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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.10.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911021020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891102102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891102102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-21
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Dagegen bestellt eine gleiche Befugniß bezüglich der in Deutschland circnlirendcn österreichischen Vereins- tHaler nicht, ihre AiißercourSsetzung für Deutschland kann vielmehr — zufolge deS Gesetzes vom 20. April 1874 — »ur ii» Wege der Gesetzgebung herbeigesührt werden. Mit Rücksicht auf die Eventualität einer Valutaregu lirung in Oesterreich-Ungarn und die dadurch bedingte Möglichkeit einer AußercourSsetzung der österreichischen VereinSthaler in ihrem Heimatblante, erscheint eine Aen- derung dieses an sich abnormen RcchtSzustandcS behufs Er leichterung und Sicherung einer rechtzeitigen Entfernung der fraglichen Stücke auS dem deutsche» Münzumlausc wünschens- werth. Dem BundcSrath ist demgemäß ein Gesetzentwurf vorgelcgt worden, durch welchen der BundeSrath ermächtigt werden soll, die AußercourSsetzung der in Oesterreich ge prägten VereinSthaler unter Einlösung derselben zu dem Werthverhältniß von drei Mark gleich einem Thalcr an zuordnen. * Der Satz in dem kaiserlichen Erlasse an Exccllenz von Helmboltz, welcher von dessen NichtbetbeiligunH an der Politik spricht, fordert angesichts der Versuche, anläßlich der Vi rchow-Feier die wissenschaftlichen Verdienste des Ge feierten im Parteiintcresse und zur Selbstbcräncherung zu verwerthen, naturgemäß zum Vergleiche auf. Daß derselbe nicht zum Bortheile Professor Virchow's und der Art, wie jene Beräucherung auf Gegenseitigkeit betrieben wurde, auS- fallen kann, ist selbstverständlich. Profess»-. Birckww'S poli tische Tbätigkeit, welche nur zu oft — man erinnere sich an die Bcurthcilung BibmarckS und seinrr Politik in den ConslictSjahren, an den Abrüstungsantrag von 1869 u. a. m. — von einem starken Mangel an politischem Blick und Urtheil zeugte, welcher von dem damit gepaarten starken Un- sehlbarkcilSgcfühl sel^am abstach, kann in der Tbat nur als Ballast, als todteS Gewicht auf seiner wissenschaftlichen Be deutung betrachtet werden Im Interesse der letzteren kann man »ur bedauern., daß P,of. Virchow seine Kraft auf ein Gebiet zersplittert, für welches seine Veranlagung ihn nicht befähigt und auf dem sein Können weit hinter den Leistungen von Mijmiern zurückbleibl, welche ihm aus anderen Gebieten das Wasser nicht reichen können. Dies gilt ganz unabhängig von der politischen Gegnerschaft und lediglich der politischen Be teutung, nickt der politischen RichtungVirchow'S. Wenn die frei sinnige Presse sich jetzt aber über dicSlnstelluiig dieses natürlichen und durch die Vorgänge bei der Birchow Feier geradezu bcrauS- geforderten Vergleiches ergrimmt, so ist das eben ein untrüg liches Zeichen des SchnlrbcwußtseinS bezüglich dieser Feier. In dem Gefühle, mit der Anerkennung der wissenschaftlichen Verdienste und Größe Virchow's planmäßig einen Humbug zur Glorificirung der freisinnigen Partei getrieben zu haben, welchen die „Nationalliberale Correspondenz" mit Reckt als geschmacklosen Unfug bezeichnet, fühlt sie sich eben von jenem ^atze in dem kaiscrlicken Erlaß nur zu sehr getroffen und durch die daran sich knüpfenden Betrachtungen um so em pfindlicher berührt, je weniger sie deren Berechtigung ernstlich in Zweifel zu ziehen vermag. Ob sic die Lehren beherzigen wird, obwohl sie einsehen dürfte, daß der Mißbrauch der Virchow Feier schließlich am wenigsten im Interesse de- Ge- scierten liegt, mutz bei ihrer Natur mehr als fraglich erscheinen. * FürstBiSmarck wird dieser Tage wieder in Friedrichs ruh eintreffen. * Einen etwas peinlichen Nachgeschmack deS ProcesseS Manche-Meyer haben i» den letzten Tagen einige Berliner Commerzien- und Commissionsräthe zu spüren gehabt, bei denen unangemeldet Polizeibeamte erschienen, nm sich ihre Ernennungsdiplome verlegen zu lassen. Bon irgend welchen erbeblichen Feststellungen dabei bört man noch nichts, e» ist auch nicht recht ersichtlich, waS durch Vorlegung solcher Diplome hat ermittelt werden sollen, da Dasjenige, was jener Sensationsproceß an Enthüllungen erbracht bat, sich nicht sowohl aus unrechtmäßige Führung solcher Titel, als auf deren anstößige Erlangung und auf die noch anstößigere Vermittelung Dritter dazu bezog, worüber in den Er- »ennungSdiplomen indeß nichts Näheres vermerkt zn sein pflegt. Immerhin zeigt die Maßregel, so betont die „Weser- Zeitung", wenigstens so viel, daß die Bloßlegung gewisser bisher verborgener Dinge durch den fraglichen Proceß auch an behördlichen Stellen nicht spurlos vorüberzegangen ist, und daß man trotz aller ofsiciösen Abwehr von Angriffen doch das Gefühl hat, als ob sich oei genauerer Prüfung hier Manches als faul erweisen könnte. Dir Gattung „verdienst voller" Mitbürger, wie sie der Fabrikant Tbomas im Proceß ManchS-Meyer vertrat, stirbt nicht au«. Man begegnet ihr bereits in einer alten Anekdote: „Was haben Sie gethan", beißt eS dort, „um Ihre Orden zn bekommen'?" Worauf der Gefragte treuherzig erwidert: „Die nötbigen Schritte." Et ist leicht möglich, daß angesichts der jüngsten Enthüllungen man es an berufener Stelle vielleicht für rathsam erachtet bat, sich die Leute etwa« genauer anzusehen, die auch in Preußen „Schritte" thun, ui», gleichviel ob für sich oder für Andere, Titel und Orden z» erbalten, die — im Namen de- Königs von Preußen verliehen werden. * Der hanseatische Gesandte vr. Krüger, der sein fünsundzwanrigjährigeS Jubiläum als Vertreter der Hanse städte am Berliner Hofe feiert, wurde durch ein buldvollcS Schreibe» deS Kaisers anegezcickiict, das i» ehrenden Worten der erfolgreichen Thäliglcit des Jubilars und seiner Be ziehungen zum regierende» Kaiser, sowie zu den Heimgegangenen Kaisern Wilhelm I. und Friedrich III. gedenk» Gleichzeitig uber sandte der Kaiser Herrn Krüger eine Vase mit seinem Bildniß. Der StaalSsecretair des Answärtigen, Freiherr v. Marschall, war der Ueberbringcr dieser kaiserliche» Gabe. Die Hanse städte batten glrichsalls gratulirt. Zahlreiche Mitglieder de« BundeSralheS fanden sich j„ der Wohnung de- Jubilar« ein Telegramme »nd Briese in großer Zahl bewiesen, daß auck außerhalb Berlin« de« Jubilars gedacht wird. * Wieder einmal erhebt sich in der Presse das anniutbige Frage- und Antwortspiel vom Zaren: Kommt er, oder kommt er nicht'? Die „Politische Eorrcspondeaz" und auch die officiös« „Correspondance russe" in Brüssel behaupten, brr Zar werde den Landweg nehmen und nach Berlin kom men. Sckuwalow, der russische Gesandte in Deutschland, hätte den Gegenbesuch officicll angckündigt. Gestern ist die russische Kaiser-Nackt „Polarstern" aus der Danzigcr Rhede angekommen, und aus Kopenhagen wird gemeldet: * Kopenhagen, 20. Oktober. RItzau'S Bureau (officiös) meldet, da« Zarenpaar mit seinen Kindern, das dänisch« KönigSpaar und die Prinzessin von Wales mit idrcn Töchtern reisen am 29. Oktober aus dem „Polarstern" nach Donzia und von da über Warschau nach Livadia. Boi» dänijchen König-Paare ist daselbst rin einmonatiger Ausenthatt beabsichtigt, bis nach der silbernen Hochzeit deS ZarenpaareS. Alle diese Nachrichten stimmen nicht recht zusammen. So viel steht fest, daß der Lar auf seiner Rückreise deutsches Gebiet berühren wird, daß also eine Zusammenkunft mit Kaiser Wilhelm nicht ausgeschlossen ist. Ob diese aber staltfindet und an welchem Ort und zu welcher Zeit, darüber stebt zunächst noch gar nichts fest. Es wäre also auch durch aus verfehlt, irgend welche politische Combinationen an die Zarcnrcise zu knüpfen. * Die socialdemokratischen Delegirten, welche ans dem Erfurter Parteitage ausgetreten waren, veranstalteten Dienstag in Berlin eine Versammlung. Nack heftigem Tumult und dem Protest eines socialdemokratischen Berliner Stadtver ordneten, der eine Protesterklärung des Erfurter Parteitages verlas, mußten die Anhänger der Fraktion auS- t rete n. Auerbach tadelte heftig die Haltung deS Parteitages und erklärte, Liebknecht werde in wenigen Jahren zur Oppo sition übergehen müssen und würde jederzeit willkommen sein. Die Versammlung dauerte bi- Mitternacht. Gewählt wurde eine siebengliedrige Eommission, um die Organisation einer neuen socialdemokratischen Partei vorzubereiteu. * Für da- durch den Tod deS Abg. Berger erledigte LandtagSmandat in Bochum-Dortmund ist ein nationalliberaler Candidat aus landwirthschaftlichen Kreisen in Aussicht genommen. Als solcher wird voraussichtlich der Ebrenamtmann Westermann in Lütgendortmund aus gestellt werden. * Der neue Entwurf deS preußischen Volksschul gesetzes liegt nunmehr, wie von anscheinend unterrichteter Seite gemeldet wird, dem Staatsministerium zur Beschluß fassung vor. E« wäre sehr wünschenSwerth, wenn der Ent wurf oder wenigsten« dessen Grundzügr, sobald e» irgend angebt, in zuverlässiger Form der Oeffcntlichkcit übergeben würden. Es kann den Beratungen de« Landtags nur wirk sam vorgearbeitet werden, wenn über einen so wichtigen und die weitesten Kreise deS Volks beschäftigenden Gesetzentwurf der öffentlichen Meinung Gelegenheit geboten wird, sich recht zeitig gründlich zu unterrichten und zu äußern. * Nach dem „Pos. Tagebl." ist von einer Candidatur des Propstes Sawicki in Dirschau für den erzbischöflichen Stuhl von Gnesen-Posrn weder dem Poscncr noch dem Gnesener Domcapitel etwa- bekannt. In den Kreisen der Domcapitel glauvt man vielmehr, daß die Verhandlungen zwischen der Curie und der Regierung bis jetzt nicht wieder ausgenommen worden seien. Rom scheine cS im vorliegenden Falle nickt eilig zu haben, da die kirchliche Verwaltung in Heiden Diöcesen geregelt sei und jede der letzteren auch einen Bischof habe. * Die „Rhein.-Westf. Z»g." schreibt: „In Leipzig hat sich jüngst ein Fall zugetragen, der, obwohl er von allgemeinem Interesse ist, in rer deutschen Presse dennoch bisher nahezu anz unbeachtet geblieben ist. Ein Student, der wegen ocialdemokratischer Umtriebe von der dortigen niversität rclegirt worden war, meldete sich als Einjährig- Freiwilliger bei dem in Leipzig stehenden Regiment Nr. 107. Er wurde zuerst angenommen, aber nicht eingestellt, erhielt vielinehr seinen Anmeldeschein zurück. ES ist leicht zn erkennen, welche Beweggründe die betreffende Militairbrhörde hierbei ge leitet haben. Sie befürchtete augenscheinlich durch die Einstellung eine« fanatischen Vorkämpfers der Socialdemokratie die Ver breitung de« Oiste« dieser gefährlichen Weltanschauung in dem betreffenden Regiment. Aber wenn man auch ihre An schauung begreift, billigen wird man sie schwerlich dürfen. ES giebt noch immer genug junge Leute, welche die Leistung deSMilitairdiensteS als eine ichwerc.uoangenehmeLastempfinden und nach Mitteln suchen, um sich derselben zu entziehen. Diesen Personen mit mangelhaft ausgeprägtem Bürgerst»» wird hierzu ein äußerst bequemer Weg gezeigt, wofern die von dem Leipziger RegimentScommando geübte Praxis all gemein in Anwendung koninien sollte. Sie brauchen dann nur offenkundige Socialdemokraten zu werden und als Agitatoren für die Bebel-Liebknechrschen Lebren aufzu- trete», um sich auf diesem Wege das Privilegium der Militairfreiheit zu sichern. Die Militairbehörden haben viele wirksame Mittel in der Hand, um zu verhindern, daß sich »» Heere selbst socialdemokratische Agitation-Herde bilden. Alle Ordnung-freunde werden e« billigen, wen» diese Mittel nöthigenfallS mit der äußersten Strenge anaewendet werden. Aber mit dem politischen Vorleben der Soldaten haben sich die Militairbehörden schlechterdings nicht zu befassen. Können sie doch auch nicht verhindern, daß die entlassenen Reservisten später den socialdemokratischen Lockrufen verfallen und in da- Bebel'sche Lager übergehen. So wenig man sie de-balb mit Einberusungsbefeblen zu den Reservrübungen verschonen wird, ebenso wenig darf man daran denken, Recruten deSwcgen zurlickzuweisen, weil sie vor ihrer Einstellung socialdemo- kratische Gesiiinnngen bekundet haben." Nach unsere», Dafiirhallen geht die „Rhein. Wests. Ztg." von einer falschen Voraussetzung auS. Man hat den rele . gewöhn sicher Soldat abzuleisten haben. * In Erfurt sand eine Protestversammlung gegen den Parteitag der deutschen Social-Drniokratie statt, in welcher vr. Han« Blum au« Leipzig als Hauptredner auftrat. * Bein, Socialisten-Eongreß wurden am Dienstag mehrere geschäftliche Anträge erledigt. Eine Resolution wurde angenommen, welche di« Kammer, Eislebener, Spenzer Aus schreitungen mißbilligt. Die Aushebung de« Dictaturpara- graphen m Lls«ch-8»thru>geu wurd« ebenfalls verlangt. Der Antrag Engel-Frankfurt, welcher gegen den PersonmcultuS Front niacht und verlangt, daß dir Bildnisse lebender Partei genossen nicht »icbr verkauft weiden sollen, wird abgelebnt, nachdem Bebel ihn als zu weitgehend bezeichnet hatte. Der von Knurrt begründete, von den Breslauer Genoffen gestellte Antrag, de» Genossen Geiser, welcher nach de». St. Gallener Beschlüsse gleich Viereck kein VertraucnSamt oder Ehrenamt mehr bekleiden soll, zu rehabilitirm, wurde nach lebhafter Debatte abgelebnt, da Geiser auch nach dem St. Gallener Congreß einen Proceß gegen die Partei ange strengt, journalistischen Unfug getrieben und das Partei- Interesse geschädigt habe. * Im ReichStag-wablkreiS HildeSheim wollen die Deutschfrcisinnigen Herrn StadtsyndicuS Quenscll in GvSlar als Eandidaten anfstelle». Da in diesem Wahlkreis »ur Nationalliberale, Welsen und Socialdemokraten ernstlich in Betracht koimiicn, ist die Aufstellung emeS deutsckfreisinnigen Candiraten ein gänzlich unnützes, höchstens den Welsen oder Socialdemokraten zu Gute kommendes Unternehmen. Bei den vorjährigen Wahlen fielen von 2l 98? abgegebenen Stimmen 1L84 auf den deutschsreisinnigen Eandidaten. * Zur Reichstag- Ersatzwahl im Hildesheimer Kreise wird uns geschrieben: Der nationalliberale Senator Sander in Elze Kat i» HildeSheim in entgegenkommendster Weise erklärt, zu Gunsten des auch den konservativen ge nehmeren Herrn AmtSrath Sander zu Himmelsthür bei HildeSheim von der ihm angctragenen Kandidatur zurückzu- tretm, und somit ist der letztgenannte, im Wahlkreise bekannte und sehr beliebte Herr endgiltig als Eandidat der National- liberalen und sicher meisten Conservativen ausgestellt worden. E» hatten allerdings einige Conservative, daS ist erwiesen, dem Herrn Landrath von Rheden eine Candidatur angetragen, der Herr Landrath hat aber einfach erklärt, im Interesse seines Kreise- gehe er überhaupt anS seinem Amte >v«g nicht in den Reichstag. Die Deutschsreisinnigen, die nebst den Antisemiten die schlechtesten Geschäfte bei der Wahl machen dürsten, haben bereit- in dem StadtsyndicuS Quenscll in Goslar eine» Zählcandidaten gefunden. Die Svcialdrniokraten und die Ultramontanen und Welfen haben noch keine Eandidaten proclamirt. Der „HildeSh. Courier" uud so manche Aeußcrung in auswärtigen Blättern haben nzin sehr viel zu der Ansicht beigctragcn, als könne auch die nstionalliderale Partei diesmal nur einen Achtungserfolg er zielen ES entspricht die» der Wahrheit durchaus nicht — und eS wäre rin sehr beklagenSwerther Fehler, wollte diesmal bei der Candidatur de« Herrn AmtSrath Sander die nationalliberale Partei nicht mit voller Zuversicht deS Sieges über den Welfen Vorgehen. Ein HauptagitationS- mittcl für den Welfen ist bei der Wahl v. Hake'« seinerzeit die WelfenfondS-Frage gewesen. Jetzt aber weiß man. daß diese Frage im preußischen Landtage, wie cS scheint, fast lediglich zur Verwendung der Gelder diese« FondS für die Provinz Hannover gesetzlich geregelt werden wird, und hierfür würde auch — so weil der Reichstagsabgeordnete hierzu eine Ansicht zu äußern hätte — Herr AmtSrath Sander eintreten. Man hat diese rein preußische Frage jederzeit in dir Reichstagswahlagitation gebracht; jedenfalls würde e« den Welsen noch mehr, wie jetzt schon geschehen ist, Abbruch thun, wenn die obige Absicht der preußischen Regierung noch bestimmter zu Tage trete. Die Erklärung Bebel s übrigen« in Erfurt, die Socialdemokraten würden künftighin außer ihren Eandidaten keine Partei mehr unterstützen, wird natürlich in der Praxi- auch in einer eventuellen Stichwahl nicht cingehalten werden, Freisinnige, Ultramontane, Welfen und Socialdemokraten würden schließlich doch wieder vereinigt gegen den nationalen Eandidaten stehen. Trotzdem glauben wir fest, daß, wenn auch nicht im ersten Wahlgangr gegen noch vier Sondercandidaten, Herr AmtSrath Sander in der Stichwahl sehr gut al« Sieger hervorgehen kann. » >» * * Im ungarischen Abgeordnetenhaus warf im Laufe der Debatte über die IdemnitätSvorlaae der Finanz- minister vr. Wekerle dem Abgeordneten Apponyi vor, daß derselbe nur schöne Fragen aufwerfe, was kein Programm bedeute. Der Iustizminister Szilagyi Gezeichnete die gegen wärtige oppositionelle Haltung Apponvi'S als im Widerspruche mit der jungst eingenommenen. Dieselbe sei dadurch hervor- gerufen, daß es Apponyi mißlungen sei, eine Führerrolle zu erhalten, Apponyi'S Haltung sei eine politische Schwindelei mit dem K7er Ausgleich. Apponyi bezeichnete hierauf da- Vorgehen de« Iustizminister« Szilagyi selbst all politischen Schwindel. (Große Unruhe, andauernder Tumult.) * Die bisherige ungarische gemäßigte Opposition bat den Namen Nationalpark«! angenommen. Graf Apponyi erklärte, die Acndrrung de- Namen« ändere keineswegs da« bisherige Programm der Partei, dieselbe präcisire nur genauer die Parteitendenz. * Die ungarischen Blätter theilen den Toast, den der deutsche Militair Attache, Oberstlieutcnant von Deines, kürzlich bei dem Jubiläum des österreichischen Infanterie-Regiment« „Kaiser Wilhelm I." gesprochen bat. in folgender Weise mit: „Dem Beispiele unserer Allerhöchsten Kriegsherren folgend, dir in inniger, treuer Waffenbrüder schaft verbunden sind, sind unsere Armeen, sind wir unauf löslich vereint, wie nie zuvor. Nichts ans Erden wird e« geben, was uns trennen könnte. In gegenseitiger Hoch achtung, gestützt auf unsere uralte ZusaniiiieiigehLrigkeit, werden wir auch ferner fest zusammenhaltcii. Wir gehören rusammen, das ist jedem Soldaten ins Herz geschrieben Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl und die daraus ent springende Einigkeit werden auch im Felke unser Wablspruch bleibe». AIS bewährte treue Waffenbrüder werden wir Schulter an Schulter, wenn unsere Allerhöchsten Kriegsherren »n« dereinst rufen werden, mit Begeisterung gegen jedweden Feind geht" * * Bei der Berathung der Armee Reorganisation in dem Bureau der zweiten niederländischen Kammer wurde an der Dringlichkeit der Regelung der Organisation auf der Grundlage der persönlichen Dienstpflicht fest- gehaltr» * Frankreich» Politik in Nordafrika wird neuesten« durch gewiffe militairischr Vorkehrungen gekenn zeichnet, wrlchr sowohl in Ro« al« in Madrid kaum unbe achtet bleiben dürsten. AuS Tunesien wie von der algerisch- marokkanischen Grenze werden Maßnahmen signalisirt, welche dartbun, daß die maßgebenden militairischen Instanzen der sranzösischcil Republik eS für angezeigt halten, die Grenzen deö nordafrikanische» BesitzthlllnS der Franzosen für alle Fälle stärker zu mache», als eS bisher der Fall gewesen; Tunesien soll gegen Handstreiche von der See geschützt werden, a» der marokkanischen Grenze wird ei» Truppenaufmarsch vor bereitet, der die Sicherstellung der französischen „Sympathien" — wenn dieser Ausdruck überhaupt am Platze sein sollte — unter de» Kabyle», die auf marokkanisches Gebiet hinüber- schwcife», bezwecken würbe. Je weniger die Welt bisher überhaupt von französischen Parteigängern unter den Wüsten- stämmcii der Sahara vernommen hat, desto auffälliger muß die Entsendung von Spahi-Abtheilungcn an die marokkanische Grenze erscheine», ebenso wie die für Tuncsien in Aussicht genommenen Küstenbefestigungen. DaS französische Be- dürsniß einer iiiilitairiichen und maritimen OperationS- basiS in Nordafrika mag an und für sich ja zugegeben werden; daß die Regierung in Paris aber gerade jetzt zur Befriedigung desselben schreitet, stebt in einem einiger maßen auffallenden Gegensätze zu de» vielfachen FriedenS- bethcuerungen, welche Frankreich unb Europa in letzter Zeit an bei» Munde derMinister deSHerrnEarnotzu höre»bekamen. I« Nordafrika wird Frankreich ebensowenig von irgend Jemanden bedroht, al« in Europa, die französischen Truppenbewegungen n»d sonstigen RUstungSvorkehrungei, auf nordafrikanischcin Boden ermangeln daher einer allgemein verständlichen Be gründung, denn wa- formell zu ihrer Entschuldigung angeführt wird, entbehrt der überzeugenden Kraft. Die Franzosen werden sick deshalb nicht wundern dürfen, wenn ihren Bor- kchrlingen in Nordafrika seiten« der übrigen am «Intus c>uo im Mittelmeer und seine» Küstenländern interessirten Mächten aufmerksamere Controle als bisher gewidmet wird. * Die französische Ausstellung in Moskau ist geschloffen worden. Ter materielle Erfolg der Ausstellung ist, wie die russischen Blätter constatircn, ein sehr geringer. Dagegen soll die AnSstellung angeblich der Entwickelung der russisch-französischen Handelsbeziehungen sehr förderlich gewesen sein. Den „MoSkowSkija Wjedomosti" zufolg« werden dem nächst in Rußland und Frankreich Handel- Agenturen errichtet, welche die commcrziellen Beziehungen zwischen beiden Staaten fördern sollen. Taffelbe Blatt erfährt, daß die Objecte, mit denen di» Stadt Pari« die französische Ausstellung in Moskau beschickt hat, an verschiedene Institute und Museen in Ruß land verschenkt werden sollen. * Der Bischof von Chalon« bat in einem Schreiben seine Zustimmung zu dem Protest LangSnieiix gegen da« Circular de« CultuSministerS, betreffend die Pilgerfahrten, seine Zustimmung erklärt. — Der Erzbischof von Aix, welcher in einem Schreiben an den EultuSministcr erklärt batte, daß er dessen am 4. October an die Prälaten er lassenes Circular, betreffend die Pilgerfahrten nach Rom, nicht beachten werde, wird aus Grund de« Gesetze« und Decretcs, welche« kür einen Angriff auf die Reckte und Autorität de- Minister- eine Gefängnißstrafe von 3 Monate» bis 5 Jahre oder eine Geldstrafe von 300—6000 FrcS. fest- setzt, vor da« Zuchtpolizrigericht in Aix gestellt worden. * In der Pariser Deputirtenkammer wird an den Minister de« Auswärtigen, Ribot, eine die Tuatsrage be treffende Interpellation gerichtet werden. — Der Deputirte Ramel und Genossen haben zu dem von ihnen beantragten Gesetzentwürfe, betreffend die Alter-pensiviiScasse», ein Amendement eingrbrackt, nach welchem die KriegSvcrwaltung für jeden versicherten Arbeiter während dessen Militairdienst- pflicht täglich 10 Centime« Versicherungsprämie zahlen soll. am Mittrlmeer bietet. Unter Aufwendung beträchtlicher Mittel und ziemlich geräuschlos gingen sie vor Allem an die Anlage eine« großartigen Hafen« im Bizerta-See. England und Italien konnten schon bei Inangriffnahme der Bauten ein gewisse« Unbehagen nicht unterdrücken, da» in jüngsier Zeit in gestärktem Maße erwacht ist. Schon im Jahre t88l batte der englische Admiral Svratt aus die her vorragende Bedeutung deS Bizerta-See- hiogcwiesen. „An der centralen Meerenge de- Mittelländischen Meere- ge legen", schrieb er damals, „würde der Bizerta-See in den Händen Frankreich« oder Italien« der strategisch wich tigste Krieg-Hafen werden und die Verbindung zwischen dem östlichen »nd westlichen Theile de« Meere« beherrschen. An dem See könnte Frankreich großartige Marinearsenale an- legcn und in dem geräumigen und sicheren Becken mit seiner Torpedoflotte in aller Stille Versuche mache», Schieß übungen veranstalten unb selbst kleinere Flottenmanöver ab halten, ohne daß irgend Jemand etwa- davon erfährt." Wa der englische Admiral erkannte, ist den Franzosen nicht verborgen geblieben, und sie haben danach gebandelt. Die Beun ruhigung, di« darüber namentlich in England entstanden ist, hat, wie es scheint, schon vor dem Rücktritt CriSpi'S im ver gangenen Jahre zu vertraulichen Besprechungen zwischen der englischen und der italienischen Regierung geführt, und eine Folge dieser Besprechungen soll eS sein, daß der Prinz Louis von Battenberg, Befehlshaber de« britifche» Kriegsschiffs „Scout", unlängst den Hase» von Bizerta besucht und die dortigen Befestigungen »i Augenschein genommen hat. Wie der römische Berichterstatter deS „Obscrver" aus angeblich bester Quelle erfahren will, ist der Prinz zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Besorgnisse, denen Admiral Spratt im Jahre 1881 Ausdruck gab, nicht unbegründet sind. * Die Meldung, daß die französische Regierung beschlossen habe, die UnterschcidungSzölle gegen Italien abzu schaffen, hat in Rom großen Eindruck gemacht. Die „Tribuna" begrüßt den Beschluß als ein erfreuliche-Zeichen, daß Frankreich den in Nizza auSgetauschtrn FrcnndschastS- versichcrungcn die praktische Sanction rrtheilen wollte. Der leidige Streitpunct werde bald hinwcgarräumt sein und den politischen Wohltbaten, welche sich in, Laufe der Zeit daraus ergeben würden, stehe nun nicht« mehr im Wege. * Die römische „Opiniooe" schreibt: Die Urtbeile der meisten Blätter über die Zusammenkunft in Monza zeugten von geringer volitischer Reife. Der Besuch de« russische».
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