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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920316027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892031602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892031602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-16
- Monat1892-03
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Tabellarischer und Ztffernsatz »ach höherem Tarif. -rtra-vrtlagr« (gesalzt), nne «it der Morgen-Ausgabe. ohu« Postbesärderung 60.—, mit Pasldesbrdeluug 70.—. Ä»nahmeschl«ß fir Znsrrnte: Nb«nd-A«»gabe: Vormittag» 10 Uhr. Margen-Au»gabe: Nachmittag» «Uhr. Sonn- und Festtag» früh 8 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen j» «in« halb« Stund« früher. Austritte sind stet« an di» Er-editi-n zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig m. Mittwoch den 16. März 1892. 86. Jahrgang -» Leipzig, 16 März. * Der Bundesrath wird sich demnächst mit dem Ent wurf einer Verordnung, bctr. das Inkrafttreten der auf die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe bezüglichen Be stimmungen der Gewerbeordnungsnovelle, zu beschäftigen habe» E- wird beabsichtigt, die Bestimmungen mit dem 1. April (?) und tie Novelle im klebrige» mit dem t. Juli I8S2 i» Kraft treten zu lassen. Die Vorarbeiten bezüglich der Einführung der Gewerbeordnungönovelle sind zwar so weit vorgeschritten, daß den Bundesregierungen der Entwurf der Ausführung demnächst wird zugehen können. Immerhin würde aber die Prüfung dieses Entwurfs und die über denselben für besonders wichtige Industriezweige in Anssicht ge nommenen mündlichen Berathungen noch einige Zeit in An spruch nehmen. Bis zur Erledigung dieser Vorarbeiten, daS Inkrafttreten der in Rede stehenden Bestimmungen auch für da» HandelSgewcrbe hinauSzuschiebcn, dürste weder aus poli tischen, noch aus sachlichen Gründen rathsaiu erscheinen, da nach den Ergebnissen der im Jahre 1885 über die Beschäf. lizung gewerblicher Arbeiter an Sonn- und Festtagen ange- stelllen Erhebungen gerade in diesem Gewerbe eine häufig über das nothwendige Maß hiiiauSgeheiide Beschäftigung von Gehilfen, Lehrlingen und Arbeitern statlsindct und eine gesetz- liche Beschränkung dieser Beschäftigung nicht nur von den beschäftigten Personen, sondern auch iu den Kreisen der Arbeitgeber vielfach dringend gewünscht wird. * Bei dem gestrigen parlamentarischen Diner beim Finanz minister Miquel waren auch die Minister Herrfurth und von Heyden anwesend. Unter den Geladenen befanden sich LandtagSabgeordnete aller Parteien, sowie die ReichStagS- abgeordneten von Stumm und BUsing. * Nach ß.29 dcSUntcrstützungswohnsitzzesetzeS bat der Armenverband deS DienstortcS erkrankten Dienstboten, Gesellen, Gewerbegehilfen und Lehrlingen während 6 Wochen Lur und Verpflegung zu gewähre», ohne hierfür einen Ersatz von dem für den Unterstützung-Wohnsitz deS Erkrankten zu ständigen Armenverbande beanspruchen zu dürfen. Diese Vorschrift verfolgt hauptsächlich den praktischen Zweck, betreff- gewisser BevölkernnaSclassen, bei denen ei» be sonder- häufiger Ortswechsel verkommt, die Streitigkeiten Über Erstattung der BepflegungSkosten und die Uebrr- liahme Hilfsbedürftiger zu vernnudern. Bekanntlich soll nun der tz. 29 nach der dem BundeSrathe vorgelegten Novelle dahin abgcändrrt werden, daß unter die in ihm ge nannten Personen auch die land- und forstwirtbschaft- lichen Arbeiter ausgenommen werden. Für diese Aenderung haben sich zahlreiche, auch in der Presse bekannt gewordene Petitionen aus landwirthschaftlichen Kreisen schon lange Jahre hindurch ausgesprochen. Für Fabrikarbeiter und ähnliche Kategorien von Lohnarbeitern ist ta» Bedürfniß nach einer entsprechenden Aenderung des tz. 29 nicht hervorgetrrtea, auch nicht anzucrkennen, weil dieselben sämmtlich der Krankenversicherung unterliegen und demgemäß für mindestens 18 Wochen bereit- eine gesetzlich gewähr leistete Fürsorge genießen. Für land- und korstwirthschastliche Arbeiter besteht dagegen dir KrankenversicherungSpflicht nicht allgemein: sie werden bekanntlich gegen Krankheit nur aus Grund statutarischer Anordnung versichert. AuS diesem Grunde sind die land- und forstwirthschastlicheu Arbeiter bei ter Aenderung deS tz. 29 de- Unterstützungswohnsitzgesetzcs allein berücksichtigt worden. Wenn ferner die Dauer der Fürsorgepflicht für die im ß. 29 ausgeführten Personen nunmehr auf 18 Wocke» ausgedehnt wirk, so entspricht die« nur der Mindestfrist, welche im KrankenversicherungSgesetz für die Unterstützung erkrankter Versicherter vorgeschrieben ist. * Der Gesetzentwurf, betreffend die Aufhebung der Beschlagnahme deö Vermögens König Gcorg'S ist gestern dem preußischen Abgeordnetenhause zugegangen. Die Wiederausbebluig der durch die Verordnung vom 2. März 1868 verhängten Beschlagnahme, welche nach dem Gesetz vom 15. Februar l869 nur dm cd Gesetz erfolgen sollte, wird danach königl. Verordnung Vorbehalten. Soweit wir die Stimmung im Abgeordnetenhause kennen, -wird die Vorlage daselbst wohl wenig Witerspruct, sinden. Wenn man auch statt der allgemeinen Frictensversichcrungen des Herzogs Er klärungen von mcbr bindender Kraft gewünscht hätte, wird doch daraus wohl keine Partei Anlaß zur Ablehnung einer Vor lage nehmen, welche einem mehr »nb mebr unhaltbar gewordenen Zustand ein Ende zu machen und dic Onellc inaucher Mißbräuche zu beseitigen beabsichtigt. Insbesondere scheint auch die Stimmung der Provinz Hannover und ihrer Vertreter im Landtag der vorgcschlagenen Maßregel günstig zu sein. Nach Beseitigung der Beschlagnahme treten die Bestimmungen deS StaatS- verlragS vom 29. September 1867 wieder in Kraft, worin es heißt, daß Schloß Herrenhausen und die Tomaine Calen berg so lange in preußischer Verwaltung bleiben, bis König Georg aus die hannoverschc KönigSkronc sür sich und seine Erben auSdrAcklich verzichtet, andererseits daß daS Ab» sindnngScapital von 16 Millionen Thalern bis zur Erzielung eines Einvernehmen» behufs Sicherstellung dieser AusgleichS- summe in der Verwahrung deS preußischen Staats bleiben, die Zinsen aber dcni König Georg anSgezahlt werden sollen. Es handelt sich also, wie wir zur Beruhigung mancher Bedenken bemerken wollen und wie uns au» zu verlässiger Quelle bestätigt wirb, nur um die Aushändigung der Zinsen, nicht deS Capital S. * Die preußischen Wähler fangen bereits an, auf ihre Abgeordneten wegen der Abstimmung zum Volksschulgesetz einzuwirken Auö Langensalza wird gemeldet, daß im dortigen Wahlkreise die Vertrauensmänner, welche bei der letzten Wahl im Jahre 1888 den Wahlaufruf zn Gunsten de« conservativrn Abgeordneten, AmtSgcrichtSrath Bode unterschrieben haben, jetzt einstimmig beschlossen, in einer Zuschrift Len genannten Abgeordnete» dringend zu bitten, demnächst gegen daS Gesetz zu stimmen. — Dies Vorgehen der konservativen Wähler ist jedenfalls für die Stimmung im Lande bezüglich des Gesetze- sehr bezeichnend * Im Landtagswahlkreise Samter-Birnbau»> ist das eine, bisher von dem nationalliberalrn Abg. Kiepert inne gehabte Mandat an die Ccnservativen übergegangc», und zwar ohne Gegenaufstcllung eines nationalliberalen Candi- datcn. Man wurde unrecht thun, diesem Vorgang eine größere parteipolitische Bedeutung beizumefsen. In den meisten Wahlkreisen der Provinz Posen ist der Gegensatz zwischen Polenthum und Deutschlhum vorzugsweise ausschlaggebend die Parteistelluug des deutschen Candidaten fällt dabei mei stenS wenig ins Gewicht. Die nationalliberale Partei ist in diesem Wahlkreise sehr schwach vertreten und verdankte den bisherigen Besitz diese- Mandat« nur einem Compromiß mit den Conservativen, welche ihrerseits zu gewissen Zuge ständnissen an die gemäßigt liberale Partei dadurch vcr anlaßt waren, daß sonst, wie es schon eininal der Fall war, mit Unterstützung durch Polen und Ultramonlane ein freisinniger Candidal gewädlt wurde. Die freisinnigen Wahlmänner haben sich diesmal der Wahl enthalten; bälten ie für den von den Polen unterstützten nltramonlancn Can- didatcn gestimmt, so wäre dieser gewählt worden. Bei der gegenwärtigen Spannung zwischen Conservativen und Libe ralen aller Nichtungcn glaubten anscheinend die conservativen Wahlmänner, welche raü vorige Mal Herrn Kiepert gewählt batte», nicht wiederum sür einen nationalliberalen Candidaten cinlrelen zu sollen, und die Nationalliberalen sind in diesem Wahlkreise zu schwach, um a»S eigener Kraft einen Candidaten durckuibriiigen. Es ist daher die Ausstellung eine- solchen schließlich unterblieben, uni nicht eine gefährliche Zersplitte rung der deutschen Stimmen herbciznsühre». Tie Confer- vativen werden allerdings, wenn sic auch in Zukunft die beiden Mandate dieses Wahlkreises in Anspruch nehmen, Gefahr laufe», eine» derselben oder anch beide an Ultramontane, Polen oder Freisinnige übergehen zu sehen. * Wie namentlich aus den Industriestädten deS Westens der preußischen Monarchie die Veranlagung zur Ein kommensteuer auf Grund der DeclarationSsylicht erhebliche Mchrcrträge ergeben hat, so wird auch in Berlin die Ver anlagung ein erhebliches Mehr a» Einkommensteuer ergeben. Dasselbe wird aus etwa 7 Millionen Mark veranschlagt, wovon etwa 1>/, Millionen Mark auf die Aclicngesellschaften, der Rest aus die physischen Personen entfällt. Dieses Er gebnis! ist »in so bemerkenSwertber, als in Berlin die Ver anlagung der Staaiseinkommeiisteuer bekanntlich bisher schon unter der Leitung einer reinen Steuerbehörde erfolgte und daher als vergleichsweise scharf und gleichmäßig galt. Wenn trotzdem ein so erhebliche» Mebr emlritt, so beweist dieser Umstand eben auf» Neue, wie durchaus unzulänglich die bisherige VeraiilagiiiigSmetbode zu richtiger, gerechter und gleichmäßiger Erfassung anch der verborgenen Steiierquellen und wie »orbwendig daher im Interesse der Gerechtigkeit gegenüber Denjenigen, deren Einkommen offen liegt, dir Reform der Einkommensteuer war. * AuS Allcnburg wird uns geschrieben: Anch in den Städten des WestkreiseS, welche den 5. Wahlbezirk bilden, sind die Wahlen zum Landtage für die nalionalliberale Partei in günstiger Weise verlaufen; denn eS sind die nationalliberalen Candidaten Ccmmerzienrath Kämpfe iu Eisenbcra, Bürgermeister Clanß in Eisenberg und Kaufmann Pietzsch in Roda mit großer Mehrheit gewählt worden. Außerdem wurde noch der deutsch-freisinnige Rector Herrmann in Kahla gewählt. Die Landtag-Wahlen sind hiermit beendet. * Der „Staatöanzeigcr sür Württemberg" schreibt: DaS StaatSininisterium bat im Anfang diese- Monat« dir cingegangenc» Petitionen sür und wider die Mäunerorden einer Beratbung unterzogen und dem Könige darüber Vortrag erstattet. In Uebereinstimninng mit dem seit Erlaß deS Gesetzes vom 80. Januar 1862 festgehaltenen Standpunkte und in Erwägung, daß die Gründe, welche in früheren Jahren zur Ablehnung der betreffenden 'Petitionen geführt haben, beule in gleicher Weise und zum Theil verstärkt zutrcssen, hat da- SlaatSministerium einstimmig beschlossen, daß der Bitte, die Errichtung einiger Mäunerklöster in der Diverse Nottenburg zu gestatten, keine Folge zu geben sei. Die Ne gierung habe zahlreiche Beweise gegeben, daß sic das Wohl und die Interessen der katholischen Kirche ebenso wie die jenigen der evangelischen zu fördern und den Wünschen deö katholischen KirchenregimcntS soweit als möglich entgegen;»^ kommen bemüht ist, sie glaubt deshalb erwarten zu dürfen, daß ihr Verhalle» in der OrrenSsrage nicht als Mangel an Wohlwollen gegen die katholische Kirche au-gelegt und dar- gestellt werde. * Der elsaß-lothringische Lande-au-schuß bat in dritter Lesung den Etat pro 1892/93 angenommen * Die „Wiener Zeitung" meldet, daß wegen de- Todes deS GroßhcrzogS von Hessen eine achttägige Hoftrauer angeordnet worden ist. * Der jnngczechische Abgeordnete Vaschaty erklärte in einer Wählervcrsammlung, daß da« Slawenthum sich aus die russische Großmacht stützen und daß Deutschland Elsaß- Lothriiigen hcrauSgeben müsse. Der RegierunaScommissar gebot dem Redner Schweigen Vaschaty jedoch schimpfte weiter und ries wiederholt, Oesterreich müsse mit Ruß taub gehen. * Die politische Situation in Ungarn hat eine Wendung genommen, welche wir schon längst vorhrrgesagt haben, nämlich eine Wendung, welche dem Cabinct Szapary ungemein zu Statten kommt. Gleich in der Adreßdebattc zeigte es sich, daß die Auslösung de- Parlament« uud die Neuwahlen ein kluger Schachzug de« Grafen Szapary waren, denn die neue Mehrheit ist voller Energie und Lebenskraft AuS der Defensive ist die Regierungspartei zur Offensive übergegangen, und sicht Gras Apponyi diesem Ansturm gegen über wehrlos da, weil ihn die äußerste Linke im Stich gelassen Seine Wahlerfolge (10 Stimmen Zuwachs) hatte er nur seinem temporären Bündnisse mit jener staatSrecht-seindlichen Partei zu danken, nun aber bezeigt letztere anscheinend keine Lust mehr, für die Nationalpartci und ihren gräflichen Führer dir Kastanien aus dem Feuer zu holen. Daher steht auch keine Obstruction in Aussicht, denn Apponhi allein kann eine solche nicht zu Wege bringen. Alle« das zusammengrnoMinen, hat über Nacht das Cabinct neu gekrästigt, sür da- nun in der Adreßdebattc alle Eapacitäten der Regierungspartei, an ihrer Spitze der gewesene Ministerpräsident Soloman TiSza, eine Lanze brachen. Unter solchen Umständen ist eS zu hoffen, daß der neue Reichstag trotz Apponyi Muße und Ruhe zur Entfaltung einer regen Reforuithatigkeit finde« wird. * In der italienisch en Abgeordnetenkammer haben die Gegnsr de« Dreibunde« das groß« Wort geführt und den Ministerpräsidenten Rudini arg in die Enge getrieben. Den Anlaß bot rin Gespräch, welche- der zum italieni schen Botschafter in Berlin auSersehrne Senator Gras Taverna dem römischen Eorrespondroten eine« Berliner Blatte« bewilligt batte und dessen Hauptinhalt dann von diesem Blatte veröffentlicht worden war. Ein Sturm de« Unwillen« erhob sich gegen den Grasen Taverna; die Erklärung des Ministerpräsidenten, e« sei nicht wahr, daß Taverna Mitlhcilunaen politischer Natur gemacht habe, ver hallte unbeachtet. Allem Anschein nach ist eine Fortsetzung der Kammerverhandlungen über diese Angelegenheit zu er warten und das Ende dürste leicht sein, daß Taverna nicht mit dem Berliner Botschastcrposten betraut wird, da ihn alle römischen Blätter einstimmig wegen seines „uaNuaen" Gesprächs mit jenem Corrcspondenlen tadeln. Da« Blatt, um da- c« sich handelt, ist da« „Berliner Tageblatt", da ss FeuiUotsn. Schloß Lrlerchof. Roman von O. Bach. (Fortsetzung.) «iiibdr»« «erröte». Die melodi. Lachen Else'S her! erklang von Zeit ^ Nora anfangs nicht deutlich zu unterscheiden vermochte, die aber nach und nach einen Zauber ans sie au-übte, dem sie so weit unterlag, daß sie sich dicht an die Oeffnung beran- wagte, das Ohr, gespannt lauschend, an die grüne Wand lehnend, ohne die Dornen zu scheuen. DaS Spiel hatte ein Ende genommen, die jungen Damen und Herren in Civil und Uniform schritten Arni in Arm plaudernd und lachend durch die taghell erleuchteten Alleen, um dann in kleinen Gruppen in den duftenden Lauben, die mit zierlichen, dabei bequemen Gartrnmöbeln auSgestattet waren, Platz zu nehmen. Der Lauslhrrin entging so fast kein Wort, keine Bewegung de- einen jungen Paare«, da» soeben dicht hinter dem von Nora occupirten Plätzchen sich auf einer Bank nieder gelassen hatte. „Sie werden es unbescheiden finden, Baronesse", hörte Nora jeue sie frappirende Stimme sagen, „daß ich von dem kaum erhaltenen Rechte meiner Bekanntschaft mit Ihnen so au-giebig Gebrauch mache, allein ich hoffe auf Vergebung, wenn ich Ihnen Grüße bringe von Ihrem Herrn Vater, dem Baron v. Dornstedt." Der leise Schrei, der sich bei den Worten de« Unbekannten den Lippen Rora'S entrang, würde wahrscheinlich ihre Nähe verrathen haben, wenn nicht in demselben Augenblick da« im Garten ausgestellte Orchester seine lustigen Weisen hätte er klingen lassen; sie zog sich etwa« zurück, allein die Unterhaltung intercssirtr sie zu lebhaft, um darauf Verzicht leisten zu wollen. In der Dunkelheit, die an ihrem Versteck herrschte, war e< unmöglich, daß man sie entdecken konnte, und den Athrm zurückhaltend, hörte sie dir freudig überrascht klingende Antwort Hertha«: „Sie kennen meinen Va'er? O, bitte, erzählen Sie mir von ihm; ich habe lange keine Kunde von ihm erhalten und oft habe ich verzweifelt dem Gedanken Raum gegeben, daß ich ihn verloren habe. Wo und wann habe» Sie lieben Papa zuletzt gesehen?" „In Sumatra, gnädige- Fräulein. Bor einem Jahre war ich »it meine« Beiter, einem hohen englischen Offlcier, in Indien und dort lernte ich Baron v. Bornstcdt, Oberst im achten Infanterie-Regiment Ihrer Majestät der Königin von England, kennen. Deutscke kommen so selten in die indischen Besitzungen und Ihr Herr Vater, Baroneß, hat Wohl nur deshalb den Entschluß gefaßt, englische Dienste zu nehmen, weil seine Frau Mama eine geborene Engländerin war. Weder er noch ich konnten mit Bestimmtheit darauf rechnen, daß ich daö Glück baden würde. Ihnen persönlich zu begegnen, allein auf einen gnädige» Zufall hoffend, trug er mir Grüße an sein Kind aus, dessen Zukunft seine größte Sorge, sein innigste- Gebet ist. O, Baroneß, jetzt kan» ich deu Schmerz begreifen, als er von Ihnen Abschied nehmen mußte, uni einem ungewissen Ziele zuzusteuern. Wenn ich jetzt Ihrem Vater schreibe, baß ich sein Kleinod gefunden, bars ich ihm dir Versicherung geben, daß Sie glücklich, zufrieden sind, daß", seine Stimme sank zum Flüsterton berab, „jene Ver wandten, die er zu Haffen und zu fürchten Ursache hatte, aut zu Ihnen sind und Ihre Ihnen zustehende» Rechte nicht be schränken? Sprechen Sie, Baroneß, der Zufall meint es beule gnädig mit unS, wer weiß, ob eS mir noch einmal vergönnt sein wird, ungestört mit Ihnen plaudern zu könne»." Angestrengt lauschte Nora der Erwiderung Hertha'«, die ein wenig zögernd an- dem Munde drang: „Ich habe keine Ursache, mich über meine Verwandten zu beklage») sie räumen mir die Rechte ein, die mir zustchcn und die ich mir auch nicht rauben lasse» würde, aber zu lieben vermag ich sie nicht- eine unbestimmte Empfindung hindert mich daran. O, Herr Graf, warum hat mein Vater so lange geschwiegen?" „Seine Briefe haben Sie Wohl noch nicht erreicht, Baroneß. In solcher Entfernung können sie leicht verloren gehen, viel leicht auch absichtlich vorenthalten werden. Wollen Sie Ihrem Herrn Vater durch mich Grüße senden, so stelle ich mich Ihnen zur Verfügung; meine Briefe finden den Weg. schließen Sie den Ihrigen bei, e» würde mich glücklich machen, Ba roneß Hertha." Wie Musik berührte die Sprache des Fremden da- Ohr de- lauschenden Mädchen«, dessen Herz stürmisch klopfte, al- sich jetzt da- Paar erhob und an dem Versteck Nora'S vor- llbrrging, wobei sich da« blendende Licht über die beiden schönen, jugendlichen Gestalten ergoß, die Arm in Arm, als gekörten sie zusammen, dem belebteren Theile de« Garten« uischritten, wo ihnen Else in Begleitung eine- hübschen jungen Officier« entgegenhüpfte, um sie an die Tafel zu ziehen. Wie reizend sah Hertba in dem lichtblauen Scidenkleide au«; wie anmuth'g zeichnete sich da- fein geschnittene G« sichtchen, da» jetzt einen wunderbar belebten Ausdruck hatte, von den Weißen Spitzen ab, die wie eine Wolke den schlanken Hal« umhüllten und in reichem Faltenwurf über da- Kleid hinrieselten. Die schönen blauen Augen hingen in eiuem neuen fremden Glanze an der hohen, biegsamen Gestalt ihre« CavalierS, dessen schöne« und vornehme- Gesicht an der reizenden, jugendfrischcli Mädchengestalt hing, der er während der kurzen Zeit der pelsönlichcn Bekanntschaft so nahe getreten war, als wären sie Jugendfreunde, die sich nach kurzer Trennuna wiedcrgesunben hatten. NoraS Antlitz verfinsterte sich mehr und mehr, die Lippen kräuselten sich spöttisch) mit einer ungeduldigen Bewegung schnellte sie von der kleinen MooSbank aus, denn die Gesell schaft im Nachbarhausc hatte sich sür kurze Zeit a»S dem Garte» in die weit geöffneten GesellschastSräume begeben, au« denen nur manchmal ein lautes Wort, ein niniirereS Lache», in das sich die Tanzmusik mischte, zu ihr hinübcr- draiig. Sehr nachdenklich und tief verstimmt kehrte Nora in ihr Zimmer zurück, in da- sie sich einschloß, um ungestört ihren nichts weniger als angenehme» Gedanken iiachhängen z» könne» und einen Plan zu entwerfen, der blitzschnell in ihr a»sgeta»cht war und den auszuführen ihr, wie sie sich kannte, nicht allzu schwer werden sollte. Ein recht böses, bittere» Lachen drang über ihren Mund, als sie, die lange» Flechten anslösend, daS köstlich duftende, seidenweiche Haar wie einen Mantel um sich schlingend, an de» Toilettenspiegel trat, der ihre ganze verführerische Gestalt mit den weiche» üppigen Formen wiedergab. Prüfend musterte sie jede» Zug ihre- Geficktes; ein Ausdruck des Triumphes, der Befriedigung glitt über ihr Gesicht, als sie leise murmelte: „Damit wäre Allen geholfen I Mir, Rudolf, dem Papa und Hertha? — Bah, was kümmert sie mich! Da- Herz eine« edlen schönen Manne« und Millionen zu besitze», wäre zu viel de« Glücke-. Ich werde mit der Eboli sagen: „Wie Ware es, wenn Sie zu einer Theilung sich entschlössen?" Die rauschenden Töne der Ballmusik drangen iu ihr ierlich eingerichtetes Schlafzimmer; vor ihren schlaftrunkenen lugen gaukelten die Gestalten vorüber, die ihre Phantasie beschäftigten, und wahrend sie die Augen schloß, glaubte sie, die Unterhaltung noch einmal zu hören, di, ihr heute so viel zu denken gegeben batte. Unterdesseu amüsirte sich die junge Welt io de' Förster'schen Villa nach Gefallen und knüpfte dabei di« Beziehungen au, die sich oft zu einer augenehmea Fessel zusammenziehen, manchmal sich aber schnell wieder lösen. Else Förster schien noch nicht ganz au-gesöhnt >u sein mit Otto Baumanu, den seine Uniform vortrefflich kleidete und der da« niedliche Mädchen mit bewunderuuaSWÜrdiger Beharrlichkeit umschwärmte, obgleich e< eine schmollende Miene aufgesetzt und da« zierliche NL-chen heut« etwa- hoch müthig emportrng, sobald ihr Ritter ihr seine Dienst« anbot, die Else m»t gnädiger Herablassung annahm, ohne ihm dafür mit ihrem sonstige» süßen Lachem z» belohnen, wie sie eS nur z» gern gethan, wenn nicht noch jene reizende Fremde vor ihren Augen geschwebt hätte, die sie neulich so sehr beunruhigte. Graf Ullrich v. Bredow krackte Hertha seine ehrerbietigen lbigunaen dar, und sie lauschte seinen leisen, oft geist reichen Worten wie einer fremden, süßen Melodie, die sich durch daS Ohr in« Herz riuschmeichelt, um dort feste Wurzeln zu scklagen. Mazor v. Scheiden, der bei dem Banguier Förster accre- ditirt war, hatte den Grasen Bredow in die Familie ein- gcsührt, und da seine Frau und Tochter eine Badereise angetreten, gern die Einladung zu dem Feste angenommen. Seine »liintcren Augen hasteten mit Genuathuung an der edlen Gestalt de« junge» Freundes, der in Hertba v. Born- stedt eine ebenbürtige und anmuthige Partnerin gesunde» hatte und sich, wie cS schien, sehr behaglich j» dem gastlichen Hause de» BanquierS fühlte, iu dem sich Personen au« den verschiedensten Gesellschaftskreisen Berlins bewegten. Da waren Künstler und Gelehrte, Schriftsteller nnd Matadorc der Börse und der Großindustrie mit ihren Familien, iiimitlen der schwarze» Fracks und weißen Westen der Herren iu Civil bewegten sich junge und ältere Qkficiere, die wie die Schmelterlinge um die hübschen Mädchenvlumen herumflattcrten. Lieutcnant Baumanu benutzte eine Tour im Eontretanz, um Else «ine Frage zuziiflüstern, die ein rasche« Roth in ihre Wangen trieb; sie verzog ein wenig den hübschen Mund, che sie ihm schmppisck antwortete: „Nichten Sie diese Frage doch an die schöne Dame, die Ihnen während der Parade so ausnehmend gut gefiel: sie wird Ihnen, Herr Lieutenant, gewiß eine befriedigende Antwort geben." „Else — Fräulein Else, ich verstehe Sie nicht." „OkLnger Io» plnces," commandirte der nnütrv äs vlaiiir Else hüpfte an die Seite de» Grasen Bredow, wahrend Baumanu Hertha in der Tour herumschwenkte. Die neue Tour de« Eontretanzr« führte die Tänzer, die zu einander gehörten, wieder zusammen; Bredow legte sehr bescheiden und saust seine Arme um Hertha « Taille; Bau- mann hielt das geliebte Mädchen zärtlich fest, indem er leidenschaftlich bat: „Liebe Else, ich bin mir keiner Schuld bewußt, sage mir —" E« war ein vernichtender Blick, der den jnngen Mann aus den rehbraune» Augen des holden Mädchen« traf. Einen Moment schien e«, al« zürne Elke wirklich über die Ver traulichkeit Baumann«, dann aber glitt ein schelmisches Lächeln über dir kirschrothen Lippen; ihr Zpr« hielt nicht länger Staad; den Druck seiner Hand ein ganz klein weni- erwidcrnd, raunte sic ihm zu: „Bereue Dein, Sünde, daun soll Dir vergeben sein, denn ein reuiger Sünder ist selbst dem lieben Gott angenehmer al« zehn Gerecht«; abrr rin-
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