Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920303022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892030302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892030302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-03
- Monat1892-03
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ase»»e«e«tSpreiS i» tzer Hanptezpedttto» oder den im Stadt» deztrk und de» Vororte» errichtete» «o«- ^tzcheN»» abgeholt: nierteljä»ettchu>«ch0, tri M»<«»liß»r tägllcher Zuktellun, tn« Ha»« üchL Durch di« Post bezogen für »«mjchland »«d Oestmetch: vieriesi-tzeltch u» S-— Dir«««, ttgttch» K^uzbandseiidm,, tn« Anslantz: Moaotitch w—. dich»!»» »>» AetzannesHafie 8. NrLrprdttion ist Wochentag« «iiunterbrochr» Am fchh «dt» »b«d» 7 Uhr. Filiale»: Abend, Ausgabe MWM.Tslgclilatt I«sertionspreis Tie 6gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Aerlameu unter dem Redaetioatjirich läge- ipalleu) üOch. vor deu Fam»i«muichr>chl«a (dgejpalleü) 1U< Größere Lchlijteii laut uusereur Preis» verzetchaih. Tabellarischer und Zisserusatz auch hoderew Daris. Ertra-Pettaiikii (gesalzt-, nur mit der Mor^,»Auauade, odiie Posldejorderung -0.—, Mit Postdesdrderuag 70.—. Änntzmeschluß für Inserate: Abead-AuSqad«: Vormittag» 10 Uhr. Morge a-Auagab«: Nach»»tlag» 4 Uhr. Sonn- und Aestta.,« früh v Uhr. Hei de» Filiale» und -Iniiadmesicllen je ein« Haide Stund« früher. Lnjrrat» siad stets an dt« ErZrhtttan vtl« »««»'« TnrV«. («lsrnä Eich«), Uoiversitätsstraß« 1, Laut» Lösche, Katharineustr. 1«, Part, «ch Mlnchichlatz 7. Organ fSr Politik, LocalgesMe, Handels, «nd Geschäftsverkehr. Druck »ul» Verlag von E. Polz ln Leipzig ^ZIIS. Donnerstag den 3. März 1892. - 8«. Jahrgang Leipzig, 3. März. * Der bekannte Pariser (Korrespondent der „Time«- ver breitet wieder die Nachricht, der deutsche Kaiser werde an der Feier der aoldrnen Hochzeit de« dänischen König«, paare« persönlich theilnrhmen und der Zar nicht« thun. .um diesen Besuch de« Kaiser« in Kopenhagen zu verhindern-, Hierzu bemerkt die „Kölnische Zeitung-: „Bereit« vor einigen Monaten ist diese Nachricht au« zuverlässigster Quelle al« unbegründet bezeichnet worden: die Gründe, warum der deutsche Kaiser nicht nachKopenhagen gehen wird, haben nicht da« Geringste mit der Politik und am wenigsten mit der Frage zu ihuu, ob dort gleichzeitig der russische Kaiser mit seiner großen Familie eintrrffen oder weilen wird. Die Arier der goldenen Hochzeit de« dänischen Sönig«paare« wird den ausschließlichen ljbarakter einer Familienfeier und eine« Landesfeste« tragen. Die Zahl der nächsten Familienmitglieder ist so groß, daß e« tem dänischen Hose schon an sich schwer sallen wird, Allen entsprechende Wohnungen zur Verfügung zu stellen, zumal seit dem Brande des KoniaSschlosse« in Kopenhagen die Räumlichkeiten ohnehin beschrankt sind. Schon diese Rücksicht allein verbietet die gleichzeitige Anwesenheit de« deutschen Kaiser«, der bei einem solchen Feste immerhin von einem größeren Gefolge begleitet sein müßte, E« steht de«halb ,»vn seit Monaten fest, daß Kaiser Wilhelm sich bei der Hochzeitsfeier nur durch Absendung eine» besonderen Bevoll mächtigten betheiligen wird, und e« ist neuerding- nicht« eillgetreten, wa« an diesem Beschlüsse auch nur da« Geringste geändert hätte. - * Zu den mit dem Herzog von Eumberland über sine Aushebung der Beschlagnahme de« Welfenfond« ange- knüpftm Berhandlungen erfahren die „Hess. Bl.-, daß nach der Sendung de» Herrn v Haiumerstein-öorten nach Gmunden tcr Ehes der herzoglichen Verwaltung, Herr vonder Wense, in Berlin war, um io Gemeinschaft mit dem Geh Rath vr. Lrüel im Auftrag« de« Herzog« die Verhandlungen fort- zuführen, daß der Bevollmächtigte aber die preußisch« Haupt stadt wieder verlassen hat, ohne daß e« zu einer Verständigung gekommen ist. * Auf dem Umwege über Pest erhalten wir eine» ofstciösen Commentar zur Rede de« Kaiser« beim Festmahl de« brankenburgischen Provinzial-Landtage«. Dem „Pester Lloyd" wird geschriebm: D«r Kaijer hat weder da« Bolksschulgesetz, noch «in» bestimmt« Partei mit einer Gilb« erwähnt; er Hot aber auch weder diese oder jene etn«eln« Regierungsmaßregel, noch diese oder ,en» einzelne Partei tm Auge gehabt. Ao» gegen er sich vor Allem kehrt, da« ist dl« lchlapp«, trüb« Stimmung, dir er wahmunehmen glaubt, die Partei der Pessimisten, die er sich au« Anhängern aller palittschen Parteien zusammensetzt. Diese Stimmung ist da, sie ist auch bi« zu »in»m gewissen Grad« seit dem Htnschetden der Männer, die Deutschland groß gemacht haben, als natürlicher Rückschlag, al« Ueberaang aus einem Gefühle der Verwaisung herau« ganz erklär» lich. Dle den Sturz de« Letzten au« der großen Zahl bedauerten, sind mtßmuthlg geblieben; di« ihn bejubelten, haben viel erwartet und wenig erreicht. Der Kaiser setzt bleser Stimmung «icht «<n absolutistische« Wollen, sondern sein starkes historisches Bewußtsein, die Erinnerung an de» alten Sllttrteu von Roßbach und Dennewty, den Gedanken an seine eigen« „ehrliche sürsorgend« Arbeit" entgegen. Er verlang», zunächst von seiner „märkischen Mannschaft", di« de» Gang vom Kurhut zur Kaiserkrone initgemacht bat und de« neuen Herrn au« manntasacher persSnitcher Berührung genauer kennt, nicht dltnd« Uaterwürfigkett, sondern Vertranrn. Gegen dt« Trübseligkeit des Herrn Pesstmus, der mit zu wenig Selbst» vertrauen im Ausland« noch schaueren Dingen umherspäht und dann» in Wiideubruch'e „Heiligem Lachen" nicht übel Oie Pesilmow heißt, siebt es nur riuen EurS, eben den zukunslrfroden kaiserlichen. Wer sich nur einen Augenblick aus den menschlich-piochslogtschen Slandpunct stell» und den von ungemeinem Tchafien«drang, von hohen Idealen und starker Begeisterung für seinen historischen Berus beseelten Charakter Kaiser Wilhelm « H. betrachtet, dem muß. mnii» ich, di« ängstlich mäkelnde Berufung aus die Verfassung, auf dir Rede» und Preßfreiheit der Bürger au« solchem Anlaß »ill- kürlich, ja beinahe lächerlich vorkomme». Eine Fluch duinpf grollender Phrasen ist In den letzten Tagen durch dir Presse ge gangen, und am wort- und erfindungsreichsten in manudast tSnrndeu Aedensarien war ein große« nationale« Blatt, da« sich unter dein Fürsten Bismarck oft genug den Vergleich mit einer „Windfahne" gefallen lasten mußte und seit seiner Reujahrsdrohung mit der Revision de» mouarchischen Princtp« au« der Umgebung de« Kaiser« verbannt ist . . . Daß der Kaiser nach Verkürzung der verfassungsmäßigen Recht« der Volksvertretung, nach „Zurlickschraubung der Cuitur in «ine „versinkend« Zeil- richlung^ trachtete, ist »ine au» parteilichen Tagcseiudrückeu her» genommene Erfindung, di» wieder nur der Beunruhigung Varschub leistet. * Zu der in der Presse verbreiteten Mitthrllung, daß die jüngste Rede de« Kaiser« im Manuscript dem Reichs kanzler und dem Finanzminister Vorgelegen haben soll, schreibt die „Nat. Ztg.": Wir halten diese Angabe für durchaus un begründet und vielmehr eine andere für richtig, wonach der vom Kaiser geschrieben« Text der Rede, wenige Stunden bevor sie gehalten wurde, dem Eivilcabinet mit dem Aufträge zuging, da- Manuscript de« Kaiser« abschreibcn zu lasten und die Abschrift zur Veröffentlichung an den „RcichSanzeiger- zu senden. * Dir preußische ofsiciöse Presse wird etwa« besorgt wegen de« langsame» VorwärlSschreitenS der Verhandlungen in der Volksschulgesetz-Eominission So schreiben die „Verl. Polit. Nachr": „In der Kommission zur Vorberathung de« VolkSschulgesetzrntwurs« hat man die Hoffnung noch nicht aufgegebeo, vor der in reichlich fünf Wochen bevor stehenden Osterpause in die zweite Lesung des Entwurfes eintreten und somit den Beginn der Plenarderathuuaen noch in der zweiten Hälfte de« Monat« Mai herbeisüvrcn zu können. Man verbchlt sich »der nicht, daß diese Hoffnung nur dann in Erfüllung geben würde» wenn der Verlauf der »eiteren Verhanklungcu sich rascher vollzieht al« die« biSber der Fall war. Bi« jetzt sind nicht voll 40 Paragraphen, darunter allerdings zwei Hauptstrcilpunete, in l3 Sitzungen erledigt Die zweite Woche de« März wird für die Beratyungen so ziemlich ganz au-faUen und so für den Rest der Arbeit bi« Ostern wenig mehr al« vier, allerdings an sitzung-freien Tagen sehr reiche Wochen zur Verfügung sieben. Bedenkt mau, daß außer der Novelle znm LandcSverwaltunaSgesetze noch rund 150 Paragrapben durchzuberathe» sind, so erhellt, daß mit der äußersten Aus nutzung der Zeit rin vergleichsweise rascher Verlauf der Verhandlungen zusammentrcffcn muß, wenn jene« Ziel er reicht werde» soll Selbst aber, wenn dasselbe erreicht wird, dürste da- Herrenbau» schwerlich vor Ende Juni an die Verathnna de« Gesetze» herantreten können. Eine sehr erhebliche Au-desinung der SessiouSdauer er scheint daher al« sicher. * Au« Berlin wird un« geschrieben: Die Arbeiter, seit Jahrzehnten durch socialdemokratische Agitatoren aufgereizt und begcbrlich gemacht, wollen sich nicht mehr mit den bloßen Versprechungen der Führer, mit „Zukunftsmusik" MWZZML-Z der anarch.sti chen Lache verwendet werden. Der "alie.i.scht rianungen- zDicbstäble), mit deren Ertrage >r anarch ischer Literatur hergesrellt worden, ein große- Verb en erworben I.» Kriege nehme man si» Provmn. wo um. solchen finde. Viel . ("schftv«'', revolutiouairen Acte; si- müßten sich täglich, stündlich ereignen; an E^e „ müßte da« Eigenlhum und dessen . c-ritken werden — dann wäre die sociale ä'/volution in idrem ganzen Umfange vor der Thür — Welche« Unheil solch blödsinnige» Geschreibsel m unklaren Köpfen anzurichten verm°g, ka°° .mr Der,en.q keurikeilcn der da« unmittelbar zu beobachten Griegenvtii batte. Die Redakteure solcher Schanddlätier aUerrings hüien sich selbst nur eine einzige „Enktignung vorzunrbmen und ihre eigene Haut zum Markte zu tragen. ° * Am >0. December »80t wurde von den Abgeordneten v. Stauffenberg und Siegle, unterstützt von den Mitgiitdeni aller Fraeliouen außer der socialdemokraiischen. eme Inter pellation im Reichstag eingrbracht, welche einen besseren Schutz der deutschen Urheberrechte an Werken der Literatur und Kunst in außerdeutschen Staaten, insbesondere in Nordamerika und O esier re, ch-Ungarn anregcn wollte. Die Interpellation ist im Widerspruch m,i der Grschäft-ordnuiig dem Reichskanzler bisher nicht zur Er klärung, ob und wann er dieselbe beantworten wolle, vor gelegt und noch nicht aus die Tagesorduung de« Reichstag« gebracht worden. Der aus Ainerik« bezügliche ^.heil der Interpellation legte den Tatbestand folgendermaßen dar: ntuc Eopyrigbl-Gesttz der Vereinigten Staaten sichert allen Aus ländern den gleichen Schutz wie den Amerikanern zu. sofern die betreffende Regierung drn Nachwei« erbringt, daß die Amerikaner ebenso wie die Angehörigen de« betreffenden Staate« debandelk