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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911022021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891102202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891102202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar; Fehlbindung: Beilagen sind im 21.10.1891 Morgen-Ausgabe enthalten
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-22
- Monat1891-10
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Abend-Ausgabe: die «gespaltene Petitzeil« 40^ Neclamen unter dem RedactionSstrich <4 geipalte») l .«>, Familicnnachrichlen und Anzeige» verlorener Gegenstände («gespalten) '20 Größere Schritten laut unserem Preis- vcrzeichniß. Tabellarischer und Zissernlatz nach höherem Tarif. «extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-A»Sgabe, ohne Postbesörderung ./t «0.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännalsmkschlnk für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Ubr. Morgen-AuSqabr: Nachmittag- 4 Uhr. Sonn- und Festtags sriih 9 Uhr Bei den Filialen „>,d Annahmestellen je ein» balbe Stunde sriihcr. Inserate sind sieia an die 8z,pediti«a z» richten. Donnerstag den 22. Oewber 1891. 85. Jahrgang. Leipzig, 22. Lctober. * Der Kaiser Kal an de» hanseatischen Gesandten vr. Krüger zu dessen Jubiläum folgendes Anschreiben gelangen lassen: „Es ist z» meiner tkenntniß gelangt, das; am SO. Lctober d. I. der Tag miederlchrt, an dem Sie, Herr Gesandter, vor 25 Jahren als hanseatischer Miiüsterrcsideiil am hiesige» Hose beglaubigt worden sind. Sic haben es sich während dieser Zeit, welcher die glorreichsten Ereignis,« der vaterländischen Geschichte angeboren, stets angelegen sein lasse», sowohl in Ihrer Stellung als Minister- resident und Gesandter, wie durch Ihre verdienstvolle Tbätig- keil als Mitglied deS BuudesrathcS, dem Sie seit seinem Bestehen aiigebören, die bundersreundlichen Beziehungen zu pflegen und zur Befestigung der Erriiugcnichaslen der letzten Jahr zehnte zum Wohlc des Reiches beizutragc». Es gereicht Mir zur Genugthuung, auch das angeuehmc persönliche Verhältnis!, i» welchem Eie zu Meines hochscligen Herrn Großvaters und Vaters Majestät standen, Meinerseits anerkennen und sonsetzen zu tonnen. Indem Ich Sie aus Anlaß des 25 jährige» GcdenIiageS Ihrer Funclio» als Vertreter der Hansestädte bei Meinem Hose ausrichtig beglück wünsche, bade Ich Ihnen die bcisolgenbe Vaie mit Meincin Bildnis; als ein Andcnten an jenen Tag und als ei» Zeichen Meiner wohl wollenden Gejinnungen gegen Sie bestimmt, init welche» Ich verbleibe Ihr wohlgeneigter Wilhelm I. R. HubertuSstock, den 15. Lctober 1891." * Mittwoch Morgen zehn Uhr ist, wie kur; gemeldet, der Colonialrath im Auswärtigen Amte in Berlin zu weiterer Berathung wieder zusammcngctretcn. Bon den Mitgliedern waren 15 erschienen. Zn der Bertrclung der Cvlonial- abtheilung sind zwei Beränderungen eingelreien: Tie Herren LegalionSrälbe von Schuckmann und Sonnenschein sind, in Folge ^anderweitiger Berwcnkung, auögescbicten und an ihrer Stelle sind die Herren von Pultkamer (Commifsar in Togo) und wirklicher Legationöralb I>r. Rettich eingetrclcn. Geh. Rath Dr. Kayscr erössnclc die Sitzung. Cs wurde mit Berathuna der Borlagc betreffs der Zollbebandlung der für MissioilSzcscUschastcn bcstimmtcii Gegenstände begonnen. Nach einer cingcbendcn General besprechung wurde diese Frage einer Commission überwiesen. An die gleiche Commission ging nach längerer Generaldebatte auch der Vorschlag des Auswärtigen Amlcö bezüglich einer Hollordnung in Ostafrika. Die Etats für Kamerun, Togo, wüdwcstafrika und Ostafrika (letzterer in Pauschalsumme) wurden daraus im Plenum im Specicllcn durchberatbcn. Ter wirkt. Geh. Rath Ilr.Kayser gab bei dicserGelcgcnbeit einen hoch interessanten Uebcrblick über den augenblicklichen Stand unserer Colonicn, wonach keinerlei Grund zu Besorgnissen vorhanden ist; im Gcgcntheil schreitet die Entwickelung der einzelnen Colonien stetig und erfreulich fort. Der Vorsitzende ihcilte ferner noch mit, daß die Beschlüsse, welche der Colo nialrath in seiner letzten Session gefaßt habe, ihre Erledigung in der Weise gefunden haben, daß erstens die Verhand lungen über den Bau der Usambara - Eisenbahn mit der ostafrikanischen Gesellschaft in dem vom Co lonialrath vorgcschlagcncn Sinne zum Abschluß gekommen seien, daß zweitens die Beschlüsse des Colonialrathes bezüglich der B a u m w o l l c u l t u r Len Gouverneuren und Commissaren der Schutzgebiete, sowie den betreffenden Reichs- und preußischen Ministcrn und einzelnen Interessenten zur Kenntniß gebracht wurden seien und daß endlich das Auswärtige Amt die Vorschläge des Colonialraths betreffs Zulassung und rechtlicher Stellung von Gesellschaften ,n den Schutzgebieten sich einstweilen generell als Richtschnur dienen lasse, wenn es auch zur Zeit aus praktischen Gründen noch keinen formellen Beschluß darüber gefaßt habe. Dem Colonialratb wird voraussichtlich noch eine weitere Borlagc zugehen. Die nächste Plenarsitzung findet Freitag 10 Uhr statt. Morgen tagt die gewählte Commission. * Die „Rheinisch-Westfälische Zeitung" schreibt: Tas Entlassungsgesuch des Fürsten Bismarck ist bisher nmtlich noch nicht veröffentlicht worden. Welcher Art die Gründe sind, die Herrn von Eaprivi bestimmt haben, aus diesem Acten- sliiek ein Geheimnis; vor dein großen Publicum zu machen, ist unS unbekannt. Angesichts der jetzt zwischen der „Straßburger Post", „Münchener Allgemeinen Zeitung" und de» „Hamburger Nachrichten" geführten Prcfjcrörlerungcn über die Ursache» des Rücktritts dcS Fürsten BiSmarck, halten wir es aber für die Pflicht der Presse, die Regierung darauf hinzuweisen, daß die Geheimhaltung jenes Gemchcs wohl am meisten dazu beigctragen hat, die höchst bedenk lichen Mplhcnbiidnngen zu ermögliche», welche über die Ur sache», die zur Entlassung des Fürsten führten, in weiten Kreisen des deutschen Volkes von Mund zu Mnnd erzählt werde». Nur Las volle Licht der Oessentlichkeit kan» hier Helsen. Kein nus- richiiger Freund des Vaterlandes kann es wünschen, daß böswillige Erfindungen weiter verbreitet werden oder gar Glauben finden, die geeignet sind, die deutsche Nation in licbgcwordeiie» und bisher Werth gehaltene» patriotische» Anschauungen irre z» machen. Solcher Art sind aber die von unS hier angedenteten Mhlhenbildungen, weshalb wir cS nicht blos sür höchst Müiischenewerth, sondern sogar sur Lriiigeiid »othwendig erachten müssen, Laß mit der amtliche» Veröffentlichung des Bismarck'schen EntlassuiigSgcsucheS nicht länger gezögert werde." Wir tonnen uns dem in Borstckendem geäußerten Wunsche nur anscblicßen. Darüber kann kein Zweifel sein, daß in den weitesten Kreisen des deutschen Volkes ein bedrückendes Gefühl berrscht über die Art und Weise, wie der Fürst Bismarck gcnothigt worden ist, von seinem bobe» und ver antwortungsvollen Amte, das er ein Mcnsckenaltcr bmdurch zum Segen und num R»bm unseres deutschen Vaterlandes verwaltet bat, ziirückzuttcteii. Man will endlich einmal klar scben in Betreff dieser betrübenden Ereignisse — dieses Ver langen theilen mit uns viele Hundertlausende treuer deutscher Herzen. Wenn Blätter, wie die „Münchener Neuesten Nach richten", an dem Fürsten Bismarck hernmmäkcln und von ihm bcbanplen, daß „seine Bcrsuchc, 'Andere ins Unrecht zu setzen, nur dazu geführt babc», ikn mebr und mehr g» iioliren", so irre» sie sich ganz gewaltig in Bezug anr die Botts Meinung. Wir behaupten ini Gcgcnlbcil, Fürst Bismarck sieht rem deutsche» Bolle beute eben so nabe als jemals und nur parleivcrbisscne Minderheiten sind cS. die seine unermeß lichen Verdienste und seine gcwallige Pcrsönlichlcil in de.; Staub zu ziehen suchen. * Oberbürgermeister v. Forckenbcck feierte am Mittwoch in voller Rüstigkeit den 70. Geburtstag. Bereits am Dienstag Abend batten drei Deputirte dcS Wahlkreises Sagan-^proltau eine kunstvolle Adresse überreicht. Am Mittwoch cröfinetcn die Reihe der Deputationen die >m persönlichen Dienst des Jubilars stehenden MagistratSunter» beamten. Um 10 Ubr erschien die Abordnung der deutsch- freisinnige» Partei des Reichstags und des Abgeordneten hauses, Ricken, Eugen Richter, lär. Horwitz, I)r. Alex Pieper und Iw. Packnicke mir der Gabe der FractionSgenossen. Abg. Rickerl hielt die Ansprache und überreichte sodann die Ebrcn- gabe, ^ine ans goldenen Eichenblättern gebildete Bürgerkrone mit Edelsteinen geschmückt. Die Inschrift lautet: Ihrem Führer, Freunde und Mitstreiter l>r. Max von Forckenbcck die deutschsreisinnige Fraclion des Reichstags und dcS Abgeordnetenhauses. Im Namen der Stadl BreSlau, deren Ehrenbürger Herr von Forckenbcck ist, übcrbrachten Ober bürgermeister Bender und Starivcrordnetcnvorstcber Justizratb Freund den Entwurf einer später zu übersendenden Adresse. Um l»M Uhr fand sich Minister Hcrrfurtb ein. Im Rainen der Stadtverordneten sprach Iw. Stryck. Minister v. ScheUing gab seine Karte ab. An der Spitze sämmtlicher MagistratS- mitglietcr überreichte Stadtratk Haack ein Album mit de» Photographien der Herren; zahlreiche andere Abordnungen schlossen sich an. In der Wohnung des Jubilars war auck daS Lenbach'sche Bild ausgestellt, das der Künstler als Geburtslagsgabe übersandt Kat. * Die „Nationallibcralc Correspoudenz" schreibt: Ter socialdemokratischc Parteitag endet nun doch mit der Absplitterung der einen Gruppe und den; Einblick in einen nur recht mühsam verkleisterten Zwiespalt zwischen den beiden anderen Gruppen. Als die Führer dieser drei Gruppen muß man die Herren Wcrner-Wildbcrger, Bebel- Liebknecht und v. Vollmar ansehcn. Die Streitigkeit mit dein Letzteren, der die am weitesten rechts stehende Richtung darstcllt, ans die Spitze zu treiben und ihn zum Austritt zu zwingen, wagte die Parteileitung nicht; cS wurde daher ein Auöweg gesunden, der diesen Gegensatz nothtürstig zndcckt, sachlich keineswegs zum Triumph der Herren Bebel und Liebknecht und ohne jede Gewähr einer dauernden Aussöhnung. Dagegen ist der Bruch mit der Berliner Opposition der „Jungen" offen vollzogen. Die Führer dieser Gruppe sind aus der Partei ausgetreten, haben trotz des Protestes der Erfurter Ver sammlung gestern Abend eine höchst stürmisch verlaufene Oppositionssitzung abgehalten und dasBanner der revolutionären Sociatdcmokratic aufgepflanzt. Die Berliner Versammlung er klärte, nachdem sich eine Anzahl Anhänger der Fraction cntsernt batten, mit überwältigender Mehrheit, die au»- gcschicdencn Svcialdemvkraten nach wie vor als Genossen be trachten zu wolle». In der Debatte waren Ausdrücke wie der: Mit Abscheu und Ekel müsse man sich von jenen Herren in Erfurt abwenten, noch die milderen. Es wird sich »n» zeigen müssen, wie stark diese abgesonderte rcvolutivnaire Richtung innerhalb der bisherigen Partei ist. Offenbar ist der Anfang gemacht zu einer tiefgehenden Spaltung, vielleicht völligen Zersetzung der Partei. Tie Folge» für die fernere Entwickelung der ganzen socialistischen Bewegung werden ein Gegenstand interessanter Beobachtungen für die nächste Zukunft sein. * In französischen Blättern wird die Nachricht verbreitet, der kaiserliche Gesandte in Ebina, Herr v. Brandt, sei zur Restitution einer Summe von 50 000 Francs an einen deutschen Untertban vernrlheilt worden. Die Nachricht ist böslick; erfunden und entbehrt jeglicher Unterlage. * Die Reise deS Königs Karl von Rumänien nach Berlin wird, so schreibt die „Nordd. AUg. Ztg.", in zu ständigen Kreisen als völlig gesicherte Thalsache betrachtet. Man nimiul an, daß der König in der zweiten Hälfte der nächsten Woche cinlrcffen und etwa drei bis vier Tage in Berlin und Potsdam verweilen wird. Die Königin Elisabeth bat sich in Pallanza ganz überraschend schnell erbolt und man nimmt an, daß, falls die Genesung noch weiter die günstigen Fort schritte macht, wie in den letzten 14 Tagen, die Aerzte auf einem weiteren Aufenthalt in Italien nickt mehr bestehen, sonder» dem Wunscke der erlauchten Frau, nach Rumänien zurückzukehre», keinen Widerstand entgegensetzen werden. Tie in nicht allzu ferner Zeit bevorstehende Verlobung des Thronerben, des Prinzen Ferdinand, mit einer englischen Prinzessin darf als gesickert betracktet werden; die Auserwähltc ist die älteste Mvchlcr des Herzogs von Edinburg, die am 29. October 1875 geborene Prinzessin Maria von Großbritannien und Irland. Hie Arbeiten am Nordostseecanal schreiten rüstig 's. Es ist auch für den Herbst und den kommenden 2 '»Aussicht genommen, sie so weit zu fördern, als es du. ungsverhältnisse irgendwie zulasse» Mit dem Fort lauf (rbcilcn stellt sich die Nvthwendigkeit der Lösung neuer t -scher und administrativer Frage», die aus den Bau dcS »als Bezug habe», heraus. Gegenwärtig sinden im ReichSanue dcö Innern Beratoungen über solche Fragen statt. Dazu sind die höheren technischen Beamten, welche mit der Leitung teö Canalbaues betraut sind, nach Berlin berufen worden. Man hofft, die Berathungen in kurzer Zeit be endigen zu können. * Die unter dem Vorsitz deS Obcrpräsidenten abzubalten- den Conferenzen zur Vorbcrakbung der Neuregulirung der Lehrer und Lcbre rin neu-Ge kälter an Volksschulen in Preußen haben der „Norddeutschen Allg. Ztg." zufolge be reits ror einige» Tagen in Cassel begonnen. Nach den westliche» Provinzen komme die Reibe an die östlichen AIS Cemmiffarien des CulluömmisterS nehmen an den Conserenze» Tbeil Ministcrialdirector Küchler und ein Rath aus dem Cullusminffierium. * lieber den Inhalt deS dem StaatSmiiiisterinm vor liegenden VolkSschulgcsetzentwurfs wird vorläufig be greiflicher Weise Stillschweigen beobachtet. Man hört nur, daß die Vorlage sich den Beschlüssen der Commission deS Abgeordnetenhauses in der letzten Session bezw. dem Goßlcr- ichc» Entwurf doch mebr nähere als man vielsack annebmen zu sollen glaubte, und daß somit eine Verständigung »nt der lil-c»a>cu «eite des Hauses nickt von vornkcrein ausgeschlossen erscheine. Mebr als solckc durstige Andeutungen sink einst weilen nickt in Erfahrung zu bringen. * lieber die Vorarbeiten zur Betest igung von Helgoland wird berichtet: Die ani meisten in daS Auge fallende Arbeit ist die Bohrung eine-, wie man sagt, 2«" Meter langen Tunnel-, welcher vom Meere schräg aufwärts nach dem Oberlande führen wird, sowie von dem Eingänge deS Tunnels anS die Erbauung eines PicrS von beträchtlicher Länge. Ter Tunnel wird zuni Transporte von Geschützen und Maicrialicn ins Oberland dienen. Bis zu Weihnachten soll die Durchbohrung beendet sein, die zugleich auch vom Obcrlande an« in Angriff genommen worden ist. In dem Tunnel wird Tag »nt Nacht gearbeitet, und cS sind dabei fast durckgchendS Italiener beschäftigt. * Im Ausschuß der bäuerischen Abgeordneten kammer zur 'Vorbereitung für die Novelle znm Vereke- tichungs- und Heirathsgcsetzc wurde die Rückwirkbarkeit der neuen Bestimmungen beralhe». Der Minister des Innern von Fcilitzsck sprach sick für die Nückwirtbarkeit aus, sonst sei daö neue Gesetz werlbtos. Der Jnstizminisler wies daraus hin, daß in zweifelhaften Fällen der Richter zu entscheiden habe. * Die bayerische Abgeordnetenkammer genehmigte daS Gesetz über einen Credit von 25078000.-K für neue Doppclgleisc: in der Debatte hoben die Referenten Slaussenbcrg, Freiherr v. Soden nnk Walter hervor, daß die Hetze gegen d>e bayerische Babnrcrwaltnng, wie sie namentlich anläßlich des EggolSbci'.ncr Unglücks wieder auSgcbrocken, unbegründet sei. Jener Unfall sei nickt aus Rechnung des Svslcms oder der Ober leitung, sondern auf die Fehler der Unlerorganc zu setzen, wie sic bei jeder Verwaltung Vorkommen. Uebrigcnö tankt der Minister CrailSbcim dem Landtag, der hierfür die zu ständige Instanz sei, für die Inschutznahme der Babn- vcrwaltnng gegen die Preßangrisfe, welche die Berwaltung dcS Instituts so sehr erschweren. Aus mehrere Anfragen stellt der Minister für später die Errichtung von Doppel- czlciscn für Bamberg Würzbnrg und Hochsladl Rolbcntirchen iProbstzella) in Aussicht. * Wie die Münchener „Allg. Ztg." a»S guter O.ucllc erfährt, finden handelspolitische Verhandlungen zwischen Berlin und Washington statt; aber auck in Bezug auf sie wird deutscherseits streng an dem Grundsätze festgebalten, über schwebende handelspolitische Angelegenheiten Schweigen zu beobachte». Nur so viel darf gesagt werden, daß die deutsche Regierung eine differentielle Bebandlnng zu Ungnnsten des amerikanischen Getreides nicht wünscht, vielmehr bereit ist, cntge.zcnkommcnke Zusicherungen der Negierung der Vereinigten S-taaten dadurch zu compcnsiren, daß amerikanisches Getreide dem gleich niedrigeren Zoll, wie er im Wiener Abkommen für österreichisch ungarisches Ge treide sestgesctzt ist, unterliegen soll. Eine beachlenSwertbc Kundgebung über die Stimmung in den RcichSlandcn ist die des Kreistages von Hagenau. Tic, so viel uns bekannt, lediglich ans Ein geborenen bestehende Vertrctting dieses Kreises hat dem Statt halter innigsten Dank für die Milderung des PaßzwangcS ausgesprochen und gleichzeitig die Uebcrzengung ansgcdrückt, daß durch diese Maßregel die deutsche Gesinnung djer Bevölkerung mehr bcsestigt und letztere es als Ehren pslickt betrachten werde, darüber zu wachen, daß seitens der im Lande geduldeten Fremden keine Verletzung des GastrechtS stattfindc. «- * -» * Zu den dcutsch-czechischen Ausgleichsvcrband- lungen wird wieder berichtet, daß die Bcrathungcn neu ausgenommen werden sollen. Ter bisherige Verlauf erweckt leine besonders großen Hoffnungen auf ein befriedigendes Endergebnis;. AnS Wie» wird gemeldet: Wien, 21. Lctober. Ter Statthalter Thun, der Lbcrst- landmarschall Lvbkowitz und der Abgeordnete Rieger wnrdeu von Taaffe zu den Berathungcn über die Ausgleichssrage hierher berufen. In parlamentarischen Kreise» verlautet, die Regierung habe den kaiserlichen Austrag, mit allen Mitteln für die Durchführung der Ausgleichs-Vereinbarungen Sorge zu tragen. Der Kaiser sagte auch zu Tbun vor seiner Abreise von Prag, cs müsse Alles geschehen, um den Ausgleich durchznsiihrcn. * Aus Anfragen über de» Stand der HandclSvertrags- verbandlunge» erklärte der ungarische Ha ndclü minister im Finanzausschuß, der Stand der Verhandlungen mit der Türkei sei günstig, doch werde wahrscheinlich ein vorläufiges Abkommen getroffen werden, ehe der endgiltige Vertrags abschluß erfolgt. 'Mit Serbien werden die Verband lungcn in nächster Zeit beginnen. Der Stand der Ver handlungen mit Italien und der Schweiz ist bekanntlich günstig, doch sei ungewiß, ob die Abschlüsse noch in diesem Zakre zu Stande kommen werden, lieber die StaatS- bahnen erklärte der Minister, ihr Reinertrag belaufe sich sür das vergangene Jahr ans 4,4 Procent des invcstirten Capital-, in diesem Jahre noch auf etwas mebr. * Die französischen klerikalen Blätter sprechen sich über die gerichtliche Verfolgung des Erzbischofs von Aix heftig tadelnd aus; der Culluttiiiiiistcr füge damit dem Fehler, welchen er mir dem Circular, betreffend die Ein stellung der Pilgerfahrten, begangen, noch einen zweiten schlimmeren hinzu. Die „Gazette de France" lagt, der RegieriingSvcrtretcr werde bei dem Proccffe eine traurige Rolle spielen. Der „Univcrö" hofft, daß aus der Affairc ein großer Nutzen für die katholische Sacke erwachsen werke, nämlich ein erhöhter Eifer bei den Prieslcni unk Gläubigen im Kampfe gegen die rcpnblikanische Partei. — Wie ver lautet, würden auch noch andere Prälaten wegen Amismiß branckS gerichtlich verfolgt werten. Der Bischof von 'Revers bat gegen die Circularversügung des CultuSministerS gleich falls Protest eingelegt. * Wie aus Paris berichtet wird, wird zwar die Mission des Bischofs von Bricuc, Msgr. Fallivre«, nach Rom, wo er bereits vom Papste empfangen worden, so dargcstcUt, als hantelte eS sich darum, dem Papste beruhigende Er klärungen über das Vorgehen der französischen Regierung bezüglich der Sistirung weiterer Pilgcrzllge zu geben. In Berliner unterrichteten Kreisen fasst man indessen diese Mission in anderem Sinne ans, waS sich im Grunde scheu darin auskriickt, daß eben diese Mission von der Regierung ansgcgangen und mit derselben ein Vetter des Ministers FallivreS betraut worden. Der CultuSministcr FallisircS hat sicherlich den Standpunet, den er in seinem Rundschreiben an die Bischöfe eingenommen, nicht ausgegebc», und der nach Rom entsendete Bischof dürste denn auch die Aufgabe baden, dem heil. Vater die Anschauungen dcS sran- zösischen Cabinets und die Verhältnisse darzulcgen, die es als nicht im Interesse des Papstes gelegen erscheinen lassen, die Erörterungen über die Ereignisse im Pantheon und über die Sistirung der Pilgerzüge »veiler zu verschärfen. * In Frankreich bade» gelegentlich der feierlichen Ucbergabc rer Fabne» an die gemischten Regimenter die Generäle überall patriotische Rede» gehalten. * Am vergangenen Sonntag bat sich mir wenige Kilo meter von der dcnkschc» Grenze ganz in der Gtille ein Fest abgespielt, welches r-nrch das Bekaniitwerdcn der dort gcbalieiien Reden einen ganz merkwürdigen Charakter erhält. Es war daö Fest der Eröffnung einer kleinen Eiscnbahnstreckc, welche von der Linie Epuial - Sk. - Maurice nach Bussang geleitet ist. Das französische Vogesen-Vadeörtchen Vussang liegt etwa 5 lcin von der deutschen Grenze an der an malerischen Reizen reichen Straße, die aus dem Elsaß von Tbann-Wäfferling über die Grenze nach Frankreich führt. Jenes Fest brachte den Bewohnern von Bussang die langcrscbnlc Bal,»Verbindung mit der übrigen Welt, und Jedermann würde sick» mit den Bussanger» über da- Ercigniß gefreut haben, wenn die >m Locomotivscdnppcn eingerichtete FcstbaUc nicht zum Tnuimclplatze schnöder Revanche-Redensarten geworden wäre. Die Sache bat ein um so ernsteres Gesicht, als daö Fest Lurch die Anwesenheit des Arbeitsministers '))vcs Guyot, des SenatorS JulcS Fcrru, der 'Abgeordneten deS Vogcsen- Tepartemcnlö unter Führung von MLtin, dem früheren Minister und Kammcrpräsidcnlcn, niedrere Generale und Präseelen cm durchaus amtliches Gepräge erhielt. Zuerst erbov fick, w>e »vir einem ausführlichen Bericht der „Straß burger Post" entnehme», Jules Frrry, der einst ob seiner Slaalsttughcit so scbr geachtete Mann, uni »ach einen Hymnus aus den 'ArbeilSministcr darauf kinznwcisc», die eben crössnelc Bahnstrecke erstrecke sich bis z» dem Tunnel, der Frankreich vom Elsaß scheide, dem Tunnel, der eine Erinnerung und ein Zeuge der so grausam zerrissenen Verbindung sei, aber der sich öffne, wie eine Pforte der Hoffnung! Mil erhobener Stimme halte Juleö Fern» die Worte in die »veile Halle gerufen: „L'v-it. In Ports „uvsits n I'vspörniiot!!" tHier ist bas Tbor, welches der Hoffnung geöffnet ist.) Ein rasender Beifallssturm hrach los und der General Baraignc, der Militairgvuvernenr von Epinal, war der erste, der das Zeichen zu diesem Beifallssturm gab. Damit >««r aber die > rohe Rcvanchcmachcre» des Tages noch nicht ;» Ende. Run b« »nn -Herr Mvtinc zu reden, jener Mölme, von dem seine L8 >S- Icutc selbst sagten: „>lölins n'n pa>> iuvsiitö lo inölinitv-. ?r sprach als ältester der 'Abgeordneten des Departements, ^»so gcwiffcrmaße» mit doppelter Würde belastet. Er rühmte namcnllich Frcycinet'S Verdienste um den Ausbau des Bahn- »ctzcS und sagte: „Herr de Freycinct hat eine weitgehende 0>ei,nglhuung unserem Patriotismus nnd nnsciem Nutzen gegeben: vor Allem unserem Pntrivtismus. Ten» dieser erlabt sich nn Allem, »vas unser bewunderungswürdiges Heer dieser Olrenze näher bringt, au» welche wir immer die Augen ge he st et Hallen, sowie auch a» allem, was uns — ich werde in meinein Ausdruck zurückhatlcnd sei» — erlaub!, Len Besuch unserer lieben Freu»de.aus dein Elsaß zu erhalten." Eine große Lobrede ans die Republik schloß die gleichfalls mit bedeutendem Beifall ausgciiommeiic Rede. Wenn Männer von der staalSmännischen Vergangenheit und wie Jules Ferry und Meline sich so »veil vergessen tönnen, nur einige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt sich revanchcinäßig und chauvinistisch zu betrage», so ist das cm sehr ernstes Zeichen sür die Stimmung und Strömung innerhalb der lettenden republikanischen Kreise. * Der französische IlntcrstaalSsccretair der Colonien, Etienne, verlaugle in der Budgetcommissioii die Bewilligung eines CreditS von 20 000 Francs als jährlichen Zuschuß sür den König von Dahooicy, der in dem letzte» Vertrage vor gesehen ist Etienne erklärte, daß diese Bewilligung nicht die Gcnchmignng des Vertrages durch die Commission bedeute. Diese lehnte jedoch die Bewilligung ab und wird den Credit erst prüsen, nachdem die Kammer über den Vertrag be schlossen hat. ^ „Pvpoto Romano" fordert die Regierung auf, die Verhandlungen in München um jeden Preis abjchließen zu lassen und die Lösung noch schwebender Fragen einer unmittelbaren Verhandlung mit de» Cabinctten Deutschlands und Oesterreichs vorzubehalten. * Wie man der „Pol. Corr." anS Rom meldet, wird in dortigen untcrrichtcrcn Kreisen Las Gerücht, daß bei der Be gegnung des Marchese di Rudiui mit Herrn v. GierS die handelspolitischen Beziehungen Italiens zu Ruß land zur Sprache getomnicn seien, für glaubwürdig erachtet. Gegenwärtig bestellt zwischen den beiden Staaten eine Con vention mit der Mciltbegünstigniigsclanscl, welche nunmehr durch einen Tarifvertrag ersetzt werden soll. * Tie Brüder Ortelli, die Mörder Buzzi'S zu Mcndrisio, haben sich aus Furcht vor „Richter Lynch" dem Bürgermeister in Balarna freiwillig anSgelicsert. * Der Corrcspondcnt der „Daily Ncivö" in Madrid tclcgraphirt: Der deutsche Gesandte, Freiherr von Stumm, welcher vor einige» Tagen nach Madrid zurückkebrtc, hat eine lange Unterredung mit dem Minister des Auswärtigen gehabt, im Verlaufe welcher er erklärt haben soll, daß Tcullchland eine baldige Erncncrung des Handelsvertrages wünsche. Spanien wird wabrschcinlich daraus cingcbc», da die vom sranzösischen Ministerium gegen spanische'Weine getroffenen Maßnahmen in Madrid großen Anstoß erregt haben und sicherlich einen Zollkrieg zwischen beiden Ländern zur Folge haben »verkeil. * Der neue Leiter des englischen Unterhauses,-Bal so ur, wirb ui einer Londoner Correspoudenz der „Frank furter Zeitung" folgendermaßen geschildert: Nicht als ob Balsour ein Leiter des Unterhauses wäre, wie er sein soll. Er ist ei» hochmülbigcr, iiitvlenlcr, aber äußerst fähiger Mann, »IS Debatte» hat er wenige seines Gleichen, und wenn ibm Goschen als Redner überlegen »st, je nun, so braucht ja Balsour als Erster Lord des Schatzamts «icbt den Mund aufzulhun. Sei» Vorgänger im Amt redete nie ein überflüssiges Wort und beantragte den Tebattcnschlnß mit mechanischer Genauigkeit, so oft cs ihm uöthig schien. WaS jedoch Balsour sür seine neue Stelle besonder«
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