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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920310029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892031002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892031002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-10
- Monat1892-03
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t> dir Hauptexpedition oder den im Stadt» bezirk m>d den Vororten errichteten Au«, gadestellen abgeholt: vierteljährliche««^», bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haus » ö^O. Durch di» Pos« bezogen jür Deutschlaad und Oesterreich: viertel,ahrltch el S.—. Direct» täglich» »rruzbandjenduu- tns Ausland: monatlich e« v —. Die Morgen-Ausgabe erscheint täglich '/,7Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag« b Uhr. Nedirtio« »ntz Erpedition: Aatzauarsgasse 8. Die lärpeditio» ist Wochentag« ununterbrochen E»rt früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filiale»: Otto «e»»'« Eorti». (BUfrrd Hohn), Uaiversltätssrrad« 1. Lont« Lösche, Aatharinenstr. 14, part. und »«»igsplatz 7. Abend-Ausgabe. Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handrls- und GeschMverkehr. JnsertionspreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen imtcr dem Rcdaclior.sslrich (4ga» spotten) kiO^, vor de» Familiennachrichte» ch gespalten) 40-^. Arüßer» Schrislen laut unserem Preis» verzeichaib- Tabellarischer und Zlfferusatz nach HSHerem Loris. Srtra-Vrilagrn (gesalzt), nnr mit der Morgen - Ausgabe, ohne Postbesürderang 60.—, mit Pvsidejorderuug 70.—. Aunahmeschlug für Znsernte: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags «Uhr. Sonn- und Festtag« früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annadmrstellea je ein« halb« Stunde früher. Inserate sind stets an dt« GUtrdttta» zu richten. Druck und Verlag von <k. Polz in Leipzig ,28. Donnerstag den 10. Mar; 1892. 86. Jahrgang Amtlicher Thetl. Lelranntmachuuß. te Dividend« der Reichs» die Restzahlung mit «nf di« fitr das Jahr 1891 bankantheil», im Betrage von 7,üü"», ,o»v Mark I2L,S1» für den Dividendraschein Rr. 3 vom 10. März d. I. ab bei der Reichsbankhauplcasso in Berlin, bei den Reichsbankhauptstellen, Retchsbankftelle», der llommandiie in Insterburg, sowie bei sümml- lichen Reichsbaakarbrnfteüen mit Lasscneinrichlung erfolgen verlin, den S. März 1892. Der Reichskanzler. In Vertretung: v. Boettichrr. Leipzig, 10. März. * Die colonialvolitischen Verhandlungen im Reichstag haben sich, schreibt die „Nationalliberale Corrc- spondenz", in diesem Jahre, abgesehen von einzelnen mehr per sönlichen Auseinandersetzungen, in ziemlicher Ruhe vollzogen. Durch eine große, au« deu Conservativen, den National- liberalen und dem Ccntrum bestehende Mehrheit sind alle Forderungen der Regierung bewilligt worden. Die colonial- freundliche Mehrheit des Reichstage« ist fester und stärker denn je. und diese Tbatsache benahm der kleinen gegnerischen Minderheit von vornherein Muth und Hoffnung. Freilich, daß sich die Herren Bamberger und Richter bekehren, wird man nicht erwarten dürfen; sie haben ihr alle« Lied von der gänzlichen Nutz- und Aussichtslosigkeit aller deutschen Colonien gesungen, aber sie haben sich doch auf den Standpunct einer gewissen Resignation begeben, der anerkennt, daß gegen den Lauf der Dinge und den Strom der öffentlichen Meinung nun einmal m,t Erfolg nicht mehr anzukämpfen ist. Aus der anderen Seite kann man von einem ColonialfanatismuS, wenn er je irgendwo geherrscht hat, nicht mehr reden. Rudig und besonnen, ohne überschwängliche und phantastische Er wartungen blicken die Cotouialfreunde, vor Allem die Regierung, auf die fernere Entwickelung dieser Unter nehmungen bin, begnügen sich, die Aufwendungen de« Reich« in den bisherige», sehr mäßigen Grenzen zu halten und erwarten, nicht m ein paar Jahren, wohl aber in Menschrn- altern, die lohnenden Früchte dieses großen CulturwerkS. Es läßt sich nicht verkennen, daß die Gegensätze auf diesem Ge biete an Schroffheit verloren haben. Der Entschluß, an un serem Besitz festzuhallen und ihn vorsichtig und besonnen forl- zubauen, findet bei der überwältigenden Mehrheit der Nation, auch sehr vielen Colonialgegnern, mehr und mehr Zustimmung. DaS verstärkt natürlicb die Hoffnung auf eine fortschreitende günstige Entwicklung dieser Unternehmungen. DaS letzte Jahr war in colonialpolitischer Hinsicht keineswegs ein erfreuliche-; e« hat uns manche Schläge und Enttäuschungen bereitet. Wenn trotzdem der Entschluß, in diesen Bestrebungen nicht nach- zulaffen, in der Nation sichtlich immer breiteren Boden ge winnt, so darf man daraus da» feste Vertrauen schöpfen, daß die Stellung de« Reich« al« einer Colonialmacht für alle Zukunft gesichert ist. * Nach einer vom StaatSsecretair v. Boettichrr im Reichs tage abgegebenen Erklärung ist die Novelle zum Unter- stützuugswohnsitzgesetz bereit- an den Bundesrath ge langt; ein Urtheil darüber, wann der Entwurf an den Reichstag gelangen werde, konnte der Minister nicht ab- gcben. Auf conseroativer Seite wünscht man dringend dir Erledigung der Angelegenheit noch in der gegenwärtigen Session. * Unter te» im Reichstage noch zu erwartenden neuen Vorlagen soll sich auch ein Gesetz Uber die Einführung der Einheitszeit und zwar zugleich für das bürgerliche Leben befinden. * Ueber die Verhandlungen mit dem Herzog von Cumberland sind Angaben im Umlauf, die nicht vollständig mit einander Lbereinstimmen. Der „Nationalliberaleu Corre- spondenz" wird au« Quellen, die sic für zuverlässig hält, be richtet, daß die Verbantlungcn abgeschlossen oder dem Abschluß ganz nabe sind, daß der Herzog von Cuiubcrland einen Brief an den König von Preußen schreibe» wird, womit, sei cs aus drücklich, sei e« nur durch die Form diese« Briese«, der Ver zicht auf Hannover anerkannt wird, und daß er dafür die Zinsen aus dem WelfenfondS auSbezahlr erhält. Ueber die Thronfolge in Braunschweig haben, wie bekannt, nach dem „Reichsanzeiger" Verhandlungen nicht stalkgcfunden Dieselbe könnte nur für den Sohn des Herzogs, Georg Wilhelm, ge boren 28. Lctober 1880, nach Erreichung der Volljährigkeit in Betracht kommen. Dir Regelung dieser Frage bat also aus alle Fälle noch gute Wege. DaS Abkommen soll au« der persönlichen Initiative de« Kaisers hervorgegangen sein, der sich dazu der Vermittelung de« Großkerzog« von Qldenburg bedient hat. Die vollständige Correctyeil dieser Angaben kann die Correspondenz allerdings nicht zu verbürgen in der Lage sein. * Der dem BundeSralhe zugegangene Gesetzentwurf über den Sckutz der Brieftauben und den Brief taubenverkehr im Kriege soll dem Vernehmen nach Vorschriften verschiedener Landesgesetze beseitigen. So soll er bestimmen, daß die Vorschriften der LandcSgesetze, wonach da- Recht, Tauben zu halten, beschränkt ist, und wonach im Freien betroffene Tauben der freien Zueignung unterliegen, aus Militairtaubru keine Anwendung finde». Bon dieser Bestim mung werden die LandeSgcsetze in Preußen, Bayern Im Gel tungsgebiete de« preußischen Allgemeinen Landrecht«), Sachsen- Weimar, Braunschweig, Sachsen-Meinigen, Sachsen-Altenburg. Sachsen-Cobura-Gotha, Anhalt, Schwarzburg-SonderSbans-t-, Schwarzvurg-Rudolstadt, Reuß ä. 8. und ,.L. betroffen werden. In diesen Emzelstaaten ist bisher daS Recht, Tauben zu ballen, beschrankt, insbesondere an die Voraussetzung landwirthschast- lichen Besitzes geknüpkt. Ferner sollen landesgesetzlickw Be stimmungen, aus Grund deren Sperrzeitcn für den Taubenslug bestehen, auf Militairbrieftaubcn keine Anwendung finden. Solche Sperrzeilen sind eingesührt, bezw. tonnen-durch QrlS- statut für einzelne Bezirke eingeführl werden i» Preußen, Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Weimar, Mccklcndurg-Slrclitz, Brannschweig, Lachsen- Meiningcn, Anhalt, den beiten Fürstenthümcrn Schwarzdurg und in Elsaß-Lothringen. Schließlich sollen auch ans Militair- briestauben die lände-gesetzlichen Vorschriften keine Anwendung finden, nach welchen Tauben, die in ein fremdes Taubenhaus übergeben, dem Eigcnlhümer de« letzteren gehören. Hiervon werden die Gebiete des französischen Recht« und deS badischen LandrcchtS betroffen werden. * Die heute Morgen erwähnte Notiz de« „ReichSanzeizerS" über Frauen in preußischen Universitäten lautet: Nach den bestehenden Bestimmungen dürfen Frauen weder als Studirende ausgenommen noch als Gastznhörerinnen u den Vorlesungen zugclassen werden. E« ist in Frage ttkommcn, ob und inwieweit eine Abänderung dieser Be- timmungen ralbsam erscheint Der Minister der geist lichen rc. Angelegenheiten hat deshalb dieUniocrsitätS-Curaloren ersucht, sowobl die akademischen Senate wie die einzelne» Faeullätcu über diese Frage zu hören und ihm deren Berichte mit eigenen gutachtliche» Aenßcrunge» alsbald einzurcichcn. * Tie soeialdemokratische Parteileitung ist mit großem Eifer deniükt, darzulegen, daß die Socialdemokraiell an den letzten BerliiierStrapcnkundgebungcn keinen Tbeil hakten Auch in Frankreich macht man in diesem Sinne Stimmung, wie auö folgender Meldung sich ergiebt. Liebknecht bat einem Pariser Freunde geschrieben, die Berliner Rnbcsiörungcn seien harmlose Ausläuse gewesen, von denen Niemand ge sprochen hätte, wenn nicht gewisse Leute ein politisches Inter esse hätte», den Vorfall zu einem kleuicn Staatsstreiche zu benutzen Kein Arbeiter, kein Socialist habe an dem Rummel tkeilgenonimcn Man wolle aber trotzdem den Belagerungs zustand berbeisühren, denn die Regierung befinde sich in einer Sackgaffe Es scheint, daß die soeialdemokratische Parteileitung sich durch ihr Gaukelspiel weit mehr als die Regierung in einer Sackgasse befindet, und sic wird froh sein können, wenn sic sich heiler Haut wieder bcrauswickelt. * Die „THorn er Zeitung" meldet aus zuverlässiger Quelle, daß seit einigen Wochen in Polen stillschweigend Ver schieb »»gen von russische» Truppen an der deutschen Grenze siattsinden Jeder einigermaßen bedeutende Qrt ist mit Truppen, besonders mit Kosaken belegt und fort während treffe» an- dem Innern Rußlands Soldaten in den Grcnzbezirken ei». I» Lipno, Ciechoeinek, Hicszawa und Wloclawck sind die Garnisonen bedeutend verstärkt wor den. — Auch aus anderen Quellen kommen solche Nachrichten. * Der „Magdeb. Ztg." wird bestätigt, daß über die Frage de« C o n t r a c t b r u ch e S der ländlichen Arbeiter zwischen de» Bundesregierungen ein Meinungsaustausch statt- gesunden bat, kessen Ergedniß jedoch noch nicht zu übersehen ,st. Thatsacke sei, daß ein Bekürsniß zu einer anderweitigen gesetzlichen Regelung von mehreren Bundesstaaten unter der Führung Bayerns angezwciselt wird. * AuS Gera wird uns unterm 9. Mär; geschrieben: Eine der wichtigste» Vorlagen an den jetzt tagenden Land tag betrifft den Reubau eines Hauptsteueramts- und R iederlagegebä'ides. Bei dem hiesige» Pauptsteueramte sind in räumlicher Beziehung schon seit einiger Zeit unverkennbare Uevel- stände hervorgetrete». Der verhäitnißmäßi g beschränkte Riedcrlage- raum gestalten öfters nicht, die zur Riederlage angein» ldete» Waaren in geeigneter Weist nnlerzudriiigen. Ferner ertridet die Abfertigung der zoUpslichligen Waarc» einen linliebjamen Verzug auS dem itzrundr, writ dciS Pouptsteucraml ans der Westseite de« Pahndoss sich beftndel und die eingehenden Waoren erst über rinc große An zahl von Gleisen hinweggesührt werden müsse», bevor sie an die Steuersielle gelangen. Die Herbeiführung eines allseitig besriedigenden Zustandes läßt sich blos ermöglichen, wenn eine Verlegung ans die Ostseite des Valmüoss slattfindel. Rach längeren Verhandlungen ist nun mit der lönigl. vreußiichen Eiienbahndireclion zu Eriurt ein Vertrag zu Stande gekommen, „ach welchem die königl. lLijenbayn- verwallung dem diesseiligen StaatssiScuS sür die Errichtung rines neuen Hauplslenerantts» und Riederlagcgebäudes einen geeigneten, ungesähr 2340 gm haltenden Bauplatz in unmittelbarer Nähe der Eiienbabngüter-Ezpedition pachtweise überläßt und dagegen das zeilherige Hauptsteueramtsgrundslück sür 84 000 käuttich über nimmt. Tic Kosten de« Neubaue» werden sich im Ganzen aus 210000 stelle». Dem königi. preußischen Eisenbahnfiscns siebt da« Recht zu, das Pachlverhältniß nach Ablaus von 10 Jahren zu lösen; er ist aber verpflichtet, in solchem Falle das aus dem Pacht» areale errichtete Gebäude nebst Zubehör aus seine «osten nach einer anderen Stelle zu verletzen oder ein neues entsprechendes Gebäude an einer anderen Stelle anszussthren. Tic etwaige Verlegung, ins- desondrre die Auswahl eines aiidcnveitcn Bauplatzes hat im Eia» vernehmen der brlheiiigle» beiden Staatsregierungen zu ersolge». * AuS Tarn, st a dt wird vom lo. März gemeldet: Nach dem beule früh 7 Ubr ausgcgebene» Bulletin war der Groß herzog in der letzten Nacht zeitweise bei Bewußtsein. DaS Schlucken war weniger beschwerlich, so daß dem Koben Kranken etwas flüssige Nahrung gegeben werden konnte. Die LähmungS- crschcinnngcn daner» >ctock fort Großfürst SergiuS und Gemahlin sind gestern Abend c»lgctrosfen. Professor Kuß- i»aul wird beute früh lO',i Uhr hier erwartet. * Im ungarischen Abgeordneten Hause erklärte Graf Apponvi unter fortgesetzten Angriffen auf die jetzige Regie rung, er stimme der Aufrechlerhaltung des Ausgleichs von 1867 aus der Basis, auf welcher derselbe geschaffen worden, zu; diese Basis sei jedoch seil jener Zeit wesentlich beeinträchtigt, Ungarn sei immer abhängiger von Oesterreich geworden. GrasApponyi legte den Entwurf in einer besonderen Adresse dem Hanse vor. «Wiederholt.) * Mac-Carlhy verklagte Madame Parnell und Harrington auf Herausgabe der in Paris keponirlen irischen Fonds. * Tie rumänische Depulirtentammcr wählte den General Mano mit Ilö Stimmen zum Präsidenten: 3 t Stimmzettel waren unbeschrieben. Zu Vicepräsidenten wurden gewählt Pogor, PauccSco, -Lsturdza Schriano, Alexander Catargi. > Wiederholt.) * Gutem Vernehmen »ach hat die griechische Regierung beschlossen, die Kammer nicht anszulose», sondern derselben nach Ablauf der Vcrlagungsfrist ein bedeutend herabarsetzte« Budget vorzulegen. ^Wiederholtst * In der dem Senat in Washington vorgelegten Cor re» spondcn; zwischen England und den VereinigtenStaatve» bezüglich der BehrinaSmeerfrage hält Salisbury seine Ansicht ausrecht, daß die Erneuerung de« mockus vivencki nnnütz sei, da der Fischerei keine Gefahr drohe. Blaine er widert hieraus, in jedem Falle werde Amerika seine Rechte während der nächsten Fischcreisaisou vertbeidigen * Tic letzten Berichte auö den mit der Hiliiaersnoth bedrohten indischen Dislrstten lassen keine Besserung er kennen. I» einzelnen Tkeilen von Madras, besonder« in den Tckkan und Mcllvre Bezirken, nimmt die Notb allmälig zu, doch sinv die Preise noch immer verbällnißmäßig niedrig. Lord Wenlock beabsichtigt, Madras am 2. April zu verlassen, um eine lange Rniidrcisc durch die meist gcsäbrdeten Gegen den aiiznlreten. Tas Wetter in Bengalen bleibt trocken, aber ungcwöbnlich kübl Sollte die« eine Folge von starken Schnee- sällcn ini Himalana sein, so liegt Grund zu der Annahme vor, daß der Eintritt de« SüdwestmonsunS eine Verzögerung erleiden dürste. * lieber die Wahluiiruhc» in Japan langen jetzt über San Francisco nähere Berichte ein. In vielen Stätten ist cs zu Blutvergießen gekommen und die verschiedenen Parteien lieferte» sich regelrechte Schlachten. So wird auS Doko» hama vom l7. Februar gemeldet: In Höchste» mußte die Ausrudracte verkündet werden. Die Re« gicrung hat eine Anzahl Lppvsttionsblätler unterdrückt und einen Proceß gegen die Grasen Jtagaki und Lkuma, die Letter der Jihu-t» Fer»illetsir. Schloß Erlenhof. Ss Roman von O. B a ch. Na-dm« «ersorni. (Fortsetzung.) Das schöne, bleiche Antlitz ihrer Nichte, wie sie e« in de» letzten Stunden gesehen, schwebte noch zu lebhaft vor ihren Augen, sie glaubte noch die zitternde Stimme zu hören, die „Fred, lieber Fred" rief, und als sie jetzt die Schwelle de« Sterbczimmer« betrat, wich sie scheu zurück, ehe sie, ihr Ge fühl bezwingend, das Zimmer durchmaß, um Umschau in den anderen von Eugenien bewohnten Gemächern zu halten. Mil einem energischen Ruck öffnete sie den zierlich gear beiteten Schreibtisch au« Cebernbolz; sie batte weder Sinn für die zierlichen NippeS, noch für die herrlichen Kunstwerke, die in den drei aneinander sich reihenden Gemächern ver theilt waren; die feenhafte Einrichtung deS mit rosa AtlaS auSgestatteten Boudoirs der Verstorbenen hatte ebensowenig Reiz für sie, wir die wunderbare Aussicht, die man von dem Wohnzimmer der jungen Baronin nach dem Gebirge genießen konnte. Ihre geschäftige Hand wühlte unter den Papieren, die sie in wilder Unordnung auS den von ihr geöffneten Fächern hrrvorgezogen; ihre Augen dingen forschend an den mit seidenen Bändern zusammengehaltenen Briefen, die größten- theilS eine kräftige Mcmnerhandschrift zeigten. Mit einer geringschätzenden Bewegung warf sie getrocknete Blumen und zierliche Bänder bei Seite, wie sie dem sorgsam aufbrwahrten Myrtenkranz, den Eugenie bei ihrer Vermäh lung mit Bornstedt getragen, weitere Beachtung schenkte. E« waren für sie keine angenehmen Erinnerungen. Die Baronin Stcrnau nannte den Ausdruck der Gefühle einer zart empfindenden Seele, wie Eugenie Heldberg e- war, Sentimentalität, und ihr nasser EgoiSmu« hielt mit ihrem Reali-mu- gleichen Schritt. Die Sucht nach reichem Besitz, nach Macht und Größe, der Wunsch, unabhängig zu sein, sich und ihren Kindern jene Güter zn erringen, die ibr biSber unerreichbar geblieben, dje sie täglich sehen, täglich al- da- Eigentbum Anderer betrachten mußte, waren mit den Iabrrn gewachsen. So lange der Stammhalter de« Hcldberg'schen Geschlechtes, der einzige Sohn Bruno - gelebt, batte sich Arabella in die gegebenen Lerbaltniffe gefügt; die Traditionen ihrer Familie waren ibr insofern beilia, um die Ersolge de« Sobne« an- zuerkrnnen, alle,» als dieser starb, da richteten sich ihre und ihres Gemahl« begehrlich« Aua«» aus da« Erb« de« Bruder«. Eugenie war eme zart« Madchenblumr, die sich, so lange die Mutter lebte, an diese anrankte, dann aber, als auch die Schloßkerrin beimging, wenig Anknüpfungspunkte mit dem Vater fand, der zwar die holte Tochter liebte, aber eS doch schmerzlich empfand, daß sein Name nicht fortgepflanzt werden konnte. Daß ein Tbeil der Heldberg'schen Willenskraft aber auch auf die Tochter übergegangcn, wurde dem Grafen klar, als Eugenie da« köstlichste und zugleich das gefährlichste Gefühl der Mcnschenbrust, die Liebe, kennen lernte. Gras Hcldbcrg mußte, wollte er nicht auch noch sein letzte» Kink verlieren, seine Einwilligung zu der Vermählung seiner Tochter mit dem Rittmeister Baron v. Bornstedt geben, aber er that cS widerstrebend, grollend, er haßte den Mann, der, wie er meinte, unberechtigt seine Hand nach dem kostbaren Juwel, da« der Erlenhof barg, auöstrcckle. Er zeigte es Bornstedt, wie verbaßt ikm die Verbindung seiner Tocdlcr mit einem unbedeutenden, mittellosen Edelmann sei, ja. er bewies durch beleidigendes Mißtrauen, daß er die Bewerbung de« BaronS Bornstedt um die Hand der reichen Grasen- tochter für ein Erzcugniß deS Eigennutzes, nicht aber der Liebe halte. StcrnauS schürten da« Feuer der Zwietracht, da« zwischen den nahen Verwandten entbrannte, sie wußten dann auch geschickt die Lunte in daS glückliche und friedliche Heim der jungen Eheleute zu werfen, Mißtrauen zwischen Eugenie und ihrem Gatten zu säen; auf die von ihnen nur zu bald er gründeten Charaktereigenschaften Bornstedt'« bauten sie den Plan, der nach Jahren die Explosion herbeiführte und die Gatten trennte. Im ersten Jahre der Ehe war Hertha geboren; eS war sowohl sür Eugenie als auch für ihren Gemahl eine Ent täuschung, daß e« kein Sohn war. dessen Geburt wobl eine Versöhnung mit dem Vater herbeigesührt hätte, allein der Liebreiz des kleinen Geschöpfe- ließ kein bittere« Gefühl ans- kommen, sie wurde als da« Kleinod deS Hause» betrachlet, da« ja doch früh oder spät da» Herz des Großvaters ge winnen mußte Für SternauS aber bedeutete die Geburt eine« Mädchens eine noch in weiter Ferne liegende Hoffnung; wenn dem jungen Ehepaar kein Sokn geboren wurde, wenn Hrrtba da« einzige LicbeSpsand blieb, bann konnten sich noch alle Pläne der Intriauanten erfüllen und die SternauS den Platz rinnebmen, den Eugenie, einer verliebten Laune gehorchend, aufgegeben, und den sie erst dann wieder einncbmen sollte, wenn eS SternauS gelungen war. die Ehe tcS jungen Paare- zu lockern und damit die Hoffnung auf einen männlichen Erben sür immer zu zertrümmern, denn die Ehe war un lösbar, — da« Band, welche« sie verknüpfte, konnte nur der Tod lösen. ES hatte gewagter, teuflischer Mittel bedurft, um «< so weit zu bringen; allein nack einem jahrelang geführten Kampfe zwischen Liebe und Mißtrauen, zwischen Lift und Argwohn, wobei EugcnienS Festbalten an ihrem Vater, da« Mißverbalt- niß deS Schwiegersohnes zum Schwiegervater als siegreiche Hllfstruppcn benützt wurden, führte eine körperliche Trennung der Gatten herbei, die Beide bis in den Tod verwundete, aber von beiden Theilcn als eine Ehrensache betrachtet wurde. Eugenie kehrte aus den Beseht ihres Vaters mit Hertha !» ibm zurück, in der Hoffnung, eine Versöhnung berbeizn- sübrcn, in der festen Zuversicht aus einen Ausgleich mit ihrem Gatten, den sie unverändert liebte, wen» er sic auch durch Mißtrauen, Heftigkeit und unmoiivirlc Eifersucht gekränkt batte. Bornftevl bereute sein Benehme» tief, als er cinsehen mußte, daß in dem zarten Körper seiner Gattin eine starke Seele wohne, die unentwegt Das auSzuübcn suchte, was sie sür geboten hielt, als er sich sagte, daß er blind in eine Falle gegangen, die ihm Feinde gestellt. Er selmie sich sieberbast »ach scineni Weibe, seinem Kinde, aber er hatte zu viel durch den Hochmulh, durch das Mißtrauen dcö allen Grasen ge litten, um jetzt dort als ein Bittender, Bereuender zu er scheine», wo man ihm furchtbare« Unrecht gethan und nur Haß und Feindschaft cntgegenbrachte. Wohl erhielt Eugenie zärtliche, Verzeihung erflehende Briefe, die ibr die Wonnezeil der Liebe^zuruckriesen, aber er selbst kam nicht, und die Baronin SIcrnau verstand c- prächtig, die Schuld des jungen Manne« in den Augen ihre« Bruder« zu vergrößern. Der Name des Schwiegersohnes durste nickt mehr vor dem Grasen genannt worden, er erfuhr auch nichts von dem Briefwechsel, den die Gatten führten und der zur Wieder vereinigung geführt hätte, wenn nicht eine schwere Krankheit die junge Frau niedergeworfen und damit alle Hoffnungen zertrümmert hätte. Eugenie glaubte anfangs nicht an den Ernst der Situation; al« sie aber da- Ende Herannaben fühlte, da sebnte sie mit fieberhafter Unruhe ihren Gatten herbei, den sie mit ihrem Vater, der da- Schicksal Hertha'« in Händen hatte, versöhnen wollte; Doctor Brenner hatte den Auftrag übernommen, Bornstedt von der schweren Krankheit der jungen Frau Mil »Heilung zu machen, ihn aufzufordern, sofort zu ihr zu komme», — allem die AuSiübrung dieses Wunsche« einer Sterbenden lag durchaus nickt in den Plänen de« Baron Slernau, eine Versöhnung der feindlichen Männer durfte nicht siattsinden, Hertha durste niemals unter den Sckutz deö Vater« gestellt werden TaS Telegramm, welche« die Ankunft Bornstcdt S ankündigtr, wurde von Sternau unterschlagen, und wie er eS zu verhindern gewußt, daß der junge Baron sein sterbendes Weib noch einmal sehen, umarmen konnte» haben wir im An fänge unserer Erzählung gesehen. Dir Baronin Slernau halt«, indem sie die Andenken, welche Eugenie an eine schöne Zeit erinnert hatten, achtlos bei Seite warf, die ganze Vergangenheit noch einmal durch lebt. Ihr Gemahl verstand cs, geschickt zu mauövriren: Bornstedt war gänzlich bei Seite geschoben worden, Graf Hcldbcrg haßte ihn, weil er dem Rufe Engknien« scheinbar nicht gefolgt war, stärker denn je, und cbe ihr Bruder den Nachlaß EngenienS zu Gesicht bekam, mußlen die Bliese Bornstedl'S, die er an seine Gattin geschrieben, beseitigt werden. Sic sprachen zu deutlich seine heiße Liebe, seinen Wunsch nach Versöhnung auS. Gras Hcldbcrg konnte dadurch vielleicht einen besseren Begriff von seinem Schwiegersöhne bekommen. Außerdem cnlhicltcn die Briese Andeutungen, daß daS Zerwürsniß der Gatten durch Andere künstlich herausbeschwvren ; ja, sic wiesen direct darauf hin, daß es Sternau» gewesen, i» denen der junge Mann mit Recht seine Gegner erkannt hatte. Tic Zeit war der Baronin während des Suchen« pfeil schnell vorühergcgangen: sic batte viele Briese vernichtet, einzelne bei sich verborgen. Den reichen Schmuck EngenienS lcglc sic mit einem leisen Schmunzeln in daS Geheimfach des Schreibtisches; er sollte später den weißen Hal« Nora'« schmücken Stunde um Stunde war vergangen, sie merkte eS nicht; sic batte die Abwesenheit des Bruder« wie der kleinen Hertha gut benützt, ihr Gatte würde sick freuen, wenn sie ihm sagte, daß jetzt Gras Hclkberg ohne Gefahr sür sie die Hmter- lassenschast EngenienS an sich nehmen könne; mit einem er leichternden Seufzer erhob sie sich von ihrem Platze und warf einen flüchtige» Blick durchs Fenster, um aber mit einem Ausruf tcS Schreckens zurüctzuwcichen. Blulroth lag der Himmel vor ihr; auö dem Walde drang ei» erstickender Qualm; eine Fcuergarbe stieg zum Himmel empor; größer und höher schlug die Flamme ans dem Walde hervor; ei» greller Schein sic! auf das Dörfchen, da« sich wie ei» kleines Genrebild im Thal abzcichnclc. Nock ehe sie sich der großen Gefahr bewußt geworden, in der kaö Dorf Erlenhof, in der die reichen Forste schwebten, die sick, unmittelbar au den Schloßwald anschlosfen, wenn der Waldbrand, den, wie c« schien, die Schloßbewvbner noch nicht bemerkt hatten, größere» Umfang annabni, klangen die Dorf- glocken in langsamen, starken Schlägen an ihr lauschende« Lbr; der Ruf: „Feuer! Feuer! Ter Wald brennt!" riß sie aus ihrem starren Schrecken; die Sckloßbeamten und Diener stürzten heran«, das Fenerhorn ließ seine dumpfen Töne ver nehmen; die Flammen züngellen böbcr und höher; weiter und weiter verbreitete sick, der Feuerschein, c« schien, als wolle da« furchtbare Element sich nicht nur über den Wald, sondern über da« Schloß, über daS reizende Dörfchen ergießen, da« seine ersten Hütten dicht an der Lisiör« de« Walde« aufge baut hatte.
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