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Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 23.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-23.1926
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-192600008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19260000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19260000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 1, Januar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
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Inhaltsverzeichnis
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- Typographische Mitteilungen
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OTTO SCHEINER/MÜNCHEN DIE S PEIS E KA RTE EINE KRITISCHE BETRACHTUNG Der Appetit kommt beim Effen, wenigftens geht es allen Menfchen fo, die über gefunde Ver dauungsorgane verfügen, und deren Magen fich gleich bemerkbar macht, fobald Ge zufehen, wie andre Menfchen Gch’s gut fchmecken laffen. Dies trifft felbftredend nur in jenen Gaftftätten zu, deren Einrichtungen zum Befuche einladen. Nicht immer ift es ein gedeckter Tifch. Ein fauber gefcheuerterTifch mit blankemEßgefchirr wirkt ftets appetitlicher als eine Tifchdecke, die gleich- fam als »Speifekarte mit Rüdeblick« oder als »Wochenrundfchau« dient. Unwillkürlich greift die Hand zur Speifekarte (in den Geh beffer dünkenden Gaftftätten »Menükarte« genannt), die, wenn Ge gefchmackvoll hergeftellt ift, zur Steigerung des Appetits nicht wenig beiträgt. Man vertieft Geh in die Karte, findet aber nichts Mundendes, weil der Geldbeutel es nicht er laubt. Ja, fo ein »lukullifches Mahl« verlangt halt feine Opfer. Das Wort »lukullifch«, auf deutfeh »fchwelge- rifch«, erinnert an den römifchen Feldherrn Lucius Licinius Lucullus, der um 57 v. Chr. ftarb, 74 bis 67 v. Chr. den Krieg in KleinaGen führte, dann nach Rom zurückkehrte und Geh vor nehmem Lebensgenuffe hingab und eine folche Pracht entfaltete, daß die nachfolgende Zeit üppige Gaftmähler mit feinem Namen in Ver bindung brachte. Doch nicht von den alltäglichen Speifekarten, wie Ge häuGg in den Gaftlokalen ausliegen und zugleich als Reklame irgendeiner Sekt- oder Weinhandlung, einer Mineralwafferverfand- ftelle oder Zigarettenfabrik dienen, auch nicht von jenen, die in hohen Auflagen gedruckt und in den Schreibwarengefchäften zu haben Gnd, auf die ein Pikkolo mit nicht immer fchwung- voller Schrift oder ein Tippfräulein mit der Schreibmafchine die Tagesleiftung des Küchen chefs oder der Köchin einfügt, foll hier die Rede fein (obgleich auch diefe Art von Karten es ver dienten, einmal unter die Lupe genommen zu werden), fondem von jenen Speifekarten, die aus irgendeinem Grunde, fei es eine Hochzeit, ein Kongreß ufw., ihre Entftehung verdanken. Da bei folchen Veranftaltungen die Zufammen- ftellung der Speifen gewöhnlich im letzten Augenblick erfolgt, wandern diefe Speifekarten meift als Schnellfchüffe in die Drucktempel. Und doch: es ift eine fchöne Aufgabe für den Setzer, befonders wenn er in der Aufmachung Ellbogenfreiheit hat. Hier bieten Geh Möglich keiten, die der Beachtung wohl wert Gnd. Er kann die Karten froh und heiter, ulkig oder emft geftalten, je nachdem es der Charakter diefer Begebenheiten erlaubt; er kann Ge ferner den örtlichen Verhältniffen und der Jahreszeit entfprechend aufmadien, fo daß Ge als wirk liche typographifche Schmuckftücke die Feft- tafel zieren. In den großem Druckereien flehen dem Setzer gewöhnlich eine Unmenge von Vignetten zur Verfügung, die auf Speifen Bezug haben; aber wie es der Teufel oft will: es ift nichts Paffendes zur Hand; entweder harmonieren die Vignetten nicht mit der Schrift, Ge Gnd vielleicht zu groß oder zu klein, oder Ge haben mit den dar gebotenen Speifen nichts gemein und Gnd fehr oft fo abgenützt oder fo alltäglich, daß einem der Appetit vergeht, Ge zu verwenden. Es ift ja nicht immer notwendig, daß eine Vignette die Speifekarte fchmückt; eine Speifekarte ohne Vignette, auf der die Zeilen gefchickt über die Papierfläche verteilt Gnd, vor allen Dingen gut ausgeglichen, wirkt ftets vornehm und gefällig, besonders wenn Ge auf einem gut gewählten Papier mit wenigen Druckfarben hergeftellt wird. Zu bemerken ift jedoch, daß hierzu nur folche Schriften verwendet werden dürfen, die dem Auge angenehm, gleichfam leicht zu ver dauen Gnd. Man denke daran, daß bei feftlichen Gelagen feiten Speifen auf die Tafel kommen, die fchwer im Magen liegen, und wenn doch, dann Gnd Ge jedenfalls nicht allzu reichlich vor handen. Der verftändige Setzer weiß, was da mit gefagt fein foll. Wirkungsvoll, doch nicht überall angebracht, Gnd oft Darftellungen, die aus Linien und kleine rem Schmuck gefchickt zufammengeftellt Gnd. Wie dies zuwege gebracht werden kann, und wie überhaupt das oben Gefagte zu Recht be- fteht, davon einige Beifpiele, die, wenn Ge beffer gemacht werden, dem Verfertiger zu Lob und Preis verhelfen mögen. Man trachte danach, mit zwei, im höchften Falle drei Schriftgraden auszukommen; denn: Viele Köche verderben
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