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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.11.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911121020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891112102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891112102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-11
- Tag1891-11-21
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Leipzig, 21. November. * In der am^lS. d. M. unter dem Vorsitz des Vice- Präfidenten dcS Slaatsministerinms, StaatSseeretairS des Innern vr. v. Bocttichcr abgehaltenen Plenarsitzung des Bundes rat HS wurde über mehrere Eingaben in Zoll- und Stcuerangclegcnbcitcn Beschluss gefaßt. Dem Entwurf einer Verordnung über Las Bcrufungsvcrfahren beim Reichsgericht in Patentsachcn ertbeiitc die Vcrfanim- lung die Zustimmung, genehmigte die Berechnung der »ach dem Entwurf deö ReichöhanshaltS Etats für 1892 9.7 zur Deckung der GcsammtauSgabe auszubringcndcn Matrieular- bciträae und beschloß, den Eingaben dcS EuratoriumS dcS Real-Gumnasiumö zu Duisburg und der Patronate, Eura- lcricn, Direclionen und Lebrcr-Eollcgieii anderer Real Ghm- nasien, betreffend die Zulassung der Abiturienten von Rcal- Gnmnasicn zum medicinischcn Studium, eine Folge nicht zu geben. Die Denkschrift über die Ausführung der seit dein Jahre 1875 erlassenen Anleihe-Gesetze wurde dem Ausschüsse für Rechnungswesen übergeben. * Bekanntlich legt der Staatssecretair des ReichSschatz- aiiiles, wenn er die Debatte über den ReichsbauShaltSctat cinleitct, den Schätzungen über die Ergebnisse des laufenden EtatsjahreS die Einiiakmeii der ersten sieben Monate dcS Jabrcs zu Grunde. Ter Ausweis über die Hauptcmnal'mcii des Reiches liegt nunmcbr bis Ende Octobcr vor. Danach haben die Zolle 203F Millionen eingcbracht, der IabrcSertrag aus denselben würde danach aus 349 Millionen zu schätzen sein. Veranschlagt sind sie im Etat für 1891/92 aus 314,«; Millionen. Die Zölle werden demnach voraussichtlich ein Mehr von 34«/, Millionen ergeben. Die Tabaksteuer bat bisher 8 Millionen eingcbracht, auS ihr dürsten am Ende des Jahres 13 Millionen oder 2>/» Millionen gegen den Etat mehr vereinnahmt sein. Tic Brannt- wcinvcrbrauchsabgabe dagegen bat bisher 63,9 Millionen erbracht, sie ist in ihrem IabreScracbniß aus 109 Millionen zu schätzen und würde damit eine Million unter dem Etats anschlag erbringen. Die Euniabme der Reichsstempclabgabe betrug bis Ende Octobcr 14 Millionen, sic ist für daö Ende des Elatsjahrcs auf 24 Millionen zu schätzen. Sic würde damit 2 Millionen weniger einbringen, als im Etat vor gesehen ist. Wenn wir somit die Einnahmen in Betracht ziehen, welche abzüglich der 130 Millionen an Zöllen und Tabaksteuern den Einzelstaatcn überwiesen werden, so crgiebt sich, daß dem voraussichtlichen PluS bei Zöllen nnd Tabaksteuern in Höbe von 37 Millionen ein Minus bei der Branntwcinverbrauchsabgabc und der Stempcl- abgabc von 3 Millionen gegcnüberstcht. Es würde sich danach ein Mebr an llcbcrwcisnngcn von 3 t Millionen ergeben. Wenn diese Summe auch noch nicht die Hälfte deS für das Iabr 1890/!«! erzielte Plus an Ucberwcisungcn er- giebt, so dürfte ein solcher llcberschuß über den Etat doch mit Freude zu begrüßen sein Allerdings kommen noch die zebn Millionen Erböhnng der Malricularbeiträge aus dem zweiten NacbtragSclat in Betracht. Für die der Ncichscasse ver bleibenden Einnahmen ist eine ähnliche Schätzung nicht mög lich, weil einmal die Ergebnisse der großen Betriebsverwaltungen bis Ende Octobcr noch nicht vvrliegcn, sodann die Zuckermaterial- sleuer sich in ihren Einnahmen gegen den Schluß des Etats- jabrcs ganz besonders zu ändern pflegt. Einzelne Schätzungen kennten jedoch jetzt schon vorgenommcn werten. Sv dürste die Znckerverbrauchsabgabc nach ihrer bisherigen Einnahme von 31,8 Millionen insgesammt 54 Millionen oder >>/, Mil lionen über den Etatsanschlag ergeben, die Salzsieucr mit gegenwärtig 23 Millionen nahezu 4«> Millionen, also I Mil lion unter dem Anschlag, die Branntweinmaleriatsicuer mit gegenwärtig 9.6 Millionen insgesammt etwa 16 Millionen oter nahezu 3 Millionen weniger als der Anschlag, und die B.ausiener mit jetzt 14,5 Millionen am Ende des IabrcS etwa 25 Millionen oder etwa 2 Millionen mehr als der Etatsanschlag. Einem Mehr von rund 3«/, Millionen würde demnach an bei der Reichscafse verbleibenden Verbrauchs steuern ein Weniger von rund 4 Millionen gegenüberstehcn. " lieber die Stimmung, in welcher die ReichstagS- arbciten diesmal begonnen worden sind, entwirft eine Zu flbrist der „Alla. Ztg." eine trübe Schilderung, der wir Folgendes entnehmen: „Ter Wiederzuiaiilmentritt des Reichstags ist bei Anwesenheit einer verhällnistuiastig ansehnliche» Zahl von Abgeordneten ersolqt. Aber wenn man bcn letzteren eine Anerkennung des Eiftrs nicht versagen kann, so läßt sich leider nicht zugleich behaupten, das; dieser Eifer von einer entsprechenden Frcudigkcft gelragen sei. Tie Stimmung, in welcher dasReich «Parlament sich soeben zusammenfindet, hat ihrcsgeichen nicht gehabt, jo lange der Reichstag besteht. Mistiiliith, Zerfahrenheit, iv obin man blickt ... . Es ist nicht nölhig, in eine nähere Erklärung dieser Erscheinung eiuzMrcten. Nicht verschweigen aber bars nian die eine Beobachtung, die Einem >eden Augenblick ent- 'egcnlrilt, Las; das Wort Votum.suprvma le» allenvärts cus die Gemüthcr eine wahrhaft unheilvolle Wirkung ausgeiibt hat. Tieie Andeutung mag genügen für die Richtung, m welcher sich die politische Verstimmung vorzugsweise bewegt." * Die „Ham bürger Nachrichten" schließen einen Leit artikel über den „ewigen Frieden" mit folgenden zu treffenden Bemerkungen: Es muß vor diesen Friedcns-Conqresien und „Lelzwcig".Gesell schaften um so riudringlichcr gewarnt werden, weil »S einmal in der menschlichen Natur liegt speetell in der;enige» des Deutschen zu hoffen und zu träume» von dem goldenen Zeitalter. Wer das ihn» will, soll es für sich thun im einsamen Kämmerlein: aber wer mit solchen unerfüllbaren Träumen dinanetritt aus den Markt da Öffentlichkeit und nach diesen anaussührbaren Idealen unserem socialen und politische» Lebe» Ziel und Richtung anweisen will, der macht sich einer Täuschung seiner Mitmenschen »chutdig. Ter „ewige Frieden" ist und bleibt ein Phantom. Dagegen ist und bleibt rauhe Wirklichkeit — der ewige Krieg. * Der bereits erwähnte Antrag i» Sachen der Börse ist von den Algz. Gras v. Ballcstrcm (Eentrum), Graf von Bebr-Bebrenboff (Rcicbsparlei) nnd Frbr. v. Mantcufscl (deutsch eonscrv.) beim Reichstag eingcbracht und lautet: Ter Reichstag wolle beschließen, die verbündeten Regierungen zu ersuche»: 1) Dem Reichstage noch im Laufe der gegenwärtigen Session eine Gesetzcsvorlage zu mache», in welcher dem Mißbrauch des Zeitgeschäftes als Cpielgcschäst sowohl an der Börse wie anderwärts, numemlich in den sür die Polksernährung wichtigen Artikeln durch cingreisende Bestimmungen ans dein Gebiete des Strafrechts und deS bürgerliche» Rechts entgegengetretcu wird; 2) dahin zu wirke», Last die Börsen und der Geschäftsverkehr an denselben einer wirksamen staatliche» Aussicht unterstellt und dadurch ihren wahre» Ausgaben für Handel und Verkehr erhalten werden. Ter Antrag trägt die Unterschriften aller Mitglieder des EenlrumS und der Ecnservativen. Die nationalliberale Fraktion des Reichstags bringt ikrerscit« einen Antrag ei», welcher uni Vorlegung eines Gesetzentwurfes gegen die Ver- untrennng von Depots und gegen das Börsenspiel ersucht, insbesondere die Bestrafung der Unterschlagung von Depots mit Zuchthaus und die Unklagbarkeit der reinen Differenz- Geschäfte verlangt, außerdem eine Verschärfung der EoncurS- Gcsetzgcbung in Erwägung stellt. * Das unverfrorene Gebabren der im vorliegenden Falle an einem Strange ziehenden dcmvkratisch-srcisinnig ultra- monlancn Presse, die dem Fürsten Bismarck in Berlin dargebrachten Huldigungen zu verkleinern und als anti semitische Ovationen darzustcllen, hat durch die von unS mit- getheiltenSchilderungen von Tbeilnchmern an dieser Huldigung seine nachdrücklichste Widerlegung gesunden. Und immer finden sich noch Stimmen, welche nicht nur den hohen Grad der Begeisterung für den Fürsten Bismarck, sondern auch den hohen Bildungsgrad der Huldigenden bestätigen. So beißt es in einerZuschrist an die „Rationalzcitung" seitens eines lang jährigen Freundes und Abonnenten. nach einen« Hinweis auf die polizeilichen Absperrungsmaßrcgeln: „Rücksicht auf den Fürsten Bismarck konnte doch wobt nicht der Grund der Maßregeln gewesen sein; es handelte sich doch nicht um einen Volksauslaus, sondern um gebildete Schickten de» Volks, denen genügende Urtheils-Bcfähignng zuzirsprecken ist, um dffr Grenzen selbst zu finde», die derartigen Ovationen gesteckt sind, um nicht aufdringlich zu werden. Glaubt man denn auf diese Weise der Begeisterung für den Fürsten Einhalt zu gebieten? Das Bolk bat doch wohl ein Recht dazu, dem Manne, dem es so viel verdankt nnd der so viel schnöden Undank crsabrcn, seine Anhänglichkeit zu beweisen! Dem Volke ein solches Recht nebmcn, wäre eine Vergewaltigung, gegen die sich alle Patrioten und die Presse voran wie ein Mann erbeben müßten." „Ein früher sehr rcgierungssreund- sickcr Abonnent." * Das Gesammtresultat der Reich stagswabl im Wahlkreise Gcrdaucn - Raslenburg - Friedland ist folgendes: Graf Stolberg (cons.) erhielt 9012, Papen- dicck (frcis.) 7l75, Lorenz «Socialdcm.) 438 Stimmen. Da im vorigen Jahre 8978 conservative, 7138 freisinnige und 637 socialdcmokratischc Stimmen abgegeben worden, bat sich die Stimmenzahl der in Betracht kommenden Parteien so gut wie gar nicht verändert. Gegenüber den jüngsten Er folgen in Tilsit und namentlich in Stolp ist dieser relative Mißerfolg der Freisinnigen bcacknenswerth und verdient einige Bcmertungen. Ten Wahlkreis Stolp batten sie niemals vvrker besessen und cS auch nie auf eine sehr erhebliche Majorität gebracht; um so verblüffender war der plötzliche Sieg und er wurde weidlich im Parteiinlercsse ansgebeutct und aufgebauscht. Den ost- preußischen Wahlkreis Raslenburg ballen dagegen die Frei sinnigen schon einmal (1881—84) besessen und dort stelS eine Stimmcnzabl aufgebracht, die nicht weit hinter der conser vativcn Mehrheit zurückblicb. Aebnlich lagen die Verhält nisse in Tilsit; die Eroberung de« letzteren Wahlkreises mvcble daher als ein günstiges Vorzeichen sür die Rastenburacr Wahl betrachtet werden. Diese Hoffnung aber ist getäuscht Worten: die Freisinnigen baden seit der vorigen Wahl keine Fortschritte gemacht. Ter große Umschwung in ländlichen Kreisen, von dem nach den Erfolgen von Tilsit und Stolp so viel geredet wurde, scheint also doch noch sehr zweifelhafter Natur zu sein. * Der preußische Minister des Innern hat nunmehr, wie der „Nat. Ztg." berichtet wird, die erste Instruction zur Aus führung der Landgemeindcordnung, und zwar über die erstmalige Bildung der Gemeindeversammlungen und Gemeindevertretungen, durch Circularversügung an die Ober- präsitenlen und Regierungen ergehen lasse». * Nach einem Telegramm der „Kreuz Ztg." erklärt der Abgeordnete von Rauchhaupt in der „Haitischen Ztg" das aufgctanchte Gerücht, daß er sein Mandat für das Abgeordnetenhaus nicdcrlcgen wolle, für unrichtig. Er wolle »ur in der nächste» Session sich nicht wieder in dem bis herige» Maße bctbcisigen, La seine Stellung jetzt eine größere Arbeitskraft erfordere. ^ Der Gcbcime Conimcrzienrath Krupp weilt gegen wärtig in Berlin, um unter eigener Aufsicht die sür die Fortisicalion der Insel Helgoland angcferligtc» Modelle ausstellcn zu lassen. * Die atlantische Ber kehrsbauptstraße zwischen Europa und Nordamerika ist nach und nack zu einer Scbiffs- freauen; berangewachsen, daß man mit Fug und Reckt von einer ununterbrochenen Folge herüber- und binübcrgebender Massenlransxorlc reden darf. Mit dem Wachstbum der Frequenz steigert sich auch die Zahl der Unjälle, deren Ur sachen lediglich in der Ueberslllle deS Vcrkcbrö z» suchen sind, und immer dringender wurde die Nolbwcndigkeil grünblick,er Remedur empfunden. Man braucht, um LaS begreiflich zu finden, nur daran zu denken, daß gegenwärtig die Fahrtstrecke Liverpool New Aork in weniger als secks Tagen zurückgclegt wird, während vor 50 Jahren der Dampfer „Great Western" als ei» Weltwunder angestaunt wurde, als er in 18 Tagen von Bristol nach New /)ork dampflc Uebertraf er damit doch die „Savaunab", ein amerikanisches Fahrzeug, wrlches zur Fahrt von New-Aork nach Liverpool, unter freilich nur subsidiärer Zuhilfenahme der Dampskraft, manze 26 Tage gebraucht halte, nm ein volles Viertel ersparter Zeit. Damals hatten die atlantischen „Schnellsabrer" keinerlei Ziisanimcnstößc unterwegs zu besorgen, außer etwa mit den Eisbergen ans der Höbe von New Fon»dla»t. Der Sckftsss- vcrkcbr zwischen der Alten und der Reuen Welt steckte damals gleichsam noch in den Kinderschuhen, und die fast allein gebräuchlichen Segelschiffe konnten, weil vom Winde abhängig, nicht die kürzeste Linie cinbaltcn, sondern mußten mit dem Winke geben. Die inodernc» Dampfer kolosse durcheilen den Raum auf der geradesten, weil kürzeste» Verbindungslinie und erkaufen die größere Schnelligkeit ans Kosten der Fabrsickcrbcit. Um nun wenig stens der Eventualität eines Zusammenstoßes beim Begegne» möglichst vorzubcugcn, ist soeben. wie Londoner Blätter melde», zwischen de» tonangebenden transatlantischen Dampser- gcsellschaslen ein Abkomme» dabi» getroffen worden, daß sür Ans und Rückfahrt zwei verschiedene vceanische Straßen ver einbart sink, so daß bei ordnungsmäßiger Beachtung dieser Bestimmung eine Evllisivn einander in voller Fabrt begeg nender Schiffe ausgeschlossen erscheint. Das Risiev eines ZnsainmenstoßcS mit einem Segler bleibt allerdings bestehen, allein cs ist doch vcrbältnißniäßig unbedeutend im Vergleich mit der der Katastrophe eines ZusammenprallS zweier Danipser, die jeder 2» Knoten und mehr in der Stunde machen. * Ans Weimar wird unS geschrieben: In keinem Wahl kreise bat der Dcutschsrcisin» mit größerer Emphase den nach Aushebung des Svcialistcngcsctzcs mit der Umslurzpartci aliszuiicbniendc» Kampf angckündigt und in keinem bat sich diese ganze freisinnige Agitation deutlicher als ein Besorgen der svcialkcmvkralischc» Geschäfte bcransgestclll, als in dem unserigcn Hier baden wir in Fülle die Beweise dafür, daß die politische Wirksamkeit der Eugen Richker'schcn Bataillone einzig und allein der Socialtcinolratic ric Wege ebnet, und wenn cs in der bisherigen Weise sortgcht, so lommt der Dculschsrcisinn sür eine st^eichslagswahl überhaupt nicht mebr anders in Frage, denn als eine soeialdcmokratische Hilfstruppe sür die Stichwahl. In der ganzen Hetze gegen das Mstitair, die Zölle rc., die in hiesiger Stadl wahrend dcS letzten Sommers ein geradezu widerwärtiges Schauspiel bot, wurde zwar die freisinnige Larmtrommel gerührt, indessen weiß Iebcr- mann, daß das ganzeGeschrci nur der socialdemokratischcn Wüh lerei zu Gute kommt. Der verhetzte gewöhnliche Mann kennt die oppositionelle Zwischeitstatiö» „Freisinn" nicht und wundert sich höchlichst darüber, wenn er gelegentlich einmal einen frei sinnigen Agitator, dessen Sprüchlein bei der Verächtlichmachung so mancher Maßnahmen der Regierung ibm sehr gefallen haben, gegen die Socialdcmokratie eifern bört. Die jetzt durch unser Großherzogthum gebende Agitation, welche die Einsübrung des aNgcmci neu, gleichen und direct cn Wahlrechts auch für die Landtagswahl betreibt, er weist sich als eine spccisisck, socialdemokratische MaGe, bei der der Freisinn lediglich Handlangerdienste leistet. Es wird aber bei dieser Forderung bleiben, da die Regierung gar nicht daran denkt, da« Land auch noch bei dieser Gclegenbeit nnicr- wnlilen zu lassen, wie cs schon bei de» RcichstagSwahlen geschickt. * Im II. württcmbcrgischen Wahlkreis bat unn- mebr die „deutsche Partei", deren banplsächlickicr Be- standtlicil die NalionaUiberalcn sind, cndgillig beschlossen, ans die Belbeiligung bei der Reichstags Ersatz wahl zu verrichten. Die bezügliche Erklärung lautet: Zu unserem Bedauern hal der bisherige hochverdiente Vertreter unseres Wahlkreises in, Reichstag, Herr I. Leemami, Proiessor der Landmirth'chast in Tübingen, eine Eandldatnr sür die bevvrsiebende Reichstagswahl nicht mehr angenommen. Bei der Kürze der Zeit ist es uns nicht gelungen, einen Vertreter unserer politischen Anschauungen als Candidale» zu gewinnen. Wir sehen uns deshalb in dieselbe Lage versetzt wie umere Gegner im Jahre 1887: wir müssen sür diesmal davon absehen, i» den Wahlkampf eftizutrelen. Darum empfehlen wir uiiscren Parteifreunden und alle» Wahlen«, die mit den Bestrebungen der VollSpartei nicht cftiversiande» sind und in dem Eandidalen derselbe» den Mann ibres Vertrauens nicht finden lüiineii, für die Reichstagswohl am 23. November Stimm- enthaltiing. Dazu bemerkt der „Schwäb. Merkur": Die Vertrauensmänner in den vier Oberamtsbezlrken des l l. Wahlkreises hoben versucht, einen geeigneten Eandidatc» zu ge winnen. Es ist ihnen dies nicht gelungen. An dieser Sachlage ändern Erörterungen über den Beschluß, Stiinmencnthciltiing zu einpsehleii, nichts mehr. Nur das möge betont werde», daß das LandeSeomild der deutschen Partei dringend gebeten hal, iinter allen Umständen eine» Eandidalen aufzustellen. Auch die im Reichstag versammelten »ationalliberalen Parteifreunde haben telegraphisch an das LandeScoinits der deutsche» Partei sich gewandt und ihr Be dauern znm Ausdruck gebracht, das; es nicht möglich sein soll, einen geeigneten Eandidalen zu finden. Der Vorgang kann nur als Beweis der tiefgehenden poli tische» Verstimmung und Verwirrung erachtet werden, die namentlich in Süddeittschland vielfach in denjenigen Kreisen um sich gegriffen bat, welche zur Zeit des Fürsten Bismarck die nationale Politik unlerstüylen. Aber wie weit man solche Stimmungen auch begreiflich und erklärlich finden mag, sic müssen überwunden werden. * Die Zweite badische Kammer hat Lameh (liberal) znm Präsidenten, v. Bnol (Eentrum) zum ersten, Fridcrich «nat.-lib.) znm zweite» Viccprasikcntcn gewählt. Das bis ans den Tag der LandtagScrössnung gut bewahrte Gchcimniß der Steuerermäßigung hat dem badischen Volke eine angenctnne Ueberrascbung bereitet. Die vorgcschlagcnc Herab sctzung ist bei der schwersten unserer direclcn Abgaben, der Einkommensteuer, eine sehr beträchtliche, von 2,5<> aus 2 vom Hundert. Unter den angeküntialcn Regierungsvorlagen ist nur eine von wirklich großer Bedeutung, nanilich das Gesetz über den Elementarunterricht, welches die Volksschul lebrcr unter wesentlicher, auf lange Zeit binaus genügender Ausbesserung ihres TienstcinkommenS bczüglick' ihre, ge lammten ^Rechtsverhältnisse, einschließlich der Beisetzung in den Ruhestand und der Hinterblicbenenversorgiing. in den Rahmen de« vor zwei Iabrcn erlassenen allgemeinen Beamten gesetzes cinsügen soll Die Annabnie dieses Gesetze« in allen wesentlichen Beziebnngen seiten« der Stäntekammcr ist zweifellos Da» Gleiche wird zu sagen sein binsick'tlick der zwei angckündigtcn GesetzcSvorlagcn über Dotation der Kreis verbände und über die Pfandrechte sür Inbaberpapierc. Damit und mit dem Budget wird die von der Regierung angcreate Thättgtett erschöpft sein. Was die Opposition aufbringen wird an Initiativanträgen und Interpellationen, da« mag die Zukunft lebrcn; an einigem Nadan wird c« sicherlich nicht fehlen. Bei der Eröffnung ccs Landtages haben fick» die zwei Socialdemokralen vor der Hand so aus- gezeickniet, wie es von ihnen.zu erwarten war. Der eine von ibnen, der Atheismus Prediger Rüdt, hal den Eid geleistet, ebne die Hand zu erbeben, und während des Hock« auf den LandeSfürstcii am Schluß der Feierlichkeit sind sie Beide davonge—gangen. Thronreden und Bcwirtkunge» unterbleiben sicherlich mit gutem Grunde von Seiten eines Fürsten, der cs mit derartigen Zuhörern und Gästen zu thun bat. e> *. * * * Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht ein kaiser liches Handschreiben, welches unter dem Ausdruck des Dankes für geleistete Dienste und die Treue die Ainlsuicter- legung des erste» Präsidenten dcS obersten GcrichtsboscS von Schmerling genehmigt, de» bisherigen zweiten Präsi denten k>r Strcmayr zum ersten Präsidenten und den ersten ^enatspräsidcnten Ilr. Habietinck zum zweiten Präsidenten ernennt. * Das Wiener „Frcmdcnblatt" begrüßt in einer bock- ofsiciöjen Rote die neue Vc r b ind un g zwischen dem öfter reichischen Kaiserhause und dem sächsischen Königs- Hause. Der König von Sachsen bade sich stets als edler Herrscher und in ernster Zeit als treuer Waffcngcnvsse er wiesen. Tic gestern gefeierte Verlobung werde die tradi tionelle Freundschaft zwischen Oesterreich und Dachsen noch enger knüpfen. * Im österreichischen Abgcordnctenhansc rcmon- strirtc der Dcputirtc Reuwirth in der Fortsetzung seiner Rete gegen die Acußernng des Abgeordneten Groß, daß der Staats bankerott die einzige Hilfe für Oesterreich sei. Oesterreichs Finanzen seien günstiger als die Italiens, wo keine Valuta regulirung gckvlfen habe. Das sei eine Warnung sür Oesterreich. Oesterreich könne cs nicht wie Preußen hei den Eisenbahnen machen, da der Ercdit Preußens um die Hälfte besser sei nnd die Eisenbahnen dort florirtcn, während die österreichischen ein Deficit hätten, das immer größer werde. Nur eine Verminderung des Heeres vermöge die Finanzlage zu verbessern. Der Referent Kortvwsky ver langt eine Erhöhung der Bicrstcucr und Einführung einer Kcrzcnstcucr, die Schaffung de« Zündhölzchen Monopols und einer Börscnsteuc» Hieraus trat Plcncr lebhaft für seinen Antrag einer Ermäßigung der Erwcrbsstcucr ein, der Agrarier Thurnhcr sprach dagegen. * Ans Prag wird uns telegraphisch gemeldet: DaS Organ der Altezechen kündigt Veränderungen im öst erreich! scheu Eabinel an. Der llnterrichtsministcr von Gautsch werke ansschcitcn und sein Portefeuille der bisherige Justiz- minister Schönborn übernehmen. Sieinl-ach werte Justiz- minister und Plcner, Führer der Linken, Finanziiiinistcr. * Rach einer Nachricht aus Wie» hat daketbst die Er klärung des Grafen Daassc, daß i» der Sache der allarnftrenden Mitlhcilniigen des „Wiener Tagblattes", welche die Panik an der Sonnabend-Börse hervorgcruscn baden, der Staatsanwalt bereits seines Amtes walte, allge meine Befriedigung hcrvvrgcrnsen Die Entrüstung über jene Sensations Mitlheilungen »l um sv größer, als der Monarch in der Audienz, die er dein Obmann des Polcnelubs, IaworSki, gewährt hatte, nichts Anderes gesagt hat, als daß in der ernsten Situation, wie sie nun cinniat besteht, eine weitere Dcccnlratisativn der Sr.ialSl'ahncn unmöglich sei. 'Abgeord neter Lueger hat am 17. November im Neichsratb die Be merkung eines Wochenblattes wiederholt, daß auch unter den Abgeordneten Bö rsenspicler seien. Daraus erwiderte Bilinski, einer der Führer des Polcnelubs, die Wahrheit müsse an den Tag kommen, ohne Rücksicht darauf, wer darunter Schaden leide. * Der Bericht des Referenten des auswärtigen Ausschusses der ungarischen Delegation. Falk, betreffend das Budget dcS Ministeriums dcS Aeußer», spricht sich über die Er neuerung des Dreibundes, über die Vertiefung des Freund- schastsvcrkältnisscs z» Deutschland nnd die »»geschwächte Fortdauer dcS Einverständnisses mit Italien mit besonderer Befriedigung ans. Der der Balkanbalbinscl gegenüber be obachteten Politik würdevollen Wohlwollens und absoluter Uncigenniltzigkeit läßt der Bericht volle Anerkennung zu Theil werden und stimmt der vom Minister befolgten Politik voll kommen bei. Die Erklärungen dcS Ministers über Rumänien, welche der Bericht paraphrasirt, habe der Ausschuß vollkommen befriedigend gefunden, und gegen die in der Dardancllenfrage befolgte Hattnng im Wcsentlickicn keine Einwendungen zu erheben. Der Bericht empfiehlt schließlich unter dem Aus druck der Anerkennung und des Vertrauens zur Geschäfts führung des Ministers des Acußcrn die unveränderte Annahme des Budgets. * Die schweizerische Bundesversammlung tritt an, 7. Dcccmbcr zusammen. Sic wird Folgendes erledigen: Die Tcfsincr Ainncstic, die Gotlhardbesestigung, den Ercdit für die Kriegsbereitschaft, das Zündhölzchen Monopol. * Präsident Earnot gab Freitag Abend zn Ehren von Gier« ein Diner, wozu 21 Einladungen ergangen waren, linier den Geladenen waren Mitglieder der russischen Bot schaft, die Minister Freycinct nnd Ribvt, der Admiral Gervais rc. DaS Diner trug einen durchaus vertraulichen Charakter. Nach demselben fand kein Enipsang statt. * Am letzten Donnerstag erfolgte die Freisprechung LivragkiS und EagnassiS. Zwar ist sie nach dem Gange der Verhandlung vor dem Tribunal in Massaua nickt überraschend gekommen, sic bildet >edcck, überall den Gegen stand einer Erörterung. Es bandelt sich allerdings nur um die Freisprechung von der Anklage der Verleumdung, aus Grund deren seinerzeit die Verurtkcilung Mussa et AkkadS zum Tode erfolgte, »nt cs stcbt noch die Verhandlung der Anklage gegen Livraghi wegen der Greucltbatcn au«, deren er sich selbst öffentlich bezichtigte, wofür er fctvch die Veranl wortlickkeit dem oberste» Eonimando ausbürdete. Da aber gestern die Freilassung Livragbis ungeordnet wurde, dürfte auch der ankere Lbcil der Anklage mit einer Freisprechung enden. * Der englische KiicgSministcr bat an« Mvnlag in Rolhcrbilhc eine Rede gehalten, in welcher er die Behauptung ausstcllte, daß bei Wahlen jede Opposition zumeist a« d,
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