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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920227010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892022701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892022701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-27
- Monat1892-02
- Jahr1892
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8. » 8. r« LS VUlAIlö, > u. ' o, >«. s. > tl Ü.Ul.bM ' ». > » K bl«s«Llr ». > u. i u. i u. a. > 8. I Lt. »5lSil. 6 s. 1. v. u. 8. S. 0. U. S. U. 8. a. ». o. tlane». 6>l,I»tM l u. > 0. » u 1 u. i v. ' 0. »tt. >8.1,1 UV,«L, > U. » v. > 0, > er, > o i«. l«.lo s. ) u. ,»r Ä l >0. 1 8. l N. > 8. i ». ) 8. « . w8.pl? r s. 1 8. 1 8 , 8. >8. 18.? ) 8. t 8. ) 8. ) 8. 1 8 1 8. 1 8. j 8. ) 8. » 8. » 8. 1. 1 8. 1 8. I. Nllell >. »Ile««. I. 1. 1. I. 1. >. 0 8. i. 1. 1. 1 Stllcle »lurl. 8. 81. 1 ll. ll. 1 1 h » «l 8. L AbonuementspreiS k der Houptexpediliou oder den im Stadt« b,,irk und den Bororten errichteten Aus- bestellen ob,« ho 1t: virrteijävrllch^SchO. bei zweimaliaer täglicher Zustellung ins bau» >l S.S0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich F k.—. Direct» tägliche Kreuzbandsrndnug in» Ausland: monatlich S —. Die Morgen-Au-gabe erscheint täglich'/,? Uhr, dir Abend.«ln-gab« Wochentags b llhr. Lr-arlion und Lrpeditio»: Aohnnnesgassr 8. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen »oa früh 8 bi- Abend« 7 Uhr. Filiale«: Vit« Klemm « Lorttm. (Alfreh Hnha). Uatversitüttstrah» 1. L»»t« Lösche. r-thartnenstr. 1«, pari, nnd k«»t,«platz 7. 105. Morgen-Ausgabe. EMr.Tagel>lalt Anzeiger. Drgau für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Sonnabend den 27. Februar 1892. Jnsertiorrspreis Die 0 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich <4 ge- spalten! üO^, vor den Famiiiennachrichüa sd gespalten) 48^. Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichaiß. Tabellarischer und Zifferusatz nach höherem Tarif. Nrira-Vrilitgru (geffrlzts, nur mit der Morgeu-Ausgabe. ohne Poslbesörderuuz >ll 60.—, mit Postbesörderuog 70.—. Znnahmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittag- 40 Ubr. Marge n-Au-gab«: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je ein« halb« Stund« srüher. Inserat« sind stet» an dt« Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig 80. Jahrgang Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 28. Februar, Bormittags nur bis S Uhr t,cvjsnet> LxpeiMlon <1t>8 I^lprlxvi' Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Tie Stücke 7—11 deS diesjährigen Reich«,«schblattrS sind bei uns eingegangen und werden bis zum 21. kommendcn Monat« aus dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dieselben enthüllen: Nr. 1990. Uebereinkominen zwischen dem Reich und Italien über den gegenseitigen Patent-, Muster- nnd Markenschutz. Vom 18. Januar 1892. Nr. 1991. Gesetz, betr. die Anwendung der vertragsmäßigen Zollsätze auf Getreide, Holz und Wein. Vom 30. Januar 1892. Nr. 1992. Gesetz, betr. die Anwendung der für die Einfuhr nach Deutschland vertragsmäßig bestehenden Zollbefreiungen und Zollermäßigungen gegenüber den nicht meistbegünstigten Staaten. Vom 30. Januar 1892. Nr. 1993. Bekanntmachung, betr. die Anwendung der vertragsmäßig bestehenden Zollbefreiungen und Zollermäßigungen aus die spanischen Boden- und Industrie-Erzeugnisse. Vom 30. Januar 1892. Nr. 1994. Verordnung über die Inkraftsetzung de- Gesetze-, betr. das RcichSschuldbuch, Vom 24. Januar 1892. Nr. 1992, Bekanntmachung, betr. den Schutz deutscher Waarenzeichen in der Schweiz. Vom 31. Januar 1892. Nr. 1996. Allerhöchster Erlaß, betr. die Ausnahme einer Anleihe aus Grund der Gesetze vom 16. Februar 1882, vom 16. März 1886, vom 22. Mär» 1891 und vom 1. Juni 1891. Vom 22, Januar ItM. Nr. 1997. Declaration, betr. di« theilweis« Verlängerung des deutsch, spanischen Handels« und Schiffiah rtü Vertrags vom 12. Juli 1883. Vom 16. Januar 1892. Leipzig, am 24. Februar 1892. Der Rath »er Stützt Leipzig vr. Tröodltn. Krumbiegel. Bekanntmachung. Zum Behuf der gcgcn Ende jede» akademischen Halbjahre- zn hallenden Revision der llniversitäls-Bibllothek werden die Herren Ltudirenden, welche Bücher ans derselben entliehen haben, ous- gesordert, diese am 27„ 29. Februar und 2. März gegen Zurückgabe der Empfangsbescheinigungen abzuliefcrn. Die Abliescrung wird in der Weise zu geschehen haben, daß Diejenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben L—8 ansangen, am 2«. Februar, die, deren Namen mit einem der Buchstaben ,l—k beginnen, am 29. Fcbruar, und die klebrigen am 2. März (früh zwischen 10—1 Uhr) abliesern. Alle übrigen Entleiher werden ausgrfordert, dt« an sie ver« liehen«» Bücher am 7., 8. und 9. Mär, während der gewöhnlichen Leffnung-stundeu) zurückzugeben. Während der Revision-zcit (27. Februar bis 12. März incl.) ISanen Bücher nicht ausgellehen werden. Der Lesesaal ist während lerselben nur Vormittags (von 9—1 Uhr) geöffnet. Leipzig, de» 22. Februar 1892. Tie Tirrction der llni»rrsität«-Btbli«thrk, B««thovenstraße 4. Zwangsversteigerung. Ans Antrag des Verwalters im Concursverfahren über das Brr« mögen de- Kaufmann« und Maschinensabrikonten Richard Bauer zu Guben soll da- zur Eoncursmasse gehörige, im Grundbuche von "loben. Bond 22X. Blatt l 13, Nr, 488i, aut den Namen des Kauf- mann« und Maschinensabrikonten Richard Bauer in Guben ein- Magen«, zu Guben, Berliner Straße Nummer 8, belegene Grund- iiiick am 29, April 1892 Vormittags 9 Uhr vor dem Unterzeichneten «Bericht an Gericht-stellr, Zimmer Nr. 9, zwangsweise versteigert werden. Da- Grundstück hat eine Fläche von 16 «r 30 gm und ist zur Grundsteuer nicht veranlagt, dagegen mit 1794 Nutzung-wrrth mr Gebüudesteuer veranlagt. Auszug aus der Steuerroue, be glaubigte Abschrift des Grundbuchblalte-, etwaige Abschätzungen und andere das Grundstück betreffende Nachweisungen, sowie besondere lkavsbedingungtit können in der BerichtSjchreibcrei I des onterzeich- neten Gerichts eingesehen werden. Alle Realberechtigten werden ausgesordert, die nicht von selbst aas den Lrstrher übergehende» Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuch« zur Zeit der Eintragung de» Brr« üetgeraNgsvermeikS nicht hervorgtng, insbesondere derartige For derungen von Capital, Zinsen, wiederkehrendrn Hebungen oder Sollen, spätestens tm Beisteigerungstennin vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, falls der Eoncursver- Walter «iderlpricht, den, Berichte glaubhaft zn machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung de« geringste» Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Vertheilung deS Kaufgcldes gegen die berücksichtigten Ansprüche in« Range zurllcktreten. Diejenigen, welche da« Eigentbum des Grundstücks beanspruchen, werden aufgeiordert, vor Schluß des Bersteigerung-lermins die Ein stellung de- Verfahrens herbetzufübren, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Sausgeld in Bezug auf den Anspruch an dt« Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheii über di« ENHeilung dc- Zuschlags wird am 30 April 1892 Mittag» 12 Uhr an Gerichtrstelle, Ztinmer Nr. 28, verkündet werden. Guben, den 23. Februar 1892. KSiitglicheS Amtsgericht. II. Realschule, Ttzaufserstratzr. Di« Aasaatzmetzriifun, findet «tt1»»ch, den 2. März, früh 8 Uhr statt. Papier und Feder stud mitzubriagen. Leipzia-Reudnttz, den 26, Februar >892. I. vr. G. »urgtzburckt. Bekanntmachung. In den Stallungen des Gutsbesitzer« August Witzig in Letpjig-Lkllerhausen, Dorsstraße Nr. 2S, ist unter den daselbst eingestellten Kühen die Maul- und Klauenseuche an-gebrochen. Indem wir dies unter Bezugnahme auf ß, 65 der Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 9. Mai 1881 zur öffentlichen Kenntniß bringen, bemerken wir zugleich, daß für das in den Ställen deS fraglichen Grundstückes eingestellte Rindvieh die l ftalls-errr angeordnei worden ist. Während der Dauer der letzteren dürfen Wiederkäuer und Schweine in LaS nurcrwähnt« Gehöft nicht »ingesüdrt und ohne besondere Erlaubntß für jeden einzelnen Fall auch nicht ausgeführt werden. Leipzig, den 24. Februar 1892. Der Rath tzer Stadt Leipzig. VIll. 885. vr. Tröndlin. Dietrich. Die Lrifis in Frankreich. Seit dem 18, Februar ist Frankreich ohne Regierung, alle BemUbungen. ein neue- Ministerium zu bilden, sind gescheitert, weil sic sich iu der Richtung bewegten, den bis um Rücktritt de« CabinetS bestehenden Zustand auf der- elben Grundlage wieder hrrzustellrn und da anzulnüpfcn, wo man am 18. Februar angclangt war. Obwohl die radicale Partei nicht über die Mehrheit verfügt, so ist ie eS doch, welche da» Ministerium Freycinct gestürzt hat, und aus diesem Grunde verlangt sie, daß sie der neuen Regierung da- Gepräge gicbt. Die Losung lautet: „Trennung von Kirche und Staat" und gerade dieser witer- trebt die öffentliche Meinung, soweit sie politischen Gesichts- mnctcn vor den Anforderungen der republikanischen Frei heit den Borrang cinrLumt. Tie Verbindung der Anhänger der Monarchie uno der Nadicalen zum Sturze der Negierung war unnatürlich und ein innerer Widerspruch. DaS Ministerium Frevcinct wollte mit dem Papst in gutem Einvernehmen bleiben, während die Nadicalen die durch das Concordat geschlossene Verbindung abbrechen wollten, den Monarchisten war Freycinct nicht papstfrrundlich genug, die Nadicalen fanden umgekehrt, daß er dem Papste mehr, als zu ertragen, den Willen thue. Zufrieden mit der Haltung der Regierung waren eigentlich nur die Opportunisten, weil sie die politischen Rücksichten gegen den Papst als berechtigt anerkennen. Der Papst selbst war mit Freycinct Wohl zufrieden, weil er Ver- tändniß für die Absichten deS Papste« bei Anerkennung der Republik zeigte, die Monarchisten scheinen aber gehofft zn haben, daß der Papst fick von seinem Arrthnm bekehren lassen würde, welcher die republikanische StaatSform als die endgilligc und dauernde ansieht. Damit ist die Lage gekennzeichnet, in welcher sich Frank reich beute befindet; Earnol hat nach dem Scheitern der Be mühungen Rouvier'S, ein neue» Cabinet zu bilden, sich an Bourgeois gewendet, welcher den radikalen Standpunct ver tritt, also die Aufgabe übernehmen will, die Trennung von Kirche und Staat vorzuberciten, denselben Standpunkt, auf