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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911125026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891112502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891112502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-11
- Tag1891-11-25
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Nbonn kMkntHn'kID >> der tzallpterpedttioa oder de» tm Stadt, teirrt vad dev Vororten errichtclcn An«. »Lvestellen abqeholi: viertecjidrlich.414.50, »et zweimoliger täglicher Austeilung in« tz-aus .» 5.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oec'erreich: rierleljlbrtich ö.—. Direcie tägliche LreuzdaiiLiendung in« Ausland: monatlich ^<l 9.—. T!eMorgen-Ausgabe erscheint ticzlich '',>7 Uhr, di» Adeud-AuSgabe Wochentag« 5 Uhr. Ue^artion und Lrpeditisn: 2«hanurSgi>fse 8. Li« Sppedittoa ist uuunterbrochr» g«. kffvet von früh S bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: vtt» »lr»«'S Sortim. (Mfre» H«hr>), llaiversiläl-srraß« 1, Louis Lösche, iknch«i»«,str. 14, part. und 1ti>uig«platz 7. trnck »h Verlag von L Pol, in Leipzig Abend-Andgave. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Mittwoch den 25. November 1891. Moraen^Ansaabe: dt« «gespatta« »eile L»^, vteclamen unter dem Stedactt»»« ffcich j4 gespalten» SO^t, vor den j^amtlte». Nachrichten <6 gespalten) 40-T Abend.Ausgabe: die Kgespolten» PettyetI» 40 Reciaoi»u unter dem RedackioussMch l4 gespalten) 1 ^t, Familteunochiichten und Anzeigen verlorener Oieqenstände stlzespaltkn) LO >^. Größere Schriften laut unserem Preis- vcr^ichnig. Tabellarischer und Zisiernsatz »ach höherem Tarif. Vrlr»-V<u««en (gesatzt), »,r »it her Morgen-s traro-Luttaab«, oho« P* *itdesürdrau>> 60.—, mit Postbestirderu», 70.—a Ärmahmeschtat fir Juseratr: Adeud-LuSgab«: vormittag« 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sana, und Festtag« früh 9 Uhr. Bei deu Filialen und Annadmestelleu je eiu« halbe Stunde früher. 2os«r«t» find sirts an du «a»e»11t«» »u richten. 85. Jahrgang Legreifliche Lefürchlungen. LI München, 2t. November. Seit die Dclegirken zum Handelsvertrag die bayerische Hauptstadt paragraphen- bewasinct verlaffen habe«, bat eine Reihe von Interessenten ein Gefühl der Sorge ergriffen, ob der deutsche Mickel beim Vertragsabschluß in seiner sprichwörtlichen Gutmütbigkeil nicht etwa zu kurz gekommen sei bezw. ob gewisse Schutzzölle nicht doch eine schädigende Ermäßigung gefunden haben. Auch in der Presse wurden derartige Befürchtungen laut und während in Deutschland hauptsächlich die Agrarier auö ihrer Sorge Uber eine mögliche Ermäßigung der Gctrcide- zölle kein Hehl machten, schlagen in Oesterreich die Lcinenfabrikanteu wegen einer Zvllcrmäßianng für italienische Leinwand Lärm. Die bayerische Abgeordnetenkammer wurde beute der Schauplatz eines hochinterelsanten Geplänkels zwischen Abgeordneten und der wie auch in anderen Staaten hin sichtlich dcrHandclsvcrträgc ungemein schweigsamen Regierung. Es. Kegen nämlich die bayerischen bczw. deutschen Weinbauern ähnliche Besorgnisse wie die Getrcidebauern, und eine in der Kammer eingebrachle Interpellation über die große Nolh- trge der unterfränkischen Winzer nebst Bitte um Elaatsbilse durch Grundstcucrnachlaß gab erwünschte Gelegen- keil zum Versuch, den Finanzminister zu einer Acußcrunz hin sichtlich des neuen Zolltarife- zu reizen. Zunächst sprachen die unterfrLnkischcn Abgeordneten über dnS Winzerclend in ihrer Heimath durch die Mißernten der ictzlen Iabre, worauf der Finanzminister Sleuernachläffe nach syrsctzeSvorschrift je nach eingcdrachten Nachlaßgesuchcn zn- sichcrte. Wie aber der pfälzische Abgeordnete Müller- Hnardt, ein Großweindaucr, angesichts der tristen Lage auch der pfälzischen Winzer das Thema vom gefährdeten Schutzzoll berührte, »ahm die Debatte einen höheren, wohl allgemein iutercssirendcn Lauf. Der Abgeordnete erachtet einen hohen Schutzzoll für deutschen Wein für ein weit wirksameres Schutz mittel als partielle Steuernachlässe, und nach seiner begründeten Ansicht müsse die Kreise der deutsche» Wcinproducenlcn große Besorgniß erfassen, ob nicht die neuen Zollsätze sür Wein die Interessen des deutschen Weinbaues schwer schädigen. Namentlich befürchtet dieser Redner die Gefährdung deS BerkehrcS im Traubenmost durch Import italienischen MosteS, der durch verbilligten Zoll große Ausdehnung gewinnen kann. Wenn daher die bayerische Regierung noch vermag, sür die Beibehaltung der alten Zollsätze einzutrcten, so bringt sie dem bedrängten Weinbau weitaus größere Hilfe al« durch Stcuernachlaß. Dieser Meinung schließen sich mehrere pfälzische Redner an, und nennt namentlich Dr. Bubl- Deivcsbeim die neuen HandelSvcrtragSbestimmungcn, von lenen ja etwas in beunruhigender Weise in die Presse tnridgesickert ist, eine große Gefahr für den Winker, lesvitderS aber für den Verkauf deS Mostes. Bcson- lerrn Schaden wird der Anbau der Portugieserreden künden, aber auch die weißen Weine erscheinen schwer ge schädigt. vr. Buhl will daher Schutz sür den Ackerbau, ober auch sür den Wein. Im Laufe der Debatte kam noch mache Anregung; so willAbg. Stöckerprincipicllcn Nachlaß für alle Winzer des Königreichs und vr. Frank kommt mit seinem alten Liede wieder, indem er, wenn eS keinen deutschen Schoppenwcin mehr giebt, den Spessartcr Hcidelbecrwein warm empfiehlt. Auch das NahrungSniittelgcsetz wird wegen des Fehlens einer genügenden Definition deS Begriffes .Lein' gestreift und die kitzlige Frage des ZuckcrzusatzeS erwähnt. Mil begreiflicher Spannung sah man der Aeußerung vom Ministertische entgegen. Finanzminister vr. Riedel hielt sich beim Weinzuckern nicht lange auf, Weil eS ja jetzt in Vancrn ohnehin keinen Wein zum Zuckern giebt infolge der Mißjahre. Die Besorgnisse hinsichtlich der Han delsvertrags bestiiumungen aber findet auch der Minister begreiflich, allein er kann absolut keine Auskunft geben über die Verträge selber, die ja seinerzeit dock» veröffentlicht werden müssen. So viel steht indeß fest, daß die deutsche Regierung bemüht war, die Land eS- inlcrcsscn möglichst zu schützen. Natürlich werden Verträge ohne gegenseitige Eoncestioncn nicht geschlossen. Mit dicier Erklärung mußte sich das Haus zufrieden geben. Leipzig, 25. November. * Wir erhalten aus Berlin folgendes Privattelegramm: Tic gestrige Unterredung GierS' mit dem Kaiser dauerte kaum lo Minuten. Vorher wartete Minister GierS etwa IN Minuten im Stcrnensaal deS königlichen Schlosses, in Unterredung mit Graf Pücklcr und Adjutant Major Sckoll tczriffcn. Ter russische Minister hatte schwarzen Geselischasts- enzug mit dem Band des Rothen AdlcrordenS angelegt. Er sah nach der Audienz sehr ernst aus. * Im Etat deS Auswärtigen Amtes für 1892/93 ist kenntlich eine Forderung für geheime Ausgaben in H er von 590 000 -4l vorgeschlagen, während bic)er Fonds b: er nur 48ÜOO < betragen hat. In der Presse ist biSker nc.h vcrhältnißmäßig wenig über diese Forderung gesprochen Irr den, und man wird daraus schließen können, daß sic aus keine unüberwindliche» Schwierigkeiten stoßen wird. Zur Begründung liesir bedeutenden Erhöhung ist in einer kurzen Bemerkung des Etats aus den durchaus ungenügenden bisherigen Betrag Kiuaewiesen, der um baS Zwanzigfache niedriger sei als die ein,riechenden Aufwendungen anderer Regierungen. Eines Hinweises auf den Wetscnsonds enthält sich die Begründung begreiflicher Weise; doch ist eS ja allbekannt und oft genug - amtlich zugegeben, daß erhebliche Summen aus diesem Fonts sür geheime Zwecke des Auswärtigen Amtes verwendet worden und daß man nur durch diese Hilfsquellen bisher in §tand gesetzt war, mit einer so geringen »summe auSzukommcn. Eine andcrweite gesetzliche Regelung der Verwendung dieses Fonds siebt bekanntlich im preußischen Landtag nabe bevor, und die Vorbedingung dazu ist eben der Ersatz für die als dann wegfallcuden Zuschüsse zu den genanten Zwecken des Auswärtigen Amte- Schon der allseitige Wunsch, über den DelfensontS bald zu einer Derständigur^ zu kommen, wird auch den Reichstag geneigt machen, da« Auswärtige Amt n„t einer angemessenen Summe au-zustatten für Zwecke, deren Betreibung nun einmal nicht entbehrt werden kann. Der geforderte Betrag bleibt auch so noch erheblich hinter den Aufwendungen zurück, welche andere große Staaten für diese Zwecke mit Zustimmung der Volksvertretung machen. * Die commiffarischen Bcrathniigcii, welche im preußischen Justizministerium betreffs gesetzlicher M a ßn a h m e n gegen das Znhältcrwc)cn zwischen den belheiligtcn RessortS des Reichs und Preußens stattgefuiiden haben, sind zum Abschluß gelangt. Es bars angenommen werden, daß die Ergebnisse derselben demnächst in der Form eines Vor schlages zu einer entsprechenden Ergänzung des RcichSstraf- gesetzbuchcS zu Tage treten werden. * Tic PetitioiiScommission deS Reichstages beschäftigte sich jüngst mit der Frage des Portos für Soldsten- packctc. Für Sendungen von Soldaten wird daSgewöhn liche Porto crbobcn, für gewöhnliche Pallete an Soldaten bis zum Gewichte von 0 Pfund ist das Porto sür alle Ent- scrnungen auf 20 I festgesetzt. Ein Stcucranfseber, von dessen Söhnen zeitweise drei in der Armee in verschiedenen, vom HeimaibSortc weit entfernten Garnisonen gleichzeitig gedient haben, halte mm in einer an den Reichstag ge richtete» Eingabe den Wunsch ausgesprochen, sür die an die Soldaten mit der Post beförderten Packele inso fern eine weitere Erleichterung cinlrclen zu lassen, daß entweder ein Packet von 10 Pfund frei oder sür den gegenwärtigen Portosatz von 20 ,.s befördert werde. Obschon der in der PetitionScommissionSsitzuiig anwesende Vertreter des Reichspostamtes darauf hinwicS, daß die oben angegebene Portofestsctzung im Einverständnis; mit dem preußischen KriegSnunistcrittm getroffen sei und demnach die Mititair- verwaltnng selbst eine Ausdehnung der Gewichtsgrenze über 9 kst nicht für erforderlich halte, war die Commission gleich wohl der Meinung, daß das Verlangen, die Gewichtsgrenze sür die an Soldaten gehenden Packele etwas weiter hinauS- geschoben zu sehen, einige Berücksichtigung verdiene. Sie beantragt deshalb beim Plenum, die erwähnte Petition dem Reichskanzler zur Erwägung zu überweise». Die von Preußen und Bremen eingesetzte Commission zur Vorbereitung der Gebietsabtretung Preußens behufs Vergrößerung des HafcnS von Bremerhaven hat ihre Arbeiten begonnen. Preußen ist durch 12 sperren, darunter auch Vertreter der Marine, vertreten, Bremen durch 5 Herren auö dem Senat. * Die Veröffentlichung des neuen preußischen Schnl- reformplanS sür die Gymnasien steht nach der „N.-L. C." in allernächster Zeit bevor. Die Vorschläge der überwiegend humanistischen Siebenercommissio» sollen danach größtentheilS verworfen sein. Der Unterricht im Lateinischen soll fortan erst in Tertia, der im Griechischen erst in Secunda beginnen. Die dadurch für die unteren Elasten frciwerdende Zeit soll auf neuere Sprachen verwandt werden. * Soeben ist der preußischen Generalsynode der Entwurf eines Kirchengesetzes, betr. die Auf hcbung von Stol- gcbübrcn für Dausen, Trauungen und kirchliche Aufgebote, zugegangen. Nack tz. 1 wird die Verpflichtung zur Ent richtung von Stolgebühren sür Taufen und Tra»i»igcn in ortsüblich einfachster Form, sowie sür Aufgebote ausgchoben. Entsteht im einzelnen Falle darüber streit, ob eine Stvlgcbühr ungeachtet der Bestimmung deS ß. 1 zu entrichten ist, so entscheidet der KrciSsynodal-Vorstand nach Anhörung deS Gemeinde - KirckenrathS (Presby teriums) unv auf erhobene Beschwerde daS Provinzial-Con- sistoriiim. Die Stellen der Geistlichen und Kirckenbeamten sind sür den ibnen durch die Aufhebung der Slolgebübren entstehenden Ausfall der Einiiakmen von der Kirchengeincindc durch eine Rente zu entschädige». Von der Entschädigung sind ausgenommen diejenigen geistlichen Stellen, deren Jahreseinkommen außer Stolgebühren und freier Wohnung 6000 .4t beträgt. Jedoch bleiben auch die auf diese» Stellen zur Zeit deS InkrastlrclcnS dieses Gesetzes im Amte befindlichen Geistlichen für ihre AmtSdauer in derselben Weise zu entschädigen, wie die sonstigen Stellen, in so weit sie nicht auf Grund deS Gesetzes über die Beurkundung dcö Personenstandes und die Form der Eheschließung aus Staats fonds entschädigt werden. Die Höhe der EntsckädigungS- rente bestimmt sich nach dem Durchschnitt der Solleinnahme aus den aufgehobenen Gebühren sür die in den Iabren 1888,1889 und l890 in der Gemeinde vollzogenen Handlungen. * Die „Hamburger Nachrichten" schreiben: „Wir lesen in der „Post": Da jetzt so viel von der kaiserlichen Inschrift „niproms lex rech» volunta«" die Rede ist. jo mag das nachstehende Wort aus der Thronrede vom 27. Juni 1868, der ersten, welche König Wlldelm II. vor dem preußische» Landtag gehalten, nicht unzweckmäßig i» Erinnerung gebracht werden. „ES liegt Mir fern, das Vertrauen deö Volke« auf die Stetigkeit unserer gesetzlichen Zustände durch Bestrebungen nach Erweiterung der Krourechte zu beunruhigen. Ter gesetzlich Bestand Meiner Rechte, so lange er nicht in Frage gestellt wird, genügt, um dem Ztoatsleben das Bloß monarchischer Einwirkung zu sichern, dessen Preußen nach seiner geschichtlichen Entwickelung, nach seiner heutigen Zusammensetzung, nach seiner Stellung im Reich und »ach den Gefühlen und Gewohnheiten des eigenen Volkes bedarf. Ich bin der Meinung, daß unsere Verfassung eine gerechte und nützliche Berlheilnng der Mitwirkung der ver schiedenen Gewalten im Staattlcde» enthält, und werde sie auch deshalb, und nicht nur Meines Gelöbnisse- wegen, halten und schützen." Wir glauben nickt zu irren, wenn wir annchmcn, daß die Redaktion dieses Tbeile» der Thronrede vom damaligen Ministerpräsidenten Fürsten von Bismarck ausgegangen ist und würden uns freuen, zu hören, daß die damit an- gezcigten Grundsätze noch heut« in voller Geltung bestehen." * lieber Aeußerunacn der fremdländischen Presse über den Aufenthalt de« Herrn von GierS in Berlin liege» folgende Meldungen vor: London, 24. November Nach einem Pariser Trablbertcht der „Times" bat die Berliner Reise von Giers den Zweck, die verletzten Gefühle de» deulichen Uaisers zu beschwichtigen und eine öffentliche Kundgebung besserer Beziehungen zwischen Rußland und Deutsch, laud, die im Frühjahr erfolgen solle, anzubahnrn. Einem «er- trauten solle Gier« gesagt haben, er Hab« ansänglich keine politisch« Aufgabe gehabt; nach Paris sei er ohne Manchroute gekommen. Dort Hab« er viel nüchternere Anschauungen über die sraozösisch- russischr Verständigung oorgesunden, al« er erwartet hätte. Petersburg, 24. November. Rückhaltsloser al« gestern äußern sich lieute die Blätter, indem sie eine Verständigung mit Deiilschlaud als wünschenSwerth anerkennen. Einstimmig wird die große politische Bedeutung des Berliner Besuchs von Giers hervor- gebvdei, und sogar gehossl, daß damit die sranzvsisch-denlschcu Be ziehungen gebessert werden. * Dem „Dziennik PoznanSki" zufolge bat der Prälat I)r. o. CtablewSki den vorgcschriebcncn Eid als Erz bischof oloetu» im Poscncr Eonsistorium vor dem biSberigcn Administrator Bischof l)r. LikowSki geleistet. * Der „K. B.-Z." zufolge senden sänimtliche katholi schen Arbeitervereine Deutschlands aus Beschluß der Gencraloersammlniig ihrer Präsides an den Papst «IS Ant wort aus die vor einiger Zeit erlassene Encyklika eine Er- gebenheitSadrcffc, welche Cardinal MclcherS Weihnachten über reichen wird. * AnS Sonncbcrg wird uns gemeldet: In einer liier abgehaltciicn Versammlung der nationallibcralcn Vertrauensmänner unseres Kreises sprachen die an wesenden Sccretaire der nationaltideralcn Partei, Patzig- Dcrli» und lü'. Wcstphal-Gotha, über die gegenwärtig unsere Zeit bewegenden politischen Fragen. GeucraUSecretair Patzig berührte einleitend die schwierige» llcbcrgangSvcrbäit- nisse seit dem Hintritt deS greisen Kaisers Wilhelm und dem AnSscheirc» des großen Staatsmannes BiSmarck. Nach wie vor müsse eS untere Pflicht sei», in der auswärtige» Politik daS Deutsche Reich gegen fremde Anzettelungen zu schützen, auch die neuen Staatsmänner in dieser Ttiätigkeil zu unterstützen. In der inneren Politik müssen die freiheitliche» Errungen- schaftcn feslgchaltcn und vcrtheidigt werden. Eine Haiiptausgabe fei, die inneren wirthschaftliche» Verhältnisse zu consvtidircn, wozu die HandclSvertragS-Politik guten Boden bereiten werte. Im Weiteren aber gelte es, namentlich auch zur Abwehr gegen die Socialdemokratie, positiven Bestrebungen nachzugchen, sowohl zur Beförderung deö ArbeitcrstandeS, wie insbesondere zur Stärkung unk Erkaltung de- Hand werkerstandes und deS mittlere» und kleinbäuerliche» Besitzes. Für unsere Partei gebe eS in der Sammlung der nationalen Kräfte scbr viel zu schaffen und ans eigener Kraft berauö müssen wir in politischen und wirthschastlichen Dingen Leben gestalten. Nach dem mit lebbastc» Beifall anfgenommenen Vortrag ergriff I>. Westphal das Wort, um die Vaterlands losigkeit der Socialdemokratie und die Gewissenlosigkeit deren Fübrer in offener und scharfer Weise zu geißeln, wofür ibm ebenfalls lebhafter Dank gezollt wurde. Interne Angelegen heiten folgten hierauf zur Besprechung. * Bei der im 1l. württembcrgischcn Wahlbezirk (Hall-Oebriitgen-WcinSbcrg) stattgebabte» ReichStagS - Er - satzwahl wurden nach dein bisherigen Zählungsergcbniß sür Hartman (Demokrat) 7850 Stimmen, sür Agster (Sociat- dcuiokrat) l220 Stimmen und sür Kiene (Centn»») 302 Stim men abgegeben. Die Zahl der Wahlberechtigten beträgt etwa 23 200. * » O * In dem Erposö, welches der Minister v. Kallay im Ausschüsse der österreichischen Delegation über die Verwaltung der occnpi rt cn Provinzen gab, bezifferte derselbe den Totalanswand der Investitionen in Bosnien und der Herzegowina auf 4 37I OOO Gulden. Diese In vestitionen erstrecken sich aus Eisenbahnen, Wasserbauten, Cisternciianlaaen, Bobemnetioraticnrn, landwirlbschaftlicbe Stationen, Mititairuntcrkünstc, AnitSgebänbe sür Schul- zwectc, Cultus und sanitäre Maßregel». Die Moba- mcdaner bezeichnet,: der Minister als ein konservatives, der Monarchie aufrichtig ergebenes Element; seit 1883 bis zu dein diesjährigen Herbste seien I l 3L9 Mvha- medancr auSgcwandcrt, trotzdem sei die mohamedanische Bevölkerung um 8500 Köpfe gewachsen. Größere Grunb- bcsitzcr seien nicht auSgcwandcrt; dieselben seien der Regie rung ergeben, agitirten sogar gegen die Auswanderung, zu welcher meist kleine Besitzer in Folge der ncugeschaffcnen wirlhschafttichcii Verhältnisse^ griffen. Tie Negierung lasse sich im Bewußtsein der Stärke ihrer Position i» Len occupirten Provinzen durch die unglaublichen llcbcr- treibungcn der serbischen Presse keineswegs beunruhigen. — Die Wiener Blätier besprechen daS Erposü des Ministers Kallay cinmülhig mit lebhaftem Beifall. * In der fortgesetzten Bcratbung deS An tragö Plener, betreffend die Erleichterung der niedrigsten Elasse der Erwerbstcucr, sprach sich der Finaiizmiliistcr gegen den Antrag au« und erklärte, die Regierung werde selbst bei Beginn der nächsten Session Vorschläge zur Erleichterung der kleinen Steuerzahler einbringcn. Falls der Plcncr'scbe Antrag angenommen würde, wäre ein Deficit »nveriiicidlich, da sür den Ausfall an Einnahmen im Antrag nicht vor- acsorgt sei und auch durch den Entwurf der Börsciisteiicr der Ausfall nickt gedeckt werden könne. Obwohl er übrigen« für den bekannten Entwurf der Börscnstcucr sei, kalte er den gegenwärtige» Zeitpunkt zur Einführung der Börsen struer für ungünstig, da sämmtlicke curopäitcke Börsen in einem solchen Zustande der Ausregung sich befände», daß mit Störungen znrückgcbaltcn werden müsse. Vorerst sollte auch das Verhältnis; der Börseiisteucr zu Unga/n fcstacstellt werden, worüber Verhandlungen mit der »ngarisckcn Regie rung bereit« eingcleitcl seien. Der Minister scklägt ror, eventuell solle der Plencr'sche Entwurf die Nachläße, welche der erste Artikel den kleinsten Erwerbsteucrträacrn gewährt, dieselben in einem zweiten Artikel den größte» Erwerb steuerträgcrn aufcrlcgen. Zu diesem Bchufc »löge der Entwurf an Len Ausschuß znrückgcwicseii werden. >Lcbbaftcr Beifall.) Im Laufe der Debatte beantragte IaworSki, die Umlage an den Stcucrauösckus; z» vcr weisen. Dieser Antrag wurde mit 166 gegen 126 Stimmen abgclchnt und das Eingehen in die Spccialdcbatte über den Antrag Plener beschlossen. Dafür stimmten die Polen, der Club Trcntino und die böhmische» Großgrundbesitzer, dagegen die vereinigte Linke, die Deutsch Nationalen und Iungczcchen, sowie der Coroniniclub. — Ter Abgeordnete IaworSki intcr pellirte die Regierung wegen Eruirung der Quellen der Meldung deS „Wiener Tagblatt-". * A»S Pari- wird gemeldet: Tie hier vielfach herrschende Ansicht, das; durch den Rücktritt Kouseca S alsbald Be ruhigung i» Brasilien cmtreten werde, begegnet in brass lianischen Kreisen starkem Zweifel. Silveira Martins ist der Ansicht, baß durch den Rücktritt Fonseca'S zwar etwas gewonnen sei, da Peixoto ein ernsterer Mann sei als jener, dock sei die Revolution in Rio de Janeiro abermals eine Mititair-Revolution, welche die Diktatur in gemäßigterer Form ausrechtrrballe. Der wieder rinberusene Eongres; sei unfäbig, die Geschicke Brasiliens in gedeihliche Bahnen zu leiten, ba er keinen moralische» Einfluß besitze, nachdem alle angesehenen Mitglieder desselben ihre Entlassung ge nommen. Die einzige Lösung sei die Auslösung deS Con- grcsscS und Nenwabtcn, die eine bürgerliche Regierung a»S Ruder brächten. Bis daS geschehe — und die Hoffnung, daß die herrschende Militairpartci in diesem Sinne bandeln werde, sei gering — werde Rio Grande die Waffen nicht niederlegcn dürfen. Die Wiederholung der Mililair- Rcvolution sei von Nachtbeil für den republikanischen Ge danken, da sie die geringe Ständigkcit der Verhältnisse unter der republikanischen Form dartbnc. Tie Aussichten der Monarchie würden dadurch gefördert. * Die Commission der französischen Dcputirtenkammer * Bei der Abfahrt deS Erzbischofs von Aip vom Appcllkose in Paris ereignete» sich vor dem GcrichtSgebäude tnmullnarische Secnen. Der Wagen de« Erzbischof-' wurde von einer nach Tausenden zählenden Menge umringt, welche »inl Tbeil Hochrufe a»f den Erzbischof ansbrachte, zum Tbcil pfiff oder „vivo In llöziubliguo^ rief. Der Polizei gelang cs erst nach vieler Müde, für den Wagen freie Fahrt zu schassen. * Gestern hielt Lord Salisbury in Birmingham; vor einer von 5000 Personen besuchten Versammlung im StaatSbausc eine Rede, worin er erklärte, die Regierung beschäftige sich mit der Vermehrung der Zahl der kleinen ländlichen Besitzer selbst aus Kosten des Staate«. Die Machtstellung Englands bange ab von seinen auswärtigen Besitzungen, diese aiiszugeben würde ein Zeichen der Schwäche sein, welcher da« Cabinet niemals zustimmcn werde. Die vereinigte» Ausschüsse der ungarischen Delegationen nahmen den OccupationScrrdit an. Die Erklärungen deS Finanz- minisierS wurden sehr beifällig ausgenommen und demselben Dank und Anerkennung ausgesprochen. * Nach einer anS Nom zngchcndcn Meldung ist eS nicht richtig, daß zwischen Italien und den Vereinigten Staaten von Nordamerika neue Unterhandlungen be treffend den blutigen Zwischenfall von New-Orleans er öffnet worden seien. Obgleich die gegenseitigen Beziehungen der beiden Staalcn durchaus freundlichen EbarakterS sind, hat seit der Abreise de« italienischen Gesandten, Baron Fava, anS Washington zwischen den beiden Eabincten keinerlei Gedankenaustausch über die erwähnte Aiigclegciibcil statl- gcfundcn. Die italienische Regierung müsie sich daraus be schränken. eine befriedigende und würdige Lösung der Frage abzuwartcn. * Ncick) einem Telegramm der „Agenzia Stefan!" an- Massauab begann der Proccß gegen Llvraabi, Adam und zehn SichcrhcitSbcamle. Gegen dieselben ist die An klage des verübten Morde« erhoben. In der gestrigen Ver handlung erklärte Livraghi, er bade den Hinrichtungen bci- gewobnt. Dieselben waren aus Befehl deS Commanrantcn der Polizei übertrage». Aram gab zu, dein dircctcn Befehle deS Connnandanlcn hinsichtlich zehn Gefangener nackgekom men zu sein, erklärte jedoch d;e Anklage betreffs Hinrichtung von 800 Personen für absurd. Vier Individuen seien nach einem vergeblichen Fluchtversuche erschossen worden. * Wie man anS St. Petersburg meldet, hat der Zar angcordnct. daß dem m Bildung begriffenen Ccntral-Comit»! kür die Unterstützung der vom Nothstande heimgcs»chtcn Bevölkerung au« dem kaiserlichen Apanagen-Bcrmögcn ein Betrag von 50 Millionen Rubel zur Verfügung gestellt werde. * Der „Moskauer Zeitung" zufolge ging dem Finanz ministerium von zuständiger Scctc ein Antrag ans Ein führung der russischen Sprache als Geschäfts sprache in dem Börscncomitö und der Börsenbank in Riga zu. Wie die „Moskauer Zeitung" weiter meldet und gestern kurz berichtet, würden gegen die geheime, von der Dorpatcr Universität ausgehende politische Agitation, ab gesehen von der Unterstellung diese- Instituts unter daS all gemein russische UnivcrsitätSstatnt, alsbald noch besondere Maßregeln ergriffen werden. Demselben Blatte zufolge wird vcr RccchSrath demnächst eine Vorlage bcratbcn, betreffend die Ucbertragung der Jurisdiction in Sachen der Aufdeckung von Schulen, die die geheime Verbreitung der polnischen Sprache im Weichsel-Gebiete bezwecken, seitens des Justiz ministeriums an die locale administrative Gewalt. * Nach einer aus Petersburg zugebcndcn Meldung ist Hofmarschall Fürst OdvlenSko in Livadia an Folger; der Unstuenza gestorben Hosminister Gras Worontzow- Dasckkow ist gleichfalls an Influenza erkrankt. * Die amtlichen Madrider Journale veröffentlichen eine Mitlbeilung, wonach daö neue Cabinet die Politik des alten fortsctzen werde. * Wie man anS Konstantinopel uieldet, ist zwischen der türkischen und der bulgarischen Regierung soeben mittclst Austausches von Note» der Abschluß einer Convention erfolgt, durch welche sich beide Negierungen verpflichten, die unter ihre Jurisdiction fallenden Verbrecher, die sich nach Bulgarien, respective in die Türkei flüchten, einander gegenseitig anSzu liefern. Diese wichtige Neuerung könne, wie die Meldung betont, ;;nr dazu beitragen, d;e guten Beziehungen zwischen deiiiFürsteiithum und der Türkei noch mcbr zu kräftigen. Tie Convention komme insbesondere einem Wunsche der bulga rischen Regierung entgegen, da die bestehenden Eapiiulalionei, wiederholt zum Schutze unwürdiger bulgarischer Indivivuen, welche gerichtlich verfolgt waren, mißbraucht wurden. So sei erst in jüngster Zeit der bulgarische Agent bei der Pforte, D. Bulkovic, mit dem Verlangen nach Austiescrulig zweier Individuen, die der Theilnahiiic an der Ermordung des FinanzmiiiisierS Vcltschcw verdächtig erscheinen, auf große Schwierigkeiten gestoßen. Erst »ach längeren Unterhand lungen (inzwischen war die obenwähnte Eoiivenlion abge schlossen worden) gelang «S, die Auslieferung der beiden
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