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Das Schiff
- Bandzählung
- 1927
- Erscheinungsdatum
- 1927
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-24.1927
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192700006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19270000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19270000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 2, Februar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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der er ielbft geworden. So wird auch des Dich ters Ideal die Schönheit der Antike. In »Taffo« feiert die große Zeit der italienifchen Renaiffance ihre Wiederauferftehung, und in der aus edit griechifchem Charakter geborenen »Iphigenie« offenbart er edle Einfalt, ftille Größe, Wahrheits- liebe und Selbflentäußerung, wahre Menfchlich- keit, die er in antiken Gehalten idealifiert fah. Doch Schönheit und Kunft find nicht die höchften Ziele, denen der Menfch zuflreben muß, allein die Arbeit und die opferfreudige Tat für andere ifl des Menfchen Glück. Diefe ift der Weisheit letzter Schluß in demLebenswerk »Faufl«, jenes Menfchen, der nach unzähligen Verlockungen und Verführungen Mephiftos durch feinen Cha rakter doch hegt. Denn jedes Menfchen Glück ruht in ihm felbfl. Nicht Künfte, Religionen, fondern nur der flahlharte Wille und die ent- fchloffene Tatkraft fichern dem Menfchen fein Glück. Diefe großen und einfachen Gedanken leuchten einer zum Befreiungskampf entfchlof- fenen Arbeiterfchaft auch heute voran, fofern fie hegen will. Mehr noch als Goethe vermag aber Schiller, der fchon durch fein fchweres Lebensfchickfal dem Proletariat näherfleht, der Arbeiterfchaft als zielweifender Dichter zu gelten. Das bezeugt am meiden Schillers Jugenddrama »Die Räuber«, das mit hinreißender Macht, im gewaltigen Schwung vorführt, wie ein einzelner, Karl Moor, gegen die verfumpften Gefellfchaftsverhältniffe feiner Zeit anrennt, um der gefchändeten Natur und den Bedrückten zu ihrem Recht zu verhelfen. Trotz aller pfychologifchen Schwächen und Un- wahrfcheinlichkeiten wird diefes Stück wegen feiner Kampfbegeiflerung und der Glut feiner Anklagen noch heute auf eine fozial tiefgefchich- tete Menfchenklaffe feine Wirkung nicht ver fehlen. Auch Schillers »Fiesko« ifl ein Befreier aus Tyrannenjoch, der trotz feines Abflieges ins Verbrechertum wegen feiner Freiheitsliebe unfereHerzen erobert. Schiller, der in der Schau bühne eine moralifche Anflalt fah, fchuf darauf ein ganz von fozialer Tendenz erfülltes Drama »Kabale und Liebe«, in dem fittliche Verkom menheit mit flammenden Worten gegeißelt wird. Die Untertanen, die Sklaven und Spielball der Launen und Lüfte vonTyrannen find, treten in erfchütternder Lebenswahrheit vor uns, bis in die kleinften Züge ihres Wefens fcharf be obachtet. Stehen die »Räuber« und »Kabale und Liebe« derZeit noch ganz verneinend gegenüber, fo fpricht der Dichter in »Don Carlos« zum erften Male die großen Gedanken eines künftigen Staates aus: Freiheit und Menfchtum vereinigt find das Ideal der Zukunft. Noch einen großen Dramatiker, der aus der Romantik hervorging, brachte die Zeit hervor: Heinrich von Kleift, der dem beften Luftfpiel deutfcherLiteratur»Der zerbrochene Krug« eine Tragödie »Penthefilea« folgen ließ und in der »Hermannsfchlacht« und im »Prinzen von Hom burg« Probleme der Zeit in fchönem Idealismus, voll gewaltigerSprachkraft und in unerfchütter- lichem Glauben an die Zukunft geftaltete. Die Bedeutung der auf Goethe, Schiller und Kleift folgenden Dramatiker ift nur nodi eine epigo nale. Wir denken dabei vornehmlich an Grill parzer und Uhland. Wie ein Riefe unter Zwergen ragt dann noch einmal eine Dichtergeftalt auf, einer, der klaffifche Luft, Ewigkeitshauch und Unfterblichkeit atmete: Friedrich Hebbel. Hebbel, der fich Goethes Auffaffung, daß die Kunft Selbftzweck fein müffe, zu eigen gemacht hatte, gibt die ergreifendfte Tragödie in feinem von Elend erfüllten Lebensfchickfal. In feinen Dramen gerät das Individuum durch einen einzelnen Charakterzug feines Wefens in fchärfften Konflikt mit den allgemeinen Sitten- gefetzen der Menfchheit. An folchem Wider- fpruch zerbricht »Judith«, als fie im Augenblick der Vereinigung beider Gefchlechter den Mann erobern will, aber von plötzlich erwachter Sinn lichkeit gepackt wird. Durch Nichtachtung reli- giöfer Anfichten muß in »Gyges und fein Ring« Kandaules zugrunde gehen. So auch bereitet fich »Maria Magdalena« ihr Schickfal, als fie fich dem ungeliebten Manne hingibt. Die fittliche Forderung der Natur, die fie übertreten hat, fordert die Sühne. Wir fehen, daß die Menfchen Hebbels (auch »Agnes Bernauer«) niemals eines wahren Ver brechens belchuldigt werden können, daß ihr Untergang vielmehr begründet ift durch irgend eine Verletzung der beftehenden Weltordnung. Deswegen forderte Hebbel wie alle Dichter des klaffifchen Dramas für den Künftler, daß feine Probleme ftets nur große und gewaltige fein müßten, Handlungen, die mächtige hiftorifclie Gehalten und überragende Menfchen hervor brachten. Im Drama der Gegenwart ift diefer Satz fall in fein Gegenteil umgefetzt worden, wie man fpäter aus einer Betrachtung über das moderne Drama erfehen wird. Johannes Schönherr (Leipzig)
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