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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911124024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891112402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891112402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-11
- Tag1891-11-24
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«dormement-prets tz, der tzonptexvebitlo» »der den t« Ttadt» t,zlrk und den Vororten errichtete« A»4« »vbestelle« «bgehvlt: vierteljtdrt ich ^14^0. bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» St 0.b0. Durch die Post bezogen skr Deutschland und Oesterreich: vierteliäbrlich >4 6 — Dir^te tägliche Krenzbandseudung in» Au-land: monatlich 9.—. Tie Morxen-Au»gabe «»schein! täglich V,7 Uhrz die Abeud-Ausgad« Wochentag» b Uhr. Nk-«rtion und Expedition: 2«tzanurSgasse 8. Ile Expedition ist ununterbrochen ge» öffnet von früh 8 bi« Abend» 7 Uhr. Filiale«: ktt« Me««'» Snrti«. tAlsre» H«hn). Universität-straße 1, LoutS Lösche, jk-«rt»«nstr. 14, part. und König-Platz 7. 5r»ck u»d Verlag von <k. Polz in Leipzig. AVend-AusgaVe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Moroeu-Aulgad«: di« 6 gelpatten« PlNb» »etle 20^ Neclamea nnter dem RedoettonS- ktnch l« gespalten! SU >4, vor de» ftamilien- nachrichter. lbgeipalten) 40 >bend-Au4qade: die Kgelpalten» Petitzeile 40^ Reklamen nnter dem 'ltedaclion-irrich i4 ge,palten» l >l. Familien Nachrichten und Anzeigen verlorener »"eqknuände »tlgespalten» 2>> 4 GrSßere ScdriNen »ani unterem Preis- verzelchnib. Dabellanicher and Ztfferniatz »ach höherem Daris. Srlra-Beilagen sgeialzt). n,r mit der Margen-«u»aabe, ob ne Potzbeiöedernng >» 60.—. mit Postdelordern», 7V.—- Ävvahmrschluß für Znskrate: Abead»A»»gabe: Bormitiag» 10 Udr. Morgra-Au-gabe: Ractnniuags 4 Uhr. Soun- and Festtag- früh 9 Uhr. Ort den Filialen »nd Aimal'inrsteüei» i« ein« halbe Stunde früher. Inserate sind stet» an di« Erpetzittan zu richten. Dienstag den 24. November 1891. 85. Jahrgang. Jur parlamentarischen Lage. * Berlin, 23. November. Fünf Tage berätb der Reichs tag jetzt bereits die Novelle zum Krankcncassen- gesetz, obgleich allseitig der Wille und daS Bestreben vor- banden ist. möglichst schnell vorwärts zu kommen. So darf Ulan denn auch stoffen, daß eS möglich sein wird, wie ur sprünglich angenommen, Donnerstag die zweite Lesung zum Abschluß zu bringen, obgleich die SpecialdiScussion morgen tunst die Interpellation des Zentrums über die Aussichten der Zunstsreunde im Handwerk unterbrochen wird. D>e Bcslimmungc» über die Gemcindekrankenversicherung und über die OrtSkranlencasseii sind erledigt, und zwar ha« man überall, abgesehen von unwesentlichen redactionellcn Derbessernngen, eS bei den Vorschlägen der Commission be wenden lassen. Heute gaben die Bestimmungen über die Ärankcnuntcrstützung der Wöchnerinnen zu einer längeren Debatte Veranlassung. Das Cenlrum und ein kleinerer Tsteil der Conservativc» erhob Einspruch gegen die von der Eon,misston an der Vorlage vorgcnonimenen Aenterungen, daß auch unehelichen Wöchnerinnen Krankenunterslützung zu gewähren sei. Die übergroße Mcstrsteit des Hauses aber stellte sich in der Erwägung, daß die moralische» Rücksichten uichl die Ersüllunq der Gerechtigkeit bindern dürsten, aus den Siaiidpuiie» der Commlision. Tie Bänke des HauseS zeigen noch immer mehr stücken als besetzte Plätze, doch da auf allen Seite» in gleicher Weise gesündigt Wirt, herrscht stillschweigend Einversiändniß darüber, daß von Niemandem die Beschluß fähigkeit angczweiselt wird, da die Auszählung ein fast beschämendes Ergebnis! zeigen würde. Bei Eröffnung der Sitzung sind wohl lau», fünfzig Mitglieder anwesend und die doppclle Zahl ist bis jetzt überhaupt noch nicht erreicht worden. Ein lebhaftes Interesse dürfte sich aber am Freilag ent wickeln, wo mit Bestimmtheit in die erste Berätst »ng des Etats cingctretcn werden soll. Ans allen Seiten hat man gar viel aus dem Herzen und die Wähler im Reiche empfinden i» vieler Hinsicht eine so große Ungewißheit und Unklarheit über wichtige Fragen, daß die Abgeordneten eine gründliche Aussprache für geboten halten. Es kommt hinzu, daß der Mangel einer Thronrede, welcher durch die wiederholte Ver tagung bedingt wird, eS auch der Regierung in hohem Grade erwünscht erscheinen läßt, die Gelegenheit zu be nutzen. sich über die internationale Lage zu äußern unk ihren Standpnnct über eine Reihe brennender Fraßen darzulegen. Mit Recht hat bisher auch immer die Session mit der Bcratbung des Etats ihren Ansaug genommen, die Abweichung von der Regel wird allseitig unangenehm em psunden »nd sicher wird am Freitag das Haus sehr gut be setzt sein. Die Einlaßkarten zu den Zuhörertribünc» waren deute bereits vergeben, gleichwohl dürsten noch Hunderte von Gesuchen eingeben, welche bei dem Mangel an Plätze» na lürlick nicht berücksichtigt werden können. Die beiden Anträge, welche die Beseitigung von Miß ständen an der Börse verlangen, werden gemeinsam zur Debatte gestellt und am 2. December auf die Tagesordnung gesetzt werten. Darüber ist man sich auch bereits auf Seite» der Eonscrvativen und dcS CcntrumS vielfach klar geworden, daß der nationalliberale Antrag weit besser for- mulirt und inhaltlich weit klarer» praktischer und zielbewnßter ist als der conscrvative. Diese Auffassung dürfte auch von der Regierung getbeilt werden. Der con- servative Antrag zeigt mehr eine allgemeine »nd unbestimmte Abneigung gegen die Börse, während man in national I beraten Kreisen von der volkswirthschaftlichen Notbwendig seit und Nützlichkeit dieses Instituts überzeugt ist und eben nur dessen Auswüchse beseitigen möchte. UebrigenS zeigen die Nati onalli beraten auch in anderer Beziehung, daß sie praktische Politik treiben und fühlen, was iiiweitenVolkskrcisenvcrlangtwird. Heute Abend baden siceincn venen sebr wcrthvollen Antrag eiugebracht. Sie schlagen nämlich eineNesolution vor, wonach der Reichstag die Erwartung auS- sprechen soll, daß bei der Ausarbeitung eines für daS Deutsche Reich gemeinsamen Gesetzes, betreffend die Militair gerichtSverfassung und die Militairslrasproccß ordnung, die Grundsätze der Ständigkeit der Gerichte, sowie der Öffentlichkeit und Mündlichkeit des Hauptverfahrens zur Geltung gelangen, soweit nicht besondere militairdienstliche Interessen Ausnahmen notbwendig erscheinen lassen. Dieser Antrag dürfte allerdings wahr scheinlich erst nach Neujahr zur Beratbung >m Plenum gelangen. Leipzig, 24. November. * Gelegentlich der Reise des Kaisers nach Torgau am nächsten Mittwoch wird derselbe auch der Stadt Wittenberg einen kurzen Besuch machen. Der .Kaiser gedenkt dort eine Parade über die Garnison abzuncbmen und die »n Wieder bersiellungSbau begriffene Schloßkirche zu besichtigen. * Die „Braunschweigische LandcSzeitung" bringt eine Rede Bismarck s, welche derselbe anläßlich dcS am Freitag siattgehabten Empfanges der Deputation dcS Draunschwciger plattdeutschen Vereins bei Ueberreichung dcS Diplom« als Ehrenmitglied geballe» bat. Der Fürst beklagte die Abnahme seiner Rüstigkeit; er gebe schwer an die Reise nach Berlin heran doch wenn es sein müsse, werde er auSprobircn, ob es gehe oder ob er verzichten müsse. Die ReichstagStbeiliiahmc habe kür ihn nur den Sinn, seine Pflicht als deutscher Bürger zu lbu»; wer glaube, daß er damit wieder ein Amt erringen wolle, überschätze seine Bescheidenheit und unterschätze sein Telbstgcfühl; es falle ihm nicht ein, eine Ministerstellung zu begehren. * Die im Reichstag eingrbrachte Interpellation des EentrumS in der Handwcrkerfrage wird der Re gierung Gelegenheit geben, sich über ibrc Absichten aus diesem Gebiet zu äußern. Dieselben sind ganz besonders i» Dunkel gebullt; über die im letzten Sommer im RcichSamt deS Innern abgebaltcncn Conscrenzen mit den leitenden Männern in die an der Innungsbewegung ist nie etwa- »zuverlässiges in Öffentlichkeit gedrungen, höchstens dunkle Andeutungen, denen nicht viel zn entnehmen war. Die bevorstehende Ver Handlung wird nun Aufklärung bringen, ob die Regierung überhaupt neue Ziele und Absichten in der Handwerker frage verfolgt. Bon Sachkennern wird je- entschieden bezweifelt und eS wird davor gewarnt, rin neue« „Pro gramm", bezicbiingSweise einschneidende neue Pläne auf diesem sociale» und wirthschasllickien Gebiet bei der Negierung vorauSzusetzcn. Es ist auch schwer zu erratken, worin solche bestehen könnle», wenn nicht in der Annahme der bekannten ünsllcrischeii Rrcepte, für deren günstigere Aufnahme im AundeSrath als in früheren Jahren doch keinerlei Anzeichen pricht. An einer die weitgehenden zünstlcrischcn Bestrebungen unterstützenden Mehrheit im Reichstag ist freilich nicht zu zweifeln; sic ist infolge der Verstärkung des Ecnirums »och größer als i» früheren Reichstagen und bereits bei verschie denen Gelegenheiten, so bei der Berathung dcS Gewerbe- gcrichtSzcsctzes, hcrvorgclrcteu. Nicht im Reichstag, sondern im Bunkesratb liegt schon seit längerer Zeit der Schutz gegen ein Uebcrmaß in reactionaircr, gcwcrbcpolitischer Gesetz gebung. * Die Bvrseuanträge werden voraussichtlich Wege» ibrer Dringlichkeit und vermöge der großen Mehrheit, die ie hinter sich haben, die Priorität unter den zahlreichen, sonst noch vorliegenden Initiativanträgen erlangen und demgemäß 'chcn sebr bald aus die Tagesordnung gesetzt werden. Die nachlheiligcn Folgen der langen Vertagungen statt förmlicher Sessionsschlüsse geben sich u. A. auch in dem unnützen Ballast von Initiativanträgen kund, welche ans dein vorangcgangenen ScssionSabschnitt »iit herübcrgcschleppt werden und ojl ganz veraltet und unzeitgemäß geworden sind. Durch diese allen Ladenhüter wird neuen und dringenden Anträgen der Weg versperrt. * Der russische Minister Herr v. GierS ist am Montag, von Paris kommend, in Berlin cingetroffen, woselbst er einen kurzen Aufenthalt zu nehmen gedenkt und von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen werden wird. Wie in Paris, so wird er auch in Berlin mit den maßgebenden politischen Persönlichkeiten in Verkehr treten, selbstverständlich unbeschadet des durchaus private» Ekarakters seines hiesigen Berweilens. Ebenso selbstverständlich erscheint cs, so betonen die „Berl. Polit. Nachr.", daß dem leitenden StaatSniannc einer benachbarten Großmacht i» Berlin alle Rücksicht entgegengebracht wirb, die gegenüber einem Manne von so hervorragenden persönlichen Eigenschaften, wie Herr v. Gier« sic besitzt, am Platze ist. Wenn im Allgemeinen die öffentliche Meinung Deutschlands seit den letzten Jahren an der Entwickelung der realen Verhältnisse des östliche« Nachbarrerche« und den hinter ihr stehenden treibenden Factoren Anstoß nehmen zu müssen glaubt, so macht sie doch Herrn v. GierS sicherlich dafür nicht verant wortlich. Es ist ja hinreichend bekannt, daß, wenn sein Organ, daS „Journal de St. PötcrSbourg", in die Erörterung schwebender tagespolitischer Streitfragen ein griff, es daS zumeist in versöhnlichem, beschwichtigendem Sinne, unter nachdrücklicher Betonung des str»ct friedlichen EbarakterS der russischen Politik zn tbun versuchte. Ob »eben dem allgemein-politischen Staudpuncle uocl» bestimmte Einzclniomeiilr für die Beurtheilung des Verkehrs zwilchen Herrn von GierS und den Notabilitätcn der RcichSrcgiernng in Frage kommen, vermöge» wir nicht zu übersehen. Es ist ja letzthin in den Zeitungen wiederholt die Rete von Tendenzen der russischen Politik gewesen, neuerdings in engere Handels- und wirk hschast «politische Fühlung mit den« deutschen Nachbar z» treten WaS Wahres an diesen Andeutungen sein mag, entzieht sich un serer Kcnntniß. Irgend etwas Positives in dieser Richtung scheint nicht vorzulicgen. Thatsacke ist, daß die jetzige Handels- und wirthschastSpolitisch« Lage Rußlands, auch ab gesehen von der augcill'licklichcn HungcrSnoth, welche daS Zarenreich in schwere Bedrängniß bringt, nur daS natur- nothwendiae Ergebnis! eines SpilcmS vor Augen führt, welches die grundsätzliche Beschränkung Rußland« aus die eigenen inneren Hilfsquellen an die Spitze seines Programmcs stellte. Die beute zu voller Tragweite gediehenen Consequcnzen des von den Inspiratoren der herrschenden russischen Handels- und Wirtschaftspolitik eingcscklagcncn Weges wurden diesseits schon seil einer geraumen Reihe von Jahren vorhergcschen »nd vorhergesagt. Aber wie man an der Newa seinerzeit die jetzige Handels- und Wirtschaftspolitik instradirte, ohne sonderliche Rücksicht auf die Pflege gesunder materieller Beziehungen zu dem drutscken Nachbar zu nebmen, ja mit bewußter Schädigung dieser Bezicbungen wird man gegebenenfalls auch dort die Initiative zum Ein lenken ergreifen müssen Bon Deutschland aber wird nicht Wohl erwartet oder gar verlangt werden dürfen, daß eS den ersten Schritt zur Beseitigung einer ohne sein Verschulden herbeigesiihrten und ihm selber sicherlich, wie die Verhältnisse lehren, am wenigsten zum Nachtbeil gereichende» Ent fremdung seines östlichen Nachbar« thue oder aus ein etwaiges Entgegenkommen Rußlands mit Sehnsucht harre. Tie Logik der Thatsachen rcservirt die Anbahnung freundlicherer Beziehungen vielmehr der russischen Politik, und eS kann nicht schaden, wenn dieser objecliv un anfechtbare Sachverhalt einmal, ohne Bitterkeit, aber auch ohne Umschweife, au-gesprockcn wird. * Einige Blätter wollten wissen, daß hinfort aus Wunsch des .Kaisers von der Ansiedelungscommission in Posen auch polnische Bewerber für die Ansiedlerstellen zuge- jassen werken würden DaS Gesetz vom 26. April >886, daS schon in seinem Titel von deutschen Ansiedelungen in den Provinzen Wcstpreußen und Posen spricht, bezweckt ausdrücklich, durch Ansiedelung deutscher Bauern und Arbeiter da« deutsche Element in denjenigen östlichen LandeStheilen zu stärken, »n denen die Interessen der deutschen Bevölkerung durch polonisirende Bestrebungen notorisch gefährdet sind Es macht keine» Unterschied zwischen Protestanten und Katholiken; die Zulassung von Polen aber wäre gesetzwidrig und könnte also nur im Wege der Gesetzgebung eingesührt werden Aber auch davon ist bisher keine Rede gewesen. * Aus den vorderen Bänken der Reckilcn im SitzuugSsaale de« Reichstages ist jetzt, wie dir „Magteb. Ztg." meldet, der Name des verstorbenen Abgeordneten v. Schlicckmann berauSgenommcn und durch den Namen „Fürst v. Bis marck" ersetzt worden. Au« Kreise», die dem Fürst«» Bismarck «ahestehen, verlautet mit vollster Bestimmtheit, daß der Fürst trotz alledem m diesem Abschnitt der Reichs» tagSarbeitcn seinen Sitz im Reichstage nicht einnehmen werde. (?) Zu einer Tbeilnahme an den Debatten über die Handelsverträge wird nach derselben Ouclle Fürst BiSmarck keinesfalls erscheinen. (??) * Von I)r Karl PeterS empfing der „Allgemeine Deutsche Verband" nachstehendes Schreiben, katirl: Kilimandscharo Station. de» 8. Octobcr 1891: „Dem Allgemeinen Deutsche» Berbanb überiende ich gan; er- gebenß 3 9ioint>oipeere. Dieselben haben für mich inlojern Wertti, weil dieselben im Gefecht am 2. September aus mich gezockt waren und ich dein Tode nur durch die Ralibtütigkeil zweier Sudanesen entgangen bin, einer der Angreifer fiel von meiner Hand. während die beiden Anderen durch oben genannte» Eudaneirn niedergeiireckl wurden ' Der kaiserliche Eommissar. gez. Kart Peters. * Wie mitgell,eilt wird, soll der Herzog von Coburg- Gotha den StaatSratb Strenge zum Minister ernannt habe». StaatSratb vo» Winken übernimmt die GcschästS- leitung in Coburg, von Kctclhodt-Coburg übernimmt ein Departement in Golba. * Der Sckwcrpunct der handelspolitischen Action ruht nun wieder >n Wien, wohin sich in der vorigen Woche die österreichisch - ungarischen »nd gestern und beute einige der deutsche» Bevollmächtigten begeben baden. Zunächst bandelt eS sich uni die Vereinbarung der Verträge mit der Schweiz, welche nur für de» Fall, daß die im Zuge befindliche» schriftlichen Verhandlungen zwischen den Cabinettcn sich zu lange hiurichcii würden, de» bisherigen Bevollmächtigten zusallcn soll. Nach der Erledigung diese« Tbeilea der Actio» werden noch einige Punclc des deutsch- öslerrcichischcu Vertrages, welche im Frühjahr mit Rücksicht auf die bevorstehenden Verhandlungen mit der Schweiz und Italien offen gelassen wurden, entgiltig feslgeslcUt und hieraus die bisher nur parapbirten Vertragsentwürfe unterzeichnet werben. Die Anwesenheit. deS Herrn v. Barcß in Wien und seine Conscrenze» mit dem Grasen Kalnoky und dem Marquis Bacquchcm stehen mit dieser Angelegenheit in Zusammenhang. In Wien hofft man auf eine rasche Erledigung der noch erübrigenden Tbcilc der Ver tragSaction und liegt die Zuversicht, daß die gleichzeitig vorzunehmendc Vorlage der Vertragsentwürfe in den Parlamenten von Deutschland, Oesterreich und Ungarn noch vor dem l5. December erfolgen kann. — Auch zwischen Italien und der Schweiz sind die LertragSverhand lungcn auf dem diplomatischen Wege cingelritet worden; etwa twihwttrbiq werdende Delegirtriiconsercnzcn sollen in Zürich abgehaltcn werden. Italien legt bei den Vcrhand- iungen de» größten Werth auf daS Zollcartcl und die Ver einbaruiigen gegen Schmuggelei, die Schweiz verlangt wcsent licke Acnderungen deS bisherigen Vertrages * Freiherr Lothar von Richtbofen sen. bat, wie die „Schlesische Morgenzcitimg" miltbcilt, bei dem Vorstände des dciltscheonservativcn ProvinzialvercinS für Schlesien nack stehenden Antrag cingcbracht: „Die Conscrvativcn Schlesiens erweitern ihr Programm dabin» daß dieselben mit allen gesetzlichen Mi Nein den.Kampf gegen da« übermächtige Iudentknm aufncbmen und von ihren Abgeordneten erwarten, dieselben werden dabin wirken, daß die Emancipation der Juden ansgehoben und dieselben unter ein Frcmdcngesctz gestellt werden; daß ferner von Staat« wegen eine Untersnct'iing resp. Uebersetzung des Talmuds vorgenoninien werte, um daraus zu entnehmen, ob cm Volk mit einer Morallcbre, wie sie in der seiner Zeit erfolgten Uebersetzung de« Talmuds durch den Professor Rohling in Prag sich darstellt, überhaupt in unserem Staate ferner geduldet werden kann." Der Vorstand des deutsch- conservative» ProvinzialvercinS hatte beschlossen, den ersten, ge sperrt gedruckten Tbeil des obigen Anträge« einer für den 23. d. M. cinberusenen Delegirtenversammlung zur Beschluß fassung vorzulcgen. * Zwischen den Regierungen Deutschlands und der Bereinigten Staaten von Nordamerika haken, wie berichtet wird, Verhandlungen wegen Ausdehnung deS jetzt bestehenden AuSlicferungSvertrages nament lich aus diejenigen EigentbumSvergehen begonnen, welche biSber nur dann unter den AuSlicscrungSvertrag fielen, wenn durch sie Behörden geschädigt waren. Es wird beabsichtigt, künftig Flüchtlinge auch dann auSzuliesern, wenn durch ihre Slrastbat Private geschädigt worden sind In den Grund zügen i»'t eine Verständigung bereit« erzielt worden. Es wird sich nur varum handeln, daß die Union Fürsorge für die Deckung der daselbst bei AuSIicserungSverhandlungen ent siebenden Kosten trifft, was bisher nicht der Fall war. während in Deutschland .Kosten bei der AuSlieserung flüchtiger Amerikaner nicht berechnet wurden. * Innerhalb der RcichSregierung ist, wie wir Horen, ein Gesetzentwurf, welcher zur „Hebung des Hand werks" bestimmt ist, schon ziemlich weil vorgeschritten Daß die Einsübrung des Befähigungsnachweises dabei nicht beab sicktigt ist. wurde bekanntlich vor Kurzem unter Berufung auf eine Aeußerung des UutcrstaatSsccrctairS von Rottcnburg in einer zünstlcrischcn Bersammlung mitgctheilt. Wie weit etwa sonst den zünstlcrischcn Forderungen Rechnung getragen werden soll, darüber wirb man vielleicht durch die Bcanl Wortung der Interpellation Hitze etwas ersahren. * Die Einsetzung einer Regentschaft in Mecklen bürg-Sch wer in wird in der „Köln. Ztg." angeregt Bekanntlich ist der jetzt regierende Großherzog seit Jahren seit deni Antritt der Regierung, wegen Kranlbeil fast bc ständig außer Landes. Der älteste Bruder des Grvßherzogs Herzog Paul, würde, so wird bemerkt, au sich als nächster Agnat in erster Linie zur Regeutschast berufen erscheinen, jedoch würde derselbe ais übergctretener Katholik in diesem säst ausschließlich protestantischen Lande wenig ani Platze sein auck von der gesammten Bevölkerung nur mit großen Vor urthrileu acceplirt werden Ganz sicherem Bcrnebmen nach kann in Folge von unantastbaren Feststellungen die Canvidatur diese« Prinzen für eme Regentschaft gar nicht mehr „i Frage kommen, und damit trete der zweite Bruder de« Großhrrzog«. der Herzog Johann Albrccht, welcher zur Zeit als Major im Gardenhusaren-Regiweut in Potsdam in Garnison steht und iu jeder Hinsicht turchau- qualijicirt für den Beruf at« Regent angesehen werden müsse, aoj den Plan. * Im BudgetauSschuß der österreichischen Delc- ation erklärte der Minister des Auswärtigen, Graf Kalnok», aus eine Anfrage, die Regierung wende der Frage betreffend die Bestellung von technischen Attaches die größt mögliche Aiismerksamleit zu; bei der Realisirung der Idee würde betreffs der Wirksamkeit und der Stellung der technischen Altackc-s das in Deutschland aligesi'ibrtc Material auch für Oester reich llngarn die geeignete Gruutlagc bilden. Hieraus folgte die Beratbung dcö Occupationsercdiis. Der Referent Bltinskl coiislatirlc de» steten erfreulichen Aufschwung der occiipirten Provinzen, deren Verwaltung ein großes civilisatorisckcs Werl vollbringe Minister Kallay trat den maßlosen Ucber- lreibungcn der serbischen Presse bezüglich der mobameda- nischen AuSwanteriiiig entgegen nnd erNärtc, er habe der Frage, betreffend die Verbindung Bosniens mit einem See hasen schon seit längerer Zeit seine Aufmerksamkeit zu- gewciidct; die Studien zum Ausbau einer Bahn vom Centruni Bosniens nach Spalalo seien bereits vollendet, lieber die Frage des Baue« ständen die beiderseitigen Regierungen in Verhandlung, über deren Stand könne er nichts mit- tbcilen Die Anssübrungen des Ministers wurden bcisälligst ausgenommen »nd das OccupationSbudget unverändert ge ncbmigt. Der BlidgetauSschiiß nabin ferner daS Extraordi narium de« Hecresbudgeis an. Im Laufe der Debatte bc merkte der KricgSminister, Rußland habe das 7,6 undRumänien daS 6..', mnt-Kalibcr angenommen, er erachte cS nicht für notbwendig, daS Kaliber weiter zu vermindern, da da« 8 mm- Gcwebr vollkommen genüge und die Ausrüstung der Armee damit nahezu beendet sei. * In der „Neuen Freien Presse" lesen wir: „Aus dem Eindruck«, welchen das jüngste Expose des Grasen Kalnok» in Europa hervorbrachle, konnte man ersehe», daß Graf Kalnoky die Erbschaft des Fürsten Bismarck übernommen hat, daß aus ihn die Autorität de« diplomatischen BertrouenSmanncs über- gegangen ist, und daß die Stellung Lesierreich-UngarnS heute hinaus» ragt über die Position, welche cS besaß, bevor Gras Kalnoky als leitender Minister in da- Haus am Ballpiatzc einzog." * Bisher gab cS im Lande Krain nur etwa 30 deutsche Volks sch ulen: 23 in der Sprachinsel Gottschee, die von 3200 deutschen Kindern besucht wurden, 3 in der Landes Hauptstadt Laibach, wo über 70o Kinder guten Unterricht empfinge», l im Städtchen Gnrkfeld und l in Weißensels, Kart an der Kärtner Grenze. Die Tausende von Deutschen, die in Minderheiten in überwiegend slowenischen Orten leben, mußten ihre Kinder entweder nach Laibach oder »ach deutschen Stätten in Kärnten in Pension geben oder in die slowenischen OrtSschulcn schicken, wo sic der deutschen Muttersprache meist entfremdet wurden. Seit die Regierung auch den Deutschen in Krain ettvaS freundlicher gegcnübersteht, regt sich da« bisher unterdrückte Dcutschtbum in vielen Orten und plant die Gründung neuer deutscher Volksschulen. Für die deutschen Beamten und Arbeiterfamilien in Sara, Aßling und Iauer- b»rg soll eine deutsche Werkt-bnie i» Sava errichtet werden; desgleichen will ina» dcntscke Schulen in Neuuiarktl und Sagor, wo schon deutsche Kindergärten bestehen, in« Leben rufen, ebenso in St. Anna und anderen Inkustrieorten. Selbst in den slowenischen >breiscn regt sich hier »nd da der Wunsch nach deutschem Unterrichte; man beginnt e>nz>lschcn, daß man, um ein besseres Fortkommen z» erlange», unbedingt die Kcnntniß der deutsche» Sprache braucht " Der Deputirte Laur benachrichtigte den Minister des Auswärtigen Ri bot. daß er ibn darüber zu interpelliren beabsichtige, ob ein schriftlicher Vertrag zwischen Frankreich und Rußland bcstkbe Ribot erklärte, er würde die Beant wortung der Interpellation ablehneu. * Wie au« Paris gcmeltel wird, beruht die vom „GauloiS" verbreitete Nachricht, daß Graf Herbert BiSmarck, der sich bekanntlich, von London zurücklcbrend, während der letzten drei Tage in Paris ausgehaltcn habe, Herrn von GierS besucht babc, aus Erfindung. Dagegen ist eS richtig, daß Gras Herbert Bismarck mebrsach mit den zur Zeit in Paris anwesenden russische» Großsürsten verlebet habe, worüber einige Journale ihr naive« Erstaunen äußern Graf Herbert BiSmarck iit gestern Abend mit dem Postzugc 9^ Ukr über Köln nach Friedrichs»»!» gereist * Der Pariser „Figaro" tbeilt mit, Herr v. GierS habe von de» Besprechungen niit den französischen Ministern de» besten Eindruck erhalte» und bade wiederholt erklärt, er sei crsrcut, jcstgcstcllt zu habe», daß Minister Ribot von den auswärtigen Augclegenhciten dieselben ruhigen, gemäßigten und vki iöhnlicheu Anschauungen bade wie er, lieber den Rcisezweck des Ministers n»d »nnier noch allerlei Gerüchte in Umlaus. „Eclair" behauptet, Herr v. GierS sei »nr nach Pari« gekommen, nm das Protololl über das russisch fran zösische Einvernehmen, das während deS Aufenthalt« des Zaren in Dänemark aufgesetzt worden sei und die Stelle de« Bündnißvertrages vertreten solle, zu unterzeichnen „Figaro" dagegen veröffentlicht ein „Telegramm" aus Petersburg, da« tl»n von der hiesige» russische» Botschaft zugegangcn ist und ein interessantes Etreislich» aus die Umtriebe innerbalb der russischen Diplomatie wirft. Darin wird bervorgchoben, Herr v. GierS spiele überhauvt nur eine Rolle zweiten Ranges; denn die auswärtige Politik mache der Zar selbst. Ta er keinerlei Auftrag habe, entbehre seine Reise auch der politische» Bedeutung und werde nichts an der Lage ändern. Geräuschvolle Reisen möchten zn den Dreibund Gewohnheiten gehöre», >n der russischen Diplomatie seien sic nicht Brauch. Wenn der Zar mit der sranzösischen Regierung verkehren wolle, so bediene er sich deS Botschafters v. Äcobrenheim, der durch das Vertrauen seines SouverainS nach Paris ge setzt sei und von ihm den Auftrag erhallen habe, beide Länder einander zu nähern. Dieser Auftrag sc, getreulich und geräusch los ausgrsübrt worden und seine folgen würden writtragen der sein, als man wissen könne Im Ucbrigen sei zu bemerken, daß Herr v. Gier« unmittelbar vor seinem Rücktritt aus dem Amte stehe, um den er scheu seil langer Zeit au« Gesundheit« rücksichten gebeten bade Tic Candidaten für seine Nachfolge seien Schuwalow und Mehrenhcim. (Daher der Zorn de« Herrn v. Mohrenbeim gegen GierS, kessen Ursprung zu ver decken. er sich nicht einmal die Mühe giedt. Da« Amt de« Minister« Girr«, da« Herr v. Mohrenbelm so heiß erstrebt, muß also dock, wobl nicht die untergeordnete Bedeutung babrn. die ver russische Botschafter ihm durch den „Figaro" ^utheill.) * Au« Madrid wird gemeldet, da« neue Cabinet werde dw äußere, innere und wirthschastliche Politik de»
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