werken. Die Regierungen von England, Frankreich, Belgien und der Schweiz baden diesen Nachweis erbrach«, und ist da« amerikanische Gesetz in Folge dessen mit dem Tage seiner Verkündigung auf die Angebörigeu dieser Staaten für an wendbar erklärt worden. Eine gleiche Erklärung ist bi« ,etzt bezüglich de« Deutschen Reiche« nicht erfolgt, und die deutschen Urheber sind in Folge dessen in Amerika vollständig schützt»« Die schwerwiegenden Interessen der deutschen Urheber, des deutschen Buch-, Kunst-, Musikalien- und Kartenvrrlag« ver langen eine baldigst« Arnderung diese« Zustande«/ Der .Reichsanzeiger- theilt nun ein am 15. Januar getroffene« Uebereinkommrn zwischen dem Reich und den vereiu-staaten mit, wonach die nordamerikanischen Staat-angrbörigrn in Deutschland einen mit den Inländern gleichen Schutz ibrer Urheberrechte und dafür die ReichSangehörigr« in den Ver einigten Staaten den Schutz de« Eopyright-Act genießen sollen. Da« Verbältniß zn Amerika scheint danach befriedigend ge ordnet zu sein, wegen des literarischen Rechl-vcrhältnisseS zu Oetterreich - Ungarn ist aber eine Besprechung der Interxellalion im Reichstag noch imoicr zweckmäßig. * Das Eentrum bat am Dienstag wieder alle Wobl- thaten mit Undank belohnt. Es bat die bartumstriitene Kreuzercorvette K, trotz der eifrigen Befürwortung durch den Reichskanzler und die Marmeverwaltung, im Verein mit Socialdtmokratcn und Freisinnigen abtehnen Helsen. Und das, nachdem die Regierung schon so viel für die Partei ge than, daß ihr zu tduu fast nichts mehr übrig bleibt. Erst die Niederlage in der Frage der Reform de« MilitairstrafrcchlS, jetzt die bei der Mariae, wo bleibt da auch nur der beschei denste Zoll der Daakdarkeiti * Dem Reichstag ist folgender Antrag I>r. Barth, vr. Baumbach, Büsiug, Härle, Iebsen, Nickert zugegangru: Der Reichstag wolle beschließen: den Herrn Reichskanzler zn er suchen, zu veranlaßen, daß hei dem gegcuivärti„en friedlichen iktn- veruedmeu mii deu auswärtigen Mächieu Verhanvlunaeu eingcleiict werde», welche zum Zweck haben, durch Uebereinkliiist von Staat zu Staat oie Freiheit des Plivoieigenihuin» zur Lee in ttrteg«zriten zu einem vertrag-mäßig an«rkannteu Grundsatz des Völkerrechts zu erheben. * Anläßlich der Jubelfeier der national liberalen Partei dürste e« von Iulereffe sein, wa« Gustav Frey tag über die Gründung des NaUonai-Vercln« und der national liberalen Partei in seinen „Erinnerungen aus meinem Leben sagt In Eapitel 1l „Unter König Wilbrlm- schildert er da« neu erwachende politische Leben und sagt dann weiter: „Da« erwachte Bedürsniß vieler Einzelnen, sich z» regen, sührte endlich zur Bildung de« Nationalverein«. Dies Unter nehmen, die Liberalen der einzelnen deutschen Staaten niil einander zu verbinden und durch den Zusammenbau^ aus armeiusame Tätigkeit vorrudereileo, hielt ich für de» größten Fortschritt, deu das politische Leben im Volke seil den Nieder lagen de« letzten Jahrzehnt« gemacht batte, ich wurde mit Freuden Mitglied de« Bertia« und bin ihm, so lange er bc stand, treu geblieben. Er vereinigte Liberale verschiedener Schattirungeu und hatte im Anfänge bei seinen Zusammen künften, den Rekeübungen uad Beschlüssen zuweilen da« Aus- scbcn «iuer Bcwahraustalt, in welcher eigenwillige und schrei lustige Kinder zu politischer Tugend und Weisheit herangezogcii werden, aber di« geduldige und ausdauernde Arbeit der Führer» welche sich um Rudolf von Bennigsen gesammelt batten, die Fähigkeit diese- ausgezeichneten Maune«, aus dem Schwall der Debatten zuletzt den gesunden Menschenverstand herauSzuziedeu und io Formeln zu dringen, seine freie und großartige Auffassung unserer Verhältnisse und vor Allem die bochsinnige Vaterlandsliebe erfüllten mich mit hober Achtung. Durch mrhriäbrige opsrrvolle Thäligkeil gelang es ihm und seinen Freunden, eme Partei zu schassen, welckw, al« Tag und Stund« kamen, stark genug war, «me deutsche Regierung bei der neuen Arbeit für einen deutschen Staat zu beeinflussen und zu stützen. Denn nur durch die freudige Mitwirkung der Nativnalpartei wurde die Gesetzgebung de« Norddeutschen Bundes und de« Deutschen Reiches möglich, vorzugsweise durch sie gelang e« der starken Willenskraft, welch« da« neue Reich gegründet bat, den Widerstand der inneren Gegner zu besiegen. Da« waren glückliche Jahre für Deutschland.- * Zu der Nachricht, daß vr. Peters zwischen dem Kilimandscharo und dem Bulcan Donjo Ngai am söge nannten Natronsee große Salpeter laarr entdeckt habe, erfährt die „Voff Ztg -, di« von Iw. Peter« eingesandten 161 FeuiUatsn. Die Demchardtsbrüder. Toclaler Roman von A. Lüt»t» burg. N»t>»>uL »ersoie». (Fortsetzung.) „Wann befehle« Sie. daß ich komme?" fragte er mit bebender Stimme. „Morgen — am besten in der Frühstunde, vielleicht von neun bi« »ehn Uhr." »Könnte e« nicht morgen Abend sein?" „Ist mir auch recht, dann aber zwei Stunden später. Ich bin um diese Zeit immer sehr beschäftigt. Da —" Eia junge« Mädchen trat ein. Der Mann wollt« gehen. „Ihr Name? fragte Herr Bärendorf noch. Ein Moment de» Zögeru« — „Brenner-, kam es dann leise von de» Lippen de« Ge fragten. Da« junge Mädchen hatte den Namen gehört. E« blickt« überrascht zu dem bleichen Manu« auf, konnte aber nur einen ^ flüchtigen Blick in sein Gesicht werfen, denn er war schon draußen verschwunden. „Womit kann ich dienen, mein Fräulein?- Sie mußte sich dem hrrvrigeeilten Eommi« zuwenden. Han« Brenner eilte inzwischen quer über di« breite Straße, um in einer Seitenstraße zu verschwinden. Er lief wie von Furien verfolgt, und erst nachdem er verschiedene Straßen und Gaffen durcheilt war, hielt er in seinem schnellen Lauf ein, ui, tief Athen, zu holen „Irene Grünwald!- kam es leis« »oa seinen Lippen. „Nie mand al« sie war da« junge Mädchen gewesen, aber sie Hais« ibn «icht erkannt. Sie hatte wohl den Namen .Brenner" gehört. aber seine Person war ihr fremd gewesen. Wie bätt« e« anch and«« sein können? Sein eigener Bruder würde ihn nicht erkannt haben, wir er sich nicht ohne Bitter keit sagte. Er trat in mehrere Läden, um einige Einkäufe für den täglichen Bedarf zu mache«. Seine Hand zitterte noch, al« er da« Goldstück ans den Ladentisch legte und den Urberschuß zurücknah»; wie lang« war r« her, seitdem er kein Goldstück mehr besaß! Ganz fern, im nördlichsten Theil« der Stadt lag da« Hau«, in dessen höchsten Regionen er eine Unterkunst gesunden. Eine kleine Dachkammer, die auf da« Dürftigste auSslafsirt war, diente ibm al« Wohn» und Schlafraum. Da« einzig Gute, welche- sie besaß, war rin für seine Malerei vorzügliche» Licht. E« war aber noch nicht lange, seitdem er Nutzen hieraus zog Bi« vor wenigen Wochen hatte er durch Abschreiben sein Brod verdient. Nur durch den eiserne» Fleiß, eine be- wunderungSwerlhe Ausdauer war es ihm endlich gelungen, so diel zu erübrigen, um da« Notbwendiaftc, wa« er zur Ausübung seiner Kunst gebrauchte, sich anschaffen zu können. Farbe um Farbe. Pinsel nm Pinsel hatte er zusammen tragen, nicht selten mit ungestilltem Hunger. Mit Grauen gedachte er de« ihm endlos scheinenden Winters, aber mit noch größerem Grauen jener ver geudeten köstlichen Zeit, in welcher Fortuna ihn mit ibrem Füllhorn überschüttet und er ihre kostbare» Gaben wie wertblose- Gut verschleudert. Seit eiuiaeu Wochen war aber wieder rin Lichtstrahl in s«in frrundlose« Dasein gewesen, und derselbe wurde zum Sonnen schein für da« verödete Herz: er konnte wieder male«. Nicht nur da« allein — er hatte, wa« ihm eine« Tage« unmöglich erschienen war, wieder Lohn für seine Arbeit rr- ballen. mochte derselbe noch so gering sein. Er gebrauchte zu seiuem LebenSuuterhall nicht viel, uad die Hoffnung regle sich mit leifein Flügelschlag in ibm. Seit Mouaten hatte Han« Brenner nicht mehr rinru solchen Abend verlebt, al« ven heutigen. Im Ofen braoute ein Feuer, er war gesättigt und brauchte für die nächsten Tage nicht zu sorgen. Der Frühling war da, und wenn er di« lichte Sommerzeit eifrig benutzte, so würde der kommend« Wiuter ihn nicht wieder in einem solchen Zustand staden, wie der überwundene. Ob er die Zeit benutzen würde? Er nickte mit dem Kopfe. Frühzeitig legt« er sich zum Schlafen nieder, aber er lag langt wach, und «s war«» keine düsteren Gedanken, die ihn wach hielten, wenn er auch mit tiefer Reue de« Bruder« aedachte, dem er so bittere« Herzeleid zugesügt. Er batte Jakob oft gesehen, seitdem er ihn verlassen, kannte er doch dessen Wege bald genug E« war ihm immer gewesen, al» ob er im Anblick de« Bruder« den Muth gewinnen muffe, auf der dorncuvollrn Bahn weiter wandern zu können, und ob dessen ernstes Gesicht auch sein Gewissen schmerzlich auf- stachrlt«, so wich er diesem Schmerz doch nicht au«, um de« festen Vorsätze« willen, den er in der Stunde de« Leben« gefaßt, aK er einen Blick in sein Innere« geworfen und schaudernd vor dem Abgrund, der sich ihm eröffnet, zurück- grbebt war. Al« er au« der Wobnung de« Bruder« geflüchtet war, batte er nicht mehr an ein Erheben, sondern nur an seinen Untergang gedacht, und wenn er jene Zeilen für Jakob zurück- gelassen, so solgte er damit nur einer Regung de« Mitleid«, dem Wunsche, demselben einen Schmerz zu ersparen Er selbst batte nicht geglaubt, daß e« ihm jrmal« gelingen könne, sich au« einem Sumpf« zu retten, in welchem Leichtsinn, Hoch- muth und Eitelkeit ihn untergehen zu lassen gedroht. Der Gedanke an Jakob batte ibn gerettet, heute empfand er da« mehr, mehr al- je. Die Bruderliebe war nicht in ihm erstorben gewesen, aber die Nichtigkeiten der Welt hatten sie überwuchert gehabt, und als diese keine Nahrung mehr gefunden und erstorben waren, da sproßte sie wieder kräftig empor, zum Segen für ihn selbst. Frischen Muthe« war Han« Brenner am darausfvlgenden Morgen aufgrstanden, um sich an seine Arbeit zu begeben. Frühlingssonnenschein lag wieder über der Welt und das Vorahnea eines kommenden Frühling« ging auch durch da« Herz de« Maler«. Jene Träume von Glück und Glanz, die ihn einst zu schwindelnder Höbe emporgctragen, beschäftigten auch jetzt wiederum seinen Geist, aber sie waren doch anderer Art, denn sie entsprangen nicht mehr dem unbegrenzten Hochmuth eine« eitlen Menschcuherzen«, sondern einem beißen verlangen, zu sühnen — gut zu machen. Lust schlösser waren e« freilich, die Han« Brenner abermals er baute, aber nicht für ibn waren sie bestimmt, sondern für den Bruder, um diesen ru beglücken, ibm den Beweis zu bringen, daß r« ihm noch in letzter Stunde gelungen war. sich aufznrafsrn. Er arbeitete rastlos den ganzen Tag, bi« da« Sonneulichr erloscht» war, kaum batte er sich zum Essen Zeit gegönnt. Nun erhob er sich, um alsbald zu Herrn BZrcndors zu gehen. Indem er sich des Blicke« erinnerte, mit welchem dieser am vorher gehenden Tage seine Kleidung gemustert, nahm er den kleinen Handspiegel von der Wand, um sein Haar zu ordnen. Er warf einen Blick in den Spiegel und schrak vor seinem eigenen Aussehen zurück. Er war sich selbst fremd geworden. Han« Brenner hatte für einen schönen jungen Mann gegolten; diese« bleiche, schmale, hohlwangige Gesicht mit den tiefliegenden Augen entbehrte jeder Spur von Schönheit und Anmuth, der Eigenthümer desselben war geneigt, e« sehr häßlich zu finde». Und doch konnte er l-chrln. Jakob würde in seinem Gesicht die Spuren finden, daß er wirkltch gekämpft, und um so eher zuni vergeben geneigt sr„. ° ^ bestimmte» Stnade begab er sich in da« Bären- dorslche Geschäft, wo der Besitzer ihn bereit« erwartete. Han« «rrnner fand seine Erwartungen, welchr er auf diese Begegnung gesetzt, übrrtroffrn Herr Bärendorf bestand »war daraus, daß er sich verpflichtete, simmt- . """" atwiffen Termin ihm zu überlasse», war aber auch zu guter Bezahlung bereit, b" b" Stand setzen würde, seine Plane ,u Ve,Ä«w!al -"er H^snungen verließ er da« .„.2", b—sell«» «»«»blick, al« er ans bi. Straß, hiuau«- ausbiegen. 7bng«,müder «r wollte „Herr Brenner!" „Mein Fräulein!" „Wollen Sie mir ein paar Worte gestatten?" Da« elektrische Licht ließ ibn jeden Zug de« lieblichen Gefichte« deutlich erkennen, vielleicht machte dasselbe eS auch ein wenig bleich, aber den Ausdruck von Schrecken unk Sorge, der sich darin bemerkbar machte, konnte es nicht bervorbringen, er war offenbar durch die Begegnung mit ihm hervorgerusrn. „Womit kann ich dienen, mein Fräulein?" „Bitte, Herr Brenner, denken Sie nicht unrecht von mir, wenn ich den Wunsch ausspreckc, daß Sie mich rin Stück Wege« begleiten möchte». Ich habe Ihnen eine sehr ernste Mittbcilung zu machen. Schon gestern Abend sah ich Sie und ließ mir von Herrn Bärendorf sagen, daß Sie heute um diese Zeit wiederkommen würden." „Betrifft die Mittheilung meinen Bruder?" Er folgte einer unwillkürlichen Eingebung, indem er so fragte. „Indirect — ja." „Sie finden mich bereit, Fräulein Grünwald." Irene Grünwald befand sich in einer seltsame» Lage, als sie mit Hans Brenner de« Weges dahin schritt, uud ihr Her; klopfte in bangen, ungewissen Schläge». Sir war geneigt, sich selbst Vorwiirse zu machen, daß sic der Stimme ihres Herzen« Folge gegeben, um dem Freund de« ValrrS und auch dem ihren einen Dienst zu erweisen, und dock, Halle sie nick» ander« können, ja, sie würde den seltsamen Schritt nock, einmal gewagt baden, den Versuch zu machen, eine Aus söhnung zwischen beiden Brütern derbeizufübren. „Sprechen Sie, Fräulein Grünwald. Ich hoffe nicht, daß Jakob irgend etwas zugestoßcn ist " „So sorgen Sie sich um ibn ? Nein, er bat keinen Unfall gehabt, aber er leidw sehr. Wissen Sic, durch wen?- Er gab keine Antwort, und Irene fügte hinzu: »Durch Sic". Er biß sich aus die Unterlippe, während sie schweigend neben einander schritten. Sie wollte ibm Zeit geben, eine Entgegnung vorzubringen, aber er machte keine Miene, das Schwaigen zu unterbrechen. „Sie hätten nicht sortgeben sollen, Herr Brenner", sagte si« dann im Tone eines ernsten Vorwurfs. Er wollte ausbrausen, sie fragen, was sie bcrecktige, solche: Art mit ihm zu sprechen, aber er mußte unwillkürlich dem wunderbar weichen und doch festen Klang dieser Stimme lauschen. „Saale Jakob Ihnen, warum ich mich zurückgezogen habe?" fragte er. „Nein.- „Woher wissen Sie e«?- „Er erzählte mir am Abend jene« Tage«, an welchem ich Sie gebeten, Ihrem Bruder die Einladung meine« Vater« zu
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite