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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189110310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18911031
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18911031
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlbindung: nach S. 7112 folgen Beilagen vom 21.10.1891 Morgen-Ausgabe S. 6857 - 6868
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-31
- Monat1891-10
- Jahr1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1891
- Autor
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Ar?"' Abonnementspreis in der hauptexpeditton oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen ab geholt: vierteljährliche 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in- Haus e 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteftührlich e 6.—. Directe tägliche »reuzbandseudung in- Ausland: monatlich e 9.—. Die Morgen-AuSgabe erscheint täglich '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. Nedarlion und LrpeLUioa: Iobannesgnffe 8. Die Expedition ist ununterbrochen ge öffnet »ou früh 8 bi« Abends 7 Uhr. Filialen: Vtt« Klemm- Sorttm. (Alsretz Hahn), Universitätssrrahe l, Louis Lösche. Katharine» str. 14. Part, und Köuigkplatz 7. Druck und Lerlag von E, Polz in Leipzig. WMr.TaMK Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, HandelsHeschaftsverkehr. 355). Sonnabend den 31. October 1891. JnsertümSprei- ^ Morgen «Ausgabe: dt« 8 gespaltene PeM« Reklame» unter dän RedacttoaS« («gespalten) 504,- nor den FamMen- Nachrichten (Ogewatten) 40L. Abend-Au-gab«: dir vgtipaitene Petitzeile 40^Reclam«n unter dem Redoctiva-strich <4 gespalten) ie, Familieanachrichteu und Anzeigen verlorener Gegenstände (6 gespalten) 2V-4. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzeichmß. Tabellarischer und Ziffer»!»- »ach höherem Taris. vxtr«'veil«ge» (gesalzt), nnr mit de» Marge» - Ausgabe, oha« Postbesördernng SU.—, mit Poftbesördernng 70^—v ^nnahmeschlnß siir Inserate: Ab«nh-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgro-Au-gab«: Siachmittag« 4 Uhr. Sani»- und Festtags früh S Uhr. Bei he» Filiale» und Buaahmestellr» j» rin« halb« Stund« früher. Insernt, sin» stets an tzt» Gr-eAM« zu richten. 85. Jahrgang. Für die Monate November und Deeember eröffnen wir hiermit ein besonderes ^lbolinemmt auf das L PZ g g 5 Preise von 3 Mk. 75 Pf. siir beide Monate bei täglich zweimaliger freier Zustellung ms «y Bestellungen nehmen entgegen sämmtliche Zeitungsspeditcure, sowie die Hanptexpcdition: Johamiesgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14 und Königsplay . ^ ^ ^ abgcholt w-rd-n: Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt — zum Preise von 3 Mk. für die Monate o c Buchbinderei. Arndtstraste 35 Herr L. 0. Llttvl, Colonialwaarcnhandlung. Peterskirchhos 5 -verr ^ x'l-ltr Keller, Colonialwaarenhandlung. Beethovenftratze 1 Herr ?eter, Colonialwaarenhandlung. Pfaffendorfer strafte » ^ i?t86lwr, Colonialwaarenhandlung. Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Ilerm. Zli^Iiv, Colonialwaarenhandlung. Ranftsches /z Colonialwaarenhandlung. Frankfurter Straße 11 Herr Lii»8t Zlio.8, Colonialwaarenhandlung. Ranftädter Steinweg Z Colonialwaarenhandlung. Marschnerstraße 0 Herr 1>»ul 8etire11)er, Drogengeschäst. Schützenstraße 5 Herr ^^^"^" rrenhaildluiig. Nürnberger Straße 45 Herr ZI. k. ^.IbroirNt, Colonialwaarenhandlung. Westplatz 3^ -Verr ^ c^trane) Herr 0. öunke, Colonialwaarenhandlung. Paikhosstraße 1 Herr ZI. ü. 8<-Nröt«r, Cigarrenhandlung. Y-rtstraße 3L (Ecke Berliner ^trapc) Perr Zeitzer Straße 35 Herr V. Lüster, Cigarrcnhandlung. ^ . balmstrahe 6. i: Anger-Crottendorf Herr Rodert 6re1ner, Zweinaundorfer Straße 18. in Neustadt Herr R. er, ^ < Straße 7». " °n«ewitz gwu Herm°nnft°°s.° I. Ewg°. . P'agwch Herr «. t. Mü»eng.schäst. L«ip,ig» Skch. S. in T'honberg Herr k. Uüutsoli, Neitzenhainer Straße 68. ^ Gohlis Herr IN. RrUr^ido. Mittelstraße Lindenau Herr L<1. R. ZUMer, Wettiner Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den 1. November, Vormittags nur bis S Mir geöffnet. I xpeüMnn <1es 1^1p/1«er pareeblattes. Amtliche Bekanntmachungen. In Gemäßheit des 8.1 der Vorschriften für die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwasserkunst vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daN der Ingenieur Herr Boje Wackcrnagel, L.-Reudnitz, Wurzener Strotze Nr. 5, zur Ueberuahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu ersorderlichen Vorrichtungen aachgewiesen hat. Leipzig, den 89. Oktober 1891. Der Rath der Ttadt Leipzig. X. 7440. Or. Georgi. Wolfram. In Gemästheit des 8.1 der Vorschriften sür die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwasserkunst vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, hast der Klempner Herr Karl Sskan, L.-Ltndcna». Lützener Straße Nr. 29, zur Uebernahme solcher Arbeiten bet uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu ersorderlichen Vorrichtungen aachgewieseu hat. Leipzig, den 99. Oktober 1891. Der Rat- der Ttadt Leipzig. X. 7526.vr. Georgi. Wolfram. Deutsch-Katholische Gemeinde. Der Vonfirmandrii-Unterrtcht, ertheilt von Herrn Prediger Friedrichs, soll Mittwoch, den 4. Rovember, beginnen. An- Meldungen hierzu werden in der Wohnung deS Herr» Friedrichs, Elsterstraße 3, Ul., oder im Unterrichtslocal« in der l. Bürgerschule eutgcgeugenommen. Der Vorstand der deutsch-katholischen Gemeinde Bekanntmachung. Hierdurch wird der nachstehende, von u»S mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten beschlossene und von dem Königlichen Mssnsterium de« Innern durch Dccret vom 9. d. M. bestätigte Nachtrag zu den Bauvorschriften für die Parcellen deS von der Wächteritraße, der Grassistraße, der Beethoven- und der Ferdinand Mhodestraste im südwestlichen Bebauungsplan« in der Stadtslur Leipzig eingeschlossenen Vaublocks, ausschließlich derjenigen, aus welchen bereits die Gebäude des Königlichen ConsirvatonumS der Musik und der städtischen Gewerbeschule errichtet sind, zur öffentlichen Kennlniß gebracht. Leipzig, de» 86. October 189l. Der Rath der Ttadt Leipzig Io. 5792. Vr. Georgi. Wilisch, «ff Nachtrag zu den durch Teeret des «önigl. Ministeriums de» Innern vom LL. äu«i 18SI brftättgten Vauvorichriskkn vom 14. April I8»1. Der in den vorerwähnten Bauvorschriften enthaltene 8- 7 wird hiermit ausgehoben and es tritt an dessen Stelle folgender Paragraph 8 7. Für die Bordersront sämmtlicher Gebäude mit Ausnahme dr aus Parcelle ä zu errichtende» ist eine Höh« von 21 m bis Ober kante Hauptsim« zulässig. Diese Gebäude können bis zu b Geschossen (Erdgeschoß und vier Oberaeschosse) erhalten. Ein dekorativer thurmartiger Ausbau über dem Hauptgesims« ist für die verbrochenen Ecken zwischen Grassi- und Beethovenstraße, sowie zwischen Beethoven- uab Ferdinand Rhodestraße (Parcellen k und L) gestattet. Dachausbauten sind bei sämmtlichen Gebäuden unzulässig. Leipzig, den 16 September 1891. Der Rath der Ttadt Leipzig. Die Ttadtverordnetrn. Vr. Georgi. Vr. Schill, v. L V.8. Mltsch, Ass. Vorstehender Nachtrag za den durch Dekret vom 12. Juni 1891 bestätigte» Bauvorschriften ck. ck. Leipzig, 14. April 1891 wird an- darch vestättgt and hierüber gegenwärtige« Deeret ansaekertigt. Dresdö^ m, ». October 1891. Mtntstrr,»« de« Innern 8. vtetzj-. Müntkaer. Bekanntmachung. Auf Antrag der Erben sollen die zu dem Nachlass« deS Bau unternehmers Zovanil vtottlieb Ttolpe gehörige», in Leipzig- Angcr-Erottendorf. lliudotsslraße Nr. 4 und Wühelmstraße Nr. 21 >tlegencn, aus Fol. 2l>2 bez. 20l des Grund- und Hypothekcnbuchs ür Angcr eingetragenen zwei Hausgrundstücke Mittwoch, den 48. Rovcmbcr 18iN. Vormittag« 1v Uhr an hiesiger AmtSgerichtsstclle, Hochparterre Zimincr Nr. 81, frei willig versteigert werden. Es werden dazu ttauslustige mit dem Bemerken eingeiadea, daß die Bersteigerungsbedingungen am GerichtS- brette auShängen. Leipzig, den 24. Oktober 1891. Königliches Amtsgericht, «bthlg. Landgraf. A. Die Erklärungen -es Ministers Uibot. Die Darstellung, welche dcr französische Minister de» AuS- wiinigcil Ridol neulich in dcr Kaiimier von den Beziehungen Frankreichs zum Auslände gegeben hat, stehen in einem tzemcrkcnSwerlhcn Gegensatz zu den Reden, welche ZulcS Fcrry und Möline bei dcr Eröffnung dcr Eisenbahnlinie Epinal-Et. Maurice-Bussang gehalten habe». Während diese Reden zweifellose Llundgedungen de» Rachegesühls gegen Deutschland waren, zeichnet sich die Erklärung Ribot'S durch Friedlichkeit und Friedenszuversicht aus. Wenn sich auch nicht verkennen läßt, daß den Worten des Ministers des Auswärtigen, welche er in amllichcr Eigenschaft sagt, größeres Gewicht zukommt, als den Aeußerungen eines Senators und des Vorsitzenden des Tarif- auS>chusseS bei Eröffnung einer Eisenbahnlinie, so fragt es sich doch, welche von beiden Kundgebungen die wahre Meinung de» französischen Volke- richtiger zum Ausdruck bringt, und wir stehen nicht an, den Reden von Fcrry und Msline in dieser Beziehung den Vorrang einzuräumen ; zumal auch der Vertreter der Armee in Bussang, General Varaigne, den Rednern lauten Beifall gespendet bat. Wir sind )eil langer Zeit daran gewöhnt, alle friedlichen Aeußcrungen auS Frankreich nur mit Vor behalt aufzunchmcn, weil sie niemals den endgiltigen Ver zicht auf die Niickerwcrtzung Elsaß-Lothriugcnö, sondern immer nur den Wunsch nach zcitwciscr Verlängerung deS bestehenden Zustandes auSdrücke», bis zum Eintritt LeS Zeitpunktes, an welchem die Stunde der Vergeltung schlägt. So unerquicklich diese Lage ist, so müssen wir sie doch nehmen, wie sie ist, nur wäre eS thöricht, daraus die Hoff nung zu gründen, daß man in Frankreich aufrichtige Frietens- adsichlcn hegt. Solche Aeußcrungen, wie sie Ritzot in der Kammer gelyan hat, haben immer nur den Werth einer Frist verlängerung, denn wäre es nicht so, dann würde Frank reich nicht eine so unverhältnißmäßig große Armee auf den Beinen ballen, und ev würde nicht das gute Einvernehmen mit Rußland so leidenschaftlich feiern, wie es seit den Kron- släkter Festen unaufhörlich geschieht. Niemand täuscht sich auch über die Bedeutung der Worte, welche Ribot dem Verhältnisse Frankreichs zu Rußland gewidmet hat. Daß dadurch dcr Friede besser gewahrt sei als bisher, ist eine Auffassung, welche in Frankreich selbst wohl kaum gläubige Bekenner finden wird, denn den Frieden erhält man nicht durch Bündnisse, welche nicht durch BertheidigungSzwccke geboten sind. Ter Dreibund ist anerkanntermaßen ein FriebcnS- bund, das Gleiche kann man aber von der Vereinigung Frankreichs und Rußlands nicht behaupten. Ribot nennt die Interessen, welche Frankreich mit Rußland verbinden, solidarisch, e- würde ihm aber sehr schwer werden, diese Solidarität nachzuweisen. Welches gemeinsame Interesse könnte Frankreich und Rußland an einander ketten, als die Hoffnung, durch die Vereinigung der Streitkräfle beider eine militairische Mackl herzustillen, welche im Falle eines Krieges ein ausreichendes Gegengewicht gegen den Drei tzund gewährt? Als Aushängeschild für die angebliche Solidarität der Interessen Frankreichs und Rußlands ist die Rcdrn-art vom europäischen Gleichgewicht ausgcsrischt worden. DaS militairische Gleichgewicht ist durch dies« Verbindung bergestellt, aber nicht das Gleichgewicht von Kräften, welche die Gefahr eines Friedensbruches in sich tragen. ES liegt in der Natur der menschlichen Verhältnisse, daß sie (ich im Laufe der Zeit verändern und daß der beute sich aus richtet, der bis dahin am Boden lag, das Schicksal ist launen hast und vertbcilt seine Gaben nicht nach Recht und Ver> dienst. Aber eS airtzt eine geschichtliche Entwickelung, die sich nicht willkürlich ändern läßt, weil sie auf einer langen Neide von Vorgängen beruht, welche einer ianrru Nothwendigkeit entsprungen sind. Das rurspäische Gleichgewicht ist eine diplomatische Er- sinduug, welche i"^ der Erschöpfung einander feindlich ge sinnle/Völker und',st dem Bcdürfn.ß, auSzurukcnvorB^ ginn neuer Kämpfe, ,hre Erklärung findet. 'olckes Gleichgewicht hat so wring Esther bestanden, wie eS heute und ,tvr»n Frankreich und Rußland letzt die Fabel neuem Leben erwecken, io besteht, 4»r> , vom europäischen Gleichgewicht zu——.... thun sie.e- 4 der bewußten Absicht, dahinter 'hre wahren Absicht,., z r Herbergen. Worin diese bestehen, 'st so allg->>'-"> bekannt. d: ß wir sie nicht zu wiederholen brauchen, aber diese Absichten ^erllbren nicht VpS SelbstdcstinvLMg««Lt. sondern nur die Möglichkeit, de» Besitzstand anderer Mächte ,u ""'Kann"eS etwas Barbarischeres geben, als den Nus nach Rache, den ein Volk gegen daS andere auSstoßt? A" lsben in einem Zeitalter, welches die Achtung der Menschen rechte als seine Hauptgrundlage verkündet, und dieser Grund satz ist von einem Volke ausgestellt, welches trotzdem den LergeltungSkrieg als Glaubenssatz betrachtet. Kann eS größere Äcgeiisätze geben? Als Napoleon I. an der Spitze dcr französischen Armee zwanzig Oahre lang die rücksichtsloseste Gewalt gegen andere Völker Europas auSgeübt hatte und endlich durch die gemeinsamen Bemühuiigeil Preußens, Oesterreichs und Rußlands von seiner Höhe hinabgcstürzt war, da ist Frankreich ohne Verlust von Gebiet a»S seiner schweren, Wohl verdienten Niederlage hervorgegaiigen. Trotzdem wurde nach dem Jahr 1815 dcr Rachckrieg der Zukunft verkündet und i», Jahr 1870 that- sächlich unternommey. Die Absicht dieses Krieges war eS, einen Tbeil der Erfolge Napoleon s l. wiederzubeleben, vor allem Deutschlands Uueiiligleil zu verewigen und daS lieber- gewicht Frankreichs in Europa auss Neue zur Geltung zu dringen. Diese Absicht hat ihren Zweck nicht erreicht, die deutsche Einheit ist ausgedehnt und befestigt worden, nnd Mitteleuropa schloß den Dreibund, um sich gegen dc« Ge fahren der Zukunft zu schützen. Aber auch jetzt ist der Ruf nach Rache noch nicht ver stummt, Frankreich, der Vertreter dcr allgemeinen Menschen rechte, will Elsaß-Lothringen zurückhaden, obwohl dieser Besitz durch einen vor 200 Jahren ausgcführten Raub erworben worden war, und sieht eS als sein gutes Recht an, zur Erreichung dieses Zieles, sich „nt Rußland zu verbinden, dessen Interessen Ribot mit denen Frank reichs solidarisch nennt. Wenn irgendwo die Menschen rechte mit Füßen getreten werden, jo geschieht es in Ruß land, wo der Despotismus seil langer Zeit in seiner furchtbarsten Gestalt auflritt. Soll man Frankreich an das Jahr 18l2 erinnern, in welchem Moskau Len Flammen preis- gegeben wurde? Ist Frankreich noch dcr Einzüge in Paris von den Verbündeten in den Jahren 1814 und 1815 ein gedenk? Wie kommt denn Frankreich dazu, Nachegcfühle gegen Deutschland zu hegen, von dem eS im ehrlichen Kampse, nachdem e« von Frankreich schnöde angegriffen war, besiegt worden ist? Wir wollen in Frieden leben, nicht nur mit Frankreich, sondern mit der ganzen Welt, wir stören die Kreise Niemande-, aber wir haben auch ein gutes Neckt darauf, un« in unserer friedlichen Entwickelung nicht stören zu lasten. Wenn Frankreich das Bedürfniß fühlt, sich ,n Europa mehr zur Geltung zu bringen, als eS ihm die Umstande gestatten, so muß ihm überlassen bleiben, in welcher Weise es diesem Streben AuSvruck geben will, aber man soll nur n,chl die Sache so darstellen, als ob sich Frankreich und Rußland an einander anschlicßen mußten, um das durch den Dreibund gestörte Gleichgewicht Europas wieder ber zustellrn Wer den Frieden verbürgt, gewährt zugleich den besten Schutz für da, Gleichgewicht der Mächte, wer die Kriegsgefahr vermehrt, stört das Gleichgewicht. Die An Näherung zwischen Frankreich und Rußland wirkt offenbar mi letzteren Sinne. Leipzig, * Der König Reichskanzler v 31. October. von Rumänien hat Mittwoch den ii^.. - ^"prirn mit einem Besuch beehrt, der dauerte. Sowohl dem Reichskanzler AmÄ"»^ ^ ^ StaatSlecretair de- Auswärtigen von Bieberstein, bat König Karl S Großkrruz deS Sterns von Rumänien verliehen ..e c »Nordd. Allg. Zta.* schreibt: Wie wir neuerdina» erfahren, waren die Entwürfe neuer Lehrpläne, Lrl^r aufgaben undPrilsungsordnungrn sämmtlichen (preußischen) ,«hellt worden. Es war d,«s jedoch nnr vertraulich ge- schehen ; die Collegien für Brandenburg und Sachsen batten sich deshalb nicht für ermächtigt gehalten, die Entwürfe den Lebrercollegien zugänglich zu machen, während die, seitens dcr anderen Provinzial-Schulcollegien geschehen war. Nach träglich sind dann sämmtliche Provinzial-Schulcollegien zur Mittbeiluug an sämmtliche Lehrercolleglcu ausdrücklich seitens deö Herrn EuttuöministerS ermächtigt, und ist selbstverständ lich für Berlin keine Ausnahme gemacht worden. Die Ver öffentlichung de» grsammten Materials wird erfolgen, sobald d,e endgiltige amtliche Feststellung aller Entwürfe und Aus führungsverordnungen stattgesunden haben wird. * Vor dem Chemnitzer Landgericht spielte kürzlich die Frage der Immunität eine« ReichStagSabgrord- neten, wurde aber dabin entschieden, daß die Freiheit von Anklagen einem ReichStagSabgeordneten nicht zukommr für die Zeit in welcher der Reichstag nicht versammelt ist. Dcr socialdcmokratische Ncdactcur und ReichSlagSabgeordnetc Schmidt-Burgstädt sollte vor dcr zweiten Strafkammer des Landgerichts zu einer Verhandlung Wege» Beleidigung erscheinen. Dcr Angeklagte kam aber nicht, obgleich er im Zuschauerraume stand. Der Gerichtshof, dem dies bekannt geworden, forderte Schmidt auf, sich dem Gericht zu stellen; dieser verweigerte e« abermals, indem er sich auf seine Eigen schaft als NcichStagöabgeordnetcr berief. Nun beauftragte der Gerichtshof einen anwesenden GenSdarm mit der Vor führung Schmidt'-, welche auch sofort erfolgte. Herr Rechts anwalt Di-. Stadthagen a»S Berlin stellte während der Beweisaufnahme noch zwei Beweisanträge und deshalb be schloß dcr Gerichtshof, die Verhandlung aus Montag früh zu vertagen. Ein Antrag von Herrn StaatSanwalt Böhme auf Trennung der einzelnen Fälle, bez. auf Verhaftung des Angeklagten Ncdactcur Schmidt wurde aber vom Gerichts höfe abgelchnt. * AuS Jena wird uns vom 29. October geschrieben: Der hiesige deutschfreisinuige Verein hat sich in dem Ver fahren Eugen Richter contra Harmeuing auf die Sette des Letzteren, seines Vorsitzenden, gestellt. Der Verein hat nämlich eine Resolution angcuonunen, in der eS heißt, daß er die Betheiligung Harmeniag'S an den Bestrebungen der Bodenresornier nicht für un- vereinbar mit dessen Zugehörigkeit zu der freisinnigen Partei hatte. Gleichzeitig wurde der freisinnigen Presse, welche sich gegen Har- mening ausgesprochen hat, „entschiedene Mißbilligung" auSaedrückt. Man bars gespannt sein, wie Richter diese Lattung deS Verein» ausnehmcn wird, nach der bisher in der „Frets. Zeitung" bekannt gegebenen Auffassung dürste der Verein als freisinniger Verein nicht mehr anerkannt werden, beitssm genug berührt eS, daß ein Verein der Partei des tairs, iaissW «lller^ sich nicht gegen die Beseitigung des Privateigenthums an Grund und Boden erklärt hat, sondern dieselbe als erlaubt hinstellt. Aller dings haben wir in diesem Verein auch schon andere sittsame Dinge gehört, so die Aeußerung eines Redners, daß er 15 von 20 Pnuctcn mit dcr Sociatdemokratie gemeinsam habe. Interessant war, wie unsere Socialdemokralie jetzt ihre Sympathie für Harmeuing kund- gab. Harmenina hielt vor der Resolution eine lange Rede, in weicher die „Jrcinnuige Zeitung'', „Berliner Tageblatt", Abgeordneter Pochnicke, auch Abgeordneter Richter direct oder indirect mit gerade nicht sehr liebenswürdigen Bemerkungen bedacht wurden, am Schluß prophezeite er derfreinnnigcu Partei den Untergang, falls sie sich nicht mit dersociolen Frag« beschäftige. DersociatdemosiatlscheRedaerversicherle Harmeuing seine Hochachtung wegen seiner wahrhast freisinnigen Ansichten. Die Reife sür die Socialdemokratte erkannte er Har- mening allerdings „vorläufig" noch nicht zu, weil dieser nur Grund und Boden, aber nicht alle Productionsmittel verstaatlichen wolle. Dafür erklärte er aber dsi Bereitwilligkeit seiner jocialdeuiotrattschen Genossin, dem Bund für Bodenreform«!: als „passive" Mitglieder bcizutreten. Co ward denn glücklich »iu Weg gefunden, aus welchem die Leutchen, die schon lange heimliche Liebe für einander empfinden, nun ganz ossia mit einander leben können. * AuS Thüringen wird gemeldet, daß die weimarische Regierung dem nächsten Landtag ein neues Wahlgesetz vorzulcHen gedenkt. * Ein Leitartikel der .Hamb. Nachr." betont gegenüber der entgegenstehenden Behauptung der .Neuen Freien Presse", daß Bismarck die Broschüre „Ablehneu oder annehmen" nur durch reserircnde Zeitungsartikel kenne und ihrem Ursprung gänzlich fern stehe. „Wenn wir generell dem Handelsvertrag.mit Oesterreich mit Besoraniß enlzcacnseben", sagt das Blatt wörtlich, „so geschieht die« in erster Linie, weil wir die österreichischen Unterhändler für geschickter halten als die unsrigen; sodann sind wir gegen den HandelS- vt.rtrag, weil wir als überzeugte Freunde de, politisch- militairiscken Bundes mit Oesterreich dessen Schädigung durch den Handelsvertrag befürchten. Wenn man die Popularität des Bündnisse- gefährden will, so ist der richtige Weg hierzu dessen Verquickung mit materielle» und wirthschastlichrn Fragen. Zwölf Jahre sind eia langer Zeitraum, nnd wen» unbequem» Verhältnisse vertragsgemäß setzgelegt werds», ist
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