NUMMER 3 MÄRZ 19£5 Beiblatt DELTYPOGLAPHLTCHEN Mitteilungen SCHRIFTLEITUNG: ERNST PRECZANG, BERLIN SW47 DREIBUNDSTRASSE 9 DER STOFFDRUCK ALS VORLÄUFER DES BUCHDRUCKS VON ING. P. MAX GREMPE (BERLIN-FRIEDENAU) nter den Schäden des Deutfchen Buchgewerbe- Mufeums in Leipzig verdient aus mehrfachen . .Gründen die Abteilung Zeugdruck befondere Beachtung. Als Grundftock für diefen Teil dient die von Dr. Foß in Straßburg angekaufte Zeugdruck-Sammlung mitpOoObjekten.Diebishervielfach niditgewürdigteTat- fache/ daß der Zeugdruck eineVorftufe der Buchdrucker- kunft war/ wird nun in Leipsrig deutlich dokumentiert und rechtfertigt ein kurzes Eingehen auf die hiftorifche und technifche Entwicklung des Zeugdrucks an diefer Stelle. Intereffante Funde vorgefchichtlicher Töpferfcherben ha ben denBe weis geliefert/daß fchonderUrmenfchfeineTon- gefäße versierte. Die einfachfte Form dieferVerfchönerung ift in der Weife durchgeführt worden, daß der Menfch je ner Zeiten kleine Holsftäbchen von dreieckiger oder kreis runder Form in das noch weiche Material der Gefäße drückte. Diefe einfache Art der Mufterung war in der Stein- und Bronseseit fehr verbreitet. Jedoch nicht lange genügten diefe primitiven Eindrücke dem erwachenden künftlerifchenSchöpfungsgeiftderMenfchen. Bald wurden befondersUrnen ausTon und ausBronse mit Darftellungen vonTieren und AFenfchengefchmückt.Diefes Verfahren er fuhr im Laufe der Zeit Vervollkommnung bis sur mecha- nifchen Vervielfältigung ganser Gruppenbilder. Mittels Bilddruckform fertigte man s. B. in altägyptifcher Zeit die Nachahmungen des heiligen Käfers, des etwa 40 /Milli meter langen Skarabäus an. Bei diefer Art der Formen- gebung brauchte man nur ein geeignetes Material, aber keinerlei Farbe. Doch der Schaffensdrang des Menfchen ging weiter. Ge webe der verfchiedenen Art, fowie Papyrus und Perga ment wurden versiert. Hiersu bedurfte man aber der Farbe. Der Vorläufer des Golddruckes, die Bemalung der Stoffe mit Pinfel und Farbe trat auf. Ein aufgefundenes Sargtuch, das etwa 400Jahre vor Chrifti angefertigt wor den ift, hat mit dem eben erwähnten Arbeitsverfahren feine Ausfchmückung erhalten. Diefes Gewebe seigt weiß ausgefpart auf fchwarsemLIntergrunde griechifche Schrift- Seichen, Figuren und Ornamente. Hätte uns nicht der Hiftoriker Diodorus Siculus, der sur Zeit Julius Cäfars und Auguftus’ 40 Bücher feiner »Hiftorifchen Bibliothek« fchrieb/berichtet/daßdie Gallier buntbemalte Stoffe lieb ten, fo wüßten wir jetjt dennoch, daß su jener Zeit der artige Zeuge überhaupt angefertigt wurden. Aus dem Gräberfelde der alten Stadt Achmim in Oberägypten haben wir nämlich Stoffteile ausgegraben, die heute noch erkennbare mehrfarbige Streifen aufgemalter Befchaffen- heit aufweifen. Diefe Technik der Stoffversierung wurde auch noch im /Mittelalter angewendet. Da aber die Stoffbemalung eine fehr seitraubende und dennoch recht unvollkommene, auch den feineren Kunftgefchmack wenig befriedigende Arbeitsweife war, fo drängte der Menfchengeift auf Ver vollkommnung. Der Gedanke, mit einem mechanifchen Vcrvielfältigungsmittel die Stoffe fchneller,beffer und voll kommener su bedrucken, war um fo naheliegender, als ja bereits die Stempel sur Versierung der Gefäße ufw. ein Vorbild für die erftrebenswerte Verbefferung des Zeug drucks abgaben. Die Dekoration von Stoffen ging denn auch bald in derWeife vor fich, daß man die hervorragen- denTeile des in eine harte Subftans gefchnittenenMufters mit Farbe beftrich, um nunmehr diefe Versierung mittels Aufdruckens auf das Zeug su übertragen. Wann, wo und von wem diefe für den Zeugdruck epochemachende Er findung der Menfchheit gefchenkt wurde, darüber haben die bisherigen gefchichtlichen Forfch ungen noch nicht den Schleier gelüftet. Sicher wiffen wir, daß mindeftens in der erften Hälfte des 6. Jahrhunderts n. Chr. der Stoffdruck ausgeübt wurde. In dem Grabe des heiligen Cäfar, der im Jahre 543 als Bifchof von Arles ftarb und mit den Abseichen feiner Würde be graben wurde, ift nämlich unter andern wertvollen Sachen