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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.04.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920404024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892040402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892040402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-04
- Tag1892-04-04
- Monat1892-04
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Die Morgen-Autgab« erscheint täglichUhr, die LbeoK-Äulgad« Woche»tag« L Uhr. Re>«»ctton m»> Lr»e>itto«: A»tzmi»r««»Gr 8. Vie Lchedttion ist Wochentag« »nanterbrvch«, geäMut w» frLH S bi« Ab«»h« 7 Uhr. FUi«1r»: vtt» »«»«'« Sarlt«. («ft«» Pich»), UZdtversitMstraft» I« Saat» L»ft»e. skiharsttatzr. ich p«t. «ch ««igäplatz?. Abend-Ausgabe. aMkrTaMatt Anzeiger. Organ für Politik, LocalgesWte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Jns«rtio«-pret- Di« 6 gespaltene Petltjeile 20 Pfg^ Reklame» unter dem Redactio»«strich («W» Ivailen) üvd4> vor den Flimiltcanuchrichtwl (t. gespalten) «Onch Gräberc Schrislen laut unserem Pr»t0» verzeichnib Tabellarischer und gissrr»s«tz »ach höherem Tarif. Srtri>-Vetl«grii (geialztj, nnr mit d«r Morgen. Aliegad« , vhn» Poslbesord«r»»g >t SO.—, Mit Postbesörderuug ^ 70.—. Äunahmeschluß für Inserette: >bend»>u«gabe: vormittag« 10 Uhr. Morg»»-Au«gabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag« früh S Uhr. Bei he» Filialen und «nnadmeftelle» je et»» halb« Stund« früher. Inserate sind stet» ,» bi« Ohprättta» z» richte». Druck und «erlag voa L Pol» t» Leth^g 173. Montag dm 4. April 1892. 8«. Jahrgang Leipzig, 4. April. j * Mit einiger Spannung sieht man nicht nur in Preußen der morgen im preußischen Abgeordnetenhause zu envartenden Debatte über den Nachtragsetat zum Staats- dauShalte entgegen, der durch die Trennung de« ReichS- kanzleramtS vom preußischen Ministerprästdium nothwendig geworden ist. Bisher wurde unter den Ausgaben des StaatS- ministeriumS der Präsident desselben „ohne Gehalt" auf geführt, da Graf Caprivi sein Gehalt als Reichskanzler vom Reiche empfing. Nunmehr werden für den Grafen Lulen- burg 72 000 als dauernde, SO 000 als einmalige außerordentliche Ausgabe gefordert. Bon den 72 000 machen 3K 000 daS eigentliche Gehalt au-, 18 000 .<k sind Repräsentation-gelder, der Rest, ebenfalls 18 000 ist al- Miethpreis für eine Dienstwohnung nothwendig, da letztere in einem siScalischen Gebäude zur Leit nicht vor- banden ist. Die einmalige Ausgabe der 60 000 soll zur Anschaffung von Silbergeschirr, Tischzeug, Porzellan und AiaS, sowie zur Ausstattung einzelner Wohnräume verwandt werden. Es laßt sich gegen diese außerordentliche Ausgabe nicht- sagen, da derartige Aufwendungen dem Herkommen in Preußen entsprechen und bei der Natur der Gegenstände, zu teren Ankauf sie bestimmt sind, gewissermaßen den Charakter kiner CapitalSanlage haben. Eine andere Frage ist es, ob der -erschlag der „Freis. Ltg", daS neue Ministergrhalt al- „limstig wcgfallrnd" zu bezeichnen, nicht Beachtung verdient. Wenn dieser Vermerk im Nachtragsetat fehlte, so könnte man die Bewilligung der neuen Etatsposition al- Anerkennung .-e« preußischen Landtag« dafür ansehcu, daß die Trennung tc- Reichskanzleramts vom preußischen Ministerpräsidium eine lauernde Einrichtung bleiben solle. Bezeichnet man aber da« Gehalt von vornherein als „künftig wegsallend" so ist eine der artige Auslegung unmöglich, weil bei einem Personenwechsel eine neue Bewilligung stattzufinden hat. E« möge übrigen- die relative Höhe der Repräsentation-gelder hrrvorgehobcn werden. Nur der Reichskanzler und die StaatSsecretarre de« Innern und des Aeußerm beziehen überhaupt Entschädigungen für Repräsentation; ersterer 18 000, letztere je 14 000 .ckl Da nun^auch Graf Eulenburg 18 000 .6 Repräsentation-gelder erhallen soll, so wird die innere Bedeutungslosigkeit de- preußischen Ministerpräsidium-, wie der Herr Reichskanzler sie neulich schilderte, äußerlich jedenfalls nicht zum Ausdruck gebracht. Nun soll der Berathung de» Nachtragsetat« nach ker „Germania" dazu benutzt werden, um in Erwiderung auf die bekannte Erklärung de« Grasen Eulenbura eine größere Debatte allgemein politischer Natur beibeizusühren. Doch ist die Trennung der Acmter schon im Reichstage zur spräche gebracht und von allen Parteien principiell beurthcilt worden. Man könnte also nur dieselben Reden, die im Reichstage gehalten sind, im preußischen Abgeordnetenhause wiederholen, ebenso wie Gras Eulenburg in seiner Erklärung sich lediglich ldie Argumente aus der ersten Hälfte der Er klärung de« Reichskanzlers aneignete. Auch daß die Erklärung de-preußischen Ministerpräsidenten betreffs de« BolklSschul zesetzeS der Mcbrheit des Abgeordnetenhauses zu einer programmatischen Auseinandersetzung mit der Regierung Anlaß geben werde, erscheint uns noch fraglich. Es ist kaum aazunebmen, daß die Klerikalen sich schon jetzt für eine be üimmteMarschroute entscheiden und definitiv in die entschiedene Opposition eiorücken. Hat mau sich doch bereit« imBatican üb« den AuSgang der Krisis in Preußen wesentlich beruhigt Feiiillat»«. Moderne Junggesellen. Sf Roman von B. W. Zell. «achdena ver»«ta>. (Fortsetzung.) Mein armer Vater ist an dieser Enttäuschung gestorben, ich liabe sie überlebt. ES ist dann auch Rath geworden, für ras Nothwendigste wenigsten«, indem eine entfernte -»wandte, der mein Schicksal nahe ging, mich zur (irbin ihre« kleinen Vermögen« einsehte. Und ich habe ja kdim später auch versucht, mich für die gemordeten Iugend- jiilre zu entschädigen, indem ich mein Leben genoß, in vollen ,>v>zen, schrankenlos. Aber immer hieß eS rechnen und sparen imd entbehren, — wie ich da« baffe, Rungber! Ich bin nun «miiial nicht für armselige Verhältnisse geschaffen und will, iwor ich sterbe — oder ganz alt bin, kennen gelernt baden, vi« es heißt, unbeschränkt über reiche Geldmittel verfügen. Wolf Remmelin bietet mir diese Aussicht — ich werde sie -nnehmen. Und Ihr Kind opfern? Nein — es glücklich machen! Rungher kannte diesen Ton fester Entschlossenheit, und ebne daß er in ihr Gesicht schaute, wußte er ^enau, welch tin Zug eiserner Energie dasselbe in diesem Moment vrr- ichärste Er seufzte auf und fuhr mit der Hand über dit Stirn. Gold, Gold und immer Gold — warum bin ich nicht reich, Melanie! Ein kurze« spöttische- Lachen. Würden Sie dann mich heirathen oder meine Tochter? Ich verdiene diesen Spott nicht, entgrgnrte er ernst. Was nutz! e« auch, zu erwähnen u»d festzustrllen, wa« ick dann tbun würde — bleiben wir bei der Thatsacke, daß ich eben »ichl reick bin. Heiratben Sie doch, spottete sie luftig weiter. Tapiren Sie sich etwa zu gering für eine gute Partie? Da« glauben Sie selber nicht Soll ich au« alter Freundschaft für Sie sorgen, Rungher? Sie hatte sich mit schneller Bewegung erhoben, trat zu ihm, legte ihren Arm in den seinen und setzte nun mit ihm rereint die Zimmerpromenade fort, dabei blaue Ringe in dir Pust wirbelnd und dazwischen fragend: Ist sie nicht vorzüg lich, diese Cigarette? Sie sind ein unberechenbare- Geschöpf, Melanie — rin EhamLeon, da« i» hnodvct. Färb« schillert, — jagte d«r und ertheilt der CentrumSpartei den Ratb, auch ihrerseits mit Vorsicht zu