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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920324015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892032401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892032401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar; Textverlust durch enge Bindung
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-24
- Monat1892-03
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tz,»« HmtptttzpchMo» ch« d» st, StN». tqttk and döt Barortt, erricht«»«» >»S^ AchMmabtzehpl» tterttlsahr, ich ^44^0, kl>et»»ltarr täglich» Znft.ll»,, HG -«1 ^4 chäL D«rch »4» Hast b«»«ß», st, Deutschland «ch Oeftantt^ >>mr»2mch -,»-. «»M GtzUch. »Mchbandst^a, kn» «Mi«»: »«ltUch M ».-. Vü?" »e>«ttim «» Lrrrtttt-»: -ALLW^LLIV' Morgen-Ausgabe KwMrIagMaÜ JnsertionSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamea unter dem RrdattioaSftrich («g» jpaltea) 50 vor den flamiliennachrichte» (4 gespalten) 40-ch. Größere Schrillen laut uns««» Prtts- verzeichalß. Tabellarischer und gifirrnsatz auch höhere« Tarif. Srtra-Vellage« <g«s.iljt>, nur ml« t«r Margen-Ausgabe, ohne PostbesSrderung 1.—, mit ^4 60.- Poftbesörderuag 70.—. Anzeiger. ^nnahmeschluß fSr Inser«te: Ab «ad «Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Margea-BuSgabe: Nachmittag» 4Uhr. Sonn- uad Festtag« früh 9 Uhr. Vrt de» Filialen und Annahmestelle» je eia« halbe Stunde früher. Lustrate find stet« a, di« Erpeditta» Vtt, «ennn's^Gcntttt». (»Isr«» chsß»k ^ La«t»L-schch lkeltariaenftr. Ich Part, und Ktznlgtplatz 7. Olga« für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Druck uud Verlag voa E. Pol» in Leipzig Z152. Donnerstag den 24. März 1892. - 88. Jahrgang «müiche Bekanntmachungen. LeLamümach««-. Filr Ostern d». I«. stad 4 AulstattuagSlpenden im Betrage von 77 X 25 4, 6? uil 58 40 ^4 S4 -4 uad 40 Gi 56 ^ an diefig, arme nabefcholtene Frauen, welch« sich in der Zeit »wischen Litern vorigen »nd Ostern dS. IS. verheirathet haben, von un» zu «ergeben. Die Spende von 40 ^4 64 >4 kann nur an ehelich Geborene, die von 40 ^l 56 nur au hiesige BürgrrStöchter ver- geben werde». Besuche sind unt«r Beifügung der EheschlirßunaS- dejcheiniguag, eia«» voa zwri hiesigen Burger» bei BürgerSpslicht -Ligeliellten ZeugniffeS über die Unbeicholtenheit und Bedürftigkeit der Bewerberin »ad einer Geburt«beschei»igung bi« zum 83. April dt 3« aus dem Siathhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 11, ein- pmicheu. Leipzig, den 19. Mär, 1892. Der «ath »er Stallt Leitzzig. Vr. Trllndliu. Wagner. LekaulllmachllNß. In dem der Stadtgemeiod« Leipzig gehörigen Eckgebäude an der «erlthalle — charp^azstraitr ist. 1a — siad folgend« Mieth. rtiime, al»: 1) da» an der vrüderstraß« gelegene verkansSgewälb« ch von 37,74 qm Flüchengehalt mit einem Nebenraum von 17,80 qm und einem im Kellergeschoß unter de« Gewölbe befindlichen Lagerraum bon 36,10 qm, 2) da» au derselbe» Strohe gelegen» verkaufsgewSlb« v von 38,19 qm Flächeninhalt init einem größeren Nebenraum voa 15,80 qm und einem kleineren von 2,35 qm, sowie einem im Kellergeschoß unter dem Gewölbe befindlichen Lagerraum von 81,70 qm, L) da» au derselben Straße gelegen« vertausllaewllllle O voa 88,10 am Jlächengebalt (ohne Nebenraum) mit dem darunter im Kellergeschoß befindlichen Lagerraum von 81,70 qm, 4) bat an der Ecke der Bruder« und Kurprinzstrab« gelegen« VerkausSgetvölbe v von 56^0 qm Flächeagehalt (ohne Nebeuraum) mit dem darunter im Kellergeschoß befindlichen Lagerraum von 45,50 qm sofort aus sechs Jahre zu vermiethen. Miethgesuch« werde» aus dem Rathhaüse, l. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, entgegengenommeu. Leipzig, den 81. März 1898. Der Math »er Stallt Leipzig. . vr. rröndltu. Srumbiegel. ibtlUUMtMlUhLKA. Nachdem der feitheria« RotdSrefrrendar Herr tstnft Gnftav Burk»arllt die zur Erlangung eine« selbstständigen Richteramtes erforderlich« tnilung mit Erfolg bestanden hat. ist ihm die Stellung als . - « . «üthtiasteffar »o» ans verNeh»» worden. Leipzig, am LS. März 1898. Der Nattz ller Stallt Leipzig. —vr. Tröudliu. GrSßel. Orlumatmachukß. Die von der Lagerhvfverwaltung am 1. März 1898 ausgestellten »f Ferdinand Sern«, lautende« Lagerscheine Nr.10tLSaderL0Sälk»Kaff«.g«z. -P S u. ge». 1818« I «r.807/1S. ^ S Nr. 1/10. Nr. 10125 üb« 15 Säcke Piment, ^z. Sk ^». 994,. ü« Rr.l/IL. smd bei un» alt verloren gegangen anaezetgt worden. Wir fordern dt« Inhaber der Lagerscheine hierdurch auf, sich mit denselben binnen 3 Monaten und spätestem» bi« zum 1. Ltttt 18VK bei Verlust jegliche» Anspruch» au Li« Lagerhofverwaltoug tu her Lagerhof-Lxvedition zu melden. llrfolgt kein« Meldung, so werde» di« Lagerscheine für erlösche» und unwirksam erklärt und neu« Lagerschein« autgesrrtigt werden Leipzig, de» 88. März 1898. Lagerhos ller Stallt Leipzig. Gether. Lirchen-Neubau, LeWg-Volkmarsdorf. Tudmisst», für Dachdecher (Falzziegel, Schiefer »ud Holz- mnent), Klempner« und Schlosserarbetten (ThnrnlbekrSauageu, oenslerschteae» und Rosette zu Bleweralasunaen). Die zum Bau erforderlichen Arbeite» solle» vergebeu »erd vlauquet« find t» Ba»b»«au gegen 0^0 ^4 zu enturhmeo. Be- dingungrn und Zeichuungeu find daselbst etnzusehen. Die Offerte» find bü 81. Mär» 18«, Mtttaa« 18 Uhr aus genauatem Baubureau »«siraelt »ad mit der «usschrtst ,,S«ll- «issio« für Dachllechrr.Rrlleite, ». »»» Kirchru-Rrulla« in Lripztg»v»lkWar4llor^' verscheu ttuzureichen. Der Kircheuvorstand behätt sich die AuSwohl unter den Sub mittenten. sowie da« «echt vor, eiazckue «rbettru auderwetti- imr« jkben zu könne». Letpzig.B»a««,dors. den 80. Mär» 1892. Der Kirche,»arfta,». Pastor Akolalloal. Ateckbrief. D« Soldat «tlhel» L>lt,ll «tchgr» »Mil Destrll str II S-mpagaie 8. Jusaaterie-Regiment« „Prinz Johann Georg" Nr 107 bat sich am 16. d. M. vo, seinem Tvuppenthetl rntsernt »»d ist bis jetzt »och nicht dahtn zurückgekehrt. Da sich derselbe hterdnrch der Fahnenfiucht verdächtig gemacht tot. so ergeht an olle Ltvtl« und «Uttair.Beh»rd«u daö Ersuchen, den pp Peters tm BetrrtnngSfall, zu arrettren »nd an dt« uüchst« llarnison abklrfrr» »» lasten. Leipzig, de» 88. März 1898. K»,t,»^Sächsisches 8. Lastntrrie.Re^ment Sig>»«le»«,1: Geburtsort: Dölitz de« Leipzig; O Leimia; Relmio»: Evangelisch: Prosesfio». v-«--.»,..». A Jahre 8 «vualr 8 Täge: «röße: 1 » 6V om; Statnr: mittel »in: oval : Nase: lang »nd e«»a» schief; Mund: ^w-haltch. h«r: blond; Bari: —; besonder» Kennzeichen: stößt beim Sprechen mit der Zange an Bekleidet war pp. Peter« mit l schwarzen T«h.gaqmt, 1 schwarz«, Tuch-Hos«, 1 bretttr4m»igen Filzhut. 1 blougestmtftrn, baumwollmw« Sench gez. 107. R. II. Lo. IN.. I baamwal»«,«, UMetzase ay. 10?!«. U/S». M. 1 Paar rind- üherne, SU^el» «tt ZwecS, ae». 107. R. 11. Nl. «ustrdnn W « »ltaenomwen: 1 S^brien», «tt SchlM ^z. 107. « U. «o. L. 1 S^tengnvche ^g. 107. «. 11. »04/^ llt». btt Lekanntmachung. Die Leuchtkraft de» städtischen Leuchtgases betrug in der Zelt vom 14. di« 81. März 1898 im Argandbrenner bei 150 Liter» stündlichem Eonsnm da« 18,8sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flaminenhöh«. Da« specifijch« Gewicht stell» sich im Mittel auf 0,439. Leipzig, om 81. März 1892. Des Rath» Deputat«,, zu den Gasanstalte». Zur Lrifig. Nach den vorliegenden Meldungen über die Lösung der Krisi« ist eine Tyeilung in den beiden Hauptämtern de» Reichskanzlers al» bochstcr Beamter deS Reiche» und Preußen» beschlossen, so daß Gras Haprivi Reichs« kanzler uad preußischer Miaister tc» Auswärtigen bleibt, aber den Borsitz im preußischen Ministerium niekerlegt. Auch diese Veränderung ist nur rin Ausweg aus den bcstebenden Schwierigkeiten der Lage, ein Nolbbebelf, aber sie ist vielleicht von zwei Uebeln das kleinere, weil ein öfterer Wechsel der Person te« Reichskanzlers die Beziehungen zu unseren Bundesgenossen stören könnte, die steter, sorg» ältiger Pflege bedürfen «nd zum Tbeil auf den« Vertrauen zu der Person deS Reichskanzler» beruhen. Deshalb hat sich Herr von Caprivi nach Uebernahmr seines hohen Amte« bei allen unfern Bundesgenossen persönlich vorgestellt »nd diese Rücksicht auch aus den russischen Hof ausgedehnt. Die ganze Veranstaltung war der Art, daß sie aus eine» längeren Zeit raum berechnet war: die Berufung Caprivi » rum Nachfolger de» Fürsten DiSmarck erschien nicht als eine Maßregel, welche der Augenblick eingegeben hatte, sondern als rin Schritt, durch welchen rin Zustand für die Dauer geschaffen werden ollte. Da» Entgegenkommen, das der neue Reichskanzler überall, im Inland» wie im AuSlnndr, gefunden hat, die freundliche Aufnahme, die ihm bei seinem ersten öffentlichen Auftreten bereitet wurde, hat vielleicht dazu gedient, ibm die über nommene Aufgabe leichter erscheinen zu lasten, al» sie wirklich ist, der neue Reichskanzler hat nach verschiedenen Richtungen einen Feuerriser entfaltet, der geradezu Staunen erregend war. Da hat es denn freilich auch nicht an Mißerfolgen gefehlt, zu denen wir in erster Linie da» Abkommen mit England vom I. Juli 1890 rechnen. Seit jenem Abkommen ist cS mit unseren Erfolgen auf dem Colonialgebiet rückwärts egangrn, besonder» »ach der Beendigung de« Wissmann'schen iommifsoriums. DaS Interesse an der Entwickelung unserer hoffnungsvollen Eolonir in Ostafrika ist im Schwinden begriffe», wir haben da» Vertrauen verloren, daß unter der Leitung de« Herrn v. Soden die Sache einen gedeihlichen Fortgang nehmen wird. Den größten Erfolg während seiner zweijährigen Amtsführung hat Gras Caprivi mit den Handels verträgen erzielt, und aus dem schwicnacn handelspolitischen Gebiete, da» seinem früheren militairischen Beruf fern lag, hat er sich in kurzer Zeit eine Kenntniß der wesentlichen Dinge angeeignrt, die vielfach Anerkennung erregt hat. Der Reichskanzler ist aver an einer Klippe gescheitert, deren Gefährlichkeit ihm nicht hinreichend bewußt gewesen zu sein scheint, ersetzte seinen Einfluß al« preußischer Ministerpräsident sür eine Sache ein, welche er ohne Schaden hätte getrost dem CultuSministrr allein überlassen können, für den Entwurf deS preußischen Bolköschulgesetzes. Diese zunächst preußische An gelegenheit würde weit ruhiger und geräuschloser verlausen rin, wenn Herr v. Caprivi nicht so leidenschaftlich gegen den angeblichen Atheismus der Liberalen zu Felde gezogen wäre, und wenn er dir Bildung der großen liberalen Partei, welche ihm al- Schreckbild vorschwebte, weniger heftig be kämpft hätte. Die große Bedeutung des Gesetzentwurfes wäre dieselbe geblieben, aber der Reichskanzler konnte dem Kamps im preußischen Abgeordnetenhaus« al« Zuschauer bei wohnen, ohne dadurch eine Verantwortung aus sich zu nehmen und öffentlich zu vertreten, welche in Anbetracht seiner son- rivi hat iplomat welcher seiner Üeberzeugung entsprach, auch durch persönliches Ein treten zu unterstützen. Da« war rin Mangel an Zurück »altung, der sich schwer gerächt hat, weil dadurch die gc- ammtr politische Lage zu Ungunsten de« Reichskanzlers vrr- choben worden ist Man ist jetzt beinübt, die Folgen de- zu scharfen persön lichen Eintretens de» Reichskanzlers sür da» VolkSschulgcfetz durch Theilung seiner Amt-thätigkeit abzuschwächen und ihm die Verantwortung für die innere preußische Politik ab;» nehmen. DaS ist rin Ausweg, ein Nolbbehelf, aber eS ent spricht nicht der wabren Natur der Verhältnisse. Daß Gras Caprivi sich so, wie geschehen, für den Zedlitz'schen Entwurf in» Zeug gelegt hat, war ein taktischer Fehler, aber e« ent sprach der Natur der Verhältnisse. Es ist in der Tbat eine Reichs-Angelegenheit, wir der Unterricht in den preußischen Volksschulen eingerichtet und organisirt ist, gerade so, wie das Verhältniß der preußischen Regierung zu», Papsttbum zu regeln war. Der Cullurkamvs war auch zunächst eine preußische Angelegenheit, aber wie tief sie in die Rcichsverhältniffe ein- gegriffen hat, ist heute noch, nachdem der Ausgleich zwischen Staat und Kirche bald fünf Jahre besteht, bei allen Vorkommnissen zu spüren, in welchen diese beiden Machtkreise mit einander in Be rührung grrathen. Graf Caprivi hat es zur Richtschnur sür seine -esammt« innere Politik gewählt, daß er alle Gesetzentwürfe von dem Grficht-punet au» benrtheilt, welche Wirkung sie auf die Socialdemokrati« ausüben werken. Dieken Grundsatz hat er anch in Bezug aus den Zedlitz'schen Entwurf eine« VolkSschulgesetze» befolgt, und daraus ist der Streit ent standen, der gegenwärtig der Entscheidung harrt. E- besteht da» Streben, den Reichskanzler von dem Streit frei zu machen, ihn in eine Sphäre zu versetzen, welche mit den preußische» «»-elegrnhritrn nur so weit zusanimrnbängt, al« es sich »« internationale Fragen