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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189202141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18920214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18920214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-14
- Monat1892-02
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1892
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Abo»«eme«tSpreis i» der -aavtrxpedition oder den im Stadt bezirk »ad dea Vorort«» erricht»»«« Au»- eedchelten, bgeh «l»: vlettetjührlich ^ 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« -<:»« .ck 5.50. Pgrch dir Post bezogen für leutichlmid und Öesterrttchi viertel,ährlich ^4 . Direkt» tägliche Kreuzbandjendung «1 »uslaaL: monatlich . U, Norgen-Aukgabr rrschetat täglich '/,7 Uh«, die >de»d->»tgad» Wochentag« 5 Uhr. Lrdactio« «ah Erpe-Ms«: 2«tzaune4,aflt 8. Lie Erveditio» ist Wochentag« »nuaterbrochro E»et von früh 8 dt« Ad«ch» 7 Uhr. Filiale«: Ltt« Klemm» Sorti«. <«lsr«h Hahn), Universitttrstrah« 1, L«ui« Lös«-. ltatharineustr. Ich pari, and Ks»ig«platz 7. »WM.TWMaü Anzeiger. Drgaa fiir Politik, LocalgeMtr, Kandels- und Geschäftsverkehr. Jnsertionspreis Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. gieclamen »nter dem Redactt»»«ftrich («ge spalten) üO ch, vor den Fennilirnuachrichten (Sgejpalien) 40^. lyröhere Schriften laut unserem Preis- verzeichnib. TabeNarischer «c»L Zlffernjatz «ach höherem Tarif. ^81. Amtliche Bekanntmachungen. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mttmach, »en 17. Kedru«, 18»». Abend» , Uhr t» Sitzungssaal« am Naschmartt». Tage-ordnung: l. Bericht de« Schulau«ichusse« über das Gesuch des Herrn Buchhändlers Georg Abel um seine Entlassung aus de», ge milchten Schulausschust. event Ersatzwahl. ll. Bericht de- Finanzausschusses über: ». die Rechnungen über die Gemeinde-, Armen- und Feuerlöschcasse zu Lößnig, die Schulcass» »u Lößnig, die Lindenaucr Sparkasse, die Theobald Pellchke-Stiftung, das Grässliche Bermächtniß für die Stadi Leipzig und den Lagerhof der Stadt Leipzig aus da- Ialir 1890, d. Gewährung einer eininoligcn Gabe an da- Ger manische Nationalmuseum zu Nürnberg, c. Gewährung eines weiteren Jahresbeitrag«« an den Samariterveretn. UI. Bericht de« Bauau«ichusse« über: ». Conto 95 „Buden" de« HaulhattplaneS auf das Jahr 1892. d. Einführung der Wasserleitung in eine Strecke der Llisabethallee, o. Erlaß von vier Fünftel der bei dem Markthallenbau von den Schlossermeister» Herren Hopf und Liesing verwirkten Eon- ventionatstrafr. IV. Bericht de« Bau- und Oekoiiomieausschusse« über: ». Re« oulirung der Fluchtlinien auf Strecken der Hauptstraße in L.-stlrinzschocher, b. Abbruch der 3 Hausgrnnostück« Nr. 17, 18 und IS am Schleußiger Wege in L..«>»inzichocher und Fluchtlinienseslstellung für den Schleußiger Weg von der Hauptstraße bi« zur Elisabelhatlee. V. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über: ». Ankauf der Parcelle Skr. 137 de« Flurbuch« für Stötteritz, der Hälfte der Parcelle Nr. 137» desielben Flurbuchs und von */, der Parcelle Nr. l37b desselben Flurbuch«, b. Parcellen- eintheilung und Fluchtliniencorreclur für das ehem. Voigl- ISndcr'sche Gru»d>tück an der Horkortstraße und Mnhlgasse. VI. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Berfassungsausschnsse« über ortsftatutarische Bauvorschristen „vjsene Bauweise" für zehn zwischen der Fluthrinne, Pleiße, Rosenthal., Teich-, Schmiede-, Möckern'scheu Und Waldstraße in Leipzig-Gohlis gelegene Baublöcke. Oeffentliche Sitzung der Handelskammer Vieutaa, den 1K. Februar 18V2, Nachmittag» - Ilhr, t» »er«« Sitzunatsaalr, Neue Börse, Tr. T» I. Lag»»«rd»ung: 1. Registrande. 2. Bericht de« Vrrfaflung«. und Wahl-AusschusieS über den Entwurf einer Denkschrift, betr. Aenberung brr gesetz lichen Bestimmungen über die Handel«- nnd Gemerbe- ka»«ern. 8. Bericht de- Verfassung», und Wahl- und de» Fiuanz-Aus» schuste« über dt« Rechts- nnd Prnsion»-Vrrhält»ifse der Beamten der Handelrtammcr. 4) Bericht de» Finanz-Ausichusses, verschiedene Herstellungen i« Keller,»schätz de» vörseugedaude» detr. b) Berichte de« HondelSgesetzgebungs-Ausschuste« über ») den Entwurf rtne« Thrck-mesetze«; d) die Vorlage der königl. Krel-bauptmannschast, die SanntagSruhe «m HandelS- armrrbe betr.: o) einen angeblichen Handel-gebranch im Verkehr zwischen Buchdrucker nnd Verleger; ct) dar Gesuch deS Bcrbands reisender Kaiisleule TeutsckilandS, Am- nähme der Recht»»erhölt«ifle der HandlnngSretscndrn und Agenten in das Handelsgesetzbuch betr. 0. Bericht des BerkehrS-Ausschusjek, den neuesten Stand der tkanal-Frage betr. 7. Bericht« des Zoll- und Steuer-AusschusseS über ») das Gesuch der Handelskammer zu Minden, die Annahlne vo» Wrrttzpapierrn al« Sicherheit für Struerrrrdttt zum Nennwerth betr.; d) das Gesuch der Firmen Earl Korthen in Freiberg u. Gen., Einführung eine« Zolle» auf Super- Phosphate betr. Vermiethung. In den nachgenanuten, der Stadtgeineinde gehörigen Grund- stücken sind folgende Miethritume gegen viertel- bez. halbjährige Kündigung anderweit zu vermiethrn. I) Mark» Rr 1 — Rattzhan» — BerkaufsgewSlb« Nr. LS, Li Markt Nr. 1 — Rathhau» — verkauf-gewülb« Nr. SO. 3) Naschmartt Nr. 4 — Alte» Börsengebäub« — Verkauf«, aewdlbe Rr. 2, mit NiedertagSraum, 4) Salzgätzchen Nr. 2 die 1. Etage, b) Netch»stratze Nr. 1 ein Hausstand, 6) Aetchdftratze Nr. 1 eine geräumige Wohnung io der 3. Etage, 7) Wtndmihlenstratze Nr. 7 das erste nach der Brüderstraß« zu gelegene Berkaussgewölbe, 8) Marschallstratze Nr. 2 tn Leidzt,-Neud«itz — Fener- wetzrdetwt — die in der 4. Etage nach dem Hof« zu ge- legen« Wohnung, 9) Zwrinaundorfer Stratze Nr. 1 in Leipzig-Angrr- »r«ttend«rs — »ormattgr» Aat-Han» — eine in der 2. Etage gelegene Wohnung, 10) Schnlftratze Nr. 11 in Leipzig-Thonberg — Alte Schul« — eine im Parterre gelegene, besonders für einen Tischler oder Glaser passende Werkstatt mit Lagerplatz, II) Sdemalige« Armenhaus tn Let-zig-Lötzn«, eine klein« Wohnung in der 1. Etage links, 12) Hauptfttatze Nr. <S tn Lrtpztg-Kteinzschocher — Alte Schule — »ine Nein« Wohnung in der 1. Etage, 13) Kurze Stratze Nr. 12 in Leipzig-Plagwitz — ehe malige» Natdbau» — eine in der 3. Etage gelegene, au» 1 Salon, 4 zweifenstrigen und 8 einsenftrigen Stuben und 1 Küche bestehend« Wohnung nebst Zubehör. 