operiren und über eine „gemäßigte Oppo sition" nicht binauSzugehen. Ein mit den vatikanischen Kreisen in Fühlung stehender Correspondent der „Polit. Corr." schreibt nämlich aus Rom vom 3l. März: „Gegenwärtig, wo die Wogen der Di-cussion über di« durch die Schulgeietzvorlage in Preußen hervorgerulen« Mtnisierkrtje sich in den Kreisen der unmitieldar Velhet- ligten schon gelegt haben, wird e- nicht unangemesien er scheinen, wenn den Ansichten Wort geliehen wird, die im Vatikan, einer an allen Fragen der Schule mittelbar inter- «ssirten Stelle herrschen. Da wäre nun zunächst zn bemerken, daß der plötzliche Ausbruch der Krise in vatikanischen Kreisen eine gewisse U eberrasch »ng hervorgerusen hat. Nach den bestimmten »nd kategorischen Erklärungen de« Grase» Caprivi und de- Grasen Zedlitz verjah man sich nicht eine- so rasche» Umschwunges. Die Zurück- ziehunq de- Volk-sch»>gesetze- wird im Vatikan zweisello- a>- eine bedauerliche Concession an den Liberaliemu- angejehen, aber trotzdem glaubt man nicht, daß die bisherige» Beziehungen zwischen dem Vatikan und Preußen hiervon wesentlich aiterirt werden könnten. Die Lösung, welche die Kr>se durch de» Verbleib de- Grafen Caprivi ans dem Kanzlerposten und durch die Ernennung des Grafen Eule »bürg zum preußischen Minister.Präsidcnten gesunden hat. beweist überdies, daß di» preußische Regierung keineswegs gewillt ist, von de» Grundlinien ihrer Ktrchenpolittk abzuweiche». Insbesondere wurde hier die Tdatsache, daß Gras Caprivi da« Amt de- Reichskanzler- beibehä», mit G nngthnung de- grüßt, denn man schätzt hier in hohen, Maße die politische Ehrlichkeit und Mäßigung diese« Staatsmannes. Sein gänz. ticher Rücktritt von den Geschäften wäre peinlich empfunden worden. Wa- nun die künftige Haltung de« Centrum» betrifft, so gilt dieselbe hier ausschließlich al« ein« Frage der inneren Politik, in welche sich der Vatikan »ich» «tn- zumischen habe. Es ist allerdings vorauSzusehen, daß sich nunmehr dir Beziehungen zwischen der katholischen Partei und der Regierung lockern werden, allein die Möglichkeit eine« neuen Kulturkämpfe«, mit welchem einzeln« Blätter drohen, halt man für absolut unvereinbar mit der ganzen bisherigen Politik Wilhelm« II. E« liegt außer dem Bereich« der Wahrscheinlichkeit, daß die preußische Regierung zu Gunsten der Liberalen di« Feindseligkeiten gegen di« katholisch« Kirche wieder zu eröffnen gedenke. Gewifse Kreise, welch« engere Beziehungen zur katholischen Partei in Deutschland haben, erblicken in der jüngste» Krise sogar «inen Bortheil für die politisch» Stellung de« Centrum«. Rach ihrer Ansicht habe sich dasselbe, indem »« sich der Regierung zu sehr näherte und deren Politik zu der seinigen zu mache» schien, der ernsten Gefahr au«gesetzl, daß in seinen Reihen DiSciplinloslgkeit und Uneinigkeit entrisse», da viele Mitglieder dem Gedanken, daß das Centrum eine reine Regierungspartei werde, entschieden wider strebten. Indem eS nun seine einstige Rolle als gemäßigte Opposition wieder aufnimmt, kräftige das Centrum seine inner« Organisation, und bleibe in innigerem Lontacte mit der großen Masse der Bevölkerung, Die Zurückziehung de« Schulgesetze« — welches übrigens in den katholischen Kreisen keine-weg-mit außerordentlicher Begeisterung de- grüßt wurde — wird aber durch die politischen Bortheile ausgewogen, welche da» Centrum durch seine verändert« Stellung bet den Wahlen zu erringen hofft. Da« sind die Erwägungen einzelner Persönlichkeiten, welche mit den Berhältniffen vertraut sind. Mit Sicherheit kann angenommen werden, daß der Batican selbst nicht« sehnlicher wünscht, als daß da» Centrum sein« einheitlich« Organisation und die strenge Rath kopfschüttelnd. Eben noch wühlen Sie wie eine Märtyrerin in den schmerzenden Wunden, die Ihnen da« Leben geschlagen, man meint, Sie müßten sich selben Moment« mit verzweiflung-voller Grberde in einen Abgrund stürzen, und gleich darauf springen Sic lachenden Munde« über den selben hinweg. Und immer wieder frage ich mich, wie schon so oft in den lange» Jahren unseres Verkehr«: was ist wahr an Ihnen, was falsch? Leidenschaft und tiefe« GemvthSleben oder eine schrankenlose Genußsucht, mit Leichtsinn gepaart? Könne» sich all die schönen Dmg«, die Sie da so geläufig aufzählen, nicht vereinen? fragte sie in demselben neckischen Tone. Ich bin dock, wohl LebenSphilosophin genug, um mir zu sagen, wie zwecklos e« ist, dem Schmerz über längst ver gangene oder nicht zu ändernde Dinge nachzuhängrn. Da« Gescheidteste ist jedenfalls, zu vermeiden, auch nur daran zu denken E« verdirbt eben dir Stimmung und e« war thöricht, daß ich mir die lang entbehrte Plauderstunde mit Ihnen durch derlei häßliche Erörterungen störte. Ich ver suchte denn auch schleunigst, auf ein andere« Thema zu kom men, daS nun allerdings bei Ihnen keinen Anklang zu finden scheint. Noch einmal frage ich daher — we-halb helfen Sie Ihren bescheidenen, aber, wie ich weiß, sehr solid gegründeten Verhältnissen nicht durch eine reiche Hcirath auf? Mich verkaufen, Melanie — ohne Liebe? Pfuis Und um so verächtlicher, als ich ein gute« Auskommen habe und sehr behaglich lebe, mich also nicht einmal Noth zu einem so ent würdigenden Schritt triebe. Lassen wir doch die Tiraden, Freund. Wenn ein Mann mit Ihren Neigungen überhaupt heiratbet, so ist e« daS einzig Vernünftige, wenn die Liebe nichts damit zu schaffen hat. Sie wahren sich dadurch Ihre moralische Freiheit, und die würden Sie, dünkt mich, sehr schwer entbehren können. Rungher seufzte. Wie genau ihn diese Frau kannte! Sie aber fuhr fort: Au» Lieb« heirathet man doch nur in jungen Jahren. Später ist man klug genug, jede Leidenschaft ohne einen Ehepact auSklingen zu lassen. Nimmt man aber die hemmende Kette noch in einem gewissen Alter auf sich, so können e« nur Bernunftgründe sein, die ein so unerhörte« Opfer ent schuldigen. Sie seciren scharf, entgegnete Rungher gepreßt, und ich erkenne erst jetzt, wie fruchtbar Ihre Lehren in meinem Innern aufgeaaiigen. Sie können stolz sein auf Ihren ge lehrigen Schüler, Melanie! Danke, mein Meister. Denn daß Sie in dieser Beziehung von mir gelernt, ist undenkbar Es mögen die Samenkörner wohl herüber und hinüber geflogen sein, der beste Beweis für die Gleichartigkeit unserer Naturen Aber Himmel, ist c« wirklich schon sechs Uhr? Sie Zauberer, der die schleichende Zeit zu» KalopZ a»zuspor,e», verfteht! wir »polltu uLmlich DiScipIin, welch« bisher sein« Krost verbürgten, beibehält. Eine > gli s°l katholisch« PorldMknt-partei, weiche fest zusammenstebt und in der Wählerschaft »inen sicheren Boden hat, wirb sür den Batican immer einen schätzenSwerthen Rückhalt in seinen Verhandlungen mit der deulichen Regierung bilden." Nimmt sich da« Centrum diese Mahnung zu Herzen, so werden auch die Herren von Hainmerftrin, Siocker und Ge nossen Wasser i» den Wein ibreS Zorne« gießen und nicht ebne Notb eine Scheidung der Geister innerhalb der conser- vativcn Partei herdeiführen. Haben sie dock) in diesen Tagen erfahren müssen, daß die Stimninng der Conservativen im Reiche einer DeclarationSpolitik abgeneigt ist. Der einstimmige Beschluß der staatSerbaliende» Parteien ilnsere« sächsische» Landtag-, auch in der zwischen den Landtays - Sessionen liegenden Zeit ztisani»ie»zt>gebe», findet bei den Conservalivcn der meiste» deutsche» Staaten weit nielirAnklang nnr Zustimmung, a>S die Haltung der „Krenzzeilnug". Fordert, die Krenz- zrit.ingsleule zur Ablehnung des sür de» preußischen Minister präsidenten gcsorkerieu Gebalte« auf, so würde die in Sachsen und anderwärts wabrzniiel,»lende Abkebr von de» taktische» »nd letzten politischen Zielen der KrcnzzeiltiitgSientc alsbald in den conservalive» Kreisen zur Vorherrschaft gelangen Wir glauben also einstweilen noch nicht an die „große Debatte", die morgen im preußischen Abgeordnetenhause vor sich gehen soll, * Die geradezu epochemachende Veröffentlichung der „ge sammelten Schriften und Denkwürdigkeiten de« General-Feldmarschalls Grafe» Helmuth von Moltke", vp» denen Band H und III sich bereit« in den Hände» aller Gebildeten de« ErdtkeilS befinden, bat i» dein von der E. S, Mittler sehen Hosbuchhandlung heute auS- aegedenen ersten Bande enthaltende „Auszeichnungc» zur LebcnSgeschichte" eine durch die Fülle und daö Hoch- inleressanle de- Gebotenen gleich atiSgezelchnerr Fortsetzung erhalten. Der neu erschienene Band entuäit zu», bei weiten größten Thcile eigene Aufzeichnungen de« FeldmarschallS, darunter eine in Novrlleiisorni gehaltene, „die beiden Freunde" betitelte Iliaeiidarbcit und seine letzte in Crcisau in vier ver schiedenen Entwürfen ausgefliitdene Niederschrift mit „Trost- getanken über da» Irdische und Zuversicht ans da« ewige Leben", sowie eine von ihm herrübrende kurze Geschichte der Familie von Moltke, inglrichen Erinnerniige» an« seinem Leben im Jahre 1840 und eine Sclbstbiographie, im Jahre l860 von ihm selber niedrraeschriebcn. Eine hervorragende Ergänzung der „LcbenSgeschichte" bilden die der pietätvolle» Hand der Familienangehörigen Moltkc'S entstammenden Aufsätze über „Moltkc'S Frau", über sein „Stillleben in Creisau", seine Beschäftigung in Mußestunden und seine Pflege der Künste. Beigegedcn sind 20 Nachbildungen von Zeichnungen, von denen 10 von Moltke « eigener Hand herrübren, und sechs FacsimileS von Unterschriften und Handschreiben der Kaiser und Könige, denen Moltke diente. Bon den bis jetzt er schienenen 3 Bänden der Denkwürdigkeiten ist ohne Zweifel dieser erste Band derjenige, der dem Leser daS innerste Wesen Moltkc'S, sein Seelenleben, am meisten vor Augen führt. * Für die glückliche Entbindung der Kaiserin wird seit kurzer Zeit in den Kirchen wieder da« übliche Gebet gesprochen. * Auf die dem Fürsten Bi-marck zu seinem Geburt« tage von den der Deutschen Reichspartei und frei- cousrrvativen Partei angehörenden ParlameuISmit liedern überniiltellen Glückwünsche ging von dem Fürsten Gr^ gende Antwort zu Händen de« Geheimen Commerzien- ralb« Lucius' ein: „Ihnen und den Unterzeichneten Herren Mitgliedern der ReicbSpariei »nd der freiconservativen Partei spreche ich meinen herzlichste» Dank für Ihre guten Wünsche auS. von BiSniarck." * Wir berichteten letzlbin, daß dem IesuitenpatrrGrande rath in Dortmund verboten wurde, eine Reihe apologetischer Vorträge zu vollenden, lieber ein ähnliche» Einschreiten der Regierung gegen den Jesuitenorden wird der „Wcser-Zeitung" aus Hannover geschrieben: „Bor einiger Zeit habe» Angehörige de» Jesuttenorden« aus dem Eichsselde gepredigt und Beichte abgenommen, wodurch in der an sich schon stark uliramonta» gefärbten Bevölkerung eine erhebliche Erregung hervorgerusen sein soll. Leider haben die staatlichen Atttsichisdehörden die Thalsache, daß es sich um Jesuiten handelt, »u spät erfahren, um deren unzlllasüger öffentlicher Wirksamkeit rechtzeitig entgegentreten zu tüiinen. Jetzt soll aber anläßlich diese- Falles von Berlin auS den Staatsbehörden in den katho lischen Siegende» bestimmt ausgegeben sein, keines- solts ei» össentticheS Auftreten Geistlicher, welche dem Jesuitenorden angehüre», zu dulden". * Der Statthalter Fürst Hohenlohe ist mit seiner Gnnabliii aus Straßburg in Berlin eingelrosscn »nd wurde vorgestern Nachmittag von dein Kaiser empfangen »nd mit einer Einladung zur Tafel beehrt, zu welcher auch der Prinz und die Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen und der Prinz und die Prinzessin Christian zu Schleswig-Holstein geladen worden waren. * Jedenfalls an« Anlaß de« Eingreifen« der Polizei bei de» letzten Berliner Crawalle» hat der Kaiser verschiedenen Polizciosficiereit und Mannschaften Orden verlieben. Der Polizeipräsident von Richthoscn hat den Kroncnorden II. Classc mit Stern erhalten * Nachdem sich schon vor einiger Zeit die Berliner »ikdicinischc Gesellschaft in ihrer vorletzten Tiyung mit großer Mehrheit gegen jede Erweiterung der DiSciplinargewalt der Aerztekammcr» ausgesprochen batte, ist am Freitag in einer allgemeinen Versammlung ter Berliner Aerzte nach einer sehr erregten mchrstündigen Debatte ein Beschluß in dciusclbcn Sinne gefaßt worden. " Gegenüber dein kürzlichen Wechsel im preußischen CultuSministeriuin bat die polnische Presse eine aus fallende Zurückbaltnng beobachtet. Meist wurde» nur die bloßen Tbatsachen registrirt. Den, geschiedenen CnltuSniinister Grafen Zedlitz widmet der „Dzicnnik PoznaiiSki" einen an erkennenden Artikel Da« Blatt rühmt an demselben die Lauterkest und Festigkeit de« Charakters Den Vorwurf zu großer Syinpathic sür die Polen verdiene Gras Zedlitz nicht, de»» eine besondere Coiimvenz gegen dieselben babe er weder als Obcrpräsldent von Pose» noch a>« Cnltusiniiiister be wiesen Wobt aber babe er als erster Staatsmann und hochstehender Beamter i» Preußen dem Gcsübl der Gerech tigkeit gegen die Polen Rechnung getragen Unk diesem Gefühle allein verdankte» die Polen die Freigabe de« pol nischen Privat-SprachiintcrrichlS und die Besetzung de« Pose» gnesener Erzbischosstuhle« mit einem Polen. Der „Orendownik" ist mit der Politik der polnischen Reich«- tagSsraction vollständig einverstanden, insbesondere billigt er auch deren zustinimendc« Verhalte» in der Marinc- frage. Die polnische Fraktion habe durch die Bewilligung heule in die Oper, Franzi und ich, und da ich noch im HauSkleide — — muß ich mich schleunigst empfehlen, natürlich. Wann darf ick» wiedrrkommrn, mir geistige Auffrischung au« dem nie versiegenden Quell Ihrer graziösen LrbenSkunst zu holen? Bald — morgen — täglich — Sie wissen e« >a. Aber waS Sie nicht wissen, ist, daß am nächsten Freitag meine EmpfangSabende beginnen. Sie werden Wolf Remmelin dann finden und ich möchte gern Ihr Urtbeil Uber ihn hören. Auch einen Kreis von Damen, in dem Sie Umschau halten können — Sie verstehen mich? Er nahm ihre Hand und schaute ihr tief in die Augen. Sieht man wirklich andere Frauen, wenn Sie zugegen sind, Melanie? Unv«rbefserlick»er! Ich bin abgethan für Sie — in der Beziehung wenigsten« Und nun Adieu, ich höre meine Zofe schon ungeduldig im Ankleidezimmer hantiren. Rungher wandte sich, da« Zimmer zu verlassen. Aber eS mußte doch wohl nicht die Zofe sein, die nebenan sich bemerkbar machte, denn man hörte sehr rücksichtslose Iubelrufe, dann ward dir Thür aufgeriffen und herein flog eine in duftige« Weiß gehüllte Mädchengestalt. Sieb doch nur, Mama, süße Mama, ist eS nicht himmlisch? Sahst Du schon je solch eine Pracht? Und sic hielt einen allerdings wunderbaren Strauß empor, der auS lauter halb- erschloffenen RosenknoSpen gebildet war. Lächelnd nahm ihn die Mutter und sog den köstlichen Dust ein. Ei, verwöhnt man mein ungestüme« Töchterchen schon jetzt so sehr? Und in all Deiner Freude hast Du unseren Freund, Ministtrialrath Rungher, Wohl nicht einmal bemerkt. Franzi flog schon auf ihn zu. Ach, lieber Herr Rath, nicht wabr, Sie verzeihen meine Unaufmerksamkeit? rief st«, ihm beide Hände hinhaltend. Ich bin wirklich ganz ausgerrgt vor Freude, sehen Sie doch nur die Blumen! Etwa« Entzückendere« giebt'S ja gar nicht! AI« dick selber — gewiß nickt, dackte Rungber, die Blicke gedankenverloren auf da« reizende Gescköps vor ihm ruhen lassend. Dann trat er zur Baronin und nahm den Stranß auS ihrer Hand Allerdings sehr schön und — sehr kostbar, sagte er bewundernd. Kostbar — wirklich kostbar? fragte Franzi zusammen- schreckeiid. Gewiß. Bergißt Baroneß FranziSca, daß wir Winter haben? O. schmollte sie, wie böse, mich schon wieder Baroneß zu nennen! So ei» alter Freund unseres Hause« — sür Sie bin ich di« Nei« Fra* *», nicht« weiter. Nun, kleine Franzi, da Sie e« so wollen — darf ich mir eine Frage erlauben? Von wem kommt der herrliche Strauß? Tiefe Gluth färbte plötzlich da« zarte Gesichtchew - Ick weiß eS nicht, e« war keine Karte dabei. So. Nun, gewöhnlich weiß man dergleichen auch ohne Karte, sagte Rungher trocken. Die Baronin lächelte ihm viel sagend zu. Er muß doch wohl von Jemand kommen, der genau weiß, daß Du gerade heute in die Oper gehst und Blumen brauchen kannst Für sick setzte sie hinzu: Wie ungalant von Remmelin, nicht zwei Sträuße zu schicken Der Rath ging. Melanie überließ sich eiligst den Händen ihrer Zofe »nd> Franzi schaute noch immer glückselig auf ihre Blume», al« hätten ihr die ein große« Gcheimniß zu vrrrathen. Der erste Strauß! 3. Der Ei»pfang-tag der Baronin rückte heran. Rungher hatte die Idee gehabt, in diesem Jahre die Freunde au« dem IunggescUcnclub dort einzuführeu und ihnen zu diesen, Zwecke Einladungskarten verschafft, die für den ganzen Winter ihre Giltigkeit behielten Im Bicrstübchen bei Wagner darob Staunen, Sturm, Mißtrauen. Er Kat etwa« mit uns vor, meinte der Professor und schaute tiefsinnig auf die große elegante Karte, die das Wappen der Rathenow « zeigte. Ach wa«, ei» Renegat ist er, donnerte der Major. Daß er sich mit HeirathSgcdankcn trägt, wittere ich schon lange, nun aber scheint er auch un« hinemlegen zu wollen Als ob daS ihm oder sonst Jemand gelingen könnte, rief Bürglin herausfordernd, strich aber gleich daraus, in Er innerung mancherlei ihm anhaftender menschlicher Schwächen, wehmüthig mit der bleichen Hand durch da« Lockenhaar, eine Bewegung, die ihm so elegisch und poetisch zugleich erschien, daß er sie längst im Portrait hätte verewigen lassen, wenn Bewegung eben durch den Pinsel festzuhaltrn wäre. Al- Rungher kam. hatte er für alle Fragen und Bor- würsc der drei nur rin heitere« Läckeln Da sieht man wieder, wie Undank aller Welt Lohn! Ich hoffte. Euer aller Dank zu ernten, daß ich Euch einen so interessanten Krri« erschloß, statt dessen muß ich mir gefallen taffen, meine reinste» Absichten meuchlings verdächtigt zu scben Der Major drohte ihm mürrisch launig mit dem Finger. Na, na — irgend etwa« haben Sie mit un« vor, da« steht fest Sind wohl viel hriratbslustize Weidlcin im Salon d«r schönen Baronin Rathenow, he? Der Ministerialrath lachte Daß ihr doch immer gleich fürchtet, c» sei ein Attentat ans Iy»«Les«üenhringk/e>l u». Spiel. Lenkt Niemand
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