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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911125016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891112501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891112501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-11
- Tag1891-11-25
- Monat1891-11
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NboinremkntsprkiA k» der tz«»ptexpeditto» oder de» im Stadd- dqirs »«d de» Borort»» errichtet»« Au«- oabestrlleu abg »l> olt, viertrljädrlich 4.5V, bei zweimaliger tLglikker Zustellung in« ha,« >l bckO. Durch die Post bezogen sür D«utschla»d uud Oesterreich: vierieliäbrlich » . Direct» tägliche itreuzbandsendung t»< Au-Innd: mouaUich 9.—. Di« Morgea-Au-qobe erscheint täglich '/,7 Uhr^ dt» Ldeud-AuStzabe Wochentag« 5 Uhr. Lrd«r1ion «nd Lrpeditio«: Aoh«»«r»««sse 8. Di» Expedition ist ununterbroche» gv» «S»e« o» früh S bi« Abend« 7 Uhr. /ttialeu: vtt» Kl««'» Torts«. (Alfred H«tz»), Lniversitatssiraß« 1, r«ut« es«»c. Iichirlnmftr. 14, part. und König-Platz 7. Dock «ch Verlag von E. Pal« i» Lechzig. Morgen-Ausgabe MWM TUtblalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. JnsertionSpreiS Morgen-Ausgabe: die 6gespaltene Petkt« »eil»20/^. Reclamen unter dem Rrdactions- prich (4 gespalten! 50->Z, vor den FamitieTr- nachrichteu <6gespalten) 40 Abend-Ausgabe: die Kg,spalten» Petitzeil« «O^Rectamen unter dem Redactionsstrich i4geipalten> l ^l, Famliieunochrichlen und Anzeigen verlorener blegensiände iügeipalten) 20-^. Grdßere Schriften laut unseiein Pre,s- verztichaib- Tabellarischer und Zisjerajatz »ach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nvr n-il der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesäibrrnng ^4 60.—, «kt Postdesorderung ^4 7V.—. ^«vahmeschluß für Inskrale: Abend-AuSgab«: Bormittag« 10 Uhr. Morgeo-AuSgabe: PachinitlagS 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Bei de» Filialen und Aunakniestellen je ein« halbe Stunde früher. -»seratr sind stets an dt« Erpetzittoa za richte». ^°3S9. MittwoH den 25. d^ovember 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lirchenvorstandswahl für die TtadttheUe Rruftad« und NeuschSneseld. Die Kirchenvorstandswahl ist von dem Wahlausschuß aus den 1. Avoent, den 2V. November d. ZU, angesetzt worden und wird im Bctsaal unsere« Bezirk« (18. Be- jirisschuie, Alleestraße) nach dem Gottesdienst vormittag» ' ,11 Uhr di» Mittag» 1 Uhr vorgenommen wrrden. hierbei ist Folgende« za beachten: 1) Stimmberechtigt sind Diejenigen, weiche vom 23. bis 25. Oktober d. I. der erlassenen Bekanntmachung gemäß sich angcmeldet haben uud in die seitdem geprüfte Wählerliste ausgenommen sind. 2) Ti« Wadi hat durch persönlich zu bewirkende Abgabe eine» Stimmzettels zu ersolgen; zeder Wähler kann sein Wahlrecht nur in ctgurr Person aurüben. 3> Jeder Wähler Hai 8 Gcmeindeglieder, welche Leipzig-Neustadl- Neulchönefeld angeboren und mindestens 30 Jahre alt sind, nach Bor- uud Zunamen, Stand und Berus genau zu bezeichnen. Die stimmberechtigten Bemeindeglieder werden hiermit aus- gefordert, den l. Advent, Sonntag, den 29. November, innerhalb der genannten Stunden ihr kirchliche« Wahlrecht auSzuübea und ibr Augenmerk ans Männer von gutem Ruf, bewährtem christliche» Eia», kirchlicher Einsicht und Erfahrung zu richten. Leipzig-üieustabt-0teujchoueseld, den 24. November t89l. Der Wahlausschuß. Paul Merz, Bekanntmachung. Hierdurch machen wir öffentlich bekannt, daß wir dt» Könia- Iohannstraße aus deren Ausdehnung von der Frankfurter Straße dis zur nördlichen Fluchtlinie der Guslav-Adols-Ltraße, sowie die auf dem Areale der großen Funkenburg gelegene« Strecke der Gustav-Adols-Straße tu Eigeuthum und Verwaltung der Stadt- Gemeinde übernommen habe». Leipzig, de» 17. November l8Sl. Der Rath her Stadt Leipzig. Io. 8105. Hehler. Redlich. Bekanntmachung. Di» Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vom 16. bi« 22. dieses Monats im Argandbrenuer bei 150 Litern stüud- lichem Lonsuo» da- l8,6 suche der Leuchtkraft der deittjche» Normal- teitz« von bv Millimeter Flammenhöh«. Da« specifijch« Tewtchl stellt sich im Mittel a»f 0,44b. Leipzig, am SS. November lSvl. z De« Nattz» Deputatio» ,» de« Gasanstalten. Steckbrief. Gegen den Kunschändier Alexander Friedrich Wilhel« Danz. geboren am 12. Jauuar I83Ü zu Berlin, zuletzt in Leipzig, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Betrugs verhängt. Es wird ersucht, deusetben zu verhaften und in das nächste Amts- gerichtS-Gesäugniß avzutieseru, hiervon aber sofort Nachricht anher zu geben. Leipzig, de» 23. Nonember l8SI. KSutgliche Staatsauwaltschatt. Martini.Hiß. Bekanntmachung. Hierdnrch wird bekannt gegeben, daß da» neue Kinber-Krankenhau» (Leipzig-Reudnitz, Platzmannslraße) mit Anfang Tecrmbrr d. A. zur Aufnahme kranker Kinder jede« Aller» eröffnet werden wird; und zwar wrrden vom 1. Drcemdtr au nicht ansteckend kranke Kinder und vom 7. - - auch ansteckend kranke Kind« (Scharlach, Diphtherie n. s. w.) ausgenommen. Die Berpstegungskostea find dem Charakter der Anstalt entsprechend möglichst niedrig gestellt und sind für einen Monat im voran« zu bezahlen. Mit Krankeucassenvorstände» bleibe» besonder« Bereinbarnngr» Vorbehalten. Wetter« Aufschlüsse giebt jederzeit gern di« unterzeichnet« Direktion. Leipzig, »m 20. November 189 l. Dt« Dtrerttau dc» Kinderkrankenhanse«. Med^Rath Pros. De. Henbuer, Direktor. Die Zustände in Brasilien. Der Zwiespalt in den Nachrichten au- Brasilien ist jetzt überwunden, die Regierung in Rio de Janeiro ist nicht mehr im Stande, die Wahrheit zu verheimlichen. .Reuter'» Bureau meldet au- Rio de Janeiro vom 23. November, daß die Maßregeln de- Diktator» ernstem Widerstand begegnen und daß ein Aufruhr auSgebrochen ist. Ist diese Bewegung sieg reich, dann ist c« mit der Herrschaft Fonseca'S zu Ende, und e» wird siH zeigen, ob di« republikanische oder die monarchische Strömung im Lande die stärkere ist. Schon daß die Nachricht vom Ausbruch de» Ausstandes ungehindert den Weg von Rio nach Europa finden konnte, ist ein Zeichen, daß Fonseca in der Hauptstadt nicht mehr allmächtig ist, sonst würde er die Absendung de» Telegramm» verhindert haben, wie er bisher alle ihm unbequemen Nachrichten über die Vorgänge in den Provinzen unterdrückt bat. Die Proklamation Fonseca'S vom 2l. Novrmber bat die all gemeine Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht. Die Hinausschiebung der Wahlen bi« zum 29. Februar 1892, also auf einen Zeitraum von mehr al» drri Monaten, bat die Geduld der Brasilianer erschöpft und ihren offenen Wider stand gegen dir Willkürhrrrschaft Fonseca'» herauSgesordert ES kommt noch hinzu, daß der Zusammentritt de» Eon- gresse» auf weitere zwei Monate hinauSaerückt ist» daß demgemäß Fonseca fünf Monate nach Belieben schalten und walten wollte. Auch da» Programm für die beabsichtigten Bersassung-äodrrungen ist keine»weg- Ver trauen erweckend für die Zukunft der Republik, denn Fonseca verlangt Vermehrung der Befugnisse der Exrcutiv- zewalt und Aufrechlhaltung de« vetorechkr« dr« Präsidenten, wa« nngefäbr die Verlängerung der Diktatur bi» zum Ab lauf der Ami-periodr de» Präsidenten bedeuten würde. Eine solche Gewalt hat dir kaiserliche Regieruug uiemal« auSaeüdt st« war an die Verfassung gebunden, welche dem Volke AotheU an der Gesetzgebung gestattet und de, aller Unvoll- ko»«r»heit doch bmreichte, ei»« absolut« Regierung viarschall 8v»s«ru Hut di« SckhigkeÜ der Alleinherrschaft schon uiimittelbar nach dem Sturz des KaisertbumS ein ganzes Jahr lang gekostet und sich da durch von jeder Rücksichliiakme auf d!e ösfentlichc Meinung entwöhnt. Deshalb hat ihn schon der erste Fall einer Meiiiiillgöverschicdcnheil mit dem Congrcß zur Auslösung der Volksvertretung und zur Wiederherstellung der Tictatur be wogen. Die Macht Fonseca'S war groß, aber sic reichte nicht hin, um ihn zum absoluten Herrscher Brasiliens aus linbestiiuiiite Zeit zu machen. Zuerst leistete die Provinz Rio Grande to Sul Widerstand, »nd jetzt ist der Aufstand in der Haupl- ladl zum Auöbruch gekommen. Es ist zu wünschen und zu wsscn, daß der Umschwung, welcher unausbleiblich erscheint, ich schnell uud sicher vollzieht, daß die Truppen sich auf die Seite des in seinem Rechte gckränklen Volkes stellen und sich von einem Machthaber lossagen, der seine Befugnisse ans Herrschsucht weit überschreitet und das Land nur als Mittel betrachtet, uni seine persönlichen Neigungen zu befriedigen. Der unheilvolle Kamps, welcher Chile viele Monate lang seiner besten Kräfte beraubt bat, ist ein warnendes Beispiel für Brasilien, daß es nicht in denselben Feblcr verfallen möge. Balniaceda'S despotische Neigungen haben Chile acht Monate lang den Schrecknissen des Bürger krieges überliefert, und wenn eS Fonseca gelänge. Len Aus land in Rio de Janeiro zu unterdrücken, so würde sich dort dasselbe Schauspiel wiederholen mit den durch die Ver- chievenheit der örtlichen Verbältnisse bedingten Verände rungen. Die Verbindung zwischen Rio Grande vo Sul und Rio de Janeiro ist leichter herzustellcn als zwischen den nördlichen Provinzen Chile- mir Valparaiso, und für die Flotte ist eine maßgebende Rolle dadurch vcrbiudrrt, weil die Landung in Porto Aicgrc für die RegicrungSlruppen sich alS unausjübrbar erweist und für die Truppen Rio Grande- der Landweg nach Rio de Janeiro offen steht. An gesichts dieser Sachlage würde die Entscheidung sich in Brasilien weit schneller vollziehen als in Chile, c« käme darauf an, welche von beide» Parteien bei dem ersten Zu ämmenstoß der Truppen Fonseca'S mit dem der Provinz Rio Grande Sieger bliebe. Hoffentlich bleibt dieser Kamps Brasilien erspart und es gelingt den Gegnern Fonseca'», w Rio dc Janeiro sich zu Herren der Lage zu machen. Damit wäre der erste Schritt geschebcn, weicher zur Ge sundung der brasilianischen Zustände nölhig erscheint, aber e» fragt sich, wa« dann werden soll. Nach Lage der Verhalt nisse würden sich die Blicke der Bevölkerung naturgemäß nach Rio Grande do Sul richten, wo die Herrschaft Fonseca « zuerst thatkräftigen Widerstand gesunde» hat. Die Männer, welche dort an der Spitze siebe», sind zum Tdeii Anbänger der Monarchie, aber bannt ist die Wiederherstellung des Kaiser thums noch keineswegs entschieden oder auch nur wahrscheinlich gemacht, cS fragt sich vielmehr, ob der republikanische Gebaute »i den beiden Jahren, welche seit dem Sturz des Kaiser reichs verflossen sind, soviel Kraft gewonnen hat, um sich auch in Zutunft siegreich zu bcbaupten, oder nickt. Tie Erfahrung, welche die Brasilianer mit dem Schöpfer der Republik in Brasilien gemacht haben, sind nicht Hoffnung erweckend, aber der Geist, welcher das übrige Amerika durch dringt, ist der Wiederherstellung der Monarchie nicht günstig Mag auch der Kamps zwischen ehrgeizigen Männern, welche die Macht an sich reißen wollen, in Mittel- und Süd-Amerika stets erneuert werden, so ist doch die Gcsammlheit der Be völkerung von dem Gedanke» beseelt, daß sie die Bestimmung ihrer Geschicke selbst in Händen bat, wag auch dieser oder jener Präsident oder Gcnerat seine Macht zeitweise miß brauchen. Dom Pedro II. hat sich bereit erklärt, einem Ruse seines Volke- Folge zu leisten trotz Alter und Krankheit. Diese Regung gereicht dem früheren Kaiser sicher zur Ehre, aber sie hat sür da- Volk Brasiliens wenig Reiz, weil die Tage de» edlen Herrscher» gezählt sind, und weil seine legitime Nachfolgerin im Dienste der Jesuiten steht Fonseca ist offenbar nicht der Mann, um sich die Svin pathieu der Brasilianer sür die Dauer zu erwerben. Sie vertrauten sich seiner Führung an, weil er Proben seiner Thatkrast gegeben hatte, und seiner Fähigkeit, ein in der Umbildung begriffenes StaatSwcscn zu reorganisircn, aber sie traten seinen Uebergrisien entgegen, als er seine persönlichen Absichten der Gcsaiiimtwohlsabrt voranstellte. Wenn dieser ehrgeizige Mann vom Schauplatze der Ereignisse abgetreten ist, wie nach der bisherigen Entwickelung mit Sicherheit zu erwarten steht, dann wird sich hoffenliich em Nachfolger finde», welcher seine Ausgabe besser erkennt und eS sich daran genügen läßt, seine Kraft und Fälligkeit in den Dienst des Ganzen zu stellen. Es ist eine eigcnlhümlichc Erscheinung, daß die ge wählten Oberhäupter der amerikanische» Republiken spanischen Ursprungs fast sämmtlich die Neigung äußer», das ihnen an vertraute Amt im persönlichen Interesse zu mißbrauche». Tie mittel- und südamerikaniscken Republiken liefern fortwährend neue Beispiele dieser Erfahrung, e« liegt im spanischen Blute, daß der Herrscher, gleichviel ob er König oder Präsident heißt das Volk nicht sowohl zu leiten al« zu beherrschen sich de rufen fühlt. Balmaceda und Fonseca sind die neuesten Ab kömmlinge dieser Urberlieserung, aber sie können ihre Ber wandtschaft mit Fernand Cortez und Pizarro nicht ver leugnen. » Leipzig, 25. November. * Der Kaiser empfing um 10>/, Uhr den Ministe v. Gier- in einer 20 Minutco währenden Audienz im Schlosse. * Beim Reichskanzler vonCaprivi fand gestern Mittag l Uhr eine FrühstückStafel zu Ehren des russische» Ministers von Gier- statt, zu welcher unter Anderen der russische Botschafter Schuwalow, derBolschaft-ralh Murawiew. der Minister Wedel!, die StaatSsecrelaire Marschall und Rotenhan und die Generale Werder und Wedel eingeladeu waren. - Heber die Ankunft de» Herrn von GierS in Berlin wird gemeldet: Der russische Minister de» Auswärtigen, Herr v. Gier», ist Montag Abend, von Pari» kommend, mit dem Schnellzuge um >0 Uhr 32 Minuten in Berlin ein getroffen. Zum Empfange de» Minister» waren dir ge sa»»te» Herr»» der russische» Botschaft, »it de» Botschafter Grafen Schuwalow und dem ersten BotschaslSratb Grasen Murawiew an der Spitze, aus dem Babnbos Fricdrichstraße anwesend. Kau», war der Zug zum Steden gebracht, als Herr v. GierS, der ei» rundes, schwarzes Hütchen und einen langen, dunkclgrauen llebcrzieber trug, sein Conpv verließ. Gras Sckuwatöw eilte Herrn v. GierS entgegen und begrüßte ibn aus das Herzlichste. Herr von GierS sah recht wohl aus unk blickte src»ndlich drein, die Wiesbadener Cur scheint ihn, i» der Thal sehr gut bekommen zu sein. Gras Schuwalow übernahm darauf die Vorstellung der Herren der Botschaft. Herr von GierS drückte Jedem mit verbind lichem Lächeln die Hand. Kurze Zeit verblieb Herr v. GierS im lebhaften Gespräch mit den Herren der Botschaft ans dem Babnbos. Graf v. Schuwalow bot daraus semem Ckef den Arm und beide Herren begaben sich über die nach dem KönigSzimmer führende Treppe zum AuSgangc; eine Hotel- e-juipagc brachte die Beiden dann, nachdem d.e übrigen Herren sich verabschiedet hatten, nach dein Holet Cvntincntal. Eine kleine Schaar Neugieriger hatte sich draußen vor dem Bahnbofe angcsammclt. * Dir »» gestrigen Abendblatt erwähnte Erwiderung deö Fürsten Bismarck aus die Anrede der Deputation dcS statttcukschcn Vereins in Braunschweig hat nach der ,Braun- chweigcr Landeszeitung- folgenden Wortlaut: ...Herzlichen Dank sür Ihre künstlerisch ousgestattcte Gabe und sür die warmen Worte, mil denen der Herr Vorredner sie beglettete. Durch Beides suhle ich mich hochgeehrt, wenn ich mlr auch selbst sage, daß daS von der Eiche Gesagte bei mir nicht mehr zulrlsst, ich bin alt und pollsoor — Sie kennen den sorsl- männlichen Ausdruck für zapftrocken, und meine körperliche Fähigkeit, als Landmann i» öffentlichen Sachen mitzuwlrke», iühle ich wesentlich verminderl. Ich bin von meinen häuslichen Gewohnheiten abhängig geworden: Eine Nacht auf der Eisenbahn ist jetzt eine Leistung sür mich, während ich stüher deren zwei und drei ohne Schaden crlrua, ich lchlase schlecht in fremde», Hause; kurz, die körperliche Rüstigkeit ist in der Abnahme. DaS Lebe» aus dem Land, geht ruhig weiler, aber an Ausgabe», die körperiiche Leistung erfordern, gehe ick schwer heran; io auch an die Siehe nach Berlin zum Reichstage. Es wird >a wohl sei» müssen, und ich werde ousprodiren, wie eS gehl und ob ich daraus verzichten muß. Die Reise zum Reichstage hat sür mich ja nur den Ein», meine Schuldigkeit al« deulscher Bürger zu thun. Wer glaubi, daß ich dainil wieder zum Amle gelaugt» wolle, der überschätzt meine Beicheldcnheit »ad unterschätzt mein Selbstgefühl, denn es kann nur doch oichl ii» Traume einsaüen, die SleUung eine« Ministers zu begehren; sie -iSre sür mich nicht annehmbar. Meine Wühler Hallen auch gebe««», da« Mandat anzunehmen, da im SLahtkretse sonst ein« Lücke ent stehen würde, die von Socialtemokratru oder Welse» ousgesüllt werden könnte. TaS Mandat dauert übrigen« noch drei Jahre, und ich weiß ja nicht, ob ich nicht wieder kräftiger werde, und ob Verhältnisse eirilrclen, welche »itr die Ausübung desselben dergestalt zur Pflicht machen, daß die Gesundheilsrücksicht schwindet. Einst weilen suhle ich mich greisenhafter, alS ich aussche." * Die „Norddeutsche Allgemeine Zettung- weist daraus bin, daß die Frage der Einführung der Normalzeit ginächst auch sür Norddeulschtand auf die Tagesordnung lommcn dürfte. » * « * Die ungarische Delegation genehmigte die Budgets der Äkarine, dcS Finanzministeriums und ec» Rechnungshofes. Der Referent Daniel hob hervor» ca» Marinedudget sei mit der größten Sparsamkeit versaßt. * Am K. Decembcr werden die schweizerischen Eid genossen darüber abstimmen, ob sie den Ankauf der Eentralbabn von Seiten de» Bunde» genehmigen oder nicht. Die Agitation sür und gegen den Antrag ist in den letzten Tagen eiwas lebendiger geworden; eS werden Ver sammlungen über Versammlungen abgcbalte» und Resolutionen bald sür, bald gegen de» Ankauf gefaßt. So wenig eS beute bereits möglich ist zu sage», aus welche Seile die Waagschale sich neigt, so aut kann man letzt schon behaupten, daß " Lache a» sich ziemlich klar liegt. Würde eS sich btos um Antauf, also um den ersten, entscheidenden Schritt zur Ver wirklichung dcS StaalsbahngedankenS handeln, so würden die Schweizer sicher mil Majorität ein Ja in die Urne legen. Aber cS spielen andere Fragen hinein, und die Gegner des Antrags sind geschickt genug, an die Stelle von Gründen, die sie nicht haben oder Nicht gern ringestehcn, Vorwände zu setzen, die auch bei den Freunden der Verstaatlichung Ein druck machen, so daß man über da» Endresultat »och völlig im Dunkeln ist. * Ter Erzbischof von Aix Goutbesoulard erschien gestern Vormittag vor dem AppetlaerichtShos in Paris unter dem Vorsitz Pcrivicr'S, um sich wegen seines an den Minister FalliereS gerichteten Schreibens, betreffend die Pilgcrzüge nach Rom, zu verantworten. Gouthesoulard erinnerte an die gegen die Pilger in Rom gerichteten Gcwalt- thäligkeiten und erklärte, er wollte mit dem Schreiben nickt de» Miiiistcr FalliöreS beleidigen, er habe nur seine Pflicht erfüllt. Seine Handlungsweise hätte die Zustimmung der Bischöse und der katholischen Kirche gesunden. Er bekämpfe keine Regierung und bade dieser Erklärung nicht- hinzuzufügen. Hieraus ergriff der Staatsanwalt OueSnai Beaurcpaire daS Wort zur Begründung der Anklage. Im Saale waren zahl reiche Zuhörer. * Der officielle Vertreter der „Marxianer", der in Lille zum Deputirten erwählte Bürger Paul Lafargue, wird aller Wahrscheinlichkeit nach nun doch in die Kammer kommen, da seine französische Staatsangehörigkeit, welche von den Republikanern angesochten war, erwiesen zu sein scheint. 'Rach dem französischen Gesetze ist rin im AuSlandc geborener Sobn eine« französischen Vater« ohne weitere Formalität Franzose, und ein Franzose verliert seine Nationalität nicht wir eS bei un» der Fall ist, durch eine zehnjährige Abwesen heit ohne Erneuerung de» Paffe» oder der Immatriculation aus einem Consulate, sondern nur in dem Falle, daß er im AuSlande Militairdienste nimmt. Lafargue bat nun durch den ImmatriculationSsHein seine» Vater- aus dem fran zösischen Consulate, sowie durch Beibringung von Papieren, wo noch sein Vater später in Bordeaux Vormund gewesen (wa« gesetzlich nur ein Franzose sein kann) und auch in den Wahllisten eingeschrieben war, den Nachweis geliesert, daß er der Sobn eine« authentischen Franzosen ist. Demnach wird zweifellos die mit der Prüfung seiner Wahl betraute Com mission den Protest de« republikanischen WahlcomitS« von Lille zurückweise» u»d die GiUigkeit-erklärung der Wahl Lasargur'S b«a,tragea. * Der franrösische Ministerrath beschäftigte sich gestern mit dem AuSstand im Departement PaS de Lalaiö. Man nahm als sicher an, daß daS Count« der Bergwcrksbesitzcr den Vorschlag aniiehmen werde, die Schieds richter zu ernennen. Der Präsident der Republik, Caruvt, hat den Gesetzentwurf, betreffend die sacultativcn EiiiigungS- ämtcr zum Schiedsgerichte sür Streitigkeiten zwischen den Arbeitgebern und Arbeitern, resp. den Angestellte», unicr- zeicknet. Den Entscheidungen der Schiedsgerichte wird nur moralische Bedeutung beizuincssen sein, indessen verspricht man ich von denselben eine Steigerung deS Vertrauens in der Rechtsprechung in individuellen Streitsachen. * Nack einer auö Rom lommcndcn Meldung ist daS geheime päpstliche Consistorium »nnnichr cndgillig ans dc» 14. Dcccmber, daS öffentliche auf den >7. Dcceinber anberaunil. Wie bereits bekam«, werten in jrci» gebeinicn Consiftorinin öS zwei italienische E'arbinälc ernannt werden, und zwar: r päpstliche Obersthoftneister Msgr. Rufs» Scilla und der Eccrelair der Congrcgalion dcr Bischöfe und gcssilick cn Orden, Msgr. Sepiacci, dcr dem Augnslinerorden aiigcbört- Die Ernennung ausländischer Cardinalc soll erst im nächsten FrühjahrScvusiilorium ersolgen; jedenfalls werte in demselben der neue FürstprimaS von Ungarn, VaS zaru, die CartnialS- würde erhalten. In« Ganzen sind gegenwärtig im heiligen CardinalScollegium elf Vakanzen zu verzeichnen. — Ter Gesundheitszustand de« Papstes ist scbr befriedigend. Ter heil. Vater macht seine gewohnten Spaziergänge uud liegt regelmäßig den Aufgaben seines hoben Amtes ob. Dagegen wird der Zustand des schwer erkrankten CardmalS Meruullod als hoffnungslos bezeichnet. * Die enthusiastischen und durchaus spontancir Hul digungen, welche dem gegenwärtig in Palermo weilende» italienischen Königspaare und dem Kronprinzen von der dortigen Bevölkerung dargcbrachl werden, sind die beste Antwort aus die von den Feinten Italiens in die Welt gesetzte Insinuation, daß i» Sicilicn und namciiilich in Palermo die rcvolutionaire Partei einen besorgnißeircgcndcn Anbang besitze. Nach den loyale» Demonstralionen in Palermo wird wohl Niemand wagen, jene tendenziöse Behauptung zu wiederholen. Auch die mit dem Könige in Palermo weilenden Minister sind Gegenstand der syniralbischsten Kundgebungen, uud namentlich dem Minister-Präsidenten Marchese di Rudun werden vielfache Aufmerksamkeiten er wiese» * Wie die .Moskauer Zeitung" meldet, würden gegen die geheime von der Dorpater Universität auSgeleiide politische Agitation, abgesehen von dcr U»tentcll»»g diese« Institutes unter daS allgemeine russische Uiiiversitäls- statut, alsbald noch besondere Maßregeln ergriffen werden. * Der schon lange angekündigte Min ist erweck scl in Spanien hat sich endlich vollzogen. Aus dem Ergelniß dcr Krisis hat sich indessen gezeigt, daß eS sich um mebr bandelt, als um eine bloße PersvnenrKrschlcbung. ES lueß zuerst, der Minister des Innern Silvcla wolle zurücktrclcn, weil er sich nach seiner Abvocatur zurnckschnc, mit dcr er viel mehr verdient habe als mit seinem Minisierporleftiiille. Daran schloß sich die Milthcilung, daß auch der Finanz minister CoSgayon gebe» werde, weil dcr Premier mit seinen Leistungen nicht ganz rufricdcn sei. A»S einer Consercnz dcS Premiers mit Camacho schloß man, daß dieser letztere Staatsmann, dcr schon oft Finalizminister gewesen ist, wieder »ur Uebcrnahmc dev Fiiializporlc- jeuilleS bernsen sei. Als nun Silvcla am Freitag lüat- säcklich zurüclirat, bat aus Anregung de» InsozminislcrS Villaverde da» gesammte Cabinct seine Demission ge geben, um dem Premier bei der Reconstruction größere Freiheit zu gewähren, und davon hat Herr CanovaS del Caslillo auch Gebrauch gemacht. DaS Wichtigste bei dein Ergebniß der KrisiS ist dcr Eintritt Römers Robtcdos in daS Cabinet. Nobledo ist das Hauvt der sogenannten Reformisten; alS geärgerter Conservativer hat er fick den Literalen angc schlossen und kehrt jetzt zu seinen ursprünglichen Gesinnungs genossen zurück, wofür ihm billiger Weise durch ci» Portc- senillc gelohnt wird. Ein weiteres Mftglied seiner Gruppe, LinarcS RivaS, bekommt Unterricht, Ackerbau und Handel an Stelle Isasa'S. Silvcla wird durch Elduaycn ersetzt, an Stelle de» Admirals Verenger, dcr kürzlich wegen seines Duells dcmissivllirtc, übernimmt Admiral Montojo die Marine, und Concha wird Finanzministcr, weil wahrschcin lich dcr Premier mit Camacho sich doch nicht bat einigen können oder weil die Conservativen gegen den Eintritt dieses im Grunde liberalen Mannes Widerspruch erhoben. Dafür soll Camachv Director der Bank von Spanien werden. Dcr Ministcrwechscl ist also offenbar aus dem Bcdürjiliß des Premiers hervorgegangen, seine Stellung durch Zuziehung der Reformisten zu stärken; ob er sich nicht dafür ans der andere» Seile geschwächt hat, nämlich bei seinen conservaliven Freunden, die Römers Robledo nicht grün sind, daS Wirt dir Zukunst zeigen. * Wie man au» Konstantinopel meldet, lassen die da selbst au« dem Be men einlaufenden Berichte hoffen, daß die Ordnung in dieser Provinz bald wieder hergestellt sei» wird. Nach den Berichten de» militairischen Coiiimaiidanten von seinen, Ahmed Feizi Pascha, haben die kaiserlichen Truppen wiedcrboll Erfolge errungen und die Insurgenten in den letzten Tagen bei Ziehrak, wo sie sich in größerer Anzahl ver schanzt Hallen, gejchlagen. * Da« nordamerikanischr republikanische Nationalcomilö beschloß, daß die Convention zur Nambastmachung dcS republikanischen Candidalrn für die Präsidentschaft der Re publik in MinneapoliS am 7. Juni n. I. stattsinden solle. * DaS »Daily Chronicle" melket in einer Depesche aus Tientsin, daß au» dein nördlichen China Nachrichlc» von mörderischen Uebersällcn eingelroffen seien. Bewaffnete Banden sollen daselbst ganze Distrikte geplündert und AllcS nirdergebrannt baden. Ans einer Station der belgischen Missionare in Talon Sanchi wurden angeblich über Kundert Personen, welche den christlichen Glauben angenommen batten, ermordet. Den osficiellcn Berichten der locale» Gouverneure zufolge sollen mongolische Räuber die Misse- tbäter sein; Truppen sind nach dem Schauplatz dieser Grauel- thatea abgegaogen. Die Zahl der europäischen Ovser ist »och «beuuutt. Der Gouverneur Li-tzaug-Tschao» soll sich
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