Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.04.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920414015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892041401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892041401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-04
- Tag1892-04-14
- Monat1892-04
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
UVB»emeRtH»irr§D I ^ z, tz«rtrxpedittv» oder de» im StodS- 1 ^ick «t de» Bororte» errichtete» Ao«- «bgeholt: dkrrteljährllch^ILchO^ kMimaliger täglicher Zustellung tu« >» LchL Durch dt« Post bezogen für j^schleud uud Oesterreich: viertel,ührtich ex- Direct» tägliche Kreuzbandjeuduag t» Auslaad: mouatltch ^l 9.—. V, Norgen-Aurgab« erscheiut täglich'/,? Uhr, M Ude^Lu-gab» Wochentag« b Uhr. Lkrtioi» und Lrpeditio»: 8». N,k«ditioi Ist WocheutagS un»»t»rbroche« »o» früh 8 bi» «beud« 7 Uhr. /Male«: r«t» >««'» L-rtt«. (Alsiee» dadn), lluiversitätsstroh« LontS Lüsche, tichntneitstr. 14» Port- >»h >9»i»»platz 7. Morgen-Ausgabe <MMrIilgMaIt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. H191. Kr gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Freitag, den 15. April, Vormittags nur bis 9 Uhr Schm. Lxpktlltlou Ü68 I^elp/^er 'laxeblLttes. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Die Berechtigung zur Vornahme der nach 8. 8 des Regulativs, die lkinrichtuug und Reinhaltung der pneumatischen Bierdruckapparate dttreffend, vom 24. Juni l88l, vorgeschriebeneu Dampfreinigungen der Bierrohrleitungen im hiesigen Stadtbezirke mittelst deS von uns dedmglingemeise zur Verwendung zugelassenen Hutschen Apparates ist dem Kaufmann Herrn Karl August Eduard Hcrrtwich, L -Neustadt, Etstubahnstraße Nr. 6S, I., übertragen worden. Wir habe» hieraus genannten Herrn Herrtwich zur Bewirkung gültiger Einträge in die nach angezogener Bestimmung von den Jn- d-btnl solcher Bierdruckapparate zu führenden Revisionsbücher er mächtigt und in Pflicht genommen. Leipzig, den 9. April 1892. Der Rath »er Stadt Leipzig. vm. 11Ü4. vr. Georgs. Tletrrch. verkauf. Das an der Ecke der Gemeinde- und Marschallstraße in Leipzig- iinldiiih gelegene, circa 12l,S am umfassende Areal der Parcelle Sk, 166 de- Flurbuchs sür diesen Ort (vorm. Baake'sches Grund- ilüch Srmeindestraße Nr. 2l), ist zu verkaufen und sind etwaige «--ssangcbote aus dem hiesigen Rathhause 1. Etage, Zimmer Nr. 8, ä-jiireichen. Leipzig, den S. April 1892. Der Nath der Stadt Leiprt«. I». 1441.vr. Georgi.Wagner, Lekanntmachung. Wegen vorzunehmender Reinigung der Geschäftsräume der Tiefben-Verwaltung unsere» Bauamtes bleiben die Zimmer Sk. 17-20 und 22—24 Donnerstag, de« 14. April dss. I», sovie die Zimmer Nr. 9—16 und 21 L-nuadcnd, den 16. April ds». IS sür den Verkehr mit dem Publicum geschlossen, Leipzig, am 9. April 1892. Ser Nath der Stadt Leipzig. I« 1708.vr. Georgs Rüting. Lekanntmachung. Die Herstellung einer Thonrohrschlcuße in der Torgauer Straße (Küher Tanchcer Chaussee) von der Eilenbahnstrabe in L.-Selle» daiise» bi» zu dem Privatweg der vr. Langbein'schen Fabrik daselbst soll an einen Unternehmer verdungen werden. Tie Bedingungen und Zeichnung für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Sk. 23, a,S und können daselbst Angesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von 50 H, welch« auch in Briefmarken emgesendet werden können, entnommen werden. Den unberücksichtigt gebliebenen, aber rechtzeitig ausgetretenen Bewerbern wird diese Gebühr wieder zurückerstattet, wenn dieselbe iuuerhalb 8 Tagen nach Bekanntmachung der erfolgte» Vergebung zurückverlanat wird. Bezügliche Angebot« sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schleuß« in der Targauer Straße" versehen ebendaselbst, und zwar bi» zum 28. dieses Monat- Nach, mittags ö Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtlich« Angebote abzu- lehnen. Leipzig, Len 11. April 1892. De» Nath» der Stadt Leipzig I«. 1771.Straßeudau-reputati-n. Lekanntmachung. Nachdem der beim Unterzeichneten Polizeiamte angestellte Herr Lriminalcommissar Veckrr die zweite juristisch« Staat-Prüfung mit Erfolg bestanden hat, ist demselben d«» Dienstprädicot „Affeffor" betgelegt worden. Leipzig, am iS. April 1892. Las P«li»eta«t der Stadt Leipzig v. 8. 1356.Bretschuetder. Lekanntmachung. Di« Leuchtkraft de- städtischen Leuchtgases betrug ln der Zeit vom 4. bi» 10. diese» Monat» im Araandbrenner bei 150 Litera siSüdlichem Lonsum da» I8^sach« der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von bl) Millimeter Flammenhöhe. Da» specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,441. Leipzig, am 12. Avril 1892. De« Aattz» Deputats«» zu de« Gasanstalte». Städtische Gewerbeschule. Die AaSftrltma der Lchtilerardelten findet »«« 14. »«» »tt 18. April ». za., v«r»tttagS »«» IG dt» Mittag» 1 Nhr in sjinmllichen Räumen de» Aaste» ttgebäudes, Wächterstraße 18, statt flum Besuche derselb«» beehrt sich im Namen de» Lehrerkollegium- ergebenst einzuladen Leipzig, de» 12. April 18W. Per Dtrect,r: vr. Ludw, Rieper, JnsertiorrSPrsl-' Dir 6gespaltene Petitzeile LO Pfg"^ Reklamen unter dem Redaction-strich s4g» spalten) 50-4, vor den Famtliennachrichte» (d gespalten) 40/4- Größere Schriften laut n»sere» Preis- verzeichuib. Tabellarischer und Ziffern)«» »ach höherem Tarif. Extra-vetlagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderuna ^ll SO.—, mit Postbesürdernng 70.—. Änuahmeschlilß fir Inserate: Abead-AaSgabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag« tUhr. Soun- und Festtag« früh 9 Uhr, Bei den Filiale» und «»nähmest»!!» je Rn« halbe Stund« früher. Inserate find stet» -u di» Expedtti«» zu richten. Druck and Verlag von E. Pol» i» Leipzig Donnerstag den 14. April 1892. 86. Jahrgang Bekanntmachung. Ja der Baneeternedmer Kranz Matzler schen LoncurSsach« bat der «enieinschllldaer, Bauunternehmer Arauz Mahler Hierselbst, die iinsiellung de« Concursnerfahrnn« beautragt Dieser Antrag und die zusrimmeaden LrNtrnnge» der Loncurtglänbiger sind tn der Gerichttschreiberei 1, Zimmer Nr. 9, während der Dienstftnndea jede» Tage« von 11 bä« 1 Uhr vormittag« zur Einsicht der lancnrlglLnbiger imd sonstigen gletheiltgten atedergelegi, «Rßmsti». »« 10. A»L 18V2. «W«su«- NattS^richt. «dt». I. Lekanntmachung. Bon Montag, den 11. April, ab befinden sich die Nniversitäts-Frauenklinik, das neue Trier'sche Institut und sowohl die unentgeltliche Sprechstunde, von 2—8 Uhr Nach, mittags, als GebmtSdülsltche Poliklinik Ttrphanstratze 7, Ecke der Stephan- und Liebigstraße. Leipzig, den 8. April 1892 Die Direktion der UiiiversitätS-Arauenklintk. Prof, Vr. Zweifel. Lekauntmachung. Auf den Antrag der legitimirle» Erben deS eingetragenen Eigen- thümcrs Ferdinand Lchlnrick zu Schrenz sollen die zum Nachlaß desselben gehörigen Grundstücke, und zwar: ». das im Grundbuche von Schrenz, Band l, Blatt 16, verzeichnet« Freigut Nr. 16 mit Drescherhau» Nr. 16», Geb,- Str.-R, Nr. 9 und 10 nebst Garten, 290 Thlr. Reinertrag, sowie Gemarkung Schrenz, Plan 86 und Plan 6, Acker 52 1»» 54 » 10 gm groß, 1103,64 Thlr. Reinertrag, und Gemarkung Zörbig vom Plan Nr. 729, Wiese 1 ü» 44 » 50 gm groß, 22,64 Thlr. Reinertrag, b. die im Grundbuch« von Schrenz, Band II, Blatt 21, verzeichnet« alte Scheune Nr. 21, Geb.