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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920409015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892040901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892040901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-04
- Tag1892-04-09
- Monat1892-04
- Jahr1892
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Filiale«: ttt» Mcmm S Sortim. sWsre- lluiversitätsstraß« 4, Lau«» Lisch«, Ikthuiinenstr. 11, pari, »nd KSuigsplatz 7. Morgen-Ausgabe. lMMk Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschüftsvcrkehr. Jnsertionspreis Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg« Reklamen unter dem Redactioasstrich («g«a walten» bo-H. vor den Famtlienuachrichle« Ggeipalteu) 10^. Größere Schriften laut unsere» Preis verzeichnis. Tabellarischer und Atffrrnsatz nach höherem Tarth iVrtra-Vrtlagen sgesatzti, nur mit der Morgen-Ausgabe, odne Postbesürderung 60.—. mit Postbejörderung 70—, Äunahmeschluß für Juserate: Nb«»d-An«gabr: Bormittag« 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag« l Uhr. Sonn- und Festtag« früh S Uhr. Lei den Filialen und Annadmestellen je eia« halbe Stunde früher. Inserate sind stet« an di» Erpetztttau zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» t» Leipzig 182. Tounabenb den 9. Zlpril 1892. 86. Jahrgang klirrst«». 40 8. 75 14 50 >4 l». K.8. 50 6, «4. 7» 8 >4 75 8. so 8. »5 (4 75 (4 7» »4 8. 14 8. Lntlone». vo i». 25 «4 t4 !.40 6 80 8. 425 <4 .50 8. . 8. '.S0 6. » (4 » so 8. >.75 8. » 50 8. . 5» I, »80 8. 475 8. »50 8. 85 8. > 5. r«»,Ä <20 14 » 30 8. 475 8. 470 8. > 50 8. I t4 ».75 ö. » l» « >.S0 8m »n »8. U4SSLL » 8. >25 8. '.10 8. >.508iS«,IV»1»> 440 >4 lü. ..SO 8. ' 25 8. 410 8. >.40 8. > 8. 1.50 6. >10 0. ',50 8. » 8. » 8. » »4 425 l». I 6 »so 8. I 8. » 6. .50 8. <4 i.so 8. >.75 8. » 8. VI>. ,r 8Uiev ti»,4 1 6. »NE «.0. ) ». äv. ; <4 ; n ) ti. r o. t,50 8. l <1. 125 8 > 50 8. >> -NNcil ) ,4 «v. ) t>. >0 >! ) 8 .0. «Io. äo D u '.o. 4 6 «v. 5 ü. r n. r 8. 5 8 » «4 X) 14 r s so 8. »v» 00 6 40 8. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 10. April, Bormittags nur bis O Uhr sMnet. LxpetUtioi» lies L,6jt>/,ixer ^nxedlnttes. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Hierdurch machen wir bekannt, das» wir die Ouaistraße in Leipfig-Lindenau auf deren Ausdehnung von der Aurelienstraße bis zur Älbertfiraße in das Eigenthum und die Verwaltung der Stadt- geüiimL« übernommen haben. Leipzig, Lea 1. April 1892. Der Rath »er Stadt Leipzig, le. 1580 vr. Georgs. TaS für sVmiltr Friedrich aus Lützen am 3. September 1888 roo der dortigen Polizeiverwaltung ausgestellte Dienstbuch ist er- siettetrr Anzeige zufolge vor einiger Zeit in hiesiger Stadt abhanden zekommen und im Ausfindlingsfalle an uns abzuliefern. Leipzig, den 6. April 1892. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. 1.1516. Bretschneider. Ggmllr. Tu« am 24. Mal 1888 vom Stadtrathe zu (Lera für Anna 8ildel»ii»c Stützet, geboren den 11. März 1870 zu Greiz, aus- g,stellte Dienstbuch ist erstatteter Anzeige zufolge in hiesiger Stadt »b-aiiden gekommen. Schuss Verhütung von Mißbrauch ist da« Buch im Aussinduugs- salle an uns abjiigeben. Leipzig, den 6. April 1892. Da» Poltreiamt »er Stadt Leipzig. IV. L13I. Bretschneider. Adr. La« der Anna Martha Graicheu au« Yrohburg dortfelbst «»1. Mai 1888 ausgesertigte Dienstbuch ist in hiesiger Stadt ver- I, rri> worden und im Auffindungsfall« an uns abzuttefern. Leipzig, a» b. April 1892. Da« P,lizeiamt der Stadt Leipzig. II. IS88. Bretschneider. Tr. Bekanntmachung. Nachdem die -ranken- und vegrLbnttzrassr liellne-r-Unuel, e. H., Leipzig, in ihrer am 8. Februar l. I. itallgesundenkn Generalversammlung beschlossen hat, ab I. dieses Liorals sich aitsjnlösrn, nimint die Unterzeichnete Caffe Veranlassung, die Herren Arbeitgeber daraus hinzuweisen, daß verstcherunaspslichtige Mglieder dieser Lasse nach der Vorschrift de« Krankenversicheriings- zesetzes binnen 3 Tagen, voin Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, mittelst des vorgejchriebenen Formular- zur Anmeldung z» bringe» sind. Bei Nichteinhaltung dieser Meldefrist treten di« Nachtheilc bon ff. 50 und 8l des angezogenen Gesetzes in -rast. ' am 7. April 1892. tr LrlSkrankencasse für Leipzig und Umgegend. Robert Brauns, G. stellvertretender Vorsitzender. Leiuji^o Die deutschen parteiverhältnijfe. Die Vorlage des Zedlitz'schen BolkSschulacsetzenlwurfs an tr» preußischen Landtag ist von unzwciselhastcm Einfluß auf tie Klärung unserer Parteiverhällnisse gewesen. Die Be wegung erstreckt sich in der Hauptsache auf daS Reich und aus Preußen. Zwar hat es auch in Bayern, Württemberg, Laden und Sachsen und auch in den anderen Einzelstaatc» nicht an Kennreichen einer in der Entwickelung begriffenen ankerweitcn Gruppirung der Parteien gefehlt, aber der Parieikampf kommt doch zunächst im Reiche und i» Preußen zum Austrage. Am heftigsten ist die Reibung aus conscrvaliver Seite, und der Versuch des Herrn reu Helldorff, einen linken Flügel der conservativen Partei zu bilden, bat die politischen Leidenschaften mnerbalb dieser Partei auf den Höhepunkt getrieben. Lchv» in der Sitzung des preußische» Herrenhauses von« 28. März, in welcher die Erklärung des sein Amt antretcnten Mnislerpräsidenten Gras Eulenburg erörtert wurde, machte sich taS Streben bemerkbar, die freiconservative Partei zu stallen, und Frhr. v. Durant trat mit der Behauptung auf, laß ein Tbeil der Frcicouservativen schließlich für daS Volks schulgesctz gestimmt haben würde. Fürst Hatzsclv-Trachcnberg Hat dieser Behauptung entgegen, und die „Post", daS Organ ter Freiconservativen, bestätigte die Richtigkeit dieser Aus- saffun». lim so unangenehmer mußte sich »ach diesem Mißerfolge bie Kreuz,eituugSpartei durch die Bemühungen des Herrn r Helldorfs berührt fühlen, eine Spaltung in ihre Reihen zu trinzen. Herr v. Helldorff ist ersucht worden, aus der cevservaliven Fraction de- Herrenhauses auSzutrcten, und bei konservative Provinzialverein für Pommern hat am « April eine Resolution angenommen, welche eS für eine Lähmung der Wirksamkeit der conservativen Partei na Landtage erklärt, wenn ein Mitglied de« Vorstände» eurer conservativen parlamentarischen "Partei in einem iuiier conservativem Namen gehenden Blatte ans eigene Hand Politik betreibt, welche nicht di« der conservativen vertei im Landtage sei. Dir Resolution wurde mit allen gezen fünf Stimmen angenommen, und nur zwei Redner malen für Herrn v. Helldorff ein: die Herren v. Flügge- Epeck und v. Below-SaleSkr. Nach diesen Proben glauben wir, daß die »Schlesische Zeitung" Recht behalten wirb, und baß die Spaltung der consrrvatiern Partei nicht über den Serluib hinanskommen wird. Der Einfluß Stöcker» war de, den Verband lnngen über den Zedlitz'schen Entwurf der «aßzebenke, und der Fanatismus «töckcr's beherrscht auch deute d>« conservativr Partei m Preußen, zum Ibeil auch mßerhald diese« Staate«, wenn auch in etwa« abgeschwächter ßii«. Ein beachtenSwertheS Kennzeichen der Lage ist auch die Absetzung deS Nachtrags rum preußischen Etat, welcher daS Gebalt für den Ministerpräsidenten Grasen Eulenburg enthält, von der Tagesordnung des Abgeordnetenhauses. Der Antrag war von Hobrecht gestellt worden, um der Regierung unangenehme Erörterungen von Seiten der Conservativen und der Ccn- trumspartei zu ersparen, der eigentliche Grund war aber der Wunsch der Mehrheit, abzuwarten, ob sich das neue Ber- bällniß auch haltbar erweisen würde. Die Hoffnung der Mehrheit war darauf gerichtet, daß dies nicht der Fall sein werde. An den PartemVerbältiiisscn wird durch die Ver tagung der Beralhung nicht» geändert, und Das, waS die Gegner de» VolksschulgesctzeniwursS zu sagen habe», werden sie nach Ostern in derselben Weise Vorbringen, wie eS in der Sitzung deS Abgeordnetenhauses vom 5>. April geschehen wäre. Bis dahin wird man auch wissen, ob Herr v. Helldorff für seine Anschauungen eine in Betracht kommende Anzahl von GesinuungSaenoffen findet oder nicht. Wir sürchteu, baß sein Mißerfolg vercilS jetzt entschieden ist. Die Mittelparteie» stehen »och heule aus demselben Stand- punct, den sie bald nach der Einbringung deS Zedlitz'schen Ent wurfs einnahmeu. Es ist unzwciselhast, daß Freisinnige, Nationalliberale und Freiconservative gegen tc» Entwurf zestimmt hätten. Diese Ucbereinstimmung wäre vorauS- ichtlich für daS Gcsammtwvhl von großem Vortheil gewesen, aber ob dadurch der Anstoß zur Bildung einer großen liberalen Partei gegeben worden wäre, bezweifeln wir. So sehr auch der Zusammenschluß der aus gleicher Grundlage stehenden Parteigruppen zu wünschen ist, so ist doch nicht zu verkennen, daß die Ansichten der Nalionalliberalcn und der Freisinnigen in verschiedenen wichtigen Punclen auSeiiiandcrgchen. Wir rechnen dahin die Colonialpolitik und die Steuer- und WiribschaslSpvlitik, auch die Stellung zu den Forderungen der Regierung für ")eer und Flotte und bie Socialpolilik. Obwohl wir die Zölle aus nothwendigc Lebensmittel stets bekämpft haben, so eben wir doch nicht so weit wie die Freisinnigen, weiche die lbschaffuna der Getreidezölle verlangen, und das darauf gerichtete Streben müssen wir zu einer Zeit als unbedingt schädlich erklären, da wir eben erst im Begriff stehen, die Wirkung der neuen Handelsverträge zu erproben. Daß die socialpolitischen Gesetze, namentlich das ZnvaliditälS- und Altersversicherung»-Gesetz, der Verbesserung bedürfen, erkennen wir rückbaltloS an, aber deshalb verwerfen wir noch nicht die ganzen Gesetze, wie e» die Freisinnigen thun. DaS sind Meinungsverschiedenheiten, die sich so wenig auSgleiche» lasten, wie die über die Frage, ob wir unscre Colonicn auf geben oder fortführen sollen, und deshalb glauben wir, daß an die Bildung einer großen liberalen Partei vorläufig nicht gedacht werden kann. Jedem erneuten Versuche, den Zedlitz- schen Entwurf in abgeschwächter Form aber unter Festhal tung der leitenden Grundsätze wieder einnibrinaen, werden Freisinnige und Nationalliberalc vereint Widerstand leisten, beide Gruppen werden sich auch stets zusammen finde», wen» eS sich um die Wahrung verfassungsmäßiger Rechte handelt, aber ei» fester Zusammenhang zwischen ihnen aus Grund eines bestimmte» Programms wird sich nicht erreichen lassen. Wir halten überhaupt die Ausstellung ausführlicher Pro gramme, wie wir das zuletzt bei Gelegenheit deS Parteitages der deutschen Partei in Württemberg auScinandcrgesetzt haben, für verfehlt, weil dadurch nur künstliche Grenzen anfgcrichtel werden, die sich im Ernstfälle doch nicht als widerstandsfähig erweisen und nur unnütze Bedenken erzeugen, welche der persönlichen Entschließung Schwierigkeiten machen. Dafür bietet die Erfahrung mit dem VolkSschulgeseh einen sprechen den Beweis. Obwohl kein Parteiprogramm diesen Kall in Aussicht genoinmen hatte, fanden sich doch alle, die auf dem Boden des VerfaflungSparagraphen stehen: „Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei", in der Berurthcilnng de» Gescheut Wurfs zusammen. Die Stellung der OrdnungSparteicii zu der socialistischen Umstnrzparlei bleibt unverändert, und die Ereignisse der neuesten Zeit waren nur dazu angctha», uns in rer lieber zeugung zu stärken, daß jeder Partciuntcrschied anfbvren muß. wenn eS sich darum handelt, die Socialdcmokratie von der Volksvertretung fern z» halten. Die Conservativen, welche auf dem Standpunkt Stöcker'S stellen, stimmen koch darin mit uns überein, daß wir die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung gegen jeden Unisturzversuch vertheibigen niüssen. Die Ansichtcii können in einzelnen Fragen, wie in der Zoll- und Wirtb schaslSpolitik, in der Colonial- und Socialpolilik, in der Kirche» Politik noch so weit aiiSeinandcrachcli, so bleiben doch diese einander bekämpfenden Parteien Mitglieder eines monarchischc» Staate-, welcher sich geschichtlich entwickelt hat. Am schwersten ist eS uns stets gewesen, mit der Partei zusammen zu gehen, welche die Interessen der katholischen Kirche allen andere» Interesse» voranstellt, »nd wir können eS auch bei diesem Anlaß nicht verschweige», daß wir einer solchen Partei die Gleick» berechtlgung mit den übrigen auf dein Boden de» Verfassung» staateS stehende» Parteien nicht »»erkennen. Auch die katholische Kirche hat eine lauge Entwickelung hinter sich, aber die Kämpfe zwischen Kirche und Staat ziehen sich durch da» ganze Mittelalter hindurch bis in die neueste Zeit. Die Interessen der Kirche gehe», auf die Weltherrschaft hinaus, die Religion ist nicht der Zweck, sondern nur daS Mittel, um diese Herrschaft auSzuüben und fester zu begründe» Bisher ist der Weg noch nicht gesunde», »m da» Ueberwuchern der Macht de« PapstthumS zu unterdrücken, aber die Resor mation bewährt »och immer ihre alte Kraft. Ter Geist Luther'S hat un» auch im Kampfe gegen den Lolksschulacsctz rntwurf geführt. * Deutsches Reich. Dresden, 8. April. Wie aus Men tone «clegrapbisä, gemeldet wird, ist König Albert gestern daselbst eingetrosscn — Die Königin hat in den letzten Tagen wiederum A»S flügc zu Wage» und zn Fuße i-. die Umgebung von Menlvne unternommen. Die Königin stattete am Sonnabend dem Fürsten und der Fra» Fürstin von Hobenzollrrn in San Nemo einen Besuch ab und »ahm bei Hochdenselbei, daS Dejeuner ein Zum Diner bei der Königin in Mentone waren an selbigem Tage Fürst und Fürstin Lnbccki eingclate». DaS Ende vorige» Monat» cmgclreteue herrliäw Weiter tauen unverändert fort. * Berlin. 8. April. Den Versuchen der „Kreuzzlg", den Kaiser deS WankelmutbcS und des Gesinnungs wechsels gegenüber dem Zedlitz'schen VolkSschulgesey- enlwurs zu verdächtigen, wird endlich auch von conservativer Seile entschieden entgeaengctrcten. So gab der Abgeordnete von Below-SaleSke >» der Generalversammlung des conservativen Provinzialvereins von Pommern folgende Er klärung ab: Als er svon Belows den Artikel sin „Eons. Wocheiibl." gelesen habe, liabe er Helldors »ach der Veranlassung dazu gefragt. Dieser habe ihm geantwortet. Latz der Kaiser aus dem vielbesprochene» Herrenabend unzwciselhast sich dahin ausgesprochen habe, daß er das Gesetz nur „auf breitester Grundlage" laljo »nt den Miltclpartcien) angenommen wissen wolle. Al be,» Grasen Zedlitz diese Aeugerung zu Ohre» gekommen sei, habe dieser beim Kaiser an gefragt, ob der Kaiser Len Voiksichulaesetzeiilwurf nach wie vor gutheiße. Der Kaiser habe diese Frage bejaht in dem Sinne, wie derselbe ich aus dem Herrenabend ausgesprochen habe. Ta seien die „MißverstänLnisse" gekommen. Während Graf Zedlitz glaubte, der Kaiser sei auch mit der Annahme des Gesetze« Lurch Conser- vative und Centrum zusrieden. sei Helldors entgegengesetzter Meinung gewesen und habe die Zurückziehung deS Gesetzes für durchaus nothwcndig gehalten, ebenso der Abg. Frhr. v. Man- tcussel. Ta Gras Zedlitz diese Lonsequenz nicht gezogen habe, glaubte Herr v. Hclldorss im „Lonserv Wvchenbl." die wirkliche Sachlage darstellen zu müssen, wozu ihn auch die Angriffe der „Kreuzzlg." trieben. Da« sei der wirkliche Verlaus der Angelegen- heit, und so sehr er bedauere, daß der Entwurs nicht Gesetz ge worden, füge er sich dem kaiserlichen Willen, der hier allein maß gebend gewesen sei. — Ueber die Bewilligung einer Pension für de» Cardinal Melchers aus dem WelfcnfondS macht die „Kölnische VollSzciluiig" folgende Mittheilungcn: Die Verhandlungen, welche 1885 gepflogen wurden und mit dcr Vcrzichlleisluiig deS Erzbischof- Melcher» aus das Erzbisthui» Kol» und dessen Berufung »ach Rom und Erhebung zur Lardiualswürde endigten, fanden ansschließiich zwischen der preußische» Regierung und dcr päpstlichen Curie direct statt; erster« soll es sogar abgelehnt haben, irgend eine Verbindlichkeit dem Cardinal Melchers direct gegenüber einzugehe». In welcher Weise die preußische Regierung den übernommene» Verbindlichkcile» nachzukommen beabsichtigte, konnte dem Apostolischen Stuhl ziemlich gleichgiltia sein. Sicher aber hat derselbe weder damal« noch in der Folgezeit geahnt, daß dazu der Weisenfond« irgendwie herangezoaen werde, und wird auch durch die Aushebung diese» Fonds das Verhältniß der preußischen Regierung zum päpitlichen Stuhl und umgekehrt in keiner Weise berührt ober verändert. Cardinal MelcherS bezieht sein Gehalt wie jedes andere Mitglied de» heiligen Collegiums direct au« der Papst- iiche» Casse, und es steht nicht einmal in seinem Belieben, die preußische Regierung von einer Verbindlichkeit zu lösen, welche die- selbe nicht ihm, sondern dem Apostolischen Stuhl gegenüber über nommen hat — Der Colonialrath ist zum 20. April einberufen. — Vor einiger Zeit verlautete, daß eS in> der Absicht liege, durch die Berufsgenossenschasten bezw. deren Sectioncn besondere Beamte mit der ArbcilSnachweisung dergestalt zu beauftragen, daß die Sectionen und Beruf« genossenschaften sich atlmälig untereinander in Verbindung zu setzen hätten und schließlich ein Cenkral-ArbeitS-NachwciS- burccul für daS ganze Reich oder doch für große Theile desselben geschaffen würde. Derselbe Plan war auch in anderer Form schon vor längere» Jahren aufgetaucht. Damals nabm sich sogar die Ncichsregicrung deS Gedanken» an. Von ihr wurde dcr Ccutralverband deutscher Industrieller zu einem Gutachten über den Plan des Central ArbeiiS NachweiöbureauS aufgcfordert. DaS Gutachten wurde, nach dem sich die aiigescheustc» Industriellen zu dcr Frage geäußert halte», abgegel'en »nd lautete völlig ablehnend. Auch jetzt hat da« Project auf Zustimmung in den maßgebeudeil Industrie kreisen nicht zu rechne». Wie die „Hamb. Nachr." hören, ist cs bereits in einzelnen industriellen Vereinigungen zur Bc sprechung gelangt, man ist aber allseitig der Anschauung gewesen, daß, so empfehIciiSwerth locale Arbeit» Nachweis burcauö und selbst solche für kleinere oder größere Bezirke sein möchten, eine derartige Cciitralisalion unwirksam und sogar bedenklich sei DaS Project wird den» wohl auch bald wieder von der Tagesordnung der öffentlichen Discnssion verschwinden. — In Preußen ist den OrlSpolizeibehördcn durch die vor gesetzte Instanz Nachstehendes iliitgeiheilt worden: „Durch Cutscheidung des Lbervekwalluiigsgerichts ist anerkannt worden, daß die Lrtspolizei befug« »st, die Entfaltung oder Vortragung einer rothen Fahne bei einem Aufzuge zn ver> biete» und durch zwangzweise Wegnahme der Fahne thatsächüch zu verhindern, iosern nach dem pslnhtinaßigcii Ermessen der Polizei, bchördc aus diesem Auszüge eine Gesahrdung der vssenllichen Sicher heit oder Ordnung oder eine Bcki»iräehl>au»g der Vcrkehrsrücksichtc» zu befürchte» steht." Zugleich ist daraus hiugewiesen worbe», daß »ach einer Lbertribiiiials-Liiflcheidung vom ll. Sepiciuber 1877 eine zu einer Fesl'elcr vereinigte Menschenmenge, welche sich in einer Weile, die die Ausmerkiamleit de» Publicum» zu erregen und die ossentliche Ordnung, insbesondere den Verkehr zu gefährden geeignet ist, als ei» Aufzug in» Sinne de» 8- 10 des Vereiuegesetze» vom tl. März 1880 zu betrachten ist. — Der Gcsamiiitvorstand des „Deutschen Gastwirts, Verbandes" Kat in seiner gestern in Berlin abgehaltenen Sitzung beschlossen, außer den verschiedenen Anträgen der Verbandsuereine, aus dein vom 17.—i9. Mai in Rostock siuiifindtiiden 19. deutschen Gastwirihstage über die ProstitutionSsrage, über Maßnahmen gegen die Gaslwirths-Junuugen, über das Trunksuchtsgejetz und über die Bedürfntßfrage zu verhandeln. — Kürzlich wurde gemeldet, daß der junge Großherzog von Hessen sich lcim Empfanae einer Abordnung von VolkSschuIlchrern Uber den Antisemitismus in der abfälligsten Weise geäußert und ikn als „Schmach de» Jahr bunkert»" bezeichnet habe. Jetzt erllärt daS Stöcker'schc „Volk", daß der Großherzog überhaupt keine Lehrcrahordnung cmpsaiigcn bade. Aeußerungc» rer gedachten Art also auch nicht thun konnte n. s. w Angesichts dieser einander slrict wiccrsprechendcn Meldungen gieti die „Krcnzzeilung" dem nicht unbcrcchligten Wunsche A»Sdr»ck, daß die amtliche „Darmsläkter Zeitung" conslatirc, was in dieser Sache Wahrheit »nd wa« Irrlknm sei — Ter Abg. Geheimrath v. Gneist hat sich z» mehrwochinein Ansenthalt »ach Loe.irno begeben. Der verdienstvolle Gelehrte halte sich in den letzten Wochen überarbeitet: es steht indes; zu hvjsen daß er mit Wiederbeginn der parlamentarischen Arbeiten »nd des Toinmerseiiieslers an dcr Berliner tlniveriität sein« parlamentarische wie sein« juristische LehUhätigkelt i» voller Frisch« wird anfnehmen können. * Posen, 8. April. (Telegramm.) Die Attentäter gegen den Deka» Poninöki trugen rotbe Schärpen um de» Leib. Die polnischen Inschriften der bei den Leichen gefundenen rotben Karlen lauten: „Erccutiveomitü polnischer Anarchisten guillirt" Auch Sieget mit gleicher Inschrift 'ür die Briefhiilleil mit Trauerrand wurden gesunken. Die vier erschossenen Ränder batten je zwei Revolver bei sich, owie ein Verzeichniß sämmtlicher Geistlicher der 2iöcese Posen und deS DistrictS Gnescn. PoninSki erhielt einen Revolverschuß in den Kopf, zwei Schüsse in den Rücke» und eine» in die Hand Die Verletznngm sind alle nicht lebensgefährlich. PoninSki wurde im Zimmer überfalle»; die Räuber verlangten im Auftrag der polnische» Anarchisten sämmttiche Gelder auSgetiefert. PoninSli prang durch taS Fenster in den Garten. Einer der Mörder wurde als ein gewisser PilawSki, der andere als ein gewisser Urban iak aus Inowrazlaw rccognoscirt. Die Räuber sollen direct au« Berlin gekommen sein. * Oppeln, 7. April. Ein Sonntagsheim für Lehrlinge >rü»det die hiesige Kausmaiiulchast aus Anregung der Haudeiskammer n Verbindung mit de», Kreisvcrein des Verbandes deutscher Hand- luugSgehitfcn. Es wird ein geeignetes Local mit Turn- und Spiel- platz gcmielbct. Ter Regierungspräsident I»r. v. Bitter hat Laud- rülhe und Magistrale des Regierungsbezirks aus Liese Bestrebungen ausinerksam gemacht. * Homburg v. d. H., 7. April. Die Frau Fürstin BiSinarck trifft demnächst zu mehrwöchiger Cur hier ein und hat bereit« Wohnung gemiethet; ebenso der englische Botschafter Malet. * Stuttgart, 7. April. Der Geineinderath beriet- über die Einführung dcr Jugendspiele in den Bolksjchulen und be- schloß, einen Lehrer behufs Studien nach Frankfurt a/M. zu senden. " Spandau, 7. April. Der Ches der technischen Abtheilung ii» Kricgsminislcrium. Major Selhausen, hat nunmehr die end- gilligen Bestimmungen über das für die Arbeiterwohnhäuser in Spandau vorgesehene Banterrain getroffen. Noch in diesem Jahre werden lOO Fainilienwohniinqcir erbaut. An dem ursprüng lichen Plane. Wohnungen sül 1300 Arbeiterfamilien zu schassen, wird sestgehalien. Die Ausführung de« gesammten Projektes soll alliiiätig von statten gehe». Zum Muster sind im Großen und Ganzen die Arbcitercolviiien der Krupp'schcn Werke in Esse» gewählt, welche die aus Directiousniitglicdern dcr kgl. Institute in Spandau bestehende Wohtsahrircoinmijsion vor «rniger Zeit in Augenschein genommen hat. * Trier, 7. April. Der „Ottweiler Anzeiger" will wissen, daß Kaiser Wilhelm am 2. Mai in Neunkirchen eintreffen werde. * BreSlau, 7. April. Die heutige Stadtverordneten- Versammlung beschloß Herabsetzung des Lomuiunalsteuerzuichlag« auf die Einkommensteuer von lLO Proc. auf 110 Proc, da der Ertrag au« dem Einkommensteuergesetz um etwa dressiertet Millionen gestiegen ist. OesterreichUngarn. * Brünn, 7. April. Im Brllnner Landtage fand gestern ein sehr erregter Austritt statt. Graf Adols DubSky (Mtttelpartei) wie» einen von czcchischer Seite erfolgten Angriff auf den Groß grundbesitz zurück, indem er auf Vorliebe gewisser czechischer Ad- geordneter für Rußland hindentete und diesen Herren rieth, sie möchten, wie Kaiser Wilhelm sagte, den Staub von Len Schuhen schütteln und nach Rußland answandern. Dies« Worte entfesselten unter den Czechcn einen solchen Sturm, daß mit Rücksicht auf die herrschende Erregung di« Sitzung geschlossen wurde. Ps Neichenberg t. B., 7. April. Der größere Theil der Glasarbeiter dcr Finna Heinrich Schnabel in Dessendorf im Jsergebirge steltte heute die Arbeit unter der Forderung einer tOproc. Lohnerhöhung ein. Die Streikenden verhalten sich ganz ruhig. Im Allgemeine» gehen die GiaSgeschäste sehr stau. — Ei» äußerst frecher Diebstahl wurde heute Mittag bei dein Uhr- inachcr und Optiker Franz Kretschmer aus dem Neuftädter Platze verübt. Während er sich au» dem Laden aus etwa 20 Minuten zmil Mittagessen entfernt Halle, wurde die ans den Han-stur füh rende rückwärtige Thllre des Ladens erbrochen und au» dein Laden Uhren im Gesammtwkrthe von über 400 st. entwendet. Die Thäter sind unbekannt. — Die Firma Sl. Rauch L Eie , Baumwoll- iiiainisacluc i» WarnSdors, hat bei ihre» Gläubigern um ein Mora- toriiim angcsucht. Belgien. * Die belgische» Brieftaubenbesitzer haben, nachdem Ihre Brieftauben an der sraiizösischen Grenze Lein neuen Zolltarif unter- wvrsen worden sind, beschlossen, künstig ihre Ausflüge aus Frankreich nach Deutschland z» verlegen. AIS Stationen sind Aachen, Köln, Eoblcnz. Frankfurt a M., Straßburg, Metz, München ic. i» Aussicht genommen. Seitens der belgischen Slaalsbahu sind im Einvernehmen mit Le» deutschen Eisenbahiibehürden die für chiielligkeit und Regeiinüßigkcit der BricslaubeiilraiiSpoktc über Herbesihal »nd Slerpenich erforderlichen Maßregeln getroffen, welche bereits vom 8. d. M. an in Kraft treten. Großbritannien. * London, 6. April. Wie sich in Deutschland die Zahl der socialistischen RcichÄtagsabgeordneten in den letzten 10 Jahren stark vermehrt hat, so wird ohne Zweifel auch i» dcr Ziikliiisi die Zahl der englische» Arbciteradgeord- »kten erheblich wachsen Die liberale Partei ist selbstredend bemüht, die Arbeitcrabgcordnckcn für daS liberale Partei Programm zu verpflichten, und für das nächste Parlament dürste ihr dicS auch »och gelingen. Für eine reine Arbeiter Partei ist der Boden in England allerdings noch aus lange Zeit nicht geebnet. Die Leute sind so an daS Zwcipartei snstem gewöhnt, daß sie sich kaum die DaseinSderechtigung einer dritten Partei, geschweige die einer Arbeiterpartei denken können Trotzdem aver mehrt sich die Zahl der Wahlkreise, wo die Arbeiter einen Candidaten an» ihrer Milte bei den nächsten Wahlen auswählt» wollen. So bat dcr Gewerks rath von HnU beschlossen, den frühere» Setzer Makdiso», de» Präsidenten des GewerkvereinScongresses im Jahre 1886, als Candikalcn auszustellen. Die Liberalen wollen ibn aber unterstützen, so daß auch in diesem Falle der Entstehung einer Arbeiterpartei im Parlament vorgebeugl ist. — Im Unterhause fragte gestern Vincent den Minister de» Inner», ob er erfahren habe, daß 40 oder mehr Anarchisten auS Frankreich auSgcwicsen worden seien. Ta ihnen Deutschland, Italien, Spanien, die Schweiz und Belgien verschloffc» seien und auch die Vereinigten Staaten durch Gesetz gegen die Einwanderung »ntiebsamer Ausländer geschützt seien, so würven die Genannten sich wahrscheinlich nach England wenden. Da sich die Zahl der in Eng land wohnenden Anarchisten stetig mehre, so wolle er fragen, ob Schritte ergriffen seien, um die Vollmachten der Behörden in dieser Cache z» verstärken. Ob der Minister angesichts der furchtbaren Tnnamitverbrechen der letzten Woche die Smvseblungen deS eng- tische» Sprrtigstosf.Jnjpecwr« „n Jahre 1886 teil», uad »b »«
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