14) SemetudeamtBstratze Nr. 8 tn Letgzig-Lindena« eine Wohnung im Parterre link« zn Niederlagszwecken. ' Tie vitethräume unter I, 2, 8, 5 und 6 sind vom 1. April diest« Jahres, di Laden »nter 7 vom 1. Oktober diese« Jahn« an und alle übrigen Miethobject« sofort zu vermiethen. Muidgeiuche werden anf dem Rathhaus«, 1. Etage, Zimmer Ar. 8, eittgeaeiigenommeu. » Leipzig, de» 9. Februar 1892. Ser R«tH der Stadt Letdrtg. De. Lrändlin. Krumbiegel Lremrholr-Auktion Montag, de« IS. Februar d. z., sollen von Vormittag« 9 Uhr i>»ans de» dte«fitzrige» Schlage im Rofenthale 74 statte Adranmtzanfe« und 87 statte Langdanfen unter de, bei her «nction «sfrutlich au«hö»gendr» Bedingung«» und «egen sofortig« Bezahl»», an Ott »ad Strll« meistbietend tonst werden. L»s<u»«e»kauft: onl dem Schlag» zwischen dem Fahr, und de» Dammweg» noch Sohlt«. -ochst», o» d. Fabrnar 18-ll. Bad Rath» Barsthed»Ktt*». Sxtta»Beilagen (gesolzi), nur Mi« der Morgen »Nusgabe. ohne Postbesörderung SV —, Mit Postbesörderung 70 -. Aststahmschlvß für 3«kerile: Abeud-Nnsgobe: vormittag 10 Uhr. Marge »»Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn» nnd Festtag« früh » Nhe. Lei den Filialen und Annahmestellen j« eine halb« Stund« früher. Inserate sind stet» an die GzDedtttan zu richte». Druck nnd Verlag vo» ». Polz tn Leipzig Sonntag den 14. Februar 18V2. Anmeldungen zum Anschluß an die Ttadt-Fernsprech- etnrichtung. Neue Anschlüsse an die Sladt-Fer»sprechei»richtung süc Leipzig nnd Bororie sind, wenn die Ausiührnng in dem in, Mount Avril beginnenden ersten Bauab>ck,n!t!e gewünscht wird, spalrstrn» bi» zü« I.März bri der Ober-Postdirertion hier schriftlich anzninelden. Später etngehende Anmeldungen können erst im zweiten tm Monat September beginnenden Vanabschiiittk berück sichtigt werden. Einer Erneuerung der hier bereits vorgeinerkten Anmclduiigc» bedarf es nicht. Leipzig, S. Februar 1802. Ser Kaiserliche rber-Postdireetor. Walter. Lekiiniililillchuiig. die Anmrldnng taubstummer, sowie blinder Kinder betresfciiv Gesetzlicher Bestimmung gemäß sind taubstumme, sowie blinde Kinder bei dem Eintritt i» ves schulpflichtige Aller in hierzu l»>- stimmten öffentlichen oder Privalanstälte» nnlcrzulirlngen, sofern nicht durch die dazu Verpflichtete» anderweit für ihre Erziehung hinreichend gesorgt Ist. Wir fordern daher die hier wohnhafte» Ellern solcher Kinder, beziehentlich die Stellvertreter der Eller», hierdurch auf, alle bi« jetzt noch nicht angemeldkle», im voissschnlpflichtige» Alter stehenden taubstummen, sowie blinde» Kinder behufs deren Aufnahme in eine Anstalt spätesten- btl zun, 1. Mä», d. 2. schriftlich bei n»S anzumelden. Leipzig, am 12. Februar 1302. Der Schulansichiisi »er Stadt Leipzig. Walter. Lehnert. ttkalyinnnlililliri. TtenStag, den Ist. Februar 18st2, vormittag» 8 Uhr Leipzig, am 6. Februar 1892. v>«nel, Rector. vie parteiffellung der Arbeiter ln den Staatsbetrieben. Bei der Brrathung de» Etats der Reich-eisenbahn-Bkr- Wallung ist e« zur Sprache gekommen, daß zwei Arbeiter au« den Betrieben der Reichtziisendabrien entlassen worden sind, weil sie al» Delegirtc an einem socialdemokratischen Parteitage tbätig waren, als» agitatorisch ausgetreten sind. Diese Entlassung ist vom Abgeordneten Bebel zur Austragung der Principicnfrage benutzt worden, ob die Regirrnna da» Neckt babe, au« der poliriscken Parteistellung eine« AroeitcrS einen Entlassungsgrund herzuteilen. Herr Bebel verneint die Frage nnd stellt eine solche Maßregelung mit der Verfolgung auf religiösem Gebiet auf gleiche Stufe. Al» Consequen; der Auffassung der Regierung bezeichnet er die Möglichkeit deS Ausschlusses von liberalen und ultrauioiitancii Arbeitern. Er knüpft daran die Warnung: man möge sich hüte», die Svcialdcmokratcn so weil zu treiben, daß sie sich fragen, ob cS überhaupt noch wcrth sei, einen Staat zu vertheidigen, in dein cS so weit gekommen ist. Die Haltung Bebel'» bei diesem Anlaß erinnert lcbbaft an seine Rede in der Brauerei Tivoli vom vergangenen Montag über den prcußiscken BolkSsckillgcsetzcnkwnrf, auch in der FreilagSsitzung des Reichstage» nabm er einen sehr ruversicktliche» Don an und erklärte, daß die socialdcmo- kratische Partei die größte Partei sei und bedeutenden Ein fluß auf dir NeichSpolitik übe, wie der Ausspruch de« Reichs kanzler» beweise, daß alle Gesetzentwürfe mit Rücksickt auf die Socialdemokratie formulirt worden sind. Alle diese Aeußerungen haben mit dem vorliegenden Fall nicht« zu tbun, die Frage ist allein die, ob die ReickSregierung da« Recht hat, socialdemokratischc Arbeiter, welche öffentlich als solche wirken, aus ihren Werkstätten auSzuweiscn oder nicht. Alle Abgeordneten des Reichstage« sind durch die Wahl ihrer Gesinnungsgenossen in diese Körperschaft gelangt, insofern haben auch die socialdemokratiicken Ab geordneten da» Recht, von einer politischen Partei zu sprccken, welcher sie augehören, abgesehen davon, fehlen der Socialdemokratie alle Voraussetzungen einer politischen Partei, weil ihr letztes Ziel die Auslösung der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung ist. Wenn die Social- dcmokraten auf dem Boden der Republik ständen, so könnten sic dafür da« Beispiel der republikanischen Abgeordneten an- fübren, welche in den Parlamenten Frankreichs, Italiens, Spaniens »nd sogar Englands sitzen. Die Republik ist eine StaatSsorm, welche mit dem SocialiSmus ebenso wenig gemein hat wie die Monarchie, das zeigt der Kampf, welchen die französische Republik gegen den SocialiSmuS führt. Sind doch auch die Freisinnigen vom Fürsten Bismarck al« verkappte Republikaner de zeichnet worden. Da« wäre also kein Grund, um den Social dcmokraten die Eigenschaft einer politische» Partei adzurrkennen. Aber die Eoeialdemokratit hat sick selbst außerhalb der bestehenden Staat»- und Gesellschaftsordnung gestellt. Die Tbeilnabme an der Vcrtheidigung de- Vaterlandes im Krieg« falle ist eine Erweiterung deS socialdeniokraliscke» Programms neuesten Datums, erst dir Reden Bollmar« in München haben zur Klarstellung diese« PuncteS geführt. Bis dahin wurde die Zugehörigkeit von Socialdemokraten zum Heere stets als ein Ergebnis äußeren Zwange« hingestellt, de» die Partei über sich ergehen lassen müsse, weil sie nicht die Macht habe, sich der allgemeinen Wehrpflicht zu entziehen. Als Aequivaleut wurde aber die Gelegenheit betrachtet, die socialdemokratischen Lehren im Heere zu verbreiten. Herr Bebel stellt sich aus den Standpunct, als ob seine Partei genossen die Möglichkeit hätten, sich der allgemeinen Wehr pflicht zu entziehen, denn er betrachtet die Frage al- offen, ob ein Staat noch der vrrtbeidigung wertb sei, welckrr die Zugehörigkeit zur Socialdemokratie als AuSschlicßungSgrund für dir Bcthciliguna an Arbeiten für Reichszwecke ansebc. Liebknecht hat in Brüssel ganz andere Gründe al« maßgebend erklärt tur die Unterwerfung der Socialdemokratie unter dir allgemeine Wehrpflicht und ihre Consrqurnzen, rr bat einfach die Macht der Regierung anerkannt, meuternde Soldaten zu vernichten. E- ist wichtig, sestzustellen, daß Bebel den Satz formulirt: Di» Regierung erkennt di« Socialdemokratie entweder al« 86. Jahrgang gleichberechtigte politische Partei mit allen Eonsequenzci, an. oder wir verweigern ibr die Leistung der allgemeine» Wehr pflicht. Dieser Sah ist nur eine Eonscanen; der socialislischen ?cbreii, welche überhaupt keinen Ausgleich zwischen de» bcrr- chendc» Grundsätzen der bestehenden Staats- »nd Gesellschaft« Lrdniuig und der sociatistischen Gestaltung der Menschheit gestalten, aber er ist zugleich ein Beweis dafür, daß von politischer Gleichberechtigung der Socialdciiiokrate» mit den übrigen Parteien nicht die Rede sein kann Alle andern Parteien haben bestimmte Grniidsähe, die entweder ans ihrem Wesen bervorgcbeii oder durch Programme fcstgestellt sind, die iocialtemokratische Partei hat oder zwei verschiedene Pro gramme, eins, welches für die Dauer der bestehende» StaatS- und GesellsckaftS-Ordnung, und ein zweites, welche« für die Aufrichtung der socialistischen Grstaltung der Mensckbeit »ach Beseitigung der bestellenden Ordnung bestimmt ist. I» diesem Sinne bat sich der Erfurter Congrcß au-gcsprochen »nd demaemäß hat er sein vorläufige« Programm formulirt ES ist aber doch ein seltsames Verlangen, der Volks vertretung und der Negierung eines großen Staatü- wesenS, wie deS Deutschen Reiche-, die Anerkennung eine« Programms znznmiitden, da« nur zur Uebcrlcitung in einen damit kaum in irgendwelche Verbindung zu bringende» Zustand diene» soll. Das Erfurter Programm, da« noch vo» de» bestehende» StaatS-Einrichlungeu al» resormsähigen Dingen spricht, vcrbält sich z»>» socialistischen ZukunftSdaseiu lediglich wie das Mittel zum Zweck. Der bestehende Staat soll wissentlich der Socialdemokratie durch ihre Anerkennung al« poliiische Partei den bequemste» Weg bereiten, um über das Vorhandene hinweg zur Auslösung und Neugestaltung der Verhältnisse z» schreiten. Wenn Herr Bebel so un befangen ist. dem Reichstage znznruseii: Ihr mögt euch drehen und wende» wie ihr wollt, die Socialdemokratie wird euch doch eine« Tage- die Schlinge über den Kopf Wersen, in der ihr gefangen wertet, so ist doch die Hoffnung, daß er damit seinen Zweck erreichen werde, etwas gar zu aus schweifend. Eine Partei, die e- wagt, im Herze» des Deutschen Reiche« in der Mitte der Volksvertretung die Auflösung diese« Reiches und die Socialisirunz al- eine Frage der Zukunft zu erklären, ist keine Partei, sondern ein Auswuchs, der nickt energisch genug bekämpft werden kann. Es ist höchst bcklagcnSwertb, daß die Vertreter einer Gemeinschaft, di« offen ans Zerstörung der bestehenden Ordnung bin- arbeilkt, i»> dciuschen Reichstage Sitz und Stimme erhalten konnten, und die Erwartung erscheint berechtigt, daß den Wählern, welche durch die Wahl von Socialdemokratcn nur ihrer Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen Aus druck geben wollten, die Einsicht darüber kommen werde, daß sie sich mit solcher Wahl nur ins eigene Fleisch geschnitten haben. Die Furcht kann allerdings niemals der Beweggrund unserer Handlungsweise sein, aber die Entlassung von Socialdemo kratcn a»S dem ReichSbabnbetricbe, die sich offen als solche bekannt haben, ist dock kein Zeichen von Furcht, im Gegentbcil würde sich die Beibehaltung solcher Leute im Dienste de« Reichs als Furcht aii-legcn lassen. Die Entlassung der beiden Arbeiter au- dem ReickSdienste bat sicher bei allen anderen Parteien als bei der Socialdemokratie, bei Wählern wie Gewählten volle Zu stimmung gefunden, nur darin dürfte eiueMeinungSverschiedeii- bcit bestehen, ob nicht die Grenze über die agitatorische Tbätigkeil der Arbeiter hinan« zu critreckcn wäre. Allerdings bat nach conslitutionellen Grnndsätze» jeder Staatsbürger da- Recht, seine Meinung frei und offen zu äußern, aber eö ist doch selbstverständlich, daß diese Meinungsäußerung sich nicht bi« zu Handlungen todeSwürdizer Verbrechen steigert. Majestätöbeleidiguiigeil sind auch in den meisten Fallen Meinungsäußerungen, deSbalb sind sie aber nicht straflos, wer aber offen gegen den Bestand des Staates agitirt, ist nach dem Strafgesetz ein Hochverräther, und wer mit dem Feinde gemeinschaftliche Sache macht, LandeSverrätber. Hochvrrrath ist die gesammte Thätiakcit der Socialdemokrate», und LandeSverrath wäre cS, wenn sie im Kriege die Leistung der Wehrpflicht verweigern wollten, was Bebel neulich als möglich in Aussicht gestellt hat. * Leipzig, 14. Februar. * Da« Befinden der Kaiserin ist erheblich gebessert, dieselbe wird aber noch einige Tage da« Zimmer hüten müssen. * Der für den l7. d. MtS. in Aussicht genommene kleine Ball im königlichen Schlöffe in Berlin ist wegen Erkrankung der Kaiserin auf Donner-tag den 25. d. MtS. verlegt worden. * Fürst Bismarck empfing am 7. Februar die Ab gesandte» deS Lübecker Kampfgenoffenvereins, welche durch deren Mitglied, Direktor Brüh», eingesührt wurden. Nach Ucbcrreichung der kunstvoll in Leder hrraestellten Rolle, welche die Urkunde über die Ehrenmilgliedschaft de« Fürsten entkält, wurden die Anwesenden einzeln in liebenswürdiger Weise vom Fürsten begrüßt. Nachdem hieraus die Lübecker Herren der Frau Fürstin voracstcllt waren, begab man sich zur FrühstückStasel, an welcher auch die Anwesenden Graf Asse bürg und Gemahlin, Geheimrath Lotbar Bücher, I>r Chrn sauber und später Frau Baronin Merk tbeilnahmcn. Die leb hafte »nd zwanglos fröhliche Unterhaltung, welche der fürst licke Wirth während voller drei Stunden mit seine» Gästen führte, wird Allen in unvergeßlicher Erinnerung bleiben; c« sei noch erwähnt, daß Fürst Bismarck beim Ebampagner auf da« Wohl seiner .Kameraden, der tapferen Hanseaten" trank und auf die Bemerkung, daß Lübeck in ihm seinen einzigen Ehrenbürger feiere, sich dahin äußerte, eS sei sein lebhafter Wunsch, sobald rS di« Jahreszeit gestatte, die ehrwürdige Hansestadt zu besuchen und dann seine Kameraden wirder- zusehen. * Allgemein hat man sich mit Recht anerkennend über den Erlaß des Prinzen Georg von Sachsen, betreff« der Mißhandlungen von Soldaten, ausgesprochen. Bekannt lich hat eS aber schon vorder an solchen Erlassen, auch von der vor einigen Jahren erschienenen Ordre de« Kaiser« ganz abgesehen, keineswegs im deutschen Heere gefehlt, insbesondere nicht in der preußischen Armee. König Friedrich Wilhem IV erließ t844 eine vom edelsten Geiste durchwehte Ordre, in der unter Anderem darauf hingewiesen wurde, daß, bei Duldung solcher Ausschreitungen, e« dem Officirrstand im Falle eine« Krieges an der nötbizcii Liebe nitdAnbäiiglichkeit der Mannschaft fehlen würde. Diese Ordre wird »och jetzt jede« Jahr einmal den Ossiciercil und Ilntcrofsicieren der preußcschen Truppeinbeite voraelesen. Jede« Armcecorv« reicht jährlich eine Liste der comiatirten Mißhandlung-fälle direct an den Kaiser ein, und auch an anderer Einwirkung gegen diese Sorte AiiSschreitungcu hat es niemals gcscblt. Selbstverständlich werden einzelne lleberciluiige» heftiger Menschen niemals auSzurvttcn lein: macht man aber den Vorgesetzte», in dessen Trnppcntheil wiederbolte Fälle von Mißhandlungen oder garOuälereien Vorkommen, mit allem Nachdruck dafür verantwortlich und ckreltet man scharf gegen dcnsclbcn ei», so wird Wandel ge- chcisfen werden. Denn man muß verlangen, daß der Vor gesetzte den »vll'igcn Einfluß aus da- Betragen seiner Unter gebenen auSjiiiiben vermag, daß er inSbesoiitcre den Dienst und da« Verhalten der Unterofficierc in der Easernc genügend beaufsichtigt, uni rechtzeitig zu erkennen, wo Ausschreitungen möglich sind. * Was ans den Verzicht des EentriimS auf Be- rathung des Windthorst'schen Antrags betreffend Wicdcrzu- lassnXg der Jesuiten zu geben ist, beweist der Umstand, daß der Eandirat des Ecntrums im Wahlkreise Pleß-Ryb»il, Freiherr von Reitzenstei» ans Pawlowitz in seiner pol nischen Ansprache an seine Wähler i» Nicolai in erster Linie versprochen hat, für di« Nückbeiusuiig der Jesuiten unter dem bewährten Banner der EentruinSparlei cintreten zu wollen, zu der er seit den Maigesetzen gehalten habe und für die er dann stet- auch öffentlich eingetrete» sei. Wenn di« Rückbe rufling der Jesuiten auch nickt bald erfolge, werde er doch immer diese Forderung wiederholen. So erklärte der Ean- didat deS EentruiiX in dein sichersten Wahlkreise, welchen di« Partei besitzt, wenige Tage, ebe das (Zentrum so schlangen- klng war, ans die Verathuna de« IesuitenantragS zu ver zichten, um nicht das Schulgesetz zu gefährdenI * * » * Alt der Freitag--Sitzung deS österreichischen Ab geordnetenhauses wurde da« Ucbereiuko»»»»» der Regierung mit der Donau-DampfschissfahrtS-Gesell- sckaft in zweiter Lesung angenommen, rttrner genehmigte das HauS den Gesetzentwurf betreffend Li« staatliche Subventionirnng der Gesellschaft, und zwar in der- vom Ausschuß vorgcschlagenen Fassung mit einigen von der Regierung gutgebeißenen Abänderungen. Im Laufe der Debatte hob der Abgeordnete Iw. HeilSbera hervor, wäh rend der Debatte leien so viele äußerst schwere Beschuldigungen erhoben worden, vaß für dir Iustizbebördrn die ernste Pflicht einer genauen und frrenaen Untersuchung bestehe. Sollte sich jedoch Herausstellen, daß Unschuldige grundlos im Abgeordneten haus« beschuldigt worden seien, dann liege r« dem Hause im Interesse der eigenen Ehre und Würde ob, für die Zukunft Vorkehrungen zu treffen. * In der Sitzung des PreßauSschnsseS de« gestrigen österreichischen Abgeordnetenhauses erklärte der Ver treter der Regierung, letztere verzichte nicht aus die Zeitung« calion, sic halte an ihren früheren Erklärungen fest, daß sie objcctiv verfahren werde, lehne Ersatzleistungen bei Eonfis- cautionen ab, könne nur gelegentliche (Zolportage bei besonderen Anlässe» zulassen und halte die ZcitungSstempel aufrecht. Sie sei jedoch bereit zu einer Reform dcrjelben im Sinne einer gerechteren Verkeilung nach Bedeutung, Format, Preis und Iiiseratcncrtrag der Blätter. Der Ausschuß für den dring lichen Antrag Lueger betreffend die BLrscnpanik vom l l. November vorigen Jahre« beschloß beute, ,m Plenum des Abgeordneten Hause« zu beantragen, die Regierung möge die Acten der Wiener Borsrnkammer de« Landgerichts be treffend die Vorgänge vom l4. November vorigen Jahres dem Hause vorlegen. Der Regierung-Vertreter erklärte, er nehme den Beschluß vorläufig ml rekvremlnm. * Die Brüsseler Antisclaverei-Gesellsckast rüstet eine neue Expedition an der Tangangika zur Unterstützung des Eapitain« Iaque« aus. Die Expedition, welche am SO. März abreist und seetüchtige Barken mitnimmt, hat den Auftrag, mit den Deutschen solidarisch gegen di« Sclavenjäger vor- zugehen. * Der päpstliche Auditore Monsignore Boccali ist gestern Morgen um 4 Uhr 15 Minute» gestorben. Der Papst war infolge der Todesnachricht sehr niedergeschlagen und weinte Uber den Verlust seine« liebsten, besten Freunde». — Cardinal Melcher« ist fieberfrei. Der Appetit hat sich gebessert, das Allgemeinbefinden ist zufriedenstellend. Doch fühlt sich der Kranke noch schwach. * Nach einer auS Konstantinopel zugehenden Meldung wird eS angesichts der lebhafteren Gestaltung de« Rivalität- kämpfe« zwischen England und Frankreich, welche in Egypten in Folge deS Thronwechsels eingetrete» ist, und der daran geknüpften Bemühungen, zwischen der Pforte und Frankreich eine Solidarität der Interessen England gegenüber berzusttllen, in den englischen Kreisen der türkischen Haupt stadl lebhaft bedauert, daß die Wabrnehmung der englische» Interessen am Goldenen Horn in Folge de» Umstandes, daß der ueuernanntr Botschafter. Sir F. (5. Ford, seinen Posten noch nicht angctrcten hat, eine Einbuße erleidet. Man will übrigen- in diesen Kreisen wissen, daß die englische Regierung selbst eine unmittelbare Thätigkeit in dieser Frage entfalle und eS sich anaelcge» sein lasse, sich in ihrem Kampfe gegen Uber den erwähnten Tendenzen die Mitwirkung ihr be freundeter Eabinele zu sichern. * DaS Rcuter'sche Bureau meldet auS Zanzibar von gestern: Der englffche Eonsul Smith, Mitglied der Eommission für die Feststellung der englisch-deutschen Grenze segelt morgen nach Tanga ab und trifft dort mit dem Gouverneur Baron von Soden und Vr. PcterS zusammen. Die Commission degiebt sich sodann nach Wanga, wo die GrenzregulirungSarbcite» beginnen werden. Ein indischer Landiiicsscr ist von Ponte abgcreist, um sich der Eommission anzuschließen. * Ein Telegramm au« Rio de Janeiro meldet gerücht weise den Ausbruch eme- Aufstande« in Santo«. Detail- fehlen noch.
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