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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920401017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892040101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892040101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-04
- Tag1892-04-01
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Wl der Hanp»<IHedKk>> Mm Im 1» b«tirr »b de» «orottm errichtete» qäbestellen abgeholt: vtetteljthrltch-A4Ä1, bet eweiinaltger ttglich«, Zaftellung in« H-a« >« SSL Durch die Post bezöge» stk Deutschland »«b Oesterreich' userteliädrlich >» . Direet» ttgttch» Kreuzbandjendung KX Ausland: «oaaüich ^g V.—. Morgen-Ausgabe. Di« Morgens n»»,b. mjchetnt ttgttch '/.7 Uhr. btt >bend-»u»gäbe Mochmwg» b Uhr- RrLaction und Lrpeditio«: L»»tM»»««aIr 8. Di« Erpebltto» ist Wochentag» anunkrbroch«, M-wett »o» früh 8 »X Abend« 7 Uhr. Ftlioleu: Ott» «»»»'» Tertt«. MlftwH Hstz»^ U-imrsitaxftraHe 1. Lsnt» LSschr, Aacharinrnstr. 1», patt, nnd U»ntg«pXtz 7. WWM.TilgMaü Anzeiger. Organ fiir Politik, LocalMichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. AU^eeAonshveeis Die 6 gespaltene Petttzeile 20 Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 ge ipatte»! ü0 4. vor den Familiennachrichte» chgeivaiten) 40 «rvtzere Eit,ritten laut nnserem Preis- uerjetchmd Tadellariicher und Ziffrrnlatz »ach höherem Tarif. Sptra-Beilage» (gesalzt!, Mtt de» Morgen - Ausgabe . ohne Poilbcsörderung 60.—, mit PoslbesökLeruag 7Y. Annadmeschlud für Inserate: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morg«»-Bu-gab«: Nachmittag» »Uhr. Sona- und Festtags früh 8 Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestellen je ein« halb« Stund« früher. Jnjeralr ftud stet« an di» AgDedttt»» zu richten. Druck und Verlag von T. Pol» tu Leipzig 167. Kreita§ den 1. April 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachnng. A« Mittwach, den 8». Mär, d. A-, Adend« kurz dar «der nach v Utzr sin» »an eine«, »der mehreren und,kannten Thätrrn im Ratza» des Königlich Preutztschrn »nd des tlöiiigtich Sächsische« Staatsdahnhase» ,n LeiHzlg-Plaawitz ein sogc». Vorleger, ein Druck» iHebe-)Vau«, die Bord wand eines Kohlen- oder ähnlichen Wagens nnd zahlreiche Lieine »«« verschiedener Grötzr, weiche Gegenstände die Frcvlcr »»vor im Areal »er beiden VahiihSfc erst zusammen- grsncht hadrn. aus, »wische» und gurr üder die Tchirnrn gelegt worden, so daft nicht mir die um diese Zeit ein- lauseude« 3Nge. sondern auch die die letzteren dedtrnrnde« Beamten in der erhedltchsten Weise gesährdet gewesen sind. Wir bitten» etwaige «nd selbst die geringsten sachdien lichen Wahrnehmungen schleunigst zur Senninttz unserer Crimtnalabthcilnng zn bringe», »nd »»r Ausmittelung nn» hirgrcisnng der Tbiiter thnnlichst detjutragrn. Lechzig» am 31. Mär» 18-2. Das Palizeiamt der Stadt Leipzig. VII. 034. Vrelevdnoläer. V. Io. Verdingung. Wegen Umbaues de» Markranflädt-Grohdölzig^chkeuditzer Com- muntcationsivcges sollen folgende Leistungen, nämlich: di« Lieferung von ca. 4769 cd», oder 715 Eilenbahnwagen, ladungen je 10000 Borlagerstetve aus den Brüchen in der Umgegend von Wurzen, Grimma, Naunhof oder Klein- stelnberg, sowie L. die Lieferung von ca. 336 dergleichen Ladungen Slarschlag- stein« aus den Lüptitzer Brüchen, beide Leistungen bis Bahnhof Markranstädt, 0. die Ansuhre des vorgedachten Steinmattrial» vom Bahnhof Markranstädt nach den BerwendungSstellen, al» 170 Ladungen Vorlagersteine und > 81 - tklorichlagstetn« / in der Flur Markranstädt, 216 Ladungen Borlanersteine und I 10S » Dlarschlagsteine / ln der Flur Prtftebiich, 329 Ladungen Borlagersteinr »nd 1 ISO » Klarschlagstein« / in der Flur Grotzdölzig, v. die Anlieferung von ca. 1SV0 obw groben geeinigten KieS aus den Gruben in der Umgegend von Leipzig-Liudeoau nach denselben BerwendungSstellen, nnd zwar: 28S cdm in der Flur Markranstädt, 360 » » » » Priesteblich, 605 »» - » GrovdSlzig und L. die Anlieserung von ca. lb84 «dm Deck- und Fußwkgsand aus den Gruben in der Umgegend von Leipzia-Lindenau und Grotzdölzig nach den vorgedachlen Stellen uud zwar: 345 cdm in der Flur Markranstädt, SOS » » » - Priesteblich, 734 - » - - Grohd-lztg, an den Mindestfordrrnden verdungen werden. Die näheren Bedingungen liegen bet der Bauverwalterei Leipzig, Bahnhosstrabe Nr. 17, U., zur Einsichtnahme an», auch können die- selben gegen Erstattung der Lopialgebühreu abschriftlich bezogen werden. Angebote, welche auch ans Leistungen und Sorten getrennt nach den einzelnen Baustrecken und Fluren gerichtet sein können, und welchen bezüglich der Leistungen unter L, v, v mrd S Material- proben beizufugen find, sind bis zum v. Adrtl d. P. bei der Unterzeichneten Ströhen- und Wasserbauinspection estizureichen. Di« Auswahl »nter den Bewerbern, welch« bi« zum 21. April 1892 an ihr« Gebote gebunden sind, bleibt Vorbehalten und sind Angebot», aus welche bi» zu diesem Tag» «in» Mtthetluag nicht erfalgt ist. als abgelehnt zu betrachten. Leipzig, am 29. März 1892. »iinigltchr Ktratzrn» uud Königlich« Wafserdautuspertta«. vannerwalteret. Lekanntmachulig. Di« öffentlich au»geschriebenen Arbeiten zur Urberwöibung »er Itztckschle in und unierhald der Tsllilitzrr-Snatze in Leipzig- Gohlis sind vergeben. Li« unberüchichtigt gebliebenen Bewerber werden daher ihrer Angebote entlassen. Leipzig, am 29. März 1892. 1479. Der Math der Stadt Leipzig. 3S8. 0r. Tröndltn. Mliug. Gesucht wird der Kürschner Sari Friedrich RStzlrr, zeboren am 10. Juni 1847 zu Eruslthal, welcher zur Fürsorge sür eine hier der össeutlichen Waiscupstege anheimgefalleae Tochter aazuhallen ist. Leipzig, den 2Ü. März 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. X. ». IV». 1167. (Armen-Amt, Adthriinug IVa.) He »tschel. Lekanntmachung. Am 1. April werden von dem Postamte 1 (BugustuSplatz) in Leipzig die Abtheilungen für die Vriesentkartung, Brirsbcstrllnna. BriesanSgabe ttedoch ausschlirtziich »erAusgabcsteUr sür postlagrrude Lcndiingrn), Seituugsauagadc nnd Vrtrfabseiidung abgrzwkigt und einem besonderen neu eingerichtete» Posiamlc zu- gewiesen, das die Bezeichnung „Leipzig 13" sührl. Die Geschäfts- räume des Postamt« l3 befinden sich im nördlick>e» Flügel de» Hauplpostgebäudes am Augustusplatz (Vingaiig Poststratzc). Aenderungen im Ortsbriesbestelldicnst und in de» sonstigen Betrieds- vcrhältiiisten des Postamts 1 in Leipzig treien aus diesem Äntah nicht ein. Insbesondere verbleibt die Geldbestcklung eiiischließlich der Bestellung der Postaufträge bei dem Postamte I. Eingaben und Anträge, die sich aus die Bestellung von Briefen an Emvsänger im bisherigen Bestelldezirke des Postamts 1 hier und aus die Nachsendung solcher Briefe beziehen, sowie etwaige An- ragen wegen Briesseudungcn, deren Einlteserung durch die hiesigen Strabenbriefkasten stattgefunden hat, sind künftig an das Post amt 13 zu richten. Leipzig, SO. März 1892. Der Kaiserliche Lber-Poftdireetor. Walter. UI. Städtische Fortbidunasschute iL.-Rr«dnttz. Marschallftr. 2). DI« der Dchlllerardeilen ist von Donner.'.gg, den 81. März, bis Montag, de» 4. April, von 10 Uhr Vormittag» bis 8 Uhr Abend» geöffnet. Zum Besuch« derselben ladet Namen« des Lehrerkollegiums ergebenst ein Leipzig, 31. März 1892. Dir. 8«k»rk. ^.errtliolier Leriiksveioin ^>2iK-8lk6t. «loi, S. chprtl L8VS, Adsoä, 6 Vkr i» 8»»le äer l. Lllrgsreadul«. Dagseoräuuug: Veraiveaugelexenksilsn. OrtelrranIiSllcES detr. kterbseaesen-^NLeletpendvitsu. Ikoak eiiuoni ckie gsplavto ksosiollseasse »ilckewcdsr Xsrrto. veutaoker äeretetaL am 27. unck 28. 3uni 1892 in l-viprt-. vr. Ileariei. Leka»«tmachu«ß. Nach der Bekanntmachung der Königlichen Vrandversicherung»- Kammrr vv» S. Februar diese» Jahres ist zu dem auf Yen 1. April Biese« Äahre» fallenden erste» Termin« der Brandversictzerung« - Beiträge bei der «et>ändr»erftcher»m,« - Ahttzetln», von seder Einheit «in Pfennia zu erheb«». Bei der Ahtheilung ft» sretwillia» verstcherun, bleibt der Beitrag von «i» u«h ein«« tzalh«« Psknnt« »»» jeder Einheit uuverändert. Die Hausbesitzer, bezw. deren Stellvertreter «erden deshalb auf- aesordert, ihre Beiträge spätesten» hin»«« 8 Ta>e«, von dem Fälligkeitstage ab gerechnet, zu bezahle». Rach Ablauf dieser Frist tritt gegen Hst «ttnmtgen da« gesetzliche Beitreibungsverfahren «in. Die Zahlstellen sind: für Alt-Letpzta dt» Brandeaffengelder.HebeKell« st» Stadthaus«, Erdgrichob, Ztmm« Nr. kb: sür ileivzi,-Reudnitz, ßripzta-«n,er - Leottmihovf. Leinzip- Thonherg and Leip»t> - keiütendnttz im Ralhhaus« ,u Rendnjd; für Leipzig-Reustadt. Leipttp-Renschiinekth. Leipzig.«oik- moeldors. Leipzig-Letlrrhanir» und Leipzig.««- Srlertzaits»« im Raibhause zu Botkmar«dors: sür Letpztg-Gntvttzsch nn dokjgen Siathdaus»; iür Lripztg-GohU« im früheren Gemeindeamt« daselbst: sür Letpzig-Plaäwitz, Letpzia-Linpenan. Letpzta-Kleinzschacher und Letpziü-Schlenikta i« Naihhaus« »» Piagwttz und s«r Leipzig-To»nawttz nndSripztg-öttnt« t» stckheren ««wind», amt» »» Emmewitz. Leipzig, »an «. Mürz 18«. «er Rath Her Stecht «»ipztg. De Tröndltn. Kach, veutsch-katholische Gemeinde. findet di« diesjjihrise Pnfn, tztt »tli-inssthliln durch Herrn Prediger Vrtockttüw nach der Erbauung im Saul» »er erste» viiMmschvl« sh statt. Anmelduagen Neueinwetenda» nimmt Herr Prediger Friedrich» iElherftrah» 8. M.j entgeh ^er !er devlsch-kirltz,lisch«, Geveivde Sparrasse Lieberlwolkwitz. Mit Genehmigung der Königlichen Aufsichtsbehörde haben wir in der Grmetnde PauitSdoxs eine awcigqrschSsioftclle der in unserer Verwaltung stehenden Sparraffe errichtet und die Ber. wattung derselben dem Hausbesitzer und Materialwaareuhändlrr Hern, Friedrich Franz Heger in Paunsdorf übertragen. Herr Heyer, der für diese Function bereits in Pflicht genominen worden ist, wird am 1. April I89S seine Thätigketl beginnen und von diesem Zeitvunct an bi» auf Weiteres irden Montag und Donner»tag Rachnittiags von 3 dis i» Uhr ervedire» Indem nur dies zur öffentlichen Kenntnist bringen, machen wir das geehrte Publikum gleichzeitig darauf aufmerksam, dak die Zweig- geschäftsstellen hiesiger Sparkasse — gegenwärtig Stötteritz. Oelzschau und Paunsdorf — berechtigt sind, Spareinlagen bis zum Höchst- bttrage von 300 Al nebst Spareinlagebüchern anzunehuieu und darüber Jnlerimsguittuug nach vorgeschriebenem Formular auszu- fertigen. Kündigungen und Rückzahlungen von Spareinlagen haben nach wie vor nur bei htesiger Spaecasse zu ersolgen, es können die- selben jedoch bei den genannten Ztveiggeschästsstellen angemeldct werden. Zur Annahme von Lapttakztnse» sind die ZweiggeschästSftellen nicht berechtigt. Die »inlagen «nerden zur Seit mit , Proeent »erztust. Ltebertwolkwttz, am 89. März 1892. Der Gemeindergth. Dyck, Gem.-Vorstand. Es ist nicht unsere Absicht, in den heutigen Festtag einen Migklang hineiiizllbringen, aber der Geuugthuung miissen wir doch Ausdruck geben, daß im Laufe des letzten Jahres in Folge der damit verknüpften Ereignisse so Manchen, die rühcr am Fürsten Biömarck berumzunörgeln hatten, oder geradezu seine Feinde waren, endlich die Augen aufgegangcn ind über den Werth deS nationalen Hero». Man braucht heute nur einen Blick in die linkSlibcrale Presse zu werfen, um zu erkennen, welche erfreuliche Wandlung in diesen politischen Kreisen in der gedachten Richtung staltgesunden hat. Wir, die wir einer Partei angehören, welche von jeher und unentwegt zu dem Fürsten Bismarck gestanden und ihm die Empfindungen der Dankbarkeit und Treue bewahrt hat, haben nicht nöthig gehabt, diese Wandlung mitzumachen, aber wir freuen uns über Diejenigen, die beute, wo deö Allkanzlers Geburtstag wieder kehrt, nicht mehr schmvllcnd bei Seite sichen, sondern sich mit geläutertem patriotischen Ge- müth an den festlichen Kundgebungen deS Tage« betheiligen. Und wie könnte eS auch anders sein, als daß sich schließlich doch die Wahrheit zum Siege durchdrängt Die Verdienste vcS Fürsten BiSniarck um unser deutsches Vaterland sind so groß, gewaltig uud unzweiselhast, daß alle Kehler, die nach menschlicher unabänderlicher Art an seiner Person haften und die er im Lause von drei Jahrzehnten in seiner inneren und äußeren Politik begangen hat, das strahlende Licht seiner Heldengestalt nicht beeinträchtige» können. Freilich, eS ist vor wenigen Tagen erst von berufenem Munde aus gesprochen worden, nian muß in der vorbiSmarckischen Zeit gelebt haben, man muß den ganzen Jammer der damaligen politischen Verhältnisse in Deutschland auS eigener Anschauung kennen gelernt haben, um ein richtige« und erschöpfende« Vild von dem großartigen und erfreulichen Umschwung ge winnen zu können, den das Genie und die Thatkraft eines BiSmarck hervorgebracht haben. Noch in Jahrhunderten und Jahrtausenden wird man sich davon erzählen, und niemals wird sein Andenken au« der deutschen Geschichte verschwinden. ?.'ur .EinS wird heute überall, wo von Deutschen de« alten Kanzler- Geburtstag festlich begangen wird, schmerzlich berühren, eS ist das, wir glauben e« bei aller unserer mo narchischen Ehrfurcht offen auSsprechen zu dürfen, daS immer noch getrübte Verhältniß zwischen Sr. Majestät dem Kaiser und dem Fürsten BiSmarck. Wenn hierin der heutige Tag oder die nächste Zeit Wandel bringen könnte, o würde, davon sind wir fest überzeugt, auS Millionen von treuen deutschen Herzen ein freudiger Jubelruf erklingen und mit einem Male daS Eis der trüben Mißstimmung, dir trotz der jüngsten Ereignisse noch nicht aus den deutschen Landen weichen will, gebroden sein. Davon kann wohl nicht die Rede sein, d«ß Fürst BiSmarck wieder in seine Aemter zurückkehrt — er selbst hat bündig erklärt, daß bei seinem hohen Alter diese Möglichkeit ausgeschlossen ist, aber daß es bi» jetzt zu keiner Annäherung zwischen unserem kaiserlichen Herrn und dem Einsiedler in Friedrichsruh hat kommen wollen, das ist das, was die Gemülher bedrückt und o viele Zweifel und Mißverständnisse hervorruft. Nun, der Gang der Weltgeschichte hat so manches überraschende, vorher schier für unmöglich gehaltene Ereigniß zu Tage ge ördert, und wir hoffen, daß auch jene so überaus betrübende Spannung noch ein Ende findet. DaS ist unser Herzen« Wunsch, den wir heute mit freudigem Gruß au den greisen Ehrenbürger unserer Stadt nach dem Sachsenwalde senden. ZUM Geburtstag Les Fürsten Lismarck. * De« Alt-ReichSkanzler, den in diesen Tagen wohl manch mal seltsame Gedanken über den Lauf der Welt und raschen Wechsel drr Ereignisse erfüllt haben mögen, gilt heute unser herzlicher und aufrichtiger Gruß. Die dankbar« Verehrung drr weiteste« Schichten de« deutschen Volke« für den großen Staatsmann, bald de« letzten Ueberlebenden au« der Reihe der national»« Heldengestalten, dir da« Reich begründeten hat flch mit jedem Jahr gesteigert. Allerwärt« stad zur 8»ier descheutige» Tag«» großartige Vorbereitungen getroffen «nd wo noch Freude herrscht an drr stolzen vaterländiscken Geschichte e»a«r erst so kurzen und doch oft so lang erschei nenden Vergangenheit, da ist man an der Arbeit, de« Fürsten BiSmarck, al« de« vornehmsten lebenden Repräsentanten der Wiedrrerhebuog de« Reiche«, in Ehrfurcht und Dankbarkeit zu gedenken. E» besteht kein Zweifel, daß diesmal die Blicke patriotisch gefilmter Männer au« den Wirren de« Tage« herau» mehr »och al» sonst in Verehrung und Liebe nach dem Sachsenwald« fich richte», wo der getreu, Eckart de« »rutschen Volk« weilt. Zum Schluß des Reichstages. Wir stehen am End« einer ungewöhnlich wichtigen ReicbStagS- sesston, welche zugleich die Fortsetzung der am 9. Mai vor- genommencn Vertagung bildete. Der letzte Abschnitt der außergewöhnlich langen Session, welche 208 Sitzungen auf- weist, zerfällt in zwei Thcile, deren erster die Zeit vom N. November bi« zum 18. December, deren zweiter die Zeit vom 12 Jannar bis zum 3l. März umfaßt In die Zeit vor Weihnachten fällt die Berathung der Handelsverträge, die letzte Sitzungsperiode erhielt ihr Gepräge durch die Erörterung des Erlasse« de» Prinzen Georg von Sachsen über die Soldaten Miß bandlungen und durch die Krisis, welche die Einbringung ber Volksscbnlgesetz-Borlage im preußischen Landtage in Reich und in Preußen hervorgerufen batte DaS wichtigste Gesetz, welches nebenher zu Stand« gekommen, ist die Novelle zum Kranken cassengesetz. Die Eolonial Angelegenheiten wurde» ziemlich gleichgiltig behandelt, dagegen wurde der Uebelstand der dauernden Besck'lußunsähigkeit im Volke sehr bitter empfun den, »nd da« Präsidium deö Reichstage« hat eS nicht an Bemühungen fehle» lassen, diesen Uebelstand zu beseitigen So ist denn wenigsten« ln den letzten Wochen die beschluß fähige Zahl von Abgeordneten stets im Reichstage versammelt gewesen. Da« find di« äußeren Umrisse einer der bedeutungsvollsten Sessionen, welch« der Reichstag bi« dahin durchgeniacht hat Da« deutsch« Volk hat während dieser Zeit schwere Zeiten erlebt, welche ibm sowohl auf materiellem, wie auf idealem Gebiet große Aufregungen verursacht haben Wenn auch von einem Nothstand im eigentlichen Sinne nicht die Rebe sein konnte, so waren doch di» wirthschastlichen Verhältnisse in Folge einer theilweis« schlechten Ernte und wegen der nordamerikanischen und französischen Schuyzollbeslrebungen in hohem Grade beeioträck tigt, so daß «S der durch die Hanlel«verträge erregten Hoff nunge» bedurfte, um gute« Mull»« ,u bleib,u. E« wurde deshalb al» eine reitende Tbat begrüßt, al» am 18 December dir An- nabme der Handkl»verträge mit Oesterreich Ungarn und Italien erfolgte und unsere beiden Verbündeten diesem v«r-ang« alsbald ibre Zustimmung gaben. Auch die Annahme der Berträgc niit der Schweiz und mit Belgien bat dazu gedient, daS Vertrauen aus die zukünftige wirthschaftliche Entwickelung u stärken und dem deutschen Handel und Verkehr den Aus- chwung zu vermitteln, dessen er zur Wohlfahrt d«S Ganzen bedarf. ES ist bisher nicht die Frage aufgeworfen worden, ob die große Bewegung, welche der Zedlitz'sche Entwurf eines preußischen Bolksschulgeseyes in Deutschland erzeugt hat, auf die wirthschastlichen Verhältnisse nachtbcilig eingewirkt hat, wäre das aber in bedenklicher Weise geschehen, so würde sich die Wirkung auch äußerlich bemerkbar gemacht haben. So viel ist jedoch unzweifelhaft, daß die glückliche Beseitigung dieser aufregenden Streitfrage aus Handel und Verkehr günstig zurückwirkeo muß. Die Geltung der Handelsverträge ist noch zu neu, als daß sich ihre Folgen schon jetzt überblicken ließen, aber Klagen sind auf deutscher Seite nicht erhoben worden. Wenn da« aus italienischer Seite geschehen ist, so liegt das nicht an den Verträgen selbst, sondern an den Schwierigkeiten, welche sich der Ausführung entgegenaestellt haben, und eS ist gar nicht zu bezweifeln, daß diese Klagen bald verstummen werden. Im Ganzen und Großen bringt inan den Handelsverträgen au» den Kreise» von Handel und Industrie freudige Hoffnung entgegen, welche nur ruhiger »nd stetiger Verhältnisse bedürfen, um auch ver wirklicht zu werden. Die wichtigste Folge de« zweiten Abschnittes der jetzt be endeten ReichSlagssession, welche in die Zeit vom 12. Januar bis zum 31. Marz fällt, ist die Anbahnung urucr Partei- Berbältniffe. Die Bewegung auf dem Gebiete der preußische» Volksschule hat die Miktelparteien einander naher gebracht, als dies seit langer Zeit geschehen ist. Die liberale Partei ist sich der Grundlagen wieder bemüht geworden, auf welcher daS Ganze, abgesehen vom FracttonSstaudpunctr, ruht, und zwischen den Deutsch - Eonscrvativen und dem Ccntrum hat sich eine Interessengemeinschaft kund» gegeben, welche die Kluft, welche die Liberalen von beiden Parteien trennt, erweitert hat. Es ist bei dieser Gelegenbeit klar geworden, daß di« freiconser- vative Partei ihrem Wesen nack liberal ist, wenn auch der Zusammenhang mit den extrem Eonservativen noch nicht voll räudig gelost ist. Die „Krcuzzeilung- ist an der Arbeit, den Bruch unheilbar zu machen, indem sie in Aussicht stellt, daß bei den nächsten Wahlen kein Freicouservativer eine conservative Stimme erhalten darf. Dieser Fingerzeia an die Mäkler bat seine volle Berechtigung, weil die Anhänger der freiconservativen Partei sich unmöglich auf eia Programm wählen lassen können, welches die preußische Landgemeinde- Ordnung verwirft und sich zu dem Zevlitz'schen BolkS- chulgesetz - Entwurf bekennt. Wir haben u»S während der kirchenpolitischen Kämpfe der Jahre 1873 bis 188? den Zreicoiilervaliven stets venvandt gesühlt, und diese verwandt» chaftlicheu Empfindungen haben sich während drr letzten Kämpfe um das VolkSschulgesetz als berechtigt erwiesen. Die Parleibildung der Zukunst beutet aus «ine Zusammenfassung der Mittelparteien gegenüber den extremen couservativea Elementen und dem Eentrum hin. Da- Eentrum hat einen neuen Beweis seiner eigentlichen Natur durch Ablehnung der Forderung sür die Sreuzrr- corvette L geliefert; diese Forderung würde von dem Cen- trui» bewilligt worden sein, wenn Graf Zedlitz noch preußischer Eultu«minister Ware. Zum Ucbersluß erklären die päpstlichen Organe ihre Freude über die Ablehnung der Forderung mit dem Bemerken, daß ohne Erfüllung der berechtigten Forderungen der Katholiken die ReichS- intercssen eine zweckdienliche Förderung nicht erfahren könnten. Eine rückbaltloserr Verkündung de« Grundsätze« von Leistung und Gegenleistung, der sogenannten cko ut,Ios-Politik de» EentruniS, ist kaum jemals mit gleicher Offenheit geschehen. DaS Eentrum ist nur sür Den zu habe», welcher der katho lischen Kirche Zugeständnisse macht, alles Rede» über Vater landsliebe, über Berücksichtigung von Forderungen, welche da« Reich gegen seine Feinde sicher ru stellen bestimmt sind, hat seine» eigentlichen Sitz und Ursvrung nur in dem Streben, die Macht de« PapstlhumS zu erhoben. Darüber konnte zwar nie ein Zweifel besteken, aber es ist wcrthvoll, daß auch die neueste Zeit einen Beitrag für diese Tharsache zu Tage ge fördert hat. Die Socialdemokratie hat während der jetzt beendeten ReichtltagSsession da« Bestreben gezeigt, sich de» bestehende» Verhältnissen anzubeguemen, besonders durch die Versicherung ihrer Führer, daß die Mitglieder drr Partei in einem Kriege ihre Schuldigkeit als deutsche Soldaten thun würden. Sie hat aber nicht die nöthigen Schluß folgerungen auS dieser Versicherung gezogen, denn sie hat da- Budget für Kriegszwecke abgelehnt. Diese Jn- consequenz ist iyr auch von verschiedenen Seiten zu Gemüthe geführt worden, ohne etwa- andere« als den Einwand zu erzielen, daß Deutschland das Milizsysteiu annehmen und die Heranwachsende Generation »iilitair>sch erziehen niöge. DaS sind elende Ausflüchte, welche ihre nähere Erklärung durch Ver öffentlichung de« Erlasse» de« Prinz«» Georg gegen die Soldaten Mißhandlungen finde». Die Tbatsachen, welche dieser Erlaß enthüllt hat, sind diniinelschrriend und die Erörterung dieser Angelegenbeit ii» Reichstage war gewiß wünschen»- werlh und wird hoffentlich gute Früchte tragen, aber die Absicht bei Veröffentlichung de« Erlasses war doch in drr Hauptsache daraus gerichtet, den Militarismus in Verruf zu bringen uud der »lililairischen DiScrplin Schaden zuzukügeo, damit dir Mannschaften sür dir socialdemokratischen Lehren empsänglicher gemacht würden. Es bleibt noch übrig, die Summe der jetzt beendeten Reichstagssession zu ziehen, und diese besteht darin, daß sie «inen sehr beachtentweriben Fortschritt nach verschiedenen Richtungen bedeutet. Dieser Fortschritt besteht wesentlich da->n, daß wir Klarheit gewonnen haben über Da«, wa» uns fehlt, daß wir aus die Wurzeln bingewiesen worden sind, au» welchen das deutsche Volk seine Kraft herleitet. Wir wollen feslhalten an den bewährte» Einrichtungen, ohne die Augen gegen »othwentige Verbesserungen zu verschließen, und wir wollen ein« solch« Parlei-Lrga»»sat>vn anstrebe«, welche da» Zusammengehörig« vereinigt, da« Unhaltbare und Ungesunde aber mit all» Energie bekämpft. In dieser Beziehung ist di« I jetzt beendet, Rrich»u»g«s,sst,» äußerst wichtig gewese». *
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