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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.03.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920307027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892030702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892030702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-07
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c<r»ia«ekl leiu» 15—16 «KI »a Lutek»« uWl I srioxe K»1 ii«tl I :d« eiae st^jx I »»itie vvsi-'jll -« s ettluux lLud^n, s-'-r^QI )«t/r in äureii etiertiett ra «r- wLtrrsctieiollcjj »daoxeu rut»-r^ iLlkuUs 26 t,. ti«ks 23-2'» 4. 24 4t.. Ve>! mornüer k'»!!« steuvi-t. — Von t,»»tr vrir t!v -30 4L. <i,c,^ rivmitr^l 10 di. voll 18-20 .«L. KI? t der»!»!!, 44 i3 t Uviinr- ! >UL? bi» I Aar l Ll»ii<.bt-i t. l890kr3vA » bei 4»i 219.«.0 -t - frsm'^7 loco looo 23.00, üo. 7 1»i««itse7 loco ko der ÄL70. - 0.00. ver^ril- o 20V.0.1-21')/< ;r tt »ker loco I-L1tli 54,59. j»e: eioi»vti«'r loco er toeo ueuer sw. — tt-k«r loeo 57.90. - 2k.40. per dllli 1)^0. — tt-rl-r »er 5lLrr 12,5, 10,55 Nr. per O, 395 irr. 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X»v. 6o - lsnUre'vLcb »tc. etc. wi: bvnro um rrn Kultus Merino- von L, ^LL»rxue- , ^VictoriL^ ». »llwLVO^ »»»»edlkk- ist insofern ixvr ktlcik. Vnsserstünä t. Osss 6eu lindert war. s OeseliLkts- lie vsvixen :b besseren Ld ist dss br. Ooider »üobslscbeu n ee- :bLN wsnr lkubren des >L besonders »srsnde eure ons» ivdess sn niebt sis e Vorvocbs tenden Ver- srsnco Lord lte sieb der Oresd-n unk tobeisen xe- »d^rk'rscbr- fdr 8«dpeter »nuixe mel.r der r'r»cdl- verkebi de er 100 kr i« liiuxdedirr^ l)Uttxem»tkel deck ist di» n (Oessun) Sslpeter 38 >m tterbst denr Ver se den und >n sied di» ilMNLbsfen. > xelext-oen fr»obtnnxs- »bbsstixkeit sren et«-»» ine nistter» snr sut d« Nbo»«e«e»tSpreiS E, Hauptexpeditio« odrr den im Stadt- dezirk und den Boroilen errichteten -lu4. ««bestellen abgeholr: vierteijakrlich.^4.!-«-. Li jweimaliaer ttgticher ZuskeUung in« tz«»1 » üchv. Durch die Pvst bezogen für Leutschlaad und Oesterreich: viertet,odrl,ch F . Direttr täglich« ttreuzbandsendung i»< Aultaad: monatlich » V —. Die Morgea-Ludgab« erscheint täglich'/»? Ubr, di« Ibeud-Lutgab« Wochentag« b Uhr. LrLarlio« and Expedition: 2«d«uur«,affe 8. Die ErvediÜim ist Wochentag« ununterbrochen »Hnet >»» früh S bi« «dend» 7 Uhr. Filialen: vtt« Slr»»'« S«rti«. tAlfre» Hahn)» Uaiversitätssrrab« 1, L«nt» Lüsche, tntharinenstr. 14, part. »nd Sänig-platz 7. Abend-Ausgabe. ripMr.TagMaü Anzeiger. Legan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Insertionspreis Die 6 gespaltene Petttzeile 20 Wq. Rec laiiie n »ntrr dem Ncdactionrslrich 14ge» spalteat öi)^, vor den Aamilirnttachrichtei» sd gespalten) «U^. Vrvgerr Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Srtrs-Vrilagrn (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung LO.—, mit Postbesörderung 70.—. Aunadmeschlaß für Insernit: Nbend.Bu«gabe: Bormittag« 10 llhr. Morg«n-A u«g»b»: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh S Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je «t»e halb« Stund« früher. Anserate sind stet« an die SzDrditi»» p, richte». Druck und Verlag vo» L. Polz t» Leipzig 122. Montag den 7. Mär; 1892. 