-St.-R. Nr, 14, 40 Thlr. Rein- ertrag, c. das im Grundbuche von Brachstedt, Band I, Blatt 6, verzeichnet« Grundstück: Gemarkung Brachstedt, Plan 137, 7 ü» 31 a 80 gm groß, 311 78 4 Reinertrag, am 28. April 1892, vormittags 9 Nhr, vor dem Unterzeichneten Gerichte a» Äerichtsslelle im Zimmer Nr. 2 freiwillig ösfenllich meistbietend verkauft werden. Auszüge au« de» Steuerrollen, beglaubigt« Abschriften der Grundbuchblätter, die Bersteigerungsbedingungen, sowie andere, die Grundstücke betreffenden Nachweisnngen können in der Gerichts- schreiberei, Zimmer Nr. 4, eingeschen werden. Zörbig, am 25. Februar 1892, Königliches Amtsgericht. Die Organisation des Anarchismus. Die Anzeichen einer allgemeinen anarchistischen Bewegung, Welche von einer Ccntralstclle auS geleitet wird, mehren sich, "u den .Kundgebungen einer kosmopolitischen anarchistischen Gesellschaft, eine- Vereins der polnischen Anarchisten und dem Handbuche für den wahren Anarchisten hat sich neuerdings ein Schriftstück gesellt, welche« in Lausanne gedruckt und in ganz Italien verbreitet worden ist. DaS Schriftstück enthält die Mitlheilung, daß die Gründung einer internationalen revolutionairen Bereinigung gelungen sei, welche alle ent schlossenen Anarchisten umfasse. DaS Programm der sofortigen Action kündigt die Bildung von Banden an, die, in Bergen und Wäldern versteckt, bald Masse» von Deserteuren auS dem Heere heranziehen würden. Für die Actio» in den Städten ist Dynamit als ZerstörungSmittel vvrgeschriebcn, sür daS Land sind Feuerwaffen als ausreichend befunden worden. Nach den Erfahrungen der letzten Wochen scheint es aller dingS, als ob die Periode der theoretischen Erörterungen ab geschloffen wäre, wie eS in dem Schriftstück heißt, und daß der bewaffnete Ausstand die Herrschaft angetreten habe. Tie fast gleichzeitigen Anschläge f>, Spanien, Frankreich, England und in der preußischen Provinz Posen, die fortdauernden Meldungen über Diebstähle von Dynamit, die Entdeckung von Werkstätten zur Herstellung dieses Sprengstoffs und von Anweisungen zur Verarbeitung von Bomben und Spreng, röhren lassen fast keinen Zweifel darüber, daß die intev nationale Organisation des Anarchismus kein Hirn- aespinnst ist, sondern greifbare, durch Thatsachen bewiesene Wirklichkeit. Nur in einem Puncte scheinen die Ergebnisse der anarchistischen Wühlarbeit hinter den gehegten Erwar tungen zurückgeblieben zu sein, nämlich waS die Zahl der zi Gebote stehenden Kräfte anlangt. Vom Glück sind die Erst lingSversuche der anarchistischen Action auch nicht begünstigt gewesen, die Schuldigen sind fast überall sogleich ermittelt und bestraft worden, wie in Xercs und Walsall, oder sie sehen ihrer Bestrafung nock entgegen, wie Devac und Ferreira in Madrid, Ravachol in Paris und andere Anarchisten in Bel gicn und Italien, Wenn eS erlaubt ist, auS dem bisherigen Bor gehen der entschlossenen Anarchisten aus die kommenden Ereignisse Schlüffe zu ziehen, so scheint eS, daß die Rollen den in dem Manifest von Lausanne gegebenen Weisungen entsprechend verthcilt sind, aber daß eS bisher an auSsührenden Werk zeugen fehlt, und daß eben dieses Manifest die Bestimmung hat, sür die Sache deS Anarchismus zu werben. Diesem Zwecke soll offenbar daS Versprechen dienen, den Anarchisten welche zur Ausführung irgend eines anarchistischen Planes Geld nothig haben, solches zur Bersügung zu stellen. Die Organisation ist vorläufig noch in ihren Anfängen begriffen, und eS ist gut, daß die Einleitungen dazu ganz offen betrieben werden, eS wird dann keiner allzu großen Mühe bedürfen, um dem Uebel mit wirksamen Maßregeln entgegen zu treten. Die Führer rechnen auf starken Zuzug von den Armeen, um fliegende Anarchistencorps in Wälder» und Bergen zu bilden. DaS klingt romantisch, entbehrt aber der festen Grundlage, denn so gelockert ist die DiSciplin selbst im englischen Heere noch nicht, daß die Soldaten solchen Verlockungen Folge leisten sollten; in Italien dürsten wohl nur in ganz vereinzelten Fällen einige Gimpel aus den Leim gehen. Obwohl die Sache keineswegs leicht zu nehmen ist, so glauben wir doch zuversichtlich, daß dir SichcrhritSbrhörden fast aller europäischen Staaten ausreichend find, um den An fängen anarchistischer Gewalttbätigkrit mit voller Thatkrafl zu begegnen und ihnen den Geschmack an weiteren Versuchen zu verderben. Ein besondere- Reizmittel mag für ezaltirte Naturen darin liegen, daß dir zur Ausführung anarchistischer Anschläge auSgewahltrn Personen eine Art von Märtyrer- thum auf sich nehmen, daß sie nichk persönliche Vortheilt dabei anstrrben, sondern sich bereit erklären müffen, für den all gemeine» Zweck daS Leben in die Schanze zu schlagen. E- lirgt darin etwa- von dem Wesen einer Ebarlotte Eorday oder eine- Sand, deS Mörder- Kotzebue'S, die anarchistischen Acteure sollen in den Glauben versetzt werden, oder sie be> finden sich zum Theil schon darin, daß sie als Wohlthätrr der Menschyeit Handel», wenn sie sich an dem Werk der all gemeinen Zerstörung bethciligen, aus welchem dann die Welt als Phönix neu erstehen soll, Aus diesen idealen Standpunct kann sich der bestehende Staat nicht stellen, er muß sich seiner Haut wehren und alle zu Gebote stehenden Mittel anwcnden, um dem ZerstorungS- eifcr der Anarchisten Schranken zu setzen. Zum friedlichen Gedankenaustausch eignet sich der Anarchismus ">cht; eine Bewegung, welche die gewaltsame Zerstörung deS Bestehenden von vornherein als Zweck anstrebt, steht nicht auf neutralem Boden, sie hat bereits ihre Unvereinbarkeit mit den lebendigen Verhältnissen so rückhaltlos erklärt, daß eS dagegen keine Be- rufung an den gesunden Menschenverstand mehr g>cbt; vier kann nur der Satz zur Richtschnur genommen werden, daß man Gewalt mit Gewalt vertreiben muß, und daS wird denn auch hoffentlich mit solchem Nachdruck geschehen, daß die Herren Anarchisten bald ihr Unvermögen erkennen werden, auf diesem Wege zum Ziele zu gelangen. Wir zwciseln nicht daran, daß cs in allen europäischen Staate» nicht an catilinarischen Existenzen fehlt, welche für den Anarchismus als den letzten AuSweg gewonnen werden können, sich eine Zeit lang Uber Wasser zu halten, ebne tirect in das Lager der Verbrecher von Beruf überzugehen. Die Schandtbaten des Anarchismus sind bis zn einem ge wissen Grade mit dem Nimbus dcö Eintretens für einen be wegenden Zeitgedanken nmgeben. Karl Moor ist ja auch ein Weltverbesserer, und Kolbas ging unter die Stegreisntter, weil er auf glltli hci» Wege sein Recht nicht sinken konnte. Es besteht eine gewisse Aehnlichkcit zwischen den anarchistischen Ausschreitungen und de» Thaten, welche dem Drang nach Freiheit und Achtung der Menschenrechte ihre Entstehung in der Vergangenheit verdankten; auch die Helden des IayrcS 1793, die Nobespierre, Marat und Danton, rechneten sich nicht unter Verbrecher, sondern fühlten sich als die Voll trecker der anSgleichende» Gerechtigkeit. Trotzdem wird die Organisation des Anarchismus in dem Sinne, wie sie von den Führer» der Bewegung beabsichtigt ist, kaum jemals gelingen, dazu sind denn doch unsere Sicherheits behörden und unsere Gerichte noch ausreichend, um solchen Acußerunzen deS Wahnsinns die Wege zn weisen. Dem SocialiSmuS kann man zugcstehcn, daß der Gedanke des Ein tretens Aller für daS Wohlergehen der Gcsammlheit rin Kind unserer Zeit mit Maschinen und Elektricität, mit Uebcrvölkerung und einer gewissen allgemeinen Bildung ist. Auf dieser Grundlage lassen sich Reformen aiistrebcn und durchsetzen, wie wir sie auf socialpolitischem Gebiete schon in sehr wirksamer Form aufznwcisen haben. Aber der Anarchismus kann solchen An- prnch aus Beachtung nicht erheben, er verschmäht jeden Aus gleich, welcher an die vorhandene EnlwickclungSstuse anknüpst, er will etwas durchaus Neues aufriüsten, wie der Oe,»trat social Rousseau'-, er will aus die Anfänge zurückgchcn, ohne das neue Gebäude von Staat und Gesell schaft in irgend eine Beziehung zu dem Zerstörten zn setzen. DaS ist natürlich toll, «her cS ist noch niemals gelungen, einen Wahnsinnigen davon zu überzeugen, daß er cS ist, weil damit zugleich die Geisteskrankheit, die man bekämpfen will, gehoben sein würde. Der Anarchismus ist in der Thal eine chwerc Geisteskrankheit, a» welcher eine Anzahl Verzweifelter leidet, weil sic darin daS Mittel zur Beseitigung aller Uebel gesunden zu habe» glauben, an welchen sie selbst leiden, und von denen sie amichmen, daß die Mehrzahl der Menschen daran leide. Diese Krankheit halten sie irrlhümlich sür einen bewegenden Zeitgedanken, aber Pulver und Blei, wo mit sie selbst operiren, wird sie bald von dieser Krankheit heilen * Militairisches. Ueber die Geschoßwirkung, welche jüngst durch das Bc- lehrungsschikße» der Jnseiiterieschievschuie in Berlin i» Gegenwart einer Anzahl höherer Osficiere und Aerztc seslgeficllt wurde, erfährt ina» nachträglich noch folgende Einzelheiten: Geschossen wurde aus 50 und 60 m Entfernung. Die Zielpuncte ivaren verschieden: sie de- standen in Baumstämmen aus Eiche», 45cm stark, und Tannen, bäumen, 52 cm stark; ferner aus drei hintereinander ausgrsielltcn Eichcnbalken zn 30 cm; in verschiedenen Kasten a»S einzölligen Kiehnenbrctlern, 1 m lang, '/« m breit und m hoch, verschiedent lich gefüllt mit Sand, Nasen, Dünger oder Moorerde; ans Mauern, ei» und zwei Mauersteine stark, aus einer Eisenplalte 6 mm stark, und auS Bohlenwänden 0,025 m stark mit 0,25 m Abstand, 0,20 »> gefüllt mit Sand. Alle diese Zielpuncte, die Kasten der Länge nach wurde» durchschlagen, wvbei die Geschosst nicht vernnstaltct wurden Außerdem wurde nach Thierkörpern (Pferden, Kühen) geschossen aus Gewehren 88 und 71/84 zum Vergleiche, wie verheerend die Treffer der alten Gewehre am Knochenbau gewirkt haben gegen das Gewehr 88. Erster« zersprengten sehr häufig vollständig den ge- troffenen Knochen, während die Treffer deS Gewehre- 88 entweder vom Knochen abvrallten oder ihn nur durchlöcherten. Man kann annehmen, daß die jetzige» Geschoffe fünf hintereinander ausgestellte Glieder durchschlage» werden. Zu dem dieser Tage veröffentlichten Artikel über das Fahr rad im Heere wird uns mitaetheilt, daß der Fabrikant Kleyer in Frankfurt a. M. (Vertreter O. F. Eule, hier) sowohl für da« preußische als auch da- österreichische Heer seine Adler-Fahrradwerke liefert. * In FranzenSbad ist ein vom dortigen, unter dem Pro tektorate des Feldmarschall- Erzherzog Albrech« stehenden Enrverein gegründetes Militair-Lurhaus eröffnet worden. * Die Ueberweisung de» für die Garnison von Paris zum Ersa des MarSfeldes bestimmten großen Uebungsplayes bei Js>„ stößt aus neue Schwierigkeiten, welche die seit süns Jahren schwebenden Vorbereitungen noch weiter hinzuziel>en drohe». Die Gemeinde Jssy verlangt jetzt sür die Uebrrlaffung der den Platz kreuzenden Wege und ihrer auf demselben befindlichen Anlagen und Einrichtungen ein« Entschädigung von 1500000 Francs. * Nach 12iährigerDienstzeit erhalten sämmtlich« Unterofsiciere der italienischen Armee das Anrecht ans eine beim Ausscheiden au« dem Dienst zahlbare Prämie von 2000 Lire, die de-Train« noch 16 Dienstjahre» aus eine solche von 3000 Lire. AuSnahms- weise können diese Prämien, mit besonderer Genehmigung de» Krieg«, minister«, an solch« Unterofsiciere, welche über >enen Zeitpunkt hinaus im Dienst bleiben, auch schon vor ihrem Ausscheiden gezahlt werden Unterofsiciere, denen nach Zurücklegung ihrer fünfjährigen Dienst, verpsiichtnng die Capiiulation mit LöhnungSzuschuß zugestanden wird, erhalten bei Abschluß derselben »ine Beibllfe von 100 Lire Wird ein solcher vor Beendigung von IZ Dienstjahren dienstuntauglich, ohne daß er Anspruch aus Pension hat, so erhält er eine Entlassung«. Prämie von 800 Lire sgr jede« vollendete Dtensijahr. Ein Unter- osficier endlich, welcher zum Officler befördert wird, erhält bei seiner Ernennung bei achtjähriger Dienstzeit 500 Lire und für jedes dar über hinaus zurückgelegte Ticnsljahr 200 Lire bis zur Grenze von 2000 Lire. DaS Militairbudget tn Rumänien sür 1892 beträgt 38 982 047 Lei, also 626 449 mehr als im vergangenen Jahre. Diese Mehrausgabe ist hauptsächlich durch die Vermehrung der Feldartillerie um 4 Regimenter zu 6 Batterien veranlaßt. k)ie Gesammtzahl der Batterien beträgt vom 1. April an 72 und zwar zählt jede» ArmeecorpS von da an 8 Regimenter zu 6 Batterien, wovon im Kriege zwei die Division«arttllerien, eine« die Lorpsartillerie zu bilden bestimmt ist; unter den Batterien der letztere» befindet sich eine reitende. Da« Regiment LorpSarttllerie wird von einem Oberst, die Divisionsregiinenter von einem Oberst- Ueuteuaiit befehligt; die Abtheilunge» deS ersteren von einem Obersllieuienaiit uud einem Major, der letztere von zwei Majoren. Ferner werden zwei neue Festungsartillcrie-Compagnien errichtet und der Etat der Sergeanten dieser Waffe vermehrt, nm eine ge- »iigende Zahl von Eommandantea sür dir Panzerdrehthürme zu haben. Litzllilg der Stadtverordnete». Vorläufiger Bericht. * Leipzig, 13. April. Den Vorsitz führte der Vorsteher Herr RechtSanwalt Iustizrath vr. Schill. Am RalhSlischc an wesend die Herren Oberbürgermeister vr. Georgi und Bürger meister Iustizrath vr. Tröndlin, sowie die Stadtrathe Herren R am d o hr, S ch m i d t, vr. Wangemann, vr. Fischer, Dodel und Grüner. Vor Eintritt in die Tagesordnung brachte der Vorsteher eine mit zahlreichen Unterschriften versehene Petition von Bewohnern dcS Bororlcö Plagwiy zur Verlesung, in welcher aus den höchst bedenklichen Zustand der Schleusten in dortiger Niederung hingewiesen wird, ein Zustand, der ur Luslverpcstung führe und sogar eine Verwüstung des ürteS befürchten ließe. Die Petenten bitten um AuS- Uhruna verschiedener Arbeiten behufs Abhilfe der Ucbclstände. )err Oberbürgermeister vr. Georgi bemerkte hierzu, daß der ungünstige Zustand der Schleußcnverhältnissc in Plagwiy anerkannt werden müsse, doch sei die Stadlaemcinde hierfür nicht verantwortlich, denn sie habe die Schlcußen so über nommen, wie sie jetzt sind. Mittheilen könne er hierzu, daß daö RathSplenum in seiner heutigen Sitzung beschlossen habe, den Bau der zweiten südlichen Borfluihschleuße demnächst in Angriff nehmen zu lassen; der Bau des DuckerS von der MÜdler'schen Fabrik an solle sofort beginnen. Herr RegicrungS- dauincister Goetz dankte für die Fürsorge deS RatbeS und machte die Eingabe zn der seinigen, um die Erörterung derselben im Oekonvmic Ausschuß zu veranlassen. Vom Herrn Vorsteher wurde sodann eine Eingabe des Vereins für die Geschichte Leipzigs verlesen, i» welcher darum gebeten wird, bei Ausstellung der Baupläne des Grassi- MuseumS darauf bedacht zu sein, daß die werthvollen und interessanten Sammlungen deS Vereins in dem neuen Museum Play finden. Ferner machte der Herr Vorsteher Mittheilung von einer Eingabe der Herren Pölich, Minckwiy u. Gen., in der gegen den Rathsbeschluß, betreffend die Verlegung der Meß-Schau buden auf den Fleischerplatz, pctitionirt wird. Herr Kauf mann Geest machte diese Eingabe zur seinigen, worauf deren Verweisung an den Finanz -luSschuß erfolgte. Endlich gab der Herr Vorsteher noch bekannt, daß Herr Kaufmann John die Eingabe der Obst, und Gemüsehändler (den Handel im Umbersabrcn einzuschränken) zur seinigen gemacht hat und die Verweisung der Eingabe an den VcrfaffungS-AuSschuß er- olgt ist. In die Tagesordnung eintrctend, genehmigte das Collegium die beantragte Ausführung von Erweiterungsbauten an dem klinischen Hörsaale »eben dem städtischen Krankenhaus«. Der Bau erfolgt ans Kosten der Universität; daö Areal verbleibt tädtisches Eigcnthum. Zu den Specialconten der Gasanstalten erstattete Herr Schlosserobcrmcister Oedler eingehenden Bericht. Demselben ist u. A. die Thatsachc zu entnehmen, daß, wenn keine Er mäßigung der Gaspreise stattgefunden und in Folge des NciibaucS der I. Gasanstalt sich nicht so hohe Abschreibungen nöthig gemacht hätten, dann ein Ueberschuß von 1 600 000 zu erwarten stände, anstatt, wie jetzt, nur 628 000 Die Specialconten liebst Anhängen wurden genehmigt. AnS Anlaß dcS voni 2<>.—23. April hier stattfindenden XI. CongresseS für innere Medicin bewilligte da- Collegium eine» Betrag von 2000 .^k Dem Verein „Sportplatz" wurden die sog. Gabrlwiesen behuss Anlegung einer Rennbahn sür Radwettfahren unter der Bedingung aus 6 Jahre pachtweise überlassen, daß bei Rückgabe das Areal in seinen früheren Zustand versetzt wird. Aus Ansuchen dcS Vereins zur Errichtung einer Kinder- bewahranstalt in der Andreasgemeindc wurde der östlich hinter der AndreaSkirche, zwischen der Hardenberg- und Scharnborststraße liegende Bauplatz von etwa 1250 Quadrat meter Fläche zur Erbauung der Anstalt für den Preis von lo Mark pro Quadratmeter überlassen. Bedingung ist, daß ein dreistöckiges Vordergebäude errichtet wird. Auch hat sich die Stadtgemeinde da- Vor- und WiederkausSrecht Vor behalten. In Betreff der Erbauung deS Grasst-MuseumS beantragt der Rath, das Areal der alten Handelsschule und RupprrrS Hof als Bauplatz zn genehmigen und dem zuzustimme», daß die auf diesem Areal oefindlichen Gebäude als bald aus Abbruch versteigert werden und der Erlös der Grasst - Stiftung zugesührt wird, wie ferner auch den Rath zu ermächtigen, den Zuschlag nach seinem Ermessen ertheilen zu dürfen. Der deigesügten RathSvorlage ist zu entnehmen, daß die Baukosten sich auf rund 920 000 belaufen sollen. DaS zur Verfügung siebende Vermögen der Grasst-Stiftung belaufe sich augenblicklich im Nennwerthe auf 1 240 700 im CourSwcrthe auf 1 464 000 so daß noch ein sehr beträchtlicher Reservefonds verbleibe. Von den Ausschüssen wurde hierzu beantragt: „die Be schlußfassung Uber die RathSvorlage zunächst au«zusri»en unv den Rath zu ersuchen, dem Collegium baldthunlichst einen Finanzplao über die Verwaltung d«S Grasst-MuseumS vor- zulrgen." Im Verlause der sehr ausgedehnten Debatte wurde von Herrn Rechtsanwalt vr.Pa ns a der Antrag gestellt, di« Vorlage
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite