Suche löschen...
Das Schiff
- Bandzählung
- 1925
- Erscheinungsdatum
- 1925
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-22.1925
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192500004
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19250000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19250000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 2, Februar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nicht des befonderenKunftwertes wegen, fondem wegen ihrer Bedeutung als Dokumente der kulturellen Entwick lung der fudetendeutfchen Arbeiterfchaft. Mit dem Aufftiege der Bewegung / mit dem Erftarken der Organifationen verklangen dieDichtungen proletarifcher Poeten immer mehr. Aus den Dichtern wurden Journali lten. Was es an Begabungen im Proletariat gab, das wurde der Parteiarbeit dienftbar gemacht, jener aufreibenden, jeden Abend und jeden Sonntag verfchlingenden Partei arbeit, die keine Stunde frei gibt zur Selbftbefinnung, zur Einkehr in ftch felber. Nur wenige rangen ihren Organi- fationsverpflichtungen doch ein paar Stunden zum »Sin nieren undTräumen und Dichten« ab und hatten Spann kraft genug, in diefen mühfam gewonnenen Stunden fich als Dichter zu verfuchen. Zwei Namen find da vor allem zu nennen: Ferdinand Hanufch und Franz Grundmann. Der Textilarbeiter Ferdinand Hanuldi, der große Ge- werkfchaftsführer, Sozialpolitiker und fpätere Staats- fekretär der Republik öfterreich, hat in einer Reihe von Erzählungen, hauptfächlich aber in feinen beiden »La zarus«-Romanen, proletarifche Schickfale zu gehalten verfucht. Aber auch er fand keine eigneForm,es fehlt feinen Werken die pfychologifche Vertiefung, feiner Sprache die Eigenart. Es mangelte ihm ganz ficher nicht die Be gabung, aber der Kämpfer und Politiker nahm dem Dich ter die Muße und die Kraft. Franz Grundmann war Glasfchleifer im Ifergebirge, einer der Organifatoren der deutfchböhmifchen Glasarbeiter, und bis zu feinem Tode (I92.I) der Kaffier ihres Ver bandes. Ein Menfch, der mit folcher Liebe an den Bergen feiner Heimat hing, wohl auch an dem eigenartigen Volk- lein der Glasfchleifer, daß er es nie lange in der Fremde aushielt. Nicht einmal ein paar Tage lang. Er fchrieb - in ifergebirgfcherMundart-zahllofe Skizzen und kleine Ge- fchichten, fehr fcharf die leicht- und leider auch fehr kurz= lebigen Glasfchleifer charakterifierend, Gefchichten voll milden, überlegenen Humors. Vielleicht das Befte, was er fchrieb,find feine» Gefchichten aus dem AltenTeftament«, meiner Überzeugung nach wertvoller als Rudolf Greinz’ vielgelefene »Tiroler Bauernbibel«. Diefe Gefchichten er- fchienen in Buchform, ebenfo eine Sammlung feiner »Ge fchichten und Narreteien aus dem Ifergebirge« unter dem Titel »Im Schleiferland’l«. Daß fie mundartliche Dich tungen waren, hinderte wohl hauptfächlich ihre weitere Verbreitung. Aus jener Zeit um die Jahrhundertwende, da die fu- detendeutfche Arbeiterbewegung fo mächtig anwuchs, klingt in unfreTage herüber auch derNameWenze///o/e£s. Er war keinDichter,keinOrganifator, kein Politiker. Doch fein Buch »Eebenserinnerungen eines deutfch-tfchechifchen Handarbeiters« ift eines dermeiftgelefenen,von Arbeitern gefchriebenen Bücher. Es ift, ganz fchlicht und einfach er zählt, ohne dichterifchen Schwung und ohne Bemühen, »poetifch« zu werden, die Gefchichte feines Lebens, die Gefchichteeinestfchechifchen Arbeiters,deranderSprach- grenze und dann im deutfehen Siedlungsgebiet heran- wächft und arbeitet. Ein Buch, das mehr über das Ar beiterleben fagt, und es wuchtiger fagt, als mancher foziale Roman. — WenzelHoleks Sohn, Heinrich H0lek, der einige Jahre als Parteijournalift in Auffig tätig war, ift jetjt Redakteurin W^ien, aber doch mehr als Redakteur, auch ein StückDichter,wenngleich er nurErlebtes undErfchautes fchildert.EineSammlung feiner fchönenSkizzen ift eben jetjt unter dem Titel »Vom Kreuzweg des Lebens« erfchienen. Damit find wir fchon in die Gegenwart gelangt, aber nicht auch zu einer Höherentwicklung der deutfehen Arbeiter dichtung in der Tfchechoflowakei. Einen deutfehen Ar beiterdichter von Bedeutung haben wir nicht - und es gibt unter den fudetendeutfchen Dichtern auch nicht einen, derdemProletariatundderArbeiterbewegungnahefteht. Ob fie in Deutfchland oder öfterreich leben, die aus den fudetendeutfchen Gebieten ftammenden Dichter - fofem fie fich noch mit der Heimat und ihrem Volk verbunden fühlen, nehmen fie nur teil an deffen nationalem Leid. Sie und jeder junge Dichter, der unter den Sudetendeutfchen erfteht, fehen nur die nationale Unterdrückung ihres Volkes,die nationale Bedrohung ihrer liebenHeimat,und keiner, keiner fieht, daß es auch innerhalb ihres Volkes Unterdrücker und Unterdrückte gibt, daß der deutfehe Arbeiterauch alsArbeiter unfrei ift. - Selbft Dichter, denen foziale Einficht abfolut nicht fehlt, wie der früh verftorbene Fbummercr, der im Kriege gefallene junge F. Bernt, der proletarifcher Abftammung war, und der Ifergebirgs- dichter Guftav Beutelt vermengen in ihren Romanen feit- fam foziale Erkenntnis mit nationaliftifcher Phantafterei. Warum nun aber bringt das deutfehe Proletariat in der Tfchechoflowakei keine Dichter hervor? Diefes feit vielen Jahrzehnten fozialiftifche, kampfgewohnte, tüchtige Pro letariat? Diefer Mangel - es ift ein /Mangel, denn damit ift bewiefen, daß diefes Proletariat noch nicht die Kultur höhe der Arbeiterklaffe Deutfchlands erreicht hat - ift bedingt durch die Schwierigkeiten der geiftigen und kul turellen Entwicklung der deutfehen Arbeiter in der Tfchechoflowakei. Es gibt keine deutfehe Großftadt in diefem Staate und darum auch keingroßftädtifches deut- fches Proletariat. Die Arbeiter wohnen auch nur zum ge- ringften Teile in den vielen deutfehen Kleinftädten, fon- dem fiedeln in vielen hundert Induftriedörfern. So muß fchon ihre Schulbildung dürftig fein. Nur verhältnismäßig wenige — wenige im Vergleich mit der Maffe - hatten die Möglichkeit, ftädtifche Bürgerfchulen zu befuchen. Die meiften gingen nur durch die, oft nur fehr niedrig organi- fierten Dorfvolksfchulen. Die Bildungsmöglichkeiten für Erwachfene find gering. Die Schulen und Kurfe, in denen fo viele Großftadtarbeiter nicht nur Wiffen fammeln, fondern auch ihr Weltbild erweitern, gibt es in den Indu-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder