Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920326019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892032601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892032601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-26
- Monat1892-03
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»n«,. u.°„. 8. 8. m«. e»-- « > >» lick K»--- Abo»»e«e«tspreiS tz, her Haupteipeditioo oder den im Stadt» bezirk und den Vorort»» rrrichtttra Av«» »edesielleu »bgeholt: viert»!jähri>ch^i4aiO, bei zweimaiiger täglich«» ZusleUuig iu« bau» » üchll Durch di« Post hrzogen für Dochchlaud u»d Orsl»rrrich: vi»«»t,adrUch F L—. Dirrct, täglich« Kreuzbaiidsendiuig i»1 >«1>a»d: monatlich s.—. Li« Morgm-Alltgabe erscheint täglich'/-7 Uhr, di« Abend-Antgab» Wochen tag« 5 Uhr. Rrkrlio» »ud Lrpeditio»: JohauoeAgafi« 8. U»rr»»ditioa ist Wochentag- unnvterbrvchen vo, früh 8 bi» Abend- 7 Uhr. Filialen: vtt» M««m» Eorti«. <«lfre» -ah«), U»ivrrsität«slraß» Ö Louis Lösche, K-tharlnenstt. Ich patt. «d «,s,-platz 7. Morgen-Ausgabe. NWM.TagMllll Anzeiger. LW« für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 15«. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, de« SV. März, Vormittags nnr bis S Uhr gcvjsuet. kxpvMIon a«8 I,6li>/,1xer ^Lk6lrIrittL8. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, »»treffend dir odltgatortsche Trichtnrnschau für da» -letsch »o» Wildschtueiur«. TaS Königliche Ministerium de« Innern hat mittelst Verordnung vom L2. vorigen Monat« dahin sich ausgesprochen, daß die Mast» regeln zum Schutze gegen dt« Trichiaenkrankheit bei Menschen, wie solche durch Verordnung vom 21. Juli 1888 getrosten worden sind, euch bezüglich de« Fleische« voo Wildschweinen sorgfältig zu de» obachten sind. Es bars deshalb derartige« Fleisch weder feilgcboien, «och zu menschlicher Nahrung verabreicht oder überlasten werden, bevor eS nicht durch einen für den hiesigen Stadtbezirk verpflichteten Trichinen» schauer mit dem Ergebuiß, dah Trichinen nicht darin gesunden worden sind, untersucht, oder der Nachweis erbracht ist, dah die« be> reit« au einem anderen Orte de« Deutschen Reiches geschehe» ist. Die« wird zur Stachachtung für all« Bethettigten mit dem Be- muten zur östenllichen Kenntniß gebracht, dag Zuwiderhandlungen gegen dir erwähnte Verordnung vom 21. Juli 1888 nach tz. 11 dev leiben mit Geldstrafe bi« zu 150 Gl oder Hast zu bestrafen sind. Leipzig, d«u 22. März 1892. Der «at» »er Stadt Leipzig, vm. 1113.vr. Tröndlt». Dietrich. Ausschreibung. Die Herstellung der Maurerarbeiten beim Umbau der Direktor. Wohnung in der XXVII. vrzirtslchute in Leipzig - Gonnemitz, Schillerjtraße, soll au einen Unternehmer verdungen werdeu. Dir V«dingung»n «ud LrbeiiSverzelchnisse für diese Arbeiten liegen in unserer Hochbau-Brrwaliung, RctthhauS, 2. Stockwerk, Miner Rr. 7 au« und können daselbst Angesehen oder gegen Ent» nchtung der Gebühren im Betrage von 0,50 .Al, welche auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Ten unberücksichtigt gebliebenen, aber rechtzeitig ausgetretenen Bewerbern wird diese Gebühr wieder zurückersiailei, wen» dieselbe innerhalb 8 Tagen nach Bekanntmachung der erfolgten Vergebung zurückverlangt wird. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift XXVII. vcztrisschutk — Maurerarbeiten »ersehen cbenbaselbsi portosrei, und zwar dt« znm 4. April d. I., Vormittags 10 Uhr, einzuretchen. Ter Rath behält sich die Autwahl unter den Bewerbern, bez. die Theilung der Arbeiten und di« Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Lerpzig, den 23. März 18SL. Dar «ath »er Stadt Leipzig. II. 8. 576. vr. Lröndltn.Lohse. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß in den Nächten zwischen Mittwoch, den 30. diese« Monat« und Montag, den 4. April dieses Jahre«, dt« Spülung »er Hauptrohre des Wasserwerke« in Alt-Lerpzig, sowie in den östlichen und nördlichen Bororten durch die nach den Schleusten führenden Spülschteber, vom 5 April ab aber die Spülung der Zwetgröhreu durch die Zweig» Posten am Tage stattfindeu wird. Leipzig, dea 23. März 1892. Der Natt »er Stadt Leipzig. Io. 1350. v». Trvudlt». EtchoriuS Bekanntmachung. Bon Montag, den 28. »s». MtS., ab wird zur Vertilgung der Natten in dea städtischen Schleusten Alt»Leipzig» Gift aus gestellt werden. Wir sordern deshalb alle Besitzer vou hier gelegenen Grundstücken, bczw. deren Verwalter hierdurch aus, in ihren Grundstücken, namentlich aber in den Privatschleusten auf gleichzeitige Vertilgung der Statten bedacht zu sein. Leipzig, am 23. März 1892. Der Natt »er Stadt Leipzig. Ic. 1373. vr. Trvudlta. Rüling JnsertiorisPreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg Reklamen unter dem Redartiousstrich «go» spalten) 50-H, vor den Fauulienuachrichte» (4 gespalten) 40-E- Gröbere Schrisien laut unlerem Prei-- verzeichaist. Tabellarischer und Ziffer»)«» »ach höherem Taris. Srtra-Vrtlagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderung ^4 60.—, mit Postbejürderuag -Sl 70.—. Annahmtschlnß für Inserate: Lbeud-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morg» «»Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags srüh 9 Uhr. Bei den Filialen und Auiiahmestellea je eine halb« Stunde früher. Inserate find stet« an di« Expedition zu richte». Druck und Verlag vo» E. Polz tu Leipzig Sonnabend den 2t!. März 1892. 86. Jahrgang Gefunden wurden vor einigen Tagen SO« Mark, was zur Ermittelung d«S EigenthümerS hierdurch bekannt gegeben wird. Leipzig, den 23. März 1892. Da» Polizeiaint »er Stadt Leipzig. III. 1719. Bretschnetder. Ml. Holz-Anclion ans dem Ehrenbergrr Wal» ve» Zwrnkauer StaatSsarftrevierS Kreitag, »en 8. April »s». Ja.. von Vormittags 10 Uhr an 272 Stück eichene Klötzer von 13—62 cm Starke, 2,5—7 w Länge, 21. Gesucht Juni 1856 zu Lulm geborene Schauspieler und wird der am Chorsänger Paul vruna Müller. welcher zur Fürsorge für seine hier der öffentlichen Unterstützung anheiingeiallene Familie anzuhalten, sowie über seine Unterstützung«. vohnsitz-VerhaUnist« zu befragen ist. Müller nennt sich möglicher Weise „Bielefeld", welchen Namen er früher geführt habe» soll. Leipzig, dea 22. März 1892. D«r Nath der Stadt Leipzig, ä. L «bth. 1/689. (Ar«en»A«t.> H Gesucht wird der am S. August 1861 zu Kleinzschocher geborene Steinmetz Friedrich Hermann Mar Löser, velcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, d«u 17. März 1892. Der Natt »er Stadt Leipzig. lAr«ea-A«t. «bthellung II ) >. k. 6. 1190. Hentschel. Meper^ Bei dem Unterzeichneten Siaihe kommt die Stelle eine« Expedienten mit welcher ei» Johretgrhalt vou 750^4 — verbunden ist, zur Erledigung und soll mit dem 1. Juli d. I. wieder beietzt werden. Berücksichtigung können nur solche Bewerber findrn, welche wenig sie»« 2l Jahre alt, bereit» tm Verwaltungsdienste thütig gewesen und im Polizei, uud Melde», sowie tm Versicherungswesen de» wandert sind. Bewerbungen sind unter Zeuantstbeifügiing bi» zum 16. April d. I. aaher rinzuretchen. Persönliche Vorstellung ist zu Zeit nicht erforderlich. Bei zufriedenstellenden Leistungen ist nicht ausgeschlossen, da) ^em Stelleutuhater dt« Grschifte des Siath«.VollstrrcknngSbramIen mit übertragen werdeu, wodurch sich da« Einkommen um etwa rro ^4 — -G lädrlich erhöh«» »ürd«. ktadtrath Tr««, a» 2» Mär« 1892. Stldiahah». Hrtm. 144 eschene - » 13-55 . 2—5 50 - lüsterne » » 15—28 » - 3-6 21 - ahornene » » 13-23 . 2-4 5 pappelue . . 20—30 . 4-5 190 - eschene und eichen« Schirrhülzer, 2 rm eichene Nuyscheite, in der Parcelle Kanitzsch, Abth. 55 und 60 (in der Nähe deS Dom» Häuschen« und am Pstaiizaarten). Zusaiuiiienkunst in Abth. 55 am Wasserwege; Zahlstelle: Domhauschen. Kvnigi. Farstrevierverwaltung Zwenkau und SSutgl. Korftreutamt Würze», ain 21 Marz 1892. Heidrich. Geißler. - Bekanntmachung. wir für unsere höhere Töchter» Zn sofortigem Antritt suchen chule eine für solche geprüfte Lehrerin. Gehalt 1000 » Anstellung für« erste Jahr provisorisch. Werbungen mit Zeugnist-Abschristen bis 15. April cinzureiche». Eiscnberg, S--A., 24. März 1892. Der Schulvorstand. Llaust, Brgrmsir. Be vit neue Lage. Durch die Ernennung de» Grafen Botbo Eulenburg zum preußischen Ministerpräsidenten und deS StaatSsccrelairS im Neichsjustlzamt Bosse zum EultuSniinister an Stelle de« a»s- scheidenden Grafen Zedlitz ist eine neue Lage geschaffen, nicht die Folge eines selbstständigen Entschlusses. In dem Augenblicke, in welchem der Reichskanzler als preußischer Ministerpräsident »»möglich wird, fehlt ihm auch die feste Grundlage für die Ausübung seiner AmtSpslichleii als Reichskanzler. Das sind nicht Personen-, sondern Principie» Fragen. Echo» vor l9 Jahren war darüber Gewiß heit erlangt, daß die Bereinigung des oberste» Reich« amte« und des Vorsitzes in, preußischen Ministerium in einer Hand eine unbedingte Notbwendigkeil ist. Nach den vorliegenden Erfahrungen kann die Trennung nur äußerlich sein, und zwischen dem Reichskanzler und dem preußischen Ministerpräsidenten muß vollständiges Einvcrständniß herrsche», wen» das Verbältniß die Möglichkeit der Dauer in sich schließen soll. Ein solches Einverständniß ist aber ein Unding, denn wer den Vorsitz im preußischen Ministerium hat, ver zichtet auch nicht aus seine eigene Meinung, selbst^ wenn sie von der deö Reichskanzler« abweichen sollte. Sobald ein solcher Fall cinlritt, bleibt aber nichts übrig als der Rücktritt deS preußischen Ministerpräsidenten oder dcS Rcick'SkanzlerS, je nachdem der Kaiser aus der Seite deS einen oder anderen Beamten steht. Die Verhältnisse, welche durch die Bundesverfassung ge schaffen worden sink, beruhen auf der Entwickelung deö deutschen Volke«; das Reichsanuidgcsetz mußte den Eigen thümlichkeiten der deutsche» Volksstäinme Rechnung tragen und der Bewegung der Einrelstaaten Raum lassen, daS Deutsche Reich ist kein Einheitsstaat, sondern ein Bundes slaat, wie er in dem BnndeSrath seinen Ausdruck gesunken hat. Neben der preußischen Regierung sind eine große An zahl anderer Regierungen in Thätigkeit, welche ihren ver- sassnngömäßig festgcstcUten Wirkungskreis haben, alle diese Regierungen stellen Bevollmächtigte zum BundcSratbe, in welchem Preuße» mit seinen 17 Stimmen Len Vorsitz hat. Vertreter dieser Stimmen ist der Reichskanzler und bat schon dadurch ein bedeutendes Gewicht auf die Beschlüsse der preußischen Bundesraths-Bevollmächtigten. Man mag die Sache anscbcn, von welcher Seite man wolle, man kommt stets zu dem Schluß, daß der Reichskanzler zugleich preußischer Ministerpräsident sein m»ß, um daS volle Gewicht Preußens iu BundeSangelegeiiheiten au«übrn zu können. In der neuesten Leit hat eine ursprünglich preußische —>7" neue vr» nr»ri>r» rn>r tuoyxu, welche nicht al« ein, Lösung der Kr,,,«, sondern nur al« ein?, Angelegenheit, in welcher der höchste NeichSbeamte zu Gunsten ... -n »»' Pr^ßenS sich zu weit als preußischer Ministerpräsident UebergangSstuse zu betrachten ist Ucbtrhanpt bedarf der gegenwärtige Zustand noch sebr der Klärung in dem Sinne, daß wir über da» Verbältniß Gewißheit erlangen, in welchem die Regierung in Zukunst zur EciitrumSpartci stehen wird. In dieser Beziehung ist die Berufung deS Grafen Ballestrem nach HubertuSstock bemerkenSwerth, weil sie nur den Zweck haben kann, die parlamentarische Lage zu besprechen. Gras Zedlitz- ist bereit« für eine anderweite Verwendung in Aus sicht genommen, und wie glaubwürdig von verschiedenen Seiten mitgcthcilt wird, ist er zum zukünftigen Obcrpräsi- denten von Schlesien bestimmt, einer Provinz, in welcher seine Familie seit langer Zeit ansässig ist. Nach allen vorhandenen Anzeichen ist der Wechsel, welcher sich am 24. März vollzogen bat, nur eine Personen-Ver- anverung, aber kem Systemwechsel, daS VolkSschulgrsetz ist gefallen, aber die Verhältnisse, welche auf die Vorlage deS Entwurfs eingewirkt haben, sind dieselben geblieben, in der Hauptsache wird der bisher eingeschlagene Weg weiter ver folgt. Wir halten eS aber für einen schweren Jrrthnm, wenn an maßgebender Stelle die Meinung vorwaltcn sollte, daß die durch den Volksschulgesetzentwurf angeregten Fragen ein fach vertagt und bis auf Weiteres unbeantwortet gelassen werden können. Durch die langen und anSfÜhrlichen Be- rathungci, deö Ausschusses sind eine ganze Reibe vo» wichtige» Fragen angeregt worden, welche früher oder später gelost Werken müssen, wenn nicht in der Praxis Zustände einreißen sollen,welche die bisherigen Einrichtungen über de» Hausen werfen. Im Wege der Verordnung lasten sich alle möglichen Dinge entscheiden, die der gesetzliche» Regelung bedürfen, daS haben die preußischen EnltuSminisier von Lakenberg bis Miidler durch die Tkat bewiesen. Durch die Ausschuß-Verhandlungen ist aber gerade festgestellt worden, daß solche Verordnungen nur zu Unrecht erlaffen werden konnten, wie sie z. B. die Stiehl'schen Schiil- regulative darstellen, ebenso wie die Abänderungen von Dichtungen zum Schulgebrauch. Solche Mißbräuche dürfe» nicht sortdauern, eS iiiuß eine gesetzliche Grenze gezogen werden, welche jetzt noch fehlt. DaS Verlangen nach'einem UnterrichtSgesetze ist durch die Kämpfe der letzten Monate nicht abgeschwächt worden in Preußen, sondern verschärst, und deshalb kann die durch den Zctlitz'schcn Entwurf ver- anlaßte Krisis auf dem Gebiete res Unterrichts erst als gelöst angesehen werden, wenn die preußische Regierung ein dem Bedursniß entsprechende- Unterrickitsgescy vorlegt. DaS führt aber zu der zweiten Nolbwendigkeit, einen Landtag bereit zu stellen, welcher als wirklicher Ausdruck der öffentlichen Meinung gelten kann. Daß ein solcher gegen wärtig nicht vorhanden ist, haben die Vorgänge der letzten acht Tage mit größter Klarheit bewiesen, denn der Minister- Wechsel hat staitgesuiiden, obwohl der Zcdlitz'schc Entwurf die Mehrheit de« preußischen Abgeordnetenhauses für sich batte. Der Zedlitz'jche Entwurf ist gefallen, weil fick die öffentliche Meinung außerhalb de» Abgeordnetenhauses und im Widerspruck> mit der Mehrheit seiner Mitglieder mit un widerstehlicher Gewalt dagegen ausgesprochen batte. Wenn dieser Zustand durch einen Personenwechsel im EnlluSministeriuni und durch Ernennung eines besonderen Ministerpräsidenten als ausgeglichen erachtet wird, so ist da» keine Lösung der Krisis, sondern eine gänzlich unzulängliche Maßregel. Die Eonsequenz deS Rücktritte« de« Grasen Zedlitz ist die Auf lösung und Neuwahl de« Abgeordnetenkause«. erst wenn diese geschehen ist, haben wir eine klare Lage, so weit sie bei dem schlechten preußischen Wahlgesetze möglich ist, da« Fürst Bismarck selbst bekanntlich al« ein solches bezeichnet hat. Dazu ist aber vorläufig noch keine Aussicht vorhanden, e« ist vielmehr wahrscheinlich, daß einstweileu Alle- beim Allen bleibt. Die preußische MiiiisterkrisiS ist gelöst, aber dir Kanzler krisi« bleibt bestehen, vnd weil beide Krisen mit einander in organischem Zusammenhänge stehen, deshalb ist auch der Ministerwechsel in Preußen nur ein AnSkunstSiiiittel, aber keine wirkliche und endgiltiae Lösung der bestehenden Schwierig keilen Da- verbleiben Eaprivi - aus seinem Posten ist eine Handlung de« Gehorsam« und der Selbstverleugnung, aber bervorgcwagt hatte, die Frage zur Lösung aufgeworfen, wo die Grenze zwischen den Angelegenheiten deS Reiches unv de« führende» EinzelstaateS liegt, und es bat sich gezeigt, daß die Feststellung dieser Grenze die höchste Ausgabe des Reichs^ kaiizlcr« bildet. Bestimmte Regeln für solche Fälle werden sich schwerlich jemals aufstellen lassen, hier muß das richtige Gefühl des Reichskanzlers das Beste »hun und den Streit, noch ehe er ausgebrochen ist, im Keime ersticken. Preußen übt vermöge seines UmsaiigeS und durch seine Eigen schüft als leitende Macht im deutschen Bundesstaat ein großes moralisches Gewicht aus, dieses Gewicht ist aber eine Kraft, welche sich ohne äußeren Einfluß von selbst geltend macht. Diese Kraft ist von un schätzbarem Werth für da« Wohlbefinden de« Ganzen, denn sie trägt dazu bei, den Einklang zwischen den Theilcn deS Reiches zu ermögliche», ohne welche das Gedeihen de« Ganzen auf die Dauer unmöglich ist. Solche Krisen, wie sie das Deutsche Reich gegenwärtig durchwacht, bleiben keinem Staatswcseii erspart, welche- sich noch in Len Ansänge» seiner Entwickelung befindet, besonders wenn eS aus einer so viel gestaltigen wcchselvollen Vergangenheit ausgebaut ist, wie das Deutsche Reich. Wir werden unzweifelhaft an» dieser Krisis ohne Verlust an innerer Kraft und an äußere», Einfluß hcr- vorgehcn, aber wir dürfen unS auch keinen Augenblick einer Täuschung über die Bedingungen für die Lösung der Krisis hiugeben. Vorläufig ist die Lösung vertagt, eS ist ein Zwischcnzustaad geschaffen, aber die endgiltige Lösung wird nicht lange auf sich warten lassen. " * Auch inNeich-tagSkreiscii faßt man das getroffene Arrangement in der NeichSkanzlcrkrisiS lediglich als ein Prv> visorium auf. DaS Ende wird wahrscheinlich die Ueber- iiahmc de« ReichSkanzleramtS durch den Grasen Eulenburg sein. Herr Bosse hat sich lebhaft gegen die Uebcrtragung des UiitcrrichtSrcssortö gesträubt, unv es gelang erst »ach längeren Bemühungen, ihn zum Eintritt in da« Ministerium geneigt zu machen. * Der „Hannov. Cour." schreibt: „Die Nachricht, daß Graf BothoEulenburg preußischer Ministerpräsident wird, wird gerade iu Hannover besonderes Interesse erregen, weil Gras Botho-Eulenburg aus der Zeit seiner Oxerpräsident- schaft in Hannover (1874 bis 1878) hier noch im besten An denken steht. Politisch der konservativen Partei zugehörig, ist er doch ein Man», der auch abweichenden Ansichten volle Gerechtigkeit widerfahren läßt, der mit srcicm Blick und Urthcil auch persönliche Liebenswürdigkeit verbindet, so daß man ihn in unserer Provinz wohl allgemein nur mit Be dauern scheiden sah. Wie ihm die Provinz und die Stadt Hannover insbesondere eine herzliche Anhänglichkeit bewahrte, die Graf Eulendura mit gleicher Sympathie erwiderte, dafür legte die freudige Aufnahme Zeug,,iß ab, welche er hier bei seiner Anwesenheit am 10. Ma, 1884 fand anläßlich der Enthüllung unseres Kriegerdenkmals." * Die freiconservative „Post" führt zu dem getroffenen Arrangement Folgendes auS: „Die nunmchrig« Hinrichtung, welche Abstand nimmt von der btshkiigeu Personalunion der Aemter de- Reichskanzler« und de» Minister - Präsidenten bietet siir den Augenblick und vielleicht auch für längere Zeit volitiichr Voriheiie von nicht zu unterschapeuder Bedeutung, womit nicht gejagt ist, daß ihre Beibehaltung sich z» jederZett und sür alle Znkiinft enipsehlen müsse. Die erwähnten Aortheile jedoch springen siir den Augenblick sehr dentlich in die Augen. Dte Zuverlüssigseit und Stetigkeit der Reich«, geichasie wird durch jeden Wechsel i» der Besetzung de» Kanzler- Postens beenitrachligt. Dazu komini, datz Graf Laprtvt während der zweijährigen Dauer seiner Amtsführung sich bereit» ln außer- ordenllichein Grade da« Vertrauen und di« Ächtung der Regierungen des Auslandes, wie anderersetts der Bundesregierungen im Reich erworben hat. Bon diesem Vertrauen gaben ungemein zahlreich« Uuiidg,bungrn Zeugniß, dt» au» dem Druischea Reich wie an« dem «u«l,nd rintrasen. Nun wird ader Niemand verkennen, daß die Pus»»al.U,t«u »wische» dea «emteru de« «etch»kaazler« und de« vreußischen Ministerpräsidenten daz» führt, den Kanzler mit einem erheblichen Tdeil der Veranlworttichkett sür die preußische Gesetz- gebung zu belasten. In einem Zeitpunkt, wo diese Gesepgebung in lebhaslem Fluß begriffen ist und neuen Betürsuissen vieliach durch neue iiiiirichlungc» zu genügen sticht, kann diele Verantwortung keine geringe sein. Wenn auch der Ministerpräsident sich ihr in vielen Eiuzclsällen zu entziehe» vermaa, so entspricht e« doch der ernste» und gerade» Nalur de« Grasen Eaprivi, dast er, nachdem er al» Ministerpräsident seine Zustimmung zu einer eingreifenden Maß regel geneben hatte, sich dieielbc Veranlworlung wie der betreffende Ressorl-Lhes ziizuschreiben geneigt war. Bei dieser Sachlage hätte lene uiilcr andere» Gesichtspunkte» wohl begründete Personal-Union der beiden wichtigsten Acinter des Deutschen SiaalSlebe»« leicht zu einem öfteren Wechsel in der Besetzung de« KanUerposten» und damit zu einer Unsicherheit in der äußeren Politik Deutschland« wie in Beziehungen der ReichSgcwalt zu den «Lmzeislaaten gesührt. Diese Unsicherheit würde aber unter den heutigen Verhältnisse eine ernste Gcsahr sür da« Reich enthalten. * Ganz ander» äußert sich die „Vossische Zeitung", welche Folgendes schreibt: Gras Laprivi hat sich in sein Schicksal gefügt, mit schwerem Herzen, wie man vermiithen muß. Denn die Zukunft, die id>» winkt, ist dornenvoll. „Ich stehe hier, so iaiige e» Seiner Majestät gesollt, mich a» Liese,» Platze zu laßen", so ries Gras Laprivi vor Kurze», der Volksvertretung zu. Als gehorsamer Soldat folgt er bem Wappenspruche des Prinzen von Wale«: „Ich dien . Daß seine Stellung im preußischen Landtage unhaltbar geworden sei, mußte auch die Krone erkennen. Das, er als Reichskanzler unersetzlich sei, wird er selbst nicht glaube». Gras Caprivi wird ich darüber klar sei», weiche Unzuträglichkeiien sich einstelle» müssen, wen» rr als erster BevoUmachligier Preußen» die Stimmen dieses Staates nach den Einweisungen des Ministeriums abzugeben hat, in welchem er geringe» Einst»), auSübt und Personen gegen über steht, von denen er meint, daß sie ihn tm Such gelassen habe». Er wird di« Gmpsindung haben, auch vor dem Volke nicht mehr als leitender, sondern als geleiteter Staatsmann zu erscheinen. Und so oft er gegen di« öffentliche Meinung, gegen die Zeilungsichreiber geredet hat, so oft und öster wird er an das unglückliche Wort er innert werden, er werde zeigen, daß er gegen de» Strom schwimme» könne. Gras Eaprivi behalt das erste Amt im Reiche, aber seine persönliche Geltung, jene Geltung, die der Franzose „prosti^c:" nennt, ist erschüttert. Er ist wie ein angeschlagener Baum, der bei der nächsten Gelegenheit gefällt wird. Und e« wäre begreiflich, wenn der Reichskanzler selbst wünschte, daß diese Geiegeuhett nicht mehr lange aus sich warte» lasse. Der neue Ministerpräsident hat kein Portefeuille erhalten. Da zu der unmittelbare» -veriuaituiig de« Vorsitzenden de« StaaiS- ininisteriu,»« nur die GenerolorLeiiScomiiiisslon, dte Staatsarchive und dar Gesetzsammlung-ciint gehören, so wird Gras Enlenburg Muße genug haben. Wie sich leine Beziehungen zu dem Reichs kanzler gestalten werden, muß dte Znkunst lehre». Gras Eulenburg ist )o konservativ wie Gras Eaprivi und Herr Bosse. Er ist sorin- gewcindt und geschmeidig. Ob er neue Zerwürsnißc zu verhüten im Stande sei» werde, bleibt abzuwartr». Im Ganzen hat dte innere Lage durch dte bisherige» Verfügungen die erwünschte Klärung nicht erjahre». Da« Ministerium ist keineswegs von rin- heittichem Geiste erfüllt; seine Beziehungen zu de» gesetzgebenden Körper» und zu den Parteien bleibe« undurchsichtig und unsicher, und bei aller Achtung, die den Personen gebührt, hat da» Mini sterium nirgends aus Vertraue» und srendige Unterstützung und die Neugestaltung der Aemter bei keiner Partei aus aufrichtige Billigung zu rechnen. Leipzig, 26. März. * Der Kaiser empfing gestern Vormittag in Huber- tliSstock den Ministerpräsidenten Eulcndurg und hörte de» Vortrag des KriegSininislerS und des Chefs dcS Militair- cabinetS. * Wie die „Krcuzzeitung" meldet, hat der Führer des EcntrumS, Erster Vicepräsident deS Reichstages Graf Ballcstrem, aus Wunsch dcS Kaiser» demselben aoi Mittwoch einen Besuch in HubertuSstock abgestattet. * Die „Post" schreibt: Nach zuverlässigen Nachrichten aus HubertuSstock hätten die gute Lust und die körperliche Be wegung auf daS Befinden veS Kaiser» günstig gewirkt. Die über die momentane Indisposition und angebliches Astbiiia verbreiteten Nachrichten seien höchst übertrieben ge wesen. Der Kaiser hat in den letzten Tagen angestrengte Galoppritle gemacht und einen Ausflug nach dem Fehr- bcllinsee und einen Pirschgang unternommen. — Man nahm an, daß der Kaiser heute nach Berlin zurückkehre * Eine der widerlichsten Erscheinungen in der Presse, die den Fürsten Bismarck angreist, sind, so schreiben die „Hamb. Nachr ", die ofsiciösen Blatter, die aus Befehl von oben sich aus ihn Hetzen lassen. Zu diesen P.eßorganen ge hört u. A. die „Straßburger Post", ein Blatt, das sich dem Gouverneur der ReichSlande gegenüber ciucr vollstän dige» Unabhängigkeit kaum erfreue» dürste. Die „Straß burger Post" fügt zu ihren gewohnheitSmäßigei, Perfidic» gegen den früheren Reichskanzler — auf dessen Antrag übrigens die heutige Besetzung des Straßburger StatthaltcrpostenS erfolgt ist — die Insinuation, daß Fürst Bismarck Acten des Welseiisonds unverbrannt hinter sich habe, mit deren Ver- Lsseiitlichnng er droben könne. Zu diesem Behuje entstellt daS Straßburger Blatt cme Aeußerung der „Hamburger Nachrichten", in der wir gesagt hatten, daß, wenn alle Acten des Welfensonds veröffentlicht würden, Fürst Bismarck dies nicht zu scheuen hätte. Diese, unsere Aeußerung fälscht die „Straßburger Post" dahin, wir hätten gesagt, daß, wenn Fürst BiSmarck etwa die Acten des Wcl)cnsondS veröfsentl ich te, dies seine» Angreifern sehr unbequem sein werde. DaS Straßburger Blatt will also andeute», daß Fürst BiSmarck die Acten des WclsensondS unter Hände» habe. Dir „Straßburger Post" spielt dabei mit scheinheiliger Miene aus den Fall Arnim an, obwohl sie so gut wie ihre Hintermänner weiß, daß von den Acten des WelfensondS höchstens noch die Asche existirt. Die „Straß burger Post" bezeichnet eS als erfreulich, daß durch Auslieferung deS Welfensonds „die Ouelle der Eorruption" endlich cr>chöpft werde. Wir fragen dagegen: betrachtet das Straßburger Blatt die 500 000 die als geheimer Dispositionsfonds nach Wegfall de« Aufkommens auS der bcschlagiiadmtrn Welfendotation an deren Stelle zur Verwendung gelangen sollen, nicht ebenfalls als „Quelle brr Eorruption?" Und wenn eS das nicht thut, weshalb bann die Entrüstung über den WclsensondS? Wir habe» durch diese Bemerkungen nur die Giftmischerei an- Tageslicht ziehen wollen, die in den osficiösen Blättern de-Rcich-landc- gegen den früheren Kanzler betrieben wird. Urbrigrn» ist dir „Straßb. V«st"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite