Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911119014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891111901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891111901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-11
- Tag1891-11-19
- Monat1891-11
- Jahr1891
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
NbmmemektAHrelA G der Hanptexpeditto» oder den im Stadt- dqirt nnd de» Vororten errichtete» Aus- oadestelle» abgehott: viertellährlich ^14.50. zweimaliger täglicher Zustellnng tu» Hins » 5.50. Durch die Pos« bezogen für Deutschland u,d Oesterreich: viertel,adriich S —. Directe tägllch« «reuzbandseadang irrt Anstand: monatlich 3—. Die Morgen-Losgabe erscheint täglich '/«7 Uhr, bi» Udend-Sn-gabe Wochentag« 5 Uhr. Lrdirtiou und Lrpeditioa: 8ahan»e««afte 8. Di« Expedition ist uaunterbrochea go- tssiet vo» früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filiale«: Ht» »«««'» Sortün. («lfrrH Uaiversiiätsstraße l, Loui» Lüsche» A^harinevsk. 14. pari, »ud Ldoigiplatz 7. Dr»ck und Verlag vou E. Polz i» Leipzig. Morgen -Ausgabe. ewWr Mgtblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. InsertionspreiS Morgen-Ausgabe: di» 6gejpaltei«« Peilt. »eile 20 Nec lame n unter dem Nedaetions- strich (4gejvailen) 50^Z, vor den Fauritien- Nachrichten (6gespalten) 40/E. Ade nd-Ausgabr: die Kgespatlcne Petitzeil« 40 ^.Reklamen unter dem Nedaetionssttick, <4ge,patten> I Famüieiinachnchten und Anzeigen verlorener Gegenstände ügespalten» 20 Gröbere Sckirisleu laut unserem Preis verzeichnis Tabellarischer und Ziffernsatz »ach höherem Tarif. NrNlA-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen. Ausgabe, ohne Posldesörüerung ^4 «iO.—, mit Postbejorderuag 70.—. ^nuahmeschluß für Inserate: Abend-Snsgabe: Vormittag« lO Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh 9 Uhr. vei den Filialen und Annabmeftellen je rin« halbe Stunde srüher. Inserate sind stets an di« 8r»edtti«n zu richte». ^°W. Donnerstag den 19. November 1891. 85. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Freitag, den 20. November, Vormittags nur bis O Uhr gcvssnet. kxpeültlon «leis I^eip/,1»?or I axedirrttoü. Amtliche Bekanntmachungen. Lekauntmachung. Am 7. diese« Monat« sind von »n« Frau Wilhelmin« Hermine Anna Aiigler, Friedrichstr. 29, II., - Marie Therese Loren;. Hochstraße 1K, II., Fräulein Anna Nrtppendors, Burgstraße 11, II., Flau Anna Louise Marie Lteljnrr, Leipzig-Plagwitz, Schul- sttaße II, I., Fräulein Marie Louise Wilhelmine Nollmann, Leipzig. Schleutzig Nr. 26, als Hebammen für den Stadtbezirk Leipzig mit der Maßgabe per- pslichtet worden, daß eine jede von ihnen ohne unsere ausdrückliche Erlandniß au» dem Etodttheile, in welchem sie ihre Wohnung hat, nicht in et»«» anderen Stodtiheil verziehen darf. Leipzig, de» 14. November 1891. Der «ath der Ltndt LetZrtg. VIII. 4280. vr. Tründiin. Dietrich. LrLauntmachuug. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgase« betrug in der Zeit vom 8 bi« 15. November 1891 ini Argandbrenner bei 2,5» Milli- Nieter Druck und 150 Litern stündlichem Loiisum da« I8,6sache der Lwchlkrast der deutschen Norinnikerze von 50 Millimeter Flammenhöht. Dos specisische Gewicht stellt sich im Mittet aus 0,443. Leipzig, am 16. November 1891. Dt« Math» Deputation »>» de« Gasanstalten Da» der Louis« Minna Gehl«« vom GeinetnLevorsland in Lossa am 1. Februar 1889 au»geslellte Dienstbuch ist erstatteler An- zeig« zufolge abhaaden gekommen und iia AusfiudungSsalle anher adzuliescr». Leipzig, am 13. November 1891. La« Polizeiamt der Ltadt Lri-zig. II. 5892. Bretschneider. Tr. Gesucht wird der am 29. Juli 1863 in Freiberg geborene Handarabeiter Paul tzlrnieus Lirhr, welcher zur Fürsorge für seine in Watsenpslege befindlich» Tochter Martha Arid» anzuhailen ist Leipzig, den 14. November 189t. Der «ath der Stadt Lethzi». A. ü. IV». 3390. (rlr»r««»t.) IV». 4308.Hentschei.Hr. Leknnntmachung. Die UnidersitätS-Bibliotliek (4 Beelhovenstraße) ist an allen Wochentagen geöffnet: früh von 9—1 Uhr und (mit Ansnahme des Sonnabend«) Nachmittags von 3—5 Uhr. Der Lesesaal ist geöffnet: früh von 9—1 und Nachmittag« (mit Ausnahme des Sonnabends) von 3—6 Uhr. Die Bücher-Ausgabe und -Annahme erfolgt täglich früh von 11—1 und Nachmittags (mit Ausnahme de» Sonnabends) von 3-5 Uhr. Die Direktion der Universitäts-Bihliothek. vr. Krehl. Oesterreichs Politik aut der Balkanhalbinsel. Graf Kalnoky hat in der österreichischen Delegation einige sehr beachtenswertbc Bemerkungen über die österreichische Auffassung der Zustände aus der Balkanbalbinsel gemacht. Sein Urtheil über Bulgarien saßt cr dabin zusammen, daß die starke innere Stellung der bulgarischen Regierung namentlich auf der bedeutenden Persönlichkeit Stanibulow'S beruhe, welcher die bulgarischen Zustände als genügend befestigt erachte, um eventuell selbst einen Regierungswechsel ohne Er schütterung de« gegenwärtigen Regime«-zu ertragen. Dabei fällt zunächst auf, daß Gras Kalnoky des Prinzen Ferdinand keine Erwähnung tbut, ja daß cr sogar den Fall eines Regierungswechsels in« Auge faßt. Sollte ein solcher in Aussicht stehen? Ist Prinz Ferdinand trotz seiner Erklärung, daß er bi« ans Ende auSharren werde, regierung-müde? In der ungarischen Delegation sagte Gras Kalnoky, daß die Anerkennungsfrage vorläufig in der Schwebe bleiben müsse, da ihre Anregung doch vergeblich sei. Aber er fügte hinzu, daß die Verewigung de« unfertigen Zustandes Bul garien- nicht nur peinlich sei, sondern anck Gefahren in sich schließe. AuS der Vergleichung beider Äeußerungen ergiebt sich, daß Oesterreich-Ungarn die Sacke de« Prinzen Ferdinand als verloren betrachtet und die Zukunft BulgarienS von der Person deS Prinzen »nabbängig beurtbeilt. Dieser Standpunct ist neu und cntziebt Rußland die Hoffnung, durch die Einsetzung eines ihm genehmen Fürste» in Bulgarien dort einen Umschwung berbrizuführen. Die Person des Fürste» ist nach dieser Auffassung nebensächlich, da- Volk bat sich au« eigener Kraft zu der gegenwärtigen Stellung empor gearbeitet und würde fick einen, Fürsten nicht beugen, der eS unter die Botmäßigkeit Rußland» bringen wollte. Rußland steht aus dem entgegengesetzten Standpunct, ihm scheint die Person de« Fürsten Alle«, ein die russischen Inter essen vertretender Fürst von Bulgarien würde diese- Land dem Einstuß Rußland- unterwerfe». Rußlaud bat in dieser Beziehung bereit- Erfahrungen gemacht, denn Fürst Alexander bewegte sich ansang» im russischen Fahrwasser, aber er aerietb bald mit den Wünschen de» bulgarische» Volke« in Streit, und sah endlich selbst die Notbwcndigkeit ein, argen den russischen Einfluß aufzuircten. AIS die russische Regierung den Versuch machte, Bulgarien unter die Eontrole der Generale Kanlbar« ond Skodolew zu stellen, erinnerte sich Fürst Alexander, daß »r e« sei, welcher da» Hest in Händen balle, und verfuhr danach. Dir russischen Seudlingc mußten weichen und Kürst »hat Du«, »»« »>« -rohe Mehrzahl der Bulgare» wünschte. Spater kam der Staatsstreich von Sofia, durch welchen Lstrumclien mit Bulgarien vereinigt wurde, und end lich machte da- Attentat von Gruew »nd Benderew der Rc- serung Alcxander'S ein Ende. Rach seiner Rückkehr ver- uchre er vergeblich die AuSsöbnung mit dem Kaiser Alexander, und als der Fürst daö Feld geräumt hatte, glaubte Rußland die Zeit zur Ausrichtung der Schutzhcrrschaft über Bulgarien gekommen. Jetzt wurde cö aber offenbar, daß Rußland seinen Ein- luß auf Bulgarien überschätzt und Fürst Alexander seine Macht z» gering angeschlagen hatte. Die Sendung de- General» Kaulbar», de» Bruder- de« obengenannten General-, ergab die Unmöglichkeit, Bulgarien auf friedlichem Wege für Rußland zu gewinnen, und jetzt folgte der Kampf» in welchem Rußland die Rolle de» Zuschauer» heuchelte, während c» durch Mittelspersonen gewaltsam in die Entwickelung Bul gariens eingriss. Die Regierung deS Prinzen Ferdinand ist die Zeit der fortwälrenden Attentate, theil» auf die Person des Prinrcn, tdest« gegen di« staatliche Existenz Bul- garicn». Auf Pai itza folgte dir Ermordung Beltschcw'S und aus den begleitenden Umständen ging hervor, daß die Kugel, welche Beltschew lödtete, für Stambulow bestimmt war, ein Attentat gegen den Prinzen ging »ebender. Diese Ereignisse sind »ach russischer Auffassung Beweise für die Unfähigkeit Bulgarien», sich selbst zu regieren, natürlich weil Rußland in die Lage deS Retters zu kommen wünscht. Aber Bulgarien bat trotz dieser schweren Beun ruhigungen und Störungen seiner Entwickelung große Leben-- krast gezeigt und ist noch keineswegs kampsunsähig. Graf Kalnoky stellt Stambulow da« Zeugniß aus, daß er eS sei, welcher diese» Erfolg erreicht hat, die Person de» Prinzen bleibt dabei völlig außer Betracht. Im Gegensatz dazu spendet Graf Kalnoky der hervor ragenden Pcgabung de- Sultan» da« döcbste Lob. Der Herrscher der Türkei liege den StaalSgeschästen mit den besten Absichten und einer Aufopferung ob, durch welche dir Türkei eine bessere Stellung als seil laiiger Zeit errungen habe. Von anderer Seite wurde bekanntlich die Lage der Türkei als ungewöhnlich schlecht dargestellt, die Ans tände auf Kreta, in Armenien und in Arabien wurde» als der Anfang vom Ende auSgegrben, und außer dem wurde der Staat-bankerott der Türkei als unver meidlich angekündigt. Diese abfällige Kritik hat durch die Ereignisse keine Bestätigung erfahren, die Aufstände auf Kreta, in Armenien und Arabien sind theil« niedergeschlagen, theilS liegen sie in den letzten Zügen, die türkisch: Regierung verfolgt die Wahrnehmung ihrer Stellung in Egypten so energisch, daß Lord Salisbury sich bereits zur Anknüpfung von Unterhandlungen verstanden hat, und mit Rußland unterbält die Türkei so gute Beziehungen, daß der Sultan soeben eine Gesandtschasl nach Livadia abgesertigt bat, welche dem Kaiser Alexander eine Einladung, nach Konstantinrpel zu kommen, überbringt. Es wäre ein ganz merkwürdige» Zeichen der Zeit, wenn diese Einladung a» genommen würde. Unmöglich erscheint da» keineswegs, nack dem die französische Republik beim russischen Kaiser Gnade gesunde» hat und die Marseillaise i» Rußland hofsäbig ge worden ist. Hat doch eine Einigung über die griechische Patriarchenfrage und über die Dardanellenfrage stattgrsunden, warum sollten so offenbare Beweise beiderseitigen guten Eiu- vcriiebmcnö incht durch einen Besuch de- Kaiser» Alexander in Dolma-Bazdsche besiegelt werden? Oesterreich Ungarn hat da» Streben, mit der Türkei im besten Einvernehmen zu bleiben, und deshalb erklärt Graf Kalnoky feierlich, daß Oesterreich niemals daran gedacht bat, seinen Besitz aus der Lalkanhalbinsel zu erweitern. Bosnien und die Herzegowina waren als Hinterland der Südostarenzc für Oesterreich-Uuaarn unentbehrlich, aber niit den übrigen äußerst störrischen Bewohnern der Balkanhalbinsel will Oester reich nicht« zu tbuu haben. Tic auf die Türkei bezügliche» Milthcilungen an die österreichische Delegation hat Gras Kal- noky mit einer an Heiligkeit streifenden Erregung gegeben, welche das Streben vcrrälb, damit da» Ohr de« iLuitanS zu erreichen. Es ist in neuester Zeit so viel davon gesprochen und geschrieben worden, daß Oesterreich seine Begehrlichkeit auf Salonichi gerichtet babe, daß die kategorische» gegcn- tbcilige» Erklärungen de» Grafen Kalnoky in Konslaiitinopel nicht unbemerkt bleiben können und dort den beabsichtigten Eindruck sicher bervorbringen werden. Auch die neuesten Er- llärungen des Grase» Kalnoky zeigen die Vielgestaltigkeit und Schwierigkeit der internationalen Lage und weisen außerdem darauf hiu, daß der Dreibund »och manchen Rückhalt besitzt welcher seine Gegner zur Vorsicht mahnt. * Leipzig, IS. November. * Dem Reichstag ist ein Gesetzentwurf zugegangen betreffend einen Zusatz zum Artikel 3l der ReichSversassuiiz über die Immunität der Abgeordneten, wonach die Be stimmung diele« Artikels keine Anwendung finden soll, wenn die Zeit der Vertagung de- Reichstag- eine Frist von 30 Tagen übersteigt, klebrigen» liegt die Frage der .Immunität" der RcichStagS-Abgeordnetcn während der Ver tagung de« Reichstag- jetzt dem Reichsgericht vor. bei welchem die Revision bezüglich des Unheil» gegen den Abg. Schmidt beantragt ist. Die Verhandlung vor dem Reichsgericht siebt in etwa 14 Tagen in Aussicht. * Der Redacteur der in Magdeburg erscheinenden socialdemokratischen .VolkSstimme", Kvsirr, hat sich, wie von dort bekannt wird, der Verbüßung einer gegen ibn erkannten Gesängnißstrase durch Flucht nach der Schweiz entzogen. * lieber da» Ergebniß der am Dienstag in der dritten Elaffe der Wahlberechtigten statlgehabten Stadtvcrord netenwahlen in Berlin wird gemeldet: ES waren l Wablen zu vollziehen. Die Liberalen hatten von den zur Wabl stehenden Mandaten 8 zu vertbeidigen, die Bürger partei 4 und tue Sveialdemokratie 3. Die gestrige» Wahlen basten wieder ein große» Anschwellcn der socialdemokratiscken Stimmen ergeben , in einzelnen Bezirken hatte sich seit der letzten vor seck» Iabrcn ersolgten Wahl dir Zahl der Wähler um über 100 Proc. vermehrt, der 12. und der 40. Wahlbezirk hatten über 10 000 Wähler. Diese großen Wahlbezirke waren zwar in sech« Unterabrhrilungeu »erlegt. Dir Wahl selbst vollzog fick im Großen und Ganzen ruhig; die Zusamiueu- teUung de» Wablreliillars aus dem 40. Wahlbezirk (bis her Geriete, liberal) war in der zwölften Stunde noch nicht vollendet, so daß uns nur die Wublresullale au» I I Be zirken vorliegen. Es wurden in diese» 14 Bezirken definitiv gewählt: 3 Liberale, und zwar im 1'.»., 21. und 28. Bezirk; ferner 6 Soeialdemokralen, und zwar 12, 14., 25»., 26,27. »nd 28. Bezirk Bürgerpartcilcr >n> wurden im ersten Wahlgang nicht gewählt. Stichwahlen habe» 5 slattzusinden, und zwar 4 zwischen Liberalen und der Bürgerpartei und 1 zwischen Liberalen und Soeialdemokralen. Die Liberalen staben von istren innegestabten Mandate» definitiv I, die Bürgcrparlci 2 an die Socialtcmokraten ver loren, so daß also letztere 3 Siege zu verzeichnen staben. In den socialdeinokratischen Versammlungen, deren gestern 7 stalt- sandcil, herrschte ob des Ausfall» der Wahl großer Jubel. » « 4° * AuS Wien wird vom 17. Rovember geschrieben: Nickt weniger als sieben Interpellationen wurde» beule im Abgeordnetenhaus e über die sa Ischen Alarm- nachrichtcn gestellt, welche am verflossenen Sonnabend den EonrSsturz an der Wiener Börse zur Folge batten. Jede einzelne Fraction scheint cS für Ehrensache z» halte», in dieser Angelegenheit da» Wort zu nehmen, denn icde Interpellation rührt von einem andern Eluh her. Tie Regierung wird darin in den verschiedenste» Abstufungen der Entrüstung gefragt, ob sie eine Untersuchung einleiten wolle, um die Urbeber der falschen Nachricht zu eruircn, zur Verantwortung zu ziehen und möglicherweise der Bestrafung zuzufübrcn. Graz Taaffe war zur Zeit, als die Interpellationen verlesen wurden, nicht im Hcuise anwesend; mau berichtet, daß cr bei dem beute Morgen hier augekoiumeue» Kaiser zur Audienz beschicken war. Gleichwohl wird eS für möglich gehalten, daß die Interpellationen noch in der heutigen Sitzung be antwortet werden. Die anliliberalen Fractwneu sollen be absichtigen, den Antrag zu stellen, daß über die Antwort der Regierung eine Debatte eröffnet werde, und die übrigen ElubS olle» nicht abgeneigt sein, einem solche» Anträge, wenn er gestellt wird, zuzustimmcn. * Bei der Wahl de- Obmann», de» ObmannS- kellvertreter» und der übrigen Inuctionairr für den czechischcn LaiideSculturrath in Prag siegten die Jung- czcchen. Heute Vormiltag fand unter dem Vorsitz de» Fürsten sodkowitz die constituireiidc Sitzung der czechischeu Scctivn de» LandeSculturratbS bei Anwesenheit fast fämmtlicher Tclegirlen statt. Tie jungczechischen Deputirle» brachten eine Erklärung ein, daß sie im Interesse ihrer Mandatare an den volkSwirthschaftliche» Bcrathungen Mitwirken wollte». * Gestern hat da» r»mä nischc Ministerium de» Acußcren die Ratificationen der Eonvenlion betreffs de» An- chlusscS a» die ungarischen SkaatSbahncn auS< gewechselt. — Aus Grund de- Votums der Commission ür die Heeresverwaltung, welche« die Einsührung deS Männliche»- oder MausergewedreS empfahl, bat der KriegSniinister die Lieferung vou >00 000 Gewehren aus geschrieben, woraus die Firma Mannlicher jetzt da- vor tbeilbafteste Anerbieten gemacht bat. * Wie man aus Stockholm schreibt, dürste die auf. sehcncrregende Angelegenheit deS norwegischen Pastors Oste dal, welcher bekanntlich viele Jahre hindurch eineu unsilt licheu LebruSwaubel führte und jüngst nach einem öffentlichen Bekenntnisse dieser Thalsache in der Kirche aus dem Amte schied, auch für den Vorgesetzten de» Genannten, den Bischof Heuch, unangciichme Folge» nach sich riehen. Es soll näm lich erwiesen sein, daß dieser Kirchriifürst schon vor einiger Zeit von dem scandalösen Treiben Oftcdal'S Kenntniß erlangt stabe, jedoch bestrebt gewesen sei, die Angclcgenbeit mit Rück sicht aus die Moderaten-Partei, zu deren rührigsten Mit gliedern der Pastor zählte, zu vertuschen, um die Aussichten der erwähnten Partei bei den kürzlich ersolgten Stortbiiig> wählen vor einer Verschlimmerung zu bewahre». Die öffent lichr Meinung in Norwegen verlangt eine rücksichtslose Unter suchung der peinlichen 'Angelegenheit nach allen Richtungen. * Die „K. Z." bringt folgende Meldung ihre» Peters burgcr m itilairischcn Berichterstatter», der russische KriegSniinister habe neulich in vertrautem Kreise geäußert, die KriegSvorbercitungen würden durch die in Folge der HuugcrSnoth verursachlcu staatlichen Ausgaben in keiner Weise aufgchalten, vielmehr solle sogar die Gewekrlieserung beschleunigt werten, die eben befohlene Bildung eine» Feslungsartilleric-Bataillons in Zegrz sei nur ein Glied in der Kette der fortwährenden Vermehrung der russischen Festungstruppen, namentlich der Festungsartillerie; die Kosten spielten hierbei keine Nolle, da dem KriegSminister au etliche Jahre hinaus noch riesige Summen zur freien Ver fügung ständen * Herr v. Gier», der russische Minister de- Acußern. hat seine Reise von Wiesbaden nach Paris angetrete». Er gebt über Stuttgart und wird am Donnerstag in der fran zösischen Hauptstadt rintresscn. Den eingestandenen Zweck der Reise bildet bekanntlich der Wunsch de» Minister», die Familie seine« SobneS zu besuchen, welcher Botschaslsralh in Pari» ist; dech wird die Annahme, daß die Pariser Reise de» Herrn v Gier- auch eine politische Bedeutung babe, durch den Hinweis auf deren Familienzweck schwerlich beseitigt sei», zumal man cS sich in Pari» voraussichtlich nicht wird nehmen lassen, dem russischen StaalSmannc lärmende Aus merksamkeilen zu erweisen. Die Meldung, daß Herr v. GierS aus directe» Besebl de» Zaren nack Pari- gehe, mag unrichtig sein; jedenfalls hat er die Genehmigung de« Zaren Dem Besuche in Monza, welchem so nachdrücklich der Charakter eines FriedenSsymptomcS ausgeprägt wurde, folge der Besuch in Paris, der die bedenkliche Eigenschaft haben wird, einer ersten Erwiderung des Flottenbesuchc« vor Kronstadt ähnlich z» sehen. * Wie man aus Petersburg meldet, wird sich der ReichSrath demnächst mit der Prüfung eines Entwurfes be fassen, welcher neue Vorschriften für Fremden an siedlungen in Rußland zum Gegenstände bat. Diesem Entwürfe zufolge sollen fremd« Ansiedlungen außerhalb der Städte in Zukunft nicht mehr gestattet und die Ausiedltr von dem Ankauf, sowie dem Pacht von Liegeaschaflrn auSgrfchlofsrn werden. An nahmen hiervon werden nnr in gewiflea Fällen und zwar ausschließlich durch die oberste Verwaltungsbehörde bewilligt wertcu können und zwar unter besonderen Bedingungen, unler welcken au erster Stelle und unerläßlich die Amiabme der russischen Staatsdürgerschast siauriren wird. De» Wcilercn werde» diejenigen fremden Ansiedler, die bereits Immobil n erworben staben, dieselben in Zukunft nur unter der Boraus- etzung behalten können, daß sie in de» russischen Staat > verband treten und eine gewisse Kenntniß der russische» Sprache, sowie der wichtigsten SlaatSgrundgesetze de« Reiches Nachweisen. * Die Petersburger „Börsenzeituna" meldet gerücht weise, es solle eine an» hochstehenden Persönlichkeiten be- tchcntc Negierung» - Evmmissioii gebildet werden, welche die gesammlc Vollsverpstegung in den NothstandSgcgente» leiten, Korn eintausei» und vertbcile», bczw. verseudcn solle. * Die Abreise de» Marschalls Fua Pascha und de» Gebeiinseeretair» des Sultans Kiasim Bey nach Livadia zur Begrüßung des Zaren im Namen deS Sultan« ist aus Sonnabend festgesetzt. Lolonialpolilisches. Da« Gefecht gegen vie Waromsto mkulia. Ter schon erwähnte Bericht 1)r. Peter» an den (Avuverncnr vo» Loden lautet »ach dem „Deutschen Cvlonialblatt": Kiliinandscharv-Llativn, Len 8. August l89l. Euer Excellcuz beehre ich mich über meine Expedition nach ffiombo und den dabei staltgchable» Tod de» Sergeanten Schubert Nach- 'olgendcS ganz gchorjanisl zu berichte». Ich unlernayin die Neste nach Nouibo au» zwei Gründen: eincr- elts lag es mir daran, mir eine persönliche Kennluist vo» diesem Lande zu verschaffe», andcrerjeils war cs »vlyig, einige politstche Vlngclegenheilkn in Nombo zu regeln. In Nouibv gicbt es zwei Parleien.die eine unter der Führung des mächtige» Hauptliug Z K i n a b o Hai sich uns angejchlvsscu, die andete, bejondcro stark in Noiubo mkulia, venveigcrt die Anerkennung der kaiserlichen Autorität. Nu» würbe mich die» an sich verinulhlich nicht zuin bewaffneten Einschreiten »er- aiitaff'en. Es kann für die kaiserliche Belwaltuiig ziemlich gleich- gütig sein, ob hier und da ein Landkrhanplling sich wcigtN, die deustche Flagge anznnehme»: mit der wcilercn Entwickelung werden ie doch euier nach dem andern von selbst zu uns kommen. Erst dann würde ich ein bcwassnclcs Einschreiten sür angezcigt ktachte», nxnn irgend welche Jutcre»eu winhjchastlicher Art durch diese Ab- lehuuuH gelckHLlgl würden. Ich würde also in Nombo mkulia »uc dann elngeschttltkn sein, wenn delistche Schutzbefohlene dort entweder Haudcl oder Ackerbau treiben wollten und durch die Haltung der «ullane darun verhindert würde» Anders stellt sich die Sache, wenn die Nvinbvleute sich ihrerseits Uehergrisse erlauben. Oberhalb und unterhalb des LulturgurtelS am Kilimandscharo lausen die sogenannten „neutralen Plade", aus denen sich der Verkehr vou Stamm zu Stamm vollzieht. Tie Sicherheit dieser Wege zu gewährleiste», kann von den vesreundeleu Stammen in der Lhat als eine der Haupipslichtcn sür die kaiserliche Ver waltung ongeg'h»» ,verden. Eine Vernachlässigung dieser Pff:cht wurde unniilielbiir eine Schädigung des lai-erlichr» Ansehen» im Allgemeine» zur Folge haben. Nun liegt hinter Nombo mkulia das Land Useri, welches die deutsche Flagg» sührt, und wo ich „neu Posten von drei Sudanesen eingerichlet habe. Au» Isteri sollte eine Tepumtlv» von drei Mann zu mir hierher geschickt werden. Tieselbe wurde von dein Waromdo-Sullan Klsengi erschlage». Ties »rsuhr ich am Freitag, den 28. August. Ich schickte sofort zwei Bote» nach Useri, nin unsere» Freunden dort inilzutheücii, daß ich kommen würde, um diese Angelegenheit persönlich zu erledigen. ^ lese Bot- jchast schickte ich durch zwei Leute des Sultans Mareale. Am Sonntag, den 30. August, brach ich mit 15 Sudanesen, 25 Suaheli- AsikariS und 24 VagaslS in Begleitung des königlich bäuerischen PremierlieiilenaiitS der Reserve Herrn Freiherr» v. Pechmann und d»S Sergeanten Schubert nach Nombo out. Herrn Ehes Johannes hatte ich erjnck», mit ebensoviel Mann den Westen deS Kilimandscharo bis Itibonaio zu bereisen. Herr Lieutenant von Bronsart war unlerwegs, um Geriuhjchajtea und Lasten von Mastude heraus zu escvrurea. Ich lagerte am Sonntag, den lü). August, bei dem uns be freundeten Sultan Malamia, am Montag, den 31. August, bei dem ebenfalls befreundeten Sultan Bararia, zwei Stunden von Tavcta. Hier ersuhr ich, daß die Warvmbo mlnlia meine beiden Boten »och Useri unweit Keroa ausgegrissc», ihnen die Hände ab gehackt, die Augen ausgerissen und sie dann getovtei hätten. Am Dienstag, den l. September, marschirte ich in Nombo ein, indem ich Befehl an die befreundeten Sulla»« schickte, ihre Eoiiiingrnte beim Sultan »inabo zu mir stoßen zu lassen Mit dem Sergeanten Schubert hatte Ich vorherr eine dirnstlickie Besprechung, in welcher Ick, ihn erstickst», mir zu erklären, ob er sich stark genug fühle, mit den zur Verfügung stehenden Asikaris eine Exeeution gegen Nombo mkulia zu übernehmen oder aber oo ich zu Herrn Ehes Johanne« um Verstärkung ickffcken solle. Sergeant Schubert erklärt» Letzteres in eniphalstchstcr Weise für unnblbig, und er batte vom militairischen Standpiincte an» auch Recht. Ta dieser Mann, dessen Energie, Umsicht und Ergebenheit ich nicht genug anerkennen kann, die Verhältnisse von Nombo durch Augenschein kannte, so war sein Urtdeii in dieser Angelegenheit sür mich entscheidend. Nombo wird von einer weiten Mulde, in deren Mitte etwa die Kilimandscharo-Stalion liegt, durch eine ans den Jipe-See zu vor svringende Hügelkette abgegrenzt. Während umere Mulde da breile Bett sür die seiner Zen herabstrSmenden Lava,nasse» war und demnach durch gewaltige Langsihäler, vom Berg in die Ebene hstim ael,»»zeichnet wird, scheine» die Hügel von Nombo durch Ve. schiebung der Erdoberfläche in Folge der starken vulkanischen Slvs: des Kilimandscharo entstanden z» sein. Eie lagern sich ilnregei- mänig meistens parallel zum Berge nnd lmben keinen directe» Zusammenhang mit demselben. Die Wasser des Berge» fliesten demnach auch fast alle an unserer Seite gegen Südosten ab. Nombo speist nur den Lumi-Flnß und ist wasserarm. Die Walichagga vier und die Warombo scheinen auch zwei ganz verschiedenen Nass» anzugehoren. Sic verstehen einander nicht und leben seit jeher in Todseindichast. Ich glaube, dle Warvmbo sind den Wakamba nahe verwandt. Wenn man über dle be grenzende Hüg Ikette hinübersteigt, erscheint Nombo bi» zu den Useri-Hügei» wie ein unübersehbares Dickicht von Bananen, aus denen sich taseliürmige Berge theüs isolirt, theil? ln Ketten kabl eiilporhcbeit. lieber dem Bananen^Lurtel erblickt man links den dunklen Urwaldstteiien, während das Auge recht« über die u». bemessene Steppe hlnschweift, aus welcher sich wiederum die Er- Hebungen Teile.« und weiter im Norden Ukamba« am Horizont abzclchnen. Ugueno »nd der Jipe-See sind nicht mehr sichtbar, dafür gewahrt man unten am letzte» Abhang der Tschimbi-Hüget den kleinen Dschaia^See. Die echte Massai-Siepp« dehnt sich » unseren Füßen au«. Des Nacht« in der Dunkelheit ziehe» gewaltu.e Steppenbrände an dem Panorama vorüber. Ter Echneegipsel de» Kibo verschwindet »Ninälig hinter deui Kimaweusi, ein Zeichen, daß wir dein Nordosten des Berge» nabe sind. Ans den Höhr,» sieht man hier und dort die deutsche Flagge wehen. Der elftere größer« Häuptling de» Lande« ist der Sultan Ma« «»»dera. Ich hatte bei Bararia erfahren, daß derselbe in sei»«»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite