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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189111080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18911108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18911108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-11
- Tag1891-11-08
- Monat1891-11
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1891
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A-O»»e«e«tSprerS k» der Haaptexpedttion oder den t» Stadt bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vitrtrljädxiich^llschO. bei zweimaliger iäglicher Zustellung ins Hau« 5chO. Durch die Post bezogen für Deutschlaad und Oesterreich: vierte l,äbrlich 6.—. Directe tägliche Krenzbaadjeudnug ins Ausland: monattlch it.—. TikMorgrn-A»«g°be erscheint täglich '/,? Uhr. die Abeub-Auegabe Wochentag« 5 Uhr. Neöurlion und LrpeLUioo: Aaha»»»«,aftr 8. Di» Expedition ist ununterbrochen g«< «gart oo» früh 8 bi« Abends 7 Uhr. Filiale«: vtta Me»«'» Lortim. (Alfred Hab«), Uaioersitatsstrab« 1, Louis Lösche. Lachariaevstr. 14, vart. und Köoigsplatz 7. und Verlag von L. Pol» i» Leipzig. Ji^ertionspreiS Morgen-Ausgabe: die 6qespattene DelA- »eile 20 Reclamen unter dem RcdactwnS- strich («gespalten» 50 C, vor den Fainilicn- nachrichtep (6gespalten) 40^). Abend-AuSgab«: die ügeipcliene Pcsitzeile «O^Reclame» unter dem Rcdoetioasstrich («gezpalten) l ^l, Familien Nachrichten und Anzeigen verlorener Gegenstände ltlgeipalten) 20^ Größere Echristen laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffrrnjotz nach höherem Tarif. Sxtr«-Beilagen (gesalzt), nur mit d« Morgen - Ausgabe , ohne Posldesördernng SU.—, mit Postdesörderung -«i AL—. Änuahmeschlntz für Inserate: Abeod-Ausgabe: vormittag« lO Uhr. Morge u-Au-gab«: Nachinutag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh S Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Inserat« sind siet« an di« «xpeAMau zu richte». ^ M. Tountast den 8. November 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Geffentliche Sitzung der Stadtverordneten MittWach, den II. November 18S1. «dend» «'/. a»r im Sttzniigssaalr am Naschmarkte. Tagesordnung: I. Bericht de« LöschauSschüsses über Erhöhung der Pos. 77 in Conto II des dieS>ährigeu Haushaltplan-Nachtrags. II. Bericht de« Bauausschusses über: Erweiterung des Waffer- rohrnetzes in der Elijadelhalle« im Stadtbezirk« Leipzig- Kieinzschocher. III. Bericht des Bau-, Lekonomie- und Finanzausschusses über: ein Abkommen mit der Kirchengemeinde Leipzig-Thonderg- Neureuduitz wegen Besitzregulirung. IV. Bericht des Stistungsausjchujses über pachtweise Ueberlastung von Areal de« Gutes Döse, an dir Leipziger Dünger-Export- Aktiengesellschaft. V. Bericht des VtistnngS- und Finanzausschusses über: ». Mit« thetlungen des Raihe« aus Anträge de« Lollcgiuots zu dem Evecwlbndget „Johaanishospiial" für 189t bez. in Bezug aus die Rentabilität de« Rittergutes Plaußig, d. Noch- Venvilligungen zu dem Specialbudget „Armenwrsen" für !89I, c. die Siisiungsrechuuug d«S Georgenhauses zu Leipzig aus das Jahr IE. VI. Bericht des Stisiungs- uud Oekonomirausschusses über weitere Ans!ühr»ng der Lutwäfferung von Pareellen des Gute- Döien. VII. Bericht de« FiuanzausschusjeS über Gewährung eines Dar- lehus a» den Kirchenvvrsiaad der Parochie Leipzig-Thonberg. Bekanntmachung. AuS Anlaß der Ernkvmmenschätzung für da- Steuerjahr l892 werden den Vorständen von inristischeu Personen, Vereinen aller Art, sowie den Arbeitgebern u. s. w. gegenwärtig Formulare zur Aoseriigimg von GehaltS-, bezw. Lohnuachweisungen behändigt, welche nach Maßgabe der Bestimmungen in tz. 36 und 37 de« Ein- kommeusteuer - Gcietzes vom 2. Juli >878, verbuudeu mit 8. 28 der dazu erlass«»«» Ausführung-- Verordnung vom 11. Oktober desselben Jahres, bt»»e« 8 T--r«. von der erfolgte« vehäutztgung ab uerechuet, bä Bermelduu, ei««r Geldstrafe dt« iu »G «urk. bi» bei versiumo», »es Dee«t«»-W»,ach- ßchtkich bei»eieieben »erben wir», «»»»Wlt »d- »n>«»en stn», uud »war: ». die Nachweisuugen ouS dem Stadtbezirk« Alt-Leipzig im Etnbk» »ans«. Vbfvnnekt, «rdgeschotz recht«; b. die Nachweisungen aus den Stadtbezirken Leipzig-Reudnitz. Leipzig Anger-Trotteadors, Leipzig-Thonberg uud Leipzig-Neureuduitz un Nathtzause »« Leipzis-NrudutA; v. die Nachweisuugen «uS den Stadtbezirken Leipzig-Neustadt, Leipzig Neuschöuesetd, Leipzig-volkmorsdors und Leipzig - Sellerhausen im Rattzhaus« »« LeipzigVolkmarsdorf; ch die Nachweisuageu aus dem Stadtbezirk« Leipzig-Eutritzsch im bortige» Nuttztzause; «. die Nachweisuugen auS dem Stadtbezirke Leipzig - Gohlis im frühere» Gemeindeamt« daselbst; iu de, Stadtbezirken Leivzig-Plagwitz, Lripzig-Lindenau, Leipzig. Aleiuzschocher, Leipzig - Sckieußig uud Leipzig - Neuschleußig im Nattzhanse zu LeiOzig-Piagwitz uud g iu den Stadtbezirken Leipzig - Connewitz und Leipzig - Lößuig im frühere« Gemetnbeamte zu Leipzig-Uonnewitz. Hierbei »tr» »och brsonber» hervorgehodrn, bah für dir außerhalb »es Steuerbezirts Alt-Lei-zi« »ohnenbrn Arbeiter u. s. ». ebensa»« Lobnlistea. «n» »war für setzen Ort bezw. Stadtbezirk gctrcnat, anznscrtigru and mit ein zureichrn stu». Sollten die betreffende» Vorstände, Arbeitgeber u. s. w. Formulare in nnnenügrnber Anzahl oder hts znm 14. diese« Monats überhand» nicht erhalten haben, so können letztere au den ade» bezeichnet«» Geichaslssiellen in Empfang genommen werden. Leipzig, den 2. November 1891. Der Rath »er Stabt LetPtts- Vr. Ge eorgi. Koch. Kloppen zuqebolzi, die Thüren verschlossen oder vernagelt, sowie die Budrnplauen uedst den dazu gehörigen Pianenslangen beieiligi iverdrn. 9) Sämmtiiche Shristmarklduden, soweit dieselben nicht mit Ein- willignng der Meßbudendeputalion in der Neujahrsmesse benutz! werden solle», sind am 27. December adzubrechen und deren Forl- chaffuug muß noch an demselben Tage ecsvigen, auch bi« Abends 8 Uhr beendet sein. 10) Das Lege» von Tritibretern vor den aus dem Marktplätze ausgestellten Lhrislmarkibuden >s! nicht gestattet. 11) Der verkauf von Lhristbäumen wird vom 17. December ab auf dem Augustusplatzc gegen ein Standgeld von 3 Mark sllr jeden gleichmäßig große» Play gestattet, jedoch unter ausdrücklichem Verbot des Einschlagens von Psählen ober sonstiger Beschädigung der Oberfläche des Platzes. Wegen Ausstellung der Lhristdäume und sonst allenthalben ist Len bezüglichen Anordnungen unseres MarklinspeclorS unbedingt Folge zu leisten. 12) Auwiderhandiungcn gegen diese Vorschriften werden mit Geldstraie bis zu 60 .« oder enliprechender Hastjlrase geahndet werden. Leipzig, den 2. November l 9l. Der Nath der Stadt Leipzig. IX. 12771. I>r. Georgi. Leislner. Bekanntmachung, »«« »ies>ähri,en Christmarkt betreffenh. Wegen de« am 17. December I89l beginnenden Lhttstmarktes. aus welchem seilzubieten nur hirstgen Gemeiubemilglieberu gestattet ist, verordnen wir hiermit Folgende«: 1) Diejenigen, welche Stände ans dem Christmärkte »n erhalten wünschen, haben sich bis Sanaaheu», den 21. Navemser dieses Jahre«. bei unserem Markttnspeeior lNaschmarkt 1, s. Stockwerk) zu melde». Später eingehend» Anmeldungen «üffe» unberücksichtigt bleiben. Für di» Zuweisung eines Staude« und di» Ausfertigung de« Scheine- hierüber find 25 Pfennige zu entrichten. Wird diele Gebühr nicht sofort entrichtet, so wirb Über den Stand anderweit verfügt. 2) Wer einen ihm »»gewiesenen Stand nicht spatesten« am 18. Lrrrmbrr besetzt hat, ist desselben verlustig, hat auch zu ge- wärttgen, daß ihm für spätere Christmärkte Stände nicht wieder überwiesen werbe», sobald er nicht etaen genügenden vehmderungs- grund nachweisl. 3) Der Aufbau der Buden aus dem Christmarkt« ist am 1«. December gestattet, wogegen das Auspacken der Waaren nicht vor Mittags 12 Uhr de« IS. Decrmder beginnen darf. 4) Der verkauf der Waaren stabet vis zum 24. December 12 Uhr Mitternachts statt, doch ist an» 20. Decrmber. dem in den Christmarkt fallenden 4. Adventssonntage, der «ffrntliche Handel in Läden, aus Straßen ,nd Plätzen erst nach beendigtem Vormittags- gottrsdieust«. da« ist nach lO', Uhr Bormittag«, gestattet. b) Die Intzaber von Christmarkistänbrn dürfen uur ihre «n,etzüri,rn «a» solch« Personen al« verküafrr «er »enden, welche sein,»», ln thrrn Dienste« oder »irr »oho dost sind, und es werden all« Stände soso»; etn«tz,,e«, an denen «««würts wohnhafte seldststüadl,« P»rs»«n>, welch« nicht hiesige Gemeindemilglieder'sind, als Verkäufer betroffen werden. 6) Während der Dauer des Christmarktes (17. dis 24. December) bleibt den hiesigen Verkäufern von Täpser- nab Steiogutwooreu die Benutz»»« des Töpserplay^ wie zelther gestattet. 7) Sämmtlich» Buden und Stände, sowie die ans dem August»«, platz» zum Feilhalten von Lhrisldäumen benutzte» Plätze find von den Inhabern »och am 24 December bi« Mitternachts 12 Uhr zu räumen. 8) Es bleibt auch diesmal gestattet, die für den Lhristmorkt b- nutztrn Boden ans dem Markte noch am 2S. SS. nnd 27. December stehen zu lasten E« baden oder die Miethek sowohl, oks dir Verleiher der Bude» dafür z» sorge», daß sämmtiiche Buden noch Ausräumung h« hoesti befiablichen Waaren sofort gut geschlosst», bas heißt di« Gesnlkt wird der am 17. September I8/>7 in Balditz geborene Handarbeiter Friedrich Herma»» Hering, welcher zur Fürsorge iür seine der öffentliche» Armenpflege anheim gefallene Familie anzuhalten ist. Wir bitten, den Genannten Im Betretungssall« auherzuweijen. Leipzig, am 4. November 1891. Der Nath der Stadt Leipzig. (Armen-Amt.) A. k. IV, 1321». Heatschel. Dolge. Zur internationalen Lage. In den internationalen Beziebnngen der Machte sind zwei Merkmale zu unterscheiden: grundsätzliche Meinung-verschieden« beiten und das augenblickliche Berbältniß dcr Mächte zu einander. In ersterer Hinsicht kan» nur von der.»seit ein« auSgleichendr Wirkimg erhofft werden, in letzterer ist die diplomatische Geschicklichkeit von entsäfeidendrr Be deutung. Es ist allbekannt, daß Frankreich di« Ritck- «rwerbung von Elsaß-Lothringen al« nächste- Hauptziel seiner auswärtigen Politik betrachtet, und es ist nicht minter offenkundig, daß Rußland die europäische Türkei seinem Machtbereiche anlufügc» bestrebt ist. Da- sind Grund- anschauungen, dir sich nicht durch geschickte politische Tbäkigkeit beseitigen lassen, worin sich aber Beräntcrunacn bewirken lassen, das sind dir gegenwärtige» Beziebungen dcr Mächte, zwischen welchen solche Zukunft-plane schweben. Es gicbi unerträgliche Zustände, welche unter Einsetzung der Existenz eines ganzen SlaaicS verändert werden müssen, wie diejenigen, welche die Siege Napoleon'- I. bei Auerstädt und Jena im Iabre 1806 gesckiaffen ballen Die Schlacht bei Leipzig gab die Antwort darauf, und die Schlacht bei Waterloo machkederHerrschaft des corsiscbtn Eroberers für immer ein Ende. In gleicher Lage befindet sich Frankreich seit dem Iabre >870 nickt wie Deutschland im Iabre l806. Elsaß-Lothringen al-Sieger preis für Deutschland steift in gar keinen« Bcrhällniß zn dcr Verstümmelung, welche Preußen im Iabre 1806 erlitten bat. Frankreich kann auch ebne Elsaß-Loibringen seine nationalen Wünsche vollauf befriedigen, und wenn es trotzdem so große Anstrengungen macht, um die ver lorenen Provinzen wieder zu gewinne», so ist das mebr eine Kundgebung der Eitelkeit und de- Ehrgeize- ol der BalerlandSliebe und des nationalen Selbsterhaltungs triebes. Frankreich würde al- Sieger nicht so genug sam in seinen Forderungen an den Besiegten gewesen sein, wie Deutschland gegen Frankreich, das lehrt die Geschichte seit Jabrbundcrten. Frankreich ist denn auck keineswegs gesonnen, die Rückgabe von Elsaß-Lothringen als SiegcSpreiS eine- neuen Kriege- gegen Deutschland hinzu- nehmen, seine Forderungen wurden sich nach der Bedeutung de- Siege« richten. Was r« erlangen könnte, würde es nehmen. Deutschland- auswärtige Politik ist seit zwanzig Jahren daraus gerichtet gewesen, einen solche» Krieg z» Verbindern. Zu diesem Zweck hat es sein Heer sehr beträchtlich vermehrt und Bündnisse mit Oesterreich und Italien geschloffen. Außerdem haben die verbündeten Regierungen ihr Mögliche- gethan, mit Rußland gute Beziehungen zu unterbauen, ob- wobl diese Macht ebensalls Zukunstspläne hegt, welche auf Veränderung de- bestebenden Zustandes gegründet sind. Zwei Mächte von der Bedeutung Frankreichs und Rußlands, welche sich in ihrer gegenwärtigen Lage nicht bebaglich fühlen, haben eine natürliche gegenseitige Anziehungskraft, und eS war deshalb dir Ausgabe der deutschen Politik, dieser Kraft entgegen zu wirken unv dafür zu sorgen, daß die vorhandenen Empfindungen sich nicht zu Thateo ent wickelten. Wir zweifeln nicht daran, daß diese Ausgabe den maß gebenden Kreisen stet- bewußt war, aber sie ist dennoch n cht gelöst worden. Dir Gründe diese« Mißerfolge- entzieben sich der öffentlichen Krnatniß und sie erhellen auch nick» au- den Artikeln der »Hamb. Nachr.*, vielleicht waren die Schwierig keilen überhaupt nicht zu überwinden, aber auffallend ist da-Be nehmen de- russischen Kaiser- ohne Zweifel. Er hat seit Kurzem zwei Mal deutsche« Gebiet bereist, ohne den Versuch einer persöalichen Aunäheruug au da« ihm verwandte deutsche Kaiserbaus zu suchen, obwobl er mit Sicherheit annehmen konnte, baß eine derartige Bewegung auf volle- Entgegen kommen zu rechnen habe. Der diplomatische Verkehr mit Rußland ist außrrordcnllich schwer, eS besteht auf russischer Seite die starke Empfindung der Ueberlegeobeft über alle anderen Mächte Europa«, und darau- entspringen An forderungen an die Freunde, die weit über da» Maß de- Erfüllbaren k'nau-geben. Es ist auch dem Fürsten Bi-marck sehr schwer geworden, den Ton z» finvcn, welcher in Rußland auf Widerhall rechnen kann, sonst würde er in seiner berühmten Rede vom 6. Februar 1888 nickft gesagt haben: »Wir lausen Ruß land nicht nach." E« scheint aber doch, daß Rußland eine solche Anforderung noch beule an sein« Verbündeten stellt, denn Frankreich lauft Rußland tbatsächlich nach, und Deutsch land hat au Entgegenkommea so viel geleistet, daß ibm der Vorwutck des .Zuviel" au» der Mitte der eigene« Bevölkerung nicht erspart geblieben ist. Wo liegt da dir Grenz«? Ruß land ist sicher der Meinung, daß ihm von deutscher Seile nicht genug Aufmerksamkeit erwiesen worden ist. Wir haben in neuester Zeit eine Annäherung zwischen Rußland und Italien erlebt, die Zusammenkunft in Mailand wisck'en Rudini und GiedS bat die allgemeine Aufmerksam eit beschäftigt, und man bemüht sich noch beute vergeblich, tr» Inhalt der in Mailand und Monza gewechselten Ge lräche zu ergründen. Die Zuvorkommenheit Rußland- Italien gegenüber steht in einem bemerkenswerlhen Gegensatz zu der Vernachlässigung, wclcpe Rußland Deutschland zu Tbeil werde» laßt. Auch die Beziehungen Rußland- zu Oesterreich machen äußerlich den Eindruck eine« ge wisse» Einvernehmens, die Besuche des russische» Thron- olgcrS in Schönbrunn und de- österreichischen Thronfolgers in St. Petersburg und Moskau haben eine Freundlichkeit der Beziehungen zwischen beide» Herrscherhäusern ergeben, welche ebensalls abslicbl gegen da- kalle Vcrbätlniß zum dculschc» Kaiserbause. Plan könnte aus dem Unterschiede in den Be- Ziehungen des russischen Kaiserhauses zum italienischen K'önigS- und znm österreichischen Kaiserbause mit denen zum deutschen Kaiscrhause auf eine gewisse Absichtlichkeit schließen, man wird aber auS der vollständigen Unempfindlichkeit in Berlin gegen die Kundgebungen russiichc» Eiiigegcntommens in Wien und Monza erkannt haben, daß der Pfeft sein vermuthliches Ziel verfehlt hat. Wir müssen jetzt das russisch-französische Einvernehmen als eine Thatsache hinnehmen. Ob die offene Hervorkchrung dcr seil langer Zeit bestehenden Intcreffengeincliischasl dcr beiden Großmächte verhindert werden konnte, ist eine Frage, die sich ebne genaue Keuntniß der darauf eiriwirlcnbcn Verhältnisse nicht beantworten läßt. Die Vermulkung liegt nahe, daß die demonstrative Aunäheruug Deutschland- an England da- gestrichen volle Maß der unbefriedigten Wünsche Rußlands znm Ueberlaufcn gebracht hat. Andererseits baden aber auch Oesterreich und Italien mit ihren Sympathien für England nicht zurückgchalten, die Feste in Venedig und der Besuch des italienischen Kronprinzen in London unv O-borne habe» keinen Zweifel darüber gelassen, daß der Dreibund in seiner Hinneigung zu England ein- vrrstaiiden ist. Nach den zur Erscheinung tretenden That- sachcn ist Deutschland diejenige Macht, welche von Rußland und Frankreich am meiste» gehaßt wird. Daraus ist Alle« zu erklären, was in den letzten Monaten vo>> beiden Seiten zesckehen ist, aber cs ist nicht klar, welche Verschuldung di« weiter dcr deutschen Politik in dieser Beziehung trifft. Die Diplomatie ist »och deute die Kunst, durch wclck,« man die Gegner ,n die Enge treibt, auf die Mittel kommt es dabei nicht an. * Mustk. Judas Macrabäus. Die Ausführung eines der großen Tongemäldc Georg Friedrich Händel'« wird für die betreffende Stadt stets ein Ereigniß bleiben. Dem Zubörerkreise de« Gewandhauses wurde die Musik zu „Judas MaccabäuS" vor nicht langer Zeit geboten. Die .Singakademie" hat sich dieselbe Leistung für daS Herbst - Eoncert diese- Jahres zur Aufgabe gestellt. Die Ehöre find von Herrn Pro- ftssor Richard Müller sorgfältig vorbereitet, bewährte Eolokräfte sind gewonnen: an dcr Orgel soll am ll. No vember der Leipziger Meister diese« Instrumente-, Herr Homeyer, sitzen. Möge zu dem Gelingen de- schwierigen Werkes ein günstiger Stern scheinen! Dem empfänglichen Publicum dürste mit einigen Erinnerungen gedient sein. „Mattathias, ein Priester zu Jerusalem, und seine fünf Söhae: Iobanne-, Simon, IudaS MaccabäuS, Eleazar und Jonathan, hatten sich gegen den Götzendienst verschworen, welchen Antiochu« mit Gewalt im jüdischen Lande cinsührcn wollte. Durch große Tapferkeit erhielten die Verbündeten die Freiheit ihre« Glauben«. — Endlich starb Mattathias vor Alter, tief beklagt, nnd empfahl seinen Söhne» die Erkaltung de« alten Gesetze«: den MaccabäuS aber setzte er seiner kriegerischen Eigenschaften wegen zum Hauptmann über das Heer, um den Kleieg wider die Heiden zu führen. Und MaccabäuS kam an seine- Vater« Statt, und seine Brüder halsen ihm, und er hatte Glück und Sieg wider seine Feinde. Er erschlug den ApolloniuS und führte das Schwert desselben, so lange er lebte. Auch den Seron mit einer großen Macht schlug er mit wenigen Kriegern. Und er ging mit seinem Volke auf den Berg Sion, bauete einen neuen Altar dem Herrn, opferte wieder nach dem Gesetze, nnd ganz Israel srenete sich." DaS Oratorium hebt an mit dcr Trauer de- israelitischen Volke« um den Tod de- Mattathias. Der tiese Schmerz um eineu allgemein verehrten Helden, der Eifer in den Ehörcn de« neu befeuerten Heere«, die Unschuld und Blüthe in de» Gesängen der Jugend, da« glühende Leben in den Liedern erhalten. Jede- Zeitalter wird seine Kraft daran prüfen unv an der Wirkung sich selber erkennen dürfen. Händel ist im Jahre 1685 zu Halle geboren. Diese Musik ist von ihm im Jahre 1746, 13 Iabre vor seinem Tode, 5 Jahre vor dem.Messias" und 11 Jahre nach dem Aleranderfest in London geschrieben. Der jetzigen Aufführung de- großen Werke- durch die Singakademie liegt die orchestrale Bearbeitung de« Projeffor« Carl Müller in Frankfurt a. M. zu Grunde, die schon aus vielen Musikscsten und Eoacrrtautsüdrunaen benutzt wurde Der ganze Inhalt de« Werke- ist nun folgender: I. Tyeit: Tiefe Trauer de« i-raelitischen Volke» um deu Tod de« Mattathias. — Durch Simon « kräftige Rede Rück kehr von der allgemeinen Muthlosigkeit zum alten Vertrauen auf die bilsreiche Gnade de« Herrn Mahoung zur Eintracht und Gebet um einen tapferen Anführer. — In diesem entscheidende» Augenblick« wird Juda« Maccabäo« von Simon zum Fürsten autzgrrnfen und von dem Heere al« solcher fteudig begrüßt:' entzückt über dir wirdererwachte Kriegslast seine« Volk«, weiht sich der neue Held zum Streite für di« heilig« Sache de« Vaterland««. — Sodann Bitte zu Gott um Beschützung de« jungen Feldherr», gefolgt von eurigen Lobliedern auf die goldene Freibeit. — Dir zum Kampfe drängenden VolkSschaaren erinnert MaccabäuS vorher a» den Wahlspruck seines VaterS: .Freiheit oder Tod!" zugleich mit der Mahnung a» seine Krieger, in dcr Befreiung Jnta'S von dcr Schmach de« fremden Joche- den einzigen Lob» ihrer Tdate» zu erblicken. — Schlachtgcbet zum Herrn um Freiheit oder edlen Tod. 2. Tbeil. Triumpbchöre zur Feier des erfochtenen Siege«. — Vom jubelnden Volke Iuda's als ruhinreicher Befreier eine- Landes dochgcpricsen, lehnt der bescheidene Maccabäu- do» dargcbrachlcn Dank, als Gott allein gebührend, ab. — Uiihcildrohende Botschaft von dem Anzüge neuer Feindes- ftiaare». Unter vertrauender Hnnweisiiiig auf den mächtigen Schutz Gott Iebovab'S crmutkigen jedoch Simon und Judas da- schnell niedergeschlagene Volk zu nochmaligem Kampfe. — Zugleich Ausruf Simon s zur Vertilgung de« Götzendienste« in Zion und Wiederherstellung des angestammten Glaubens an den einigen Gott Israels. 3. Theil: Feier deö ersten Opfer- und dessen Erhorung in dem wicdcrhcrgestclltcn Tempel zu Jerusalem. Heiße Wünsche einer heiseren Zukunft. — Ein eilender Bote verkündet die glückliche Ueberwindung des übermüthigeii Feindes. Hieraus festlicher Empsailg des sicggckronteo Macea- bä»S an der Spitze seine« Heere«, SicgeSuiarsch und Dank- zebct zu Gott. — An den Heldentod Eleazar's erinnernd, br ingt der kühne Feldherr da« Loos des Krieger«. — Des EupolemuS Rückkunft aus Rom mit der Nachricht von dem daselbst geschlossenen Bündnisse wird als freudige Bürgschaft dauernden Frieden« froh vernommen. — Lob des süßen Friedens und Halleluja zur Verherrlichung der wiedcrcrlangtcn Freiheit. Uiiscru, Hermann Kretschmar (.Führer durch den Eoncert- äal" S. 84) zufolge bildet da- Werk die dramatische Er gänzung r» dem lÄelegenheitSoratorium, mit welchem eS in lcichem Iabre entstand, als die schottische Revolution die rrimmung deS königStreuc» englischen Volkes in eine hohe Bewegung gesetzt batte. Mit dcr ersten Aufführung des .IudaS MaccabäuS" am 1. April 1747 wurde der Herzog William von Eumbcrland, der gegen den Prätendenten ini ^clbc gestanden, als hcimkehrender Sieger begrüßt. Das Oratorium gehört zu der äußerst beschrankten Zabl musika lischer Lbunstwcrke, die wirklich ins Volk gedrungen sind. Als nach den Rapoleonischen Freiheitskriegen im Norden Deutsch land« die Mustkfrste auizulebeu begannen, da war dcr »IudaS MaccabäuS" da« fast ständige Festspiel. Kräftiger und zündender, als er in diesem Oratorium um Ausdrucke kommt, hat der männlich« Geist Händel'« iberbanpt nicht zum Volke gesprochen. „Der gehobene Geist de« Eomponisteu spricht aus dem volkStbümliche» Tone, in den er hone Stimmungen hier kleidete, und auS den großen Linien, in welchen er bie Mehr zahl der Sätze formte. Kein anderes Oratorium enthält so viele Nummern, in denen die Solisten mit dem Chore ver eint sind; vom .IudaS MaccabäuS" an bilden diese Ensembles, dir Händel in den früheren Oratorien ver suchsweise anweiidete, einen ständigen und hervorragende» Tbeil dcr Oratorienform. Der beste Tbeil der Musik ällt allerdings mit dem de« Gedichte« zusammen. Die lLirkung des Schlusses ruht vor Allem auf der Ein führung deS seitdem in den musikalischen Voltsschatz üdrr- gegangencn LicdeS: .Seht, er kommt mit Preis gekrönt" — welches auch Beethoven zu einer lieblichen Idylle ver anlaßt hat. Der Ebor: .Hör un«, v Herr", trägt eine Weise vor, welche bei Mendelssohn ein bekannte- Echo gesunden bat. Großartig wirkt dcr Gegensatz der rauschenden KriegS- musik mit dem elegischen Ebore: .Blaß die Trvmpet." — Der Satz: .Seht, er kommt mit Preis gekrönt" stand ursprünglich nicht im Oratorium; Händel nabu, ihn erst in, Iabre 175t mit veränderter Instrumentation an« dem inzwischen entstandenen .Iosua" in de» »IudaS MaccabacuS" hinüber. Literatur. lCeschichte« au» Htnterpommern. Vier Novellen von HanS Hossmann. Berlin, Gebrüder Paetel. Der ausgezeichnele Erzübler hat diesmal in die Vergangenheit seines HeimaldlandcS zuruckgegriffen und au de» höchst eigenartigen Stoffen seine Ge staltungskraft mit bestem Gelingen erprobt. Jede dcr vier Novellen fesselt den Leser in ansprechendster Wels«: eine davon aber verdient »och besonder« Erwähnung, sie darf als ein Glanzstück, nicht nur dieser Sammlung, sondeni der Noveüeuiilcratnr überhaupt, bc- zeichnet werden Von kulturhistorischem Reiz und glücklichstein, ziemlich derben, aber niemals unsläthiaein Humor erreicht Hoffman» mit diesem „Teusei !m Sande" eine Wirkung, wie sie nicht vielen Autoren brschieden sein dürste. Das Derbe, Grobzugehaucne de:, hinterpommerschen Menschenschlages verleiht überhaupt allen diese» Novellen »ine höchst eigenthimiliche und in ihrer kernige» Frische wohühuende Folie. Eie kommt noch besonders zur Geltung in „Der grobe Pommer". „Der Tridulirsoldat" schildert die unwiderstehlich» Macht schöner Frauenaugr», selbst der besigeschulle Tribulirsoldai unterliegt ihr; und auch in „Der falsche Bogisiaw" trägt Frauenlist über ManneSschlouheit den Sieg davon. Alle diese Novellen sind mit glücklichem Humor durchgcsührt und bekunden Autors genaue Kenotniß dcr ihne Ile. ebenso wie die erstgenannt« des Autors genaue Kenatniß dcr ihnen zu Grunde liegenden Lultur-Epoche. ch ^ ch Kctzergrfthtchten. Neue geschichtliche Erzählungen von Richard Weitbrecht. Verlag der Buchhandlung des Evang. Bundes von Carl Braun, Leipzig. Der etwas gruselige Eindruck, welche» dieses Buch hintertüßt, war bet der Wahl des Motive- vorauszu- sehen. Ketzergerichte und Scheußlichkeiten, da- ist io ziemlich das selbe. Manches hat der Autor durch seine poesiiche Darstellung wohl gemindert, an dem Krrnpunct selbst war natürlich nichts zu ändern, und dieser wirkt um so grausiger, al- die Zuverlässigkeit der Schilderungen wohl außer Frage steht. Die Sammlung enthält: „Die Glocken von Guardia"; „Psalm und Messe": „Der Kanzler von Sachs«,": „Die Jesuiten von Lsprrg" und »Das letzte Ketzer gericht". He. S»ct«I«e»»rr«kffche IttkunftSbilder. Frei nach Bebel von Eugen Richter, Mitglied de« Reichstages. «Verlag „Fortschritt", Acliengesellschost, Berlin.) Wir sind im Allgenwinen mu dem Herrn Abgeordneten Richter nicht einverstanden. Hier ober, als Verfasser dteser prächtigen unterhaltenden Satire, hat er un« ganz au« dem Herzen geiprachen, er hat »ns einig« ungemein lustig» Stunden bereitet durch di» Art uud Weise, wie er mit den Pdaniastereirn Bebel's umhrrspringt. Wir könne» das Büchlein >50 H l'dem uad besonder« auch deu Socialdemokral«» »», «npfehle».
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