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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920301016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892030101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892030101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-01
- Monat1892-03
- Jahr1892
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N-»m»e«e«tSpreiS t» der Hauptetzpeditto» otzer den i» Stadt, deztrk »»d de» Vororten «richtet«» Nut- abeftellea abgeholt: vierteljährlich ^44.50. tiglicher Zustelluvg iv« Durch die Post bejvzea für und Oesterreich: viertellährlich ^4 «.—. Direct» täglich« Kreutbmtdjendiu»« tu» «uLlaud: »«»tUch ^l 9.—. M Morgert-Ausgabe. DIe«> toraen-AuSgob« erscheint täglich '/,7 Uhr, Nb»ntzGl»«>«5» WochevtagB 5 Uhr. Lk-Tttts» »»- Lrpe-itisu: -ntzn»»e«T«>< 8. DieErpedttto» ist Mvchevta,« »lunterb rochen »GMt »M Mtz S G« «-ntz« 7 Uhr. Ott« La»»'« Tnrttni. iSlfrrh Hntznl» Uutverfitättstrah« i, »4, pntt. «n UchMr.Tagcblatt Anzeiger. Legan für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd GeMftsvcrke JnsertiouSprei- Tie 6gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklamen unter dem NedacttoaSstrich (4ge- fpaltea) 50-T, vor de» Fcuniilerulachrichlen (bgespaUea) 40^. Größere Schriften laut «userem Preis- verteichuih. Tadellorücher und Zisferajatz Grtrn-Veil««en (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Posldesörderuag >4 SU.—, mlt Posrdejörderiuig ^4 70.—. Änuahmeschlnß für Inserate: Nbead-AuSgab«: vormittag- IO Uhr. Alk orge »-Ausgabe: Nachmittag- 4Uhr. Sonn- und Festtag- früh S Uhr. Lei de» Filialen und Lunahimstelleu je ein« halb« Stund« früher. Jnferalr sind stets au dt« Erprdttton »o richte». Druck und Verlag vo» E. Pol» i» Lewzig ^°M. DievStaA den 1. März 1892. 8«. Jahrgang Amlliche Bekanntmachungen. Lrkaautmachuu-. Die Herstellung vo» macadamtstrleo Fahrbahnen nach »ud auf einem neue« Gieinablaaerung-vlas de» l. Jngenieur-BezlrkS östlich der Rtebeckstratze in Leipzig-Reudnitz soll an «inen Unternehmer verdungen werden. Dt« Bedingungen und Plan für dies« Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rath Haus. 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, au« und länaea daselbst eingesehcn oder gegen Entrichtung der Ge- bühren im Betrage von 35 >4, welche eventuell in Briefmarken einjusenden sind, entnommen werden. Diese Gebühr wird den rechtzeitig ausgetretene«, aber unberücksichtigt gebliebenen Herren Be- Werbern zurückgegebert, fall- sie solch« iuaerdalb 8 Tagen nach er» so later Bekanntmachung der Vergebung zurücksordern. . Bezüglich« Angebote sii!>> '...siegelt und mit der Aufschrift: „Ttet«o5l«grrungsp1atz i« 1. Angrnikur-Letzirte" versehe» ebendaselbst, und zwar bi« zum 8. Mär» d. IS. Nach- mittag« 5 Uhr einzureichen. Der Roth behält sich da» Recht vor, sämmtllche Angebote abzu- lehnea. Lechjig. den 34. Februar 1692. l«. Des Rath» «er Statt l!eip»i, Ltratzeukau-Irputatto». Nuk- und Lreunhoh-Äuction. Mittwoch, «e« r. WSr» d. A., sollen in den Durchforstungen der Abth. 14c, Wo. 24» und lllcü de- vnrianer Forstrevicr» ca. 97 Stück Mchen-Sckirrhöljrr, » 71 - - Schirrstangen, » 1572 - Atchten-Stangen, 4—14 am Ullteastärke und 2—IO w Länge, - 4'/, Rmtr. Virkrn- und I . 2 - Pappeln- s ««»e». sowie - 158 sehr starke «ichtn-Dnrchs-rstnng-hauskn unter den öffentlich au-büngenden Bedingungen und gegen f«svrttge Bezahlung an den Meistbietenden verkauft werden. 8»s«««e»k««ft: vormittags 9 Uhr an der Leutzsch-Wahrrner Lappenbrücke, dicht an den MilllairschtetzstSuden. Leipzig, am 24. Februar 1892. De« Rath« Farftprpntatian. Diebstahls-Lekanntmachuuy. Gestohlen wnrde laut hier erstaitewe Anzeige: 1) eine silberne Ankeruhr mit Goldrand, Schlüsselaufzug und blumenarilger Verzierung ans der Rückseite, am 24. b. M.; 2) etne silberne siyltn»rr-Rcm»»tair-Uhr (Savonne,) mit Secandr und Sprungdeckel und der in Gold eingrav. Abbildung eine- Pferde- aus der einen Seite und einer dergl. der eines Hundes von schwarzer Emaille auf der anderen Seit«, an einem schwarzen Ripsband mit goldenem Schieber, am 24. d. M.; 3) eine alte goldene Tainru-l!h1i«»er-Uhr — dcsect — mit glatter Rückseite und rundem Schildchen daraus, Fabrikiiunimcr 13313? und »ergoldeter kurzer Kette mit Quaste, vom 4. bis 9. d. M.: 4) eine ««ltzene Damen-Vhiiuder-Uhr mit gravirter Rück- feite und wappenähniichem Schildchen, einem kleinen Defcct an der Zahl 2 und mit onhängender schwacher TaltNlkette mit Quaste und Hake», am 15. d. M.: 5) et« GOlbene« >r«b««b mit Torallen uud zwei Sternver- zieruugen, am 17. d. M.: V etne ««lbene Uhrkette (Halskette), kleingliedrig, am 13. d.M.; 7) ein kleiner schwarzer OperngNtker mit der eingckritzelten Be- zetchauug „Lohn", sowie eine silberne ä»cker;angk mit der Be- zeiwanug ,,L" am Griff, am 13. d. M. und bezw. im Januar d. I.; S) > Glfenbetn»Vtllar«billr (eta weißer und ein logen. Kreuz ball) am 19. d. M.; 9) et« Wtnterüderzieher von olivlarbigrm glatten Stoff mit schwarzem Gammetkraaen, grauem, roibcarrirtem Futter, einer Reih« schwarzer Hornknöpfe mit verdeckter Batterie, sowie Kettchen benkel, ein Paar braune buatgefütterte Glacehandschuhe, ein arau- seideue« Halstuch und eta wctßleiaene» Taschentuch» ,K. L. ge- zez., am 19. d. M.; 10) ein Wtnlernberztrher von schwarzem rauben Stoff mit schwarzem, weißgestreistem Futter, dunklen Hornknöpscn mit ver deckter Batterie und defektem Tuchhenkel, am 21. d. M.: 11) ein Winterüherzieher von dunkelblauem Stoff mtt schwarzem Sammetkragen, grün- und rothcarrirtem wollenen Futter und zwei Reihen Knöpfen, am 23. d M.; 12) etn Tammeritberztrher von hellbraunem glatten Stoff, mtt dunkelbraunem carrirtcn Futter, einer Reihe schwarzer Knöpfe mit verdeckter Batterie und einem Henkel mtt der Firma „Oottksil, 4Veiss«ukeIs", am 20. v. M.; 13) et« schwarzer Pelzkragen von rassischer Ziege mit neuen . Oesea und Haken, am 24. d. M.; 14) etn Aaltet von blauem Sbevlot mtt schwarzem Schoost, und buntem Aermelfutter, einer Reihe Perlinutterknüpfe und der Firma „dl. Ziegel. Ixsiprig" am Henkel, eine Anzahl Frisir-, Staub nutz TaschciikSm«« un» etne Partie Feuerwerlskörper, von 25. bi- 26. d. Al ibi si Stück Rolltoagrnrider ('/, m im Durchmesser und mlt 10 ew Felgenbreitesi Anfang diese« Monat»; 16) ein Rind-Vordervtertkl und ein au-geschlachtete- halbe» Schwein, letztere- niit der Nr. 335 gezeichnet, am 15. d. M.: 17) 3 «öühiinte und 27 Kalbfelle, roh. vom l9. bis SO. d. M.; 18) etn Wtnterübrrzieüer von schwarzem, mit grauen Fäden durchaogrntm Stoff, mit brau», und goldgetbgesireistem Futter, Stosfkraara, verdeckter Batterie und Kettchenhenkel, vom 27. bi« 28. d. M.; 19) etn Vale« von grauer Leinwand, signirt: ,T. 530, Oroeckcn", enthaltend 3 Stück baumwollene Futterstoffe in schwarzer, grauer und gelblichbrauner Farbe, letzteres rothgestreist, am 22. d. Rt. Etwaig» Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bet unserer Lruninal-Abtheilung znr Anzeige zu bringen. Leipzig, am 29. Februar 1892 Da« Polizelamt der Stadt Leipzig. Bretschuetder. W. Oeüsntlieks Hanäsl8l6tn'an8ta11. Legla» cke, TS. 8«huls»hrea »m 25. Xprll älc«c^ ckalire». Via keikbreugni»!,« «icr Iilkberen äbtliellunu >Icr Anstalt (ürcilLhrigvr Onreu«) barecktigen nun, Liizjähr>g-k'reivilligcn-l>ic»,t. ktlr jung« lüeule, vccl,-l,o eich äen öcrvclitigungeviwin /.»»> k!iizjLhrig-Kr«HeiiUg«N-1-i«m,t<> «rvorbsn kadcn, i»t via tavl>»le»a»- eehaktlleder l uven» von lalirceckauer dci 34 Ixkretuixien in «Icr IVooh« «ingvriektet. Onterrickt in allen A*eigva »lcr Haniiele- Mieeaneck»». k>»oev»ieche unä cnglieche Zprnck« vdligatorieck. iuttivaieeh« »nä ^oaiooh« 8pr»oh« monltotie. 8cdalgeiü 240 tdr üa» /»hr. änmolckoag» »sttttot Weh ck» vuiornolodnoto in ckon Wochen tz» von 11—12 vdr. lwtpw,. iw Koben», IST«. vntt TKolLen», vstwotor. I. Realschule, Rordstrastr 37. >tttw«ch, den 2. Mär», früh 8 Uhr AnstlNttNePrÜl»««. Papier und Feder sind mitzubringen. De. S. vtnt«. Dtnctvr. li^Realschule, ^ Chonffeestrasze. Die Anfnahmeprüfnil, findet «ittwoch» de» 2. März, früh 8 Uhr statt. Papier und Feder sind mitzubringen. Leipzig-Neudnitz, den 26. Februar 1892. I « : Vr ck. Unrgtlbnvckt. UI. «eallchule. Pestalozziftrasze (Gebäude »er IN. hStzeren vürgerschnlr). Tic -iusiiahmeprätuilg findet Mittwoch, den 2. März, vor- mittag- 8 Uhr statt. Papier und Feder sind mitzubriugcn. Leipzig, am 26. Februar 1892. k. Kloebor, Di«. Etwaige Forderungen ^gegen de» Nachlaß de- vcrstorbencn Apothekers Adols Vtzdner weil, hier sind, dasera sie bei Neguitrung der Hintcrlastcnjchast berücksichtigt werden sollen, binnen 3 Wochen anher anzumelden. Coburg, den 23. Februar 1692. Hrrzogl. S. Amt««ertcht H. (grz.) Mücke. -Freiwilliger verkauf. Da« im Grundbuch« von Ltanptst, Band I Seit« 71 Blatt Nr. 8, und KurzwNtde Flur Nr. 40 verzeichnet« Husengut Gtaupitz Nr. 8, den Erben de» Gutsbesitzer- Friedrich Loni« Günther gehörig, von 56,4380 du Größe, 140,56 Lhalcr Reinertrag und 144 Nutznng-werth, auf 38 567.00 >4 taxirt, soll im Wege der freiwilligen Subhastation im Termine «« IL. «Srz 1892. Mittag» IS Uhr in Staupitz (Teinpel'scher Gasthoi) verlaust werden. Die Taxe, da- Grundbuch und dir näheren Kausbedinguugen köuueu i» uuserer Gerichtsschreiberet eingeieden werden. Torgan» den 18. Februar 1862. Königliche« A«t«-Gericht. Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen di« im Gruudbuch« von vurzdors Band ll, Blatt 86 auf de» Namen 1) dtt sibesrau de» Kausmaun« Friedrich Wilhelm ' 1er, Anna geh. Braune, ' I 2) rer Ehefrau de- Kaufmann- Richard Louis Tasse, Louise geb. Vranne, beide in Bahnhof Burxdorf, eingetragenen in den Genieindebczirken Bur^dorf und Langenricth bclegcnen Grund- stücke, nämlich: Glashütte am Bahnhof mtt den daraus errichteten Gebäude», alS: u. Wohnhaus der Glashütte Nr. 36 mit Hofraum und etwa 12 nr großem HauSgarten, h. Schalbau- »ebsl abgesondertem Stallgebäud« und Holzstall, c. Wohnhaus de- Buchhalter«, ck. Wohnhaus an der Flalchenhüttr, e. Wohnhaur de- Facrvrs, L vier Arbeiterhäuser, g. NachtwSchterhaus, I>. Alaschenhütte, i. Glasiiiederlag-schuppen. h. Wagenschuppen, l. Hafenbau-, m. Göveikau-, u. Cchuvpen, o. Streckhütte, p. Giaslchneidegebäude, q. EinbinbehauS, r. Glasuieücrlage, ». acht Schwetncställe, t. Weist- und TaselgiaShütte mit GaSosen und Schornstein, ferner: u. Kartcnblait 3, Parcell« Nr. 98 33, Plan Nr. 44 d, Holz, Flur Burxdors, r. Kartenblatt 3. Parcelle Nr. 156/84 vom Plan Nr. 44b Ledland, Fiar Burzdorf, v. Kartendlatt 4, Parcelle Nr. 5V, Plan Nr. 111, Flur Lanacnriclh, am 22. Nprit 1892. vormittags IT Uhr. vor dem unter, zeichneten Gericht an Ort und Stelle in Burzdors versteigert werben. Die Grundstücke sind mit 15,54 Reinertrag und einer Fläche vo» 0,2950 Hektar zur Grundsteuer, mit 3402,00 ^ Nutzung-wruh zu Gebändesielier veranlagt. R»-zug au- der SteuerroUc, beglaubigte Abschrift des Grundvachblattcs, etwaige Abschänungen und andere die Grundstücke betreffende Nachweilnngen, sowie besondere Kauf- bcdingungcn können in der Gerichtsschreiberei, Zinlmer Nr. 3 ein- gesehen werden. Alle Realberechtigten werden ausgesordert, die nicht von selbst auf den Ersteher übergehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuch« zur Zeit der Eintragung des Ver- steigerungsveniierks nicht hervorging, insbesondere derartige Forde- rillige» von Capiial, Zinsen, wtedertehrendea Hebungen und Kosten, Ivalcstens im Versteigerung»««»»!» vor der Auisorderung zur Abgabe von Geboten anzumclden und, falls der betreibende Gläubiger widerspricht, dem Gericht» glaubhaft zu machen, widrigenfalls die- selben bei Feststellung des geringsten Gebots nicht bcriickstchtigt werden und bei Berlheilung des Kausgeldcs gegen die berücksichtigte» Ansprüche im Range zurücktreten. Diejenigen, welche das Eigentbum der Grundstücke beanspruchen, werde» auigesardert, vor Schl »st des Versteigerung Ncrmins die Einstellung des Verfahrens berbeizusühren; widrigemalls nach er- solglci» Zuschlag das Kaufgeld in Bezug aus den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Unheil über die Ertheilung des Zuschlag- wird am 23 April I8S2, Barmittag« 11 Uhr» an Gericht-steil« per- kündet werden. Mühlberg a. E., den 15. Februar 1892. Küntnltche« Antt»gertcht. Vas Ende -er fraiyösischeii Ministerkrifig. Nach zehntägiger Dauer bat die französische Minister krisis am 27. Februar durch die Bildung de« Ministeriums Loubet ihr Endr erreicht unter Unistände», welche die Ber- mlNbung nahe legen, daß die Krisis nicht zufällig entstanden, sondern mit Absicht berbeigesührt worden i>t, um (!onstanS aus dem Ministerium zu entfernen. (iS wäre nicht das erste Mal. daß so etwa« geschehen ist. bei der «roßen Anzakl Ministerien, welche die dritte Republik auszuweiscn hat, babcn Ränke und persönliche Beweggründe oft eine Rolle gespielt, gerade so, wie bei der Präsidentenwahl. Earnot selbst ist La- Geschöpf eine« Ränkespiel«, und Fern»'« Sturz war aus gleich« Ursachen zurückzusührrn. Wenn das Ministerium Loubet nickt zu Stande gekommen wäre, dann war i5oiistanS Herr der Lage, dann war eS an ibm, seinen Widersachern seine Uebcrlegenkeit klar zu machen. Auf einen solchen AuSgang der Krisis deutete» die Gespräche bei der letzten Kamnicrsitzung diu, in welcher Baudry d'Asscn den Antrag stellt, dem Präsidenten der Republik das Recht, die Minister zu ernennen, in Zukunft zu entziehen. DaS war ein merkwürdiger Antrag, weicher seine Spitze gegen die republikanische Staalsform richtete, trotzdem aber wäre er deinabe zur Beratbung gestellt worden, denn 204 von 190 anwesenden Abgeordneten erklärten sich dafür. Gleichsam als Antwort darauf nahmen am folgenden Tage etwa 20 Mitglieder der constiiutioiieUcn Reckle» den Beschluß an, daß man eine auf dem Boden der Republik stehende konservative Partei schassen wolle, weiche sür liberale Zdeen. für Len socialen und religiösen Frieden unk sür teinolratiscke Reformen ein- tritt. Natürlich ist eine solche Partei alles Andere, nur nicht konservativ, aber ans den Name» kommt cö nickt a», cö soll damit nur ausgedrückt werde», daß der Zusammenhang unter den Anhänger» der Monarchie sich allmälig lockert. DaS neue Ministerium hat keinen ausgesprochenen Partei- standpunct, am allerwenigste» ist es radikal, und es wirk des halb sehr schwer balle», das Antritt-Programm s> einzurichten, daß es der Mehrheit, welche das Ministerium Frevkincl gestürzt hat, genügt. Das Bcrkältniß Frankreichs zum Batican wird darin nickt zn umgeben sein, und wenn da« neue Ministerium darüber so denkt wie da- alte, daß der Slandpuncl des Konkordates fcstznbalten sei, dann ist der Streit gleich von vornherein wieder da. Der Antrag Baudry d'Asson'S bat darüber Klarheit verbreitet, daß die Hoffnungen der Monarchisten auf die Zwietracht der Republikaner gebaut sind, die Autorität des Präsidenten der Republik sollte ver nichtet werden, um die Unhaitbarkcit des republikanischen Staatsgebäudes zu erweisen. Das Reckt der Ministcr- Ürnenuung ist »eben dem Rechte der .Kanimerauslösung das wichtigste Recht des Präsidenten, im Uebrigcn ist er nur das aussübrcndc Organ des BolkswillenS. Wenn aber das Recht, die Minister zn ernennen, ibm entzogen wird, wer soll eS dann auSüden'? Diese Frage hätte man eigent lich dem Antraasleiier zur Beantwortung vorlegen sollen. Kann etwa die Volksvertretung, oder überhaupt rinr Mehr heit von Personen ein solche» Recht ausüben? Nnb doch habe». .04 Abgeordnete sur Beralbuilg deS Antrages gestimmt, ei» klägliches Zeugniß für die Abstimmenden, wenn sie nicht etwa dabei den Hintergedanken gehabt haben, den Antrag steller in der von ihm selbst gelegten Falle zu fangen, was nicht anzunehmell ist. Man ist in Frankreich darauf gefaßt, daß LoiislanS den, Ministerium Lvubet scharf entgegentretcn wirk, und eS ist sicher, daß ein so cnerglscker Ckarakter wie iäonstanS alle Anstrengungen machen wird, um seiner Ueberzenguna Geltung zu verschaffen. Natürlich ^teht ihm die Rechte feindlich gegen über, weil sie ibm den Sturz Boulanger's nicht verzeihen kann, auf welchen sie ihre Hoffnungen gesetzt batte, aber iLonstanS hat sich durch seine tüchtigen üigensckaften auch viele Freunde erworben, die ibm im Kampfe gegen seine Feinde getreulich zur Seite stehen werden. Es ist sicher ein ungesunder Zustand, welcher durch den neuesten Ministerwechsel in Frankreich geschaffen worben ist, die Zu versicht auf die Dauer und die Festigkeit der republikanische» Einrichtungen ist aufs Neue erschüttert, und ein Ministerium Lvubet hat nicht die Autorität, welch« baS Ministerium Freycinet-EonstanS für sich geltend machen tonnte. Socia- listcn und Anarchisten haben in neuester Zeit wieder deutliche Zeichen ihres Daseins gegeben, der Dhnamildiebstalil und baS Auftreten Lafarane'S m ccr Kammer in Sachen der Lebens »liitclfrage sind Warnungüzeichen, welche nickt unbeachtet bleiben dürfen. Es komnil der üble Eindruck hinzu, welchen die lange MinistcrkrisiS in Rußland gemacht hat. wo man anfing, sich der Hoffnung hinzugeben, daß die Republik an innerer Festigkeit gewonnen habe und baS auch durch die Dauerhaftigkeit ihrer Regierung darlhun wolle. Das war aber nur Schein, die Oligarchie, welche in Frankreich seit dem Jahre l!,7l das Heft in Händen hat, wacht eifersüchtig darüber, daß Niemand in ihren Kreis eintrilt, welcher be deutende Eigenschaften sür sich geltend machen kann und dadurch der (ilique Gefahr bringt. Ferrn war diesen Herren viel zu selbstslänrig, er hatte das Zeug, durch kluge Benutzung der Umstände, eine leitende Stellung einr»nel»»kn, ohne sich auf Abenteuer einzulassen. Das Unternehmen gegen Tonkin war nicht sei» Werk, sondern eS war auf Verlangen der Mehrheit der Volksvertretung und der vsientliche» Meinung bi» zu dein Punkt geführt worden, wo cs aini'ig, unbest volle Wirkungen zu äußern. Man machte Ferry augcr dem den Vorwurf, daß er sich mit Deutschland ans einen zu frcunkschaftlichcn Fuß gestellt habe, »nd gab deshalb eine,» Menschen wie Boulanger Beifall kund, weil er mit aller Gewalt eine kriegerische Wendung hcrbcisübrcn wollte. Die Episode Boulanger Kat nicht zum Rubine Frankreich-, sondern zu seiner moralischen Niederlage geführt, und Der jcnige, welcher Frankreich vcr »nheilvellcn Tborbetlen bc bütet bat, war EonstanS. Vielleicht war Eonstans seinen LandSlkiiten zu bescheiden, er hätte längst nach dem Vorsitz im Minisleriui» trachte» müssen, aber er begnügte sich mir der kräftigen Handhabung seines Amte« als Minister beS Innern unk überließ daS Weitere der Zukunft. Was über den Einfluß Freycinet'S und Earnot's auf die Bc seitigung von EonstanS verlautet, sind Gerüchte, welchen eS vorläufig an Beweiskraft feblt, aber- eS ist doch wohl kein Zufall, baß Eonstans bei keinem der Versuche, ein neuc- Ministerium zu bilden, seit dem Sturze deS alte» Berück sichtignng gefunden Kal. Vielleicht hat er stets rechtzeitig abgewinkt, um sich die Möglichkeit der neuen Eabiiielöbilknng selbst vorzubebalten, aber Earnot bat ihn nicht daoi berufen Wen» Baudry d'Aiso» den Antrag stellte, dem Präsident das Recht der Ministerernennung zu entziehen, so hatte dieser Antrag sicher eine persönliche Äpiye, aber da» Ränkespiel ist damit nur angedeutct, »ick« klar erwiesen In Frankreich muß jedenfalls ein Heber Grad von Selbst Zufriedenheit die Herrschaft angetreten haben, wenn man an gesicht» de» Verhältnisse- zu Rußland sich den Luru» Person sicher Eisersüchleleien gestatten zu dürfen glaubt, wenn man um den Preis des Vertrancn« de« Auslandes ans die Festigkeit und Entwickeluug«sähigkrit der fraozöstscken Zustände der Welt daS Schauspiel giebl, wie sich einzelne mächtige Persönlichkeiten eiucs »»bequemen Nebenbuhlers zu entlcdl'grn bemüht sind. So lange cs sich i» Frankreich darum handelt, ob Freueiner ober Eonstans, ob Rouvier ober Löon Say baS Heft in Händen habe», so lange man glaubt, durch ein wahnwitzig in die Höhe getriebenes Miliiairbudget und durch gutes Einvernehmen mit Rußland sich zum Herrn der Lage machen zu können, hat cs mit etwaigen Kriegöaussichten keine Nvlh. Ein Frankreich, daS Zeit und Lust hat, die .Hntuuft der Republik durch persönliche Zwistigkeiten aufs iLpiel zu setzen, ist kein gefährlicher Feind, und ebenso wenig bat seine Bniibeögenossenschast mit Rußland für uns Gefahren zn einer Zeit, in welcher Rußland »ilt den größten inneren Schwierigkeiten r» kämpfen bat. Wir leben in Deutschland auch nickt auf Rosen, wir baden den schweren Kampf um das preußische Vollssckulgesetz vor unö, wir bedürfen der Abstellung von offenbaren Mißständcn im Heere, wir haben mit der Arbeitslosigkeit zahlreicher Menschen zu kämpfen, welche die öffentliche Ordnung gefährden, aber unsere ganze StaatSorgailisation, unsere bewährte» Einrichtungen, unsere ganze Entwickelung bietet hinreichenden Anlaß, bas Vertrauen, welches wir auf die Zukunft setzen, als in jeder Hinsicht wohl berechtigt auzuschen. * Leipzig, 1. März. * ES wurde vor einiger Zeit der Anschauung Ausdruck gegeben, als würde c» leicht möglich sein, die Reichstags fession noch vor Ostern zn schließen. Waö damals vielleicht eine Berechtigung batte, bat diese beute wohl kaum »och. Der Reichstag bat noch ein beträchtliches, ihm bereits zu- gegangencs Material zunächst in zweiter und dritter, in einigen Fällen sogar in allen drei Lesungen zn erledige». Wir nenne», von kleineren Vorlagen ganz abgesehen, darunter nur die KrankcncasseiinvveUe, die bis zur dritten Lesung gediehen ist. infolge der inannigsaltigen Abäutcrnngs anträge, die tbcils schon gemacht sind, tbcilS Vvrbereitek werten, noch eine geraume Zeit beanspruchen bürste, bas Telegrapbengescy, den Entwurf über die Gesellschaften mit beschränkter Haftung, das A»swander»ngögesetz, bas Gesetz betreffend den Verratb misitairischer Geheimnisse und den Entwurf über deo Belagerungszustand in Elsaß- Lokhrinzrn. Dazu sieben » och sür die uächstc Zeit wichtige Vorlagen von Seiten deS BundcSratbs in Aussicht. Wir er wähnen daS Zubältergesetz, das Ebcckgcsetz und den noch vor Kurzem dem Buntesratbe ziigegangenen Entwurf über den Verkehr mit Wein. Rechnet man hinzu, daß der Reichstag auch den Elak für 1892 93 noch nickt verabschiedet hat, so dürfte die Zeit von gerate scckü Woche», welche zur Ver fügung steht, kaum hinrcichcn, uni dieses ansehnliche Material aufzuarbeiten. * Wahrend die am Sonnabend erschienene social- demokratische „Volkstribüne" die Berlin stattgebabteii Krawalle lieber ganz unerwähnt läßt, ist der „Social ist" ehrlich genug, einzugcstckcn, baß tie Darstellung des „Vor wärts". Arbeiter batten sich nickt daran bcthciligr, „durchaus unzutreffend" ist und daß allerdings die unrningen Masten, die an jenem Tage vom Friedrickshain her die Stadt durch zogen, aus Arbeitern, und zwar Bauarbeitern, bestanden baden. DaS Blatt schildert de» Anfang der Demonstration folgendermaßen: Hlliitcrtc von Personen konnlen wegen Ueber- sülluiig deS Saale- der Brauerei Friedrich-Hai», wo die Ber- samiiilung der arbeitslosen Bauarbeiter stattfand, keinen Einlaß sinken; daher staute sich im Part eine beständig wachsende Menscheniiienge. Erbittert durch die wirthschastlichc Noth und erregt durch einzelne Vorkommnisse, zeigte bicMasse eine Vrokende Haltung. In der Folg: kam cs zu mehrfachen Eonslielen mit der Polizei. Als die Versammlung beendet war, gesellten sich die Tbellnelniicr zn der draußen karrenden Menge. Der Gedanke einer Massendci»onstratio» schien blitzschnell in den Köpfe» Aller Wurzel zu fasten. Man zog gemeinsam durch die Königstraße und Unter den Linde» entlang. Hier marschirlc gerade die Wache mit ihren Spiclicuten auf, be gleitet von einem Publicum, daö sich gewöhnlich zu derartigen Gelegenheiten cinfindct. Diese Leute vereinigten sich mit den Manisestanlcn nnd dadurch wurde der ursprüngliche Charakter der Sache getrübt u. s. w. * Wie die „T. N." a»S privater Quelle erfährt, hat Fürst Bismarck dieser Tage einem seiner Tischgäste aus dessen intor fwcuia gestellte Frage, ob er ins Herrenhaus zn gehen gereute, gut gelaunt mit den bekannte» Verse» des EonimcrSbnchcS vom Bruder Straubinger geantwortet: „Ta müht ich doch etn Esel sein, Eli» Kerl, als wie ein Ninde!" Der Fürst soll null, sonst gar kein H.hi daraus geii'-icht baden, baß es ibm nickt einsalle, sich in der Sckul- srage als Pusse r zwischen die Regierung und die Parteien zu schieben. Seine persönliche Betkeiligung am Kampfe würde loforl eine Verschiebung der Sachlage zur Folge haben und vielleicht gerate das Gcgcntheil von dein bewirke», waö man erwarte. Scherzend bade der Fürst »och binzugesügt: Er warte den Verlauf der Dinge ruhig ab, und wenn es auch den streitenden Parteien so ginge, wie den berühmten „zwoen Löwen", die sich gegenseitig bis auf die Schwänze anfsraßen. * Der „ReickSanzeiger schreibt: Nachdem der bischöf liche Sinkt von Paderborn durch de» Tod des bis herigen Inhaber-, Bischofs Or. Drobe, erledigt worden, ist von dem Donieapitei z» Paderborn mit Genehmhaltung der königl. StaalSregierung der biobcrige Professor I)r. Hubert Tbeophil Simar in Bonn zum Bifchof von Paderborn er wählt und demnächst durch päpstliches Breve vom ll.Deccmbcr t89l dazu ernannt worden. Se. Majestät der Kaiser und König baden »liitelst Allerhöchster Urkunde vom 14. Februar d. I. dem Bischof Iw. Simar die nachgesuchte landesherrliche Anerkennung als Bischest von Paderborn zu ertheilen geruht. Tie Ui künde ist den, Bischof am 24. Februar durch den Oberpräsibciitcii der Provinz Westfalen au»gcbänbigt worben, nachdem der Bischest den durch die Verordnung vom l3. Februar 1887 vvrgeschriebcncii Eid abgcleistel hat. * Der Städtetag von Hessen-Nassau bat dir Protest resolution gegen da» Bolkschulgesetz einstimmig angenommen. * In Beantwortung einer Interpellation de« Abgeordneten H elffy, betreffend die angeblich im Arvaer Eomitate vor handene Hunger«noth, erklärte drr ungarische Ministerpräsident
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