leyden, OlSkauscu, Waldcycr, Gerhardt, selbstverständlich Virchow stehen unter der Petition. * Der Rector der Berliner Universität Professor 1)r. Förster und der Universitätsrichter Geh, RegicrungS-Ralh vr. Daude hatten in der Angelegenheit des VolkSschulgesetz- entwursS gestern eine Audienz bei in CiiltiiSminister * Die „Kölnische Zeitung" begleitet die Auslassungen deS Reichskanzlers Grase» Caprivi bei Gelegenheit der ReichStagsverhandlungc» über die militairischc Gcri ckts- barkeit mit svlgenden Bemerkungen: Was will das werden? Tie gestrigen Aeusterungen deS Reichs kanzlers Grasen Caprivi, ans der man eine wachsende Verärgerung herauszuhören glaubt, sind leider geeignet, den bestehenden Constict z» verschärfen. Mit Tank ist es gewiß anznerkenne», daß der Rcich-lanzler die Bestrebungen, die auf eine consessionclle Zerklüftung der Armee abzielen, mit energischer Bestimmtheit znciickgewieie» hat. Aber um so weniger wird es den Anhängern der gemästiglen Parteien in» Lande verständlich zu machen sein, weshalb die conseisionelle Zerklüftung, die im besten Fall ein »othwendiges Nebel ist, in der Vollsichule unter Preisgebung der nationalen und staatliche» Interessen auss Lchärsste durchgeführl werden soll. Cs ist bedauerlich, daß der Reichskanzler in dieser Weise seine Persönlichkeit und seine Stellung für eine Vorlage einsctzt, die von der Nation vernrlheilt wird Eine Frucht dieser Vorlage ist bisher die Verschärfung der antiklerikalen Stimmung der gebildete» Kreise. Auch nach einer anderen Seite hat man mit dem Entwurf das Gegenlheil von dem erreicht, was man bezweckt AuS der Socialistensurchk, die unsere maßgebende» Kreise beherrscht, steige» diese Reaclionsversuche empor. Nun iiberwiegt aber t>» deutsche» Bürgert!»,», das Gramm vor Gewissenszwang und Aechtung der Tenlsreiheil ganz zweifellos die Besorgnis» vor de» Plänen ber Socialdemotratie, Es ist eine natürliche psochologische Entwicklung, daß die stärkere Empfindung die schwächere zurück drängt; die Fronlstellinig der bürgerlichen Parteien gegenüber den Umstürzlern wird also durch diese Rückwärtserel lediglich gejchwächt. Man kann die bürgerlichen Parteien nur aus einer mittleren Linie ziiiii Kamps gegen die socialrevolntioiiaire» Bestrebungen sammeln, Tie Politik, die jetzt beliebt wird, eint uns nicht, sie trennt uns vielmehr. Eine slaatsmännische Weisheit vermögen wir darin nicht zu erkennen Man hätte aus de» Mahnungen und Warnungen der Presse w-»igste»s das Eine lerne» könne», daß man aus diese», Wege iiiimer tiefer in de» Eonslict hineintreibt. Denn die Ent schlossenheit der Volksstimmuiig, welche die Schulvorlage als „»an- nebmbar bezeichnet, kann kein ehrlicher Beobachter bezweifeln. Man spricht jetzt so viel von Glaube »nd Unglaube, von Cdristenthvm und iiiodernei» Heidcnihum, von Tdeismus und Atheismus Non, wohlan denn, aus unserer Seite kämpst siege-sreudig der deutsche Idealismus, der frische, sroke Glaube an die unverwüstliche Güte und Lebenskraft der Menschennalur, die wob! oft abirren kann, die aber in freier Bethäligung ihrer »räsie stets wieder die rechte Bahn finde» wird. Aus der Gegenstile siebl der grämliche Unglaube, der nur von der