welchem sich Hubbard befand, als er den Antrag stellte, den Gesetzentwurf über die kirchlichen Genossenschaften für dring lich zu erklären. Zwar ist Hubbard mit seinem Anträge nach dem Sturz deS Ministeriums Freycinct in der Minderheit geblieben, aber die damalige Abstimmung war durch die vorangehende über die von Frcycinet gebilligte Tages ordnung beeinflußt, sie war von einem Theilc der Ab- stimmcnden al« Brücke gemeint, welche dem Ministerium die Fortführung der Geschäfte vermitteln sollte. Heute würde der Gesetzentwurf wohl überhaupt nicht mehr in Betracht kommen, weil er nicht weil genug geht. Dir radi- calr Partei fordert entschiedene Stellung zu der Frage deS zukünftigen Derbältniffcs zwischen Kirche und Staat, Diese Frage ist zur Entscheidung gereift durch dir Vorgänge im Pantheon am Grabe Victor Emanucl'S, die französische» Pilger haben bei diesem Anlaß gezeigt, daß sie Staat und Kirche nicht auseinander zu halten wissen, sie haben Victor Emanuel als den Zerstörer der weltlichen Macht de» Papste- noch im Grabe beschimpft und dadurch allgemeines Acrgerniß erregt, und die französische Regierung hat darauf mit dem Verbot der Pilgcrzüge geantwortet. Leo XIII. war damit einverstanden, aber die französischen Bischöfe betrachteten da- Verbot der Pilgerzüge als einen Eingriff in die Rechte der Kirche. Dieser Ausfassung gab der Erzbischof von Aix in seinem bekannten Brief au den Minister Falliöres Aus druck, und die Antwort bestand in der Anklage, welche mit der Verurtheilung de» Erzbischofs zu einer Geldstrafe endete. Da- brachte die Anhänger der Monarchie in Aufregung, der „Figaro" veranstaltete eine Sammlung für den verurtkeilten Erzbischof, und die radicale Partei wurde dadurch veranlaßt, den Abgeordneten Hubbard vorzuschicken, damit er den Ge setzentwurf über die religiösen Geiiossenschasren als da- Mittel bezeichne, um solche Vorkommnisse in Zukunft un möglich zu machen, Freycinct, von zwei Seiten gedrängt, cnlichied sich für einen Mittelweg und erklärte, daß der Ge setzentwurf nicht dazu dienen solle, die Trennung von Kirche und Staat vvrzubereiten. Hier liegt der Kern de- Streite-, Die Radicale» sagen: Ob der Papst die Republik al- die berechtigte Slaatsform Frankreich- anerkennt oder nicht, ist uns glcichgiltig, wir wollen uns überbaupt von dem kirchlichen Einfluß frei machen, die Kirche möge ibrc Ziele verfolgen, in welcher Form und Ausdehnung sic wolle, der Staat will aber in Zukunft auch seine eigenen Wege geben. Wir haben keine Lust, unsere Politik vom Papst abbängig zu machen, wie wir un- dem Königreich Italien gegenüber verhallen wollen, ist unsere Sache, sic bat mit dem Verhältniß, in welchem sich der Papst Italien gegenüber befindet, nichlS zu schaffen Im Uebrigen fühlen wir uns auck in unsere» bürgerlichen Rechten durch die Kirck>e zu sebr beschränkt. Episkopat nnd Klerus sind noch immer viel zu sehr in der Lage, unserer Freiheit und Selbstständigkeit entgegen zu treten, Tesbalb verlangen wir Trennung von Kircke und Staat, nur diese ist im Stande, un- den Grad von HandlungSfreibeit zu gewahren, besten wir bedürfen, politische Rücksichten aus die Macht de« Papsttbum« können un« nicht bewegen, von unseren Forderungen adzusteben. Da« ist dir Lage der Dinge, unter welcher ein radicale- Ministerium in- Amt treten würde, gleichviel, wie der Vor» itzcnde deS neuen EabinetS beißt. Man erkennt daran-, daß fragen, welche