handelt. Man kann nicht sagen, daß diese Lösung befriedig», aber sic gewährt die Möglichkeit einer vorläufigen Beruhigung, und diese ist »IlnsihrnSwrrth. Dir Stellung des deutschen Reichskanzler» ist noch heute, 85 Jahre nach Aufrichtung de- Norddeutschen Bunde«, eine so schwierige und ihrem ganzen Wesen nach schwankende nod Unfertige, daß es noch langer Zeit bedürfen wird, um sie in Ars Minister» im Reiche und in Preußen IN der Hand zu be fallen. Da« Gleichgewicht aller k'-s" 0, 'ikkc ru kichern, ist die Hauptaufgabe de« ReichSkanziero, me allerdings sehr bedeutende persönliche Befähigung zur Voraus, ftyung bha!/ Fürst Bismarck ha. die dazu »forderlichen Special-Kenntn.sse auch erst allmal,g erworben, z. B^ hal er sich in handelspolitischen Frage» b'S ,»n> ^bre 18. ' aus Delbrück verlasse... und ist, erst dann dieser w'chNg-n ^ -- der politischen Tbätigkcit „aber getreten, al« er gcseben bat. daß die Grundsätze de« Freihandel« nur ,n d"« Falle ihre Berechtigung haben, wenn sich die übrigen Staaten nicht durch Schutzzölle abschließen. ,«ck Alle diese Erfahrungen lagen vor, als Fürst BiSmarck am 18. Mär, 1890 seine Aemter niederlcgte, aber wir sind »ock nickt aus dem Pnncle angelangt, wo Tbätigkeit des deutschen Reichskanzler« endg.ltig fcstgeleg sind, der Schlüssel sür die Lösung aller Schwierigkeiten ,,, noch nicht gefunden Die neuesten Erfahrungen haben nur einen Beitrag zur Beurtheilung der Frage geliefert, wie weit ein deutscher Reichskanzler für iimrrpreußischc Angelegenheiten eintrelen darf. Man hat sich auch in d.esem Falle davon überzeuge» können, daß ein organischer Zusammenhang zwischen den einzelnen deutschen Bundesstaaten besteht, der sich nicht willkürlich trennen läßt. Die Frage, welche der Lösung harrt, lautet: „Wo liegt die Grenze zwischen der preußischen Politik und der ReichSpolillkö Verfassung giebt zwar darüber Auskunft, wa» Reichs-Ange legenheiten sind, aber durch die Aufzahlung dieser Dinge ist nur eine Theorie aufgestellt, mit welcher die PraxrS nicht übereinstimmt. Unterrichts-Angelegenheiten gehören matt zu den gemeinsamen Angelegenheiten, daß sie es aber trotzdem sind, hat die Erfabrung der letzten Monate gelehrt. Leipzig, 24. MLrz. Die „Post" erfährt aus Kairo, zwischen Wissmann und dem An tisclaverei com itü seien nrueSchwierig- keiten entstanden, weil entgegen der zwischen dem Commerzienratb Lange und Wissmann aetrofienc» Ver einbarung der Plan ausgetreten sei, daß von Elz den Dampfer nach Nyaffa bringe und Wissmann erst dort die Führung übernekine. * Nach amtlicher Feststellung hatte die am 19. d. MtS. n Neustrelitz stattachabte NeichStagSersatzwabl folgende« si'esultat: Abgegeben wurden im Ganzen 17 408 Stimmen Hiervon erhielt Graf Hermann von Schwerin-WolfSbage» dcutschconservativ) 828l Stimmen, Gutspächter Conrad !Lilbrai,dt-Plsede(deutschfreisinuig) 0525 Stimmen,vr. Brandt Lutzenau in Berlin 2597 Stimmen. Es ist somit eine Stich Wahl zwischen dem Grafen von Schwerin und dem Guts Pächter Wilbrandt erforderlich. * Die Beralbungen über die landwirtbschaftliche Statistik, welche unter dem Vorsitz de« Direktors des kaiserlichen Statistischen Amtes