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Das Schiff
- Bandzählung
- 1927
- Erscheinungsdatum
- 1927
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-24.1927
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192700006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19270000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19270000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 10, Oktober
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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Konferenz, mehr als einer Denkfchrift, bis end lich diezuftändigenlnftanzen ihre Genehmigung gaben, bis Kriegs- und Kultusminifterium außer ihrem »Ja« auch die nötigen fonftigen Unter- ftützungen zur Verfügung hellten. Aber fchließlich ift es gelungen. Ein ganzer Stab von fprachwiffenfchaftlichen Kapazitäten hat gemeinfam daran gearbeitet, von den verfchie- denften Völkern die Sprache in charakterifti- fchen Einzelheiten feftzuhalten. Zunächft das gefprochene Wort auf den Lautplatten, dann den Text des Gefprochenen oder Gehangenen in Antiquafchreibfdirift und fchließlich den gleichenTextnach beftimmten Regeln in phone- tifcher Ausfprachebezeidinung. Daneben wur den dieTypenderVölkerflämmephotographifch feflgehalten und außerdem noch ihre charakte- riflifchen Merkmale durch befondere Schädel- meffungen zu fixieren verflicht. So hat fich in der Lautbibliothek ein ganzeigen- artigeskulturhiftorifchesMaterialangefammelt, das in feiner Bedeutung kaum gefchätzt wer den kann. Für Unterrichtszwecke werden die Volkstypen wie die Sprach- oder Mufikproben in Lichtbildern vorgeführt.Daneben ertönt von der Walze das gefprodiene Wort oder der Sang in fremden Idiomen, aber in vollendeter Klarheit und Deutlichkeit der Ausfpradie. Eine eigne Erfindung Doegens unterftützt den Zweck: Lautftopper, auf diefem Gebiete unge fähr das, was die Zeitlupe beim Photographieren ift. Der Lauthalter fixt einen befondern Ton, der fich dem Ohr einprägen foll, und läßt ihn beliebig lange erklingen. Man denke an den franzöfifchen Nafallaut, der dem deutfchen Anfänger beim Sprachelernen befondere Mühe macht. Er kann mittels des Lauthalters oder -ftoppers fo lange und fo oft dem Lernenden vorgetragen werden, bis ein Verwedifeln nidit mehr möglich ift. Nicht weniger als250verfchiedeneVolksftämme der Erde haben fich in dem Lautmufeum Berlin ein Stelldidiein gegeben: Briten, Schotten, Wal- lifer, Flamen und Wallonen, Franzofen, Basken, Bretonen, Kreolen, Italiener aller Stämme, Serben, Ukrainer, Groß- und W eißruffen, J uden, Ellen, Litauer, Finnen, Nordwinen, Tfchere- miffen,WotjakenundOftjaken,Kofaken,Bafch- kiren, Kaukafier, Armenier, Mongolen, J apaner, Anamiten, Malaien, Hindus, Gurkhas, Sikhs, Afghanen und Beludfchen, dazu die mannig fachen Völker aus Afrika. Von ihnen allen wurden Aufnahmen in der Art hergeftellt, wie wir fie eben gefdiildert haben. Nichtweniger als 1651 folcher Lautaufnahmen zählt das Inftitut allein aus den Gefangenenlagern Deutfchlands! Grammophonplatten find nun freilich nichts Neues, aber was die Lautbibliothek bringt, ift nicht mit Grammophonplatten zu verwechfeln. Dort werden die Lautaufnahmen auf ftark ver nickelte Kupferplatten übertragen, die fo gut wie unvergänglich find und deshalb in die Jahrhun derte, wenn nicht Jahrtaufende dauern dürften. Wenn unfre heutige Sprache infolge ihrer innern Wandlungen von unfern Nachfahren nur fo wenig noch verbanden wird, wie etwa die Sprache desNibelungenliedes von den Heutigen, dann werden diefe Dauerplatten der Lautbiblio thek die Sprache des 20. Jahrhunderts wieder hervorzaubern, Staunen und Verwunderung bei den Hörern wecken. DasTätigkeitsfeldderSammlungiftjedochnicht nur auf Sprachproben aus allen Weltteilen be- fchränkt. Ein nicht minder vornehmes Kultur werk verrichtet fie durch das Fefthalten der Stimmen hervorragender Mitlebender. Wenn eines Tags das fünfzig-oder hundertjährige Be- ftehen der deutfchen Republik gefeiert wird,wird man in deutfchen Ländern das Weimarer Treu gelöbnis desErften Präfidenten diefer Republik Friedrich Ebert in feiner eignen Stimme wieder hören können. Alle Größen diefer Zeit, fei es unter den Politikern oder Wiffenfchaftlern und Künftlern, werden in ihrer charakteriftifchen Sprechweife, mit ihrem befondern Stimmklang für die Gefchichte feftgehalten. Was das für die Zukunft bedeutet, ift heute nur zu ahnen. Wir brauchen nur daran zu denken, daß Männerwie Fichte und Stein fo wenig aus der deutfchen Gefchichte fortzudenken find, wie etwa Bismarck und Eugen Richter, Bebel und Windthorft.Von ihnen und zahlreichen anderen Größen haben wir Bildniffe und Schriftftiicke, Reden und Bücher. Aber das Unmittelbare fehlt, das im Klang der Stimme und durch das gefprochene Wort auf den Hörer wirkt. Die Erfindung des Grammophons, die Verbefferung der Platten- herftellung und ihre im wahrften Wortfinne großartige Ausnutzung im Lautmufeum zu Ber lin bieten die Sicherheit, daß der Stimmenklang der heutigen Führenden nicht verweht wird. Damit öffnen fich kulturhiftorifcbe Ausblicke voneinerWeite, daß kaum einer ihrenEndpunkt ZU erfaffen vermag. Franz Kliihs, Berlin
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