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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189202280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18920228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18920228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-28
- Monat1892-02
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1892
- Autor
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Abom»eme»tsPreiS t, der Hauptexpedtttoa ob« den t» Stadt bezirk uad den Vororten errichteten AuS- gadkstrven ab geholt: vierteljährliche» 450. bei zwetmallaer täglicher Zustellung in« haut 550. Durch die Post bezogen sür Tcutjchlaud und Oesterreich: viertel,Lhrlich 5 S.—. Direct» tägliche »reuzbaadlmduag t»S Ausland: monatlich 2.—. DieMorgen-AuSgabr erschein« täglich '/,711hr, du Äbe,d-«u»gabe Wochentags L Uhr. LeLaction und LrvedÜi-»: IahaiiarSgassr 8. Die Lrveditio» ist Wochentag« n»»»terbroch«a z-dSuet »»» früh 8 dis «band« 7 Uhr. Filiale»: Ott« Sle«m's Lorti». «Ufre» Hahn). Univrrsitütsstrah« l. Lauts Lösch«. Satharinenstr. 1«, hart, »nd tsnigsplatz 7. riWM. Tageblatt Anzeiger. Organ fiir Politik,Localgeschichte, tzände^M^csMsmM JusertionsPreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4gt- spalten) 50/^, vor de» Familieariachrtchteii <b gespalten) 40^. Größere Schrillen laut unserem PreiS- vekzeichniß. Tabellarischer und Zifferusap »ach höherem Taril- vrtrn.vetlagr» (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbrsörderung -/L SO.—, mit Postbejörderuug 70.—. Auuahmeschluß für Inserate: Abeod-AuSgab«: vormittags lü Uhr. Morgeu-AuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine Halbs Stunde früher. Jusrrat« sind stets an di« Expedition zu richten. Druck nah Verlag von E. Polz in Leipzig 3° 1V7. Sonntag den 28. Februar 1892. 8«. Jahrgang ^ » Mk. bei täglich zweimaliger freier Bestellungen für den Monat März auf das Leipziger Tageblatt zm« Preise von 5 Zustellung in'S Haus nehmen entgegen sämintliche ZcituugSspcditeiire, sowie «. SM..-- Msk. va ^ ^, ...LI. Bilchliindcrel. CulmliulwaaleuhcludlunlZ. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt — zum Preise von Arndtstrabe 35 Herr L. 0. L1tt«1, Colonialwaarcnhandlinlg. Beethovenftra^e 1 Herr r«tor, Colonialtvaarenhandlung. Brühl 8V (Ecke Goethestraße) Herr llerm. Uvtwke, Colonialivaarenhandlung. frankfurter Ttrahe 11 Herr Lrn8t Uro«, Colonialwaarenhandlung. Löhrstrahe 15 Herr Llluarü UvtL«r, Colonialwaarellhandtilng. Marschnerstraße S Herr 1'uul 8<;Ure1der, Drogengeschäft. Nürnberger Gtrahe 45 Herr 21. L. Udreedt, Colonialwaarerlhandlung. Eotouiatlvaareniiandlullg. Eoivttialwaareilhalldluug. ^ S„I. ^-I»l..,l. >.«». C°loumlwaar°,chandlang. Zeitzer Ltraüe 35 Herr V. Lüster, in Anger-Crottendorf Herr Robert 6 rein er, Zweinaundorscr Strafe 18. - Connewitz Frau Ljseber, Hermannstraße 23. 1. Etage. - Gohlis Herr INu RrltLvebv, Mittelstraße 5. - Lindenau Herr Lü. R. LÜUvr, Wettiner Straße 51. . in Thonberg Herr R. Mntseb, Neitzenhainer Strafe 58. Colonialwaareuha ndlu ng. ^^«o!'.ttadt'^'err R. Ueber, Eisenbahnstraße 5. ^ ^ Plaawitz Herr 21. tnrÜtrinaim, Zschochersche «traße 7 s. äzerr V2 Marichailstrasse 1. . ««»»»ich ^ rr Mützcugclchüjl. L-iPzig-r Strasic ü. Amtliche Bekanntmachungen. Gessentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, he» 2. Mar, 18V2. Abend« «'/, Uhr tm etttuugssaal« am Naschmartte. Tagesordnung: I. Bericht des Finanzausschnfles über: ». di« Vorlage betr. Uebernahme der Losten sür Bedienung der Uhr aus dem Thurme der Johanntslirch« aus dt« Stadlcast«; l>. Fort- gewübrung einer jährlichen Beihilfe zu dem Gehalte einer geistlichen Stelle in der Kirchengemetndr L.-Bolkmar«dorf; o. Erhöhung de« Jahres beitrage« an de» Samariterverein II. Bericht des Finanz- uad LöfchausschusteS über Loato 82 „Schauspielhäuser"" Pos. 26 des tzaushaltplaues auf das Jahr 1882. lü. Bericht deS SchulauSsckusieS über: a. das Spectalbadget „Städtische Volksschulen'" Pos. 680 de« HanShaltpIane» aus das Jahr 1892; b. drei verschieden« Stiftuagsrechauugen aas das Jahr 1890. IV. Bericht de« Oekonomie-, Finanz- und EttftungSauSschusteS über ein Abkommen wegen Erweiterung der Unterführung der Stötteritzer Stroh« «ater der Verbindungsbahn tu der Flur Stötteritz. V. Bericht des Oekonomie- und Finanzausschusses über: a. die Abrechnung über dt« bei der Ueberwölbung der Rietzschke er- wachsenen Kosten; d. Einfriedigung de« städtischen Bauplatzes an der Ecke der Körner- und Bayerischen Straße: o. vte Rechnung über den LrneuerunaSfouds für die Lößniger Ziegelei auf da« Jahr 1880; ä. Erbauung riuer Schlsuß« 117. El. in L-Lonnewitz,c. VI. Berich, de» OekonomieauSschuste« über: ». Ueberwölbung der Rietzjchke von der Döllnttzer Straße bi» zur Pleiße in Leipztg- Gohlt«; d. regulativmäßige Entschädigung de« von dem Rückerdt'schen Grundstücke an der Querstraße ta L^Ltndenau zur Straße abzutretcuden Areales; o. Loato 18 „Rittergut Taucha"', Conto 17 „Rittergut GraSdors mit Eradesrld und Portitz", Eonto 18 „Rittergut EunnerSdorf mit Panitzsch", Lonto 19 „Rittergut Lößnig mit Zubehör", Lonto 20 „Klostcrgul Connewitz", Eonto 21 „Gat Thonberg", Eonto 23 „Rittergut Stötteritz u. Th."". Specialbudget .ZohanutS- Hospital" IV. Anhang „Rittergut Plaußig" uud V. Anhang „Gut Dösen" des HauShaliplaneS aus das Jahr 1892. VII. Bericht de» Bau- bez. Oekonomie- und versastungsauS- IchusseS über Conto 36 „Wasterwerk" und Specialbudget „Wasterwerk" de» Hau-Haltplane- auf daS Jahr 1892. Da- der Amalle Pauline Louise Auguste Johannes au« Stoß- f-tt unterm 2. September 1889 daselbst ausgeicrtigte Dienstbuch ist erstatteter Anzeige zusolge in, hiesige» Stadtbcrirk abhaadru ge- lammen uad im AufstitdUngsfalle an uns abznlieseru. Leipzig, am 24. Februar 1892. Las Pölizetawt »er Stadt Leipzig, u. 1081. Bretschuetder. Tr. Lekanntmachung. Boa dem Unterzeichneten Armenamte sollen Dteustaj,. den 1. Mär, 18SS, Varmittaas van - Uhr an t« Stadthausr alihicr verschiedene Gegenstände, aiS: Möbel. Bette«, Wäsche. Klei dungsstücke. Hau»- aad Küchengerät»« n. A. «. öffentlich versteigert werde». Lei pzig, am 27. Februar 1892. DaS Armen amt. Heatschel. Art»«. Lrkauntmachun-. Für d«u Neubau der Bürgerschule sollen dl« Tischler- Arbeiten (äußere und innere Thüren, Fensterbretter, Wandvertäse- lllnaeui in 4 Laase« vergeben werden. Die Anbietungen sind, unter Vruubnag der vorgeschriebenen LeistungS-Vcrzeichnisse, verschloss«, aad mit entsprechender Anfschrist lersthea, bi» Dtenatag. de» 8. Mär» d. Ä-, varmtttag« tt Uhr, Kn Stadtbauamt (Rathbau«. Zimmer 7) ei»zureichen Tie Bedingungen, Lelstuugsmrpichniste, Werkzeichnungen und Probestücke können im Schnk-Banbnra«« (Grtetgaffe Nr. 8, Erdgrschast) besichtigt werden. Cbendajeibst sind die Bediagangea sür 1 ^!, dir LeistungS- verzetchniffe zu 0^0 für jede» Laos (durch di« Post nach Ein- sendung des Betrag»» ta Briefmarke» zuzüglich de» PostgeidrS) zu beziehen. Ein Eröffnnnggtermt« findet nicht statt. Cs bleibt ansdrücklich Vorbehalte», »ach «ll« Aabietnngen abpilehnm». Jena, »» 26 Aebraar 1822. Der Echntvarßtan». Bürgsemeister Singer. Uutz- und Lrennkolz-Äurtion. Mittwoch, ben 2. Mär, b. I., sollen in den Dntchsarftungr» der Abth. I4o, 22e, 24» und 3la>1 des vurgauer Forstrevterö ca. 97 Stück Eichen-SckirrhSlzer, - 71 - - Schtrrstaugc», - 1L7S - Atchten-Ltanar», 4—14 em Untenstärkt »ad 2—10 m Länge, - 4'/, Rmtr. Birten- und l - 2 - Pappe,n- /«allen, sowie - 158 sehr starke vichen-Durchsarstungshaufrn unter dn> öffentlich auShängenden Bedingung«» uud gegen safarttge Bezahlung a» den Meistbielenden verkauft werden. Zusammenkunft: LormittagS 9 Uhr an der Lrutzsch-Wahrener Luppeudrücke, dicht o» d^> Miiliairschießständeu. Leipzig, am 24. Februar 1892. De» Nathg Karstdeputatta». Leka«ntmachun-. Bet der hiesigen Etadtvenvaltung Ist di« Stelle eines Expebienten mit einein AnsangSgehalt von jähcttch 900 ^ll zu besetzen. Bewerber um diese Stell« haben ihre schriftlichen Gesuche unter Beifügung von LebenSlauf uud Zeugnissen über ihr« Befähigung und bisherige Tätigkeit längsten« bt» »n« lü. Mär» diese» Jahre« »irrher eiuzureichea. Rudolstadt, am 26. Februar 1892. Der Oberbürgermeister, am Eadk I. Realschule, Nordstraß« 87. Mittwoch, den 2. Mär», früh 8 Uhr Aufnahmeprüfung. Papier uad Feder sind mitzubringen De. A. Pfalk Direktor. II. «ralschule, Lhanffeestrast« Di« Unsnahmeprüfnng findet Mitti 8 Uhr statt. Papier uud Feder flad mitzubringen. Leipzig-Reudnitz, den 26. Februar 1892. Z. B.: vr. 4. vnrgllbarät. ttwach» den 2. März, früh III. Realschule, Pestalajpstratze iütebänbe der I». höheren Bürgerschule). Die Ausnahmeprüsung findet Mittwoch, den 2. März. Vor- mittag« 8 Uhr statt. Papier und Feder sind mitzubringen. Leipzig, am 26. Februar 1892. k. klaeker, Dir. Bekanntmachung -es Leipziger privaischuliehrervereins, Aufnahme von Schülern und Schülerinnen betr. Im Auftrag de« vorgenannten Vereins ersuchen die Unterzeichneten, die ihren Schulen Ostern 18VL ,u,«führenden Kinder baldigst anmelden ,u wallen. Tie im Verein vertretenen Knaben» und Mädchenschulen ent sprechen den städtischen Real- und döhere» Mädchenschulen und sind außerdem mit Slementarclaffen verbunden, in welch« nach den gesetz- iichen Bestimmungen Linder ausgenommen werden, dt« vor dem 1. Juli da« 6. Jabr vollendet haben. Tie Mädchenschule» haben Einrichtung uud Lehrziel der öffent- iichen höheren Mädchenschulen; sie sind also, mit Einschluß der Elementarclossen, zehnclassig. Die berechtigten Knabenschulen führen ihre Zöglinge vom Beginn d«S schulpflichtigen Alters bi« zu der durch das Gesetz vom 15. Februar 1884 sür die öffentlichen und privaten Realschule» vor- gtschriebenen Reifeprüfung, so daß rin Knabe bei normale» Anlagen bereit« im vollendeten 15. Lel>en«jahr eine abgeschlossen« Schulbildung und den Besitz de« Fretwilllaeuzeugnisie- erlangen kann; zugleich bereite» sie sür dt« entsprechenden Elasten der öffeatiichen höheren Lehranstalten vor. Im Intereste der Einheitllchkett dcr Bildung, zur Erleichterung der Lern- und Lehrarbnt und zur schuellen und sichere» Erreichung der Schulziele ist »« wüaschenswerth, daß auch bcr Privatjchnle bte Linder möglichst »tt Beginn br« schulpflichtige» Altera ,«geführt werben. — Die Unterzeichneten sind zur Entgegen nahme von Anmeldungen und zur Ertdeilung jeder gewünschten Auskunft täglich <g»tzer SanntagS) Ätsche« 1L und '„I Uhr bereit. Dir. I>r. G. Bgrth, Berechtigte Realschule mit Elemeatarclasten Dir. 19). Dir. MeN (Teichmaaa'sche Schule, Mädchenabth), Höhere Mädchenschule mit Seminarclasten (Universitätrslraße 26). Fernsvrecher Nr. 2059. vr. Nath iTrichmauu'jche Schule, Knabenabth ), Berechtigte Realschule mit Progymnasial- und Eleinentarclasseu lEcke der Universität«- und Schlllerstraße). Fernsprecher -kr. 2059. Dir. Oe. Wille« Smttt, Emitt'sch« Höher« Töchterschule (Au der Plttß. 4). Dir. vr. Schuster. Fünkclassig« Realschule mit Progymaastum «klein« Buragaste 6). Dir. O. Toller, Verechttgr« Realschule (Ceatralstrahe 1). Die Straßenknndgebungen in Lerlin In Berlin ist e« zwei Tage hintereinander zu Aus schreitungen von beschäftigungslose» Bguhgntw-rkern gekön»nen, bei welchen Läden verwüllet und beraubt und zahl reiche Lcrhaftungen vorücnommen worden sind. >2« w ro dadei aus die vorlrefsiiche Organisation uiiferer Soi'Zes >' gewiesen und ans die sonstige Macht, welche der dltg'ernng Aufrührern gegenüber zu Gebote siebt. Ganz recht, liefe Macht ist vorhanden, um so thonchter und auSsichisioser sind solche GeivaitthäNgkeiten, die immerhin bis zur Beraubung friedlicher Kausleutr und Gewerbtreibrnder und zur Zerstörung ibreS Liaenthum« gediehen sind. T"e Am der Ruhestörer ist verhältnibniäßig kle .i, nach den höchsten Schätzungen waren es etwa lvOO in einer 1 600 000 Einwobnern, also nur ein kleiner Bruchtveu und noch dazu beim Beginn der Bautbätigkeit unter allen Anzeichen des wicderkehrenden Frühlings. Der „Borwarlö" macht daS Frühlingswetter zur Ursache des gefährlichen Treibens, eine etwas gewagte Erklärung, die nicht ganz vou der Hand zu weisen, aber welcher nicht eine grundsätzliche Bedeutung beizuleacn ist. Daß die Neigung zu Ausschreitungen i», Frühling am stärksten ist, dafür spricht vir Thatsache, daß Revolutionen meist in dieser Jahreszeit j»i» Ausbruch kommen, die Lebcnsthätiakeit nimmt einen neuen Aufschwung, alle physischen und geistigen Kräfte zeigen eine erhöhte Nea- samkeit, und auch die schädlichen Triebe gewinnen an Kraft und Ausdehnung und äußern ihre verderbliche Wirkung. Da» sind aber Erscheinungen, welche sich in jedem Jahre wiederholen und die deshalb nock> nicht eine solche Form an zunehmen brauchen und auch nicht annehmen, wie es am 25. und 26. Februar in Berlin geschehen ist. Die Zusammen rottungen dirserTage, da» masfcndaftcAuftrelen jugendlicher Per sonen, von denen wohl nur ein kleiner Theil wirkliche Arbeiter waren, kann nicht ander- als durch vorherige Verabredung, durch planmäßiges Vorgehen erklärt werden, und da« hat Gründe, die nicht in der Arbeitslosigkeit ihre Erklärung finden. Der Winter ist in diesem Jayrr hiS auf geringe Abweichungen ausnahmsweise milde gewesen, und die Zeit, welche besonders dringende Nolhständr veranlaßt hat, liegt hinter un», die Arbeiten im Freien können überall beginnen, da» Wetter bildet kein Hinderniß. Wir kommt es also, daß gerade jetzt der Ruf nach Brod so laut ertönt, da die fcblimmste Periode de» Winterhalbjahre» vorüber ist? Beschäftigungslose Arbeiter sind in großen Städten stets in großer Zahl vorhanden, aber sie zeigen sich in Masse auf der Straße erst dann, wenn sie durch Roth zur Verzweiflung getrieben sind oder wen» sie aufgereizt werden. Alle Anzeichen svrechen dafür, daß dir Ausschreitungen in Berlin nicht sowohl durch Roth als durch Aufhetzung ver> anlaßt worden sind. Die Rädelsführer werden hoffentlich theil weise verhaftet sein, so daß die Möglichkeit geboten ist, den Verlauf der Cache zu ermitteln. An Elementen, welche sich rur Erregung einer Ruhestörung zusammenfinden. fehlt e» in Berl.n nicht, d,e große Anzahl entlassener Sträflinge, welche auf das Leben innerhalb gesetzlicher Schranken endgiltig verzichtet haben, die Zubälter. da« Leer der leichtsinnigen jungen Leute, welche jede Gelegenheit benutzen, um aus dem Rahmen der regelmäßigen bürgerlichen Thätigkeit herauSzutreten, bilden ein stet« versiiabare« Material sür systematisch betriebene Ruhestörungen. Wenn irgendwo etwa« ,lo«"' ist. dann wachsen die bedenklichen Gestalten förmlich aiis dem Erdboden hervor, wenn ein Pferd stürzt oder der Ruf ertönt: „Haltet den Dieb!" oder e« wird Jemand von epileptischen Krämpfen befallen — dann kann man in jeder großen Stadt, besonder« aber in Berlin eine Menge drob- achten, die etwa» von Verwesungsgeruch an sich hat und 8dscheu"einslöß?"' irischen schon von weiter Entfernung Das ist der Hergang, wie er bei den Ausschreitungen vom 25. und 26 Februar gewesen ist, und deshalb dar man ibm nicht all,», große Bedeutung beilegen. Wer aber eme Reihe von Jahren zuruckdeuken kann, wer e« noch lebhaft ^ ^ ^re'gnifsr de» 18. Mär, 1818 entwickelt haben, der steht die Sach« ernster an. * Auch damals galt di« Polizei-Organisation in Berlin als A"^!"?8erd«m eine militairische Macht von Achtung gebietender Starke zu Gebote. Berlin hatte damals ,„ätt ^ 00« Einwohner, war also etwa so groß wie -ddeilnebuier an den Ausschreitungen setzten sich »n der Hauptsache au« denselben Elementen zusammen war" alü^ Handwerkerstand in höherem Maß? belbeilig,' war, als be, den letzten Unruhen Di» Zeit war srrilick ein, andere, e. h-udel.- sich um d.a K-mpf^.g.n v.n AdAntL muS, und darum bethciligten sich auch Leute daran, die heule iiiwr auf die Straße hinabsteige», um ihre Meinung mit den Wafscn in der Hand zur Geltung zu bringen. Aber der eigentliche Kern der Barrikadenkämpfer wa-en doch Die jenigen, die nichts zu verlieren hatten und die Hoffnung hegten, ihre materielle Lage durch den Kampf zu verbessern. Die etwa 260 Opfer des Kampfes vom 18. März gehörten durchweg den Besitzlosen an, nnd die Sympatbien, welche die Socialdcmokratie noch heute für die Ncbcrrefte dcr im Fricdr>cb«bain begrabenen Barrikadenkämpfer an, JahrcStaac dcs Kampfe« bezeugt, sind der best« Beweis dafür, daß sie diesen Kamps al« den Vorläufer der socialdemokratischeu Be- ansicht. Wien, Pari-, Rom und London der deutscher, Haupt ladt in Slraßcnkundgebungrn beschäftigungsloser Arbeiter und ihre» Anhanges vorangegangcn sind, war sür Berlin kein Grund, um nachzufolgen, und eS scheint uns auch nicht richtig, diese Bewegungen mit einander in Verbindung zu bringe». Die Berliner Bewegung der letzten Tag« ist auf dem Boden gewachsen, au« welchem sie hervorgegangen ist, sie ist nicht das Ergebniß deS internationalen SocialiemuS, sondern ein Ueber wuchern der verderblichen Eigenschaften, welche der Berliner Pöbel von jeher gezeigt hat. Man darf die Bedeutung der Ausschreitungen nicht überschätzen, aber man kann st« auch nicht mit Stillschweigen übergeben, weil sie trotz der Wohl organisirten und stets zur Verfügung stehenden Polizeimacht ich hervorgewagt haben. Wäre e« allein der ArbritS- mangel, welcher die Massen in Bewegung gesetzt hat, so ließe sich wohl Abhilfe schaffen, zumal der Winter vor über ist und Arbeitsgelegenheit, besonder« für Bauhand werker, gewiß auf irgend eine Weise zu beschaffen ist. Es ist möglich, daß dir Zahl der bestraften Personen und der jenigen, welche von der Hand in den Mund lebe», ohne die sittliche Kraft ru besitzen, sich regelmäßiger Arbeit zu unter ziehen, in Berlin einen U,»fang erreicht hat, daß sie sich durch die gewöhnlichen Mittel zur Aufrechthaltung von Nutze und Ordnung nicht mehr in Schranken valtcii läßt, aber dnrch den Mangel an Arbeit lasse» sich die Ausschreitungen dcr letzten Tage nicht erklären. Es ist eine größere Zahl von Personen verhaftet worben, die sich vor Gericht wegen Land friedensbruchs zu verantworten haben, vielleicht gewähren diese Verhandlungen einen Einblick in dir Ursachen dcr Be wegung. Wäre sic das Ergebniß eine« vorhandenen Notb- standeS, so wäre sie früher hervorgetreten, aber nicht in dem Augenblicke, da sich die Arbeitsgelegenheit überall vermehrt. Wir haben in diesem Winter den Buchdruckerstreik erlebt, eine Erscheinung, welche deutlich zeigt, welche Folgen die socialdcmokratischen Lehren für die Arbeiter kreise babe», e« giebt noch beute Tausende von Setzern »nd sonstigen Arbeitern de« Buchdruckerrigewerbe«, die ohne Arbeit find, weil sie sich an dem Ausstand dctheiligt habe». Die Bau bandwerker in Berlin haben ebenso wie anderswo ihre An sprüchc auch weit über Gebühr emporgeschraubt, wen» sie jetzt zum Theil ohne Beschäftigung sind, so haben sic das ibrcr Thorheit zuzuschreiben. Nach allen Anzeichen hat die Rotb eine« geringen TheileS der Bauhandwerker in Berlin »ur den Vorwand für Ausschreitungen geliefert, deren Ursachen noch nicht erkannt sind. * Schulwesen. Etrafrechtltche Behandlung su»endkicher Uebrlthäter. »j'. In Berlin hat «ine Zusaninlenkunst stattgesundc», »»- zwar ou« Vertretern der verschiedensten LebenSkreise, in welcl>rr über die strafrechtlich« Behandlung jugendlicher Uebeltliäter »erhandelt wurde. Da« Resultat der Beralhungen laßt sich iu folgenden 8 Götzen zusaminensassen: I) Da« Älter der Straf mündigkeit ist vom >2. aus da- 14. Lebensjahr hinaufzurücken. 2) Di« Bestimmungen der KK. 56 und 57 de» Stc.-G.-B., wonach die strafrechtliche Berantwvrtlichkeit »ine« Jugendlichen davon abhängig ist, daß er bei Begehung der Thal dl« zur Erkenntnis; ihrer Strafbarkeit erforderliche Einsicht bejesseu Hai, ist zu be seitigen. 8) Gegen Personen, die bei Begehung der strafbare» Handlungen da« 14., aber nicht ds« 18. Lebensjahr vollendet haben, kann der Richter entweder auj Strafe oder auf staatlich überwachte Erziehung oder aus beide« erkennen. Im letzteren Falle hat da« Unheil zu bestimmen, ob die Strafe oder die Erziehung voraus- gehen soll. 4) Dir Zwangserziehung verwahrloster Kinder iin Zu- fammeuhang mit der Zwangserziehung und Bestrafung kindlicher und jugendlicher Verbrecher ist durch ein besondere- RetchSgefetz zu regeln. 5) Die staatlich überwachte Erziehung hat auch ohne das Partiegen Nner strafbaren Handlung bei Kindern einzutrelen, die da« 14. LebenSjabr noch nicht vollendet haben und in der Erziehung zu sehr vernachlässigt sind, daß sittliche Verwahrlosung eliigelreteii oder »u befürchten Ist. Diejenigen Jugendlichen, di» noch vollendeten, 14. Jahre der staatlichen Erziehung übenvtesen sind, sollen vou denen getrennt gehalten werden, die vor diesem Lebensalter der
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