Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920324025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892032402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892032402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-24
- Monat1892-03
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
--d^rrll^, d^»t »> i - »terttliödrli« ^4-0. ^ L! H«»1 >4 k-tL Durch dt« Pot» dktsar» I»r D,ui!chlaid a»d Oesterreich: vtertehabrUch «, tzt» «bttch-A^-nb« «ochttttna» b Uhr. »«d «»»ehiti»» : Äs Hannes, aff« 8. rttSepehttis» iss Wochentags ,»m>t»rbrvch«n »Ptt «" Käh » R» Ab«»« 7 vhi. /Iliaie,; vtt» «*»»'« P»rit» lVlftttff v«H»r, llliverfftttsstraß« 1, S««t« Usch«. lttthortaenstr. Ich Mt, »h Asatgspür» 7. Abend-Ausgabe. Eger.TllgMatt Anzeiger. Oegim für Politik, Localgeslhichte, Handels- «nd GeschWverW. J»sertio«spreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg? Reklamen unter dem Itebarttousskrich (»g» spalten) bU^, vor de, gamtUrnuakdrlchte» (sgripalteu) 40-ch. Olrützere Schriften laut u»i««M OretS- vertecchniß. Ladellarffchrr und Ziffer»!», »ach tzthrr«u> Tarif. Rktr»-Vei»a,e« (gefalzt,, a»r «kt ttze Mo,!i»n.«»Sgade. ohne Postbes-rderung ^4 80. —, «lt Posibtfürderung 70. —. >nn»tzmeschi«ß f»r Änsarnte:^ Ab «ad-Ausgabe: VormtttaaS 10 Marge »-Ausgabe: Nachmittag» 4 Sonn- und gefttog« früh 9 Utzr vet den Filialen und Annabmeflelle» je «Ina Halde ktuud« früher. Inserat« st»d stet« °a die ,u richte«. Druck nud Verlag vou E. Pol» t» Letpzlg ^rlSL. Donnerstag den 24. März 1892. 8«. Jahrgang Amtlicher Theil. Leiumnlmachung. " A« 1. April d. I. wird au Stell« der jetzt bestehenden Reichs» baaknedenstelle t» TuiSbur, eine Retchebankflelle daselbst errichtet, vou welcher dt« Reichsbanknebenstelle in Wesel abhängig ist. Der Äefchäftsbezirk, sowie die Namen und Unterschriften der Borfiandadeamtr« wert«« durch Aushang in dem Sefchäft-toem« der Nnchsdantstellr t» D«t«d»rg bekannt gemacht werden. «erli». de» Ät. März 1«V2. ReichSdaut-rtrectarlii». koch. Hartung. Steckbrief. Segen de» »»1«» beschriebenen Buchhalter Ar««» Engt» Förster, gedoren am 8. Juli l8ü« iu Leipzig, zuletzt dafeibst wohnhaft gewesen, welcher flüchtig ist bcz. sich verborgea hält, ist bi» Untersuchungshast wegen Unterschlagung perhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und In du» nächste «Nlsgerichb-Vesängntb einzuliefern, hiervon aber sofort Nachricht „her zu geh«, (St. «. VÜ 92/92). Leipzig, de» 24. «iirz 1892. A»«i,ttche Staatsanwaltschaft. vr. Dürbtg. Sgrt. Grütze: mittel; Statur: schmächtig s Haare: hellblond; Bart: hellblonder Schnurrbart; Augenbrauen: hellblond; Augen: blau- grau; Sesichtssardr: gesund! Sprache: deutsch und ungarisch; ttlridung: dunkelbrauner Urverzieher. graublaues Zacket, braun- gestreifte Hose, du-.ller Filzhut «nd Schnürichuh«. Besondere tkenn» zeschea: ttigt Klemmer Förster ist etwas schwerhörig u»d macht beim Sehe, sehr kurz» Schritte. Zur Mrißs iu Seriiu. ' Wir müflen noch immer von einrr »Krisis in Berlin reden, denn d» endgtltigr Lösung läßt auch heutMvch auf sich warten. In dsr Entwickelung der Krisis ist^VrrdingS m,os»rn «in weiterer Fortschritt zu verzeichaeD^alS der dereit« mehrfach erwähnte StacttSminiftsr^a. D. Graf Botho tnlenbura, seither ObertzlMMt in Hessen- Rassau, von allen Seiten «l» Ersatzmann für den Grafen Laprivi, soweit ein Ersatz erforderlich ist, bezeichnet wird. I, welchem Umfange Ersatz für den Grafen Eaprivi schaffen sein wird, ist bisher aber mit voller Sicherheit wenig zu ermitteln, wir die Person de» künftigen EultuS- ministerS. Di« Mitthrilungrn darüber schwirren so durch- einander, daß nicht» Andere» übrig bleibt, als die Ent scheilmng abzuwarten. Auch die zweite Reise de» Reichs kanzlers nach HubertuSstock scheint diese Entscheidung nicht herbrigesührt zu haben. Es bedarf keiner weiteren Hervor Hebung, daß der so langt andauernde Zustand der Ungewiß heit peinlich und aufregend für alle Kreise ist. * Bon parlamentarischer Seite wird uns aus Berlin geschrieben: Gestern Abend, heute Mttag und he»te Nachmittag — immer wurde mit derselben Sicherheit behauptet, die Krise sei gelöst, und jede neue »Lösung" beseitigte und widerrie die voahergegangcne. Graf Botho Eulenburg ist in Berlin, und daß er in Frage kommt, ist außer Zweifel. Heute Abend aber wußte Niemand sicher, ob er nur der Nachfolger de» Grasen Eaprivi in Preußen werde, oder auch im Reiche, ob er nur preußischer Ministerpräsident oder auch Reichskanzler werde. Graf Eaprivi ist heute erst um 0 Uhr Nachmittag» von Hubcrtusstock zurückgekehrt; wenn also auch vom Kaiser bereit- eine envgiltige Entschließung gefaßt ist, so konnte eine bezügliche Veröffentlichung durch den „Reichsanzriger" noch nicht erfolgen. Die Spannung in den diesigen politischen und parlamentarischen Kreisen ist inzwischen aus das Aeußerste gestiegen, und ein baldiger Abschluß der schwebenden Frage, die alle Welt in Atbeni halt, dringend erwünscht Die allgemeine Spannung und Unsicherheit erklären es, daß selbst von sonst ernsten und ruhigen Politikern die seltsamsten und abenteuer lichsten Eombinalione» geglaubt werden. Fortwährend schwirren die verschiedensten Namen durch einander; im Parlament, aus der Straße, im Theater und im Gaiihaus wird von nichts Anderem gesprochen al« von der Krise. Und dabei ist man überall davon durchdrungen, daß, wie auch zur Zeit die Lösung der Krise au-sallen möge, diese Lösung doch nur eine vorübergehende fein wird, daß spätesten« bei Beginn der nächsten parlamentarischen Saison sich auch die neue Krise einstellen wird. Wenn Graf Eaprivi Reichskanzler bleibt und eine andere Persönlichkeit die Stelle deS preußischen Ministerpräsidenten einnimmt, scheinen Conflicte um so weniger zu vermeiden, je mehr an den letzteren Posten ein Man» von selbstständigem politischen Charakter und Willen tritt. Zu dem wird wobl Niemand die Richtigkeit der Auösührungen de« Fürsten Bismarck zu bestreiten im Stande sein, daß er seine Kraft als Reichskanzler besonders aus der Stellung als Minister präsident in Preußen ziehe, und so rvenig man sich beute die Reichskrone von der preußischen Königökrone getrennt vorzu stellen vermag, so wenig kann auf die Dauer die Kanzler schaft im Reiche vom Vorsitz im preußischen Ministerium ge trennt werden Aber auch wenn Graf Eulenburg ganz an Stelle bcS Grafen Eaprivi tritt, und der Letztere aus dem politische» Wirken auSscheidet, ist kaum anzunehnien, so wenig wir im Urbrigen di« Gaben und Fähigkeiten des Grase» Eulenburg anzweiseln wollen, daß er sich in di» auswärtigen und coloniale» Angelegenheiten so schnell einarbeiten konnte, wie e» für baS Ansehen des Reiche« erforderlich ist, daß er im Parlamente durch di« Beherrschung der zahlreichen in Betracht kommenden Fragen bald die Autorität zu gewinnen vermöchte, derener unbedingt bedarf, sallSererspricßlichwirtensoll. Auch ob ihm noch die Arbeitskraft beiwohnt, welche das erste Anit de- Reiche» verlangt, begegnet vielfachen Zweifeln Vielleicht ist zur Stunde, da wir diese Zeilen schreibe», die Entscheidung bereit- getroffen — aber wie sie auch ausfalle, eS wird all gemein angenommen, daß wir zunächst nur ein Provisorium erhalten, daß die Krise im November oder Tccember von Neuem zum AuSbruch kommt. Der CultuSminister Graf Zedlitz hat, wie wir bc reit- gemeldet, die schriftliche Ausfertigung über seine Ent lafsung »och nicht erhalten, dieselbe soll ihm erst zugehcn sobald sein Nachfolger ernannt ist. Als solcher )oll die meisten Aussichten der UnterstaatSserclair v. Weyrauch babcn neben welchem nur noch der Obcrpräfldent von Westfalen Herr S tudt, in Betracht kommt, nachdem auch der Staats secretair deS ReichSjustizamtS, Herr Bosse, die Berufung ab gelehnt hat. Natürlich mteresfirt man sich für diesen Minister Wechsel weniger al- für dir Lösung der Kanzlerkrisc. Graf Zedlitz sieht sich, obgleich ihm die Genehmigung seines E»l- !assung«gcsuch» erst mündlich milaelheilt ist, doch als nicht mehr in« Amte befindlich an. Er hat auch gestern und beule bereit« seine Abschiedsbesuche gemacht. Seine Amtswohnung behalt er »och bis zum l. April. Zunächst wird er außer Dienst bleibe», aber nur kurze Zeit. Es verlautet, daß er alsdann da- srei gewordene Oberpräsidium von Hessen- Nassau anzunehme» gewillt ist. *Die,NationalliberalrCorrespoiidenz" schreibt: „Die Lösung der Ärisi« hat auch heule noch nickt slatt- gcsundrn. Heute Vormitlag hat sich aber Graf Eaprivi nach HubertuSstock zum Kaiser begehen und man erwartet daselbst eine unmittelbar bevorstehende Entscheidung, mit welcher der Reichskanzler bereit» heute Abend zurückle^ren dürste Gras Zedlitz bat sich beule vou de» Rätben dcö EuUuSiniuisteriumS verabschiedet. Tie Pcrsouenfrage ist noch immer in dem Stadium zahlloser Gerückte und Eombinationen, auf die näher einzugchcu bei der nahe bevorstehenden Entscheidung sich nicht mehr verlohnt. Dir Trennung der Aeniter des Reichskanzler- und de« Minister präsidenten gilt noch immer als sicher, obwohl man aus alle» Seiten die persönlichen und sachliche» Schwierigkeiten dieser Neuerung anerkennt und an ihrer Dauerhaftigkeit zweifelt. Mil großer Bestimmtheit wird heute der Oberpräsident Graf Bvtko Eulen bürg als neuer Ministerpräsident genannt, ob er daneben ei» andere» Ressort übernimmt, steht im im Augenblick noch nicht fest. Graf E»lc»b»rg kann nach seiner politischen Vergangenheit als ein Mann von gemäßigt konservativen Grundsätze» gelte», der jedenfalls zu solchen Extravaganzen, wie wir sie in der jüngsten Zeit erlebt, nicht die Hand bieten würde." * Der „Kölnischen Zeitung" wird aus Berlin gemeldet: „ES steht jetzt fest, daß der Oberprästdeut Gras Botho zu Eulenburg, der früher von l8?8 bi- l882 Minister de- Inner» war, denn heutigen Vortrage des Reichskanzler- in HubertuSstock dem Kaiser zur Ernennung al- preußischer Ministerpräsident ohne Portefeuille vor geschlagen wird. Die Entschließung de« Kaiser« dürste also schon ni allerkürzester Frist bekannt werden, ü- verlautet, daß Graf Eulenburg bereits heute den Reichskanzler nach HubertuSstock begleitet hat. Doch ließ sich »ugenblicklich hierüber noch nicht- Zuverlässige» scststellrn. ES wird indessen i» politischen Kreisen kein Zweifel darüber gehegt, daß Graf Eulenburg bereit ist, den Mnnstervorsiy zu übernehmen." * In der „Magdeburgischen Zeitung" finden wir folgende telegraphische Meldungen: Berlin, 23. März. Die Verhandlungen mit dem Grasen Botho von Eulenburg haben dabin geführt, daß dieser sich zur Ucbcrnahme der Ministerpräsidentschast in Preußen bereit erklärte. Kaum halte Graf Eaprivi diese Erklärung iu Händen, als er erneut den Grasen Eulenburg dafür zu gewinnen sucht«, unter Fortbestand der Bereinigung des Postens deS Ministerpräsidenten mit deni des Reichs kanzlerS auch den Posten des Reichskanzlers gleichzci zu übernehmen. Dafür aber ist Gras Eulenburg nicht zu haben, zumal anderweit bekannt ist, daß der Kaiser Werth darauf legt, zunächst »och den Grasen Eaprivi als Reichskanzler walten zu seben. Unter den Ean didaten für da- EultuSministerium wird jetzt mit besonderer Betonung der Oberprästdeut von Westfalen Studt genannt, der seine übrigen« rasche und glänzende Laufbahn als Vor tragender Rath im Ministerium de« Innern begonnen hat. — Der bisherige EuliuSminister Graf Zedlitz balte heute eine Audienz bei der Kaiserin. — Wie der „Reichsanzriger" mit- Iheilt, nahm der Kaiser beule in HubertuSstock die Borträge de« Reichskanzlers und des EbcfS des EivilcadinetS entgegen. — Der Reichskanzler ist bereits Nachmittag« 4 Uhr von HubertuSstock zurückgekehrt. Ucber die Entscheidung der Krise verlautet amtlich noch nichts. — Die „Berliner Börsenzeitung" schreibt: „Wie wir kurz vor Schluß der Redaction erfahren, ist die Ernennung de» Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau Grafen Eulenburg zum preußischen Ministerpräsidenten, sowie des Oberpräsidenlcii der Provinz Westfale» Studt zum EultuS- minister durch de» Monarchen bereits vollzogen. Zum Nach- olger des Obcrpräsidenlen Studt ist der bekannte klerikale Politiker Freiherr von Schorlcmer-AIst bestimmt. Auch dessen Ernennung soll bereit« erfolgt sein." Berlin, 23. März, Abends 8 Uhr. Bis jetzt ist über die Lösung der Pcrsouenfrage die rndgiltige Entschließung Sr Majestät des Kaiser« hier »och nicht bekannt geworden; man erwartet diese aber stündlich. * In der Flucht der Erscheinungen de» der gegen wärtigen Krisis bilden, so schreibt die sreiconservative „Post", die Beseitigung de« Bolksschulgrsetzc» und der Rück tritt de- Grasen Zedlitz »och immer die einzigen festen Pnnete Sonst schwebt noch Alle«, wenn auch die Trennung de« ReichSkanzleramtS von dem Präsidium des preußischen StaalSminisleriumS als die wahrscheinliche Lösung anzusehen sein dürfte. Voraussetzung dafür ist, daß es gelingt, für da- leyljzcdachtc Amt einen geeignete» Mann zu gewinnen. E« geboren neben der für da« Amt eine« preußischen Minister präsidenten an sich erforderlichen staatSmännischcn Be fähigung und Charakterstärke auch zur befriedigenden Durchführung der Parallelslellnng mit dem Reich« kanzler ganz besondere Eigenschaften, welche sich nur ganz ausnahmsweise mit jenen staalSmännischen Qualitäten ver einigt stiiden. Es gehört ein seltenes Maß von Tuet, Fähig keit zur Sclbstbcschränkung und Freiheit von Ehrgeiz neben der sachlichen Harmonie dazu, wenn Reichskanzler und Minister vräsident gedeihlich zusammenwirken und nicht Gegensätze yervortreten sollen, welche sowohl auf die RrichSpolitik, wie auf dir innere Politik Preußen« überaus mißliche Rückwirkung au-üben müßten Aber auch für Männer, welche sich die zur Lösung der schwierigen Aufgaben nvlhigcn Eigenschaften Zutrauen, bandelt eS sich immerhin nur um ein sehr gewagte- Experiment von überaus zweifelhaftem Än gstige Vorsichtigere Naturen werden sich deshalb nur schwer entschließen können, das Wagestück zu nnternebmen Anderer seits liegt dir Gefahr nahe, daß eine ehrgeizigere Natur auf dieselbe in der Ueberzeugung eingeht, es handle sich doch nur um ein Ucbergangöstadium und, wer einmal im Sattel sitze, sei der nächste Anwärter für die Eaprivi'sche Erbschaft. Man nennt unter den Eandikaten für da« preußische Minister- Präsidium neuerdings auch den früheren Minister de« Innern. Grafen Botho Eulenburg, Oberpräsidenten in Eaffel; diese Eandidatur wird als eine solche anzusehen sein, mit welcher ernsthast z» rechnen ist. * Eine sehr interessante Kritik der Pläne und der Thätigkeit des Grasen Zedlitz finden wir in einer Corre- Fesrrllsts«. Schloß Lrlenhof. tticsdni« 141 Ro»«> vo, o. Vach. (Fortsetzung.) XIV. Felicie DupretiS, oder wie wir sie jetzt nennen müssen, / Felicie v. Tteruau, gmg aufgeregt in ihrem Zimmer auf und ab. Sie sah bleich und verweint an« und die tiefen Schatten um die Augen bewiesen, daß sie seelisch und körperlich litt. Seit dem ersten Besuche Nöra'S waren Wochen vergangen, ebne daß sich di« Versprechungen der Dame erfüllt hatten; Rudolf kam selten, und wenn er kam, dann fühlte die junge Frau, daß sich zwischen ihr und ihrem Gatten eine Kluft ge- dildet hatte, dir sie nicht mehr zu Überdrücken vermocht», da ihre Zärtlichkeit ihn nickt mehr beglückte und ihre leisen Bor- vürfe und Bitten nur seine Ungeduld steigerten. Dem Vorschläge Nora'«, aus unbestimmte Zeit nach Pari« »der Italien zurückzugehen und in Nora'« Hände ihr Geschick zu legen, hatte Felicie passiven Widerstand entgegengesetzt, und Nora erkannte zu ihrem tiefsten Bervruffe, daß fl« sich doch in der Beurthrnung der jungen Frau geirrt; sic war iu ihren Entschlüssen ganz fest, und freiwillig hätte sie nimmer mehr ihren Rechten entsagt. E- mußte also zur List oder Gewalt Zuflucht genommen werden, und Nora hatte einen paffenden Moment gewählt, um einen längst entworfenen Plan auSzuführea. Baron Arthur Gternan war durch den Besuch de« Pfarrer», dem der de« De. Brenner und de< Pfarrer« Bertram gefolgt war, au« seiner Ruhe aufgeschreckt worden: er mußte fetzt zur Initiative greifen, e« galt kein Zögern mehr. Hertha mußte so bald al« möglich die Gemahlin Rudolf'« werden, und zu diesem Zwecke batte er eine Unterredung mit seinem Mündel gehabt, die einen tiefen «nd schmerzlichen Eindruck bei ihr hinlerlaffen. Jetzt war ihr die Weigerung, Rudolf -nznaehörrn, nahezu unmöglich gemacht, obgleich sie den Wunsch ihre« Onkel« nicht erfüllen konnte, ohne sich nicht an >hnm und einem zweiten Herzen zu versündigen Lieutenant Vaumann hatte den Auftrag de< Grafen vredow treulich auSgeführt und Else war bald Gelegenheit gegeben, die Sonde an da« Empfinden Hertha'« zu lrgeu Die junge Braut schwärmte so viel von der rosigen Zu kunft, von der Seligkeit, die sie erwartete, daß Hertha davei ihren Gch«,r» nicht ganz zu verbergen wußte, und so tief ße auch da« Heheunniß ihre- Herzen« verhüllt wähnte, Else wußte e« an die Oberfläche zu ziehen und in einer vertrau lichen Stunde, in der die beiden Freundinnen Hand in Hand im Parke der Förster'schen Villa auf und ab gingen, brach sich der lang eingedämmte Schmerz Hertha'S Bahn und dem lauschenden Ohre Elsa « vertraute sic, was sie bekümmerte und bedrückte. „Bredow liebt Nora", schluchzte Hertha, indem sie den beißen Kopf an die Schultern Elfe'« lehnte, „und ich muß Verzicht leisten auf das Glück der Liebe, das Du, Else, so reizend schilderst, und das ich nur geahnt, aber nicht ge nossen habe." „Thörin", lachte Else munter auf, „soll ich Dir jetzt ein Geheimniß anvertrauen? Graf Bredow liebt nicht Nora, sondern Dich! Männer wie er können, so behauptet mein Otto, und der versteht etwas davon, wohl einer Nora Sternau den Hof machen, sie aber nicht zur Gemahlin wählen, und wenn Du geschridt bist, Hertha, und Dich nicht vor Deinen Verwandten fürchtest, dann girbst Du Deinem Herr» Veiler einen zierlichen Korb »nd schlägstFräulein Nora ein Schnippchen, indem Du ihr den reichen, vornehmen Freier vor der Nase, die sie so hoch trägt, fortnimmst. Ich bin wahrhaftig nicht schadenfroh, vlaudrrte sie, indem sie ihren Arm ui» die Taille Hertha« schlang, „aber diese» FiaSco gönnte ich Nora, die immer fo siegeSgewiß drein schaut und unser PlebejerbauS wohl nie betreten hätte, wenn sie nicht die Langeweile zu uns geführt hätte. Weißt Du, wenn ich die Baronin oder den Baron Sternau von Weitem sehe, dann bekomme ich schon Gabnkrampf und in dieser Atmosphäre von Kälte, Vornehmheit und Dünkel zu leben, muß gräßlich kein. Rudolf ist eigentlich rin hübscher Junge, aber lieben ? Brr, nein, lieben konnte ich ihn auch nicht. Also Kopf oben, liebe Hertba; wenn Deine theurrn Verwandten «ine Heiratd mit Rudolf planen, so gönne ihnen da» Vergnügen, Du bist ja Deine eigene Herrin, und wie mich Niemand auf der Welt zu einer Heirath ohne Neigung zu zwingen vermocht, so kann Dich, Schatz, doch auch Niemand zwingen. Du wirft Gräfin Bredow, verstanden? Ich habe r« gesagt und ah", unterbrach fle ihre Rede, „wenn man von Jemandem die Wahrheit fpncht, dann ist er nicht weit; dort kommt mein zukünftiger Herr und Gebieter, und", raunte sie Hertha in« Ohr, „anch der Deine mit Namen Ullrich, Graf v. Bredow, Erb- und Stammherr auf Gut Felseneck, in dem schönen Oesterreich." Hertha'S Wangen erglühten, als ihr Bredow mit einem aufleuchtenden Blicke die Hand entgegrnstrecktr, indem er freudig sagte: „Ein seltene» Glück! Baronesse Hertha ohne Begleitung ihre« Vetter«, den ich oft um den Vorzug, sich ungestört Ihrer Nähe erfreuen zu köanrn, beneide» habe." Eise legt« ihren Arm in den ihre« Verlobten; Gr» Bredow bot Hertha seinen Arm, den sie ein wenig zögernd annahm. Da« junge Paar schritt anfangs schweigend durch die Alleen de« ParkeS; eS merkte nicht, daß Else und Baumann einen anderen Weg eingeschlagcn, und erst als sie die rosen- umranktc Laube erreicht hatten, in welcher der Gras zum erste» Male seine Worte an Hertha gerichtet, schrak sie au« ihrem seligen Traume auf, und besangen suchten ihre »mhcr- schweiscnden Augen Else und Baumann, die aber nirgends zu entdecken waren. „Gönnen Sie mir eine» Augenblick da« Glück des Allein seins mit Ihnen, Baronesse Hertha", flüsterte Bredow dem lieblichen Mädchen zu, das schüchtern den Arm auö dem seinen gezogen und zögernd vor der Laube stehen blieb. „Ich habe den Moment ersehnt", fuhr er leidenschaftlich fort, „eS handelt sich um mein Glück, meine Zukunft, Hertha!" Sie konnte dem Zauber seiner Stimme nickt wider stehen. ihre Augen hinge» in unbewußter Zärtlichkeit an dem schönen erregten Antlitz des geliebten Mannes, ehe sie sich der süßen Gefahr, die in dem Alleinsein mit ihm lag, bewußt geworden, saß sie neben ihn, auf der schmalen Rohr bank und wie gebannt lauschte sie den leise geflüsterten glühenden Worten des jungen Mannes. Ganz leise zirpte die Grille im Hain; melodische Bogel- stimmen vermischten sich mit dem Geplätscher des Spring brunnens, der seine Strahle» in da« marmorne Becken warf. Die Rosen und Magnolien bauchten ihre süßen, berauschenden Düste au«; groß und voll stand der Mond an den, blauen, wolkenlosen Himmel, an dem Millionen Sterne glühten und flimmerten. AuS den dunklen TaxuShecken schimmerten die weißen schlanken Glieder der marmornen Götlergestalten hervor; der steine Amor, der inmitten eine« Rosengebüsche« stand, richtete seinen Pfeil auf das Paar, das in seligem Rausche, stumm, dicht aneinander geschmiegt, Alle« u», sich brr vergessen hatte, nur nickt das Eine, daß sie einander liebten, heiß und innig und sich angehören wollten für Zeit und Ewigkeit. Jetzt, wo sie da« Wort der Treue und Liebe getauscht, wo Hertha ihr glühende-, von Glück verklärte« Antlitz an keiner Brust bara, während er ihr von seinem Leid und seiner Qual, von seinen Hoffnungen und Befürch tungen erzählte, gab eS für sie kein Hmderniß mehr. „Darf ich also bei Deinem Onkel um Dich werben, mein Lieb?" fragt« Bredow, indem er einen leisen innigen Kuß, den ersten, der Hcrtba'S Lippen berührte, aus ihren nicht widerstrebenden Mund drückte. Sic entzog sich sanft seinen Armen; leise, zagend bat sie ^Jch fürchte den Einspruch de« Oukel«, noch bat er da« Recht, über mich zu bestimmen; aber binnen zwei Monaten bin ich mündig, dann hört seine Macht aus, »nd ick kann frei über meine Person, wie über mein vermögen verfügen. Ich habe meinem Seelsorger versprochen, nicht eher, al« mich das Gesetz für selbstständig erklärt, handelnd auszutreten, und jetzt, wo u»S nichts mehr trennen kann, will ich gern da- süße Geheimniß, da« uns verknüpft, bewahren." „Und Rudolf Sternau ?" fragte Bredow mit einem Anflug von Eifersucht. „Und Nora?" klang e« schelmisch zurück. „Ullrich, wie ich Dir vertraue, so mußt Du mir vertrauen. Ich liebe Dich und bleibe Dein in Ewigkeit." Er küßte die kleine, weiße Hand, die sich wie zum Schwur cmporgcstreckt hatte; rasch zog er einen Demantreif vom Finger und ihn an ihre Hand steckend, flüsterte er leiden schaftlich: „Ich füge mich Deinem Willen, Geliebte; aber mit diesem Reisen binde ich Dich an mich, al« meine Braut, als »lein geliebte«, zweite« Ich." Schon wenige Tage nach ihrer Verlobung mit Graf Bredow hatte der alte Baron Sternau jene verhänanißvolle Unterredung mit Hertha gehabt, die sie rath- und fassungs los machte und in ein EhaoS widerstrebender Empfindungen versetzte. Die Liebe zu ihrem Vater, die Sorge um ihn, der, wie ihr Pfarrer Riedel gesagt batte, bald in die Heimatd zurück- kehrei, wollte, stritt mit ihrer beißen berechtigten Liebe zu Bredow, dem sie sich angrlobt, und dem zu entsagen ihr eine Unmöglichkeit dünkte. Sie glaubte den halben Andeutungen de- alten Sternau nicht; da« Bild ibre- Vater« stand rein und erhaben über jedem Verdacht da, aber sie fürchtete dennoch für ihn, denn eine unsichtbare Gefahr schwebte über seinem geliebten Haupte, und obzwar sie nicht greifbar war, so konnte sie doch heim lich schleichend sich ihm nahen und ihn elend machen, wenn sic nicht d>e Fäden in ihren Händen hielt, die sich als Schlinge zusammenziehen ließen. Arthur Sternau hatte sehr fein operirt: er hatte die besten »nd schwersten HilfStruppen in- Feld gerückt, und DaS, wa« Pfarrer Riedel ängstlich zu vermeiden gesucht, als letzte« und sicherste- Mittel angcwendet, um den passiven Widerstand Hcrtba'S zu besiegen. Wie er dem jungen Mädchen gegenüber die Initiative ergriffen, so trat er auch gegen seinen Sohn mit der ganzen Willenskraft, mit seiner väterlichen Autorität aus. Rudolf sah sich dadurch plötzlich in die gefahrvollste Lage gedrängt, au» der ihn nur ein geschickter Coup zu retten vermochte. Nora war die Verbündete ihre« Vater« wie ihre« Bruder-; in ihrem eigenen Interesse lag e«, da« Spiel »u End« zu bringen, denn sonst konnte Bredow leicht ihren Händen ent schlüpfe«.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite