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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911106015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891110601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891110601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-11
- Tag1891-11-06
- Monat1891-11
- Jahr1891
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Ab,m«e«eirtSpreiS U der Hnnptexpedttton oder den im Stadt« de»trk und den Vororten errichteten «u«. aobestellen ob geholt: vierteljährlich ^4.H0, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» ü.üO. Durch die Pos« bezogen sür Deutschlaad und Oesterreich: viertel,ädrUch s.—. Dirnt» täglich» Drruzbandjendung sin« Ausland: monatlich ^il 3.—. DieMorgeu-Au-gabe erscheint täglich V»? Uh^ di« Ubeud-AuSgab« Wochentag- S Uhr. Ueractioa v«^ Lrpetitio: 8. Di« Eppeditlon ist ununterbroche» go> ,ff»M früh S bi« Lb«ud« 7 Uhr. Ott» Filiale»: '« Snrtt«. lAlfrrt Hahn), üniversttät-straß« 1, Laut« Lösche. 1«, dort, und Ksotg-plntz 7. Druck «ch Narlag vv» S Pol» tu Leipzig. ^°3K5. Morgen-Ausgabe. cwmer Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. «Freitag den 6. dtovember 1891. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanulmachun-. Nachdem dir Zustellung der DeclarationLaufsorderungen für die Einschätzung zur Einkommeni.euer auf das Jahr 1892 an die be- theiliglea Steuerpfiichtigea iu der Hauptsache beendet ist, wird nach tz. 3S der zum Eiukommeusreuergesetz« vom 2. Juli 1878 erlagen«» Au-führungS-Berordnung vom 11. Oktober desselben Jahres hier- durch bekannt gemacht, dag e« auch Denjenigen, welchrn eine TeclarationSaussorderung nicht zugegangeu ist, sreisteht, «ine Declaratiou über chr Einkommen bi» zu« Zt». N«»e«der »tefe« Lahre» abzugebra und zwar in de« Ttadtdrzirke «lt-Leipztg t« Stasthausc, Odstmarkk, 0r»,efchatz recht«; in den Ptadthrztrkeu Leipzig -Reudnitz, Lelpzig Anger- Crottendors. L^rpztg-r^oiiderg ««» Letpzi,-Neurcu0n»z im Rattzhause zu teu»«i«; in den Ltadtdezirken Leipztg-Neuftadt, Leipzig-Rruschönefrld. Letpztg-lvolkmarsdors und Leipzig-LeNerhaustn im Math- Hanse z» Letpzt,->v«lr«ar»»«rs; in he« Stadtdezirke Leipztg-Sutrttzsch t« hartigen «athhanse ; in he« Stadtbezirk« Leipzig-Mohlis t« frühere« Gr«rinhe «ntte hasrlhft; L in de« Stadtbezirken Leipzig-Pia,»ttz, Leipzig-Lindenau. Leipzig -»leinzschocher, Leipzig-Schleugig und Leipzig-Men fchirufzig t« «athhause »» Leip,t,-Plag»ty und in den Stadtbezirken Ltipzig^Connewit» und Leipzig-Löhnt, t« früheren Gemetndeamt zu Leipzig « onncwiiz, sowie, das an den bezeichnet«» Geschäftsstellen zu diesem Zwecke Declaration», sormulare auf Verlangen unentgeltlich veradsolgt werden. gleichzeitig werden alle vor»N««der, ingleichen all» Vertreter von Stiftungen. Anstalten. Personen»ere>»ru. liegenden Erbschaften und andere» mit dem Rechte des Brrmögensenverds ausgestattet«» «ermdgensmassen ausgefordrN, für di« von ihnen bevormundeten Personen, bezw. für die von ihnen vertretenen Stistuugen, Anstalten u. s. w., soweit dieselben ein steuerpflichtige» Einkommen haben, Declarationen bei un« auch dann einzureichen, wenn ihnen deshalb eia» besondere Aussorderung uicht zugehcu sollte Leipzig, de» 3. Stovenider 1891. Der Math der Stadt Leipzig. Ör. Georgs. Koch. Bekanntmachung, Wasserversorgung von Leipzig-Connewitz betr Nach dein Stande der Rohrleaungsarbetten wird Mitte diese» Monat« mit der Herstellung von Anbohrungen im Gebiet« Leipzig. Connewitz zu beginnen sein. Wir lordern daher diejenigen Besitzer von Grundstücken in dem genannten Gebiete, welche sich an die öffentliche Leitung anzuschließen beabsichtigen, hierdurch aus, demnächit die hierzu ersordrrlichen Meldungen und Zahlungen zu bewirken; nähere Auskunft erlheiil die Geschäftsstelle des Wasserwerkes zu Leipzig, Thomasktrchhos 18, l. Ta» aus Ermäßigung der Pauschsänr sür Herstellung der An- schlüsse in Aussicht gestellt« Anrecht wird zu gewähren lein, sofern der Antrag bi» späte,len» den 14. November d. I. Abend« 6 Uhr bei der genannten Geschäftsstelle riogebrachl und der zu hinter- legend« Betrag bi» spälesteus den 18. November diese- Jahre« Nachmittags 4 Uhr an di« im gleichen Gebäude befindlich« Lasse de« Wasserwerks adaeiLhrt sein wird. Leipzig, de» S. November l8S1. Der Rath »er Statt Leipzig. Vr. Georgt. Lrcho: I». »SIL. Llchortus. Bekanntmachung, tte Saffernersorgung »on Leipzig-Vo >»,» ' versehenen Gewerbe. zonnrwttz betr. Unter Hinweis daraus, daß di» Eröisnung der Wasserversorgung in Leipzig-Connewitz für di« nächsten Monate bevorsteht, machen wir hiermit den von uns mit Ermächtigung zur Ausführung von Antagen zur Benutzuuq des Wasserwerkes treibenden zur Pflicht, vo« b. HS. vkt«. einschl. ab sämmtliche von ihnen vorzunehmeuden Neuherstellungen oder ver. äiiderungen an solchen Anlagen der Verwaltung unsere« Wasserwerk« durch Vermittelung der Geschäftsstelle zu Leipzig, Thomas ktrchhof 18, l., nach Maßgabe der Borschrtsten vom 6. Februar 1888 zur Kenntniß und Genehmigung vorznirgen. Leipzig, de» S. November 1891. Der Rath der Stadt Leipzig Io 6914. vr Georgt. Ltchortu« Leipzig-Connewitz detr. ffnuvg der Waiserversorgung sür kt- Für d»n Anbau der 19. BrzirkSschuIe in Leipzig-Eutritzsch sollen: 1) die Maurerarbeiten, 2) die Zimmer- und Tischlerarbeiten an den Mindestsordernden vergeben werden. Die AngeboiSsormulare und Bedingungen find bei dem Herrn Architekten Hannemann hier. An der alte» Elster 10, ll., gegen Erlegung der Kosten zu erlange», die Angebote aber bis zum II. November 189k, Nachmittags 6 Uhr, versiegelt und mit der Ansschrtst: Iv. Vezirksschule, Leipzig-Eutritzsch versehen, auf unserem Bauauue zRaihhauS, 2. Eloge, Zimmer Nr. 6) «igeben. Wir behalten uns die Auswahl unter den Bewerber», sowie di» Ablehnung aller Angebote vor. Leipzig, am 3. November 1891. Der Nath der Stadt Leipzig. Id. 6109. vr. Georgt. Lohs«. Bekanntmachung, Wasserversorgung von Bei der bevorstehende» Eröffnung Leipzig-Connewitz machen wir die Gruadstücksbrsitzer daselbst, welche den Anschluß an die öffentlich« Leitung zu beantragen beabsichtigen, daraus aufmerksam, daß nach tz 9 der WasserwerkSordnung vom 20. Juni i890 Herstellungen von Anlagen zur Benutzung de« Wasserwerkes innerhalb der Grundstück« nur von solchen Gewerbe- treibenden zu bewirken sind, welch» von un« Ermächtigung da erhallen haben, und daß es demnach zur Vermeidung späterer We ISusigkeite» geboten ist, sich von nun ab zu solche» Herstellungen lediglich derartig ermächtigter Gewerbetreibender zu bedienen, selben werden für Neueinrichtungen di« erforderlichen Anmeldungen und Anträge an dt» Wasserwerk-Verwaltung bewirten. Wa« zur Zeit schon vorhandene Einrichtungen betrifft, deren späterer Anschluß on di« öffentlich« Leitung beabsichtigt wird, sind solch» von den Gruodstücksdesitzern boldttuniichst der Geschäft«, stell» z« Leipzig. Dhomaskirchhos 18, I., «amhast zu machen. Die Verwaltung des Wasserwerks wird hieraus durch Prüfung und Be sichtiaung an Ort und Stell« entscheiden, tnwieweit Abweichungen der Aostkhrung von den bestehenden Vorschriften zu dulden sind, und dem Besitzer