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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.10.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911021017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891102101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891102101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlbindung: Beilagen sind in der Ausgabe vom 31.10.1891 enthalten, hier dafür Beilagen vom 22.10.1891 (Abendausgabe)
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-21
- Monat1891-10
- Jahr1891
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Tecember 1884 zur Regelung des Fährverkehrs bei Gelegenheit der im neuen Grwandhanse zu veranstaltenden Concerte und sonstigen Festlichkeiten folgende Anordnungen getroffen: I) Bei der Aniahrt nach dem Gewandhaus« haben diejenigen Wagen, welche aus der Vcethovcnftratzc, d. h. an der nörd- lichen Seite des Gebäudes, ansahren wollen, ihren Weg durch die Kleine Bnrggasse oder die Harkortstratze, entlang des Landgerichtsgebäude-, über die Varolabrücke nach der Veethovenstratze und nach erfolgtem Atffetzr» der Fahrgäste entweder die Verthovrnstrahc weiter hinaus nach der (karl Tanchnitzftratzc z». oder aber durch die Grasfistratze nach der Carl Tauchnitzsttatze zurück zu nehmen. L) Diejenigen Wagen dagegen, welche auf der Mozartstratze, d. h der südlichen Seite des Gebäudes, ansahren wolle», haben den Weg durch die Münzgasse oder über de» Flotzpilatz durch den unteren Theil der Älbcrtstratze über die Alvcrt- brücke nach der Mozartstratze uud nach erfolgtem Ab fetzen der Fahrgäste entweder die Mozartstratze weiter hinaus nach der Carl Tanchnitzstratzc zu oder durch die Grasfistratze links nach der Haydn- oder rechts nach der Carl Tanchnttzstratze zurück zu nehmen. 8) Eö empfiehlt sich, daß dieienigen Concertbesuchcr, welche Plätze „rechts" im Saale habe», aus der nördliche» Seite des Gebäudes <s. vorstehend Nr. 1), diejenigen dagegen, deren Plätze „links" im Saale sich befinde», auf der südlichen Seite des Gebäudes (s. vorstehend Nr. 2) ansahren. 4) Die auf der westlichen (Muck-) Seite des Gebäudes an der Grasfistratzc befindliche Anfahrt ist lediglich für die bei den Concerlen mitwirkendc» Personen bestimmt und haben die dahin fahrenden Wagen entweder die sud 1 und 2 vorgeschriebenen Wege oder aber den Weg durch den west lich der Grasfistratzc gelegenen Theil der Veethovenstratze zu nehmen. 5) Die nach Beendigung der Concerte zum Abhole» der Concertbesucher anfahrenden Privatequipagen und be stellten Droschken habe» auf einem der beiden sud 1 und 2 vorgeschriebeneu Wege anzufabren und sich demgemäß einer- skits auf der Veethovenstratze, andererseits auf der Mozartstratze nach Anordnung der Aufjichtsbeamten aus. zusleUen. 6) Die Aufstellung derjenigen Wagen, welche zur Abholung der beim Coneert luitwirkendc» Personen bestimmt sind, erfolgt aus der Grassistratze zwischen Beethoven- und Mozartstratze. 7) Unbestellte Droschken haben ihre Aufstellung auf dem unteren Theile der Albertstratze. auf der kleinen Bnrg- gafsc oder aus der Westseite der Harkortftratzc zwischen Carola- und Harkortbrücke zu nehmen. 8) Die Abfahrt der abholrndcn Wagen »ach Beendigung der Concerte hat in derselben Weise zu geschehen, wie dies oben sud 1 und 2 bezüglich der vor Beginn der Concerte ansahrendcn Wagen vorgeschriebe» ist. 9) Auch beim Abhvlen empfiehlt es sich, daß diejenigen Concert besucher, welche ihre Plätze „rechts" im Saale haben, ihre Wagen an die nördliche Anfahrt, diejenigen dagegen, welche die Plätze „links" habe», die Wagen an die südliche Anfahrt bestellen. 10) An de» Eingängen des Gewandhauses dürfen die Wagen nur so lange halten, als zum Aus- und Einsteigen der Fahrgäste unumgänglich nothwendig ist. II) Die Droschkenkutscher habe» bei Fahrten nach dem Gewand haus das Fahrgeld beim Alttritt der Fahrt zu erheben. 12) Sowohl beim Anfahren wie beim Abfuhren haben die Wagen genau Reihe zu halten. 13) Der Hauptcingang an der Lstseite des Gewandhauses ist nur für die zu Flitz Ankommenden bestimmt und bleibt daher der zwischen der Beethoven- und der Mozartstraße gelegene Theil der Wtlhelm-Lchsfcrth- und der Simsonstratze zur Zeit des An- und Absahrcns der Wagen nach dem Gewandhaus für den Fährverkehr gänzlich gesperrt. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Be)limm»ngen werden mit Geldstrafe bis zu 60 oder entsprechender Hast bestraft. Das Publicum wird im eigenen Interesse dringend ersucht, zur genauen Durchführung der gedachten Anordnungen thunlichst mit- zuwirkcn. Leipzig, am 17. October 1891. Der Nath unb da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. V. N. 4299. De. Georgi. Bretschneider. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir be schlossen, nach Matzgabe des Planes L. I). Xc>. 4897 ü. -V. Xo. 5586 die Fluchtlinien der Hoben Straße im Ortstheile Leipzig- Lindenau auf deren gesair.mte Länge von der Lützner Straße bis zur Aurelienstraße und ferner die Fluchtlinien der Aurelienstraße auf deren Ausdehnung von der Hohe Straße bis zur Gartenstraße, allenthalben in Leipz'g-Lindcnau, fcstzustellcn. Dieser Plan lic^t in unserer Tiesbauvertvaltung (Rathhaus, Zimmer Nr. 14, 2. S.ock) vier Wochen, vom Ablaufe des Tages nach der Ausgabe der die Einrückung dieser Bekanntmachung ent haltenden Amtsblätter an gerechnet, zu Jedermanns Einsicht aus. Widersprüche gegen den Plan sind innerhalb dieser Frist bei deren Verlust schriftlich bei uns anzubringen. Leipzig, am 16. October 1891. le. 5423. 1555. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. l>r. Redlich. Bekanntmachung. Dem zeitherigen RathSreserendar Herrn Paul Theodor Lohse haben wir, nachdem derselbe die zur Erlangung eines selbstständigen Richteramtes erforderliche Staatsprüfung bestanden hat, die Stellung als „RaIHSaffefsor" verliehen. Leipzig, dea 19. October 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Größel. Gesucht wird der am 27. Juni 1849 zu Osterfeld geborene Maurer Friedrich Hermann Engelhardt, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, am 10. October 1891. Der Nath der Stadt Leipzig. (Armen-Amt.) ü. VI, S9L Heutschel. Frke. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordnete» haben wir be schlossen, nach Maßgabe des Planes '1'. 11. V. X». 4898 1i. .4. Xo. 5537 die Fluchtlinien der Gartenstraße in de» Ortstbcilen Leipzig-Lindenan und Leipzig-Plagwitz, und zwar aus deren Aus dehnung von der Lützner Straße in Leipzig-Lindenan bis zur Albert- straße in Leipzig-Plagwitz, festzusteUcn. Dieser Plan liegt in unserer Tiesbauverwaltung (Rathbaus, Zimmer M. 14, 2. Stock) vier Wochen, vom Ablaute des TagcS nach der Ausgabe der die Einrückung dieser Bekanntmachung ent haltenden Amtsblätter an gerechnet, zu Jedermanns Einsicht aus. Widersprüche gegen den Plan sind innerhalb dieser Frist bei deren Verlust schriftlich bei uns anzubringen. Leipzig, am 16. October 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr. Redlich. le. 5423 1555. Garten-Verpachtung. Von dem der Etadtgemeindc gehörigen, hier an der Promenade hinter dem sogenannten Kloster gelegenen Gartcnareale ist die Abthetluiig V, die erste links am Eingänge von der Promenade aus, von jetzt oder auf W»»sch von, I. November künftigen Jahres an gegen einjährige Kündigung anderweit zu ver pachte». Pachtgesuche werden auf dem Rathhause, I. Etage, Zimmer Nr. 9, entgegcngeuoinmen, auch können daselbst die Verpachtungsbedinguugen eiugesehen werden. Leipzig, den 14. October 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. Ia. 4850. vr. Georgi. Pücker. Bekanntmachung. Tie Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 12. bis 18. October 1891 im Argandbrenner bei 2,5 Milli meter Druck und 150 Litern stündlichem Consum das 18,8sache der Leuchtkraft der deutschen 'Normalkerze von 50 Millimeter Flammcnhöhe. DaS fpecifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,443. Leipzig, am 19. October 1891. Le» Raths Deputation zu den Gasanstalten. Oer Schluß der Ausstellung in Prag. Die Landesausstellung in Prag ist am 18. October unter begeisterten Kundgebungen für de» Kaiser und das kaiserliche Haus und für den Statthalter von Böhmen, Grafen Thun- Hobensiein, von Seiten des PublicumS und der Aussteller geschlossen worden. DaS war der ofsicielle Theil des Schluß aktes. dann folgten aber die Aeußernngen des CzeckculhumS. Die Czechen verlangten von der Militaircapelle daü Aufspielen nationaler Lieder, unb als diesem Verlangen nicht entsprochen wurde, ertönten Pfiffe, und die Capelle rückte unter Schmäh rufen des „Pöbels" ab, wie eö in der Meldung heißt. Dann zog die Menge vor das deutsche Theater, das deutsche Casino uud das Haus deö deutschen HandwerkervereinS, überall Perealrufe gegen die Deutschen ausstoßcnd. Man erkennt auS diesen Vorgänge», daß der Besuch des Kaisers in Prag auf das Verhältnis; zwischen Czechcn und Deutschen ohne jede Wirkung geblieben ist, denn die Grenze zwischen dem Pöbel und der übrigen Bevölkerung ist sehr schwer zu ziehen, da dasselbe Publicum, welches dem Kaiser und dem kaiserlichen Hause begeisterte Huldigungen dar brachte, die Militaircapelle auspfiff, weil sie nicht czechische Lieder aufspiclen wollte. Es ist bekannt, daß diese Lieder die ärgsten Schmähungen gegen die Deutschen enthalten, daß also ihre Absingung im offenbaren Widerspruch mit den Absichten des Kaisers siebt, welcher die Versöhnung zwischen Czechen und Deutschen anstrebt. Die unveränderte Gesinnung der Czechcn geht auch ans der Interpellation bervor, welche die Abgeordneten Svkol und Genossen im österreichischen Abgeordnetenhaus,: wegen deö polizeilichen Verbots des Empfanges der Besucher der Ausstellung aus slawischen Ländern, darunter auch Ruß lands, eingcbracht habe». Der Geist des Hasses und der Unduldsamkeit gegen Alles, was den deutschen Rainen trägt, herrscht nach wie vor bei den Czechen in Böhmen, und dieser Geist ist nur mit den Czechen selbst ausznrotlen, eS sei den», daß sie gezwungen werden, sich den Deutschen nntcrzuordncn. CS gicbt keine Versöhnung zwischen Czechen und Deutsche», für diese Thatsache hat die Landesausstellung in Prag von ihrer Eröffnung bis zum Schluß die klaren und unumstößlichen Beweise geliefert. Die Ergebnisse des czechische» Gewerbc- sleißes haben nur den nationalen Hochniutb der Czcckcn ge stärkt, sie baben den Wunsch erhöht, die Deutschen in Böhmen zu unterdrücken und ihnen den Wettbewerb mit den Czechen zu verleiden. Die Czechcn wollen die Deutschen nicht nur aus der Stadtvcrtrctung Prags, aus dem böhmischen Land tage und womöglich aus dem österreichischen Abgeordncten- hause, sondern überhaupt aus dem Königreich Böhmen ver drängen. Es soll in Prag weder eine deutsche Universität, noch ein deutsches Theater, noch ein deutsches Casino, noch eine Vertretung deutscher Handwerker geben, die Czccben wollen unter sich sein und nicht nur ihre eigene innere Politik haben, sondern auch in ihren Beziehungen znm Auslände eigene Wege gehen. Die Prager Ausstellung hat eine werthvolle Bereicherung der Zeugnisse für die Thatsache gebracht, daß alle AusglcickS- und Versöhnungsvcrsuche bei den Czechen vergeblich sind. Sic können nur dazu dienen, ihr Selbstgefühl zu steigern und ihre nationalen Gefühle zur Leidenschaft anzusachen. Es war ein Jrrthum des Grafen Taaffe, wenn er glaubte, daß die Czechcn jemals Bcrständniß für die Aufgaben Oesterreichs bekommen würden; das Zugcständniß, welches in dem Streben nach einem Ausgleich zwischen Czechen und Deutschen enthalten war, wurde >m ezcchischcn Lager in dem Sinne gedeutet, daß die Czechen Oberwasser hätte», und daß man sich an höchster Stelle gcnöthigt sehe, mit ihnen in Unterhandlung zu treten. Den Czechen hat cS von jeher an Bcrständniß für die humanen Absichten deö Kaisers gefehlt, nach Art ungezogener Kinder betrachteten sie das Entgegen kommen der Regierung für ihre Wünsche nur als ein Oiittel, »in Unmögliche- zu verlangen und die Herrschaft der slawischen Rasse über die germanische zu erreichen. ES ist sehr nützlich gewesen, daß diese« Verlangen sich in so ungestümer Weise kundgab, die maßgebenden Kreise sind dadurch bclebrt worden, daß sie ihre guten Absichten Unwürdigen und Unverständigen zugcwandl haben, und daß erst wieder Ruhe und Ordnung wird. W..N t!° !-i> »-M s-b» m « brachte Bewegung rückgängig gemacht > : ^ „d Reichen- >...^'.1-1 - 'S Volksvertretung eines große» Saales > :n bedienen, die nur von einem kleinen Theoe ecr «u ordneten verstanden wird, völlig unbegre> ) Adcnschast wenn -.» czechiscbcr Abgeordneter d.e '"- 'ale Le.denlch^ ausgedrückte Thorheit auch noch als einen kvcientlichcii - der B-rathungen durch Aufnahme in den Bericht rrwcijcn zu wollen. Schlimm genug, dah Privalbelustiguiigcn in dem vicljprachigen Lesterr ) g werden, aber cs ist doch wen.gstens e.ne Gr-n-e g zcgcn durch die Bestimmung, dag nur beul che ^eden m stenographischen Bericht aufgenomnien werde . Wenn es nach Herrn Vasaty ginge, wurden natürlich überhaupt czechische Reden in den Bericht ausgenommen. . , , Die Prager Ausstellung hat in ihrem ganzen Verlause, durch die unanshörlichcn Skandale, durch die Huldigungen, welche den Besuchern slawischer Rational,lat erwiestn wurden durch die Sympalhiebcweise der CzechenjurFranzostnund Russen allgemein die Meinung erregt und bestätigt, day die Czechen nicht die Fähigkeit besitzen, richtig zu verstehen und darnach zu handeln. Man kann den Czechen das Zeuzmß der politischen Reife unter keinen Umständen erthcilen, man kann höchstens die Langniiith der österreichischen Regierung bewundern, welche solchen Gliedern des Staates noch besondere Rücksichten erweist und ihnen eine ganz unverdiente Rachfichl zu Theo Werden läßt. Die Grundlage der staatsrechtlichen Stellung Böhmens ist, daß dieses Land ein Theil der osterreichijchen Monarchie ist. Welche Zugeständnisse die osterreichllchc Re gierung der czcchiscben Ralionalität machen will, ist ^ache lbreö freien Willens, ei» Recht auf besondere Geltung alö Nation innerhalb des österreichischen StaatSwe^ens können die Czechen für sich nicht in Anspruch nehmen. Sie sind Theil eines großen Ganze», welches höhere Zwecke versolgt, als czechische» Größenlvahn zu Unterstützen, die Czechen sind zunächst O-efterreicher. DaS will ihnen aber mcht einlcuchlui, ,,e betrachten Oesterreich nur als Mittel, um zu einem selbst- ständigen nationalen Dasein zu gelangen; der Kaiser von Oesterreich erscheint ihnen gerate gut genug, um die Krone des Königreichs Bödmen zu tragen, aber von gemeinsamen Pflichten, welche die Czechen mit den übrigen österreichischen Staatsbürgern zu erfüllen haben, wollen sic nichts wisse». Wenn die Prager Ausstellung mit allen durch sie ver anlaßt»:» Ausschreitungen die Wirkung hat, daß man an der Centralstelle die Verhältnisse in Böhmen nnbcfangcii und richtig bcnrlheilt, so ist sie alö ein nützliches Unternehmen zu erachten, andernfalls würde sie nur dazu diene», den czechische» Hockunnth und die kindischen politischen Anschauungen der Czechen zu stärken und zu weiteren Anöschrcitungen zu treiben. Aber glücklicherweise ist die deutsche Strömung in Oesterreich gegenwärtig in der Zunahme begriffen, cs bereitet sich eine allgemeine Klärung der Lage in Oesterreich vor, und dazu haben die Vorgänge in Prag während der Ausstellung einen wichtigen Beitrag geliefert. * Leipzig, 21. Oktober. * Tie durch den Tod des Senatspräsikentcn Or. Fleisch- aucr erledigte Stelle eines Mitgliedes beim kaiserlichen Disciplinarhof ist der „Post" zufolge dem Reichs- gericktsratb Sloltersotb verliehen Worten. Oberlandcs- gerichtSralb Blasius in Colmar ist für die erledigte Stelle des Präsidenten bei der kaiserlichen Tisciplinarkammer sür die Neichöbeauiten in Elsaß-Lothringen zu Slraßburg aus- ersehen. * Wie der „ReichSanzeigcr" meldet, begann gestern der erste InstructionScursuö der Gewerbeinspections- beaniten, woran 15 preußische und 3 außerprcußische Beamte thciliiehnikii. Die Vorträge werden betreffen: die gewerbliche Gesetzeskundc, die Gesundheitspflege, die Wohl fahrtspflege, die Entwickelung der gewerblichen Arbeitcr- verhällnisse, die Geschichte der Gcwerbeinspeclion und die Jahresberichte. Der EursnS dauert vier Wochen. * Der Rcichscommissar für die Welt-AuSstellung in Chicago, Geheimer Rcgicrungsrath W-rmulh, ist soeben von seinem mehrwöchigen Aufenthalt in de» Vereinigten Staaten von Amerika zurückgckchrt. Seine Reise war be kanntlich durch die amerikanischen Commissare angeregt worden, welche im August dieses Jahres hier weilten; sie verfolgte den Zweck, einerseits gegenüber den Vereinigten Staaten von Amerika schon im gegenwärtigen Stadium das Interesse dcS Deutschen Reiches an dem geplanten Unternehmen an den Tag zu l.-gcn, andererseits die nöthigcn Abmachnngen mit den Organen LcrAuSstellung zu treffe», damit sür dieVvr- bereitungen Deutschlands eine feste, unabänderliche Grundlage geschaffen werde. In beiden Beziehungen ist der gewünschte Erfolg erzielt worden. Sowohl in den Kreisen der ameri kanischen Regierung, wie in denjenigen der AusstellungS- bchorkcn ,sl wiederholt der besonderen Anerkennung und Freude über das entgegenkommende Verhalten Deutschlands lebhafter Ausdruck verliehen worden, und die den auswärtigen Vcr- trctern zu Tbeil gewordene Aufnahme war, den Regeln der amerikanischen Gastfreundschaft entsprechend, eine überaus alanzende. Zugleich aber und vor Allem ist es gelungen bereit« letzt auf Grund detaillirter Pläne schriftliche' . Zusicherung darüber zu erhalte». welche Räumlichkeiten der deutschen Abtheilung »ur Verfügung gestellt werden sollen. Eine cin- gel^ende Berichterstattung des ReichöcommissarS über diese nach den, Umfange und der Lage der betreffenden Plätze als octfft erfreulich zu bezeichnenden Abmachungen steht binnen Kurzem zu erwarten; es sei deshalb hier nur erwähnt, daß o«» dessen Grundfläche aus etwa 900 000 Quadrats«,; sich beläuft, für die deutsche Abiheiluna ^utrnin belegener Raum von 100 ooo Quadrats»» stsigklegt worden ist, während die innerhalb der sonstigen Gebäude (Kunst. Maschinen, Sl.ktricität, L-n!" wirtbschaft u. s. w.) auf Deutschland entfallenden Räum lichkeiten weitere 105 000 Quadratsuß und die der deutschen Abtheilung im Freien zur Verfügung stehenden Flächen etwa 210 000 Quadratfuß umfassen. — Auch in sonstiger Hinsicht, wie in Bezug auf das Transportwesen, in Bezug auf die Detailfragen der Zollabfertigung, auf den Verkauf von Ausstellungsgegenständen, den Verschank von Getränken, hat eine kurchauo befriedigende Verständigung stattgesunden. — Besondere Erwähnung verdient es, daß zwischen dem Vertreter deö Reiches und den großbritannischen Vertretern Sir Henry Trueman Wood und Mr. James Dredgc, welche zu gleichem Zwecke nach Amerika entsandt waren, während der ganzen Dauer der Verhandlungen ein den sachlichen Inter essen beider Länder in gleichem Maße Rechnung tragendes lind für die Erledigung der Geschäfte in hohem Maße förder liches Zusammenwirken stattfand. Das Gleiche gilt hinsicht lich des Abgesandten Dänemarks, Herrn Emil Meyer. Die übrigen Mächte waren zuni Theil durch in Chicago ansässige Bevollmächtigte vertreten. * Die letzten Nachrichten von Emin Pascha, die die vorletzte Post ans Zanzibar überbrachte, waren an seine Schwester gerichtet und tragen daS Datum vom 13. Mai 1891. In drei Heilen meldete Emin vom Südwestuser des Albert- Edward-lSeeS, daß er sich nun in ein Gebiet begebe, wo alle Verbindungen aufhore», und daß man sich keine Sorge uni ihn machen möge, wenn auch sechs Monate hindurch keine Kunde von ihm eintreffen sollte. » * * * Ueber czechische Friedfertigkeit schreibt unser Correspondent aus Reichenberg: Was jetzt überReichenbcrg in czechische» Blättern und spcciell über die „sogenannten Vergewaltigungen der Czechen" durch die hiesige deutsche Bewohnerschaft geschrieben wird, bedarf nach den geradezu kindischen Interpellationen der jungczechischen Abgeordneten im Reichsrathe über die angeblich an der Tagesordnung stehenden Raufexccsse zwischen Deutschen und Czechcn in Rcichcnberg, die jeder Grundlage entbehrten, kaum einer Widerlegung. — Dagegen wird heute aus Wurzelsdorf bei Tannwald gemeldet, daß in dem dem Fabrikanten Joses Riedel gehörigen Gasthause in den Strickerhäusern czechische Arbeiter, welchen der Gastwirth wegen ihrer Trunkenheit nicht mehr einschänken wollte und die an die Luft gesetzt wurden, durch die Fenster schossen, Steine durch dieselben warfen, die Thürcn und Fensterstöcke demo- lirten und von weiteren Gewaltthaten nur durch daS Erscheinen österreichischer und preußiscbcr Gendarmerie abgc- halten wurden, welche 7 der Epcedenten verhaftete und dem Bezirksgerichte Tannwald einliescrte. So sieht, bei Lichte besehen, die „czechische Friedfertigkeit" aus. * Der König der Belgier hat es für'angezeigt erachtet, ans seinem gewöhnlichen Spazierzange am Strande in Ostende einem Reporter des „Gauloiö" Rede zu stehen und demselben zu bestätigen, daß er den Bürgermeister von Brüssel, Buls, beauftragt habe, in Marseille die bekannten Erklärungen abzugeben. Der König hat dieselben noch besonder« bekräftigt und namentlich sein Erstaunen darüber ausgedrückk, daß Jemand annehmen könne, Belgien werde seine Eigenschaft als neutrale Macht, die seine Stärke bilde, aufgeben, um sich allen Gefahren einer Allianz mit der eine» oder anderen kriegführenden Macht anszusetzen. Man sollte meinen, die Pariser Presse müßte jetzt endlich bezüglich dieser „belgischen Gefahr" beruhigt sein. * Die „Jndöpendance belge" und „Pröcurseur" melden, die deutsch-belgischen HandelSvertragsverhand- lnngen seien ins Stocken gerathen. Deutschland fordert den freien Eintritt seiner tandwirlhschafttichen Pro dukte und Aushebung der Viehzölle. Belgien versage beides. * Dem Vernehmen nach wird die niederländische Regierung demnächst den Kammern eine Vorlage auf Auf nahme einer Anleihe von 40 Millionen Gulden unter breiten zur Consolidirung der schwebenden Schuld und zur Deckung des Desicits. Bei der Berathung der Armee- reorganisation in dem Bureau der zweiten Kammer wurde an der Dringlichkeit der Reorganisation auf der Grundlage der persönlichen Dienstpflicht festgehalten. * Durch die BudgetauSschuß-Wahl im dänischen Folkething wurde daS Verhältniß der Parteien definitiv constatirt. Die Radikalen unter Führung Hörup's und Berg'S erlangten 6 Mitglieder mit 37 Stimmen, die Moderaten L mit 36 und die Rechte 4 Mitglieder mit 25 Stimmen. * Zu dem Zwiespalt zwischen Negierung und Episkopat in Frankreich über die Pilgerfahrten nach Rom schreibt die „Vossische Zeitung": Wenn die wider spenstigen Bischöfe ihre groben Antworten auf die höfliche Mahnung dcS CultusmimstcrS, sich vorerst römischer Pilger fahrten zu enthalten, blos an den Minister gerichtet und nicht zugleich veröffentlicht hätten, so würde der Minister sie wahr schcinlich einfach — abgeleugnet baben, wie nach dem Rath eines klugen Richters ein Kläger seine ohne Zeugen erhaltenen Ohrfeigen ablcugnen sollte. Da die Bischöfe aber mit ihren Grobheiten öffentlich prahlten, bleibt der Regierung nichts übrig, als gegen sie vorzugehen. Sie thnt eö zögernd und ungern, denn sie weiß, daß nichts dabei heraiiskommt. Aus dem Nächstliegenden Strafmittel, einem amtlichen Verweis, machen sich die Bischöfe nichts; sie verhöhnen cs höchstens, und die Regierung läuft Gefahr, daß die Gemaßregelten auf den Verweis noch unhöflicher antworten, als aus den ersten Brief. Dann bleibt allerdings noch die Gehallsperre, aber diese Erfahrungen gemacht, als daß sie die Erneuerung der Katz balgereien von 1880 wünschen sollte. Andererseits kann sic sich auch von den Bischöfen keine offene Auflehnung gefallen lassen, weil die Radikalen dann nicht länger bei guter Laune Z» erkalten wären. Obnebin kündigt der Senator Dide seine Absicht an, die Regierung zu betragen, ob sie nicht das Concordal kündigen wolle, und aus der Erörterung über diesen Gegenstand könnten sich ernste Gefahren für das Ministerium entwickeln, wenn die Radicalen des Senat« und der Kammer der Negierung Schwäche gegen den Klerus vorzuwerfen hätten. Heute wird in Frankreich
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