mit der natürlichen Entwickelung eines Staates in organischem Zusammenhang stehen, ihre Kraft auch unter mstandcn äußern, welche ihrer Geltendmachung im Wege zu tehen scheinen. In Frankreich beherrscht de» Gedanke, das verlorene Uebergcwichl im Rathe der Völker Europas wieder- lugewinncn, seit 21 Jahren da« gesamt»te Dichten und brachten der Nation, die Franzosen haben willig alle lasten getragen, welche ibnen ein ungebeurcS Heer auferlegt, >c baden ihre Selbstachtung preisgegebcn in der Bewerbung um die Gunst des russischen Bundesgenossen, sie sind in ihrer Mchrbcit auf den Gedanken der wirtvschasllickcn Abschlicßnng vom übrigen Europa eingegangen, weit sic sich in dem Glauben befinden, daß dadurch d>e finanziellen Hilfsmittel vermehrt werden könnten. Aber der Gedanke der Wiedereinsetzung i» die frühere internationale Stellung Frankreichs ist doch nickt tark genug, um den geistigen Druck anSzuglcickcn, welchen da- französische Volk vom Vatican aus zu erdulden hat. Es ist anerkannt worden, daß Frcycinet als KriegS- minister allen billigen Anforderungen entsprochen hat, eS ist nicht minder bemerkt worden, daß Ribot große Ge- chicklichkeit in der Gestaltung der internationalen Beziehungen Frankreichs bewiesen hat. Dir Thatkrast deS Ministers äonstan» in der Niederbaltung der revolntionairen Leidcn- chaften ist ebenso gewürdigt worden, wie die Fähigkeit Rouvier'S, die finanzielle Lage des Lande- so günstig als möglich einzurichten. Alle diese Wahrnehmungen haben aber nicht bingereicht, um eine solche Negierung in ihrem Bestände zu schützen und ihr die Fortführung ihrer Politik zu ermöglichen, und zwar aus dem Grunde, weil eine große und einflußreiche Partei Frankreich von dem geistigen Drucke befreien will, welchen daS Papsttbum auS- lbt. Man sagt, Frankreich sei von der Ministerkrisis selbst am meisten überrascht worden, aber eS bleibt doch daneben die Thatsache bestehen, daß der Druck, welchen da- Papsttbum auSübl, im Lande trotz aller andern schwerwiegenden Interessen empfunden wird. DaS Verhältniß Frankreichs zum Papsttbum wird von Denjenigen, welche eS in seiner gegenwärtigen Gestalt bekämpfen, als eine innere Angelegenheit betrachtet, während die Regierung nur die internationale Seite deS Verhältnisse» im Auge hat. Diese Thatsache zeigt, daß im Leben der Völker die moralischen Bedürfnisse doch schließlich die Oberhand über alle andern Rücksichten beanspruchen. Frankreich ist unzu frieden, weil es Elsaß-Lothringen verloren hat, e- ist ebenso unzufrieden darüber, daß eS nicht mehr die erste Stimme im Rathe der europäischen Völker hat, aber eS ist am meisten unzufrieden darüber, daß e« sich dem Einflüsse de» Papst- thumS beugen soll. * Leipzig, 27. Februar. * Bei der Ersatzwahl eines RcichStagSabgeordneten für den 7. Oppelner Wahlkreis wurde Rittergutsbesitzer Frciberr v, Reitze »sie in (Cenlrum) mit 16637 Stimmen gewählt. Ein Gegcncandidat war nicht aufgestellt. * Wie dir jüngste Rede deS deutschen Kaiser» in Oesterreich bcurtheilt wird, da« bekundet folgende Aus lassung der sonst mit dem „neuen EurS" sympathisirendcn „Neuen Freien Presse": Die Reden des deutschen Kaiser» bei den JahreSsesten des brandenburgischen Provinzial-Landtage- haben eine Berühmtheit erlangt. Auch gestern hat der Kaiser eine solche Rede gehalten, und der Zufall wollte eS, daß gestern auch der sünsundzwanztgst« Jahrestag der Eröffnung de« norddeutschen Reich-tage- war Der Kaiser spielt« zwar auf diese« historisch» Datum nicht an, aber in sofern man sich unter Venen, gegen welche der Kaiser sich wendete, vor Allen den Fürsten Bismarck zu denken hat, stellt sich von selbst ein Zusammenhang zwischen dem großen Ereignisse vor sünsund- zwanzig Jahren und der gestrigen Bankettrede de» Kaiser- her. DaS Thema der letzteren war der „Beunruhigungs-BacilluS" gegen den vor geraumer Zeit schon brr Reichskanzler Capri» i zu Felde gezogen ist, und die Verkörperung dieses Beunruhig,,ngS- Bacillus sitzl nach der Meinung der leitenden Berliner Kreis» in Friedrich-ruh, Die „mißvergnügten Nörgler", welche» gerathen wird, „lieber de» deutschen Staub von ihren Pantoffeln zu schütteln", haben sozusagen ein Collectiv-Gesicht, da« zwischen den Buchen de» Sachjenwaldcs he> vorichaut. Der Kaiser erklärte gestern, sein Weg sei ihm vom Himmel gewiesen, sein Loure sei der richtige und es werde aus demselben weiter gesteuert werden. Gilt diese An kündigung auch in Bezug auf da- Volksschulgesetz, gegen welche- nicht bloö daö preußische, sondern daS gesammte deutsche Volk lauten Widerspruch erhebt? Es ist sehr zu besorge», daß die gestrige Rede des Kaisers keinen freudigen Widerhall finden wird; der Geist, der sie durchweht, ist derjenige einer gewissen Ausschließlichkeit, welcher sich selbst die Kraft zulraut, deren segen-reiches Wirken in dem consritutjouellcn Staate durch die Lheiluug der Gewalten verbürgt ist. * In Bestätigung unserer Nachricht, daß gegen die Ver breiter von unwahren Berichten io der Xantener An gelegen beit Strafantrag gestellt werde, schreibt da- „Clever Kreisblatt": „Seitens des Justizministers ist wegen der unqualificirbaren Verleumdungen, welche aulisemitischerseit«, nameiillich durch die zu Leipzig erscheinende „Neue Dt sch, Ztg.", aber auch durch mehrere dieler Zeitung gleichgesinnte oder dieser in Gesinnung nabe stehende Blätter, über fast alle bisher mit dem sogenannten „Falle Buichhoff" amtlich besaßt gewesenen Beamten des diesigen Landgericht« verbreitet worden sind, an der za- ständigen Stelle Strafantrag gestellt worden. Gleiches ist, wie wir zuverlässig mittheilen können, seiten» der Herren persönlich, sowie auch seiten« des angegriffenen Herrn Ver- theidigers des angeschuldigte» Bnichlofs geschehen, ES sieht somit zu erwarte», daß den Verbreiter» dieser niederträchtigen Lugen die ibnen gebührende Strafe zu Theil werden wird. Im Interesse der öffentliche» Sicherbeit wäre es dringend wunschenswertb, daß auch di« Erfinder derselben, welche sich b>»brr mit einem allerdings etwas durchsichtig gewordenen Mantel feiger Anonymität behängt haben, so ermittelt wurden, Laß sie die Folgen ihre» gewissenlose» Treibens u losten bekämen. Nach den von uns eingezogenen Erkundigungen an» cs keinen, Zweifel unlkrliegen, daß am biesigcn Platze „ch ein Mensch befindet, der zunächst theil« ganz erlogene, theil» Lee Wahrheit bei Weitem nicht nahe koininende Berichte «ach .r.rnten hin versendet. Dort werden diese Mitlbeilungen zum Theil in dein in.Tanten erscheinenden „Boten für Stadt und Land" verbreitet; zum weit größten Tbeil werden sie aber in die antisemitischen und diesen verwandte Blätter gebracht, Tic antisemitischen Blätter macken auch kein Hehl darau-, zu erklären, daß sie die Berichte von einem dortigen Geistlichen, dem «piriru» r«toe de» i», Tanten erscheinenden Blättchen«, erhalten. Ja einer »n« vorliegenden Broschüre wird mehrmal« aus di» Lantener Quelle hingewiesen, Fragen wir nun Leut«, die e« wissen können, wer ist denn der Spiritus roc-tor de» „Boten für Stadt und Land", so wlrd uns Herr Laplan Breßer zu Tanten genannt. Wir könne» es nicht glauben, daß ein katholischer Geistlicher einer solche» Ver blendung anheimgesallen sein sollte. Wir hoffen vielmehr, daß Herr Capla» Breßer kurz uud bündig erklärt, daß er es nicht ist, der der „Deutschen Zeitung" di« durch dieselbe verbreitete» Lugenberichte übermittelt hat. . * lieber die Wahl des Präsidenten de- ungarischen Abgeordnetenhauses wird auö Pest noch gemeldet: Der Präsidentenwahl im Abgeordnetenhause wurde mit großer Spannung entgegengcsebcn. Die Waffl ergab einen glänzenden Sieg der Regierung, deren Candidat, Baron Banssv, »ul 85 Stimmen Mehrheit gewählt wurde und sofort den Präs»' dentensitz einnahm; er versprach, die Hausordnung gerecht, aber streng zu dandhaben, um vaS Ansehen de» Parlaments n wahren. Die Waffl macht darum großen Eindruck, weil ic den feste» Zusammenffalt der Regierungspartei ffekuiidct, die wie ein Mann für Banffy stimmte, trovdem die Oppo ltion darauf rechnete, von dieser Seite Unterstützung zu erhalten. * Wie auö Paris gemeldet wird, stoßen die Bemühungen Bourgeois', ein Caffinet zu bilden, auf Schwierigkeiten. Eine spätere Nachricht besagt: Bourgeois bat die Bildung eines EabinetS endgiltig abgelehnt. Carnot hat den Senator Soubet zu sich berufen. * Am Donnerstag wurde in Pari», wie schon kurz ge meldet, die Civilklage Lanr'ü gegen ConstanS vor dem Tribunal der Seine verhandelt. Der Staatsanwalt beantragte, wie die „Frankfurter Zeitung" berichtet, die Ab Weisung der Klage, weil die Autorisation des Senats zur Verfolgung ConstanS' mangele, und erinnert an daS Gesetz, welches »nt bürgerlicher Degradation Jeden bestraft, welcher einen Parlamentarier antaste, Andricur, der Anwalt Laur'S, ührt auS, daß ein flagrantes Dclict vvrlicge, unk nennt ConstanS einen hervorragenden Faustkämpfer, Der Staats anwalt ruft ihm zu, er ffabe nicht daö Recht, eingesetzte Ve Hörden zu beleidigen, Andricuz erwidert: aber die gestürzten Behörden! (Heiterkeit.) Der GcricktSbos erklärte die Klage für nicht annehmbar, mangels der Autorisation deS Senats, und verurthriltc Laur in die Kosten. * Ein charakteristische- Moment der jüngsten franzö- ischen Ministerkrisis ist die weit über bas publicistischc Interesse binauSgehcnde Betrachtungsweise, welche die rus sischen Organe den Vorgängen in Frankreich angedeibeii affen, ES kann daber nickt überraschen, daß im radicalen ranzösischen Feldlager ein Rückschlag cingctrelen ist. dem ins besondere Clemenceau in der „Iustice" Ausdruck geliehen hat, indeni er auSsührt, daß da« Gefühl der nationalen Effre vollständig verloren gegangen sein müsse, wenn man wage, sich in Fragen, die nur .Frankreich angehen, von der angeblichen Meinung eines fremden Volke» gewisser maßen Vorschriften machen zu lasten. Auck der russischen Diplomatie, die in Paris bemüht war. die Lösung der MuiisterkrisiS in ihrem Sinne zu beeinflussen, wird von den ravicalen Organen scharf der Text gelesen. Unter diesen Umständen darf man mit Interesse der weitere» Entwickelung der Vorgänge in Frankreich entgegensetzen. Sollte die radicale Bewegung dahin sübren, daß ein radicaleS Eabinet gebildet werbe» muß, so erscheint nicht ausgeschlossen, daß der Gegensatz zwischen den in Betracht kommenden französischen und den russischen Organen sich verschärft. In diesem Zusammen hänge wird der „Polit, Eorresp," aus Petersburg geschrieben: „ES ist demnach nicht anzunehmen, daß Rußland die Fortdauer seine« politischen Einvernehmen» mil Frankreich von der Berusung diese« oder zene- Ministerium- abhängig machen will — voraus sichtlich allerdings, daß ein rein radicale- Mini sterium nicht in Frage kommt. Ein solches Vorgehen wäre höchst unklug, und schon die Sprache der russische» Journale beweist, daß Rußland «ine solche Unklughclt nicht begehen wolle. Man kann vielmehr annehmcn, daß r« l>:S zur vollständige» Beilegung der Krise sich iu der Reserve halten und sodann seine bisherigen Beziehungen zu Frankreich wieder ausnchmen wird, als ob nicht» geschehen wäre. Indessen haben die Herren Ribor und Frcycinet zu sehr die Sympathien und das Vertrauen des russischen Volkes und der russischen Regierung erworben, als daß man den Rücktritt dieser beiden Staatsmänner hier nicht aufrichtig bedauern sollte, und die russischen Journale sprechen auch eliimülhtg den Wunsch aus, dnß dieselben in das neue Eabinet eintreten mögen, Tie Blätter sind auch zum größten Thcile der Ansicht, daß eS zweckmäßig wäre, die Kammer auszulöscn und Neu wahlen auSzuschreiben, in der Hoffnung, daß au» den letzteren eine feste parlamentarilchc Mehrheit hervorgehc» würde, „Frankreich", jagen die .Mowosti , „bedarf einer feste» und unerschütterliche» Re gierung. Aber keine Regierung vermag dies zu sein, (wenn sie sich jeden Augenblick der Gefahr einer Coaiition der extremen Parteien ausgesctzt sieht." Aus dem Gesagte» ergiebt sich. Laß i» Petersburg alle Weit eine rasche Lösung der französischen Ministerkrise im ge meinsamen Interesse Frankreichs und Rußlands wünscht." * Bei der Stichwahl für den rumänischen Senat wurden l t Eonservative und 3 Oppositionelle qcwäkll. De: Senat besteht somit au« 92 Conservativen, 20 Oppositionelle» und 8 Bischöfen. Landtag. t«rs»e Kammer. Dresden, 26. Februar. 33. öffentliche Sitzung Vor- mittags ll Uhr. Derselben wohnten am RegierungStische bei die Herren: Staats minister v, Metzsch, Geh, Regierungsralh Vvdel. An erster Stelle berichtete I>r, v, Wächter für d!e vierte De putation über die Petition des l)r, Dittrich und Genosse» in Reicher branv, Ernslthat rc, um Umänderung uud Ergänzung der im Jabre 1876 für die Anilshauptiiiannschaste» erlassenen Normatw- bestiiniiiunge» bezüglich der Abhaltung öffentlicher Tanzmusiken rc. aus dem Lande, Der Referent gab tund, daß über 1,00 einzelne, d. b. von je einer Person uiiierschrirbene Pemioncn summarisch zu berichten lei, da dik'clbe» gleiche Znnckc besolgen, Tic Petenten wünschen, daß die Beurlffcilung der Vedür'nißtrage zur Abvallung öffent licher Tainmuffkrn den Gemcinde-Vorsländen übeiwieie» >,>:be, daß nauiknttikl, eine andere Zusammensetzung der Bezirksausschüsse nnd eine freiere Wadi zu denselben staltsinden möchte. Auch gegen den Mittrrnacht-schluß der öffentlichen Schanklocale an de» Vor abende» der Sonn- und Feiertage machten die Petenten Ein wendungen. Der Referent beantragte mit Hinblick au» die gestrigen Verhandlungen: „die Petition aus tich beruhen zu lassen". Mitglied v, Tchönberg cotorirt seinen gestrigen Wunlch um Etnlührung einer allgemeinen Polizeistunde durch ein deren Nolh«
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