Mitiheilung darüber machen. Dt« Vornahme der hierbei sür noldwendig bezeichnet»» Veränderungen ist Bedingung sür dl» spätere Gewährung des Anschluss»«; diese Veränderungen, wie all» sonstigen und späteren, weich« wüaschenswertd oder nolb- weadig sich zeigen sollten, dürfe« ebenfalls nur von Gewerbe- treibenden aosgesührt werden, welch« vo» uns zu deeortlgrn Arbeite« ermächtigt sind. Für etwaig« störende Folgen und Wirkungen von Arten und Dbeilen bestehend« Anlagen, deren Erneuerung oder Beseitig«- ff, nicht »«bedingt gefordert Hot, übernimmt dt» Wasser- «eeksverwaUnng kein« Verantwortung. Letpstg, «m 3. November 1«1. I» AL »er «tthtt, Stttt Letttt«. v». Georgt. Llchorta». Bekanntmachung. Gefunden oder als herrenlos angemeldet resp. ab wurden ln der Zelt vom 16. bis 3l. October 1891 folgende, zum Thctl vermuthllch auch von früher verübten Diebstählen herrührende Gegenständ«: 2 Geldbeträge von je Iv »in Portemonnaie mit 4 64 H und verschied, andere dergl. mit geringeren Beträgen, mehrere goldene Ringe, darunter 3 aravtrte Trau ringe. mcdrere zum Tdeil «orrtvvolle Armbänder, eine gemalte Broche, ein Hornklemmer, 2 Brillen, «in Lorgnon, ein Fächer, ein Weimar. Loit..Loos, ein Larion Briefbogen, mehrere Schirme und Spaziersiöckc, 1 Paar Herren-GlacS- handschuhe, eine neue, zugeichnitlene Knaben-Jacke, «in Paar neue Kniewärmer, rin Filzhut, ein schwarzer Talllenrock. eine gestickt» Handtasche mit Inhalt, zwei Leder-Ilnihänaeiasche», darunter eine mit Felldeckel, ein desecler Haiidkofler, eine Pserdedecke, ein Sack und eine Hacke, zwei größere Hunde- mauikörbe, ein leere- Biersaß, eine Wagenkupjel, 2 Rohr- slühle. eine größere Anzahl Schlüssel und eine Treirad-Ketle Die unbekannten Eigenthümer dieser Gegenständ« werden hier durch auigesordert, sich zur Empfangnahme derselben in unserem Coinmissariat rechtzeitig zu melden, andernfalls darüber nach § 239 de« B. G -B. anderweit verfüg» werden wird. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche im III. Quartale 1890 Fundgegenstäudr bei un» abgegeben haben, ans, dies« Gegen- stände zurückzusordera. andern saüs auch hierüber de» Rechten gemäß verfügt »erd«, wird. Leipzig, den 3. November 1891. Do« Polizei««» der Stadt Leipzig. Bretschnetd er. Ml. Der -FriedenScongreß in Rom. In Nom sind gegenwärtig Mitglieder der Parlamente Europas versammelt, um über Mittel und Wege zur fried sichen Schlichtung aller internationalen Streitfragen zu beratben Es fragt sich, ob die in Nom versammelten Abgeordneten als die Vertreter ihrer Wähler bei dem FriedenScongreß anzu eben sind. Bei vielen niag Ucbercinstimmung mit den Mäklern in dieser Beziehung besiehe», einen Auftrag bat kein Abgeordneter von seinen Wählern erhalten, nach Nom zu geben Die Abgeordneten, welche am Eongreß thcilnehmen, sind demgemäß nur als Privatpersonen anzusehen, welche aus eigenem Antriebe nach Rom gegangen sind. Es liegen auch keine ParlamentSbeschlüsse vor, welche sich aus den Eongreß in Rom beziehen, und wenn das der Fall wäre, so wurde das ein ganz ungewöhnlicher Vorgang sein, der nicht un bedenklich wäre. Ten Parlamenten kommen internationale Befugnisse nickt zu. der internationale Verkehr beschränkt sich aus die Negierungen und aus nicktpolitische Angelegenheiten, mögen diese auch weite Kreise beschäftigen. Ganz unzweifelhaft ist die Berechtigung zur Tbeilnakme an internationalen Vereinigungen für wissenschaftliche und künstlerische Zwecke, für gewerbliche und Handel-angelegen heilen, endlich für Alle-, waS im Bereiche des allgemeinen Nutzen- und Vergnügens liegt, daß aber Abgeordnete als solche sich zu einem internationalen FriedenScongressc ver einigen, ließe sich nicht rechtfertigen, wenn damit mehr als eine unverbindliche Kundgebung beabsichtigt wäre. Inter nationale Socialistencongresse tragen unzweifelhaft einen revolutionaircn Ebarakter, wie schon der Rus zeigt, unter welchem solche Versammlungen auseinander zu gehen pflegen: Es lebe die sociale Revolution!" DaS Streben, welches solchen Zusammenkünften zu Grunde liegt, ist dabei nebensächlich, cs genügt, daß Personen mit ihren Beratbungen und Beschlüssen aus Gebiete hinüber- greifen, welche nach Lage der Verhältnisse den Regierungen vorbebalte» sind, um sie als unerlaubt erscheinen zu lasten Der italienische Abgeordnete Jmbriani erklärte eS sur notb- wendig, daß die Entscheidung über Krieg und Frieden den Nationen und ihren Vertretern zurückgegeben werde. DaS war eia unzweifelhafter Uebergriff aus daS Gebiet der Executive, und demgemäß revolutionair. In allen constilutionellcn Staaten bat der Souverain da- Recht der Entscheidung über Krieg und Frieden, und mit vollem Recht, weil diese Entscheidung niemals Parteisachc, sondern immer nur Sache dcS ganzen Volke- sein kann. Ein Krieg gegen den Willen der Mehrheit de- Volke- ist beute überhaupt nicht mehr möglich, das constitutionrlle StaatSodcrbaupi ist in der Hauptsache der Vollstrecker de» Willen- der Mehrheit, er ist der erste Diener des Staate-, wie Friedrich der Große obwobl absoluter Herrscher, erklärte und wie Kaiser Wilbelm ll eS ausdrücklich als seine Auffassung bestätigt bat. Wir kennen in unserem staatlichen Leben keine Beschlüsse von Parlament zu Parlament, der internationale Verkehr ist dir Aufgabe und da- Geschäft der Regierungen, die Volks vertretung ist der Mittler zwischen Volk und Regierung, aber nicht das Mittelglied zwischen den verschiedenen Völkern. De- balb ist e-auch wohlweislich vermieden worden, die Tdeilnahme der Abgeordneten am FriedenScongreß in Rom von Paria mentSdcschlüssen abhängig zu machen, der Begriff inierparla mentarisch findet sich im Völkerrecht nicht vor. Auch der Hauptzweck, welchen der Eongreß in Rom anstrebt, die Ein setzung internationaler Schiedsgerichte zur Schlichtung inter nationaler Streitigkeiten, kann niemal« durch die Parlamente, scnvern immer nur durch die Reaierungcn erfolgen. Es liegt hier eine Verschiebung der Kräfte vor. welche die Initiative an die verkehrte Stelle verlegt hat und, wie der bisherige Verlaus de- Eongreffe« beweist, ohne Noth uad mit Unrecht. Weon sich der Krieg durch Beralhungen »«d Beschlüsse, durch Kundgebungen von Friebeassrenade» und ibre guten Wünsche au- der Welt schassen ließe, so wäre daS längst geschehen, an Anregungen dazu bat es seit zwanzig Jahren nicht gefehlt, aber bisber haben die Friedens- congreste immer nur den Beweis geliefert, daß durch sie an der bestehenden Lage ^er internationalen Verhältnisse nicht- geändert werden kann. Besonder» schlecht sind dabei die Ab- rüstunasanlräge sortgekommen. Die Antwort daraus waren iets Vermebrungen der Streilkräsle der Militairmächtc, natürlich weil in Macklsragen niemals sromme Wünsche ent- cheide» können, sondern immer nur Thatsachcn. Die Nutzlosigkeit der ganzen Veranstaltung crbellt aus der Rede de« französische» Abgeordnete» Gras Douville- Maillefeu, welcher sagte: „Wenn auch an Gebiet verstümmelt, ist Frankreich dennoch heute stark und fürchtet Niemand aus der Welt. Trotzdem folgt Frankreich nur dem Banner dcS Recht-." Diese Rede ist von dem Eongreß in Nom mit größtem Beifall ausgenommen worden, obwohl sie den Zwecken des EougrcsseS osfcndar in- Gesicht schlägt. Was Graf Douvillc-Maillefcu unter dem Recht Frankreich- ver steht, liegt klar zu Tage, und wenn er auch nicht die Ver stümmelung de- sraiizösiscken Gebiete» besonder» bervorgeboben hätte. Frankreich ist aus dem Eongreß vurch l8 Abgeordnete vertreten. WaS wollen diese Herren in Rom? Sie wollen Widerspruch erbeben gegen da- Verbleiben Elsaß-LotbringenS beim Deutschen Reiche im Einklang mit dem Einbcruscr des EvngresscS Bonghi, und gerade die Rede de» französischen Abgeordneten bat den meisten Beifall zur Folge gehabt. Aus dieser Thatsache ist zu entnehmen, daß die Mehrzahl der Besucher de« Eongreffe- über den Zweck de- Unter nehmen- im Unklaren ist. Der Sache des Friedens kann nur dadurch ein wcrtbvollcr Dienst erwiesen werden, daß die Grundlage de- destebenkcn internationale» Zustande- anerkannt wird. Wenn der Eongreß auf der Höbe seiner Aufgabe stände, dann würde er seine Verhandlungen mit der An erkennung der bestehenden Verträge begonnen haben. Wer den Frieden liebt und ihn gegen Storung schützen will, »iiiß vor allen Dinge eine feste Grundlage haben, von welcher auS er jede Friedensstörung mit Aussicht auf Erfolg zurück- weisen kann. Leidenschaftlich ersehnte Veränderungen de» bestehenden Zustandes können dazu nicht beitragen, wer sich auf den Staiidpnnct der Irredenlifleu oder der französischen Rroanchcpolinkcl stellt, kann nun uuv mnrmer für die Sache de- Friedens wirken. Triest und Trient gehören zu Oester reich, Etsaß-Lolbringen zu Deutschland und müssen dabei verbleiben, sonst ist au Frieden nickt zu denke», denn gut willig giebt keine von beiden Mächten diese Theile ihre- Gebietes heraus. Ein FriedenScongreß, der praktisch zu Werke geben will, muß vor Ausnahme seiner Beratbunacn die Anerkennung der gegenwärtigen Besitzverbällnisse in Europa aussprechen, sonst ist alle Mühe umsonst. Die Ausrechtbaltung de» Frieden- ist aber auch gar nickt der Zweck eine- großen TbcileS der Besucher des EougrcsseS, sie wollen im Gegeutbeil die an gebliche Ungerechtigkeit der gegenwärtige» Besitzvcrtbeilung an kie große Glocke schlagen. Wenn Rußland ein Parlament hätte, dann würden die russischen Abgeordneten gegen die österreichische Verwaltung von Bosnien und der Herzegowina protestiren, gerade so wie Jmbriani daS NationalitätSprincip als für den Eongreß maßgebend erklärt hat und Gras Douville- Maillescu die Verstümmelung Frankreich» beklagte. Durch Hingabe an Einpsinkungen sind noch niemals ernste An gelegenheiten entschieden worden; wer etwa- erreichen will, muß praktische Ziele zweckmäßig anstrcden und verfolgen. In Rom haben sich einige hundert Schwärmer zusammen- acsunden, die aus ihre Kosten und zu ihrem Vergnügen Privalpolitik treiben. Wenn man den Eongreß ernst nehmen wollte, müßte man ihn auseinander jagen. * Leipzig, 6. November. * Ueber die Motivirung der im nächsten RcichöhanS- baltSetat einzustellcnden und auf mehrere Jahre zur Vcr- tbeilung kommenden einmaligen Forderung von tlttM > llionenM a rk zwecks Verbesserung und Eoniplelirung von Geschützmaterial, Einfübrung eines EmbcitsgeschosscS init EinheitSmetallkartuscke, Vermebrung und einiger organisa torischer Aciidcruiigen in der Fclv- und Fußartilleriewassc, sowie auf noch einigen anderen Gebieten, wird der „Allg. ReichScorr." Folgende- milgelhcilt: Was zunächst Li» Verbesserung de- Geschützmaterial- der ge lammten brutschen Feldartillerie anbelrisst, so hat ma» sich nach vielfachen und eingehendsten Versuchen definitiv zur Einführung eines neuen Gußstahl-Geschützlystem« mit kleinem Caliber und fertiger Einheitsparrone mit Slahlgeschoß und MetaUkartujche entschieden. Auch Feldmörserbatlcrien, welche Im letzwergangenen Sommer zur Verwendung kamen und deren Ausgabe darin besieht, große Triiprcnonlainmlungen, Reserven hinter Deckungen mit Wurs- ieuer zu erreiche», sollen zur Einführung gelangen. Ferner beabsichtigt die Heeresverwaltung, eine Aenoerung »nt der vereinigten Artillerie, und Ingenieurschule iu Ehartottenburgdergestalt vorzunehmcn, daß die zu derselben aus 9'/, bezw. 17', d.sto»aie eominandirlen jungen Arlillerievssieier« neben dein aus dieser Auslall erlheilten tkeoreiiichen Unterricht wöchentlich zwei bt« drei Mal praktischen Dienst bei den Schießschuien in Jüterbog thun sollen. Mit dieser Aenderung ist eine weitere Vermehruug der Feldartillerie, sowie der FußartiUkrie^TchießschuIe um einige Lehrbatterien ver bunden. Neben dem Unterricht in der Technik, Ballistik und Waffenlehre soll den Ltficieren dann aut dem Schießplatz bet Inter- bog hauplstlchltch prattisch« Unterweisung iin Schießen ertheilt werden. — Außer der Ausstellung einiger weniger Fetdbatlcric», um den bestehenden Rabmen vollzumachen, und der durch- gängigen Einführung de« hohen Etat« bei den Batterien — 6 Beschütze ic. — plant man eine Bermrhruog und Neu organisation der Fußarttllerie, welch' letztere sich jedoch gleichsallS innerhalb eine- Zeiträume« von mehreren Jahren vollziehen würde. Die Friedenscodre- dieser Special- waffe, deren Anforderungen ungemein gestiegen sind, reichen nicht au«, um einen hinreichend tüchtigen Stamm sür dir zahlreichen Kneg-sormationen abzugeben. — Wal die sonstigen Bedürfnisse der Verwaltung de« Retch-deere« anbelrtfft, die den Reichstag im Nahmen der „einmaligen Forderung" beschäftigen werden, so liehen noch in erster Linie Forderungen sür den weiteren Au-bou de« strateatlchen Eisenbahnnetze- in Verbindung mit der allmah- lichen Herstellung eine» Netze« schmalspuriger Bahnen, ferner die Anschaffung eine« vor etwa Jahresfrist von einem böderen Offfcter conskruirten Entfernungsmesser-, dessen Erprobung über raschende Resultat» ergeben bat und endlich Forderungen sür den nothwendig gewordenen An-bau von Schtetzstünden und Er- weebung bez« Erweiterung »an kchtehplitzeu sür dt» I,sintert«. JnsertionsPreiS Morgen-Ausgabe: die «»gespaltene Deffl- seile LO^, Reel amen unter dem Redacttons- ftrich (4 gehalten) vor de» Famüien- nachrichte:: (6 gespalten) 40^ Abend-Ausgabe: die 6gespaltene Petttzeila 40^Reklamen unter dem Redactionrstrich l4geipalten) l >t, Familiennachiiöhre» und Anzeigen verlorener Gegenstände wgefallen» 20^ Größere Schriften laut unserem PretS- verzcichmß. Tabellarischer und Zissernsatz nach höherem Tartj. Sptr«-Beilagen (gesalzt), nur mit b«e Morgen-Lu-gabe, ohne Poslbesörüernng M>—, mit Postbesordernng -<N 70.—. Ärmahmeschluß für Jusergte: Bbeud-An-gabe: Vormittag- 10 Uhr- Morgeo-Au-gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Soun- uad Festtag« früh 9 Uhr, Lei de» Filialen und Annahmestelle» je eia« halb« Stund» früher. Inserat» sind stet« an dt« Expe-Mau zu richten. 85. Jahrgang. >»' «i * Aus Spandau wird uns telegraphisch gemeldet: In- solge bedeutender Aufträge begannen in der kviiigl. Arlillerie- Werlstatl bicr größere Arbeitercinstelluugen. Tie Arbeitet zahl vo» l üOO soll erheblich erhöht werden. * Die „National-Zeitung" knüpft an den in der letzten Adenknuinmcr mitgethcitten Artikel der „Nordd. AUg. Zig.",den neuen Erzbischof in Posen betreffend,folgende Betrachtungen: Man kann wohl eine schwierige Frage nicht optimistischer bcur- theilcu, als «S hier geschieht. Nach den hier entwickelten Ansichten wurde in diesem Jahrhundert die preußische Politik de» Polen gegenüber schon drei- oder biennal eingerichlel, nachdem vorder ein System entschiedener Vertretung de- deutsche» Interesse- eine Zeit lang verfolgt worden — und niemals hat der Optimismus sich bewährt; jedesmal mußte man nach einer Reih« von Jahren er kennen, daß lediglich der Propaganda de- Polenthum- in die Häude gearbeitet worden. Unter den obigen, ossicivS entwickelten Gründen sür die Zulassung de- Herrn vo» Siablewski können wir nur einem eine gewisse Berechtigung zugestehen: der Erwägung nämlich, daß man auch bei der Ernennung eines Bischof- deutscher Nationalität niemals sicher ist. daß er die dabet gehegten Erwartungen «ri'üllen wird, daß man vielmehr in diesem Betracht schon arge Enttäuschungen erlebt hat. Au- diesen! Grunde würden wir unter allen die national gemischten LandeStbcile betreffenden Fragen gerade derjenigen der Nationalität des Erzbischofs von Posen eine verbältniffmäßig geringe Bedeutung beimcssen, wenn im klebrigen eine feste, die Interessen des Dcutsch- thum« wahrende Regierungs-Politik in diese» Landeslheilen zu be merken wäre. Das Gegentheil ist aber leider der Fall. ES liest sich ehr schön, daß in der Provinz Pose» die Deutschen „da- nationale Selbslbcwnfflsein und die staailiche Selbstachtung nicht verleugnen" sollen, mit anderen Worten, daß sie ebenso entschiede« an der Wahrung des Deutschthum» arbeiten sollen, wie die Polen sür die' polniiche Propaganda wirken. Gewiß ist daS zu wünschen: aber eS handelt sich hier nicht nur um Interessen der einzelnen Deutschen jener LandeStheile, sondern auch ui» solche des preußischen Staate»; und dies« wabrzunebmen, ist die Pflicht der preußi- chen Regierung. Will man Realpolitik treiben, will man sich nicht mit einer optimistischen Dialektik über schwierige Fragen hin weg helfen, so kann man doch nicht übersehen, daß hinter ver pol nischen Propaganda die organisirle Macht des polnischen katholischen KlrrnS steht; ihr gegenüber bars «ine preußisch« Regierung die Deutschen jener LandeStheile nicht lediglich aus sich selbst verweise». Die Zulassung eines Pole» alS Erzbischof, sagten wir, wäre bet der UnsiäKrdeit aller „Garantien", welche Eaaülbaleli sür Bijchoss- srühle dem Staat» geben, noch dir rrtatä» gleichgtlttgsl, Eoncession an da- Polentdum, wenn mau iu allen anderen Richtungen über die bezügliche Politik der Regierung beruhigt sei» könnte. Aber wenn diese, wie eS geschehen ist, zuläßt, daß dentsche Kinder durch moralischen Druck aus die Eltern zu dem hinreichend gekennzeichnete» sogenannten „Privatunterricht" im Polnische» zugezogeu werden, dann kann man der Entwickelung der Ding« nur mit Sorge und Mißtrauen zujehen. Und war ei» Pole aus dem erzbischöstichen Stuhl von Posen unvermeidlich, so brauchte eS auch noch nicht gerade ei» bisheriger Agitator sür die nalionalpoiilijchen polnischen Be- slrcbunge» zu sein — auch wenn dieser während der Verhandlungen über seine Ernennung auf einem Katholikentage «in« entgegen, kommende Rede gehalten hat. * Im HandelSIl'cil unsere- Blattes ist in den letzten Tagen mehrfach von dem Sturz dcS Berliner alten Bankhauses Hirschseld L Wolfs die Rede gewesen, bei welchem leider wiederum, wie in den meisten derartigen Fällen, zahlreiche Privatpersonen, welche dem sallileu Hanss Vertraue» geschenkt haßen, schwere Verluste erleiden; in Berlin sollen dieselben insbesondere auch eine Anzahl sehr hochgestellter Personen treffen. Wie au- den im Handels- theil gemachten Mitthcilungen hcrvorgcht, hat zu dem Falle de- genannten Hause- neben verfehlten Epeeulationcn i» erster Reihe verschwenderischer Lebenswandel beiaetragcn. Es ist dcmerkenSwcrth, daß die freiconservalivc „Post", hieran anknüpfent, schreibt: Mahnt der Fall Hirschfeld und Woiss in erster Linie die Börscn- welt zur Ein- und Umkehr, so wird man auch gut thun, die Lehren aus demsetben in weitere» Kreisen zu beherzigen. Ein die dauernd vorhandenen Mittel übersteigender LebenSauswand und Hand in Hand damit die Sucht, sich die Mittel dazu aut anderem Wege als dem redlicher Arbeit zu verschaffen, ist leider eine auch außerhalb der Börsen- und Geldwelt weit verbreitete Erscheinung. Bedauerlicher Weise scheint selbst unser ländlicher Grundbesitz t» erheb lichem Maße in den Bann der Speculation gezogen zu sein. Tie Richtigkeit der Angaben, welche der Abg. Friedländer stüiigst in einer Rede i» Breslau) in dieser Hinsicht gcmacht bat und in der namentlich die Behauptung Ausichen erregte, daß ein Groß grundbesitzer im Osten kürzlich nahezu 7 Millionen Mark an der Börse verspielt habe, vermöge» wir nicht zu eoittrplirc». Aber wir wisse», daß »aliientlich auch ln dein laufende» Jahre mancher Land- wlrth sich durch Hoffnung mühelosen Gew,»»eszu Tprculalioneii verleite» ließ, deren Endrrgebni» natürlich tn der Regel nicht der erträumte Gewinn, sondern zumeist der Verlust des durch redliche Arbeit er worbenen BerinögenS und die 'Vergrößerung der Beule deS gewerbs mäßige» TveculanIentliumS war. Ueber manche Familien werden so schwere Tage hereingebrochen sein oder »och hereiiibrechcn. Ter Fall Hirschseld und Wolff zeigt aber in dem schärssten Lichte den tiefen, sittlichen Abgrund, in den man nur z» leicht hineingleilct, wenn man erst statt ehrlicher Arbeit und genügsamer Lebenshaltung die lchicse Ebene de« BörscnsvielS und der Gennßsucht beirrte» Hai. Gegenüber dem Eindringen dieses Krebsschadens in die Kreise innerer ländlichen Genlry ist das Hazardjpiei in Club- und bei andere» socialen Veranstaltungen da- wett geringere Nebel. Wen» diesem mit Recht mit aller Energie entgegengearbrttct wird, so ist es um so mehr die Ausgabe aller betheiliqtc» Kreise, namentlich dadurch, daß allein der Lohn redlicher Arbeit sür ebrenhast erachtet, Spiel und Spielgewinn, auch in der Fonn de- Verienspiels, aber »nt dem verdiente» Makel behastet wird, dem Eindringen solcher Mißbräuche zu steuern. * Die bayerische Kammer der Abgeordneten ge nehmigte ohne Debatte den Etat dcS Ministerium- de- Aus wärtigen. Gegenüber den Anregungen der Abgeordneten von Stausscnberg und Schauß über die Sicherung der Vortbcilc de« amerikanischen UrbeberschutzgeseycS sür Deutsch land sprach der Minister de- Auswärtigen von ErailSheim die Hoffnung au«, daß di« Reichsregierung eine sür die Interessenten günstige Erledigung der Sach« bewirken werbe. O G * Z» der gestern in Paris bebuss Beschlußfassung über die Reconstruction der äußersten Linken cinberufeiien Ver sammlung waren etwa 20 Drputirte erschienen. Es wurde beschlossen, in einigen Tagen eine neue Versammlung ein- zuberusen, zu welcher alle Deputaten eingeladen werden tollen, die iu der Kammer in der Regel mit den Radicalen stimmen. In derselben Sitzung sollen rndgiltize Beschlüsse gefaßt werden. * Der „Politischen Eorresxondeaz" wird au« Rom ge schrieben, die Schaffung eines ständigen interparlamentarische»
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