88. Jahrgang Leipzig, 7. März. * Der „Polit. Corrrsp." schreibt man aus Berlin: Der in der letzten Landtags-Thronrede angckündigte Gesetz entwurf, betreffend die Revenuen des beschlagnahmten Ver mögens deS vormaligen Königs von Hannover, wird nun wohl demnächst an den Landtag gelange». Gutem Pernehmcn nach dürsten alle Versuche, die Frage des Welfcn- fond« iu befriedigender Weise ru regeln, an der Hart näckigkeit des Herzcgs von Cumberland scheitern, obwohl ihm seitens der preußischen Regierung ein sehr weit gehendes Entgegenkommen bezeigt wird. Es war eine hoch merkennenSwerthe Großmuth der Regierung, daß sie sich auf Herbandlungen solcher Art überhaupt eingelassen bat. Tic versöhnlichen Motive, mit denen die preußische Regierung bei der Regelung der Abfindungsfrage im Jahre 1808 vorging, sind dem welfische» Hause gegenüber auch jetzt zur An wendung gelangt. Bekanntlich war schon damals erklärt worden, daß cS gleichailtig sei, ob König Gcora entsagt habe oder nicht, die Regierung wollte eben vor Allem die jenigen Empfindungen, die durch die Vorgänge des Iabrcü 1866 sich in Deutschland verletzt fühlen konnten, nach Kräfte» versöhnen. Trotzdem seither durch die Entwickelung der Tinge eiue ganze Reihe der damals in Betracht kommenden Gcsichts- runcle und Rücksichten fortyefallen ist, hat auch jetzt die Regierung sicherlich eS sich im hohen Grade angelegen sein lassen, dem Herzoge von Cumberland ein Eingehen auf die Regelung der Frage in keiner Weise zu erschweren. Nach dem man damit nicht weiter gekommen ist, wird die Regierung nunmehr die seinerzeit bei der Frage der geheimen Fonds im Reichstage vom Reichskanzler angckündigte Absicht aussübrcn müssen, dem Landtage einen Gesetzentwurf oorzulegen, welcher unter Verzicht auf die Verwendung der Revenue» des Welscn- sondS zu geheimen, politischen oder polizeilichen Zwecken, eine anderweite Verwendung desselben vorsieht und die Verwaltung de« Fond« unter die verfassungsmäßige Controle der Ober- rechnungS-Kammer stellt. Man erinnert sich, daß bei der Lerathung der Vorlage die Beschlagnahme deS Vermögens de- König« Georg im Februar l869 Graf Bismarck in der Evmmission erklärt hatte, nützliche Verwendungen deS Fonds im Interesse der betreffenden LandeStheile, welche von dem depossedirten Fürsten früher beherrscht waren, würben sich immer finden laffen. * Die letzte Nummer der „Gegenwart" ist beschlag «ahmt worden wegen eines Artikels von Maximilian Harden, überschrieben „Menuet", der MajestätSbeleidigungen enthalten soll. * Die „Straßburger Post", der man officiöse Be ziehungen nachsagt, äußert sich über die Majestät« deleidigungSproccsse u. A. wie folgt: „Die Presse ist denjenigen Reden und sonstigen Auslassungen de« Kaiser« gegenüber, welche ohne ministerielle Gegenzeichnung, also auch ohne verfassungsmäßige Verantwortlichkeit der Minister, aber doch mit Wissen und Willen des Monarchen in die Leffentlichkeit gelangen, in einer sehr mißlichen Loge. Alles, was sie darüber sogt, ist schließlich unter den gegebenen Verhüll- »issen doch gegen die Person de« Urhebers der Auslassungen gerichtet, und wenn sie sich, insoweit sie eine nicht unbedingt zasliinmende Stellung einnimmt, auch der größten Vorsicht und Zurückhaltung befleißigt, so ist e« doch schließlich nicht unmöglich, aas einer Kritik auch eine ..Majestülsbcleidiguiia" berauszulcse». Ttr haben stet« den Standpunct vertreten, den, Kaiser müsic das Recht zusteheu, setue persönliche Ansicht zu den Zeit- und Tages- l»! Fenillatsn. Die DennharLtsbriider. Socialer Roman von A. Lütetsburg. Naüdluck verboten. (Schluß.) Er redete beruhigend auf den jungen Mann ein, aber cs dauerte lange, ehe dieser durch ein Zeichen zu erkennen gab, daß er den Worten folge. Er blickte plötzlich zu dem Fabrik- Herrn auf, indem er niit einer leidenschaftlichen Bewegung dessen Hand ergriff. „Herr Geheimrath, ich fürchte, Sie werden mir nie ver zeihen können", flüsterte er leise. „Ich hoffe, Jakob, wir werden noch gute Freunde. Be ruhigen Sie sich, wir können nicht eber zu Ihrem Daler geben. Er bedarf sehr der Schonung und Ruhe. Wäre sei» verlangen, seine Kinder zu sehen, nicht so groß, daß ich fürchten müßte, auch Ihr Fernbleiben könnte vo» den nach lbeiligsten Folgen für ihn sein, so würde ick cS für besser gehalten haben, ihm einige Tage der Erholung zu gönnen, ehe diese Begegnung stattfand." „Sie werden mich ganz ruhig, ganz besonnen finden, Herr Teheimrath." „Ich hoffe, diese fremde Anrede bald mit einer anderen dertauscht zu sehen, Jakob, sie hat mich immer geschmerzt. Aber nun warten Sir, ich werde Ihren Vater aus Ihr Kommen vorbereiten." Herr Brenner ging in da« Schlafzimmer und ließ den jungen Mann lange, lange Zeit allem, wie diesen dünkte, eine Ewigkeit. Er saß mit brennenden Wangen »nd stürmisch klopfenden Pulsen, keine« klaren Gedankens fähig, da und war vergebens bemüht, sich zu fasten, zu sammeln. Sein Haler zurück — im Hause de« Bruder«! Der Gedanke daran machte ihn erbeben und ließ doch wieder der Hoffnung Raum, daß noch Alle« gut werden könne. Dann trat der Sohn an da- Läger des BaterS. Er fand einen gebrochenen Menschen mit fieberglübenben Wangen. Die auf der Bettdecke rubenden, vollständig abgemagerlen Hände deuteten auf harte Arbeit und waren noch von der Sonne derbrannt. Auch daS Gesicht hob sich unheimlich von dem Weißen Grunde ab. Aber — Jakob hätte aufjauchzen mögen — er durfte diesen Vater freudig in seine Arme schließen. Gewichen waren die dunklen, unheimlichen Vorstellungen, dir ibn, seit er denken gelernt, gepeinigt, er batte wieder einen Later, und dieser Vater war kein Verbrecher gewesen. Da« Glück de« Wiedersehen« wurde bald getrübt. Der fragen auch persönlich zu äußern. Tiefer Standpunct hat ober zur notdivendigen und »nveräußerlictieii Voraussetzung, daß dann eine freimilthige, freilich durch Leu politischen Taet in Schranken gehaltene Aeußerung der Presse über diese persönlichen Kundgebungen Seiner Majestät zugelasjen wird." * Private in Berlin eingegangcne Mittheilungen be stätigen, daß bsr Rcichscoinmissar Or. PeterS in Tanga, wohin er sich von der Kilimandscharo-Station zur Alifnahnic der GrenzregulirungS-Arbeiten begebe», am Malariafiebcr erkrankt sei. Dem plötzlichen Luftwechsel wird die Erkrankung zugeschricben. ^ * Es war neuerdings in Rücksicht auf daS sogenannte Sittlichkcitsaesetz die Frage aufgctaucht, ob eS zulässig sei, daß der Reichstag nichtöffentliche Sitzungen ab- haltcn dürfe. Die „Frankfurter Zeitung" schreibt mit Bezug hierauf: „Unser Berliner >'-Eorrcspoildcnt macht u»S darauf aufmerksam, daß »ach tz. 80 der Geschäftsordnung der Reichstag aus Antrag des Präsidenten oder von lO Mit glieder» zu einer geheimen Sitzung zusainmeiitrcleii kann. Das ist richtig, der enischeidende Punct ist aber, ob diese Bestimmung der Geschäftsordnung nicht oe>sassniigswidrig ist, da die Verfassung die Vorschrift enlbält, daß die Sitzungen des Reichstags öffentlich sein sollen. Wir sieben auf Seilen derjenigen Staatsrechtslebrer, die diese Frage bejahen, wollen aber bemerken, daß diese Ansicht auch von namhaften Gelehrten bestritte» wird. * Fürst BiSmarck that dem Bürgermeister Beb» gegen über die Aeußerung, er gedenke demnächst Lübeck einen Besuch abzustatten. * Einer der größten Industriellen der Provinz Westfalen und entschiedener Vorkämpfer nationaler Bestrebungen. Herr Wilhelm Funcke in Hagen, bat ncuerdingS aus Ucbcr- druß über die deutschfreifinnige Wirthschaft in der Gemeindeverwaltung der Stadt Hagen seine Vater stadt verlassen und ist nach den RcichSlankcn übergesitdelt. Gegenüber unrichtigen Ausstreuungen seiner politischen Gegner erläßt Herr Funcke jetzt folgende Erklärung: „Nichl die Sleuerdeclaralivn hat mich von Pagen vertrieben, Im Äegentheil, dieselbe bade ich als notbwendig und erwünscht begrüßt, um de» oit willkürlichen oder unkiindigen Einschätziingen ein Ende zu setzen. Die bisberigen hierorts haben durch die jetzigen Declara- lionen eine Ungleichheit gezeigt, wie sie wahrs..,e>nlich anderswo nicht in gleichem Maße statlgefunden hat. Ich habe meine Decla ration dem Gesetze gemäß aufs Gewissenbastelle gemacht, und schon bevor von »inein Declaralionkgesetz die Rede war, kauft« ich I88S Güter i» Lothringen mit der Absicht, dort eineu Tbeil des Jahres zuziibriiigen, meldete mich aber bereit« im März vor. I». hie: ab, weil mir Lurch die dieffeit« herrschende Partei der Aufenthalt verleidet war." * Auö Gera wird uns unterm 7. März geschrieben: Dem beute zusammengetretene» Landtage für daS Fürsten- thuin Reuß jüngerer Linie sind eine Reibe von Vor lagen zugcgange», welche eine längere Beratbung erfordern werden. Ein GcsetzeScntwurf für Gewährung von Entschä digung für in Folge von Milzbrand gefallene und aetödlete Thierc. Ein Vertrag um Abtretung einer fiScalischen Cbaussee- strcckc an die Gemeinde Debschwitz. Vorlage um Gewährung einer Wittwenpcnsion. Bewilligung von 210 000 für den Neubau eines Hauptsteucraints- und NicdcrlagegebäudeS und Zustimmung zu dem Verkauf deS alten Grundstückes für 84 000 .41 an den königlich preußischen Eisenbahn FiScns > Ueberweisung einiger durch die Abänderung der Gewerbe ! ordnung neu geregelten Angelegenheiten an die Bezirksausschüsse. Kranke batte den Sohn noch gesehen und als den seinen be grüßt. Tie gewaltige Aufregung aber verwirrte alsbald die Sinne, und frcnide unheimliche Worte kamen von de» Lippen deS Kranken. Jakob eilte, Hilfe hcibcizubolen, der Onkel trat ihm schon an der Thür entgegen. „Der Kranke wird der größten Ruhe bedürftig sein, Jakob, ich hoffe, daß sie vortbcilbaft auf seinen Zustand wirken wird. Sie sehen, er ist in den besten Händen, der Arzt wirb noch im Laufe dieses BormittazS eine tüchtige Pflegerin senden, und ich gebe Ihnen die Versickerung, daß sowohl Helene, als ich den Kranken nicht verlassen werden. Gehen Sie zu Ihrem Bruder, um auch diesem Nachricht von von dem Ereigniß zu geben. Ich hoffe Alle-." Jakob wollte dem Manne danken, aber er brachte kein Wort über seine Lippen. WaS wäre auch hier, wo er sich so schwer vergangen, rin Wort deS Dankes gewesen? „Darf ich wicderkommcn?" fragte er leise. „Selbstverständlich steht Ihnen der Zutritt zu Ihrem Vater jederzeit frei. Es ist ja nicht meine Schuld, Jakob, daß Sie nicht ein täglicher Gast in diesem Hause waren." Der junge Mann verließ das Gemach. Auf dem Corridor begegnete er Helenen mit einer Schwester. Er sah, daß sie sich bei seinem Anblick verfärbte. Aber sie ging mit einem leisen Neigen deS Kopfes an ihm vorüber, obgleich er eine Bewegung gemacht, als ob er stehen bleiben wolle, einige Worte mit ibr zu sprechen. Wie ein Träumender durchwanderte er die Straßen der Stadt, um sich in das Atelier seine- Bruders zu begeben. Hans Brenner erfaßte die Nachricht von dem Wievererscheinen VeS VaterS nicht mit dem Empfinden de« Bruder«, aber doch niit einer Freude, die Jakob woblthat. „Du bast den Vater gesehen?" „Ja, HanS, aber augenblicklich liegt er leider in einem heftigen Fieber." „Wie fandest Du ibn?" „Ich fürchte, wir haben dem Onkel rin große- Unrecht zugefügt", versetzte Jakob ausweichend. „Du glaubst, daß unser Vater —" „Würde er in das HauS eines Mannes eingekchrt sein, der ihn um sein ganzes LebenSglück gebracht, der sein Weib, seine Kinder in bittere- Elend gestürzt?" „Du bast Recht, Jakob; aber der Vater —?" „Du darfst nicht fürchten, daß er ein Verworfener ist, eher könnte man ihn einen tief Unglücklichen nennen Er macht den Eindruck eine« Menschen, der unsagbar viel erduldet hat und nnn an Leib und Seele gebrochen zurückgekehrt ist — um zu sterben." Jakob'« Befürchtungen sollten sich nur zu bald als be gründet erweisen. Gustav Brenner« Besinnung kehrte kaum noch zurück. Das Fieber steigerte sich im Laufe der nächsten Bewilligung von 4l50 sür die Errichtung eines neuen Schuppen« für die Cbausscebauverwaltung und von 300 000 .< sür den Um- »md Neubau der Justizgcbäude in Gera. Nach- bewilliguiia von 21 300 für die Unterhaltung der Ebausseen in der lausende» Finanzperiode. Gewährung von 4000 -XI, 2907 und 1500 zu den Schulbauten der Gemeinden Blankenstein, Blintendorf und Raila. Außerdem gingen den LanktagSabgcvrdnetcn der RcchenschastSbcricht kcö fürstlichen Ministeriums aus die Finanzperiode 1887 bis 1880 und der Bericht deS LanttaaSausschusseS über diesen RechcnschaflS bericht und die Prüfung der HauptstaatScassenrcchnungcn auf diese Jahre zu. * Auö Weimar wird uns vom 5. März geschrieben: Der Landtag hat in Abänderung der bezüglichen — weniger wcilgcbendcn — NcgicrniigSvorlage beschlossen, daß in Orlen mit Hochdruckwasscrleiiung. welche» Hodrantcn in ausreichender Anzahl und mir ausreichender Druckhöhe angcschlossen sind, sür die Gebäude erster dis fünfter BeitragSclafsc der Brand- ocrsichernngSanstalt eine Ermäßigung der Beitragspflicht, l von je lOO BersichcrungSsumiiic znzugcstchcn ist, wenn daS Gebäude in seiner Gcsanunihcit im Wirkungs kreise solcher Wasserlcilungseinrichtungen liegt. Die Jahres beiträge werden zunächst sür 1803 aus sechs Zehntel einer Beitragseinheit normirt. Die dem Haufe mehrfach zuge- aangcncn Gesuche um Erweiterung deS Rechts zur Dispen sation von der Bestimmung, daß die Brandentschädigungs gelber nur im Falle LeS Wiederaufbaues der abgebrannten Gebäude erfolgen, wurden der Staalsregicrung zur Erwägung überwiesen. * AuS Merseburg wird vom 6. März gemeldet: Der Provinziallandtag der Provinz Sachsen wurde heute durch den Obcrxräsidenten von Poininer-Esche eröffnet In seiner Ansprache gedachte der Oderpräsidcnt der durch den Besuch dcö Kaiserpaares der Provinz im vorigen Jahre zu Tbeil gewordenen Ehre, hob die wichtigsten Vorlagen hervor, nämlich die Errichtung einer Pstcgcanstall für Idiotische und Epileptische, die Aufnahme einer Anleihe zu Bauzwecke» re. Alterspräsident Bürgermeister Sachse Ncuhalbcnsledcn brachte da« Hoch auf den Kaiser auS. DaS bisherige Präsidium, be stehend auö dem Fürsten von Stolberg Wernigerode und dem Oberbürgermeister Bötticher-Magdeburg, wurde durch Zuruf wicder-gcwählt. * Nach dem heute früh 8 Uhr in Darm stadt an gegebenen Bulletin ist in dem Befinden de« GroßberzogS keine Besserung zu verzeichne». Das am 5 März, also am letzten Sonnabend, eingetretene AtbmungSphänomen be steht in den Längen der Athmunzspauscn fort. * AuS Rom wird vom 0. März gemeldet: Tic Be sürchtung auf den Auöbruch einer Krisis bei der Bcralhnng der Finanzvorlagcn ist so gut wie geschwunden. Die zur Opposition geneigt gewesenen Mitglieder der Majorität follcn durch die Vorstellungen ihrer Freunde zur Ueberzcugniig gebracht worden sein, daß eine Krisis in diesem Moment für sie unerwünschte Folgen haben könnte. * DaS vom Pariser „Figaro" veranstaltete deutsche Plebiscit über die Abtretung oderdenAuStausch von Elsaß-Lothringen enthält Briest von Helmholh, Levctzow, Rcichenfpcrger, Bebel, Vollmar und anderen mehr oder minder zur Bcurtbcilung der Frage geeigneten Personen Durchweg wird dir Frage der Abtretung entfä-icken verneint und ein Austausch in das Gebier der Phantasie verwiesen. Wünschenswert!, wäre gewesen, wenn man noch schärfer be tont hätte, baß jedes Zuaeständniß an Frankreich oder gar die Abuciuiig von Elsaß Lothringen den Chauvinismus nur steigern würde. * Der Erzbischof von Bordeaux, L«cot, nimmt in einem Fastendricfc sür die Kirche daS Recht in Anspruch, über Regierungöbantlungen ein Urtheil abzugeben. * Tein Präsidenten der französischen Republik ist offenbar viel daran gelegen, die Anklage, daß er gegen Herrn Coiistaus intriguirt habe, von sich adzuwälzeu. Ein Artikel des „Paix" beweist dies ganz deutlich, und noch mehr zeigt sich dies Bestreben in der Unterredung, welche Herr Carnot i»,t Vielte, Ricard und JuleS Roche gehabt haben soll. Der „Äil Blas", welcher von dieser Unterredung erzählt und fick auf daS Zeugniß Rocke « beruft, versichert mit großer Bestimmtheit, daß Carnot die drei Herren, die auf sei» ausdrückliches Ersuchen bei ihm erschienen waren, eifrig davon zu überzeugen suchte, es sei nicht seine Schuld, wenn Constanö keinen Platz i» dem neuen Cabinet gesunden hätte. Er habe dessen Ausschließung keineswegs verlangt, viel mehr Herrn v. Frcycinct gedrängt, sein Entlassungsgesuch zurückzunebmen und sein Cabinet in unveränderter Zusammen- fctznng zu erkalte». Jndeß soll Herr Carnot im weiteren Ver lause de« Gespräche« erklärt baden, ConstanS hätte erwartet, daß ihm die Bildung deS neuen Ministeriums übertragen werke, und daü sei ganz und gar unmöglich gewesen. „Eher würde ick", soll Herr Earnot wörtlich gefagt haben, „mich in einem offenen, an das Land gerichteten Briefe ausgesprochen oder sogar auf die Prasikentenwürde verzichtet haben." Ist der Bericht dcö „Gil Blas" auch nur zur Halste genau, so ginge aus demselben wohl hervor, daß Carnot jeglichen Antheil a» der Beseitigung deü thalkräftigen ConstanS ableugnen will; aber man erkennt auch, daß ihm die Beseitigung selbst keineswegs unangenebin war. Hat er die Aeußerung, er würde eher abgerankt, als Herrn ConstanS die Ministrr- Präsidenkschafl angebvten baden, wirklich gelban oder ent spricht sie auch nur seiner Gesinnung, dann kann man Wohl vermuthen, er habe wenigste»« mittelbar darauf hingewirkt, ConstanS aus der Regierung zu drängen. DaS aber ist e«, was ein großer Thcil der Pariser Presse Herrn Carnot vorwirft. * Man schreibt aus St. Petersburg, 1. März: Die Constiluirung des neuen französischen Ministeriums und die Namen der Persönlichkeit, auö welchen dasselbe zu sammengesetzt ist, haben hier einen um so günstigeren Eindruck hervorgcruscn, als man emen Augenblick die Berufung eines radikalen CabinetS befürchtet kalte, welches der russischen Regierung dock einigermaßen Besorgnisse sür den ferneren Bcfland des Einvernehmens mit Frankreich eingeslößt hätte. Man kan» sogar sagen, daß die maßgebenden Kreise in St Petersburg die Bildung des Cabnict Loubet als ei» höchst erfreuliche« Vorzeichen für die Festigkeit diese- Einvernehmens ansebcn, denn eS ist klar, daß Präsident Carnot und der neue Cabinel-chcf nur deSbalb die Herren Fr ehe in et und Ri bot zum Eintritt in daS neue Mini sterium vcranlaßlen, weil sie selbst und alle politischen Kreise in Frankreich scst zur russische» Allianz stehen unk weil man diese Gesinnung nichl besser bezeugen und die Fortdauer dieser Allianz nicht besser sichern kann, als durch die Belastung jener Staatsmänner an der Spitze der KricgSverwaltung und des auswärtigen Amtes, welche am eifrigsten und entschiedensten für deren Abschluß eingetreten sind. Tage in einer Weise, die jede Aussicht auf Genesung auS- ichloß. Der Bruder verließ ihn nicht, aber er gestattete den Söbnen des Kranken mir in ruhigen Augenblicken, wenn er r-gungSlag dalag, den Zutritt. Sie sollten nicht« vo» de» wilden Selbstanklagen hören, die unablässig von seinen Lippen kamen, nicht die grausen Schilderungen von übcrstandrncn Gefahren, Notb und Entbehrungen vernehmen. Um de» »bindern den Frieden sür ein ganzes Leben zu erkalten, durften sie nichts von all' den Dingen Horen, welche die Seele deS VaterS beschäftigten. Neun Tage, nachdem Gnssav Brenner da« HanS deS BrnderS betreten, nahte schon seine Sterbestunde. Er war beim Anbruch "es Morgens mit vollem Bewußtsein nach einem kurzen, ruhigen Schlummer erwacht und hatte dringend nach seinen wohnen ver langt. Ter Bruder sagte ihm, daß er sofort Boten nach Beiden cntfcndet. „Karl, gieb mir die Hand. Mein ganzes Leben war von Bitterkeit gegen Dich, den Glücklicheren und Bevorzugteren erfüllt, und nie ist mir ein Gedanke gekommen, daß ich Leib über Dich gebracht haben könne." So batte der Kranke begonnen, als der Geheimrath ihn unterbrach: „Kein Wort weiter, Gustav, wir haben Beide gefehlt und hart gebüßt, Du vielleicht schwerer noch als ich." „Aber auch berechtigter. Ich war in jener unseligen Stunde nichts Andere» als ein gemeiner Verbrecher — ein Raub mörder. „Sprich nicht so, Gustav, wenn Du mir neuen Schmer; und neue Gewissensbisse ersparen willst. Hatte Dich doch mein Hochmutb und meine Härte auf eine Bahn gedrängt, auf welcher Du straucheln mußtest." „Nicht Dein Hockmuth, Deine Härte, sondern mein Leicht sinn, meine Genußsucht bat Alle« verschuldet. Sie habe» nicht nur mein, meine- WeibcS und meiner Kinder Glück und Leben ganz und theilweise untergraben, sondern auch Dein reiche-, gesegnetes Dasein zu einem elenden ge macht. Du hast mir vergeben, ein Mann wie Du kann nicht anders, aber ich fühle nur zu tief, daß Niemand mir vergeben kann, was ich verfchuldet babe. Selbst da« elende, jammervolle, von Gewissensbisse» erfüllte Dasein hat mich nicht entsühnen können. Aber ich werde doch im Anblick meiner Söhne und Deine Hand in der mcinigen haltend, ruhiger und mit der Hoffnung auf die Gnade Gotte« sterben können. Wie danke ich Dir. daß Du mich ausgenommen und davor bewahrt hast, daß meine Kinder in mir einen Verlorenen und Verworfenen geseben, daß ich in ihrer Erinnerung als ein Unglücklicher leben darf. Unterbrich mich nickt, laß mich die Sprache genießen, so lange eS mir noch vergönnt ist. eS zu können. 2ch muß Dir Alle« sagen, was noch mein Herz vebrückt, damit ich den letzten, langen chlaf in Friede» schlafen kann. Ich muß Dir sagen, daß ick, cS für eine heilige Pflicht erachte, »leinen Söhnen ein Bild vo» dem Lebe» ihres VaterS zu entwerfen, ihnen zum warnenden Beispiel." „Um GottcS willen, Gustav, peinige nicht Dich und mich, wirf nicht von Neuem Schatten auf den Lebensweg Deiner Kinder", ries der Gebeiinrat erschrocken auS. „Es darf nicht sein. Deine Phantasie ist erhitzt, Du siehst begangenes und ge sühntes Unrecht in einem Lickte, das Dich r» einer Lüge ver leiten würde, wolltest Du Deinen Kindern Mittheilung davon machen." „Ich sehe nur klarer, deutlicher, Karl. Laß mich meinen Kinder» gegenüber nickt mir einer Lüge ans den Lippen sterben — e» ist uninvglich. Tie müssen ganz Nar sehen um deinet- und ineiiictwiUen. Sie werden niir vergeben, daß ich in einer dunklen Stunde gefehlt, ui» deS Leidens willen, da« um dieser Schuld willen auf mich gehäuft worden ist." Noch einmal versuchte Karl Brenner den Kranken zu be wegen, vo» seinem Vorsatz Abstand zu nehmen, eS war vergeblich. Ja. es wollte ihm sogar scheinen, als überwinde ein heroischer Wille die pbusische Schwäche deS sterbenden ManncS. Er saß aufrecht auf seinem Lager, mit gespanntem Obr auf jede« Ge räusch draußen horchend, und in dieser Stellung erwartete er daS Kommen seiner Kinder. Er hörte im Nebenzimmer Jakob'« Stimme, und in seinen Augen leuchtete c» hö. cr zum letzten Male auf. Er streckte nach dem Bruder noch die zitternde Rechte au«: „Leb' wohl, Karl, Gott segne Dich und Dem Kind! Ich sterbe glücklich durch Dich. Laß mich mit meinen Söhnen allein." Drei volle Stunden später bauchte Gustav Brenner in Jakob s Armen seine Seele auS. Er batte die Kraft gefunden, seincnBorsatz zur Ausführung zu bringen, und die Ueberzeugung mit auS dem Leben genommen, daß seine Beichte ibn nickt den Herren seiner Kinder entfremdet. Jakob war keine« Worte« mächtig; still und ernst legte er die Hände de» Tobten in ein ander und drückte ibm die Augen zu, während Han» auf» schluchzend zusammrnhrack. „Jakob — fo war ich! Wa« wäre a»S mir geworden, ohne Dein Bcifpiel — ohne Deine stützende Hand?* Abermals war ein Jahr vorbeigerollt, ohne eine wesentliche Aenderung in dem Leben der beiden Brüder herbeizuführen. Wohl war Jakob Brenner seinem Onkel ui» viele- näber getreten, aber ein inniges Zusammenleben schien nun und nimmer hergestellt werden zu können. Wie der Gebeimralb vorauSgescben, batten die letzte« Mittbeilungcn, welche der sterbende Baker seinen Söbnen ge mach«, «inen tiefen und nachbaltigen Eindruck, besonder« aus Jakob auSgeübt. Er batte sich mit dem Vater ausgrsöhnt, halt« keinen Groll, sondern nur Schmerz empfinden können,
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