in einer Conferenz land- wirthschastlichcr »nb statistischer Fachmänner vom 14. bi» 17. d. M. stattgefnndeu haben und an welche sich am 18. und l9. eine Besprechung von Vertretern deutscher statistischer Centralstellen über die technische Durchführung der empfohlenen Maßregeln anschloß, haben zu einer Reihe von Vorschlägen geführt, deren Annahme eine wesentliche Förderung der land- wirtbschaftlikben Statistik de« Reiche» bedeuten würde, nament lich in den, Sinne, daß ihre Ergebnisse mehr als bisher sür die Zwecke der Veiwaltung und für andere praktische Inter essen nutzbar gemacht werden könnten. * Da» spanische Ministerium CanovaS del Castillo wird in der französischen Presse unablässig angegriffen. Ob gleich die extreme säuitzzöllnerischr Mehrheit der französische» Kammern ausschließlich die Verantwortlichkeit für den gegen wärtig zwischen den beiden Nachbarstaaten geführten Zollkrieg trägt, wird von französischer Seite doch ausschließlich da« conservalivc spanische Miuisterium als der Schuldige bezeichnet. Die Pariser Blätter veröffentlichen denn auch Madrider Telegramme, nach denen eine Krisi« innerhalb de« spanischen CabmetS unvermeidlich ist. Insbesondere wird auf die wirtbschastliche Krisi» hingewiesen und betont, daß cS unver meidlich wäre, da« Finanzportefeuillc einer Persönlichkeit an- uivrrtrauen. die einen bestimmten Finanzplan vor Augen habe. ES wird dann als wahrscheinlich bezeichnet, daß der gegen- wartige spanische Finanzminister seine Demission geben und durch Villaverva ersetzt werden würde. Denselben franzö sischen Blattern wird telegraphirt, daß der gegenwärtige spanische Minister de» Innern Slduayen ebenfalls seine Entlassung nehmen würde. Als Grund wird angeführt. Laß Eldnayen sehr leidend sei, so daß cS gefährlich wäre, am » d"" anarchistische oder sccialistische Ausschreitungen befurchtet werden, einen nicht in vollem Maße energischen Minister an der Spitze de« Ministerium« de« Innern n, haben. Bekanntlich hat Slduayen erst vor der sich zurück,og, weil sein Widersacher Römers Roblrdo m die Regierung berufen wurde. v» Deputirtenkammer stellte , a ^ c' Ombrian, eine Anfrage über eine offen»- Bnes? über'^^ «.'.kTavrrna. bestehend in einem N.i > ^"bt'l'gung Cavour'« an der gemäßigten eine Dcsignation sei noch keine ofsicielle Ernennung. Rudiui iimmte der Ansicht de« Präsidenten bei und erklärte, die Anfrage nicht beantworten zu können. Imbriani bemerkte, er werde seine Frage wiederholen, wenn Taverna'S Ernennung zum Botschafter ersolgt sein werde. * Dem russischen „RegierungSboten" zufolge sind die jßwachSgouvernementS bis Mai mit Nahrungsmitteln ver- orgl. — Auch die Versorgung der Bauern mit Saatkorn ist n» zur nächsten Aussaat sicher gestellt. Die Bestellung der Zaucruselder wickelte sich glatt ab. Für die Maßnahmen zur Fütterung des Zugviehes und der Hilfeleistung beim Acker» bewilligte da» Ministerium de« Innern vier Millionen Rubel. * Die „VersöhnungScommissiontN*, welche die Pforte nacb Allserbien zur Verhinderung von Acten der /ftulrache unter den dortigen Stämmen entsandte, sollen ihre Mission in den Kreise» von Prizrcnd, Prischtina, Wutschitru und Nvvibazar mit Erfolg durckgesührt babrn. Eine ofsicielle Mittheilung sckmeichell sich damit, daß die Albanese» künftig dort der Ausübung der Blutrache entsagen. Dieser von' Konstantinvpel aus verbreitete Optimismus dürfte nur sür da« Ausland berechnet sein; die Pforte kennt ihre Völker schäften in jenen Gegenden sicherlich gut genug, um zu wissen daß Jahrtausende alte Gebräuche nicht im Handumdrehen und weil ein Pascha gut znretct, abgcschasft werden. Uebriaen« wohnt in den genannten Gegenden keine compacte albanesssche sondern eine sehr gemischte Bevölkerung, und so würde «in Gelingen der „Versöhnung" an und sür sich noch nicht viel zu bedeute» babc». Im eigentlichen Albanien, in Djakova, wo 1878 Mehmcd Ali Pascha ermordet wurde, erklärten die Bergstämme sofort, daß sie den Verfügungen der Pforte in dieser Richtung leine Folge leisten würden. DaS ist offen ' und ehrlich, und wenn die Regierung geaen di« Bewohner der bezeichiieten Gegend besondere Maßregeln treffen will — wie angcküudigt wird —, dürfte sie zum hundertste» Male die Erfahrung machen, daß in Albanien- GebirgSwilduissrii mit Gewalt nicht« auszurichten ist. * Di« „Aaencc de Constantinople" erklärt die Blatter- meldung, daß zwei mit Revolvern und Dolchen bewaffnete Individuen, weiche in verbrecherischer Absicht in den Aildiz- Palast zu gclangeu gesucht hätten, verhaftet worden seien, auf Grund der von ihr eingeholteu Erkundigungen für voll- tändiz erfunden. Ein Trinksprnch auf den Fürsten Siomarck. * Am Montag beging in Berlin die Deutsche Reichs- und reiconservative Partei die Feier ihres 25jährigen Be te hen«. Bei de», au» diesem Anlaß abgehallcnen Festmahl »rächte der Führer der gedachten Partei, der ReichStagS- abgeordnete Herr von Kardorff, folgenden Trinkspruch aus den Fürsten BiSmarck auS: Meine Herren! Daß wir bei der heutigen Feier d«S Fürsten BiSmarck gedenke», ist wohl selbstverständlich. (Lebhafte« Bravo.) Hat doch mein Freund Stengel schon mit Recht hrrvorgehoben, es sei immer die erste und vornehmste Ausgabe unserer Partei gewesen, die groß» deutsche, nationale Polittk de« ge waltigen Staatsmannes zu unterstützen. (Bravo I) Mttue Herren, das Verhältnis! deS Fürsten BiSmarck zu unserer Partei hat sich am besten dadurch gezeigt, daß seine Söhne, die Grasen Herbert und Wilhelm, Mitglieder unserer Partei waren, s» lange sie parlamentarisch« Mandate tnne hatten. Ich habe nun kürzlich btt meinem Bcrkebr« mit jüngere» Herren die Grsahrung gemacht, daß diese jungen Leute in der Geschichte recht oubewaudert waren. Eie wusile» von der vorbiSmarck'jchcn Zeit gar nicht«, sie wußten recht wenig von der eigentlichen Wirksamkeit de» Fürsten BiSmarck. Ich bin aber doch nach näherem Nachdenken dahin gekommen, meine Vorwürfe, die ich diesen jungen Herren machte, sür nicht ganz berechtigte zu halten. Wer die vorbismorck'ich« Zeit nicht al« denkender Mensch mtterlebt hat, kann überhaupt kein volle« Verständniß dafür gewinne», wa« er sür unser deutfcheS Vaterland geleistet hat. (Sehr richtig!) Mein Freund Stenge» hat bereits an die Misere der LonflictS« zeit in Preußen erinnert: ich gehe noch weiter zurück und sage, man muß auch die Zeiten erlebt baden von Llmütz n»d Bronzell, man muß das Jahr 1848 niitcrlebt haben, um eine» wirklichen Begriff von Dein zu bekomme», was Fürst BiSmarck sür Preuße» und für Deutsch land geleistet dal. (Sehr richtig I) Wer di» Misere mtterlebt hat, die in der vorbiSmarck'schen Zeit in Deutschland herrschte, wer es mit« erlebt Hot, wie die deutschen Höse, die kleinen wie die große«, der Tummelplatz sür da« Jntttguensplel der Großmächte waren, wer eS mitcrlrbt hat. daß ein auswärtiger Autor damals mit Recht von Deutjchland sagen konnte, Derjenige, der am meisten in Deutschland zu sagen habe, sei der Kaiser Nikolaus von Rußland, wer es mtterlebt hat, wie der dtutschc Bundestag zu Franksurt sich einem Tummelplatz für die Ränke und Intriguen der Präsiden.-» »um Botschaft kleinen und großen Staaten in Deiitschland entwickelt«, wie er sich entwickelte als ein Schutz sür alle parttculaeistische» und egoistischen Bestrebungen der Einzelslaaten und al» ein schwerer Hemmschuh sür jeden geuieinsamen Fortschrttt der deutsche» Nation, — wer alle diese Miseren miterlebt hat, der weiß erst, wa« es hieß, als Fürst BiSmarck al- Retter in der Noth erschien uud die Fackel ergriff, um dem denlschcn Volke herauszuleuchteu au» der trüben Versumpiuna und »S zu führen aus die glorreichen Schlacht seider von Düppel, USnlggrätz und Sedan iBravol), als Fürst Bismarck aus dem zerrissenen, zerspalte««», ohnmächtigen de»lsch«n Baterlande eine Weltmacht ersten Range» schuf. (Bravo!) Wer die» nicht Alle- mtterlebt hat, kann gar keinen richtigen Maßstab für Da« ge winne», wa» er sür unser Vaterland geleistet Hot. Wer aber auch in der späteren Zeit, in den 20 Jahren, die aus 1870 gesol,t sind, nicht tn irgend einer Weise hat Mitwirken können an den großen Werken seiner Politik, wer nicht mit hat beobachten können, wie er die gewaltigen Ausgaben, die ihm gestellt waren, zu lösen ver mochte, — meine Herren, der kann r« nicht ermesse», wir groß die Leistungen de» großen Kanzler« sür da« deutsche Vaterland ge wesen sind. Ich erinnere nur daran, daß e» sich z. B darum handelte, da» Deutsch« Reich neu auSzubauen, dag eS sich darum daudeltt, aus einem Dutzend von Particularrechten eine einheitliche deutsch« Gesetz gebung aus allen Gebiet«« de« öffentlichen Rechtes zu schaffen, daß tt> sich darum handelte, gleichzeitig in Preußen wichlme Reformen, di« Einsübrung der Selbstverwaltung durchz,Führen, die unser par- lamenlarische» Leben erst möglich und riiraaiich macht,. — Wer ,S weiß, waü Fürst Bismarck Alle« in dieser Zeit gelttsttt hat, und weiß, in welchem Maße er persönlich an allen diesen Arbeiten ihellgenoininen hat, der weiß auch, welche« Maß von Ein sicht, von Willensstärke und von Energie und von unerschöpflicher, fast übermenschlicher Arbeitskraft er davtt bewiesen hat, und welch' dvhe divinatorische Begabung sür Beurtheilung der Ereignisse und der Mensche». Wer hje« »fH, «ge« mttgemach» und miterlebt Hai, wer Ne oorbismarck'sche Zeit nicht niitcrlebt hat. dem kann mau e« gar nicht Übel nehmen, wenn er kein volle» verständniß besitzt sür Da». »a< dar
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