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Das Schiff
- Bandzählung
- 1927
- Erscheinungsdatum
- 1927
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-24.1927
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192700006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19270000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19270000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 2, Februar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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DAS KLASSISCHE DRAMA ene Periode, in der der Geilt des 18. Jahr hunderts nach heißem Bemühen endlich feine Sehnfucht und hochfliegenden Ge danken in Erfüllung gehen fah durch die Schöpfung großer und alles überragender Kunftwerke — jenes Zeitalter heißt man das klaffifche. Innerhalb diefer Epoche gibt es fehr zahlreiche Strömungen und Entwicklungen, zu- nächfl unklare, leidenfchaftlich vertretene Ge danken, die der Ausdruck des vorangehenden »Sturm und Drangs« find. Hinter diefer Zeit ragen die gewaltigen Gipfel Goethefcher und Schillerfcher Kunft auf. Neu gewonnene Er- kenntniffe gingen durch die literarifchen Be- Itrebungen älterer Dichter, wie Klopftock, Wieland, Leffing und Herder, und jeder von ihnen diente unter Wahrung feiner eigenen Individualität dem Gedanken von der Rüde kehr zurNatur, der von dem Franzofen Rouffeau ausgeht und im Anfang der siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts eine gewaltige neue literarifche Bewegung auslöfle. Man lief Sturm gegen alle Unnatur, verurteilte alles verflandesmäßig er worbene Wiffen, forderte dafür Achtung des Gefühls und der Empfindung, predigte agita- torifch die Befeitigung der Klaffenunterfchiede, die das naturgemäße Recht höhnten, und wagte es fogar, die Vorredite des Eigentums und des Befitzes anzutaflen. In Frankreich fchrittman zur Revolution, zur befreiendenTat; inDeutfchland verfiummte man vor der Defpotie der Fürflen und ballte den Rebellengeift in diditerifdie Auf rufe zurHumanität, in revolutionäreDichtungen, durdi die edle, freie, von aller Autorität entfef- felte Menfchen wandelten: Fault, Prometheus, Götz, Moor. Der Diditer jener Zeit entthronte den Verfiand, den gewaltigen Herrfcher in der Zeit des Rationalismus, bekannte fidi zu feinem Herzen als dem teuerfien Befitz des Menfdien und öffnete es weit dem Jammer und der Freude der Menfdiheit, um in folchen Gluten geläutert als ein wahrer Menfch aufzultehen. Zu den Dichtern diefer Richtung gehörte vor allem der Freiheitsdichter ChriftianDanielSchu- bart, ein Schwabe, der wegen revolutionärer Lieder (Fürflengruft, Kaplied) vom wiirttem- bergifchen Herzog zehn Jahre auf der Feflung Hohenasperg eingekerkert wurde. — Dichter, denen die engen Schranken der Lyrik es unmög lich machten, ihreEmpfindungen in Handlungen umzufetzen, griffen zum Drama und hatten da mit die einzige Form gefunden, das wahre Leben, die drängende Tat, zu verkörpern. Zu diefen Dichtern gehörte Reinhold Lenz mit feinem Drama »Die Kindermörderin«. Er hat einen frühen Untergang gefunden. Mit einem Drama »Sturm undDrang«hatteMaximilianvonKlinger der ganzen Richtung erfl den Namen gegeben; ein fpäteres Stück von ihm waren »Die Zwil linge«, das in einer Preisbewerbung über Leife- witz’ »Julius von Tarent« fiegreich hervorging. Shakefpeares fcheinbareRegellofigkeit ließ diese Dichter alle Rückfichtnahme auf Kunftregeln vergeffen, während ihnen inhaltlich Stillung des zügellofellen Tatendurfies fowie verzehrende Sentimentalität darzuftellen wert erfchien. Den vollkommenllen und lehrreichften Ausdruck fand diefe literarifche Bewegung in den gewal tigen Jugenddichtungen der großea Vollender der dramatifchen Kunft Friedrich Schiller und Wolfgang von Goethe. Goethes »Götz von Berlicbingen« ifl das befle Beifpielfürdie gefunden Strömungen im »Sturm und Drang«; denn diefe Geflalt verkörpert in lieh alle männlichen Ideale, das der Treue, der Wahrheit, des Mutes, körperlicher und fittlicher Kraft. Robufl und unverfälfeht erheb! fich diefer Naturmenfch vor der blaffen, zimperlichen, ver weichlichten Welt des Scheines, Luges und Truges. Zugleich klingen auch Töne aus diefem Werk auf, die jedes Arbeiterherz in Schwingung verfetzen müffen; denn dasWerk ift ganz durch tränkt von den revolutionären Anfchauungen der Zeit. Das gab auch diefem Drama feine epochale Bedeutung, ganz befonders in den Tagen felbllherrlicher Fürflengewalt. Aus der Schrankenlofigkeit der Götzdichtung flüchtete fich Goethe jedoch bald in ein kunftreich aufge bautes Bühnendrama »Clavigo«, in dem eigene Erlebniffe mit einer fremden Anekdote ver knüpft find. Und immer tiefer vollzieht fich in dem Dichter die große Wandlung: der Menfch wird zum Ariltokraten, der völlig entfremdet der Welt der Stürmer und Dränger den Rücken kehrt. Goethe, der Minifter, lieht die wahre Freude nicht mehr in Freiheit und perfönlicher Willkür, fondern allein in flrenger Pflichterfül lung, in der Befreiung von Leidenfchaft und Begierden, in der tatfreudigen Hingabe an den Mitmenfchen. Er fleht nidit mehr Armut und Niedrigkeit für den wahren Adel der Menfdi- heit an; Ruhe und Stille, vornehme Lebensweife, überlegene Behandlung der Menfchen find ihm jetzt hodizufdiätzendeVorteiledesAriftokraten, IO
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