Bevormundung das Heil erwartet und der a», liebsten jedem Bürger eine» Geistlichen und einen Schutzmann beigeben möchte, die ihm vorschreibe», in welchen Formeln er zu denken hat und wie viel Glas Bier er trinken soll. Nicht von der Mittelpattei aus ist die An»äber»ng der liberale» Parteien angeslrebl worden, das ist eine Wayiwvrslellima, sondern der Rus nach dieser Annäherung wird uns aiisgecwunge» durch die Ausschreitungen dieses halb klerikalen, halb siaalssocialislische» Bevormundung»!»»»'»,-?, Wir können nur iiiimer wieder mahne» und warne», da» man Abstand nehmen möge, die deutsche Bildung in eine erbittert- Opposition z» treiben. Läßt ma» diese Warnungen ungebort verhalle», so wird die Stimmung der Wähler, welche zuerst die unabhängige Presse ergriffen bat, machtvoll auch in die Parlaincnle hineinftutheu »nd schließlich ihr so Emettro nu «lsmettn- soruiulircn. Es liegt nicht im Interesse unseres Vaterlandes, daß cS zu diesem Aeußersten kommt. * In Köln balle die nalivnallibcrale Partei auf den II, b, eine Versammlnng i» den großen Saal der Lescaesrll- scbast cinbernfcn, um Protest gegen den Entwurf deS VolkS- schulgcsctzes zu erbebe» Mehr als looo Personen füllten den ^aal. Den Bericht erstattete Professor Zicalcr au» Straßburg Unter der rege» Aufinerlsamkeil der Bcrfami»- lung entwickelte, so berichtet die „Köln Ztg", der Redner die nationale» und staatliche» Gefichtspuncle, die alle Patrioten z» einer entschiedenen Stcllungnahmc gegen den Entwurf »ötbigen. Die Worte, mit denen er alle freien deutschen Männer zum Kamps wider Rcaction und Glaubcns- zwang ausricf, fanden in der Versammlung lauten Wider hall. In Düsseldorf ist am l I der prenßifcbe Schulgesctz- cnlwiirf auf der 10 Hauptversammlung des Liberalen S >b ulvcrc ins für Rheinland und Westfalen besprochen worden Der Vorsitzende Professor Jürgen Vona Meyer bezeichnet den Entwurf als „cm bcwundernswcrthcS Werk folgerichtige» Durchführung an sich falscher Gruntgedanken". Ans diese Grttndgctantcn richte fick seine Kritik, zu der er sich berufe» füblc zunächst als Vorsitzender des Liberale» Schulvcrcins, dann aber auch als Staatsbürger, der in der Annahme de» Entwurfs die größte Gcfabr für die Volks bildung und damit für das ganze Slaatsivcfe» erblicke, * Tie bereits telegraphisch crwäbntc Berichtigung, zu deren Alifnabme die „Krcilzzcitung" seitens des Justiz- Die vennhar-tsbrüder. 3f Socialer Roman von A. Lütetsburg. vrrt»,en. (Fortsetzung.) Zweites Capitel. Zakob und HanS Brenner waren in die Wohnung ihrer Mutier zurückgekehrt und wieder deren Obhut übergeben. Da- musterhafte Betragen beider Knaben batte Frau Brenner s wnderkvltes Gesuch um ihre Freilassung aus dem „Denn- bardt" wesentlich unterstützt. Sic batte ihre ehemalige Wohnung mit einer anderen, am entgegengesetzten Ende der Stadt liegenden vertauscht. Zbr Plan war gewesen, die Stadt zu verlassen, doch stieß sie mit demselben bei ihrem ältesten Sohn auf energischen Widerstand. „Nein, Mutter, wir können nicht fortgeben. Bedenke, Du würdest an jedem anderen Ort bei Vorlegung unserer Papiere eine neue Beschämung erfahren müssen. Laß nnS llciben. Man sagt, wir baden u»S gut geführt, darauf bin Werke» wir irgendwo ein Unterkommen finden, hier leichter al» an einem ankeren Orte, wo man die „DennhardtSbrüdcr" tulleiibt mit größerem Mißtrauen aufnehmen würde," De» Wünschen ihrer Kinder entsprechend, wurden für beide Kurden Lebrlingsstellcn gesucht. Der jüngere sollte bei einem Maler in die Lehre kommen, der ältere wollte Schlosser werden. Er ldeilic seiner Mutter eine« TageS mit, daß er am folgenden Morgen in der Vrcnner'schen Fabrik mit der Arbeit beginnen werde, sirau Hedwig blickte ihren Sohn mit einem Ausdruck an, als glaube sic, iv» nicht recht verstanden zu haben. In dem Gesicht des Knaben machte sich vorübergebend eine gewisse Verlegenheit bemerkbar, und seine Lider senkten sich einen Augenblick aus die Wangen herab. „Die sagtest Du, Jakob?" fragte sic „Zst cs nicht gleich, Mutter, wo ich eine Stellung de komme? Mit Herrn Brenner werde ich schwerlich jemals zn- fammeiitrcffen, und in seiner Fabrik gewesen zu sein, ist immer eine Empfehlung, Es werden daselbst nur sehr tüchtige Arbeiter beschäftigt," Wieder warf Frau Brenner einen unsicheren Blick auf den Knaben, Sie war so überwältigt von dem soeben Gehörten, daß sie nicht einmal irgend eine Frage zu äußern wagte. Jakob schien vollständig ruhig; wenn aber etwa« die Mutter hätte «iisnicrksam machen können, daß er ihr den Grund, warum er sich Karl Brenne» als Herrn gewählt, zu verbergen suchte, o war es gerade diese zur Schau getragene Ruhe und Gleichgiltigkeit, über die er nie zuvor verfugt batte. Spät Abend-, nachdem HanS eingeschlafen, war e» ihr gelungen, fick so weit zu fassen, um den Punct noch einmal berühren zu können Sie sagte dem Sohne, daß irgend ein besonderer Grund ihn bewogen bade, sich eine LehrlingSstelle in der Brenner'schen Fabrik zu suchen. Als dieser dabei beharrtc, daß nur der Gedanke an eine gesicherte Stellung, bei tüchtiger Arbeit ibn geleitet, konnte Frau Hedwig nur mit Mühe ihre Tbränen zurückbaltc», „Jakob, ich fürchte, in Deinem Herzen wuchern gefährliche Gefühle", sagte sie mit bebender Stimme. „Du bist nickt wahr und aufrichtig. Ick hoffe, daß mein Sohn sich nicht mit Gedanken trägt, die ihm zur Unehre gereichen müssen " Der Knabe gab keine Antwort, sondern starrte finster »nd trotzig vor sich nieder. Die Mutter fuhr fort: „Laß mich Dich nickt vergebens in den Satzungen der christlichen Lebre unterrichtet Kaden. Liebet Eure Feinde — thut wohl denen, die Euch fluchen," Sie verstummte vor dem rauhen Auslachen, welches ihr Ohr erreichte. „Unmöglich, Mutter! Wie kann man seinen Todfeind lieben? Ich nicht — ich niemals! Haß um Haß! Ver folgung um Verfolgung — das ist menschlich, das ist Wahr heit, alles Andere Lüge — elende Lüge! Und ich will Wahr heit — Wahrheit und Lickt! Wenn mein Vater schuldlos war, dann soll auch seine Unschuld zu Tage kommen — durch mich Wenn er zum Verbrecher geworden —" „Jakob — Du kannst auch nur einen Augenblick daran denken? Sagt Dir nicht eine innere Stimme, daß Dein Vater schuldlos sein muß?" „Nein, Mutter, diese Stimme ist nicht in mir, und wäre sie es, so würde ich ihr nickt Gehör geben. Ich will Gewißheit." „Jakob! O, mein Gott, was ist mit Dir? Mein Kind, mein Schmerzenskind!" Auffchluchzend bedeckte sie ihr Gesicht mit beiden Händen. Voll Mitleid ruhten die Augen des Sohnes aus der zarten Gestalt mit dem blassen Antlitze Nu» erhob er sich und trat an sie heran. Seine Hände zogen die ihren von den nassen Augen, Mutter, weine nicht um mich. Mit Dir kann ick nimmer ein Verlorener sein, ich fühle, daß die Bosbeit der Menschen schlimme Saat in meine Brust gesenkt, aber ich will versuchen, sie auszurotten — Deinetwegen, Ich will mich bemühen, das beiße Verlangen, mich an Denjenigen z» rächen, die nach Deinen Worten Jammer und Elend über Dick und uns ge bracht, zu unterdrücken, aber niemals werde ick Lüge und Heuchelei an die Stelle der Wahrheit setze», und i>y würde cS thun, wollte ich fortan ein Leben rastloser Arbeit führen, nur um den armselige» Unterhalt für Dich und mich zu ver dienen, Laß mich meinen Weg geben, ^cr wird nicht vom Recht abfübren " Frau Brenner fühlte sich durch die Worte deS Sohnes bc ruhigt, wenngleich sie in dieser Nackt den Schlaf nicht sinken konnte. Sie mußte immer an die Worte denken, welch- Jakob gesprochen. Sie konnte nichts Unrechtes in ihnen finde». 'Wer aber hatte ihn so spreche» gelehrt? Er war ein Kind, wenn auch ein durch das Schicksal vorzeitig gereiftes. Seine Sprache war ihr wie die eines Mannes erschiene». Ihr Herz schlug höher bei dem Gedanken, daß sic an ihm eine Stütze haben werde, und dock wollte eine ungewisse Furcht nicht von ihr weichen. Dann kam für Frau Brenner eine Zeit de» Frieden», i» weicher allmälig die Hoffnung aus ein Besserwerden ibre Schwingen zu regen begann, Ihre Söbnc waren an der Arbeit, sie zeigten sich ais tüchtige Menschen, Jakob war unermüd lich thätig; er verbrachte die Abende damit, sich tkcorctisch sortzubilden, während er am Tage in der Fabrik der Fleißigsten einer war. Mehr unk mebr traten auch die Besorgnisse, welche Frau Brenner eines TageS in Bezug aus ibre» ältesten Sobn gekcgt, in den Hiiitergruiid, Er war lingcwöbnlich still und ernst, für sein Alter beides zu sehr, aber niemals kam ein Wort des Zorne», Hasses oder de» bitteren Spottes, das am meisten ge schmerzt. über seine Lippen Der Name „Karl Brenner" wurde nicht erwähnt, Jakob batte nur einmal geäußert, daß er den Herrn noch nicht gesehen. Ungewöhnlich aufgeregt zeigte sich der Knabe nur, als er eines TageS der Mutter die Mitthcilung machte, daß er fortan einen wöchentlichen Lohn beziehen solle, obgleich das sonst nach so kurzer Zeit des AusentbalteS nickt üblich sei Er war als tüchtiger, un gewöhnlich fleißiger Bursche besonders gerühmt worben. Nicht mit Unrecht, Jakob Brenner batte durch seinen angestrengten Fleiß und seine Geschicklichkeit schon von de» ersten Woche» an die Ansmcrksamkcit seiner Vorgesetzten auf sich gelenkt. Man gewöhnte sich schnell, ibm die Ausführung dieser und jener Arbeit zu übertragen, und war befriedigt, sic stets vorzeitig erledigt zu finden, „Brenner wird cö besorge». Sagen Sie es Brenner. Nehmen Sic Brenners -Hilfe in Anspruch, Es ist ein „gescheuter" Kops — weit seinen Jahren vorgeeilt," Diese und ähnliche Worte waren nicht ohne Wirkung, in dessen verschiedener Art. Nabmen sic seine Vorgesetzten für ibn ein, so weckten sie gleichzeitig den Neid und die Eifersucht älterer Kameraden, In demselben Grade, wie Jakob be- miibt war, sich die allseitig- Zufriedenheit mit seinen Leistlinge» zu erwerben. forderte er den Spott und Hohn seiner Mitgenossen heraus. Leine Art »nd Weise den Vor- gesetzten gegenüber sollt« rin Krebtschaden für die Arbeiter im Allgemeinen sein, weil sic de» Arbeitgeber» nur ein Beweis vollendeter Zufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen sei» konnte. So war Jakob Brenner bald der Gegenstand einer Auf »icrksanlkeit geworden, die ihm nicht lieb sein konnte. Wie er von einer Seite sich einer gewissen Bevorzugung erfreute, bemühte ma» sich andererseits, ibm Uiiaiincbmlichkeitc» aller Art zu bereite». Er war nicht nur geistig gut veranlagt, sondern auch für sei» Aller lingcwöbnlich groß, von kräftigem Körperbau und batte ein Gesicht, das selbst bei der täglichen Arbeit, schmutzig mit schweißbcdeckl, durch die regelmäßige Schönbeit seiner Züge und den ernste» AnSdruck seiner großen, blaue» A»ge» aussicl. Nock lagerten dunkle Wolken über seine»» Haupte, die nicht gelichtet werden konnten. In der surchtbarcii Stunde, i» welcher er zur vollen Erkcniilniß dcö Fluches gekommen war, welcher allzcit ans ibm und dem Bruder lasten würde, balle er einen Entschluß gefaßt, der ibm beule so seltsam und befremdlich erschien, daß er kaum noch den Zweck zu erfassen vcrniochle, welchen er damit verbunden. So unmöglich es ibm war, einen gesunkenen nicnschlichen Cbaraktcr in seiner ganzen Verdorbenheit zu crsassc», so unmöglich erschien ibm die Bo» stcllung, daß ei» völlig Schuldloser einem bloßen Verbackt für immer zum Opsc» saUcn toniitc. Und tiefe Anschauung umfaßte in fast »och böberem Grade den Jammer seines Lebens, als daS verschuldete Leit, in welches er sich, seinen Binder und die Mulle» gestürzt, nicht i» gän; lichcr Verdorbenkeit des Charakters, sondern in dem Wunsche, Jcmande», dcn er als einen herzlosen Geizhals bekannt, zum Wohle einer Anzahl hungernder Kinder zu schädigen, Jakob Brenner halte im Augenblick der Anssükrnng beider ibm zur Last gelegte» Diebstähle weder a» die Sünde selbst »och deren Folge» gedacht Er kalte, einer momentanen Einarbung sol gend, sich zn etwas binrcißcn lassen, das er mit llebcrlcgung auszufübreii nicht im Tlantc gewesen wäre. Furchtbar waren die Scclcngnalc», welche der Erkcnntniß nachkamen, aber sic wurden von der noch furchtbareren Entdeckung, daß er der Sobn eine« Verbrechers sei» sollte, in den Hinter grund gedrängt Strenge Rechtlichkeit, Treue, Fleiß konnten vielleicht eine Jugendsünde ansgleiche», niemals den Fluch, den der Vater ihnen kintcrlassc». Er hatte Ansnakmc in der Vrcnner'schen Fabrik gesucht, um dem Herrn derselben näkcr zn trete» und ihn lennen zu lernen. Man rübmle die Einrichttliigcn des Etablissements, dessen Besitzer in bumanster Weise bemüht war, seinen Ar beitern rin sorgenfreies unk befriedigendes Loos ;» bereiten und. wo es sich darum bandelte, über die Folge» eines n» verschuldeten SckicksalSschlagcS binivegzubclsen Obgleich seil Jahre» leidend, nahm der Fadrikbcrr dock allezeit regen Antheil au den Bestrebungen, dir Lage bedrängter
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