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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189203131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18920313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18920313
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-13
- Monat1892-03
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1892
- Autor
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ÄPpUXMt i, der Hmchtexp^ttto» ich« de» t» Stadd- bezirk und d« Vororte» errichtete» Au«- gabeslelle» »bgeholt: viertetjährüch ^lLLtch bei zweimaliaer täglich« ZusteNou, i»» Haus >l 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: oien>l>ädrlich S.—. Direkte tägliche Kreuzbandjenduug tut Ausland: «oaatlich -ch 9.—. Die Morgenausgabe erscheint täglich'/,? Uhr, di» Abend-Autgad« Wocheatogs 5 Uhr. Ledaction und Erpeditis«: Aohnnnesgag« 8. Di» irv»ditto» ist Wochentag« »»«terdroch«» aeöfinet — früh 8 bt« Ade»d« 7 Uhr. Filiale«: Ott» »«««'« Larti». (Alfred -aha), Uaiversitätlstrah« 1, L.»t» Lösche. Kathaftuenstr. ich part. nn» Lönigsplatz 7. tiMtr.TagMatt Anzeiger. Legan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschWverkehr. 133. Sonntag den 13. März 1892. JusertionSpreiS Die 6 gespaltene Petrtzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactioasstrich (4ge- spaliea) 50-H, vor den Familieniiachrichte» (d gespalten) 40^. Größere Schrislen laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Zistcrasatz »ach höherem Tarif. <0tztra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe. ohne Postbesörderuag 60.—, mit Postbeförderung 70.—. ^nnahmtschluß für Inserate: Abrad-Ausgab«: vormittag« tO Uhr. Marge »-Ausgabe: Rachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh S Uhr. Bei de» Filiale» und Annahmestelle» je rin« halb« Stunde früher. Inserate find stets a» di« «rnediti»» zu richte». Druck und Verlag von E. Polz i» Leipzig 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Oeffentliche Sitzung -er Stadtverordneten den 1«. März 18S2, «dend« S'/. vhr i« LitzUttgssaale am Naschmartte. Tagesordnung: I. Bericht de« Bauausschuste« über: Einbau von Geschäfts räumen für das Baupolizeiamt in dem 2. und 3. Ober geschosse des Grundstücks „Scllier's Hof". II. Bericht de- Bau-, Oetonomie-, Stiftung«- und Finanzaus- fchusses über «in Abkommen mit Herrn Bleichen wegen Fort führung der Carolaslraße nach der Bleichertstratze. Hl. Bericht de- Bau-, Oetonomie-, Stillung«, und Finanz ausschusses über: Arcalverlaus an der Ecke der Bictona- und Riebeckstraße, Arealankauf zwischen der Victoria- und Carolasrraße und Parcellirung von Areal daselbst. IV. Bericht de- Stistungs-, Bau« und LekonoinieausschusseS über: Verkauf des Bauplatzes Nr. 6 an der Gustav Adolph- slrahe und de« Bauplatzes dir. 8 an der Aucnslraß«. V. Bericht deS Oekonomie- und bez. GasausschusteS über Conto 38 „Straßen und Wege" des Haushaltplancs auf das Jahr 1832, in Verbindung mit u der Eingabe einer Anzahl Hausbesitzer und Bewohner der Siernwartcnstraße wegen Bsphaltirung dieser Sftaße, d. der Eingabe der Hausbesitzer der Aiexanderstraße vorderen TheilS wegen Herstellung dieser Straße zwischen Erdmann- und Colviinadenstraße, und c. der Vorlage wegen Unterhaltung von Asphaltstraßen. VI. Bericht de« Gas-, Oekonomie- und Finanzausschusses: über Ausführung von Gasrohrlegungen und Beleiichtungsaulagen. Lekanutmachullg. In Folge de« in letzter Zeit wiederholt stattgesundruen Aus- bruch« der Manl- und Klauenseuche unter den im hiesigen Stadtbezirk gehaltenen Rindern hat die König liche KreiShauptmannjchasl inhalts anher ergangener Verordnung vom 10. d. M. aus Grund von tz. 71 der Verordnung zur Aus- sühruog de« Rerchsgejetzes vom 23. Juni 1880, die Abwehr und Unterdrückung der Biehseuchea betressend. vom S. Mai 1881, be schlösse», die Abhaltung von Bichmärktcu, mit Ausschluß ,edoch der Pserdemärtrr »nd den sogenannten Haujirhandel mit Wieder käuer» (Rind«, Schafe, Ziegen) und Schwenk» nnechalb de« Stadtbezirke« Leipzig bi« aus Weitere» zu untersage». Solche« wird hiermit zur öffentlichen Kenntaiß gebracht. Leipzig, de» IO März 1832. Der Math der Stadt Leipzig. VIII. 1095. vr. Georgi. Dieirich. Lekauutmachuns. Der Vorhereitu»gsgottesdienst für de» erste» diesjährigen Bußtag findet Donnerstag. den 17. März l. I«.» Abend» « Uhr in der St. Iotzanniskirche statt. Leipzig, den 10. März 1892. I». io5o. Die Lirchku-Inspeclion für Leipzig. Der Superintendent. Der Math der Stadt Leipzig. v. Pank. Vr. Georgi. Wirihgen. Gesucht wird der am 25. Februar 1855 in Harnecop geborene Maurer Karl Ludwig Krüger. welcher zur Zahlung von Verpilegdeiträge» für seine i» der Anstali Hubertusblirg untrräebrachie Edelrau anznhalten ist. Leipzig, am 4. März 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt, Ablh. 111».) X. k. Abih. M» Nr. 420. Hentschrl. Werner. Lekanntmachung. Trotz der Borschristen in Z. 8 Absatz 2 der anderweit »mgc- arbeiteien Sparkassen- und Leihhausordnung der Eiad: Leipzig vom 1. Februar >889, wonach die bei der hiesigen städtischen Sparkasse auf ein und dasselbe Sparbuch deponirien Beträge die Summe von liiOO nicht übersteigen Sürst», habe» die Inhaber einer größeren Anzahl von Sparbüchern, deren Nummern nachstehend unter T verzeichnet sind, durch Nichiabhcbuiin der Zinsen ihre Einlagen über den Betrag von 1500 ^ll avwackisen tasten. Unter Hinweis aus die obgedachie statutarische Bestimmung, sowie daraus, daß »ach 8. 11 Absatz 3 hinsichtlich der Be träge über l»i>0 .4 die Verzinsung weggcfallcu ist, fordern wir di« Inhaber der betrrfiendeu Sparbücher aus, die Mehrbeträge eheboidigft zurückzunehmen. Leipzig, «u» 12. Ntärz 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröitblin. Florenz. G Serie I. 14826 24015 31385 3I73L 35691 41035 41236 42738 75401 75446 80337 81398 90179 91468 91687. Seriell. 8611 16545 1 7346 31575 43.130 43768 47.300 48238 57379 6071? 74139 80828 80985 80986 87991 8!» 187 92955 93ii88 93728 98:347 99932 100153 101538 I0I607. 101986 I043I4 I0!«2l8 U0389 110390 l1039l l153>iO 118629 1L0I93 120254 120582 I22I51 12l304l 124726 125420 127639 128281 128.702 128579 I2>'322 132628 132629 132820 133032 133141 >33508 134581 135506 138515 144003 145618 148713 I5I586 I5I942 152146 156629 164932 164969 I67S57 176256 177924 183256 185404 186479 189834 I90480 190904 191725. Lekanntumchung des Leipziger privatschullehrervereins, Ausnahme von Schülern und Schülerinnen tzrtr. Im Auftrag des vorgenannlen Vereins ersuchen die Unterzeichneten, die ihren Schulen Ostern I8V2 zuzusühreiideu Sinder baldigst anmclden zu wollen. Die im Verein verlrelcnen Knaben- und Mädchenschule« ent- sprechen den städtischen Real- und höheren MäLchenichulen und sind außerdem mit Elementarclassen verbunden, in welche nach den gesetz- lichen Bestimmungen Kinder ausgenonunea werden, die vor dein 1. Juli daS 6. Jahr vollendet haben. Die Mädchenschule» haben Einrichtung und Lehrziel der öffent- lichen höheren Mädchemchulen; sie sind also, mit Einschluß der Elementarclassen, zehnclossig. Die berechtigten Knabenschulen führen ihre Zögling» vom Beginn deS schulpflichtigen Ailcrs bis zu der durch das Gesetz vom 15. Februar 1884 für die öffentlichen und privaten Realschulen vor- geschriebenen Reiseprllsung. jo daß ein Knabe bei normalen Anlagen bereits im vollendelen 15. Lebensjahr »ine abgeschlossen« Schulbildung und den Besitz des FreiwilligenzeugnisseS erlangen kann; zugleich bereiten sie für di« entsprechenden Elasten der ö sie milche» höheren Lehranstalten vor. Im Interesse der Einhestlichkeii der Bildung, zur Erleichterung der Lern- u»d Lehrarbeit und zur Ich»«llen und sicheren Erreichung der S»u1,icl» isr os »".»schc,'«w«-eir. daß auch ser Privntktznlr die Kinder möglichst mit Beginn be« fchnlpflichtigrn Alters zngefützrt werde». — Die Unterzeichneten sind zur Entgegen- »ahme von Anmeldungen und zur Ertheilung irder gewünschten Auskunft täglich (außer Sonntag») zwischen I I unb V,1 Uhr bereit. Dir. vr. C. Barth, Berechtigte Realschule mit Elementarclassen (Querstraße 19. Dir. W. Metz (Tcichi'iaiui'sche Schule, Mädchcnabth.), Höhere Mädcheuichnie mit Seminarclassen (Universilärsslraße 26). Fcriiivrecher Nr. 2059. Dir. vr Roth (Teichmann'sche Schule, Knabenabtb), Berechtigte Realschule mit Progyiiinasial- und Elemeiitarclasten (Ecke der Uiiivcriikäts- »nd Lchilleriiraße). Ferniprecher Nr. 2059. Dir. vr. Willem Lmitt, Smittlchc Höhere Töchterschule (An der Pleiße 4). Dir. vr. Schuster. Füiffclassige Realschule mit Progymnasium (Kleine Burggasje 6). Dir. O. Toller, Berechtigte Realschule (Centralstraße 1). Lekauntmachullg. Bei unserem Etadlorchester, welches den Dienst im Theater, dem Gkwondhausconceri und beziehentlich den Kirchen zu verletzen hat, sollen möglichst bald die Stellen je eines Aspiranten iür a. Cr>< mit dem Jahresgebalt von 1650 .X (1350 .4l vom Ldeater und 300 vom Loncer«), sowie d. große Trammei und Becke» Mit dem Jahresgehalt von 1200 (vom Theater) wieder besetzt werden. Indem wir bemerken, daß die Bewerber sich einem Probespiel zu unterziehen haben, sowie daß die Anstellung de- Cellisten zunächst aus ein Probejahr, die de« Lroininicr» aber aus eine Probeze,! von vorläufig 3 Monaten zu erfolgen Hai, sehen wir der Einreichung von Bewerbungsgesuchen mit Zeuanißadichrisien unb einem kurze» Lebenslaus bi« spätesten« zu« rs. P. M. entgegen. Leipzig, de» S. März 1892. Der Rath per Stabt Leipzig. I». 106L. vr. Tröndlia. Wilisch, «st. Aarstrrvlrre an aus dem Kahlichlage in Stockholz-Äurlion. Mantag, de» Kl. März d. I«., solle« im Connewitz von Rach«,«ag« t Utzr Ablh. 22« ca. 2L» Laufen harte«, Nein gemachte» Stacktzolz unter den tm Termine öffentlich aushängeaden Bedingungen und der übliche» A»zahi»ag au Ort »»d Stelle meistdietrud verkauft »»erden. Zusammenkunft: aus dem Hslzschlag« an der neue» Linie in dem sogenannte» , Lo ogm Felde", Richtung Gautzsch. Leipzig, am 10. März 1992. De« Rath« Aarsttzrpntatia» Mch-Litsttuug. Di« Lieferung de« Fleische« für di» Menage» de« 10. Infanterie Regiment« Nr. >34 — der Bedarf für das ganze Regiment zu sammen ober o»ch aetheilt für etuzelu« Bataillon« bestell»«» — ist vom 1. April P. Jahre« -b zu vergeben Brdiuouuge» können »«»gesehen werden Varacken-Laserne X. Zimmer 23. woselbst auch schriftlich» Osserte» di« SO. d. Mts. ab- zugeb«» st»b. »an Lartzen, Oberst »nd Reotmentt-Cononandeur. Jur Gtsummtlage. Das Kennzeichen der gegenwärtigen politischen Lage in nationaler wie inteviiatioiialcr Be;ieb»ng ist die Ermüdung und Abspannung nach der vorhergehenden Aufregung, welche durch die Handels)olilijchc Bewegung »nd durch die gegen seitige Annäherung Nustlando »»k Frankreichs erzeugt worden ist. Millen in beide Eiilwickclniigrii werfen die schlechten Ernle» der Borjahre »ul den traurigen Folgen der Notb unk des ArbestSmangelS ihre schallen, die überall bervortreten in ihren Wirkungen, gleichviel oh die Länder unmitielbar oder mitielhar davon deiiossen werten. Tie menschliche Natur vcrirägt die liiiaiisgcsctzte Ausregnug mir eine Zeit lang, früher oder später verlangt das Bedürfnis nach Ruhe gehieierisch sein Rcchi, aus abgespannte Nerve» machen schließlich Ereignisse geringerer Bedeulung, an denen r« niemals fehlt, teilicn Eindruck mebr. Ob in Lesterrcick der AnSgicich zwischen Denlschcn und Czcü'en als gescheitert anznsebe» ist, ob man in Ungarn an dem Vertrage von 1867, durch welche» der Dualismus geschaffen wurde, rültell, er weckt kaum daS allgemeine Interesse, fast wird die öffentliche Aufmerksamkeit in höherem Oöratc durch die Nachricht in Anspruch genomme», daß die österreichische Wasfenfabrik sich verpflicht« bat, an die bulgarische Regierung bis zum Juni 50,060 Mannlicher-Gewcbre zu liefern. Eine Kammereröss- nnng in sttiiniänicn, eine Ministcrkrisis in Serbien, ja eine Art von Staaisumwälzung in l^riechenland geben spurlos vorüber, dagegen wünscht man Gewißbeil darüber, wer der Mörder des bulgarische» Geschäftsträgers Vuikovitsck ist. und die Bestrafung des Mörders Bclischcw'S. Es ist eine tief im Wesen der Menschen begründete Neigung verbanden, welche für begangene« Unrecht Vergeltung beischt. Dem festen, tüchtigen Sueben fehlt eö auch in unserer materiell gearlelcn Zeit niemals an Syiupatbic, ein Volk, wie das bulgarische ersrcul sich der Zustimmung des ganzen nicktrussikchen EnrovaS in seinen unaiiSgesetzten Bemükungen, die nationale Freiveil und Unabbäiigigkeit zu erringen, und Diejenigen, welche sich diesem berechtigten Verlange» widerseyc», erleiden dadurch eine ganz unberechenbare Einbuße an der Achtung der Welt Die Verhältnisse liegen ja leider so, daß die Mächte, welche den Berliner Frieden-Vertrag vom 13. Juli >878 unter zeichnet haben, nicht in der Lage sind, den Prinzen Ferdinand von Coburg al« Fürsten von Bulgarien anzuerkennen, wenn Rußland widerstrebt, aber eS bestcbl nur eine Stimme darüber, daß Rußland nicht den geringsten stichhaltigen Grund für seine ablehnende Haltung gellend machen kann. Die allgemeine Auffassung de« Verhältnisse- Rußland« zu Bulgarien druckt sich in dem Satze au«: Rußland bedarf de« Besitze« Bulgarien«, um die Herrschaft über die Balkanbalbinsrl zu gewinnen, und deSbalb giebt e« sich alle erdenkliche Müde, um Bulgarien al« ein zerrüttete« Staat-Wesen darzustellen, da« nur in der Anlebnung an Rußland seine Leben«dedingungen finden und erfüllen kann. Wir baden vor .(kurzem einen Ministerwechsel in Frank reich erlebt, der wohl dazu angeiban war, dir öffentliche Bus mrrksamkrit zu beschäftigen, er ist aber am Au«landr fast spurlos vorübcrgezangen und bat auch im Lande selbst nicht die Aufregung erzeugt, welche sonst mit einer derartigen Ver ankerung in Frankreich verbunden zu sei» pflegt, obwohl sie wriokisch wiederkchrl. Die Franzosen sind nach zehntägiger Interbreckung der regelmäßigen RegierungStbätigkeit selbst zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Beseitigung des Ministeriums unnötbig war, und deshalb bat die große Mebrbeit der Kammer daS alte Ministerium nack einigen unwesentlichen Veränderungen aufs Neue mit ihrem Vertrauen begrüßt. Ob diese Lage Bestand baben wird, ist zweifelhaft, aber sic stellt dem politischen Ernst der Franzosen ein kläg liche- Zeugniß ans, sie enthält den Beweis, daß die Franzosen cldst nicht wissen, was sie wollen. Der eigentliche Grund der Abstimmung vom 18. Februar ist bis zum heutigen Tage noch nicht klar geworden, man weiß noch immer nicht» ob daS Verhältnis Frankreichs zum Papsttbum der Grund oder nur dir Handbabc war, um daS Ministerium Freycinet zu kürzen, ob die Gegnerschaft gegen daS Ministerium ernst gemeint war, oder nur als Mittel diene» sollte, um ConstanS aus dem Ministerium zu entfernen. Die Parteibewegungen, welche inzwischen stattgcsunden haben, um einen Thcil der Rechten mit den Republikanern zu vereinigen unb die radicalc Linke mit den Socialisten zu verbinden, deuten darauf hin, daß sich daS NeuerungSbedllrfniß der Franzose» einmal wieder lebhafter regt als seit längerer Zeit, und daß sich Umgestaltungen vorbercften, deren schließliche Horm jetzt noch nicht zu erkennen ist. So viel ist gewiß, daß ein großer Theil der Franzosen die Aushebung deö Concordatü anstrebt und daß die socialistischen Elemente der Bevölkerung nach größerem Einfluß verlangen, aber diese doppelte Bewegung wird beherrscht von dem Verbältniß zu Rußland, welches von allen Franzosen als die Grundbedingung ür den Beginn dcS RachefeldzugeS gegen Deutschland auf- gefaßt wird. Wie sehr die Franzosen von diesem Rachedurst befangen sind, geht daraus hervor, daß sie die Ausübung der allgemeinen Menschenrechte, auf die sie doch seit dem Jabrc 1789 angeblich so großen Werth legen, in keiner Weise zu ordern suchen, wenn sie befürchten, dadurch Rußland in den Weg zu treten. DaS Verhalten Frankreichs gegen Bulgarien ist so unter aller Würde, daß eine vollständig vernichtende Kritik noch nicht hinreicht, um e« beim rechten Namen zu nennen. E« bleibt uns noch übrig, einen Blick auf Italien zu werfen. Dort vollzieht sich im Parlament ein Schauspiel, daS für den Menschenfreund tief niederdrückend ist. Wir scbcn CriSpi, einen Mann von unzweifelhafter Geschicklichkeit für die Fübrung von Staatsangelegenheiten, eifrig a» der Arbeit, den Rubin, welchen er als Leiter der italienischen Regierung im Lauft einiger Jahre gewonnen bat, selbst zu vernichten. In dem Jabre, welches jetzt seit dem Anus antritt deS Ministeriums Rudini vergangen ist, bat CriSpi nur dadurch von sich reden gemacht, daß er seinem Nachfolger aus jede denkbare Weise Schwierigkeiten bereitet bat. Dieses treben ist brrvorgelreien bei der Erörterung des Streit falles wegen deS GarantiegcsctzcS, bei der Vcrbandlung über die Handelsverträge mit Dentsckiland und Oesterreich- Ungarn und jetzt zuletzt wieder in Sachen dcS leidigen Falle« Livragbi. Das ganze Auftreten Crispi'S bei den erwähnten Gelegenheiten bat den Eindruck ge macht, daß eS sich dade! nickt um MeinnngSversckicdcnkeiten, sondern darum bandelt, die persönlicke Ucbcrlcgenhcit Cripi's über seinen Nachjolgcr Rudini Italien und dem Anstande zum Bewußtsein zu bringen. Diese Bemnünngen baben das Gegentbeil Dessen zu Wege gcbrackl, was Crispi beabsichtigte, seine Person bat dadurch an Gcwick» in der öffentlichen Meinung ebenso viel verloren als Rudini gewonnen bat. Man kann sich der Wahrnehmung nickt verschließen, das; Rudini seinen Vorgänger nickt nur ersetzt, soukeru ibm ein volles Gegengewicht bereitet, was dadurch noch au Werft» gewinnt, weil es sich durch vorncbm maßballcnde Form empfieblt. Der Staatsmann von reinstem Waiicr wie der Diplomat von echtem Schrot und Kor» zeickueu sich stets durch Rübe unb Kälte in ibrci» öffentliche» Auftreten aus, dem Temperament bleibt nur ein geringer Spielraum, der auch nur in vereinzelten Fällen zweckmäßige Verwendung findet. J»> italienische» Parlament sind Bestandtbeilc Vorbauten, die ans die Tauer nur durch staatsniäiimsche Eigenschaften in innster giftiger Form mit Erfolg bekämpft »nd unschädlich gemacht werte» können. Wenn die öffentliche Meinung in die Lage kommt, Licht und Lust nnbcsaiigc» ans die Kuiikgebnngcii der Parteiführer und der RegiernngSverlreicr vcrtbeilen z» können, dann ist der erste Schritt zur Gesundung der »iilcidlichcn Verhältnisse, wie sic durch Jinbriani und Genossen verschuldet sind, geschehe». Dazu ist ein ruhiger ziclbcwnßlcr Man» viel bester geeignet, als ei» Hitzkopf und Heißsporn wie Crispi Rudini hat stets daS Eis zur Verfügung, welches ans die Wcißglühhitzc von Leuten wie Jmbriaiil, CavaUotli, Aarzilai und Genosse» abküblcnd wirkt. CriSpi hat ossenbar sein moralisches Gleichgewicht durch die Erfolge seines Amts Nachfolgers Rudini ciiigebllßt, seine Opposition ist nicht sach lich, sondern persönlich, und dadurch sinkt er allmälig zur Bedeutungslosigkeit herab. * Mukk. * Leipzig, 13. März. Für den vierte» populären Kammermusik-Abend von Fritz von Bose, Edith Robinson und Georg Wille am 19. März hat Herr Professor vr. Rein ecke seine Mitwirkung zugesagt, dem letzte» Abend wird hierdurch ein besonderer Glan; verlieben. r. Oschatz, 9 März. Im großen Rallilianslaale wurde am 8. d. M. da« sogenannte „Armenconcert", dessen Reinertrag dem Privalarmen-Bereine zufließt, abgehalten Als Dirigent lunglrte Herr Oberlehrer Eanior Bogt und die Mitivirkcnden waren: der hiesige Damen-Aesangverein „Liederkranz" ,c. Da« Programm war zweitheilig und geschmackvoll zusainmengestevt. Der erste Theil ent- hielt neun einzelne Musikstücke und der zweite eine einzige größere musikalische Darbietung ,Lar und Ziuimerniann", Soli und Chöre von Lortzing. Tie flödiiiche Ccwelle leitete den Abend mit der Ouvertüre zu „Alhalia" von Mendelssohn sehr präcis ein. Von derselben Capelle wurden später noch zwei Sätze aus der Nckur- Somphoaie 9ir. 9 vo» Haydn wacker zu itzehör gebracht. LI, Lieder kür gemischten Cdor: , Malendotichast" von Cilko und „Hinaus" von Speidel, sowie für Mannerchor: „N,n brichi« au« allen * Zweigen" vo» volckmar und „Am Bach« blüh» dE Weiden" von R. Müller waren von den geschulten Sängern und Sängerinnen >ut rinstudirt worden, wurden musierhaft vorgetragen und landen ehr beifällige Aufnahme. Dazu kamen noch Arie auS „Figaro s Hochzeit" (Neue Freude», neue Schmerzen) von Mozart, „Nach Welsch- land" von S. Brau und „Im Frühling«" von R. Feska. Diese wurden von Fri. Else Müller i» Kölschenbroda, einer ehemaligen Oschatzerin in liebenswürdiger Weise den Zuhörern geboten. Die gul auSgebildeie, klangreiche Stimme der Sängerin kam hier zur vollen Wirkung. BeachtenLwerlh war die Sicherheit, die ieine Nuancirung und die deutliche Aussprache. Den reiche» Beiscill, welche» das Publicum spendete, lohnte die Sängerin durch ein« musikalische Zugabe. — Ter zweite Theil wurde, wie bereits er wähnt, durch <-o!i und Chöre auS„Czar undZiminermann" von Lortzing ausgesüllt. Die Chöre und die Soli (Herr Kammersänger Lichatz) waren edcnsalls äußerst gewistenhas« eingeübt, wurden dem Stücke angemessen vvrgelragen, »nd erwarben sich die vollsten Sympathien der andächtig lauschenden Menge. Namentlich waren es die Soli de» Herrn Kamm setz er, welcher über gute Stimmmittel verfügt, die vorzüglich erste»!«» Tie Elavierbeglcilung, welche nichts z» wünschen übrig ließ, hatte in zuvorkommender Weift Herr Canlor Wagner aus Dahlen übernommen. Alles in Allem: den Sängern und den andern Mitwirkenden, namentlich aber Herrn Oberlehrer Canior Vogt, welcher trotz feiner durch Krankheit angegriffenen Gesundheit den Oschatzer» solche genußreiche Stunden bereitete, soll an dieser Stelle der herzlichste Dank für ihre Bemühungen ausge sprochen werden; die Einnahme ergab etwas über 400 ^il * Felix Dracseke Hai mit der Erst-Ausführung seiner Oper Herrai" im Dresdner Hoslheater einen ciußerordcullich glänzenden Ersolg errungen. Nach dem ersten Act mußte der Vorhang für die Darsteller sieben Mal ausgezogen werden, damit dieselben den Hervorrusen Folge leisten komiieii. Nach dem zweite» Act wurden die Rm'e nach dem Componisten immer lauter, der endlich sich aus die Bühne dränge» ließ, wo er dem Publicum für die ihm ;cspc»dete» stürmischen Ovationen durch vielfache Verbeugungen einen Tank ausdrückle, nachdem die Sänger schon vielen Hervor- ruien Folge geleistet hatte». Selbst der dritte handluiigSarme Acl wirtle durch die großartige Musik dcS Tondichters so intensiv, daß nicht weniger als 10 Hervorrufe erfolgte», der Componist lorbcer- gctrünt aui der Bühne erscheinen mußte und der geniale Dirigent. Herr Generalmusildirector Hosralh Schuch, fort und fort von de» begeisterten Theatcriiemchern durch Beisallssatven ausgezeichnet wurde. Gewiß hat auch wiederum Herr Hosraty Schuch eine glänzende und zugleich edle Tdat vollbracht, er hat alS Hauplsactor der Aufführung und Lurch seine Vorbereitung der schwierige» dramatisch-musikalischen Schöpfung wesentlich zur Würdigung des Componisten deigeirage», dessen musikalischer Erfolg um so bedeutsamer ist, als da- Werk hauptsächlich nur durch seine» musikalischen Gehall wirkt, während der Text zu vielen AuS- stellungen Bcranliffsiing giebt. Mit Recht ist nach dieser außer ordentlichen Leistung der Dresdner Hosbühne Herr Hosralh Schuch als ei» Orga isationsgenie bezeichnet worden, dem eS gelang, alle Schwierigkeiten siegreich zu überwinden. Sribstverständiich werden wir nun aus den Inhalt Werkes näher eingehen, um auch das Leipziger Publicum genügend vorzubercilen; denn das Leipziger Stadlldcaier wird sicherlich nicht zurückstehen wollen, wo es gilt, einem bedeutungsvollen Tondichter den Weg zu ebnen. —p Gera, 10. März. Die in den fünfziger Jahren vom seligen Wilhelm Tfchirch gegründete „Liedertafel" zählt zu ihren Mitgliedern Angehörige der besten Gesellschaftskreise der Stadt. Aus diesem Grunde haben ibre Beransialtmigen stets ein vornehmes Gevräge. Auch da« gestrige Concert derselben dinterließ den gleichen Eindruck auch in musikallschcr Beziehung. Um dem Programm Abwechselung zu verleihe», war als Gast Fräul. Paula Dünge« aus Leipzig gewönne» worden. Die begabte junge Künstlerin cing mit hervorragendem, rauschendem Erlolge die bekannte Frei schütz-Arie „Wie nabte mir der Schlummer" uud am Llavier Bendel s „Wie berührt mich wundersam", „Ich muß hinan«" von Kirchner, „Komme aus der engen Stadt" von H. v. Kotz. Tas Publieuin jubelte so tauge, bis ihm Fräul. Dönges die übliche Zugabe gewährte. Die junge Dame versüotz über ein sehr beiiierkenc-werlhes drainaliiches Gestaltungsvermögen, unterstützt von krustige», iiaiiicnilich aber hervorragend umfangreichen Stimm- imlici». Am reifsten — nach unserem Empfinden — kennzeich- ii> le sich ihre Künstlerschast bei der Wiedergabe des v. Soß'. scheu Liedes. Tie „Liedertafel" selbst erfreut« durch Dar- bieluugc» von ungetrübter Schönheit. Sie steht auf eine, beinerienSwenhen Höhe der Leistungsiahigkeit. Besonders deioni sei in aller Kürze das dynamische Moment. Die etwa einzig, aller- dings durchweg musikalisch gebildeten Sänger leisteten Prächtige« in gleicher Weise im iuro, wie im piano. Als hervorragend in letz- lerer Beziehung muß der Vortrag deS reizenden kleinen, nach einem alt-niederländischen Muster bearbeiteten Ständchen- vo» Kremser bezeichnet werden, bei welchem die ersten Bässe durch die ungemein dccenie und geschickte Behandlung de« etwa« hervorlrelcndc» Achselfigur-Gangcs excellirtcn. Jmponirl bat uiis die Textauss'vrache, sie war musterhaft. Und nicht nur diejenige der Consonanien, sondern auch die der Vocale, i,u Desoudcrcn aber die des Umlauts ü. In dieser Weise zweifels ohne abgerundet, gebe» eS eben »ur gebildete Männer. Meßner'» „Kreuzfahrt" mit Orchester, «ine Lomposition, die immerhin erhebliche Anforderungen stellt, kann in ihrer Wohlgelungenheit als bezeichnend iür die Ausführungen der übrigen Cdöre — Debois, Bruch, Tfchirch — betrachtet werden. Des Letztgenannten Ouvertüre zu „Meister Martin und feine Gesellen" und sein Gebet „Herr, den ich lief im Herzen trage" waren in schöner Pietät an die Stütze des Programms gestellt. Erwähnt sei »och in aller Kürze die vorzügliche Ausführung deS Final« auS Beethoven'- (,'mc-Il-Cymphonie. * Johann Strauß in Wien, der Walzerkönig unserer Zeit, hat sich vo» der ernsten Oper wieder abgewcndei. Er wird nun eine Operette coinponire» und somit seiner eigentlichen Veranlagung und Begabung Nachkommen. Wie ein schöner, graziöser, geistvoller Walzer enischieden höher zu stellen ist al» eine mäßige Svmphonie, deren Inhalt nur eine geringe Erfindungskraft wahrnehmen läßt, so ist auch eine Operette aus der Feder de« genialen Johann Strauß mehr zu schätzen al« eine seiner Begabung nicht entsprechend», ernst« Oper mit erkünstelter thematischer Arbeit. Das Textbuch zu der neuen Operette werden ihm die Herren Julius Bauer und Hugo Wiitmann liefern. Auf dem Gebiete des lyrisch-ernsten Liedes hat sich Johann Strauß wohl nur ganz vorübergehend bewegt, obgleich da« Publicum in Wien für die miislkalffchc Lyrik sehr empfänglich ist. Tief« lhai- sache konnte kürzlich wieder in Wien seflgestellt werden und zwar bei den Vorträgen der Fra» Lillian Sanders»», welche mit dem Vortrage von Bungert'sche» Liedern groß» Sensation erregt Hot. Am i-t. Concert, also morgen Montag, wird ein zweites Concert der Künstlerin in Wien statlfinden, wo wieder Bungert'sche Lieder zu Gehör kommen solle». Mir begreifen allrrdiag« die Wahl der Blingeft'schen Lieder nicht, da dieselben, av- gesehen vo» einzelnen äußerlichen Effecten, nur wenig tieferen Inhalt besitzen und einer Künstlerin von Bedeutung kaum Gelegenheit bieten, ihr Talent und Können wirksam vor dem Hörer zu entwickeln. Unsere Liederliteratur ist ja so reich, daß wir gar nickt nötdig baben, zu ichwachen Emanationen unsere Zuflucht zu nehmen. Wie herrliche Schätz« tu der LiedcomPofilion Deutschland bestut. hat sich wieder durch di« historische» Caucert» da» Iran
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