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Das Schiff
- Bandzählung
- 1927
- Erscheinungsdatum
- 1927
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-24.1927
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192700006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19270000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19270000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 10, Oktober
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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MUSEUM DER STIMMEN Papyrosrollen, die auf Jahrtaufende zurück- blicken, vermitteln dem Gelehrten von heute und durch ihn der jetzt lebenden Generation die Kenntnis längft verfchwundener Kulturen. Bei ihrer Kenntnis ift es möglich, das Leben und Treiben untergegangener Gefchlechter rekon- ftruktiv wieder vorzuftellen. So bilden die alten Rollen Dokumente von unmeßbarem wiffen- fchaftlichem und kulturhiftorifchem Wert. Sie laffen aber auch die Frage auftauchen, was von unferer fchnellebigen Zeit auf die fpäteren Jahrhunderte etwa überkommen wird. DieGe- ruhfamkeit der Alten ift uns fremd geworden. An die Stelle forgfamer und fall unverlöfchbarer Bilderfchrift trat die Maffenproduktion der Ro- tationsmafchinen. Das Zeitalter der Technik bringt immer rafenderes Tempo in der Ent wicklung. Noch ift es kein Jahrhundert her, daß die erften Telegraphen für die öffentliche Be nutzung in Deutfchland freigegeben wurden — und fchon hängt heute jeder zweite Menfch am Hörer des Radio. Die Daguerrotvpie ift durch die Flimmerftreifen der Filmproduktion fall um Jahrtaufende zurückgeworfen. Daneben tritt nach der telegraphifchen die drahtlos-telepho- nifche Bildübertragung ihren Siegeszug an. Nur phantafiebegabte Mitbürger können fich eine vage Vorftellung davon machen, was etwa in fünfzig weiteren Jahren noch an Überrafchen- dem auf die Menfchheit einzuftürmen vermöge. In folcher Haft täglicher Ereigniffe fucht die Buchdruckerkunft in Gemeinfchaft mit der Pho tographie vieles auf unvergänglichem Papier feftzuhalten, was für die Gegenwart befonders charakteriftifch ift. Spätere Forfcher und Lern- befliffene werden ficher mehr an Quellenmate rial über diefe Zeitepoche vorfinden, als wir es über vergangene Perioden der Menfchheits- gefchichte haben. Befonders über den Menfchen felbft, über fein Treiben, fein Streben, feinen Kulturzuftand, vor allem über feine Sprache haben wir aus der Vergangenheit immer nur fehr befcheidene Zeugniffe. Jeder kennt die Ge- fchichte vom Demofthenes, dem griechifchen Redner, der trotz feines Sprachfehlers fo lange gegen das Toben des Meeres anfchrie, bis er die volle Beherrfchung der Sprache gewonnen hatte. Was weiß man fonft von ihm, außer dem mehr oder weniger beftimmten Inhalt der Reden, durch die er fpäter den Ruhm feines Volkes mehrte? Weiß man heute überhaupt, wie die Sprache der altenGriechen oder Lateiner lautete? Dies im wörtlichen Sinne gemeint. Die Dozenten der alten Spradien find fich durchaus nicht einig über ihren Lautcharakter. Wie aber fleht es in der Jetztzeit? Hunderte von Völkern undVolksftämmen, die den Alten völlig unbekannt waren, find nun in den Kulturkreis eingetreten, den der europäifche Expanfions- drang zog. Je genauer man hinfieht, defto mehr Differenzierungen findet man fogar innerhalb einer Volksgemeinfchaft, die nach außen als ein Gefchloffenes erfcheint. Auch diefe Entwick lung nach außen und nach innen ift keineswegs beendet. Ihre Straße zu verfolgen, ihre Etappen- ftationen für Gegenwart und Zukunft feftzu halten, daran ift Wiffenfchaft und Technik heute in gleichem Maße intereffiert. Auf diefem für die Nurpraktiker fcheinbar fehr abfeitigen Gebiete gibt es manche gute Spezial- leiftung. Eine befondere Betrachtung verdient unter ihnen das Mufeum der Stimmen (Laut bibliothek),das derPreußifchenStaatsbibliothek in Berlin angegliedert ift. Es verdankt feine Ent- ftehung und fein Wachstum der Initiative feines Leiters Profeffor Wilhelm Doegen. Diefer, Phi- lolog von Beruf, hat fchon in jungen Jahren die Bedeutung der »fprechenden Platte«, des Grammophons, für den Sprachenunterricht er kannt und in feinem Kreife zu fördern gefucht. Mit derZeit aberwuchs ihm die Erkenntnis, daß man mit technifch verbefferten Platten nicht nur Unterrichts-, fondern auch kulturelle Sammel- zwecke verfolgen könne. Er begann deshalb über die Herftellung unvergänglicher Platten nachzu denken und ihrem Verwendungszweck immer weitere Kreife zu ziehen. Außere Gelegenheit, diefem Streben einen ganz neuen Anftoß zu geben, bot ihm der Weltkrieg. Aus allen Weltteilen ftrömten in den Kriegs gefangenenlagern Deutfchlands die bunteften Völkermifchungen zufammen: aus dem Innern Aliens, aus dem fernften Often, aus Afrika, Auftralien, Amerika, nicht zuletzt aus fall jedem Winkel Europas. So verfchiedendieVolkstypen, fo bunt geartet die Sprachen. Sie für die Wiffen fchaft und Sammlung nutzbar zu machen, war ein glücklicher Gedanke. Diefer, erft einmal ge dacht, war allerdings nicht fo leicht in die Wirk lichkeit umzufetzen. Es bedurfte mehr als einer
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