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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920325027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892032502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892032502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-25
- Monat1892-03
- Jahr1892
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Erobere Schrillen laut unjerem Preis- vkrjtichnib Tabellarilcher und Ztffernsatz nach höherem Larit- lkrtra-vrllagrn (gesoljtj, nur mit hrr' Morgen - Äusaabr , ohne Posibesördrrua- a« 63—, mit Posldejorderung al 70.-. ^unahmrschloß für Zusrrate: Abend-Bu-gab«: vormittag» 10 Uhr. Marge a-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Sonn- und Festtag- früh S Uhr. . vei den Filialen und Annahmestelle» je ei« halb« Stund« früher. , Inserat« find stet» an di« 8zDktztU<U t» richte». iss. Kreit«<tz den 25. März 1892. Der Änsgang der krißs. * Der „ReichSanzrigrr" veröffentlicht Folgende»: Seine Majestät der König hat Allergnädigst geruht: den Reichskanzler, General der Infanterie Grasen d»»Caprivi auf seinen Antrag von dem Amt als Präsident te» Staat-ministeriumS, unter Belastung desselben in der Stellung al» Mitglied de» Staatsministeriums und Minister der au-wärtigen Angelegenheiten, zu entbinden, dem StaatS-Minister und Minister der geistlichen, Unter richt»- und Medicinal-Angelegenheiten Grafe» von Zedlitz Trützschlrr die nachgesuchte Entlastung aus seinem Amt, inner Belastung de» Titels und Ranges eine- StaatS- MiiiisterS. in Gnaden zu bewilligen, den Ober-Prasidenten der Provinz Hessen-Nassau, StaatS- minister Grafen zu Eulenburg zum Präsidenten dcS Staat-ministeriumS, und den StaatSsecretair de» ReichSjustizamtS, Wirklichen Geheimen Ratb vr. Bosse zum Staatsminister und Minister der geistlichen, Unterricht»- und Medicinal-Angelegenheiten zu rinrnnen. * Bon parlamentarischer Seite wird uns aus Berlin geschrieben: Die Ministerkrise hat gerade eine Woche gedauert. Sm 17. März fand unter dem Borsitz deS Kaisers der Aronrath statt, nach besten Beendigung Graf Zedlitz sein EntlasiungSgesuch rinreichte. Am Abend desselben TagcS er bat auch Gras Caprivi seinen Abschied au« sämmllichen Ämtern. Heute ist nun dir Lösung dahin erfolgt, daß Gras Caprivi Reichskanzler und preußischer Minister der Aus wärtigen Angelegenheiten bleibt, jedoch sein Amt als preußischer Ministerpräsident niederlegt. In diese Stellung tritt der bisherige Oberpräsident der Provinz Hessen-Nassau, Graf Botho Eulenburg. Zum CultuSminister ist der bis herige StaatSsecretair de» RrichSjustizamtS vr. Bosse ernannt. Alle Parteien sind darin einig, daß man in den Parla menten bemüht bleibt, dem Ministerium, wie eS nun ge staltet ist, keine Schwierigkeiten zu bereiten. Die hauptsächlichen Aufgaben der Session sind ja auch im Reichs tag und im Landtag erledigt. Graf Caprivi hat eS in den acht Tagen der Krise selbstverständlich vermieden, in dir Parlamente zu kommen. Er wird nun wohl bei der dritten Lesung he» Etat» wieder i« Reichstag erscheinen, ebenso wird he, der Berathung de» preußische» Etats im Abgeordneten haus« wie üblich dir Anwesenheit de» gesammtrn StaatS- miuisterium» erwartet. Auch im Abaeordneteuhause wird wahrscheinlich der neue CultuSminister Veranlassung nehmen, sich vorzustellrn bei Gelegenheit der Berathung einiger kleinerer Vorlagen, deren Erledigung noch auösteht. Aber eS wird sich nur um rein praktische Fragen handeln, grundsätzliche Fragen stehen nicht zur DiScussion. Der Kreuzer X wird vom Crntrum im Reichstage jedenfalls bewilligt werden, da die Ultramonen sehr unklug wären, wenn sie nicht wenigstens den Schein vermeiden wollten, als ob sie nur »politischen Schacher" treiben. So wird denn voraussichtlich die Parla meul-saison in ihrem letzten Theil ruhig verlausen. Aber mau ist in parlamentarischen Kreisen durchaus über zeugt davon, daß da» heute durch den „Reichs-Anzeiger" be lanot gegebene Arrangement keine definitive Losung, >rr Krise ^ ^ viellllthi r nur «nie Vertagung d, i s r jgebracht hat. und daß diese jedenfalls noch vor Ablauf dcS Jahres von Neuem zum Ausbruch kommt. Bereits jetzt werden Er wägungen darüber angeslellt, wer da»» der Nachfolger deS Grafen Caprivi sei» wird. Denn daß dieser eine Niederlage erlitten, ist aller Well offenbar, und dgß er in der verminderten Macblsülle nicht TaS erreichen kann, waS Fürst Bismarck nicht vermochte, ist Niemand zweifelhaft. Die „Frictionen" werden bald die Amtsführung dem Reichskanzler und dem preußische» Ministerpräsidenten unniöglict» machen, und Graf Eulciiburg — das ist die all gemeine Ansicht — dürste sehr bald seines Amtes, das mehr eine Würde bedeutet als eine» Inhalt hat, überdrüssig sein (?) Dem neuen Ministerpräsidenten bringt man im klebrigen von allen Seiten Sympathien entgegen. Er ist ei» tüchtiger, fleißiger und liebenswürdiger Staatsmann. Auch der neue CultuSminister findet Freunde bei allen Parteien, auch das Ceutrum hat wenigstens nichts gegen ihn cinzuwcildcn. Daö BolkSschulaesetz wird wohl schon in te» nächsten Tage» formell von der Regierung zurückgezogen werden. Die Session dcS Landtags dürfte sich bis Pfingsten auS- dehnen, da die Novelle zum Berggesetz, die Gesetze über den WelfenfondS, über die Besteuerung der ehemals ReichS- »nniittelbaren und andere kleine Borlagen jedenfalls noch zur Erledigung kommen sollen. Aber im Reichstag wird „KeürauS" gemacht, er ist mit dem Schluß deS Monat» auch am Schluß der Session angelangt. * Die „Nationalliberale Correspondenz" schreibt: „Die Regierungskrisis hat minmchr ihre Lösung dahin gesunden, daß Graf Caprivi Reichskanzler und Minister des Auswärtigen bleibt, der Oberpräsident von Hessen-Nassau, Graf Botho Eulenburg, das preußische Ministcrpräsitium ohne ein besonderes Portefeuille und der Staalssecrelair des Reichsjustizamtes vr. Bosse die Leitung tes CultuS- ministeriumS übernimmt. So wird heule amtlich bekannt gemacht, und eö ist damit eine geraume Zeit der Beunruhigung und Verwirrung vorläufig zu Ende. Wir haben keinerlei Anlaß, dem so reorganisirtcn Ministerium mit Uebelwollcn entgegen zu treten. Gras Eulenburg ist ein conservativer Mann, der aber nicht aus dem extremen, das Heil von dem Zusammengehen mit den Ultramontanen erwartenden Kreuzzcilungöflugel steht, sondern gemäßigteren, die Bedeutung der mittlere» Richtungen im StaatSleben anerkennenden Anschauungen huldigt und auf bessere Traditionen der konservativen Partei zurückzukommcu geneigt sein dürfte. Herr Bosse ist rin seit taugen Jahren in verschiedenen hohen RegierungüsteUcn bewährter Beamter; vor seiner Berufung in den Rcichstienst war er bereits Vor tragender Rath im CultuSministerium. Er batte bisher wenig Gelegenheit, politisch hcrvorzutreleu, gilt aber für einen entschieden conservativ und auch gutkirchlich gesiuutcu Mann, immerhin aber von einer Richtung, die auch Verständigung mit freieren Anschauungen in Aussicht stellt. Sehr bedauert wird sein Ausscheiden aus dem Amte dcö Vorsitzenden der Civilgcsetzbuchcvmmissio», deren Arbeiten dadurch eine neue Hemmung erfahren werden. — Die Trennung der Aemter deö NeichökanrlerS und dcS preußischen Ministerpräsidenten ist die wich tigste organische Acnderung in den obersten Regierung- einrichtungen, die seit langer Zeit dagewesen. Man wird sich einiger Besorgnisse nicht erwehren können, ob eS gelingt, auf diese Weise den unentbehrlichen engen Zusammenhang und die innige Nebcreinstimmung in der Politik dcö Reichs > und dcS leitenden Bundesstaats zu sichern. Es kommt indessen bei dieser Frage fast Alles aus die Per- onen an; Einrichtungen, die zu einer Zeit bestimmten Männern und Verhältnissen gegenüber durchführbar und cr- prießlich sein mögen, können unter andern llmsiändcn unmöglich und verkehrt sein. Es kommt auf einen praktischen Versuch an; mit theoretischen Erörterungen ist dabei nicht viel auSzurichten. Derartige Organisationen mache» auch nicht Anipruch, für alle Ewigkeit zu gelten, zeigen sie sich im Wechsel der Verhältnisse und Personen verbesferungübedürstig, v kann man neue Ordnungen erwägen. Jedenfalls schien eine andere Lösung im gegenwärtigen Augenblick nicht möglich, wenn man den Grasen Caprivi als Leiter der Reichs- und auswärtigen Politik halten wollte, ivaS schon in unserer europäischen Stellung zur Vermeidung von Bcunriihignngen im Ausland wünschcnSwerth war, und andererseits den durch das Vollsschulacsetz und seinen Fall bezeichncten Wandlungen in der innere» Lage die unvermeidliche Rechnung tragen wollte. * Ten Berliner Morgenblättern zufolge begiebt sich der Kriegsminister beute zum Kaiser nach HubertuSstock. — Als Nachfolger l>r. Bosse'S iu der Stellung deö SlaatS- sccrctairS dcö Reichsjuilizamtes wird iu parlamentarischen Kreisen auch der Name des Herrn Drclickmann, Präsident dcS Kammergcrichlcs, genannt. — Die Nachricht von der Ernennung deö CtaatssecrctairS in Elsaß-Lothringen, v. Putt kam er, zum Ctaatsseeretair im RcichSjustizaml scheint nicht richtig zu sein. In Straßburg wenigstens ist, wie die „Straßburger Post" meldet, an der unternchtclsten Stelle davon bisher nichts bekannt. * In Betrest deS ncuen Ministerpräsidenten Grafen Eulciiburg wird Folgendes gemeldet: Ter scilberige Lberpiäsident von Hessen-Nassau ist der am 3l. Juli 1831 geborene Sohn de» verstorbenen Präsidenten der Staalsichuldclivenvallmig Botho Heinrich zu Eulenburg: er studirte 1843 t»S 18ö2 zu ItünigSberg und Bonn die Rechte, wurde 1853 Landratü, 1864 Hils-arbeiter im Ministerium de« Inner», 1863 RcgicrmigSprästdcul z» Wiesbaden, 1872 Bezirk-Präsident zu Metz und 1873 Lberpräsident »u Hannover. LUS sein Beller, Graf Friedrich Enlenburg, seine Einlassung als Minister des Innern ge nommen hatte, wurde Gras Botho am 31. März 1878 sei» Nach- solger. In dieser Slrllnng wurde er der Schäpser de- Socialisteii. gejcpe-, das er sowohl al- Bevollniächiigter zuin BundeS- ^athe eifrig vertrat, wie als Polizeimiurster Preuhen- scharf handhabte. I» der Fortführung der Berwaltung-resorm stieß ec mit dem fürste» Bismarck zusammen. Am 13. Februar 1881 stand im Herrenhaus« die Berathung des Zusläiidigkeil-gcsetzeS aus der Tagesordnung. Nach der Regierungsvorlage sollte die Aussicht über die coinmunale Verwaltung der Landgeiucinden dein Landrath, nach dein Beichlusje de- Abgeordnetenhauses, drin da- StaalSministerium zugestimmt hatte, dem Krel-au-schuss« und in höherer Instanz dem Bezirksausschüsse zuslehen. Gras Enlenburg befürwortete diesen Beschluß und erwiderte sogar einem Gegner, Herrn v. INeisl-Retzow, erregt: „Wenn Sie jo große Besorgniß haben, Organe» der Selbstverwaltung überhaupt Theile der Staatsslinctione» zu übertragen, dann sollten Sie die Selbst verwaltung nicht etnsührcu, sondern ausheben als ein überwundenes Princip." Da erhob sich »eben dem Grasen Enlenburg der Gchetm- rath Rommel und verlas eine Erklärung de« Fürsten Bi-inarck, welche sich in den schärssicn Worten gegen die Ansicht deS Minister- des Innern richtete und die Annahme des von ihm befürworteten Para graphen als Hinderniß der Fortführung der Resorm bezeichnet«. Gras Enlenburg erbleichte, verließ den Ministertisch und fuhr Druck und Verlag von <k. Pol» i» L«tp»i» 88. Jahrgang unmittelbar vom Herrenhause znm Kaiser, um seinen Abschied zu verlangen. Tein Kaiser war der Borsall überaus peinllch; der Kronprinz suchte zu vermitteln: Fürst Bt-marck selbst erschiea an einem nächsten Tage im Herreubauie, uni den Eindruck sein« „Bot- chait" abzuschwächeu. Aber Graf Enlenburg ließ sich in seinem Eittlchlusie »ichl erschüttern. Er erhielt oin 27. Februar 188t seine Entlassung und verabschiedete sich von den Beamten seines Mini« iksinnis mit der Erklärung, er wäre gern Minister geblieben, könne es aber nicht aus Rücksicht aus die „Würde des Amte«"- Bereits am 12. August 1881 wurde jedoch Gras Eulenburg zum Ober- Präsidenten von Hesten-Rasjau ernannt, welches Amt er aus den ausdrückliche» Wunsch des Kaisers annahm. Gras Eulenlurg ist ein Mann von vornehmen und ge winnende» UingangSsormk». eine zur Vermittelung geneigte Natur und ein gewandter Redner. ' * Der bisherige StaatSsecretair dcS RcichSjustizamteS, Hr. Robert Bosse, war zuerst im Dienste deS Grasen Otto zu Stolbcrg-Wernigerode, mit welchem ihn heute daö Baud einer »nt'erkeiinbarcn Anhänglichkeit und gegenseitigen Lichtung verbindet. Als Graf zu Stolberg Oberpräsident von Hannover wurde, ging Herr Bosse als RegierungSrath mit dcmselbc» dadi» und wurde von dort im Jahre 1876 als Vortragender Rath i» das Staatsministerium nach Berlin berufe», zur Zeit, als Gras Otto zu Stolberg Licepräsident des Staatsministeriums war. In dieser Zeit war er häufig Protvkollsiihrer im StaatS- inlnisterinm, er wurde mit alle» Ministern bekannt, mau lernt« seine Arbeitskraft kennen und schätzen, so daß derselbe auch später, al- er seine Stellung im SinatSininisterium bereit» verlasse» hatte, noch öfter bet besonderen Anlässen zu de» Sitzungen de- Staat-ministeriumS binzugezogen wurde. Bei den Neuwahlen zum Reichstag im Herbst 188 t wurde Herr Bosse von der consrrvaitve» Partei im Wahlkreise DuiSburg-Mülheim als Eandidat aufgestellt. Er uittertag jedoch gegen be» nationatliberalen Abg. vr. Haimnacher. Zur Eüarakleristik seiner Ansichten ist eine Rede von Interesse, welche Herr Baste damals in Miltheim a Rhur hielt. Er bemerkte u. A.: Deutschland bedürfe der direeteu, wie der indirekten Steuer: die Pflicht des Staat»- maiineS besieb« darin, beide in das richtige Berhätinlß zu bringen, damit iiamenttich der ärniere Man» nicht schwerer belastet werde, als der Reiche; die erhöhte Finanzkrast des Staates aber ivürd« zugleich dem Kanzler VaS Mittel bieten, den Feinden de- Reiche» mehr und mehr den Mund zu slovsen. Der Tabak müsse stärker zur Steuer herangezvge» werden und inan komine da aus da- Monopol, für Biele ein Wort de» Willkommens, für Biele de» Schreckens: beide Ausfassuugen seien übertrieben. Der Kanzler stelle die Form vollständig in den Hintergrund, e» gebe ihm nur um die Sache. Möglich sei, daß er beabsichtige, di« Fabrikation zu monopotisiren. dann würden selbstverständlich di« Tabak- indusiriellen entschädigt und die Tabakarbeiler würden vom Staate übernommen werden. Aus «ine bestimmte theoretische Form de« Monopols wird sich die Regierung nicht steifen, die Sache aber werde nicht wieder von der Bildiläche verschwinden, die Monopvlvorlage werde den^ReichStage immer wieder zugehen. Dem Arbeiter müsse ge holfen unkreine meiischeuwürdigc Existenz gegeben werden. Er spreche es o»S, daß man ohne praktisches Christenlhnm die Arbeiterfrage nicht losen könne; legten wir jetzt nicht Hand an, so könnten wir die Revoinlion nicht mehr aujhalten. Betrests deS CulturkampfeS äußerte Herr Bosje, man möge tolerant sein gegen die Katholiken, l»n sie sür die gemeinsamen Arbeiten zu gewinnen. Al-die Arbeiter- Bersichernng in Gang kam und eine eigene wirthschastlichc Abiheilung zur Ausarbeitung der bezüglichen Gesetze im ReichSamt de» Innern 1882 gebildet wurde, erfolgte die Berufung l)r. Bosse- an die Spitze derselben. A» dieser Stelle ist er dt- zuin Februar 1881 geblieben, obwohl er tm Oktober 1883 nach dem Tode de- Wirk lichen Geheimen RalhS Eck zum Unterstaatssecretair de« Neich-amtS de- Innern ernannt wurde. Damit hatte man einen glücklichen «»chdrv« »er»««,. öß««»lletsn. Schloß Lrlenhof. lös Roman von O. va ch. (Fortsetzung.) Keine- Worte» mächtig, wie zur Bildsäule erstarrt, stand Felicie da;von einer schrecklichen Ahnung durchschauert. flüsterte sie: „Gott schätze mich vor diesem Argwohn! Paula, waS heißt, waS bedeutet das Alle»? Sollte eS möglich sein, daß — »ein — der Gedanke ist schon ein Verbrechen — ich darf ihn nicht hegen, eS ist Sünde, Schmach!" Fräulein Schirmer hatte wortlos da» inhaltsreiche Kästchen aus da» geöffnete Froster gestellt; ihr Kopf schwindelte noch, aber das klare Denken war wiedergekehrt. Mit einem selt samen Lächeln ließ sie ihre Augen über Felicien'S Gestalt, über den seine« Inhalt« nur halb beraubten Kasten schweifen, rinn aber sank sie erschöpft auf einen Stuhl, ihr Mund öffnete sich, aber wir damals, al» sie den Namen des mit Aelicien verbundenen Manne» gehört, versagte die Sprache; nn paar unarticulirte Töne drangen über ihre farblosen Lippen, d«r Kopf sank auf die Brust, ein Starrkrampf hielt sie gefangen, und erst nachdem Felwie mit Hilfe der herbei gerufenen Dienerin Alle» aufgeboten hatte, um die Unglück »che in» Leben zurückzurufen, streckten sich di« Glieder, die Augen öffneten sich groß und weit; die Lippen bewegten sich w de» leise, undeutlich gemurmelten Worten: ,Lum dritten Male; e« ist Zeit, daß ich spreche, sonst könnte e« mir aus ewig verwehrt sei»." Dann sank sie in die Kiffen de» Sopha», ans da» man sie gebettet hatte, zurück, ein schwerer Schlaf senkte sich auf ihre müden Auge». Der andere Morgen brach hell und strahlend herein. Frlicie hatte die Nacht ruhelos am Lacher Paula'» hingebracht, ihre stürmischen Gedanken ließen sie nicht schlafen; m,t fieber hafter Unruhe sah sie dem kommenden Tage entgegen, der ihr vielleicht d>e Lösung de« fir so furchtbar aufregenden Rütbsel« bringen würde. Paula hatte auch diesen Anfall wie dir früheren glücklich Lberstanden, und fie übte ihre kleinen, mit ihrer Stellung verbundenen Pflichten wieder au», di« st« die ersten Morgen stunden von Felicien fern hielte». Den Brief, de» fie an dem dora»graanaenrn Lage ge schrieben. batte fie bei sich verborge« und Niemand konnte ähueii, welche Gedanken, Sorge, Pläne durch da« Herz und da« geschäftige Hirn de« Midcheu« schwirrten, da« bei »«dem »äattu, b« jedem Schritt« var de« Lorrrdor zusammrovebtt. Als endlich um die Mittagszeit eine Droschke vor der Thür hielt und die graziöse Gestalt Nora'ö gleich darauf die Treppe herausflog, um tief aufathmend vor der EingangS- thür sieben zu bleiben, ehe fie die Glocke zog, reckte Paula ihre zierliche Gestalt enipor; in ihren blassen Zügen lag ein strenger, kalter und entschlossener Ausdruck, und daS eigen- thümliche Lächeln, welches um den sonst so ernsten Mund mckte, bewies, daß die Gesellschafterin der jungen Baronin Sternau darauf gefaßt war, sich, wenn eS sein mußte, in einen Kampf mit Nora einznlassen, aus dem sie hoffte, als Siegerin hervorzngebcn. Es zog ein Zug de» Triumphe», der Schadenfreude durch da- Antlitz Paula s, als sie der Baronesse mit einer kühlen Verneigung die Thür öffnete, die zu dem reizenden, moosgrünen Boudoir der jungen Frau fülirte, welche sich beim Eintritt Nora s und Paula », die der Dame auf dem Fuße folgte, von der Chaiselongue, auf der sie geruht, erhob, um in lebhafter Bewegung der Schwägerin rntgcgenzugehen. Nora war sebr bleich; tiefe Schatten lagen unter den finster blickenden Augen; das Lächeln, mit dem sie Felicien die Hände entgegen streckte, hatte etwas Erzwungene»; ein Ausdruck der Enttäuschung, deS Mißbehagens lag in dem schönen Antlitz, als sie, sich neben Felicien nicderlassend, meinte: „Rudolf läßt Dick grüßen, Kleine. Er hat eine Reise macAen müssen, die so plötzlich kam, daß er nicht erst Abschied nebmcn konnte, aber dafür hat er mir den angenehmen Auftrag gegeben, Dich zu bitten, ihm zu folgen. Er erwartet Dich binnen drei Tagen in Calais, von wo auS er mit Dir nach London geht: er hat dort eine Stellung bei der Gesandtschaft erhalten. Du bedarfst dazu Deiner Legitimation-Papiere, vergiß e» nicht", setzte sie leicht hinzu, „hoffentlich hast Du Alle» in Ordnung und bei der Hand, so daß keine Ver zögerung stattfinden kann. Seid Ihr erst in London, dann wird sich die Versöhnung mit den Eltern ebenso schnell arrangiren lassen, wie fie Euch die Einwilligung nicht mehr verweigern können. „Warum Kind", unterbrach sie sich hastig, „siehst Du mich so sonderbar an?" Felicie war aufgesprungen; ihre prachtvollen, schwarzen Augen ruhten fragend auf der nachlässig hingegossenen Gestalt Nora'S; ihre zarte Gestalt, in dem weißen, duftigen NegligSe, da» ihre Glieder wie in eine Wolke einhüllte, zitterte wie von Fieber geschüttelt; um den kleinen rothrn Mund lag ein trotziger LttiSdruck, al« sie, ihre Hand fest auf den Arm ihrer Schwägerin legend, hastig sagte: »Nora, gieb mir einen Beweis, daß Du nicht falsch bist! Nimm mich mit zu Deinen Eltern; stelle Du mich als zu Euch gehörend vor. Meine Papiere sind nicht mehr in meinen Händen, sondern entwendet, gestohlen", fuhr sie heftig fort, während Nora mit einrm kalten Lächeln ihre Hand von dem festen Druck« Feücieu'S zu befreie» sucht«. Nora konnte ein halb freudiges, halb erschrecktes Erstaunen nicht ganz verbergen. Sollt« Rudolf eS gewagt haben, die für ihn so Werth und verhängnißvollrn Papiere an sich zu nehmen? Wenn die Papiere, die wichtigsten und einzigen Zeugen jener thörichten Heirath in Rudolf'S Händen waren, dann »ahm die Komödie, die Nora zu langweilen anfing, die sie oft beängstigte, vielleicht doch ein gutes Ende. Ob er, ob sic die Karten in dem gefährlichen Spiele gemischt, blieb sich ja gleich, wenn ihnen nur die wichtigsten Trümpfe unverloren wären, und durch diesen Gedanken von einer großen Angst befreit, athmete Nora förmlich auf, indem sie munter meinte: „Itino, Du träumst! Wer sollte Dir denn die Papiere ge stohlen haben? Suche nur, sie werden sich finden. Deine Bitte ist tböricht und unerfüllbar. Folge dem Befehle und dem Wunsche Rudolf'S, ebe Dir und ihm Unannehmlichkeiten entstehen; übermorgen spätesten», hoffe ich. Dich auf dem Wege nach Calais zu wissen. AK — da steht ja aber der Kasten", unterbrach sie sich, als sähe sie ihn erst jetzt stehen, während ihre Blicke fortwährend, wie magnctisirt, daran ge hangen hatten, „unter Deinen Diamanten lagen, wie ich mich entsinne, jene Papiere. Soll ich Dir suchen Helsen?" Tie junge Frau schüttelte den Kopf; die Brust war ihr wie zuaeschnurt; das Wesen Nora'S ängstigte sie, warum? — sie wußte eS selbst nicht; ihre Augen irrten von der jungen Dame, die sich erhoben hatte, zu Paula Schirmer hin, der kein Wort der Unterhaltung entgangen war, obgleich sic sich scheinbar mit der Lecture eine« Buches beschäftigte. Bei den letzten Worten Nora'S batte sie rasch den Kops erhoben, und erst als Nora hämisch meinte: „Frage doch Fräulein Schirmer, ob sie nicht weiß, wo die Papiere ge blieben sind, sic ist ja doch die von Dir autorifirte Behüterin Deiner Sachen, wie Deiner niedlichen Person", entgrgnete Paula ruhig: „Oder vielleicht kann un» Baronesse Sternau sagen, wer Interesse daran bat, di« Papiere zu entwenden, obne die doch für einen Dieb viel werthvollerrn Diamanten zu bcbalten?" Die Gesellschaften» erhob sich und verließ, ohne da» Er bleichen und Zufammenzucken Nora'S bemerke» zu wollen, daS Zimmer, langsam, gemessen, wie immer. „WaS wollte di« unverschämte Person, der ich jede» Ber brechen zutraue, mit diesen Worten sagen?" fragte Nora knirschend. „Nicht«", entgeancte Felicie tonlo«, da« blaffe schön« Haupt auf den halb entblößten Arm stützend. Nora warf den Kopf hochmütbig zurück, mit einer raschen Bewegung trat sie auf die junge Frau zu; ihre Hand heftig auf die Schulter Felicien'« legend, sagte sie zoruia: „Reize mich nicht, Felicie; ich möchte e« nicht bereue», daß ich mich» Dir in Freundschaft genähert habe. Rudolf erwartet Dich; lasse ihn nicht vergebens harren, in Deinem Interesse rathc ich es Dir." Mit einem kurzen Nicken rauschte sie auS dem Zimmer; Felicie blickte ihr wie betäubt nach Als sie sich nach einer kleinen Weile von ihrem Platze erhob, lag ein ganz veränderter Ausdruck in ihren Zügen. Alle Weichheit, jede Tchwermuth war daraus entschwunden; da» ganze leidenschaftliche Feuer der Südländerin blitzte auS ihren Augen; ein wilde» Lachen tönte aus ihrem Munde, als fie, die kleinen Hände ballend, flüsterte: „Wehe ihm, wenn er glaubt, mit mir spielen zu können. Felicie DupretiS ist ein Lamm, so lange sie liebt, aber sie kann zur Löwin werden, wenn eS gilt, ihr Recht und ihre Ehre zu verthcidigen." Bald darauf war Felicie zur Ausfahrt, die sie in Be alcitung Paula s unternehmen wollte, bereit. Die kleine Pony- Equipage, die damals Else Förster so viele Bedenken ein- gesiößt, hielt vor der Thür. In reizender, eleganter Toilette, die ihre südliche Schönheit zur vollen Geltung brachte, lehnte Felicie in de» Polstern de» Wagen-, den sie zuerst nach der Französischen Straße diriairte, wo sie einen bekannten Thcater- agcnten aussuchtc; dann flog daS kleine Gespanu dem Thier garten zu. Als der Wagen in die Friedrich Wilhelm-Straße einbiegen wollte, kam ihm eine kleine Cavalcade entgegen. Zwei Herren und zwei Damen auf prächtigen Pferden sprcogten leicht grüßend vorüber. Felicie lehnte sich zitternd in die Kissen zurück. Nora batte gelogen; Rudolf war nicht verreist; er r,tt, seine tiefe Befangenheit verbergend, an Hertha'S Seite, die sür seine un ruhigen Worte gar keinen Si»n hatte, die schöne Allee, Re nach Cbarlottenburg führt, hinunter, während Nora mit Graf Bredow langsamer folgten. Die Mienen der Letzteren waren sehr ernst. Bredow'S Augen folgten unverwandt den Boranreitrndea; nur scheinbar lauschte er interefsirt den Worten Nora'S, die Alle» ausbot, um sein Augenmerk von Hertha und Rudolf abzolenk«. XV. ^Helfen Sie, rathen Sie mir, mein lhrurer Freund; die Stunde der Entscheidung naht, und ich habe nicht den Muth, da» Wort, da» mich frei au» verhaßten Banden macht. auSzufprechen. Mein Onkel ist furchtbar! Er hat mir, um mich seinen Absichten willfährig zu machen, eine Alternative gestellt, vor der ich zurückschaudere. Ich muß Rudolf Sternau'» Gattin werden, »m von dem Haupte meine« geliebten Vater« eiue furchtbare Gefahr abzuwendeu. Ich kann mich nicht naher erklären, aber seit mein Onkel die Ber-a«euheit vor meinen Sngca ausgerollt, fühle ich nicht mehr di, Kraft, »ich seinem defpoSifcheg,
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