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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920304023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892030402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892030402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-04
- Monat1892-03
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Die Commisston hat die Vor lage mit 12 gegen tt Stimmen im Wesentlichen angenommen und beantragt dar» eine Resolution, den Reichskanzler zn ersuchen, in eine nähere Prüfung darüber einzutrele», durch welche weitere Mittel die ans wirthschaftlichcn und social politischen Gründen dringend gebotene Erhaltung und weitere Ausdehnung des bäuerlichen Grundbesitzes, sowie die Seßkaft- machung der Arbeiter zu erreichen sei. und dem Reichstage über das Ergebniß dieser Prüfung Mittheilung zu mache». * Dem Reichstag wird, wie verlautet, in den nächste» Tagen noch der Gesetzentwurf, betreffend den Verkehr mit Wein, zugchen. * Die Beschlußunfähigkeit des Reichstags, die säst unausgesetzt die ganz« Session über ankauert und eine empfindliche Störung der Arbeiten herbeisührt, drobt nachgerade zu einer schweren Calamilät zu werden, welche die Wirksamkeit einer der wichtiasten Einrichtungen unsere« öffentlichen Lebens gefährdet. Da« Ansehen de« Reichstag« ist aus dem besten Wege, durch seine eigene Schuld aufs Berhängnißvollste untergraben zn werden, und damit würde ein nationales Interesse ersten Ranges geschädigt. Der Reichstag zeichnete sich auch früher nicht durch starke Frequenz au«, so swlimm wie jetzt, wo geradezu seine Wirksamkeit gelähmt erscheint, war es aber noch nie. Keine der Parteien ist ganz von der Mitschuld sreizusprechen, am lässigsten aber erfüllt da« Centrum seine parlamentarischen Pflichte», und namentlich die süddeutschen Mitglieder desselben nehmen es damit leicht. Auch im Reichstag sind diese Luslände natürlich schon oft beklagt worden: über die Wirksamkeit und Lweck- »äßigkeir der vorgeschlagencn Mittel zur Abhilfe gaben sich meist starke Meinungsverschiedenheiten kund, und so ist eS über aUgsmeine »lagen und Betrachtungen nicht hinausgckommen. Auch der Senioren-Eon- vent hat sich, wie schon gemeldet, mit der Frage be schäftigt, aber auch er ist praktisch nickt weiter gekommen. Die Beschränkung des Rechtes eines einzelnen Abgeordneten, die Beschlußfähigkeit anzuzweiseln, fand nicht die überwiegende Zustimmung; auch gegen die Herabsetzung der Beschlußsähig- keitSziffcr wurden starke Bedenken geäußert. Man kam schließlich über einen energischen Appell der Frtlclionsvvr- stände an die Mitglieder nicht hinaus, eine Aufforderung, die erfahrungsgemäß nicht von genügendem Erfolg ist. Wir meinen aber, die gegenwärtige Session sollte nicht schließen, ebne die Frage einer Besserung dieses Zustandes praktisch zu fördern. Es geht schlechterdings nicht länger an, diesen Miß stand von Jahr zu Jahr sich sortschleppen und immer größeren Umfang annehmcn zu lassen. * Aus die in der „National-Lcitung" an den Reichs kLnzler und die Minister gerichtete Mahnung, sich über die Urtbeile der ausländischen Presse über die letzte Kaiserrede vollständig zu unterrichten und daraus weiter die Verpflichtung ru entnehmen, dem Kaiser darüber zu berichten, erwidert eine Berliner Corresponden; deö „Hamb. Corr.", der Rath sei in jeder Beziehung übel angebracht. Es treffe weder die Annahme zu, daß der Kaiser über die Urtheilc der Presse nicht genügend unterrichtet sei, noch auch die andere, daß abfällige oder feindselige Urtheilc desAuslandes einen besonderen Eindruck auf ih» mache» könnten. „Was »amrnllich den erster«« I Pnnct betrifft, so hat der Kaiser schon alsbald nach dem I Antritte seiner Regierung besohle», daß ibm i« den regel-' mäßige« Zeitungsberichte» u»p Blätteran-schnitten nickt blov wohlwollende Unheils vorgelegk. sonder» auch kritische und mißgünstige Aenßernngen der 'öffentliche,, Meinung über sei» pcrsöiillches Tdnn und die Maßnahme» seiner Regierung nicht vorenlhalten werde» solle». Es liegt kein Grund vor, zu glaube», daß hiervon >i» Falle per Rede auf dem hranden- burgjschen Släiiteiiiahie abgegange» würden sei," * Di« „Bert. Börsen L>g " welche speeieli mit »amhaslen Vertreter» der »atioiialltberalen Partei Fühlung bat, erhält von parlamentarischer Seite ,i„en Anstel, m welche,» daraus bingewiesen wird, daß e« wahrscheinlich sei, baß am Sonntag in der Sitzung des preußischen Llaats- »iinist«rsums die jüngste Rebe de« Kaisers und ihre Wirkung auf die Presse zur Sprache gekommen sei. „Ge rüchtweise. so heißt eö ln de», Artikel weiter, verlautet, daß der Reichskanzler jenes Maß vvn Aniissreuke, das er bei Berathung der Handelsverträge Mille Tecemder von sich versichern konnte, ganz und gar nicht mehr in sich verspürt. Weiler ist es Thalsache, daß die beiden ersten Artikel der „Köln. Ltg" über die letzte Rede des Kaisers den Ltaals- anwalt beichäjligen und da» eine Rümmer der „Verl Renesten Nachr", >» welchrr «in Artikel der „Times" wiedergegeben war, cvnsiscirt wurde. Endlich ist als Thatsache zu cpnsta- ti,e». daß da« öffentliche Interesse für alle andere», selbst für wichtige Dinge völlig abhanden gekommen ist und sich ledig lich auf die begleitenden Umstände Per letzte» Rede deö Kaisers und auf das Schulgesetz concenlrirt Ans Eigenem möchtet, wir dein noch hinrnsügsn, Paß in den bewährtesten patrio tischen Kreisen das Verlange» darnach, das „erlösende Wort" in dieser betrübenden Wirrniß zu vernehmen, so stark ist, wie wir es such in vollkommen kritischen Perioden srit sSllß nie mals beobachtet haben." * Die „Kölnische Zeitung" schreibt: „Gegen die „stölniiche Zeitung" ssi am 8ü. Februar wegen eines Artikels über bi« letzte siede des Kalter«, der die Uederschrift trug „Ein frischer Zug" und der mit den Wort«» schisst „Wir bleiben im Lande lind oppvniren redlich" di« Untersuchung wegen Mo« jestatSdsleidigung eiugeieitet worden. Der Artikel ist in zahl« reich« größere Blätter verschiedener Parteirichillugeii überargangen. Wir hatten uns, wie bisher, jo anch diesmal, an unsere Regel ge halten, derartige Zwijchensäll« als Privalangelegenhejlrn z» v»- trachten und zu behandelt,, die sllr das Publicum erst dann Interesse gewinnen, wenn sie zu bedeutsamen gerichtlichen Verhandlungen und Ergebnissen fuhren. Da die Angelegenheit jedoch ohne unser Znlhn>l in di- Presse gelangt ist, ist unser« Zurückhaltung gegenstandslos g». worden. Die sreironiervalive „Post" bemerkt: „Wir gaben die Nach. Acht, die jedenfalls Aussehen errege» durste, als »nwahrscheiulich nur unter Borbehalt und verzichten deshalb vorläufig auf ihre Besprechung." Tie „Germania", welche die „Kölnische Zeitung" mit wenig Wahrheitsliebe und verbissener Gehässigkeit zu verfolgen pflegt, spricht sich also aus: „Wir wurden es, offen gestände», bedauern, wenn diesem Blatte durch Erhebung einer Anklage, deren Ausgang doch immerhin zweiseihasl wäre, zu einem billige» Martyrium ve» hoffen würde, mit dem es sich hernach wohl in ähnlicher Weise brüste» würde, wie srüder einmal mit dsr beinahe erfolgte» Unter- drückung der „Kölnischen Zeitung"."" Gegen die natioiialliberalcn „Berliner Neuesten Nachrichten" ist wegen Abdrucks eines Artikels auS der „Times" Untersuchung wegen Majestälsbeleidigung eingeleitet worden. Auch das erste Morgenblatt. der „Frankfurter Leitung" vom 1. März ist aus Grund eines Aussatzes von Matimiliaii Harde» „Gekrönte Worte" wegen Majestät«, deleibigung beschlagnahmt worden. Die „Frankfurter Leitung" theilt selbst darüber Fol gendes ,„jt: Hey» früh wurde »ui Beringung de» Untersuchung»«Ichors da. erste Morgend!,»l der Nr. Ol der ,,gra»kiuri,r Zeitung" oom l. März mit Beschlag d-legt Tle BelHilgsluim zu per Pe- lchlagnahm« hat der Feuilleion-Arlikel „Gekrünle Worte" ge geben, in dein nnch der Aniinisuim der Hlgalsamvallichast eine MnjeiiitlsbeieiLignng enthüllen iein ioll. Gestern Abend bereit« und bi» tiej in die Nacht hinein wurde» durch Schutzleute di» in de» Gast- und Witlhskauiern und in de» Zei«u»tl«-Kwsts ausffegende» Ezeinplac« der stier,MtmNen Nummer weggenominen Zar veranl- wörtliche» Beriiehmmig ist der Redaclenr de« Feuilletons auf morgen vor de» Untersuchungsrichter geladen. Tie „Vvssiscke Leitung" begleitet die vorstehenden Mit- theiiiiiige» mit folgende» Bemerktliigen: In zwei ragen werben drei Beschlagnahm«» von Zeilunaen wegen Mn,estgi»bei«>d>aung gemeide. Da« ist für di» deutsche Nation in keinem Falle schmeichelt»»,, must vielmehr im Auslände seltsame Borstellnngen van der deutschen Preststeiheil erwecken. I» de», einen Fall« handelt es sich um die Auslassung eine» gemüßigt »oiionatttbetnlen Blattes; in dem andern n>ü «men Aufsatz, in dein der Kaffer auch nicht einmai erwähnt ist; in dein dritten um de» Abdruck eines Artikel« der „Times". Bar Jahr und Tag wurde auch di« ..Kreuzzeitung" beschlag. »ahmt, weil sie in einem Aclitei über da« monarchisch« Gefühl Maicstäwbeietdigtutg verübt habet, sollt». Da» Verjähren muht» damnls eingestellt werde» Lb es jetzt gegen di» bezichtigten Blätter beiserc» Erlotg haben wird, bleibt ovzuwarte». Aus die Baff», slimmuiig könne,> solche Psoceffe keinen gute» Eindruck mgche». Es war« bedauerlich, wenn die Ansicht B-rdr«ttn»g fände, daß man >n Deulichland seine Ansicht »ichl rückhaltt»» ansiprechen kan». Die Bürger würden dann lernen, zwischen den Zeile» zu iefen. * Scho» seit dem November vorige» Jalire« liegen dem Reichstag die coiiservativ-tlerisalen lind »atioiialliberaie» Anträge über di« >», Börsen- und Bankverkehr her- vorge treten«,, Mißstände vor, und noch immer ver lautet nicht« darüber, wa»» dieser Gegenstand zur Berhaud- lung gebracht werden soll. Es sind seit dieser Leit sv manche Anträge au« de», Haiti« verhandelt worbe», die keineswegs so dringend waren, daß sic nicht «tue Zurückstellung hätten ertragen kö»»«». Die Beunruhiguna, welche durch die be kannte» Borgäng« in den setz«« Wochen de« verfloss«,,e„ Jahre« in di« weitesten Kreis« getsage» worden, „s»*di>rt dringend ein« parlamentarisch« Erörterunsi der Augelegeubeit und ein« Ausstattung über die pon der Regierung beabsichtigten Maßnahmen. * Da« sünigl. preußisch« literarische Bureau, das zur Leit noch rum Ressort de« Staal«t»i»>slcriui,iö gehört, Mit dem neuen EtalSiahr 1882—Uü jedoch in dasjenige des Innern übergeht, wird vom l April d I. auch einen neuen Vorsteher erhallen. Sei» derzeitiger Leiter, Geh. Regierungs- rath Professor llr. Koustauti» Rößler, der seit etwa lü Jahre» dem Institut an,gehört, soll, wie die ,^ire»z- zeitling" hört, in das Auswärtige Amt berufen, ein Nach folger süp ihn als Leiter des genannten Bureaus jedoch »och nicht ernannt sein. * Mitte Februar hatten sich, wie schon seiner Leit mit- gktheill, 50 Professoren der Universität Marburg zu einer Erklärung vereinigt, in welcher die durch den Ent wurf de« VolkSschulgesetzeS beabsichligte gesetzliche Beschränkung der staatliche,, AnsstchlSrechre Über die Volks schule als höchst bedenklich bezeichnet und der sich hieraus de», Entwurf gegenüber ergebende ablehnende Standpuncl eingehend begründet wurde. Diese Erklärung wurde nicht qn eine der beite» parlai»e»tarische» Körperschaften, so tdern „als an die nächste Vorgesetzte Behörde" au teil prelißffchc» C»lt»iS»ii»ister selbst gerichtet und dieser gebelen, seine Mffwirlnng a» einer grundsätzlichen Ae»ceru»g des Ent- wn»>a in der oben näher bezeichnele» Richtung nicht versagen zu wollen. Daraus Hai fftzi der Etiltusinlnisier erwidert, vaß er die Erklärung gewissenhaft »nd in voller Würr>gu„g de« Uinstandea prüfe» werde, daß hervorragende BerHeier der Wissenschaft diese Kuiitgebung unterzeichnet haben. * Wie au« Hamburg gemeldet wird, hat dort der frühere socialdemokratische Reichskag « abgevrd »eteOItvReimer seinem Leben durch eine» Sprung in die Alster ein Ende gemacht. Reimer, der I8II geboren war, wurde t87t als Eandjdat der Lassalleaner von, Wahlkreise Ploen Segeberg in de» Reichstag gesandt I»l Jahre 1877 unterlag er dein eonservaljveu Grase» v. Holstein, der seitdem »nunierbrochen den Wahlkreis vertreten hat. Damit war die politische Laus baün Reimer'«, der seinem Berufe nach Cigarre,larbeiter in Allona war, z» Ende Nack Erlaß de« SociatistengesetzeS ausgemjele», ging er »ach Amerika, wo er sich ansgehalten hat, biS lhi» 1880 da« Erlöschen de« Gesetze« die Rückkehr nach Deutschland gestattete. * Au« Allenburg wird uns von, lt. März geschrieben: Montag und Diemttag haben in unserer Stadt die Wahlen »tttn künftige» Landtage ftatlaesuude», wodurch abetinals bewiesen worden ist, daß die Bürgerschaft mit nur wenig Ausnahmen treu zur »alionalliberale» Sache steht; denn die gewählte» Herren, Comiiicrzjenralh Schmidt, Oberbürger meister Oßwalb und-Iusttzralh Hase, werden von den Natwnalltberalen mit Stolz zu den Zhren gezählt und haben ihre treue vaterländische Gesinnung schon off belhäligl. Auch der vierte Canvibal der »ationalliberale» Partei, Schnitt- waarenhändler Heydrich, erhielt die dreifach größere Labl Stimmen als bei der vorigen Wahl und wäre nachweislich dem Socialdemokraten Buchwald, welcher schon bisher Land- tagSabgeordneler gewesen, „ichl unterlege», wen» »>elir als zweitausend nichlsocialdemokralische Wähler von ihrem Wahl rechte Gebrauch gemacht hätten. Eine Kritik des Verhallens dieser „Männer" ist nun doch überflüssig, vielleicht anch wird sie vvn der Zukunft selbst geübt. * Der Finanzausschuß der bayerischen Kammer der Abgeordnete» hat aus Antrag de« Fiiianzmiiiisterö die infolge de« Noiiiieiisraßea für Holzhanerlöhne ansgeworsene Sttinnic um 485 000 ,//, die Etalpvsten zur Berlilguug der Forstiiiserlen »m 880 000 u„d die zu Baiiiuleiiu »ud zu Letiiischtitzriilgeu für die vom Nouiieusraß bebrokle» 28 O0O Hektar Forst erforderliche Slinunc um «iOO OOO .cki erhöht. * In den letzte» Woche» habe» die Gerichte in München zwei wicklige Entscheidungen gesällt über die Frage, inwie weit der Presse die Wahrnehmung berechtigter In ^ leressen bei der Kritik vorhandener Uebelslände zuzner- kenne» ist. Der erste Fall hetras die sorialislische „Münchner Post", deren Redaclenr da« Geschäslsgebabre» eines diesigen »Ltickercigeschäffes den Arbeiterinnen gegenüber schars getadelt halt» Die Klage des Geschäslsinbabers tourte abgewiescn, da das Gericht »ach dem Resultate des LengenverlwrS die Richtigkeit der behauptete» Thatsache» anerkauule und dem Bcklaglc» den Schutz des 188 des R.-Str. G B. zuerkanntc gemäß einer frühere» Entscheidung de« Reichsgerichts: Es sei der Schutz de« genannten Paragraphen auch Demjenigen zuzuerkenne». F-uillrtvn. Vie Demihar-tsbrüder. 17j Socialer Roman von A. Lütetsburg. (Fortsetzung.) „Muß ich es Dir mit Worten sagen, Hans? Weißt Du nicht, fühlst Du nicht, was in mir ist für Dick, der Du mir Alles warst? Mein Herz ist erstarrt unter dem Schmerz, Dich verloren zu haben, ich glaubte nicht mehr an «ine» Schimmer von Freude und Glück. Nun aber ist Alles gut geworden — Hans, mein Bruder!" Sie hielten sich versöhnt umschlungen. Aber nur noch eine kurze Stunde blieben Beide zusammen, Hans drängte zur Heimkehr. Er batte jedes Anerbieten auf Hilfe abaelekmt, selbst eine Erfrischung, die Jakob ibm ge boten. Dieser mußte dem Bruder sogar die Zusicherung geben, ihn nicht eher aufzusucheii, dis er ihm die Erlaubniß dazu gegeben Dagegen batte er Jakob versprochen, ih» wenigstens alle acht Tage einmal zu besuchen, um von seinem Ergehen Kunde zu geben So schieden sie; Han« von neuem Mulh beseelt, aufjubelnd in einer berauschenden Hoffnung, daß ibm nickt ein falsches, trügerische» Glück lächele, sondern der Seelenfrieden, den er erst schätze» gelernt. Jakob aber stand noch lange, nachdem der Bruder ihn verlassen, regungslos an derselben Stelle. Er hatte den letzten Schritt des Geschiedenen aus der Treppe vcrballen kören, die Thür war in« Schloß gefallen, und tiefe Stille herrschte ringsum. Endlich lüste es sich wie mit einem Seufzer der Erleichterung von seinen Lippen. „Gelobt sei Gott! Frei! Frei von den dunklen Schatten der Vergangenheit — auch er. O, meine Mutier, er ist dock rein geblieben von Schuld, er wird die Sünde des Vater«, wenn sie begangen worden ist, nicht mehren Helsen!" Und nach einer Paus« fügte er leise, mit dem Kopf« nickend, hinzu: ^Wenn sie begangen worden ist!" Sein Gesicht war wieder ernst und finster geworden Fünfte« Capitel. Die Frühlingsblumen waren verblüht und der Sommer war gekommen. Nie hatte Jakob eine gleich befriedigende und glückliche Zeit verlebt. Hans beschränkte sein» Besuche nickt mebr aus einen bestimmte» Termin, er brauchte auch nick» des Abends im Dunkeln zu kommen, weil er sich seiner Kleidung zu schämen harte. Tie Brüder waren beinahe unzertrennlich, sie schienen nachholcn zu wollen, was sic so lange versäumt. Arm in Arm sah man sie aus den Spaziergänge», die Schön heiten der Natur befreite« Herzens in vollen Lügen zu ge nießen. Jakob machte nicht mehr den finstern, menschenfeind lichen Eindruck, sein Gang war leichter und elastischer geworden, Han»' Wangen waren nicht mehr bleich und schmal, ehemalige Bekannte, die ihn vielleicht längst verloren gegeben, erkannlen in il>m wieder den hübschen jungen Maler, der vor nicht gar langer Leit so glänzende Triumphe gefeiert, um so plötzlich wieder i» «in Nichts zu versinke». Er machte aber durchaus nicht den Eindruck eines Versunkenen Auch Jakob Brenner war in gewisse» Kreisen ei» Gegenstand der Beachtung Ihn umgab ein romantischer Nimbus, per eigentlich zu seiner ganzen Erscheinung und seinem Lebe» nicht paffen wollte. Eine junge, schöne Schauspielerin, di« an eine», Herzlriden gestorben sein sollt«, hatte >bn zum Erben ihre« aesamintcii, nicht linbeLelilenden Vermögens eingesetzt, und er sollte durchaus nicht i„ verwandlt'chastliche» Beziehungen z» ihr gestanden haben. Was aber alle Gerüchte a» Romantik noch übertraf, war die Thatsache, daß er die Erbschaft nickt aiigetreten, sondern theilweise einer milden Stiftung für verwahrlyslc Kinder, theilweise einer Anstalt übermittelt batte, in welcher alte, hilflose Frauen ei» unentgeltliches Unterkommen sanken. Hier sollte er wobl ei»« arme Ver wandte »nlergebracht haben, oder vielmeyr «in Weid, da« ehemals die Pflegerin der verstorbenen Kordel Nachmann ge wesen war Hans Brenner hatte wieder verschiedene Gemälde in der Kunst-Ausstellung gehabt, und zwei davon waren auch schon zu anständigen Preisen verkauft. Von dem Erlös hatte »r sich wieder ein Atelier eingericktet, allerdings nicht ein solches, wie er es vor mehreren Jahren besessen, aber doch »inen bellen, luftigen Raum, mit künstlerischem Geschmack ein gerichtet, und hierher führt« er eine« Tage« den glücklichen Bruder. Hans arbeitete mit angestrengte», Fleiß. Nicht mehr wie sonst, fand ihn spät noch die Sonne, wie er sich vo» de» an strengenden und geräuschvollen Vergnügungen de« vorbergeken- den Tagr« auSruvt«, aus seinem Lager, sondern vor der Staffelet, «in begonnenes Werk zu sördern Einzelne Besucher betraten wieder sein Atelier, auch «bemalia« Freunde, die ihm behilflich gewesen, feinen leicht erworbenen Reichthum zu verschleudern, um ibn aus« Neue in Versuchung zu führe». Er widerstand mann haft, und der Widerstand wurde ihm nicht einmal sehr schwer. Tank und Liebe, welche dem Bruder galten, der ihn befreit, ließen ihn der lockenden Stimme der Freunde gegenüber kalt bleiben. Di« Freude, di» in seinem Herze» Raum gesunden, war die echte, wahr« Freute. Wenn Jakob kam, legte er Pinsel und Palette nieder, um «it dem Bruder hinaus zu «andern. Nicht selten lenktt» auch di« Beiden ihre Schritte zu dem alte» Werkmeister Grüntvald. ui» dort ein paar Stunde» z» verbringen, oder Irene mit fort Ul nehme» Zwischen der letztere,, n„b dem jungen Künnlcr vatte sich ei» inniges Freuiidschaffsl'ündniß gebilpel.dessciiWachieii Jakob mit inniger Freude verfolgte. Er kannle Irene Grün wald, c« gab keinen Frauencharakter, der ibm größere Hochach tung abzunöthige» i», Stande gewesen wäre Manchmal batte sr gedacht, daß zwischen ihm und ihr unendlich viel Verständlich sür da« Wese» des Anderen sei, aber nie war ihm der Gedanke gekommen, daß sie ihm etwas Andere« als eine treue Freundin hätte sein können Sein Herz gehörte jenem Mädchen, das nie die Leine werden durste — darum würde er immer allein bleiben. Er hatte Helene nicht wieder gesehen seit jenem Tage, an welchem er sie durch dir Fabrikräuine geführt War er trüber ein häufiger und sichtlich gern gesehener Gast im Vrc»„er'schcn Hause gewesen, so erfolgte seit jenem Tage an ihn keine Ein ladung mehr, und Herr Brenner ließ merklich gern durch einen Dritten mit seinem Neffe» verhandeln. Jakob batte sich von dieser fühlbaren Zurückhaltung nicht wenig verletzt gefühlt, konnte sich aber nicht verhehlen, daß er selbst die Schuld an dieser Beränderung trug und, im Grunde ge nommen, war ihm dieselbe »ur lieb, denn sie befreite ly» von Zwang und quälender Nurube, in welche Helene»« Gegen wart ihn stets versetzt hatte. Der Geheimrath und seine Tockler lebten ebenfalls in größter ZurÜckgezogendeit Nicht einmal im Laufe de« ganzen Winter« waren die GeiellschaslSrätttiic de- Hauses hell erleuchtet aewese». Helene licvtc die Ruhe, und Herr Brenner war leidend und, besonder« in letzter Leit, stark gealtert. Leine Haltung zeigte nicht« mehr von jener Festigkeit, die ih» un gewöhnlich groß erscheinen ließ, und sein Gang halte jede Elasticität verloren Er machte den Eindruck «ine« „lüden alten Mannes Ein solcher war er auch. Bisweilen kam ein heißes Verlangen nach Ruhe und Frieden über ihn, Momente^ wo seine Seele »ur für den Wunsch, Kak dieser Kamps ei» Ende erreiche» »löge, Raum batte Aber sei» Kind, sein liebliche«, schuldlose« Kind, das so sehr einer festen Stütze bedürftig war, wa« sollte au« ihm werden ? Er war ihr Alle», er hatte nicht da« Recht, sie allein ihrem Schicksale zu überlaffen, nicht einmal da« Recht, um ein Aufhören diese« Dasein« zu bitten. Wie ost batte er im bitteren Groll und Haß des leicht fertigen Bruders gedacht, der so viel Unglück und Leid, nicht nur über dessen yinterlaffeue« Weib und Kinder gebracht, sondern auch über ibn, und dock konnte er sich selbst einen schweren Vorwurf nicht ersparen. Liolz und Hochmuth batte ihm da« Herz de« Bruder» entsremdet, daß er in ihm einen Feind zu erblicken vermocht, und nur hahurch war jene un heilvolle Katastrophe zuni Ausbruch gekommen. So trug Karl Brenner eine» großen Theil der Schuld, der schwer aus seinen Schultern lastete. Sei» Trost war sein Kind, und dieses wurde es ihm mit jedem Tage mehr. Die Leit, in welcher sic unter Jakob Brenner« rauher, abstoßender Art gelitten, schic» vorüber, es gewann mehr und mehr den Anschein, als ob in ihrem Herze» die Lufrictenheit cingekehrl sei. Dann konnte wenigstens da« schwerste Leid von ihr und ihm abgewcndet werten. Ja, ruhig war Helene Brenner geworden. Die Ruhe nach eine,» bitteren Schmerz war über sie gekommen, »ach jenen. Tage, an welchem sie in Erfahrung gebracht, daß Jakob Brenner s Herz nicht mehr frei gewesen, sondern Kordel Rachman» gekört habe. Wie schwer mußte er unlcr ihrem Verlust gelitten haben! Sic hatte ihn ivicderholt vorübcr- gchei, seken, sv finster und verschlossen, als ob er dem Leben nie »ickr eine Freude abgewinnen könne. Wie sehr mochte er der Verstorbenen zugetha» gewesen sein! Eine Freute balle sie gehabt, eine Freude, die sie ui» des Vaters willen koch beglückte. Lange, lange Leit lastete Haus Brenner'« Schicksal schwer auf dessen Geinütb, er Kalle >hu verloren gegeben, den er so lange Jahre niil lreucni Vater äuge bewacht, vergebens war all sei» Forschen »ach dem Verschollenen gewesen, und es kamen Stunden, wo Helene sick der heimlichen Furcht nicht hatte erwehren könne», daß HanS Brenner irgendwo ein dunkles Ende gesunden Dann aber plötzlich? Der Geheimrath kalte eines Tages im Vorübergehr» ff» Schaufenster des Bärendvrs'schcn Geschäftes einen Fächer gesehen, der ihn als Freund des Schönen ent zückte. Er war sofort entschlossen gewesen, ih» seiner Tochter z» kaufen und ihr damit eine Freude zu mache». Der Hobe Preis, welcher für das Kunstwerk gefordert wurde, veranlaßt«: ihn, »ach den, Verfertiger desselben zu fragen. Der Geschäfts- Inhaber hatte Schwierigkeiten gemacht, den Namen mitzu- tkeiten, da der Künstler au« naheliegenden Gründen nickt genannt sein wollte, dann aber doch, »»lcr dem Siegel der Verschwiegenheit, den Namen „Brenner" genannt. Nachdem er einmal soweit gegangen war, hatte er dann anch keinen Anstand genommen, den, Gelieimralh Weitere« zn berichten, nnd dieser hatte mit Staune» und Verwunderung von dem unermüdlichen Fleiß seines Neffen erfahren I» — bas war «in Lichtblick gewest». Hans Brenner batte sich von der Vergangenheit frei gemacht und war ein Mann geworden, aus den seine Angehörigen niemals mit Scham würden blicken dürfen. Wenigsten« des Vorwurfs war er ledig, auch den Sob» durch Nachgiebigkeit auf die Bahn des Untergangs gebracht zu habe», aus dir er den Vater durch Herzcnsbärte gedrängt. Dann sah rr Hans Brenner wieder, Arm in Arm mit
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