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Das Schiff
- Bandzählung
- 1925
- Erscheinungsdatum
- 1925
- Signatur
- Z. 4. 6055-22.1925
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192500004
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19250000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19250000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 4, April
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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Beiblatt DerTypogeaphltchen Mitteilungen SCHRIFTLEITUNG: ERNST PRECZANG, BERLIN SW47 DREIBUNDSTRASSE 9 AUS DEN JUGENDTAGEN DES NATURALISMUS PERSÖNLICHE ERINNERUNGEN VON JOHN SCHIKOWSKI as Schickfal hatte mir befchieden, als Front kämpfer in zwei großen künftlerifchen Revolu tionen mitzufechten: in der, die vor einem Men- fchenalter den Sieg des Naturalismus vorbereitete, und in der expreffioniftifchen Bewegung unfrerTage. Die Erinnerung an die erfte ift die fchönere. Rag es an der vollfaltigeren Eebensnähe und der ftarken fozialiftifchen Einftellung des Naturalismus, oder lag es daran, daß idi damals jung war und ?um erftenmal Gelegenheit hatte, mit W egbahnem und F ührern des geiftigenEntwicklungs- ganges in perfönlicheFühlung zu kommen? Wenn ich heute an jene Jahre zurückdenke, fo erfcheinen fie mit ihrem fchüchternenKnofpen,ihrem hoffnungsfrohen Blühen und ihren erften reinigenden Gewitterftürmen mir wie ein ewi ger Frühling. Was macht es, daß die meiften Knofpen fich nie erfchlolfen, daß viele Blüten bald abfielen ohne Frucht ZU tragen, und daß die Stürme neben dürren Äften und welken Blättern auch manches Wertvolle hinwegfegten und für lange Zeit begruben? Es war in Leipzig in der zweiten Hälfte der 188oer Jahre. Hier hatte die junge IiterarifcheKämpferfchar, die fich die » Jüngftdeutfchen« nannte, in der Zeitfchrift »Die Gefell- fchaft« ihren Alittelpunkt gefunden. Der Begründer der » Gefellfchaft «und der ältefte Rufer im Streit war der noch heute in München lebende Michael Georg Conrad. Er hatte mehrere Jahre in Paris zugebracht und fich um die Einführung Zolas in Deutfchland Verdienfte erworben. In /Mündien lernte er dann Fofen perfönlich kennen, der da mals am Ifarftrand fein Heim aufgefchlagen hatte und , jeden Nachmittag in einem beftimmten Cafe feine be- ftimmte Eikörration zu fich zu nehmen pflegte. Der haar- bufchige alte Herr mit den bildenden Brillengläfern faß hier einfam an einem Marmortifchchen, Journale lefend oder das Publikum beobachtend. Alle kannten ihn, und die Fremden fanden fich ein, um das nordifcheVGnder» tier am?uftaunen. Aber nur aus refpektvoller Entfernung. Denn wehe dem Unberufenen, der es gewagt hätte, am felbenTifch Platj zu nehmen! Nur ganz wenige durften fich nahen, und zu diefen Auserwählten gehörte Adichael GeorgConrad.ZolaundlbfenwurdennebenDoftojewfki die leitenden Geftirne, die den Jüngftdeutfchen Weg und Ziel wiefen. Conrad felbft war außerordentlich pro duktiv. Romane, Gedichte, Theaterftücke, theoretifche Schriften entfloffen feiner unermüdlichen Feder. In jenen Jahren erfchien kaum eine Nummer der »Gefellfchaft«, die nicht mehrere Artikel von ihm enthalten hätte. Er war ein erbarmungslofer biffiger Kritiker, der teils mit Pa thos, teils mit Ironie, immer aber mit bajuvarifcher Grob heit alles niederfäbelte, was der neuen Bewegung fich in den Weg zu ftellen fehlen. Der »ritterliche Hutten der li- terarifchen Revolution«, wie E'l'cncron ihn genannt hat, war ein auffallend fchöner Mann, der recht wohl wußte, daß die bayrifche Nationaltracht in Lodenjoppe und Kniehofen ihn befonders gut kleidete. Conrads nächfter Kriegskamerad und eineZeitlang Mit herausgeber der »Gefellfchaft« war Car/^’/ezfiü’eu.Äußer- lieh das Gegenftück ?um ritterlichen Hutten: klein, fpit?- bäuchig,pausbäckig, mit einem großen,ungepflegten Voll- bart.BleibtreuwarBerliner,einSohndesfeiner^eit berühm ten Schlachtenmalers, der den damaligen Kronprinzen, fpätern Kaifer Friedrich, auf einigen Feldzügen begleitet hatte und mit ihm im freundfchaftlichenVerkehr geblieben war. DaCarlchen gleichen Alters mit dem Erftgeborenen des Kronprinzen war, fo wurde er häufig ah Gefpiele zu ihm geladen. Der fpätere Wilhelm II. zeichnete fich fchon ah Kind durch ein ftark entwickeltes Selbftbewußtfein und einekräftigePortionSelbftherrlichkeit aus. AberCarlchen Bleibtreu war als einziser Sohn feines Herrn Papa nicht minder verwöhnt und zu herrfchen gewohnt. So kam es denn bald zu Meinungsdifferenzen zwifchen Carlchen und Wilhelm, die einmal - fo wurde erzählt - durch eine folenne, zuungunften des Haufes Hohenzollern aus«*
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