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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920224025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892022402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892022402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-24
- Monat1892-02
- Jahr1892
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Direkte tägliche Kreuzbandsendung in- Anstand: monatlich 8.—. Die Morgrn-Ausgabe erscheint täglich'/,7 Uhr. di« Abrnd-AuSgllbe Wochentag- 5 Uhr. Ledaction und LrpeLikio«: Johaunesgaflr 8. Abend-Ausgabe. JnsertiorispreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactlon-strich <4ge« spalten) btj-H, vor den Fainilirnnachrichten <b gespalten) 40^. Brößeie Schriften laut unserem Preis- derzrichnib. Tabellarischer und Zissernfatz uach höherem Tarif. Srtra-Veilagrn (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Pvslbefvrderung 60.-, mtt Posibesorderung 70.—. Aunahmeschluß für Inserate: DieLrpediiion ist Wochentag- ununterbroche» geöffnet voa früh 8 bi- Abends 7 Uhr. Filialen: Otto »lemm's Lorttm. (Alfred Hahn), Unreiner. Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtag- früh 0 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Inserate fiad siet- a» dt» «rhrdiltoi. Louis Lösche, tkntharinenstr. 14, part. a»P K»»lg«platz 7. Organ für Politik, LocalgesWte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Druck und Verlag von L. Polj in Leipzig I««. Mittwoch) den 24. Februar 1892. 8V. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Sprechverkehr mit Freiberg (Sachsen). Die Theilnehiner der Stadt-Frrnsprecheinrlchiungen In Leipzig und in Markranstädt werden vom l. März ab gegen Entrichtung einer Gebühr von 1 Mark für das gewöhnliche Gespräch dis zur Tauer von 8 Minuten zum Sprechverkehr mit den Iheilnehmcrn der Stadt-Fernsprecheinrichtung in Freiberg (Lachsen) zugclassen. Verzeichnisse der Theilnehiner an der Stadt.Fernsprecheinrichiung in Freiderg (Sachsen) sind bei dem Kaiserlichen Stadl-Frrnsprech. cmle in Leipzig käuflich zu haben. Leipzig, 21. Februar 1892. Der Kaiserliche Ober-Poftdirector. Walter. Leipzig, 24. Februar. * AuS Berlin schreibt man von unterrichteter Seile: lieber die WelfenfondSfrage verlautet hier noch, daß der Geh. ReaierungSrath Brücl vom Herzog von Cnmberland :u den Verhandlungen mit dem Laudcsdirector v. Hammer slein zugezogen ist, daß die Entsendung des Herrn r Hammcrstein aus der unmittelbaren Initiative des Kaisers beruht und daß der Ainanzminister Miguel sich sehr lebhaft für einen Ausgleich mit dem Herzog von liumberland interessirt. Selbstredend beobachten die nächst Prtbeiligten völlige- Stillschweigen über den Mang rer Ber- dandluna. Nach der hier am meisten Glauben findenden Lesart soll indeß vom Herzog von Cumberland weder rin Verzicht auf seine Ansprüche auf Hannover verlangt, noch die braunschweigische Erbfolge Gegenstand der Verhandlung zewcsen sein. ES soll vielmehr lediglich vom Herzog eine Erklärung über die Verwendung der Einkünfte des Welfen- sond« und eine Verpflichtung, diese nicht zu Agitation-zwecken zu benutzen, verlangt und abgegeben sem, so daß der vor- lulegende Grsctzenlwurf voraussichtlich die Rückgabe des WellcnfondS an den Herzog bezwecken wird. Sicheres ist natürlich noch nicht festzustellen. * War da« von dem DiSciplinarhof gegen den Grafen Limdura-Stirum gefällte Urtbcil befremdlich, so muß die i» der .Kreuzzeituna" veröffentlichte Begründung desselben noch ernstere Bedenken Hervorrufen. Und zwar nach zwei Stilen. Zunächst tritt» wie die ,,Post" ausführt, in der dtgrllndnng der Annahme eine« Dienstvergehens da« in den besonderen Verhältnissen des auswärtigen Dienstes liegende btsondere Moment und das motivirte positive Verbot nicht zknehmigter Veröffentlichungen mehr als gut zurück. Die Begründung paßt so ziemlich auf jede Kritik, wclckc seilenS eine« Beamten außerhalb der parlamentarischen Ärhandlungen an der inneren oder auswärtig-n Politik der -kegicrung geübt würde. Der Gerichtshof hat die Schwache skiner Begründung augenscheinlich selbst gefühlt und sich in Erinnerung an die parlamentarischen Verhandlungen über tm bekannten Allerhöchsten Erlaß über das politische Ver lusten der Beamten bei den Wahlen durck die Heranziehung bk« Begriffs »agitiren" zu decke» gesucht. Dieser Versuch kann ober als gelungen nicht erachtet werden. Abgesehen davon, daß auch nach der weitgehendsten Au-leaung jenes Erlasses, welche ter damallge Reichskanzler bekanntlich im Reichstage reprobirt bat, selbst eine oppositionelle Agitation bei den Wahlen nicht als ein diSciplinarisch zu ahndendes Dienstvergehen sich darstellt, kann bei der bloße» Veröffentlichung einer, wenn auch noch so scharfen, sachlichen Kritik der RegicrnngSpolitik der That- bestand der Agitation als verbanden nicht anerkannt werden. Gleich bedenklich erscheint die Begründung der für das Dienst vergehen verhängten höchsten DiSciplinarstrafe, der Dicnst- entlaffung. Wahrend bisher stets aiigeiiommcn ist, daß für die Bemessung der DiSciplinarstrafe allein die Schwere des Dienstvergehens entscheidend sein darf, wird in dem Er- kenntniß die Dienstentlassung namentlich mit der Er wägung begründet, daß Graf Limburg sich durch sein Auftreten mit seinem unmittelbaren Vorgesetzten, dem Herrn Reichskanzler, in zu schroffen Gegensatz gestellt habe, um wieder im diplomatischen Dienst verwendet zu werde». Diese Envägung würde ohne Frage von erheblicher Bedeutung sei», wenn darüber zu entscheiden gewesen wäre, ob Gras Limburg in dem einstweiligen Ruhestand zn belassen oder wiederum acliv z» verwenden wäre; sür die Strafabmessnng aber wohnt ikr nach unserer rechtlichen Ucbcrzcnguiig keinerlei Bedeutung bei. So erscheint die Begründung des TiScipliiiar-Erkcniil »iffeS rechtlich sehr schwach und vom politische» Standpuncte außerordentlich inopportun. * Wie ans dem von der Budgetcommission des Reichs tages über die Beschlüsse znm RcichS-Marinectat für 1892 98 erstatteten Berichte hcrvorgcht, wird die Eommisston beim Plenum Abstriche in der Höbe von rund 10,ü Millionen beantragen. Davon entfalle» rund 780 000 ^ auf die fort dauernde» Ausgaben, 8,2 Millionen aus die einmaligen ordentlichen und 1,5 Millionen auf die rininalige» außer ordentlichen Ausgaben. * Die „N.-L. E." schreibt: Die beiden dem Reichstag soeben zugegangenen, aus dem Gebiete militairischcr Sicher heit«!» aßreget» sich bewegenden Gesetzentwürfe gegen den Verrath mililairischcr Geheimnisse und über den Belagerungszustand in Elsaß Lothringen habe» keinerlei besondere und augenblickliche Veranlassung und daher auch keinerlei feindselige Spitze nach auswärts, die Beun ruhigung erzeugen könnte. Der erslere will nur die Lücken aiiSfüllen, welche sich seit längerer Zeit in dem bestehenden Recht gegen die Auskundschaftung und den Verrath militai- rischer Geheimnisse herauazestellr haben. Es wird allerdings zn prüf»» sein, ob nicht die Veröffentlichung sog. mitilairischcr Gebeimnisie, auch wenn sie unschädlich und a»S harmloser Absicht erfolgt ist, möglicherweise mit einer ganz ungerecht fertigten und uuvcrhältnißmäßigen Strafe getroffen werden könnte. Der andere Gesetzentwurf will für de» hoffentlich fernen Fall unerwarteter kriegerischer Ereignisse oder innerer Unruhen in den Reichslande» die Befugnisse der Militair- brhörden, entsprechend dem in Preußen bestehenden RechtS- znsland, genauer und bestimmter feststcllen. Er bat eine vor wiegend formale Bedeutung und wird wohl kaum Wider spruch im Reichstag finde». * lieber den BoltSschulgeseyentwurf veröffentlichen die „Hamb. Nachrichten" eine» Artikel, der an BiSmarck S HerrenhauSrede vom 7. März 1872 sich anlebncnd be tont, daß der Entwurf durch Herbeiführung religiöser Zerwürf nisse schwere innere Eonfiicle in Dcutfchland Hervorrufen müsse, da er Millionen freidcnkender Katholiken und Pro testanten der Gewalt der Orthodoxen beider Eonfessionen überliefern und dadurch die ullramontanen Pläne der römischen Priesterelemenle fördern werde. Ter Staat müsse dem Religionsunterricht seinen Platz anweiscn, dürfe aber die streikende Kirche niemals zur entscheidenden Instanz machen. * Nach der „Deutschen Weinzeitung" hat daS ReichSaint deö Innern einen vorläufigen Entwurf zu einem neue» Weingesetz dem Bundcsrath unterbreitet, um Gelegen heit zu geben, durch Umfragen in den betbeitigten Kreisen und bei sachverständige» Material in sammeln. Mit den Be richten sei nur noch Bayern im Rückstände. Der vorläufige Entwurf enthalte bezüglich der GallisirungS- bezw. Declara- tionsfragc etwa nachfolgende Bestimmungen: „Solche Weine, welche ausschließlich mit einer Lösung von krystallisirtem Zucker vergohrcn find, werden dein Declarationszwange nicht unterstellt. Ein Maxi»ial;usatz von t Rauiiiprocenl Alkohol wirk in gleicher Weise gestattet." Hinsichtlich de» Umfanges ter Verbesserung bezw. der Zusätze bestimmt der vorläufige Entwurf: „Der verbesserte Wein darf in seinen Gehalten an Extrakt, Mineralstofsen, Alkohol, Glycerin u. s. w. nicht unter jene Grenze bcrnntergeben, welche die geringsten Naturweine der betreffenden Jahrgänge und Gemarkungen zeigen." * Im Reichstag oder in der Budgetcommission dürfte, wie wir bören, in den nächsten Dagen der Geh. Rath Käufer, der Ebef der Eolonialabtbtilung des auswärtigen Amte«, über die Verhältnisse in Tütwest-Afrika und über die gescheiterten Verhandlungen wegen Bildung einer großen ErwcrbSgesellschast nähere Mittheilungen machen. E-s darf als seststckcnd und selbstverständlich betrachtet werden, daß diese Mittheilungen jeden Zweisel ausschließcn werden, als ob durch dieses auf den augenblicklichen Grtd- verhältnissen in England berubende Scheitern der neuen Gesellschaftsbildung unsere Politik in Bezug aus unser» Besitz in Tüdwest Afrika irgendwie eine veränderte Richtung an genommen hätte oder annchmcn würde, ini Geaciitbcil sprechen verschiedene Anzeichen dafür, Laß der Wert» dieser Eolonie immer nielir erkannt Wirt und an ihrer Nutzbar machung entschlossen und tdatkrästig weiter gearbeitet werde» soll. * Wie die „Vossische Zeitung" erfährt, wäre da« Justiz ministerium entschlossen, gegen die Herabsetzung der preußischen Rechtspflege in den Blättern vorzugehen. Schritte in dieser Richtung würden sich nickst auf die Kanlenrr Lokalpresse beschränken, und bei der dritten Lesung Le« StaalSbauSbaltSetatS wäre eine erneute scharfe Erklärung seiten« der Regierung „gegen da« in der Thal unerhörte Ge bühren der antisemitischen Presse" zu erwarten. * Noch bevor der Proceß Ahlwardt, der zur Ver- urtbeilung de« Angeklagten zu vier Monaten Gefängnis, ge führt ha«, beendet war, Kat diejenige Presse, so schreibt die „Nat^Ztg", sür welche Herr Ablwardt bis dadin ein Held und Oärtvrcr war, ibn persönlich preisaegeben: der Staats anwalt bat ihn dann als gewerbsmäßigen Ehrabschneider bezeichnet, und da« Urtheil des Gerichtshofes entsprach dieser Kennzeichnung. So weil e« sich in dem Proceß um die Be leidigung vo» Privatpersonen handelte, waltete ein öffent liches Interesse kaum ob, ein sehr erdeblickeS dagegen hinsichtlich der Beschuldigungen gegen die städtische Verwaltung von Berlin Keine derselben ist erwiesen worden, und so weit die Verhandlung diese Beschuldigungen zum Gegenstand eingehender Untersuchung machte, ist die Grundlosigkeit festgestcllt worden. Vielleicht wäre cS, nachdem eS emmal zu diesem Proceß gekommen, taktisch richtiger seitens des Magistrat« gewesen, auch in den Fällen, in denen Parteigenossen des Angeklagten als Zeugen Bc Häuptlinge», wenn auch unbewiesene, in dessen Sinne aus teilten, B. betreff« der Bevorzugung fortschrittlicher Sul mittelsten rc., der ^ache vor dem Gerichtshof vollständig aus de» Grund zu gehen; inan kan» intest die Abneigung des Magistrats verstehen, sich immer von Neuem vo» einer Persön lichtest wie Ablwardt in die Nolle eines Angeklaglen drängen zu lasse», der sich rechtfertigen soll. Wo Beweis erhoben wurde, bat er die Frivolität der Ablwardt'schc» Behauptungen er geben; es war i» dieser Hinsicht durchaus charakteristisch, daß in einem der Fälle, wo bei Grundstücks Ankäufen unlautere Profite gemacht sein sollte», nämlich am Urban, überhaupt noch gar keine Grundstücke seitens der Stadt angekauft sind Eine Ungcbörigkcit allerdings ist fcstgcstcllt worden: daß vr. Otto HcrmeS als Mitglied der Schuldeputation Eandi batenfürdieAnslcllung an höherenLebranstallcnvv» seinem rati ealen retigiLsen Standpnnel aus — er ist Dissident — in Unter Haltungen über religiöse Frage» zog. Herr Hermes kann sich nicht wundern, wen» daraus gefolgert wird, daß für ibn die Ucberciiistiinmung der Eanditatcn mit seiner religiöse» und vielleicht auch politischen Denkart hinsichtlich der AnstcUuiig in Betracht kam. Aber er ist nur eine« von dreißig Mil gliedern ter Stadlschnldepntalion. Hoffentlich wird der fchlccktc Eindruck, den jene Tbatsache überall gemacht hat — auch in der tcutsch-freisiniiigen Presse wirk er empfunden — als Warnung vor jedem Versuche ungehöriger Gcllent machlNlg perfönlickicr Auffassungen bei der Ausübung der Befttgnisse der Selbstverwaltung dienen. Die Berliner Stadt Verwaltung als Ganzes aber ist gerechtfertigt an« dem Processe kcrvorgegangen. * Der auffallende Eifer, mit welchem die polnische Fraktion im Marineausschuß alle Forderungen der Regierung bewilligt, kommt der nltramontancn „K. VvlkSztg." febr bedenklich vor. Sie schreibt darüber: Wir haben de» Eindruck, als ließen die Freunde des Herr» v. Koscielski bel ihrcm Strebe» nach der Ännsl der Regierung die Klugheit zu sehr außer Acht. Tcr Unterschied i» ihrer Haltung sstzr und vor zwel Jahre» ist doch etwas zu grell. Wcnn man diese Großmuth im Bewilligen vo» Geldforderungen sieht, kann man kaum umhin, Absicht zu merken, und das verstimmt de- kanntlich. Wir gönnen den Pole» gewiß vo» Herzen Allee, worauf sie Anspruch habe», und begreifen auch, wenn sie die leitenden Kreise bei guter Laune zn erhallen bestrebt sind. Der Regierung, die da« (gebotene gewiß gern aniiimmt, kann aber die Absicht doch ebenfalls nicht entgehe». Sie muß al>o kritisch und vorsichtig aegenilbcr der polnischen Freundlicli keit werden. Dazu ist sie um so nichr genüthigt, als große Parteien ihre jetzige polensreuudliche Politik mit grogem Verdrus: bemerken und mit desto mehr Erfolg bekämpfe» könne», je inel.r die Polen ihnen durch Ucbertretbuiia die Handhabe bieten, ihre Aufrichtigkeit zu verdächtige». . . Wir vermuthc» auch, daß die allzu große Biegsamkeit an maßgebenden Stelle» nur geringe!» Retvect begegnet, und wen» unser »och nicht allzu sicherer Eurs mal wieder plötzlich die entgegengesetzte Richtung einschlagen sollte, so wird die Halluiig der Polen das eher erleichtern, als erschweren. Xe guitl uiiui»! * Zn der telegraphisch genicldctcn Ausweisung des Herr» Max DollfuS aus Mülhausen wird geschrieben: „Derselbe, ein Lohn des Großindustrielle» August Dollsus, bat im Jahre 1881, wenige Wochen vor dem Eintritt in bas niilitairpflickstige Alter, die Enltassung ans der dculschc» Staatsangehörigkeit genommen, »nt daraus sich in der Schweiz »aturalisircn lassen. Nach sechsjähriger Abwesen heit kehrte er »ach Mülhausen zurück, um in das Ferrillrtsi». Die Dennhar-tsbrü-er. Ks Socialer Roman von A. Lütetsburg. kachdius »ertöten. (Fortsetzung.) DaS Kind verließ den Raum, knarrend bewegte sich die rhür in ihren Angela. Kordel schrak jäb zusammen, noch mehr, als ein schneidend kalter Lustzug durch die Thüre kam, ter gerade Frau Greve treffen mußte. Schnell zog sie die Mr hinter sich zu, aber im Davonlaufen glaubte sie die schreiende Stimme ibrer Peinigerin zu hören. DaS Blut wollte ihr in den Adern gerinnen, einen flüchtigen Augen blick stockte ihr Fuß, aber bann floh sie entsetzt die Straße entlang. Es war eine kalte Herbstnachst, aber ein lichter, sternen- besäeter Hinimel wölbte sich über der Stadt. Kordel war nur leickl bekleidet, sie mußte in ibrer armseligen Hülle Frost empfinden, aber sie hatte kein Gefühl dafür. Sie schaute nur ab und zu zum lickten Himmel aus, während sie rastlos Weiler lief, immer weiter, bis die Stadt in ibrem Rücken lag, bi« fie nicht einmal mebr die Tbürme derselben sah. Run würde sie nie mehr zu Frau Greve zurückkebren. Lei diesem Gedanken blitzte eine eiserne Entschlossenheit an te» Augen, deren erschreckter, angstvoller Ausdruck Jakob Lrenner so tief erschüttert, und der Mund des Kinde« murmelte: „Nie mebr!" Aber wohin? Gleichviel, wo sie ein Ende fand, die weite, weite Welt hatte für sie nicht Raum, sie mußte die Erde ver lassen. Sie erfaßte den Gedanken vielleicht nicht ganz, aber sic wußte doch, was sie wollte, und ihr Entschluß verursachte ibr nicht den geringsten Schmerz. ES gab für sie nicht« auf der Erde, was ibr schön dünkte, nie batte dieselbe ibr etwa- Freund- iude« geboten. Sie brauchte nickt mebr hungernd und frierend an ken Straßenecken zu sitzen, von Furcht gequält, daß sie nickst« rerlauscn und am Abend Karl dafür bestraft werden würde - darin gipfelte Alles, was ihre junge Seele bewegte. DaS Kind ließ sich ani Wege auf einen Stein nieder, eS suhlte sich vollständig erschöpft, zitterte nun aber auch so sehr rer Frost, daß die weißen Zäbnchrn klappernd auf einander schlugen. Der kalte Nachtwind fubr über die Ebene und pflückte ta« raschelnde Laub von den Bäumen. Kordel saß still und schäme zum Himmel auf. Wir wunderbar schön flimmerten die Sterne, dort der eine mit seinem milden, klaren Lickt, der antere rötblich, und dort der dritte, große in allen Farben. Leim sie dorthin käme! Dort war e« gewiß von allen Löhnungen de« lieben Gotte« am schönsten, hell und warm. Sie mußte eilen, ikr Ziel zu erreichen, ehe eS Morgen wurde, und man sie zu Frau Greve zurückschleppte. Sie fprang auf ihre Füße, welche fast gefllblloS vor Kälte waren und taumelnd setzte sie ihren Weg fort. Mebr als einmal batte sie da« Gefühl, als wolle ihr Bewußtsein schwinden, daS kleine Herz pochte so bang und unruhevoll in der Brust zum Zer springen, und es wurde dem Kinde wieder und immer wieder dunkel vor den Augen. Noch war sie indessen nicht an ihrcm Ziele angelangt. Rauschte dort nicht da« Wasser? Ach nein, e« war der Wind, welcher durch die dürren Blätter der Bäume fubr, nun leiser, dann stärker. Kordel lies weiter und weiter, allmälig füblte sie sich von einer unnennbaren Angst er griffen. Wenn sie ikr Ziel nicht fand? Im Osten dämmerte das Frührotb herauf. DaS Kind war die ganze Nackt gelaufen. Schneidend war die herbst liche Luft, und doch perlten Schweißtropfen von det kleinen Stirn. Die Angst batte sic bervorgeruse». Breiter wurde ini Osten der Streifen und breiter, Licht siegte über das Dunkel. Das Kind stand still, tief auf- seuszend. Indem es sich umschaute, nahm daS angstvolle Genastchen einen ruhigeren Ausdruck an. Die Gegend, in welcher Kordel sich befand, war eine ihr durchaus fremde. Aber sie war so müde, so todtmüde, daß sic durchaus nicht konnte. „Aber ich muß — ich muß!" murmelten die zuckenden Lippen. Und sie ging weiter und weiter. In der Ferne sah sie den glänzende» Strom, in dessen Flutb die Sonne leuchtend ihren Widerschein fand. Auch in rem blaffen Gesickstchen leuchtete c« auf, und schneller, aber auck mit letzter Anstren gung bewegten sich die schmerzenden Füße vorwärt«, bis zur Brücke, bis zum Wasser, da« brausend unter ihrem Bogen dahinschoß. DaS Kind hatte da« Ufer erreicht, eS sckauie sinnend in die brausende und gurgelnde Flutb. Sie würde nicht zu Frau Greve zurückkebren, nun in Wirklichkeit nicht mebr — all' ihre Sorge und Noth hatten ein Ende erreicht. Jakob Brenner aber würde sie nie mebr seben Sein letzte- Wort war ge wesen, daß sie gut bleiben solle. Nun blieb sie gut, sonst würde sie eS nickt geblieben sein. Sie tbat einen Sckritt vorwärts — noch einen. „He! Hollah!" Ein kräftiger Fluck noch, ein SckreckknS- ruf von Kordel'S Lippen — >m nächsten Augenblick war sie am Ziele. Der Körper des Kinde« erschien noch ein — zwei Mal auf der Oberfläche, die Sonnenstrablen tanzten vorüber gebend auf einem todtblaffei, Gesickstchen, dann war AlleS vorbei. Die Wasserwegen wälzten sich vorwärts, gleich al- ob nickt« geschehen sei. Der Mann, welcher vorhin den Fluch auSgestoßen, sah sich vergebens nach einem Gegenstand zur Rettung um und eilte sofort tcr Stelle zu, a» der Kordel Nachmanu so eben noch gestanden und von der sie den Sprung in die Tiefe gethan. DaS war die gegenwärtige Kinderwelt! Der Mann zweifelte nicht einen Augenblick, daß jene« Mädchen den Tob freiwillig gesucht und gefunden hatte. Ein zehnjährige- Kind! In der guten alten Zeit wäre ein derartiger Fall unmöglich gewesen. Sechstes Capitel. Biele Tage waren vergangen, seitdem Jakob Brenner sich von Kordel getrennt, und cS war ihm bis jetzt immer »och nicht gelungen, ibr zu begegnen oder sie u» Hause anzutrefscii. Auch Frau Greve fand er nirgends. Eine Nachbarin hatte ihm gesagt, daß sie de» Tag über nicht zu Hause sei, sie babc iyren Acrgcr genug, denn die ältefte Tochter sei auf- und davviigegaiigen, wie die Mutier vermutbc, mit einem kalb wüchsigen Jungen. Tie Kinder machten eS in gegenwärtiger Zeit nicht anders. Jakob wußte nicht recht, ob er Trauer oder Freude über diese Nachricht empfinden sollte. Der Gedanke, das Kind in Frau Greve'S Nähe zu wissen, hatte ih» förmlich gepeinigt — Tag und Nacht. Nun war sie fortgclauscn — mit einem halbwüchsige» Burschen. Es siel ihm nicht einmal ein, daß Frau Greve ihn damit gemeint naben könne. Mit wem konnte Kordel davon gegangen sein? Man würde die Kinder wohl auch wieder einsangcn, sic batten nickt die geringste Aussicht, weit zu kommen. ES blieb sich Alles gleich — Kordel war so oder so eine Verlorene. Wie der Gedanke sckmcrzte! Ganz zufällig traf er eine« TageS mit der Frau Greve »sammkn. Sie begegnete ihm aus der Straße und über- chüttetc ibn mit einer Flutb von Schimpfreden, daß er ihre Tochter irgendwo versteckt halte. Seinen Bctbeiieriingc», daß er Kordel überhaupt noch nicht wieder gesehen, schenkte sie nicht die geringste Beachtung, sondern fuhr fort, ihn laut mit Vorwürfen zu überhäufen, so daß sich in wenigen Augen blicken ein Mcnschenbaufe anzusammeln begann, dessen Anblick Jakob bewog, sich zu entfernen. Durch diese scheinbare Flucht erweckte er aber eine üble Meinung bei den Uinstebenden, »nd man würde sich ebne Zweifel bemüht baden, den sich eiligst Entfernenden fest- zuballen, wenn nickt die Anklägerin selbst einen so durchaus widerlichen Eindruck gemacht hätte. Nichtsdestoweniger sammelte sich eine Anzabl Neugieriger um da« Weib, iim sich von demselben erzählen zu lassen, daß Jakob Brenner, ein „Dennbarttsbruder", ikr Kind gestohlen und. der Himmel möge wisse», wohin gebracht habe. Die Erzählung war wohl geeignet, ein Interesse zu er wecken. Der junge Mann war nur flüchtig gesehen worden, aber — ein „DennhardtSbruder!" Darin lag Alles. Tie Frau mochte Recht haben. Nickst lange dauerte eS, so kam ein Schutzmann bin;», er wurde von dem VorgesaUeiien in Kenntniß gesetzt und machte seine Notizen. Dann zerstreute sich die erregte Menge. Jakob Brenner hatte sich an seine Arbeit begeben. Dem Vorfall schenkte er wenig Beachtung — er war auch über zeugt, daß Kordel sich von selbst wieder einsinden werde Der Gedanke an da- Kind beschäftigte ibn zwar lcbbast, iiiiiucr glaubte er, die trostlosen, großen Augen vor sich zu seben, aber daS tägliche Leben brachte für ib» so mancherlei mit sich, daß seine Gedanken doch nicht ausschließlich dem Kinde ge höre» konnten Die Tage flössen ruhiger für ibn dahin. Nicht Jakob Brenner batte seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu dem Fabrikherrn erwähnt, aber mau batte Loch davon erfahren unk sah sich nun veranlaßt, Schweigen und Zurückhaltung zu beobachten, und fügte sich so kein Recht des Stärkeren. Heim sich wurde allerdings »och viel geredet, aber davon wußte Jakob nicht-. So ging er still seines WcgeS, ahnungslos, und doch tbllrmtc» sich Wolke» abermals dichter und dichter über seinem Haupte zusammen. Der Inspector Wiedekind batte sich am heutigen Tage längere Zeit mit Jakob unterhalten über allerlei Dinge, von denen dieser nicht wußte, welche» Zweck sie bade» konnten. Dabei kalte er den jungen Mann scharf beob achtet, »nd diese Tbatsache war demselben nicht entgangen Später sprach der Inspector noch mit dem Werkmeister Grünwald, und auch bei diesem Gespräch .war Jakob Brenner, wie er sebr wohl bemerkte, ausschließlich der Gegen stand der Unterhaltung. Beide Männer blickten wiedervolt zu ibin herüber, und daß das geführte Gespräch ei» sehr ernstes war, bewies der Gefichtsaiisdruck beider »ur zu deutlich. Bcuiiruhigt füblte sich Jakob nicht im Mindesten dadurch, er batte sogar sehr bald die Gedanken über diesen Punet aiisgegeben Andere-, Wichtigere« nabm all sein Sinnen in Anspruch. Unablässig schwebte ibm jener Augenblick vor der Seele, in welchem er dem Fabrikkerrn, seinem Onkel, gegen übergestanden. Es war ibm unmöglich gewesen, die Ver »iuthung festzubalten, daß Karl Brenner ein elender T<h»rtc sei. Die Hoffnung für seine Person bestand lediglich darin, daß rin unseliger Zufall damals eine furchtbare Rolle ge spielt. War dies nicht der Fall, dann — dann konnte er nicht ausdenken. Nach Feierabend ries ibn der Wcrsiiicistcr Griinwald zu sich. Er forderte ibn auf, ein Stück Weges mit ibm zn komme», da er ihn »ack etwas fragen wolle. Er schien ge wöhnlich ernst und unruhig. „Brenner", sagte er. draußen angelangk, „Sie kannten «in neineS Mädchen mit Namen Kordel Nachmann?"
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